"Uff!", stöhnte Finja, als Rhodesia sie mit ihrer Umarmung fast wieder umwarf. "Ich bin mir sicher, dass ihr gute Arbeit geleistet habt.", sagte die Almanin sicher und lächelte Rhodesia zu.
"Nicolai!", platzte es schließlich aus Finja heraus und etwas taumelnd stand sie auf. Die kleine Frau war etwas zittrig auf den Beinen, fing sich jedoch relativ schnell. "Verdammt, ich dachte schon dir wäre was passiert!". Finja wirkte etwas unbeholfen, als sie versuchte ihren um einiges größeren Reisegefährten ebenfalls zu umarmen. Bei Rhodesia war es wirklich einfacher gewesen. Jedoch war Finja sich sicher, dass Nicolai diese Geste verstehen würde.
"Ich kann helfen!", meinte Finja und war tatsächlich davon überzeugt, dass sie bei den Reparaturen des Schiffes helfen könnte. Kurz gab ihr linkes Knie nach, was die Almanin eines besseren belehrte. "Gut...", brummelte sie unzufrieden, bevor Nicolai etwas sagen konnte. "Ich werde mir noch etwas die Ruhe antun.". Sie trat missmutig gegen einen kleinen Stein, der leise klickend davonkullerte. "Ich seh schon an deinem Gesicht, dass du sowas sagen wolltest, Nicolai.". Rhodesia kicherte, dann bemerkte sie das Amulett.
Die Blicke der kleinen Gruppe schossen in die Richtung, aus der die Rufe kamen. Mehrere Seeleute kamen aus einem kleinen Waldstück gerannt, deuteten in Richtung Waldrand. Die Soldaten, die um das improvisierte Lager Posten bezogen hatten, umklammerten ihre Waffen fester und eilten den Seeleuten entgegen. Sie hielten an einem zusammengezimmerten Zaun um, welcher (da war sich Finja sicher) niemanden wirklich aufhalten könnte. "Nicolai? Rhodesia? Wo sind meine Waffen?". Finja wirkte angespannt. Nicolai schien es nicht für die beste Idee zu halten, dass Finja sich bewaffnen wollte, auch das konnte sie an seinem Gesicht erkennen. Rhodesia deutete auf eine große Kiste, wollte gerade etwas sagen, doch da war Finja schon unterwegs. <Puh, ich war wirklich schon mal besser unterwegs.>, dachte die kleine Almanin, als sie schon losgespurtet war. <Aber irgendwer muss den Haufen hier ja verteidigen. Hoffentlich gehen wir hier nicht alle drauf.>. An der Kiste angekommen hatte Finja schnell ihre Waffen gefunden. Sie waren komplett, ihr sonstiges Gepäck würde sie bestimmt später noch finden. Anschließend raste Finja, so gut es ging, zurück zu Rhodesia und Nicolai. "Nimm deinen Bogen.", meinte sie und fügte hinzu:"Wer auch immer da kommt soll sehen, dass wir nicht wehrlos sind. Rhodesia, hier, nimm dieses Messer.".
Die Soldaten bildeten eine dünne Schlachtreihe, Finja drängte sich grimmig dazwischen. "Was haben die Seeleute gesehen?", fragte sie den Kerl neben sich. "Centauren.", gab dieser knapp zurück, umklammerte seinen Speer fester und schaute sich unsicher um. "Hey.", grinste Finja den Mann an. "Brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja jetzt da.". Ihr Kopf pochte. Dann traten Gestalten aus dem Waldstück hervor. Tatsächlich näherte sich eine kleine Gruppe Centauren. Schon aus der Ferne hoben sie ihre Hände, zeigten, dass sie nicht auf einen Kampf aus waren. Die Verteidiger wurden etwas entspannter, jedoch nicht weniger wachsam. "Willkommen, Reisende!", rief der eine Centaure aus der Ferne. "Wie wir sehen seid ihr in Schwierigkeiten. Keine Sorge, wir sind gekommen um Euch zu helfen!". Finja zog sich aus der Linie zurück, brummte dem Kerl neben sich noch ein "Nicht weggehen." zu.
Dann huschte sie zu Nicolai hinüber. "Nicolai?", fragte sie mit gedämpfter Stimme, was eigentlich nicht nötig war. Die Neuankömmlinge würden sie so oder so nicht aus der Entfernung hören können. "Weisst du, was das für Personen sind? Tragen sie eine Art Wappen? Erkennungszeichen?". Dann fiel ihr Blick auf das Amulett, welches Nicolai noch immer umgehängt hatte. "Vielleicht solltest du versuchen das Teil erst einmal zu verstecken?", schlug sie vor. Die Almanin wurde das Gefühl nicht los, als könnte dieses Ding noch einmal wichtig werden und...nicht jeder, schon gar nicht diese unbekannten Centauren sollten wissen, dass sie in Besitz davon waren.