Beiträge von Lahiko

    "Ich?!", kreischte Lahiko auf, als die Lichtalbin ihn als Kellner titulierte und überlegte einen Augenblick, beleidigt zu sein. Dann aber entschied er sich für eine Erklärung: "Ich bitte Euch, ich bin freiberuflicher Mitarbeiter der oberen Etage. Für die Arbeit als Schankbursche oder Reinigungsfachkraft bin ich bei weitem überqualifiziert und sie ist auch nicht Bestandteil meines Vertrages. Shocai war der Einzige Kellner und die einzige Putze hier. Die Arbeit ist nicht sehr beliebt, wisst Ihr? Außerdem bin ich verletzt. Aber vielleicht habt Ihr ja Interesse an einem Angestelltenverhältniss mit Herrn Zott." Er klimperte mit den nicht vorhandenenen Wimpern und fragte sich nebenbei, warum die beiden Waldalbinnen, die ihn verarzten wollten, ihn plötzlich nicht mehr bedauerten. So strengte er sich an, bis eine einzelne Träne über seine Pausbacke kullerte und seufzte ein leises: "Ach!"

    Lahiko guckte mit großen Augen in das Gesicht der Albin, die ihn noch immer in den Armen hielt und nun anbot, seine Hände zu versorgen, bis jemand sich um die nicht vorhandenen Brüche kümmern würde, die er erfunden hatte, um sich bedauern und beachten zu lassen.


    "Ich werde tapfer sein", sprach er und tat, als müsse er sich eine Träne verkneifen, während Shocai zu seiner großen Freude nach Strich und Faden vermöbelt wurde. Als dieser jedoch nur noch als schlaffer Korpus von der Faust des Gargoyles hinabhing, wurde Lahiko mulmig. Der Mann hatte Shocai doch hoffentlich nicht totgeschlagen? Doch bevor er das überprüfen konnte, galt es, sich weiter von den zwei holden Maiden versorgen zu lassen. So lange würde Shocai auch noch durchhalten und wenn er wider Erwarten doch verstorben war, konnte Lahiko ohnehin nichts mehr tun.

    Die holde Maid fing ihn galant auf. Lahiko öffnete ein Auge und erblickte ihr besorgtes Antlitz, als sie sich erkundigte, ob ihm etwas geschehen sei. Das Auge drehte sich seitwärts, wo eine zweite Albin sich um den verlorengegangenen Stab der ersten kümmerte. Heute war sein Glückstag!


    "Leider ja", schniefte er. "Meine Handgelenke sind vermutlich gebrochen, so wie dieser Grobian zugepackt hat! Seht nur!" Er hob seine schlaff herunterhängenden Patschhändchen in die Höhe und zog ein so trauriges Gesicht, dass es ein Wunder war, dass die Kerzen nicht vor lauter Mitleid ausgingen und schmolzen.

    Shocai starrte den Menschen mit offenem Mund an. Lahiko könnte förmlich sehen, wie die Zahnrädchen hinter seiner Stirn ratterten. Der stolze Sandjäger wurde von einem schwächlichen Menschen festgehallten und bedroht.


    Lahiko nutzte die Gelegenheit, seine unmuskulösen Arme mit einer Drehung aus dem Griff zu ziehen, um sich sogleich den Handrücken gegen die Stirn zu patschen, die Augen zu verleiern und schluchzend durch den Raum zu torkeln. Unter lautem "Weh mir!" und "Aaaach!" bewegte er sich fort von dem garstigen Sandjäger. Dabei vollführte er mehrere theatralische Pirouetten. Er tat, als würde er bewusstlos werden und ließ sich zufällig genau in die Arme der Waldalbin fallen, die da zusammen mit einem Hauch von Nebel die Taverne betreten hatte.

    "Shooociii", flötete Lahiko und machte eine vielsagende Augenbewegung in Richtung der Lichtalbin und dann noch eine in Richtung der Waldalbin, die neu hinzugekommen war. Weder um die eine, noch um die andere hatte der sich bislang gekümmert.


    Shocai aber rannte mit vor lauter Hetzerei dunkelgrauem Kopf an beiden vorbei. Natürlich bediente er zuerst jene Gäste, die am lautesten nörgelten und drohten, am unangenehmsten zu werden, anstatt in der korrekten Reihenfolge die Bestellungen aufzunehmen und abzuarbeiten. Unaufdringliche, sich in höflicher Zurückhaltung übende Gäste, ignorierte er bei vollem Hause manchmal so lange, bis sie von allein wieder gingen und er ihnen dann verzweifelt nach draußen folgte und ihnen irgendeine Entschuldigung hinterherrief, in der Hoffnung, sie würden sich nicht bei seinem Chef über ihn beschweren, während im Hintergrund irgendwelche Orks drohten, ihm den Schädel zu zerquetschen. Der Kerl hatte einfach noch nicht verstanden, wie das mit dem Trinkgeld funktionierte.


    Lahiko seufzte theatralisch, als Shocai auch seinen Hinweis ignorierte und vor lauter Hektik einen Bierkrug herunterfallen ließ, dessen Überreste er nun zu allem Überfluss auch noch beseitigen musste. Der Giftstachler fläzte die ganze Zeit faul an der Bar, trommelte mit einem Finger auf dem Tresen oder betrachtete die Maserung des Holzes. "Bitte denke doch bei Gelegenheit auch an meinen Cocktail", erinnerte er den Sandjäger, der gerade die Scherben zusammenkehrte. "Ich habe da gerade eine Spezialmischung im Kopf. Den regulären Kram trinkt man sich ja irgendwann über. Oh, und gestatte mir bitte den Hinweis, dass man den Shezemkuss mit Wasserminze dekoriert und nicht mit Zitronenmelisse."


    An diesem Punkt warf Shocai ihm das biergetränkte Geschirrtuch ins Gesicht. Er packte den Giftstachler an seinen Speckärmchen und starrte ihn dermaßen wütend an, dass Lahiko sich alle Stachelflossen gleichzeitig aufstellten und er aussah wie ein riesiger bunter Schmetterling.


    "Ich fress dich auf!" brüllte Shocai und zeigte alle drei Zahnreihen.
    "Ich fress dich und die ganzen beschissenen Gäste auf!"


    Er schüttelte Lahiko derart durch, dass dessen Muschelketten rasselten. An einem Tisch wurde prompt eine Wette abgeschlossen, ob Shocai es wirklich tun würde.


    "Hilfe", piepste Lahiko und fing an zu heulen.

    Als hätte er eine heilige Reliquie erhalten, betrachteten Lahiko und Shocai beide andächtig den kleinen Geldberg in den Händen des Giftstachlers, der im Kerzenlicht glitzerte und funkelte wie ein Schatz. Lahiko fiel auf, dass er keine Kleidung besaß, in welcher er die Summe hätte verstauen können und reichte Shocai das Häuflein, der es in seiner Gürteltasche verschwinden ließ. "Trag es nicht zu lange mit dir herum", sagte Lahiko leise.
    Er warf einen Seitenblick zu den beiden Orks, die nach ihrer Prügelei noch immer am Boden lagen und sich seit geraumer Zeit nicht mehr rührten. Niemand hatte es gewagt, ihnen zu helfen oder sie wenigstens davonzuschleifen, mit Ausnahme des Ghuls, dem sichtbar das Wasser im Maul zusammenlief, der aber gerade leider von einer gesprächigen Fee in seinem Treiben aufgehalten wurde.
    "Ja", erwiderte Shocai nur.


    "Wenn Ihr mir nun bitte folgen würdet", sprach Lahiko zum Goblin und ging voran. Sie gingen die Treppe zum Freudenhaus hinaus, durchquerten einen mit dickem, weichen Teppich ausgelegten Gang, nur um auf der anderen Seite eine andere Treppe wieder hinabzugehen. Der Teppich endete und die Stufen bestanden aus grünem Marmor mit glitzernden Eiseneinschlüssen und weißer Maserung. Lahiko öffnete mit einem Zweitschlüssel die aus weißem Elfenbein geschnitzte Tür zu einer unterirdische Grotte. Er öffnete sie für den Gast, ohne selbst einzutreten oder hineinzuschauen. Sie war beleuchtet von grünen Kristallen.
    "Diese Kristalle sind einer alchimistischen Behandlung unterzogen worden", erklärte Lahiko. "Ist es nicht wunderschön hier?" Man sah ihm an, dass er am liebsten selbst hineingegangen wäre.
    Die Grotte sah sehr gepflegt aus, die hatte nichts von einer muffigen Höhle und abgesehen von dem aus dem rohen Fels gehauenen Stein des Deckengewölbes und der Wände war der Boden überall mit polierten grünen Marmorplatten belegt. Die Luft roch angenehm frisch, war aber nicht kalt, sondern warm. Ein klarer unterirdischer Bach plätscherte aus einem Wasserfall mehrere Stufen hinab in einen kleinen Teich, dieser wurde von den Kristallen unter Wasser beleuchtet. Das auf diese Weise scheinbar aus eigener Kraft leuchtende Wasser hatte etwas Geheimnisvolles an sich und es dampfte warm wie eine Badewanne. Feiner Nebel kroch über die Oberfläche. Mitten darin lag die Goblinfrau Flix, die Arme nach hinten auf den Rand gelegt und lächelte.
    "Wünsche einen angenehmen Aufenthalt", sagte Lahiko mit einer Verneigung und zog sich zurück.


    Als er in den Schankraum zurückkehrte, hatte Shocai ihm in weiser Voraussicht einen Cocktail hingestellt. Beim Kosten stellte Lahiko fest, dass er alkoholfrei war, nur aus Säften gefertigt, die so übereinander lagen, dass sie bunte Streifen im Glas bildeten. Er schmeckte trotzdem sehr gut. Dann musste er heulen.

    Lahiko lauschte aufmerksam. "Um ehrlich zu sein", sagte er, noch immer lächelnd, "hat meine kleine Geste gar nicht auf den unglücklichen Shocai abgezielt. Ich wollte lediglich nicht, dass er einem vermeintlichen Geizhals auch noch den Weg zum Grünen Salon zeigt. Eine kleine Strafe dafür, dass Ihr mich stundenlang habt verhandeln lassen, nur, damit ich am Ende leer ausgehe und mir die Kundschaft davonläuft, hätte schließlich sein gemusst, wenn Ihr mir nicht einmal ein Trinkgeld gegeben hättet. Aber Euer neuer Vorschlag hört sich reizvoll an. Abgemacht." Er drückte Jeelen einen Schmatz auf die Wange und wand sich unter dessen Arm hervor, um davonzugehen.


    Shocai verschluckte sich vor Schreck und mixte hastig ein neues Getränk. Er gab extra viele Teichlinsen hinein und schob es dem Goblin hin.
    "Geht aufs Haus", murmelte er und blickte sich um, ob Lahiko schon zurückkam. "Der kann nichts dafür, der ist so aus dem Laich geschlüpft", sagte er leise. Er räusperte sich. "Ich glaube, Lahiko hatte sich gut dabei gefühlt, dass du ihn für eine wichtige Person hier im Haus gehalten hast. Darum wollte er dir nicht auf die Nase binden, dass er selber nur ein kleiner Scheißer ist. Manchmal hat er am Ende sogar weniger raus als ich. Shezem sind nicht jedermanns Sache. Vor allem nicht ... solche."


    Lahiko kehrte wieder mit dem Handelstaler und reichte ihn Shocai in einer großzügigen Geste zwischen den Fingerspitzen.
    "Nichts für ungut, Großer?"
    "Nichts für ungut."
    Lahiko überreichte ihm feierlich die einzelne Münze, griff einen Wurm aus einer Schüssel und schlürfte ihn mit spitzem Mund im Ganzen hinunter. Dann wandte sich wieder dem Goblin zu. "Wir sind im Geschäft. Sobald Ihr die Anzahlung geleistet habt, werde ich Euch in unser Allerheiligstes führen. Flix weiß bereits Bescheid und wartet schon sehnsüchtig."

    Lahiko


    :punkt: Kurzinfo


      Name: Lahiko
      Volk: Shezem (Giftstachler)
      Fraktion: Freie Völker
      Alter: 41
      Größe: eher klein
      Statur: weich und unmuskulös
      Beruf: Tänzer, Personal des Freudenhauses in Noldils Sündentempel
      Herkunft: Coralys
      Derzeitiger Wohnort: Obenza
      Familienstand: ledig
      Sprachen: Asameisch (Muttersprache), Rakshanisch (fließend, doch mit Akzent)



    :punkt: Aussehen


      Lahiko ist ein Giftstachler mit Merkmalen des Rotfeuerfischs. Seine Haut ist glatt und sowohl in Shezemgestalt als auch in Landwandlergestalt rot-weiß-gestreift, wobei die Bauchseite komplett weiß ist. Seine Augen sind von einem intensiven Rubinrot. Auf den Schulterblättern besitzt er zwei große Flossenfächer, die wie Hände mit zu vielen Fingern wirken. An den Spitzen der beiden größten Hartstrahlen befinden sich Giftstacheln, ebenso wie an den Spitzen des auffälligen Flossenkammes, der von seiner Stirn aus über den Kopf und seinen gesamten Rücken verläuft. Lahiko trägt nur selten Kleidung, meist beschränkt sie sich auf bunten Schmuck, den er um den Hals, die Hand- und Fußgelenke sowie um den Schwanz trägt.


      Auf den ersten Blick ist bei Lahiko nicht gleich ersichtlich, ob es sich bei ihm um einen Mann oder eine Frau handelt. Auch seine Stimme und Körpersprache sind nicht eindeutig zuzuordnen. Seine Schultern sind nur geringfügig breiter als seine gerundeten Hüften und er hat eine ausgeprägte Taille. Sein gesamter Körper wirkt weich und unmuskulös, lediglich seine Hände sind eindeutig die eines Mannes. Seine Körpersprache wirkt als eine seiner Marotten manchmal übertrieben feminin. Nicht jeder ist davon begeistert, manch einer fühlt sich deswegen von ihm belästigt.



    :punkt: Charakter und Mentalität


      Von Natur aus ist der Giftstachler ein rechter Faulpelz. Er lässt gern andere für sich arbeiten und tut selbst nur das, was unbedingt nötig ist. Arbeitgeber haben wenig Freude an ihm, da er beständig angetrieben werden muss. Lahiko neigt zur Selbstdarstellung seines Körpers und seiner tänzerischen Fähigkeiten, weshalb er mitunter arrogant wirken kann, obwohl er dies eigentlich nicht ist. Er genießt lediglich die Aufmerksamkeit und, wann immer möglich, die damit einhergehende Bewunderung.


      Er ist eine optimistische Frohnatur und hat fast immer ein Lächeln im Gesicht. Streitereien geht Lahiko so gut es möglich ist aus dem Weg. Als Giftstachler ist er nicht offensiv, ihm mangelt es jedoch vollständig an einem natürlichen Fluchtreflex. Bei Gefahr verspürt er so gut wie keine Angst, sondern verlässt sich völlig auf seine Giftstacheln. Bevor es so weit kommt, dass er diese einsetzen muss, versucht er Konflikte immer verbal zu lösen. Jedoch neigt er manchmal zu Zickigkeit und wird dann spitzfindig und frech. Insbesondere mit Beleidigungen kann er nicht gut umgehen und beleidigt fühlt er sich schnell.


      Lahiko ist pansexuell, er unterscheidet nicht zwischen den Geschlechtern oder Geschlechtsidentitäten bei der Partnerwahl, sondern ist für alles offen, so lange die Chemie stimmt. Er selbst fühlt sich trotz seiner femininen Anwandlungen als vollwertiger Mann. Jedoch macht es ihm manchmal Spaß, sein Gegenüber zu verwirren und sich als Frau auszugeben, etwas, das ihm leicht fällt. Seine Bevorzugte Wahl sind ältere Damen und homosexuelle Männer.


      Als erklärter Genießer und Lebemann ist Noldil Lahikos liebste Gottheit. Er fühlt sich ihr verbunden und führt mitunter an sie gerichtete Selbstgespräche, die wohl als eine Art Beten durchgehen könnten.



    :punkt: Fähigkeiten


      Lahiko ist Tänzer mit Leib und Seele. Er liebt es, sich selbst zu inszenieren und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Auch seine Arbeit als Freudenmann im Sündentempel macht er meistens gern. Lediglich ungepflegte und grobe Kundschaft kann er nicht ausstehen. Singen gehört ebenso zu seinem Repertoire wie das Tanzen und er kann auf einigen Instrumenten musizieren, wie der Harfe und dem Muschelhorn, ohne jedoch Noten lesen zu können. Er beherrscht, wie alle Shezem, Wassermagie, ist darin jedoch nicht übermäßig gut, sondern betrachtet sie lediglich als Spielerei.



    :punkt: Stärken und Schwächen


      + redegewandt
      + aufgeschlossen
      + guter Tänzer
      + kann singen und musizieren
      + Giftstacheln


      - ausgesprochen faul
      - keinerlei kämpferische Fähigkeiten
      - keinerlei handwerkliche Fähigkeiten
      - mitunter anstrengende Art und Weise
      - merkt nicht immer, wenn Leute sich von ihm belästigt fühlen



    :punkt: Reiserucksack


      Lahiko besitzt eine aus einem Fischernetz gebaute Umhängetasche, in der verschiedene Ketten, Armbänder und anderer Schmuck zu finden ist, sowie ein dünnes, äußerst buntes Gewandt aus Stoff, welches er trägt, wenn er an Land unter die Leute geht. Es handelt sich dabei um einen kurzen Kimono und eine weite Hose.



    :punkt: Lebenslauf


    Elternhaus & Kindheit


      Lahiko vebrachte seine Kindheit unbeschwert und wohlbehütet im zentralen Krater des Atolls, welches Coralys bildet.



    Das Erwachsenwerden


      Er lebte so, wie man es von einem Giftstachler erwarten würde: Als er älter wurde, unternahm er die ersten Streifzüge außerhalb des Atolls, ohne sich von diesem jedoch allzu sehr zu entfernen, wo er Muscheln, Schnecken, Krebse und anderes Getier sammelte, um es zu verzehren oder sich Schmuck daraus zu bauen. Er liebte die Tänze zur Warmwasserzeit und war einer von denen, die sich am innigsten im Tanze wiegten. Jedoch war er auch jemand, der sich sehr schnell langweilte. Er begann, die Umgebung abseits des Atolls zu erkunden und sich immer weiter von Coralys zu entfernen. Er lernte zu dieser Zeit auch einen Sandjäger namens Shocai kennen, mit dem er sich anfreundete, ehe dieser wieder allein seiner Wege zog. Sandjäger suchen eher die Einsamkeit als die Gesellschaft, so dass er Lahiko wieder verließ, ohne dass ihre Freundschaft davon getrübt wurde.


      Lahiko nahm daher einen anderen Weg. Bald entdeckte er die ersten Schiffe des Rabenstammes, die er zunächst für Wale hielt und interessiert verfolgte. Von Oben fielen leckere Speisen ins Meer, die er fing und zu sich nahm, was ihm einen weiteren Grund bescherte, die Schiffe längere Zeit zu begleiten. Er entfernte sich immer weiter von Coralys und selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er den Weg nach Hause nicht ohne Weiteres wieder gefunden.


      Er wusste nicht, dass diese Schiffe Piraten gehörten, die ihn Köderten und war völlig überrascht, als man ihn, als er günstig schwamm und endgültig zutraulich geworden war, mit einem Netz fing. Er spreizte reflexartig seine Stacheln und sie verhedderten sich. Um den wertvollen Fang nicht zu beschädigen, versuchten die Norkara, ihn zu beruhigen und waren sehr nett zu ihm. Vorsichtig versuchten sie, das Netz zu entfernen, ohne die Stacheln abzubrechen oder selbst gestochen zu werden. Sie verplemperten viel Zeit und waren unaufmerksam wegen des faszinierenden exotischen Fangs, der ihnen gutes Geld einbringen würde. Da es sich um eine wenig erfahrene Besatzung handelte, sorgte die Unaufmerksamkeit dafür, dass sie von einem Schlachtschiff der Handelsallianz ausfindig gemacht wurden. Die Naridier jagten sie durch das Rabenarchipel und wieder hinaus aufs Meer, Lahiko war vorerst vergessen. Er lag allein an Deck, noch immer verheddert. Die Sonne machte ihm zu schaffen und seine Haut begann auszutrocknen. Schließlich wurde das Schiff von mit Kanonen versenkt und als es sank, gelangte Lahiko zurück ins Wasser. Einer der Piraten, der besonders nett getan hatte, um ihn zu befreien, sank mit ihm und Lahiko versuchte, selbst noch zur Hälfte verheddert, ihn zu retten, da er bis zum Schluss nicht begriffen hatte, dass man ihn als Sklave hatte verkaufen wollen. Er brachte den erschöpften Mann an Land, das sich in der Ferne als Saum zeigte. Dummer Weise war dies nicht eine der Rabeninseln, sondern das verfeindete Naridien. Lahiko bekam eine dicke Belohnung und der Pirat wurde gehenkt.


      Lahiko verstand die Welt nicht mehr. Er lag da im flachen Wasser mit einem Beutel voll Handelstaler und wusste nicht, was er damit sollte und weshalb man den Mann so grob fortgebracht hatte. Aber das Schicksal wollte es, dass er in der Nähe von Obenza gelandet war, wo es viele Shezem gab, die mit den Landwandlern Geschäfte machten. So lernte Lahiko, dass auch er eine Landwandlergestalt einnehmen konnte und ließ sich von ihnen das Großstadtleben zeigen.



    Gegenwart


      Nach dem Tipp eines anderen Shezem begab er sich zu Noldils Sündentempel, wo man sich seiner annahm und wo er bis heute arbeitet. Dort traf er zu seiner Freude auch den Sandjäger Shocai wieder, der dort als Reinigungskraft sein Geld verdient. Lahiko ist recht zufrieden mit seiner Arbeit als Tänzer und Freudenbringer, da er viel Geld für wenig Anstrengung bekommt, doch hat er einige Ideen im Hinterkopf, was er alles noch in seinem Leben einmal erlebt haben möchte, so dass nicht gewiss ist, ob er immer dort bleiben wird.

    Lahiko wich nicht einen Millimeter zurück, als seine Individualdistanz so plötzlich unterschritten wurde, man seinen Schultergürtel umfasste und der Kerl ihn auch noch mit der anderen Hand in falscher Freundlichkeit am Kinn kraulte. Er blieb lächelnd in seiner lümmelnden Haltung an der Bar stehen, während er dem Goblin mit der Spitze eines Hartstrahls von einem seiner beiden Flossenfächer, die er hinter den Schultern trug, auf eine freie Stelle an dessen Genick tippte.


    "Manche behaupten, ich sei faul. Ich würde dieser Eigenschaft eher die Bezeichnung, mein Leben zu genießen, geben, doch im Grunde haben diejenigen Recht", erwiderte er freundlich und legte nun seinerseits den Arm um den schmalen Rumpf des Goblins. "Besonders, wenn man mich nicht anständig für meine Leistungen bezahlt. Holt Euch Eure Münze doch bitte selbst zurück, Herr Goblin. Es wird nicht des Herbeirufens der Sicherheitskräfte bedürfen, solltet ihr meine Haut auch nur ritzen."


    Von fern sah man den beiden nicht an, dass hier so eben ein gefährliches Machtspiel stattfand, dass innerhalb einer Sekunde für einen von ihnen oder für sie alle beide tödlich enden mochte. Sie sahen eher aus, als würde nun doch eine andere Verhandlung stattfinden als noch vor wenigen Augenblicken.