Beiträge von Dekan Danilos Androklis

    Zuerst konnte Danilos spüren, wie der Student an den Schuppen der Schlange abprallte. Seine tastenden Berührungen wurden von dem Gedankenwesen gestoppt, bevor der Eindringling Zugang zu seinem Geist erlangen konnte. Der Dekan war zufrieden und beobachtete gleichzeitig Davard, dessen Blick sich verändert hatte und eine eisige Leere zeigte.
    Als der Farisin seine Aufmerksamkeit wieder auf den Nexus richtete, durchzuckten ihn wiederum seine Kopfschmerzen. Sie wurden stärker, je länger er seine Konzentration zu bündeln versuchte und gleichzeitig begannen sie ihn zu schwächen.
    Im nächsten Moment fühlte er einen dumpfen Stich, der nicht ihn selbst, jedoch seinen schlangenähnlichen Schutzwall getroffen hatte. Davard hatte angegriffen in dem Augenblick, als die Schlange durch das schmerzhafte Pochen in Danilos Kopf für kurze Zeit erstarrt war.


    Danilos gespaltene Zunge zischte zwischen den spitzen Raubtierzähnen hervor, doch dies war die einzige Reaktion des Echsenwesens, obwohl der Dekan in dem Moment am liebsten seine Pranke an den schmerzenden Schädel gelegt hätte.
    Er versuchte sich zu konzentrieren, doch der Prüfling schien seine Schwäche erkannt zu haben.
    Die anfangs vorsichtigen Stubser wurden intensiver, fordernder und folgten nun unverzüglich nacheinander.
    Gleichzeitig plagte ihn sein eigener Körper, der unter Entzugserscheinungen litt, in immer beträchtlicherem Masse.


    Die Augen des Echsenwesens hatten sich verengt und inzwischen zuckte der mit Dornenschuppen besetzte Schweif immer wieder unruhig am Boden.
    Dort wo der junge Magier getroffen hatte, schienen der Schlange einzelne Schuppen auszufallen und gaben einen Blick auf Danilos Geist frei.
    Als Davard plötzlich einen Volltreffer landete, geschah jedoch weit mehr, als dass bloss der Schutzwall in sich zusammenfiel…


    Ein anderer Ort, eine andere Zeit…
    „Na los Abraxar, töte sie alle!“, die Stimme des Heerführers, ein massiger Rakshaner mit wildem Blick auf seiner geifernden Hyäne…. ein Feuersturm, der über die kämpfenden Legionen hinwegfegt, Freund wie Feind… entsetzliche Schmerzensschreie, Hilferufe, Gebettel…
    Letzte Rauchschwaden, die wie Nebel über dem Schlachtfeld hängen, düster, dunkel, unheilverkündend… schwere Schritte, ein Echsenschwanz, der eine schlängelnde Spur auf dem aschebedeckten Boden hinterlässt…
    Verkohlte Körper, zur Unkenntlichkeit verdammt… und dann… vollkommene Stille.


    Die Schlange wand sich unter den Angriffen des Geistmagiers, der die Chance nutzt, um sich einen Weg an ihr vorbei zu bahnen. Davard konnte das Leuchten von Danilos Seele erkennen, die unruhig zu flackern schien und einzelne Erinnerungen und Halluzinationen ausspuckte, die wie Rauch langsam in den Nexus entschwebten.


    Im nächsten Moment schnellt einer der verbrannten Körper hoch, die Hände klauenartig nach dem Farisin ausgestreckt, sein Mund zu einem Wutschrei aufgerissen.
    „Verfluuuuuchttt“, eine kreischende Stimme, durchdringend wie ein Dolch.
    Die Echse schnellt geistesgegenwärtig zurück, hebt in einer abwehrenden Bewegung die Arme…
    Dann steht der Untote lichterloh in Flammen, sie fressen sich an seinen Kleidern hoch, züngeln über seine Haut, fressen sich unhaltbar vor bis zu seinen Knochen… der Geruch nach verbranntem Fleisch, so allgegenwärtig…


    Danilos riss sich von seinen Erinnerungen los, als er mit geblähten Nüstern realisierte, dass der Brandgeruch nicht nur seinen Gedanken entsprungen war. Aufgeschreckt durch seine Erinnerungen und die ansteigenden Kopfschmerzen hatte der Dekan unwillkürlich reagiert, wie er es auch im Kampf getan hätte – und den vermeintlichen Feind mit seiner ureigenen Magie angegriffen.

    Der Farisin betrachtete den Studenten mit einer Mischung aus Verärgerung und Mitleid.
    Glaubte er etwa, dass er in einem ernsthaften Duell gegen ihn antreten könnte? Da verschätzte sich der Almane jedoch gewaltig. Er würde genau dann in Danilos Geist eindringen können, wenn dieser es ihm erlaubte und keinen Moment früher!
    Er erinnerte sich nicht gerne an seine Vergangenheit zurück, doch etwas musste man ihm lassen – damals war er auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten gewesen. Sein Wille hatte jedem Angriff standgehalten und bevor es jemand wagen konnte, einen zweiten Ansturm zu wagen, hatte er bereits eine Feuersbrunst über das Lager seiner Feinde hereinbrechen lassen.
    Nein, so einfach hatte man ihn nicht bezwingen können.
    Unwillkürlich schüttelte er den Kopf, und verdrängte den schalen Beigeschmack, den diese Gedanken gleichsam mit sich brachten.


    Währenddessen beantwortete die Mondpriesterin freundlich Davards Frage.
    „Nun, es soll kein Kampf zwischen Ihnen beiden stattfinden, denn Dekan Androklis ist kein Geistmagier. Ihr sollt uns zeigen, auf welche Weise Ihr die mentalen Barrieren des Dekans durchbrechen würdet, die er allein durch seinen Willen aufrechterhält. Sobald Euch dies gelungen ist, besteht Eure weitere Aufgabe darin, etwas von der astralen Energie des Dekans auf mich überzuleiten. Dabei wird der Dekan keinen Gegenangriff starten, da er Euch dafür eher die Haare vom Kopf sengen würde, als geistigen Widerstand zu leisten, was ja nicht seinen magischen Fertigkeiten entspricht. Beim zweiten Teil wird bewertet, ob es Euch gelingt, die astrale Energie richtig umzuleiten ohne dass sie unnütz in den Nexus entschwindet. Bei beiden Aufgaben bewerten wir Euer Geschick, Eure Aufmerksamkeit und Intuition, Kreativität und Konzentration. Zeigt uns, was Ihr gelernt habt.“


    Dekan Androklis musterte seinen vorläufigen Kontrahenten abschätzend. Er nahm sich vor, dieses überhebliche Bürschchen etwas länger zappeln zu lassen, als es bei gewöhnlichen Prüflingen der Fall war.
    Als er Davard von Hohenfeldes Blick begegnete, schoben sich seine mit spitzen Zähnen besetzten Kiefer etwas auseinander und offenbarten ein raubtierhaftes Lächeln, das seine stechenden Augen jedoch nicht erreichte.
    „Können wir nun beginnen?“, meinte das Echsenwesen und legte seine klauenartigen Hände gemütlich in den Schoss.


    Danilos hatte gelernt, dass es unterschiedlichste Arten gab, seinen Geist zu schützen. Beispielsweise versuchte man an gar nichts zu denken, womit man beinahe unsichtbar war. Dann gab es die Möglichkeit, sich hinter so vielen Gedanken als nur möglich zu verbarrikadieren. Oder man verwertete seine Konzentration auf einen einzigen Gegenstand. Was den Dekan betraf, handelte es sich bei diesem um eine Klapperschlange.
    In dem Wüstengebiet der Rakshaner hatte es viele von ihnen gegeben. Die Tiere hatten ihn fasziniert, waren sie doch im weiten Sinne mit den Echsenwesen verwandt.


    So konzentrierte sich der Dekan also darauf, den gelblich-bräunlichen Schlangenkörper mit dem rhombenförmigen Mustern in seinen Geist zu projizieren.
    Er malte sich den schlanken, schuppenbesetzten Leib mit all seinen Details aus, dachte an den abgerundeten, dreiecksförmigen Kopf mit dem scharfen Blick und den gefährlichen Giftzähnen.
    Während er sich die Klapperschlange vorstellte und seine Gedanken auf sie fokussierte, entstand ein grosses Ebenbild davon in seinem Inneren.
    So wand sich der schuppige Körper um seinen Geist und bildete einen natürlichen Wall gegen Eingriffe, während gleichzeitig das aufmerksam erhobene Haupt jeden in Blick nahm, der sich Danilos Geist annäherte.


    Gleichzeitig quälten ihn jedoch weiterhin die Kopfschmerzen. Immer wieder hatte er das Gefühl, der schützende Schlangenkörper würde für einen winzigen Moment erstarren, wenn das Pochen wieder zunahm.
    Danilos Augen waren währenddessen geöffnet, und obwohl es in diesem Rahmen nicht nötig gewesen wäre, beobachtete er das Geschehen um ihn herum, wie er es auch auf dem Schlachtfeld getan hätte.
    Schon das kleinste Funkeln in Davards Augen oder ein Zucken seiner Fingerspitzen konnten Aufschluss über sein Tun geben.
    Myope sass still daneben und auch sie verweilte nun im Nexus, um das Tun der beiden Männer zu beobachten.
    Der Dekan hätte für einen kurzen Moment gerne die Augen geschlossen, um dem unangenehmen Pochen Einhalt zu gebieten, doch es wäre wohl als Schwäche bei dem Prüfling angekommen.

    Die Mondpriesterin brauchte keinen Stift und Papier, um ihre Notizen zu verschriftlichen, denn es reichte ihr völlig aus, sie gedanklich festzuhalten. Wie in einem Buch vermochte sie in ihren Gedanken zu blättern und konnte sich vortrefflich an Gespräche und Geschehnisse zurückerinnern. Würde der Student mit den Prüfungsresultaten nicht zufrieden sein, konnte sie sich jeder Zeit auf die Erinnerungen berufen und sie von einem Magier einsehen lassen.
    Eleonor Myope gab nur mit einem leichten Lächeln Preis, dass sie mit der Antwort ihres Schülers zufrieden war.
    Die historischen Begebenheiten hatte er korrekt wiedergegeben, und auch die Konsequenzen, welche er daraus ableitete, waren ganz in ihrem Sinne.
    Leider war sich die Priesterin nur allzu bewusst, dass es trotzdem oft Magier gab, die ihre Gabe zu untugendhaften Taten nutzten und damit die Götter verhöhnten. Und manchmal war es schwierig, diese schwarzen Schafe von Anfang an zu erkennen.
    Einen Moment betrachtete sie den Herren von Hohenfelde eingehend.
    „Wie Sie bereits verdeutlichten, bedeutet Magie eine grosse Verantwortung und Macht. Mit unserer Gabe sind wir in der Lage Lebewesen zu beeinflussen. In wieweit ist es Ihrer Meinung nach vertretbar, in den Geist eines Wesens einzudringen und es zu manipulieren?
    Zudem möchte ich, dass Sie die folgende These bestätigen oder falsifizieren mit einer entsprechenden Begründung:
    Einem Geistmagier ist es möglich, die subjektiven Erfahrungen eines Wesens zu erschliessen, da er in der Lage ist den Geist einzusehen.“


    Priesterin Myope entging nicht der kurz aufblitzende grüblerische Ausdruck auf Davards Gesicht, als der Farisin den Raum betrat.
    Sie wartete ab, bis sie ihre Fragen abgehandelt hatten, um dann die offene Frage zu klären.
    „An den Stufenprüfungen sowie den Abschlussprüfungen nehmen üblicherweise zwei Dozierende teil, um den korrekten Ablauf zu überprüfen. Wir haben heute die Ehre Dekan Androklis persönlich bei uns begrüssen zu dürfen, da er sich dazu bereit erklärt hat, für einen Teilaspekt der Prüfung zur Verfügung zu stehen.
    In Ihren Ausführungen haben sie zuvor erwähnt, dass ein starker Wille nötig ist. Nun, Professor Androklis besitzt einen solchen, der seinesgleichen sucht. Obwohl er kein Geistmagier ist, wurde er in seiner Vergangenheit darauf ausgebildet, dem Eindringen in seinen Geist zu widerstehen, weshalb er prädestiniert dafür ist, Ihnen die Prüfung in diesem Bereich abzunehmen. Nicht einmal ich habe ihm viel entgegenzusetzen“
    , sie nickte Danilos mit einer Mischung aus Hochachtung und Höflichkeit zu.


    Etwa eine Minute lang verfolgte der Farisin die Worte des Mannes, der ihm gegenüber auf einem Stuhl sass. Dann jedoch driftete seine Aufmerksamkeit ab und er überliess es der Lichtalbin gelegentlich zu nicken.
    Wie ein Raubtier achtete er auf die kleinsten Regungen seines Gegenübers und obwohl der Student offensichtlich Übung darin hatte, seine Gefühle zu verbergen, verrieten ihn trotzdem zumindest seine Ausdünstungen. Die gespaltene Zunge des Dekans schoss gelegentlich aus dem breiten Echsenmaul hervor und war meisterlich darin, kleinste geschmackliche Unterschiede in der Luft zu identifizieren. Ganz so gelassen, wie der Prüfling sich gab, war er nicht.
    Jetzt sprach wiederum Myope, stellte eine weitere Frage an den Herren von Hohenfelde, die Danilos nicht verstand. Verärgert versuchte er sich wieder auf ihre Worte zu konzentrieren, doch das plötzlich aufbrausende Pochen in seinem Kopf liess ihn unwillkürlich zusammenzucken. Sein Blick schoss prüfend zu Davard. Hatte er seine Schwäche gesehen?
    Da sah der Dekan einen Schatten am Rande seines Blickfeldes und seine Augen weiteten sich für einen Moment. Da von Myope jedoch keine Reaktion erfolgte, unterdrückte er seine aufkommende Wut über die vermaledeiten Kakerlaken und die lästigen Prüfungen und gab stattdessen einem verächtlichen Schnauben Raum.
    Er sollte nicht hier herumsitzen, es gab weit Wichtigeres zu tun für den Leiter der intermagischen Akademie!


    „Madame Myope, ich wäre Ihnen dankbar den theoretischen Teil zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. Als Dekan beschäftigen mich noch andere Aufgaben!“, fuhr er schliesslich ungehalten dazwischen, als die Mondpriesterin gerade eine neue These für Davard aufzustellen gedachte.
    Man konnte der Lichtalbin ansehen, dass sie unzufrieden über seine Aufforderung war, brachte er doch ihr ordentlich aufgestelltes Konzept durcheinander.
    Schliesslich nickte sie jedoch nur knapp.
    „Nun denn, gelangen wir zum praktischen Abschnitt unserer Prüfung. Herr Hohenfelde, Ihre Aufgabe wird es sein, in den Geist von Professor Androklis vorzudringen, und einen Teil seiner astralen Magie zu entziehen, um sie einer anderen Person, in diesem Falle mir, hinzuzufügen. Dekan Androklis ist so freundlich, seine mentalen Barrieren dafür herabzusetzen und Ihnen ein Stück weit entgegenzukommen. Das Wühlen in Erinnerungen und anderen Bereichen ist Ihnen natürlich strengstens untersagt und ist nicht Bestand Ihrer Aufgabe.“
    Der Farisin hatte seine Augen unverwandt auf den Studenten gerichtet, und versuchte seine Fähigkeiten einzuschätzen.
    Er hatte bereits mehrmals an der Geistmagierprüfung teilgenommen und die Lichtalbin unterstützt. Jedes Mal war es eine neue Erfahrung und immer wieder musste man sich dabei auf die Fertigkeitsstufe des Studenten einlassen.
    Danilos sah in der Übung jedoch eher ein Spiel, als eine wirkliche Herausforderung. Auf dem Schlachtfeld war er ein berüchtigter Magier gewesen und sein Wille war eisern gestählt worden von den Rakshanern, die in ihm eine Waffe gesehen hatten.
    Es wäre ein Pappenstiel, diesen Prüfling aus seinem Kopf zu verbannen. Doch heute war dies nicht das Ziel, sondern ihm einen leicht erschwerten Einstieg zu gewähren. Er fühlte sich sicher in seiner Position und machte mit seiner klauenbesetzten Hand eine einladende Geste gegenüber dem Studenten, die etwas hochmütig wirken mochte.
    Der Farisin schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Kaum spürte er jedoch die erste noch zaghafte Berührung des Geistes, durchzuckten ihn erneut piesackende Schmerzen in seinem Schädel. Trotzdessen umgab eine gewaltige Barriere seinen Geist, die ohne sein Zutun nicht so leicht zu durchbrechen wäre.

    Danilos erwachte mit starken Kopfschmerzen, er hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zu gedrückt und jetzt, wo er endlich in einen unruhigen Schlaf gesunken war, wurde er auch schon wieder herausgerissen. Wer wagte es, ihn in seiner Ruhe zu stören?
    „Herr Dekan“, piepste es vor seiner Zimmertüre und er erkannte in der Stimme seinen Sekretär. An den Namen erinnerte er sich nicht, dafür war sein Verschleiss an Personal einfach zu ausgeprägt.
    „Geehrter Herr Androklis. Ihr habt mich gebeten, Euch an diesem besonderen Tag früh genug zu wecken.“
    Klang er dabei gar leicht verzweifelt? Argh, diese Kopfschmerzen…
    Der Farisin lag ohne Bekleidung auf einem glatten, leicht abgerundeten Stein. Sein Echsenkörper schmiegte sich an die warme Oberfläche, die er selbst mit seiner Magie erhitzt hatte. Der breite, stachelige Schweif hing nachlässig bis zum Boden hinunter, während sein länglicher Kopf bequem auf dem Felsen ruhte. Man hätte ihn gut mit einer gewöhnlichen Eidechse verwechseln können, wären da nicht seine beachtliche Grösse und die farisintypischen Segel gewesen, die locker an der Seite zusammengefaltet waren.
    Müde blinzelte er zwischen den Augenlidern hervor und versuchte sich zu erinnern, was heute Wichtiges bevorstand.
    „Meister Androklis?“, hörte er da bereits wieder das Nerv tötende Gequake vor seiner Tür, das ihm gleich ein noch heftigeres Pochen in seinem Schädel bescherte.
    „Wass issst denn loss?“, zischte Danilos schliesslich und dabei klang er alles andere als freundlich. Er hob nun sein Haupt und entliess ein Gähnen in den Raum, das seine Raubtierzähne und die spitze, gespaltene Zunge entblösste.
    „Es ist Prüfungstag Herr Dekan!“


    Eine halbe Stunde später marschierte der Dekan der intermagischen Akademie bereits eilig durch die Gänge, wobei seine Augen ungewohnt hektisch umherirrten.
    Er war in eine edle bordeauxrote Robe gewandet und hatte zur Feier des Tages sogar noch einige goldene Ringe an die ausgeprägten Hornstacheln seines Hinterkopfes gelegt.
    Trotzdem wirkte er nicht gar so majestätisch wie gewohnt. Sein Blick war fiel zu unruhig und als er um eine Ecke bog, streckte er plötzlich abwehrend den Arm aus und zuckte zusammen.
    Im nächsten Moment versteifte er sich und ein verärgertes Zischen entfuhr dem Farisin.
    Verfluchte Schaben…
    Obwohl es erst zwei Tage her war, dass die Viecher ihm auf unbekannte Weise entkommen waren, verspürte Danilos bereits die Entzugserscheinungen seiner Droge.
    Obwohl sein Gedächtnis eindeutig schon schlechtere Tage erlebt hatte, plagten ihn stattdessen Kopfschmerzen und erste kleine Halluzinationen machten sich bemerkbar.
    Und ausgerechnet nun mussten die Prüfungen der höheren Ränge stattfinden.


    Die Mondpriesterin und Professorin Myope sass ihrem Studenten Davard von Hohenfelde gegenüber, der Stuhl neben dem ihren war noch leer.
    Es sah dem Dekan nicht ähnlich sich zu verspäten.
    „Nun, wir können schon einmal mit dem formellen Prozedere beginnen, Herr von Hohenfelde. Sie sind hier, um den Grad des Meistermagiers in der Geistmagie zu erlangen. Ist das korrekt?“, wandte sie sich gelassen an den Prüfling.
    „Bestätigen Sie hiermit, dass Sie den Auflagen gefolgt sind und in der letzten Woche Ihre astrale Energie geschont haben, um die Prüfung angemessen und ohne unnötige Risiken einzugehen durchführen zu können?“
    Nachdem sie einige weitere Formalitäten mit ihm geklärt hatte, war Professor Androklis noch immer nicht erschienen.
    Einen Moment runzelte die Mondpriesterin die Stirn und blickte zum Himmelszelt hoch, wo eine magische Sonne die Uhrzeit erkennen liess.
    Ein Kommentar lag ihr auf den Lippen, doch sie verkniff ihn sich in priesterlicher Manier.
    „Also Herr von Hohenfelde. Beginnen wir mit einigen theoretischen Fragen. Definieren Sie die Rolle der Irrlichter in der Geschichte der Geistmagie, und erläutern Sie die Frage, welche Rückschlüsse ihre Bestrafung zulässt im Hinblick auf das Wohlwollen der Götter gegenüber der Geistmagie. Welche Konsequenzen leiten Sie daraus auf Ihre eigene Handhabung der Magieformen ab?


    Danilos strich seine Robbe glatt und fixierte mit seinen Augen die Tür. Er musste einen seriösen Anschein machen.
    Er klopfte kurz dagegen, bevor er sie aufstiess und den Raum betrat.
    Die beiden Personen verstummten und ihre Blicke richteten sich auf den Farisin.
    Man konnte nicht behaupten, dass er keinen imposanten Eindruck hinterliess mit seiner eleganten Robbe, dem raubtierhaften Schädel mit den gekeilten Schuppen und seiner ansehnlichen Statur.
    Er nickte Eleonore Myope knapp zu und ging dann angemessenen Schrittes, beinahe gemächlich, zu seinem Stuhl hinüber, der wie die anderen aus kunstvoll geschwungenem Eisen geformt war.
    „Fahren Ssie fort in Ihrem Tun!“, befahl er den Anwesenden und sein Blick fixierte erwartungsvoll den Herren von Hohenfelde.
    „Seien Sie gegrüsst, Herr Androklis. Wie Sie wünschen, Dekan“, antwortete die Mondpriesterin höflich, bevor Sie sich mit der nächsten Prüfungsfrage an Davard wandte.
    „Bevor wir zum praktischen Aspekt gelangen, möchte ich von Ihnen, dass Sie mir die Potenziale und Risiken beim Entziehen astraler Energie beschreiben und wie sich ein Magier darauf vorbereiten kann. Erläutern Sie auch Möglichkeiten, einen solchen Eingriff abzuwehren.“
    Während der Almane seinen Antworten nachkam, fixierte Danilos ihn wie ein Raubtier seine Beute. Gleichzeitig zuckte sein eigener Schweif jedoch immer wieder ungesehen von dem Prüfling, was auf seine innere Unruhe hindeuten liess. Die Kopfschmerzen plagten ihn ungehindert und er hatte phasenweise Mühe, sich auf die Worte des Studenten zu konzentrieren.

    Danilos Androklis


    Name: Dekan Danilos Androklis, einstmals bekannt als Magier Abraxar


    Volk: Farisin


    Fraktion: Einstmals Chaos, nun gehört er zu den freien Völkern


    Alter: vergleichbar mit einem 50 jährigen Menschen


    Geschlecht: männlich


    Familie:
    Seine Eltern leben in Firasani, Danilos hat jedoch schon lange keinen Kontakt mehr zu ihnen. In jungen Jahren wurde er von Rakshanern entführt, verbündete sich dann aber mit ihnen und brachte viel Leid über die feindlichen Truppen. Aus Scham möchte er seinen Eltern nicht mehr gegenübertreten, denn er fürchtet sich vor ihrem Urteil.


    Religion:
    Ursprünglich galt Danilos Glaube allein Kalmos. Seine Magie sieht er als eine Gabe des Elementars persönlich und sie ist sein ganzer Stolz.
    Der Dekan schätzt jedoch auch Xerzai, welche das Wissen Asamuras verwahrt und welche ihm die Ehre erteilte, die Leitung der intermagischen Akademie zu übernehmen.
    In seinem Gemach befindet sich ein kleiner Schrein in Form einer kunstvollen Feuerschale zur Verehrung von Kalmos.
    Zu Xerzai hat der Dekan eine besondere Beziehung, denn in seiner Position wird von ihm erwartet, sie regelmässig über die Ereignisse und Fortschritte in der Akademie und der Bibliothek Bericht zu erstatten.


    Beruf: Dekan der intermagischen Akademie


    Aussehen:
    Danilos ähnelt im Aussehen einem Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen..
    Sein Echsenschädel weist eine dreieckige Form auf, welche hinten von stachelartigen Schuppen definiert wird. Sein Maul ist länglich-breit, mit kräftigem Unterkiefer und spitzen Raubtierzähnen. Wie alle Farisin hat er eine gespaltene Zunge, die ihm zu einem eigenen Akzent verhilft. Die Schuppen, welche seinen Körper bedecken, erinnern an der Rückenseite an einen Knochenpanzer, wobei die Schuppen wie Stacheln spitz zu laufen und abstehen, vom Kopf bis hin zum Schwanz, wo sie auffällig gekielt sind. An der Bauchseite des Körpers liegen sie glatt an und sind weicher ausgebildet, wie auch an der Innenseite der Extremitäten.
    Farblich erinnert Danilos an eine Geröllwüste. Sein Rücken ist in einem dunklen Grau-Braun gehalten, während die empfindlichere Bauchregion hellere, bis sandfarbene Nuancen aufweist.


    Seine Rückensegelträgt der Dekan meist zusammengefaltet am Rücken. Sie haben eine rötlichschwarze Färbung. Da in der Akademie kein Platz für grosse Flugmanöver ist, benutzt er sie kaum bis gar nicht. In seine Roben sind jedoch spezielle Öffnungen eingelassen, durch welche die Segel hindurchpassen, um damit einen grösseren Bewegungsfreiraum und Wohlbefinden zu garantieren. Wenn der Dekan wütend oder erregt ist, spreizt er sie gelegentlich auseinander, was ihm einen noch imposanteren Ausdruck verleiht.


    Der Dekan trägt üblicherweise edle Pluderhosen, wobei sein Oberkörper frei bleibt, oder eine Robe in den Farbtönen Gelb, Orange, Rot und auch Schwarz.
    An schlechten Tagen kommt es vor, dass er ohne Gewandung herumgeht, was aber im Grunde kein allzu grosses Problem darstellt, da die Geschlechtsmerkmale in einer Hautfalte verborgen sind.
    Trotzdem kleidet er sich üblicherweise aus Anstand und Stolz zumindest den Unterkörper ein. Er schämt sich jedoch nicht seines Aussehens, sondern empfindet es als Ehre, ein Farisin zu sein.


    Charakter:
    Dekan Danilos Androklis gilt sowohl unter den Studenten als auch unter den Lehrpersonen als äusserst streng und wenig umgänglich. Es wird gar gemunkelt, dass er je nach Tagesstimmung zu Bosheit neigen würde. Er selbst argumentiert damit, zumindest ein wenig Disziplin in diesem chaotischen Haufen erhalten zu wollen.
    Tatsächlich wird in seinem Unterricht weder unnötig geplaudert, noch treiben die Studierenden Schabernack. Wagt trotzdem ein unbedachter Nichtsnutz sich unangemessen zu verhalten und die Konzentration zu stören, so wird er sogleich bestraft, und dies nicht zu wenig.
    Im Grunde wäre Danilos durchaus nachtragend, doch zum Glück seiner in untreue gefallenen Schüler und Mitdozierenden ist es seiner Vergesslichkeit geschuldet, dass er sich oftmals nicht an die Vergehen zurückerinnern kann. Sollte ein Gesicht ihm wirklich im Gedächtnis haften bleiben, so hat derjenige sein Schicksal einmal zu oft herausgefordert.
    Am Meisten hasst der Dekan faule Tunichtgute und Schwächlinge, was er durch verächtliche Blicke und abfällige Kommentare durchaus zum Ausdruck bringt.
    Er ist jedoch nicht so naiv zu glauben, dass Stärke nur auf Körperlichkeit basiert. Vielmehr schätzt er Intellekt und magische Fähigkeiten, solange derjenige sie sinnvoll zu nutzen weiss.
    Danilos ist eine ehrgeizige Persönlichkeit, weswegen er auch von seinen Dozierenden und Studenten Fleiss erwartet.


    Die Akademie ist sein ganzer Stolz, direkt nach seinen eigenen magischen Fähigkeiten, welche er als Geschenk von Kalmos persönlich ansieht, und die für ihn deshalb den höchsten Stellenwert einnehmen. Sollte jemand es wagen, seine Magie oder aber auch seine Leitung der Schule in Frage zu stellen, wird derjenige unverzüglich mit der temperamentvollen Seite des Farisin konfrontiert, was unweigerlich zu hitzigen Auseinandersetzungen führt.
    Im Allgemeinen fühlt sich Dekan Androklis geschwind in seinem Stolz verletzt und wird von Tante Nikoletta gerne als Sensibelchen bezeichnet. Nur dank ihrem ganz eigenen Charme, der dicken Haut und Danilos widerstrebender Vernarrtheit in die alte Gargoyle, gab es deswegen bisher noch keine Toten.
    Die Beziehung zwischen den beiden ist legendär und wird von vielen Anwesenden mit Interesse verfolgt. Wie Hund und Katz zanken sich Farisin und Gargoyle bei jeder sich bietenden Gelegenheit, würden schlussendlich aber miteinander durchs Feuer gehen (zumindest behaupten das aufmerksame Zuschauer). Es wurden bereits Wetten darauf abgeschlossen, wann die beiden sich als Paar outen werden. Um Tante Nikoletta zu ärgern, setzt sich Danilos sogar gelegentlich über die Regeln der Bibliothekarin hinweg, speist in den Gängen seine Pausenbrote oder nutzt die Feuermagie als Lichtspender, was natürlich strengstens verboten ist auf Grund der Brandgefahr.


    Manchmal gibt es jedoch auch Tage der Verwirrtheit, wo der Dekan etwas neben sich steht. Auf Grund seiner belastenden Vorgeschichte ist Danilos dem Suchtmittel Goldkraut erlegen. Die Droge erlaubt es ihm, nachts traumlos und friedlich zu schlafen, während sie tagsüber die Geister seiner Vergangenheit verbannt. Jedoch beeinflusst das Kraut massgeblich sein Gedächtnis. Oftmals kommt es vor, dass er im Unterricht den Faden verliert, sich mehrfach wiederholt oder Namen und Gesichter von Schülern vergisst („alles nur Eintagsfliegen, wer soll sich schon an die erinnern!“).
    An schlechten Tagen trifft man den ansonsten in edle Pluderhosen oder Roben gewandeten Dekan gar ohne Bekleidung an, während er verwirrt durch die Gänge streunt und sich selbst als Bibliothekar oder gar Student ausgibt.
    Dekan Androklis hat selbstredend bereits versucht, seine Kräuter abzusetzen, doch ohne Erfolg. Nimmt er einige Tage das Kraut nicht zu sich, welches er heimlich in der Abteilung für Literatur zur fleischfressenden Botanik anpflanzt, so treten Entzugserscheinungen auf.
    Diese zeigen sich dadurch, dass Danilos beginnt Geister zu sehen und hören; Opfer, welche in den Schlachten durch seine Feuermagie zu Tode kamen.
    Obwohl in diesen Phasen seine Vergesslichkeit abnimmt, möchte er sich nicht mit seiner Geschichte auseinandersetzen und verdrängt die Vergangenheit lieber mit Hilfe der Droge.


    Wer den Dekan gut kennt, weiss, dass er anfällig auf Schmeicheleien jeglicher Art ist. Er schätzt es, wenn Leute zu ihm aufsehen. Danilos ist gern in der Führungspositionund und wie auch andere Farisin hat er Schwierigkeiten damit, sich unterzuordnen.


    Fertigkeiten/Fähigkeiten:
    Danilos beherrscht Feuermagie des 5. Grades und gilt als der beste seines Faches.
    Sein Wissen scheint unbegrenzt und Bücher sind seine grösste Leidenschaft. Er spricht die geläufigen Sprachen Asamuras und ist ihrer Verschriftlichung mächtig. Zusätzlich ist beherrscht er Demonai, die Sprache der Dämonen und Magier.
    Besondere Interessen hegt er für die Albenvölker, weshalb er sich mit deren Kulturgeschichte und Fertigkeiten besonders eingehend beschäftigt hat.
    Vampire und Gestaltwandler findet er zwar durchaus spannend, sieht sich aber gerne als höhergestellt, da sie ihm zu animalisch anmuten.


    Da er in seiner Vergangenheit öfters auch gegen Kampfmagier standhalten musste, wurde sein Wille bewusst gestärkt, um Geistmagie zu widerstehen. Es ist beinahe unmöglich, in seinen Geist einzudringen, solange Danilos nicht unter zu starken Symptomen seiner Droge oder unter Entzug leidet. Aus diesem Grund wird er auch gerne zum Unterricht beigezogen, oder nimmt gemeinsam mit einem Geistmagier Prüfungen in dieser Disziplin ab.


    Danilos besitzt keine besondere körperliche Stärke. Seine Klauen können durchaus schmerzhaft sein, werden jedoch von ihm kaum für diese Zwecke genutzt. Selbst seine Schüler malträtiert er bei Bestrafungen lieber mit einem Stock oder mit seiner Magie.


    Danilos besitzt in der Abteilung für Literatur zur fleischfressenden Botanik einen kleinen, gut gehegten Garten (angeblich zu Anschauungszwecken). Dieser besteht aus einigen angriffslustigen Karnivoren von bis zu zwei Metern Grösse, welche selbst neugierige Besucher vom Goldkraut fernhalten, welches in einer höhlenähnlichen Einbuchtung hinter der hungrigen Gattung wächst und gedeiht. Der Hausmeister (ein waschechter Ghul) ist ein Liebhaber der Karnivoren, und füttert sie gelegentlich mit Überresten seines eigenen Mittagessens.


    Magie:
    Kleiner Hitzestoss, kleine Rauchwand, (Platzhalter)
    Hitze der Luft, Heisser Gegenstand, (Platzhalter)
    Grosser Hitzestoss, grosse Rauchwand, Ruf der Wärme
    Flammenwirbel, Feuergolem, (Platzhalter)
    Flächenbrand, Feuergeist, Massenhaft Körperwärme entziehen


    Lebenslauf:
    Nur die wenigstens wissen etwas über das Leben von Dekan Androklis, bevor er seine Karriere als Professor an der intermagischen Akademie tief unter dem Meeresspiel begann. Obwohl so einiges gemunkelt wird über den Farisin, der ausgerechnet sein zu Hause in der für Feuerwesen am widrigsten scheinenden Umgebung gefunden hat, kennen nur die wenigsten seine Vorgeschichte.
    So ist Danilos Androklis in Wahrheit kein anderer als der berüchtigte Magier Abraxar, der im Krieg der Rakshaner gegen die Tamjid zwei ganze Armeen in Brand gesetzt haben soll.
    Aber beginnen wir doch am Anfang der Geschichte…


    Danilos Abraxar wuchs in der Hauptstadt seines Volkes auf, in Firasani. Er war schon immer ein ausgezeichneter Schüler, sowohl intelligent als auch magisch begabt und erfüllte seine Eltern mit Stolz. Wenn es zu Rangeleien unter den Jugendlichen kam, behielt er stets die Überhand, denn seine magischen Fertigkeiten übertrafen die aller anderen.
    Dies kam ihm sehr zu Gute, denn wie die meisten Farisin ordnete er sich nicht gerne unter und hatte durch seine Fähigkeiten bald eine Anführerrolle eingenommen, so dass die Gleichaltrigen zu ihm aufblickten. Er entwickelte sich zu einem überheblichen und übermütigen jungen Mann, der keine Auseinandersetzung scheute, um sich zu profilieren.
    Seine Eltern ermöglichten ihm schliesslich ein weiterführendes Studium, so dass er sein Wissen ausbauen konnte. Denn sie arbeiteten ehrgeizig darauf hin, dass ihr Sohn später einmal als jüngstes Mitglied in den Ältestenrat aufgenommen werde, um mit den ranghöchsten seines Volkes die politischen Belange der Farisin zu regeln.


    Dazu sollte es jedoch niemals kommen.
    Der Professor schickte seinen Studenten mit einem Auftrag in die Wüste Sundhi. Dort waren nämlich die ältesten Schriften der Farisin in mächtige Steinblöcke gemeisselt, so dass sie unvergänglich bestehen mögen. Danilos war noch immer ein temperamentvoller Charakter, doch da er ein stolzer Vertreter seines Volkes war, welches als einziges von Kalmos auserwählt worden war, interessierte er sich für die Entstehungsgeschichten und das Wissen über die Feuermagie.
    Als er damit beschäftigt war, seine Erkenntnisse zu verarbeiten und darüber zu meditieren, durchstreifte zur selben Zeit eine Truppe Rakshaner das Gebiet.
    Sie überraschten ihn, und obwohl einige von ihnen schwere Verbrennungen erlitten, vermochten sie ihn schliesslich zu überwältigen.


    Als er wieder zu sich kam, befand er sich im Lager der Rakshaner, wo er jedoch zu seiner eigenen Verwunderung gut behandelt wurde und bald den Vorschlag unterbreitet bekam, mit ihnen in den Kampf zu ziehen.
    Danilos hatte die vorbestimmte Lebensplanung durch seine Eltern schon immer für langweilig befunden und sah sich bereits als Helden in seine Heimat zurückkehren. Er war voller Tatendrang und seine Jugend tat das Übrige, nicht weiter über die Konsequenzen nachzudenken.
    Die Rakshaner freuten sich über ihren neuen Verbündeten, denn Feuermagie galt als elitär, und beglückwünschten sich noch mehr, als sie die Ausmasse seiner Fähigkeiten kennen lernten.


    So wurde Danilos von ihnen geachtet und wiederum hatte er Leute um sich, welche zu ihm aufblickten. Er wurde von Kampfmagiern weiter unterrichtet und studierte gestohlene Schriften, welche die Rakshaner erbeutet hatten.
    Dann kam es zu den ersten Kämpfen. Zuerst hatte er nur kleinere Aufgaben zu übernehmen wie Felder und Wiesen abzubrennen, Häuser und Scheunen zu entflammen. Dann erwartete man von ihm, den Feinden die Wege abzuschneiden, und ihnen Fallen zu stellen. Bis dahin hatte Danilos kaum Kontakt mit seinen Feinden und bekam die Folgen seines Tuns nur aus der Ferne zu sehen. Er liebte die Macht, welche er über das Feuer besass und welches ihm gehorchte und die Lobeshymnen der Rakshaner, die sie im Nachhinein über ihn sangen.


    Die nächste Grenze, welche der Farisin schliesslich zu überwinden hatte, waren gezielte Angriffe auf seine Feinde. Er sollte nun plötzlich nicht mehr bloss Felder in Brand setzen, sondern seine Feuerbälle direkt auf die anstürmenden Menschen prallen lassen. Plötzlich hörte Danilos die Schmerzensschreie aus nächster Nähe, konnte das verbrannte Fleisch riechen und die gequälten Gesichter sehen, wenn er danach über das Schlachtfeld schritt.
    Es war die Zeit, als die ersten Albträume ihn zu plagen begannen. Trotzdem kämpfte er weiter auf Seiten der Rakshaner, denn er sehnte sich nach ihrer Verehrung und dem Ansehen, dass er unter ihnen genoss.


    So vergingen viele Jahre und Danilos wurde bekannt bei seinen Freunden und Feinden als der Magier Abraxar. Obwohl die Furcht vor ihm und sein Ruhm gleichermassen anstiegen, verkam der Farisin immer mehr zu einem Frack.
    Um seinen Albträumen zu entkommen, begann er bis tief in die Nacht hinein zu lesen und übermässig Café zu trinken, um den Schlaf auf ein Minimum zu reduzieren. Er war oft gereizt, angriffslustig und unkonzentriert.
    Seine Zauber beschränkten sich inzwischen nicht mehr bloss auf das in Brand setzen von, sondern er erschaffte ganze Flammenwirbelstürme und sowohl Feuergolems als auch Feuergeister zogen für ihn in die Schlacht.
    Und so geschah es schliesslich beim Zusammenprall der Rakshaner und der Tamjid.


    Ihm war die Aufgabe zu Teil geworden, den Feinden ihren Fluchtweg abzuschneiden und sie in die Arme der Rakshaner zu treiben.
    Doch an diesem Tage lief etwas schief. Das Feuer, welches sonst immer zahm unter Danilos Liebkosungen gehorchte, setzte sich von seinem Willen frei.
    Die Flammen loderten plötzlich rings um die Kämpfenden herum und liessen sich von dem Magier nicht mehr bezwingen. Der Golem indesser fiel in sich zusammen, während die Feuergeister ihrem eigenen Willen gehorchten. Unberechenbar frassen sie alles, was ihnen in den Weg kam.
    Der Flächenbrand dehnte sich immer weiter aus und löschte an einem halben Tag zwei kleinere Armeen aus. Die Todesschreie waren weithin zu hören und der Geruch lag noch eine Woche lang wie ein schweres Parfüm über der Gegend.


    Danilos Abraxar erlitt einen Zusammenbruch und war wochenlang nicht mehr ansprechbar. Er redete wirres Zeug und war eine Gefahr für alle, welche sich zu nahe an ihn heranwagten.
    Die Heiler konnten nur mutmassen, ob es an einer Überanstrengung seiner magischen Fähigkeiten lag, oder ob der Farisin seelisch am Ende war.
    Schliesslich begann man ihm Goldkraut zu verabreichen, welches traumlosen Schlaf versprach. Mit der Zeit verbesserte sich der Zustand des Magiers und er erlangte sein Bewusstsein wieder.
    Trotzdem blieben ihm die Erinnerungen seiner Taten und quälten ihn weiter.
    Bloss das Goldkraut sollte ihm weiterhin Linderung verschaffen.


    Es vergingen Jahre, doch Danilos wurde nicht mehr zu dem Krieger, der er einmal für die Rakshaner war. Als er in einer erfolgversprechenden Schlacht vollkommen versagte, entzogen sie ihm ihre Gunst und strichen ihm seine Droge, da sie glaubten, dadurch seinen Kampfeswillen und seine Loyalität zurückzugewinnen.
    Stattdessen verschlechterte sich sein Zustand rapide. Danilos begann die Geister seiner Opfer zu sehen und zu hören, führte wirre Selbstgespräche oder warf aus dem Nichts mit Hitzestössen um sich, um angebliche Feinde zu verjagen.
    Die Geduld der Rakshaner gelangte an ihren Tiefpunkt und schliesslich verstiess man Danilos Abraxar in Ehren.
    Er war jedoch seelisch so am Ende, dass er nicht mehr alleine klarkam.
    Immer öfters bestanden seine Erinnerungen aus schwarzen Löchern und aus Gespenstern, die ihn ins Reich des Todes ziehen wollten.


    Und so kam es, dass der berüchtigte Magier Abraxar an einem stürmischen Tag auf den Klippen hoch über der See stand und hilfesuchend in den tosenden Schlund hinunterblickte. Plötzlich schienen ihm die Wellen nicht mehr gefährlich und tödlich zu sein, sondern sich ihm wohlwollend entgegen zu recken. Dass sein Echsenkörper binnen weniger Minuten darin erfrieren könnte, war ihm dabei nur am Rande seines Denkens bewusst.
    Er meinte die Geister hinter sich zu hören, wie sie ihn beschimpften und mit verächtlichen Blicken bedachten. Und so sprang, nein segelte, der Farisin schliesslich dem Meeresspiegel entgegen.
    In dieser Welt wollte ihn niemand mehr haben, alle hatten sie ihn verstossen und achteten nicht mehr seine Fähgikeiten! Dabei waren sie ein Geschenk von Kalmos, dem einzig wahren Gott Asamuras. Er wollte nicht mehr weiterleben, wenn er diese Gabe nicht mit Würde tragen konnte.
    Die Kälte empfing ihn wie ein Schlag in die Magengrube, Dunkelheit umschloss ihn. Instinktiv ruderte er mit den Armen, doch seine Segel behinderten ihn bei seinen Schwimmversuchen und er spürte, wie er in die Tiefe gezogen wurde.
    Sein Blick flackerte bereits, und seine Lungen schienen zu bersten, als er ein riesiges, schwarzes Ungetüm auf sich zukommen sah. War dies auch wieder einer der Geister, die ihn verfolgten? Mussten sie ihm sogar in seinem eigenen Tode noch auflauern?
    Als das Monstrum sein Maul aufriss und ihn verschlang, schloss der Farisin ergeben die Augen.


    Das vermeintliche Ungeheuer war einer von Xerzais Schlingern, welche die Besucher der Bibliothek sicher in das mächtige Bauwerk am Grunde der See geleiteten.
    So wurde auch Danilos Abraxar, voll mit Schlingerschleim, doch ansonsten unversehrt, am Zielort ausgespuckt und in die Freiheit entlassen.
    Danilos wusste bis heute nicht wie, aber Xerzai hatte bereits von seinem Kommen erfahren, noch bevor er ihre Hallen betreten hatte.
    Sie bot dem lebensmüden Farisin eine Stelle als Dozent an in ihrer Akademie.
    Danilos willigte ein, vor Allem der Bücher wegen, die einen Zugang zu unendlichem Wissen und Bildung versprachen.
    Bald gehörte er zu den eifrigsten Lehrern der Schule, und erzog die Studenten zu Disziplin. Gleichzeitig bildete er sich selbst weiter und hatte alsbald den 5. Magiegrad erreicht. Als der Dekan der Akademie verstarb, wurde Danilos Androklis, wie er sich inzwischen nannte, zum neuen Leiter der Schule gewählt. Er übt seinen Beruf mit Stolz aus und wird von den anderen Lehrenden geschätzt und respektiert. Seine Magie erfüllt wieder einen würdevollen Zweck, womit er der Gabe Kalmos gerecht werden und sein Wissen an die fleissigen Schüler weitergeben kann.