Beiträge von Aksoy

    Aksoy trottete gut gelaunt hinter Jean her. Sie trugen hier den Hintern des Henkers im wahrsten Sinne des Wortes zum Markt. Der riesige Tiefling machte sich keine Sorgen. Der Henker war bewusstlos und verdiente so gesehen sogar das Geld im Schlaf. Was wollte er mehr?

    Das Klimpern der Taler war Musik in den Ohren des Tieflings. Er schaute auf den Henker herab, musterte den lila Troll und Niva. Keiner schien sonderlich am anderen interessiert zu sein. Weshalb auch? Das alles war nur ein Bündnis auf Zeit, zusammengekittet durch den Klebstoff Taler.


    Der Henker hatte nichts mehr davon, aber Jean hatte klimpernd unter Beweis gestellt, das er Willens und in der Lage war zu bezahlen. Aksoy grabschte den Henker hinten am Schlafittchen und warf ihn sich wie einen nassen Sack über die Schulter.


    "Wer bezahlen kann, bestimmt die Musik. Wo möchtest Du ihn hingeliefert haben?", grinste Aksoy.

    Aksoy schaute von Niva, die ziemlich überfahren aussah, auf den Henker und auf den violetten Troll. Na wunderbar, kaum hatte der Henker angefangen zu verhandeln, wurde er just in dem Moment ohnmächtig, wo er die Antwort des lilafarbenen Heilers erwarten durfte. Aksoy faltete die Schwingen auf dem Rücken enger zusammen.


    Der große Tiefling kratzte sich den gehörnten Schädel. Wie sollten sie so vom Fleck kommen? Eine bewusstlose Person hatte keine Körperspannung, kurzum er trug sich wie ein nasser Sack. Und wie lange würde er bewusstlos bleiben? Keiner von ihnen wusste es. Wurde der Kerl überhaupt wieder gesund, um seine Versprechen einzulösen? Falls nicht und er hier den Arsch aufgrund von Wundbrand zu machte, dann guckten sie Taler technisch alle in die Röhre.


    Zudem hatte er bei den Rakshanern eines gelernt, Feinde verstümmelte man, um eine ganze Armee auszubremsen. Denn dann waren die Kameraden damit beschäftigt, sich um die Verletzten zu kümmern, anstatt sich dem Kampf zu widmen. Wohin sie auch wollten, hinaus aus Obenza konnte es noch ein Kampf werden. Immerhin schienen sie einigen Leuten gehörig auf die Füße getreten zu sein.


    Dabei ständig eine Schnapsleiche über der Schulter hängen zu haben, wie einen übergroßen Embryo war nichts, was das Kämpfen erleichterte. Sie waren dem Henker nichts schuldig. Das was er verlangt hatte, hatte er bereits bezahlt. Für den Rest gab es bis jetzt nur warme Worte.


    "Die Ohren des Mädchens bleiben wo sie sind Troll. Reiß sie ihr ab, geschieht das Gleiche mit Dir.

    Wir wollen ja fair bleiben.


    Zu uns beiden Niva.

    Wohin soll es gehen? Willst Du hier mit dem Henker in dieser Bude bleiben? Bedenke, was dort draußen geschehen ist. Du hast dem Rotschopf in den Arsch getreten. Nicht allein, nicht persönlich, aber so wird er es sehen. Er wird sich daran erinnern, wer ihm das Fell über die Ohren gezogen hat. Du bist hier nicht mehr sicher. Du solltest dieses Loch Obenza verlassen. Ich bin nach Alkena unterwegs, Du könntest Dich mir anschließen.


    Bliebe die Frage, was wir mit dem Klotz hier am Bein machen. Wir sollten ihn bei dem Trollheiler lassen. Der Troll kann sich seiner annehmen und um ihn kümmern. Wacht der Henker auf, kann er den guten Mann für seine Dienste entlohnen. Wir hingegen verschwenden wertvolle Zeit, je länger wir hier vor Ort bleiben.


    Zudem wissen wir nicht, ob es der Henker schafft. Mit ihm in seinem jetzigen Zustand, könnten wir es nicht schaffen. Wir können nicht Tage oder gar Wochen einen Dauerbewusstlosen mit uns herumschleppen. Du kannst es schon mal gar nicht, Dich würde er komplett lahmlegen. Und auch mich behindert sein Gewicht. Er wiegt zwar nicht viel, aber seine Bewusstlosigkeit macht ihn schlaff wie ein Sack.


    Also wohin mit ihm?

    Unterwegs werden wir durch seinen Zustand möglicherweise verletzt. Und das er dort nicht weiter verletzt wird, können wir auch nicht garantieren. Dass was er bis jetzt orderte, hat er bezahlt. Rest steht in den Sternen.


    Ich schlage vor, entweder lassen wir den Henker hier bei dem Trollheiler, oder wir veräußern ihn an den Rotschopf. Dann spring für uns beide noch ein schönes Sümmchen heraus. Die Reisekasse benötigt immer ein paar Taler mehr. Es würde auch vor dem Rotschopf Deinen beziehungsweise unseren Schnitzer etwas abmildern. Nur sollten wir machen, dass wir vom Fleck kommen.


    Bleibt der Henker beim Heiler, kann er uns folgen wenn er erwacht. Deine Entscheidung Kleine bei wem er bleibt, aber in dem Zustand ist er nicht reisefähig und wir müssen abreisen. Also folgst Du mir nach Alkena oder versuchst Du es auf eigene Faust?", fragte Aksoy ruhig.

    Aksoy musterte den Heiler, den Niva mitgebracht hatte. Bei dem Kerl handelte es sich um einen riesigen, violetten Troll mit gespaltener Nase und gekürzten Stoßzähnen. Trolle sah man selten, aber Aksoy hatte schon einige in den Reihen des Chaos gesehen.


    Niva stellte ihn als K‘halibat vor und Aksoy nickte einmal knapp mit seinem gehörnten Schädel. Der Troll schien erfreut zu sein, dass er dem Henker helfen konnte. Er grinste ständig und bezeichnete die Verletzung als Kinderspiel. Aksoy war es nur Recht, immerhin hatte er keine Ahnung davon, wie man Wunden richtig versorgte. Er war kein Heiler. Möglicherweise hatte der Troll seine Verletzungen selbst kurriert. Dann wurde der Henker zwar an Optik einbüßen, aber besser als wenn er das Leben ließ.


    Desinfiziert hatte er ihn wenigstens schon ausreichend, als würde er noch eine Weile durchhalten, hoffte Aksoy.


    "Und wenn ich fertig bin, kriege ich deine Ohren", verkündete der Troll Niva.

    Aksoy zog kurz fragend fragend die Ohren nach hinten. Ohren? Es war wirklich erstaunlich womit manche Leute hier in Obenza bezahlten.


    K‘halibat kramte herum, fand nur ein kleines Licht und wühlte dann in einer Tasche die für einen Heiler erstaunlich "ungesund" aussah. Er kramte ein Licht hervor und streckt es Aksoy mit den Worten "Halt das..." entgegen.


    Der riesige Tiefling nahm das Licht entgegen und ließ den Troll nicht aus den Augen.


    "Er wurde von einem Hund gebissen und die Töle sah ziemlich krank aus. Geiferte und sabberte, jedenfalls hat er nach dem Biss das Bewusstsein verloren. Nicht direkt, einige Worte konnte er noch sprechen. Um ihm zu helfen, haben wir seine Wunden mit Alkohol desinfiziert und eine innerliche Anwendung haben wir auch vorgenommen. Nur zur Vorabinfo", erklärte Aksoy dem schrägen Heiler.

    Aksoy hatte den Henker bereits geschultert und hoffte dass dieser einen kurzen Flug gut überstehen würde. Die Etagen zu laufen, hatte Aksoy nicht die geringste Lust. Grettas Haus, dass sollte zu finden sein. Der große Tiefling flog nach oben, wobei er den Henker gut festhielt, so wie jeder Bürger hier seine Geldbörse festhalten würde.


    Einerseits war der Henker genau dass, andererseits war er ein Bruder aus Alkena. Auch wenn Aksoy nicht viel auf andere Bande gab, aber Tiefling war Tiefling und Rakshaner waren Fast-Tieflinge für ihn.


    Er landete etwas höher und fragte sich nach Grettas Haus durch. Geheim ging sicher anders, aber da er nicht die geringste Ahnung hatte, wohin er laufen sollte, musste er fragen. Zudem war seine Gestalt abschreckend genug, dass niemand dem Henker oder ihm zu nahe kam.


    Aksoy trabte mit seinem verwundeten Begleiter in das Haus und schaute sich dort um. Vorsichtig legte er den Henker ab und überprüfte den Sitz der Verbände. Da er noch etwas Alkohol einstecken hatte, goss er vorsichtig nach und gab dem guten Mann noch einige kräftige Schlucke. Schaden konnte es nicht, es würde die Verletzungen ausbeißen, da war er sich sicher.


    "Jetzt heißt es warten Henker... Niva holt Hilfe", sagte Aksoy und hockte sich neben den Bewusstlosen um ihn zu bewachen.

    "Verschwinden ist eine gute Idee, aber einen Schneider oder ein Puff erscheint mir in Deinem Zustand nicht gerade hilfreich. Du hast schon genug körpereigene Flüssigkeit verloren, behalt den Rest lieber bei Dir", schlug Aksoy vor und dachte nach. Er kannte sich in Obenza nicht sonderlich gut aus.


    "Ja wir sollten ihn von jemanden verarzten lassen, kennst Du Dich hier aus? Kennst Du einen Heiler? Zu dem Schneider und in den Puff kann der Henker immer noch gehen, sobald er wieder auf den Beinen ist. Vorher nützt das beste Hemd nichts. Lass uns gehen, Du führst uns, ich trage unseren Auftraggeber", antwortete Aksoy und schulterte den Henker.


    "Nur zu, Dir wird keiner Ärger machen und falls doch nicht sehr lange", versuchte Aksoy die junge Tieflingsfrau zu beruhigen.

    Aksoy steckte die Geldkatze ein und nickte knapp als Zeichen des Dankes. Ein Tiefling hatte immer noch einen Bonus gegenüber anderen Rassen bei ihm, Ausnahme Rakshaner, das waren im Grunde braune Tieflinge ohne Hörner. Dafür mit ausreichend Kaffee und guter Laune im Gepäck.


    Die kleine Tieflingsfrau fragte ihn ob er bleiben würde. Nach kurzem Überlegen entschied er sich dafür.

    "Ich bleibe", sagte er freundlich.


    Der Henker war ebenso ein Bruder aus Alkena, er benötigte ihre Hilfe und was noch wichtiger war, er bezahlte hervorragend. Die Kleine machte sich daran den Henker nach besten Möglichkeiten zu verarzten. Aksoy schaute ihr dabei zu, viel helfen konnte er nicht, denn weder trugt er genug Stoff am Leib, noch hatte er eine fundierte Ausbildung. Was sie tat, sah nach geübten, flinken Griffen aus. Er bedauerte dass Crize sein Rakshaner-Freund nicht anwesend war. Er hatte schon so manchen Todgeglaubten wieder fit bekommen. Zuletzt einen schwerverletzten Waldalben namens Mo. Lange war es her, Aksoy schmunzelte, als er an die Gefährten und die Zeit mit ihnen zurückdachte.


    Aber ein guter Tipp fiel ihm dann doch noch ein. Alkohol! Die Wunden des Henkers sahen schlecht aus, der Wandler hatte gewaltig zugebissen und jeder wusste, dass Bisse sich sehr schnell und bösartig infizieren konnten. Sogar Menschenbisse waren äußerst gefährlich.


    "Leider kenne ich hier keinen Heiler, aber was dem Henker helfen würde ist Alkohol. Damit könnten wir seine Wunden desinfizieren. Wer weiß, welche Krankheiten der Wandler im Maul mit sich herumgeschleppt hat? Alkohol würde die Krankheiten ausbeißen. Das sagt man jedenfalls so. Nebenbei ich bin Aksoy", sagte der große Tiefling und schaute sich suchend um.


    Eine Taverne, wo es Schnaps gab, richtigen Schnaps und nicht diese verwässerte Brühe. Der alte Alfons, der Bursche wäre sicher erfreut zu hören dass Jean sich eine Zeit nicht sehen lassen würde. Zudem hatte er die Taler in der Tasche und nicht die Kleine.


    "Bleib bei ihm, ich bin gleich wieder zurück und zwar mit Alkohol", sagte er beruhigend. Jedenfalls hoffte er, dass er so klang.


    Aksoy sprang in die Luft, schlug einmal kurz hart mit den Flügeln und machte sich auf direkt zum alten Alfons zurückzufliegen. Nach einem kurzen Flug betrat der die Taverne. Weit war es nicht gewesen, Jean hatte sie gut geführt, so dass er sich den Weg hatte merken können. Wenn Jean jetzt wüsste, dass er es war, der im Grunde mit seinem Wissen dem Henker beistand, der ihn grün und blau getreten hatte.


    Der große Tiefling trabte zur Theke und bestellte eine Flasche Schnaps. Dabei erzählte er zwei neugierigen Goblins, was sich draußen zugetragen hatte. Während der Grüne immer bleicher wurde, bei den gewalttätigen Schilderungen, leuchteten die Augen des gelben Goblins regelrecht fröhlich auf. So unterschiedlich waren die Gemüter, dachte sich Aksoy.


    Ein winzig Grauer Tiefling für den man fast eines dieser Ferngläser benötigte, stellte ihm den Schnaps auf den Tisch und hielt das winzige Krallenhändchen offen. Aksoy ließ die Münzen hineinfallen, da er die Befürchtung hatte, den kleinen Kerl sonst versehentlich von den Beinen und quer durch die Taverne zu fegen.


    Mit der Schnapsflasche in der Pranke verließ er die Taverne und flog zurück zu dem Henker, samt seiner Hilfsheilerin. Er landete ein kleines Stück absteits um die junge Frau nicht zu verletzen und trabte zu ihr herüber.


    "Ich habe den Schnaps, halt den Henker ruhig, ich übergieße seine Verbände damit. Und ein Schluck hinter die Binde könnte auch nicht schaden, um seine Lebensgeister wieder zu erwecken. Jedenfalls riecht das Zeug so, als könnte es Tote erwecken", grinste Aksoy und setzte seine Worte in die Tat um.


    Der große Tiefling tränkte die Verbände des Henker mit dem Schnaps und goss auch vorsichtig etwas darunter. Er hoffte, dass sie ihn damit vor einer Infektion bewahren konnten. Wundbrand war einer der häufigsten Gründe, warum Soldaten ins Gras bissen.


    Mit der freien Pranke hob er den Kopf des Henkers so behutsam wie möglich an und drückte ihm die Flaschenöffnung in den Mundwinkel, so dass ihm ein großer Schluck von dem Schnaps in den Rachen rann. Die Prozedur wiederholte er einige Male, bis er meinte, dass der andere Tiefling auch von innen ausreichend desinfiziert war.


    "Jetzt heißt es warten", sagte er zu der jungen Frau und verkorkte die Flasche wieder.

    Aksoy kehrte zum Ort des Geschehens zurück, nachdem er sich um den Fetten gekümmert hatte. Ärger würde er niemandem mehr bereiten. Der Henker hatte ihm das Goldstück zugeworfen und mit den Worten Danach bekommst du die Katze auf den kleinen Fettsack gehetzt.


    Aksoy landete zwischen dem Henker und einem winzigen Tieflingsmädchen, dass die Goldkatze in den Händen hielt. Sein gehörnter Schädel wandte sich der Kleinen zu.


    "Du hältst meine Bezahlung in der Hand Kurze. Und Du möchtest dem Henker und mir doch sicher keinen Ärger machen", warf Aksoy freundlich ein, während er seine Schwingen auf dem Rücken zusammenfaltete.


    Ein kurzer rückversichernder Blick auf Jean. Der Gute lag am Boden und sah arg mitgenommen aus. Aksoy hatte Jean gemocht, aber das hier war nichts Persönliches, Geschäft war Geschäft und der Tiefling namens Henker hatte eindeutig die besseren Argumente - Gold.


    Jean würde sich schon wieder berappeln, so wie er aussah hatte er ganz andere Dinge überlebt. Wer immer sich um den kleinen Rotschopf gekümmert hatte, hatte ihm eine Lektion fürs Leben verpasst. Der Dicke hingegen schwamm bei den Fischen, falls es in der Jauche die sie hier Hafenbecken nannten, überhaupt Fische gab. Aber Aksoy war in solchen Dingen nicht so kleinlich.


    Der große Tiefling hockte sich auf seinen Schwanz und wartete ab, was der Henker zu dem kleinen Mädchen sagte. Scheinbar war sie eine Verbündete.




    In dem Moment wo Jean die Augen schloss und durchatmete, schoss der Flügelbug von Aksoy nach vorne um den Rotschopf eine zu verpassen. Zeitgleich grabschte er mit seinen gewaltigen Pranken nach dem dürren Hemd. Ein Stück Gold war ein Stück Gold, da konnte kein Taler mithalten.


    Und da es hier rein um etwas Geschäftliches ging, war Angebot und Nachfrage maßgeblich. Das Goldstück hatte der andere Tiefling in der Hand, Jean hatte bis jetzt nur den Mund vollgenommen.


    "Deal", rief Aksoy dem anderen Tiefling zu.

    Aksoy schaute auf Jean herab, er konnte nicht mitkämpfen, denn er musste rauchen? Vermutlich rauchten hier gleich alle und zwar vor Wut. Aber keiner schien sich daran zu stören, also zuckte der große Tiefling auch mit den Schultern. Als sich Gizmo auszog, fragte sich Aksoy wann der Bursche das letzte Mal etwas gegessen hatte.


    Allerdings macht er das, was ihm an Substanz fehlte durch Wildheit und vermutlich irgendeiner Hautkrankheit wett. Aksoy machte mehrere Schritte nach vorne und schaute sich den anderen Tiefling genau an.


    "Du solltest Dir gut überlegen, wen Du hier um die Zollzahlung prellst, letzte Gelegenheit", warnte Aksoy.


    Der fremde Tiefling sah nicht danach aus, als wollte er sich abziehen lassen. Jean schien hier wohl an den Flaschen geraten zu sein, oder der Mann kämpfte so verbissen, da er keinen müden Taler mehr bei sich trug. Sie würden es erfahren. Aksoy schlug einmal mit den Schwingen um sich zu lockern, ehe er sie auf dem Rücken zusammenfaltete und alle im Auge behielt.


    Die Luft war zum Schneiden gespannt.

    Aksoy nickte, während Jean sprach.


    "Ein paar blaue Augen für den Wirt dürften kein Problem sein. Ein Tiefling mit Rüschenhemd, der sein Vermögen nicht ordnungsgemäß besteuert hat und ein Mädchen, dass Dir noch Pacht schuldet. Kurzum es geht um Geld und ich soll die Leute an ihre fälligen Zahlungen erinnern. Ich denke am besten gleich das Geld mitbringen, falls sie es haben und nicht erst auftreiben müssen", antwortete Aksoy.


    Kaum geantwortet taumelte ein Junge herein und warf nur ein Wort in die Runde - Kopf.


    Jean und Aksoy folgten dem kleinen Kerl auf dem Fuße, der nach seiner Aussage sofort wieder verschwunden war. Die Botschaft klärte sich draußen sofort, als Aksoy den abgeschlagenen Kopf eines Unbekannten in den Händen eines weiteren Jungen sah. Der Kerl heulte Rotze und Wasser, während der andere fachmännisch feststellte, dass das Opfer verschieden war.


    Aksoy der nicht sehr viel Heilererfahrung hatte, kam zu dem gleichen Schluss. Alles andere hätte ihn auch sehr verstört. Jean blaffte in die Runde und fragte nach dem Täter und zu Aksoys Erstaunen, wusste sogar einer die Antwort. Der Henker war es, erklang es kläglich.


    Der Henker?

    Eine Sekunde später schob er nach, der Tiefling mit dem Rüschenhemd.

    Vermutlich genau jener säumige Zahler, den Jean auf seine blaue Augen Liste gesetzt hatte.

    Jean entschied, dass er dem Rüschenhemdträger zuerst einen Besuch abstattete, Gizmo und Rosco sollten ihn begleiten, Aksoy ebenso. Der große Tiefling folgte Jean auf dem Fuße.


    "Bist Du sicher dass bei dem Rüschenhemd ein paar blaue Augen ausreichen? War der Tote einer Deiner Männer? Du hast Dir vermutlich einen gefährlichen Feind gemacht oder vielleicht sogar versucht einen Serienmörder abzuziehen. In Obenza laufen davon angeblich mehr rum, als auf dem Rest Asamuras. Schauen wir uns den Burschen genau an und achte darauf, ob er bewaffnet ist. Beherrscht das Rüschenhemd Magie? Viele Tieflinge sind magisch begabt", warnte Aksoy die Truppe.


    Jean schätze er als clever ein, nicht umsonst hatte er sich eine kleine Bande aufgebaut. Aber ihr beiden Begleiter standen vermutlich eher im Weg, als das sie bei einem Kampf nutzten. Aksoy stapfte hinter Jean her und schaute sich dabei argwöhnisch um.Der Henker mit dem Rüschenhemd, keine vorteilhafte Berufsbekleidung für einen Assassinen. Vielleicht war es aber auch nur ein Geschäftsmann, den man einmal zu viel übervorteilt hatte. Das würde sich vermutlich gleich zeigen.

    Aksoy musterte den für ihn winzigen Menschen, der sich gerade den Besitzer zur Brust genommen hatte. Ihn störte das nicht weiter, dadurch wurde sein Essen nicht besser oder schlechter. Als der kleine Rotschopf von einem Geschäft sprach, wurde Aksoy hellhörig.


    "Guten Morgen. Ja so sehe ich nicht nur aus, es ist auch so. Wer von uns kann kein Geld gebrauchen? Oder wie ein guter Freund von mir sagt, ich habe Geld... nötig. Dieser Schankwirt hier? Er sah aus, als hättest Du ihn allein schon ganz gut auf Spur gebracht.


    Also lass hören, einen Schankwirt, ein Mädchen und ein Tiefling, die Kombination klingt abenteuerlich. Was soll ich für Dich tun und was springt dabei für mich heraus?", fragte Aksoy und neigte seinen gehörnten Schädel dem kleinen Menschen zu.


    "Mein Name ist Aksoy und mit wem habe ich es zu tun? Vermutlich soll ich doch liebe Grüße bestellen, wenn ich die Leute an Dich erinnere oder?", grinste der riesige Tiefling und wartete gespannt ab, was ihm der kleine Kerl bieten würde.


    Für Aksoy zählte jeder Taler, den er seiner Mutter mitbringen konnte. Arbeit mit der man gut Geld verdienen konnte, war rar gesät in Alkena, die meisten waren Selbstversorgen. Er selbst war ausgezogen um Geld zu verdienen und etwas von der Welt zu sehen.


    Das was er zu sehen bekommen hatte, war eine seltsame Mischung aus Freude, Leid, tiefer Freundschaft und Feindschaften. die Welt war so bunt wie der Sumpf von Alkena. Und wo Aksoy sich dies in Gedanken rief, vermisste er seinen rakshanischen Freund Crize, samt Mo und Firxas. Sie waren eine lustige bunte Truppe gewesen.

    Der Krieg war vorbei, der Lärm und die Lieder verstummt, der Gestank des Todes war genauso verschwunden wie Tarkan. Sie waren die Flugstaffel des mächtigen Rakshaners gewesen, der die Zwerge in die Knie gezwungen hatte. Er selbst der Anführer seiner Schar und das in so jungen Jahren.


    Rakshaner waren ein Wandervolk, Nomaden und hatte sich die gewaltige Armee nach ihrem Sieg in alle vier Winde verstreut. Für die Alben kam der Abzug der Rakshaner noch gerade rechtzeitig. Ihrem Heer hätten sie zahlenmäßig nicht entgegensetzen können. Wie es mit Schwert, Magie und List aussah, stand auf einem anderen Blatt. Manchmal jedoch siegte die schiere Masse, gleich wie kampffähig sie war. Selbst der beste Schwertkämpfer konnte in einem Meer von Leibern ertrinken.


    Aksoy saß in Gasthof zum alten Alfons und trank in aller Ruhe sein heißes Gewürzbier. Der große Humpen, den ihm der gelbe Goblin-Gastwirt mit beiden Händen gereicht hatte, sah in seiner Pranke winzig aus. Die andere Hand stützte seinen gehörnten Schädel. Der Hocker unter ihm knarzte bei jeder Bewegung, seine Flügel hatte er locker über den Rücken gefaltet, so dass sie wie ein Ledermantel auf den Boden herabhingen. Wie eine schläfrige Katze pendelte auch sein Schweif hin und her, während er die Wärme der Stube genoss. Es dauerte nich lang, dann wurde ihm sein Eintopf serviert. Eine große Holzschale mit ausreichend Fleischeinlage. Für den Preis war das wirklich ein Schnäppchen. So seltsam der Gasthof von außen wirkte, so heimelig war er von innen. Der Goblin schenkte ihm ein gut gelauntes Grinsen und verschwand wieder in der Küche.


    Aksoy ließ sich seinen Eintopf schmecken. Er war weit entfernt von den warmen Wüstensanden seiner Wahlheimat. Und noch länger hatte er seine alte Heimat Alkena nicht mehr gesehen. Er hatte vor seine Mutter zu besuchen und ihr von seinen Erlebnissen zu erzählen. Jeder Tiefling unter den Rakshanern hatte davon gesprochen. Die Zwerge, die sie einst grundlos angegriffen hatten, waren von den Rakshanern geschlagen worden. Als die Zwerge am Boden lagen, nahmen die betrogenen Völker der Almanen Rache und hatten sie ausgelöscht.


    Die betrogenen Betrüger, so hätte seine Mutter Vahida geurteilt. Aksoy hatte ein klein wenig Erspartes zur Seite gelegt, dass er seiner Mutter bringen wollte. Das Los in Alkena war hart. Ein Leben im Sumpf und Morast, natürlich wie gesellschaftlich. Aber es gab keinen Ort der Welt, wo Geld nicht ein bisschen Licht hin zaubern konnte.


    Aksoy leerte die Eintopfschale und seinen Humpen, legte die Bezahlung auf den Tisch und machte sich auf den Weg zum Stadtrand. Vielleicht bot sich eine Mitreisegelegenheit, so war die Reise nicht ganz so einsam. Denn eines hatte er in Rakshanistan schätzen gelernt, angenehme Gesellschaft.

    Aksoy guckte etwas verdattert über die Schulter, als Crize auf einmal zu sprechen anfing. Alles klang total verwirrt, da er einerseits mit ihm und andererseits mit irgendeinem imaginären Kontaktmann sprach. Bis Aksoy einfiel, dass sein Kumpel vermutlich magisch redete.


    Aksoy flog wie gewünscht langsamer und einen Moment später klärte Crize genau den seltsamen Umstand auf, er hatte eine Stimme im Kopf. Gut beruhigender als das vorherige Gespräch klang das für Aksoy irgendwie auch nicht. Der große Tiefling flog weiter nach rechts, was immer Crize dass im Gespräch bringen sollte, er zuckte die gewaltigen Schultern.


    Bei der Erläuterung des Namens seines Gesprächspartners musste Aksoy brummend loslachen, wer trug so einen Namen? Und was für Leute kannte Crize?


    Die Warnung hingegen war alles andere als witzig. Aksoy ging im Sturzflug runter und versuchte dann den angesprochenen Varod auf seiner Hyäne abzufangen. Warum auch immer, es schien wichtiger zu sein, als einen Stein vor die Rübe zu bekommen. Laut Crize ging es um Leben und Tod und scheinbar war Kasimir Varods Sohn.


    Aksoy fing Varod ab, indem er den Rakshaner mit seiner Hyäne überholte und sich genau vor ihr zu Boden plumpsen ließ. Crize wurde dabei ganz schön durchgeschüttelt, Aksoy ebenso, aber Varod war abgefangen. Seine Hyäne legte mit lautem Gemeckere eine Vollbremsung hin und fletschte ihr eindrucksvolles Gebiss.


    Der Rakshaner musterte sie vom Rücken seines stattlichen Tieres aus mit einem extrem besorgten Gesichtsausdruck.

    Der mächtige Tiefling stand auf und schlug mit seinen Flügeln. Aksoy hatte geruht, gegessen und seine Einheit sah schon wesentlich besser aus, als vor der Pause. Der Kaffee und die Erholung hatten ihnen gut getan. Aksoy ließ sein mächtiges Genick knacken, als er seinen schweren, gehörnten Kopf hin und her warf um seine letzten Verspannungen zu lösen. Er tippte seinen Freund Crize an.


    "Gibt es Neuigkeiten von Tarkan oder anderer Befehlshabender Stelle? Ansonsten schlage ich vor rücken wir jetzt ab und setzen unsere Befehle um. Wir haben nicht ewig Zeit und Tarkan verlässt sich auf uns. Auch die anderen Einheiten müssen losziehen um ihren Platz einzunehmen.


    Wegen den Goldzelten Crize, wir sollten wirklich überlegen diese in Taler und die Taler in entsprechende Waffen zu verwandeln. Keiner braucht ein Metallzelt. Aber wie ich Dir schon sagte, lieben Menschen Gold", grinste Aksoy und schaute sich suchend um.


    Aksoy fragte sich nach Dschan durch und schnappte sich dann den Rakshaner.


    "Hör zu, ich habe direkten Befehl von Tarrik Tarkan. Wir wurden mit der Aufgabe betraut, die Lichtalben zurück in ihre Heimat zu zwingen. Du Dschan wirst das gesamte Lager mobilisieren. Es war der letzte Befehl, den Tarkan ausgesprochen hat, bevor er uns losschickte. Unser Ziel ist Avinar, schicke alles was Du hast gegen die Lichtalben. Entsende die Düsterlinge und Hyänenreiter um den Lichtalben zu zeigen, wo sie wohnen. Vorsorglich sind laut Tarkan Zivilisten anzugreifen. Greise, Alte, Kinder, Frauen - nehmt was ihr in die Finger bekommt. Vernichtet Nahrung, verseucht Brunnen, stiftet Unruhe wo Ihr nur könnt. Leises Vorgehen ist nur beim Einschleichen erforderlich. Die Lichtalben müssen mitbekommen was los ist. Sie müssen ihre Leute an der Dunkelbruchfront benachrichtigen. Und jene an der Front müssen umkehren um schnellstmöglich ihre Heimat zu schützen. Dies ist der Plan von Tarrik Tarkan, dies ist Deine Aufgabe Dschan. Die Reiter und die Düsterlinge unterstehen Deinem Kommando, mach uns keine Schande", erklärte Aksoy ernst.


    Der gewaltige Tiefling richtete sich zu seiner vollen Höhe auf und scharrte per Befehl seine Männer um sich.


    "Männer, wir wissen nicht was mit Lexi und seiner Einheit geschah. Aber auf ihm wie auf unseren Schultern lastete die letzte Hoffnung Tarkans. Unser Anführer übertrug uns die Aufgabe, die Lichtalben dazu zu zwingen, in ihre Heimat zurück zu kehren. Bis heute haben wir keinen anderslautenden Befehl erhalten.


    Meine Freunde, Ihr wisst so gut wie ich, wie schlecht es um Tarkan und Dunkelbruch stand.
    Es ist nicht auszuschließen, dass es niemanden mehr gibt, der neue Befehle geben könnte.


    Gleichgültig ob unser Anführer noch lebt oder schon an Rakshors Seite wandelt, wir werden seinen Befehl umsetzten, so dass er mit Stolz erfüllt sein wird, uns diese Aufgabe übertragen zu haben! Jeder nimmt erneut seinen rakshanischen Bruder auf die Schultern, wir ziehen in die Schlacht! Unser Ziel ist Avinar! Abflug!", befahl Aksoy brüllend und warf sich Crize auf die Schulter.


    Der riesige Tiefling machte einen Satz in die Luft, schlug hart mit den Flügeln und stieg in den Himmel auf. Sein Geschwader folgte ihm.

    Aksoy hörte seinem Kumpel aufmerksam zu, ließ es sich aber nicht nehmen, sich ebenfalls einen Becher Mokka ausschenken zu lassen. Während Aksoy Crize lauschte, schlürfte er gut gelaunt sein Getränk. Dachte er nun daran zurück, wie er vor gar nicht all zu langer Zeit beim Chaos angefangen hatte, dann hatte er gemeinsam mit Crize einen gewaltigen Weg zurück gelegt. Allein hätte er dies vermutlich niemals alles bewerkstelligen können.


    Der gewaltige Tiefling streckte kurz seinen Körper wie auch seine Schwingen um die Verspannungen zu lösen. Dann faltete er sie auf dem Rücken zusammen und hockte sich gemütlich hin. Einen warmen Becher Kaffee in der Hand und die Gesellschaft von seinem besten Freund, was wollte man eigentlich mehr?


    Ihr Auftrag war klar, sie sollten den Lichtalben dermaßen schaden, dass sich das Heer gezwungen sah, die Belagerung von Dunkelbruch abzubrechen und nach Haus zurückzukehren. Tarkan hatte es vorgegeben, es sollten die Zivilisten dran glauben.


    Erschöpft wandte Aksoy seinen gehörnten Kopf dem Lager zu, ehe er Crize musterte.


    "Nun mir ging gerade durch den Kopf, dass die Befehle von Tarkan eindeutig waren. Wir sollen durch unseren Angriff den Rückzug des Lichtalben-Heers erzwingen. Seine Befehle lauteten, Kinder, Alte und Frauen anzugreifen und ihre Grundversorgung zu vernichten. Inwieweit dies Lichtalben beeinflusst, kann ich nicht sagen, aber wir werden uns an Tarkans Befehle halten Crize.


    Den Tag Ruhe gönnen wir uns auf alle Fälle mein Freund. Und die Woche Waffenruhe sollen die Lichtalben ruhig haben. Immerhin benötigen die Düsterlinge, die Reiter und die Fußläufer ja auch ihre Zeit, bis sie Avinar erreicht haben. Da ist die Woche garantiert schon um, und sie können angreifen.


    Ich würde vorschlagen, wir splitten uns genau in Fachgruppen. Düsterlinge, Reiter und Fußläufer. So dass sich jeder ein anderes Ziel vornimmt. Die Düsterlinge werden nachts zuschlagen, die Reiter kleine Scharmützel liefern, die Fußläufer werden tun was Fußgänger so tun und wir Flieger werden ihnen von oben die Suppe versalzen.


    So lauten unsere Befehle und Tarkan verlässt sich auf uns", grinste Aksoy gut gelaunt. Er genoss die Verschnaufpause sichtlich.


    Als Crize davon sprach, dass die Zelte aus puren Gold wären, wurde Aksoy hellhörig.


    "Gold? Sagtest Du GOLD? Menschen lieben Gold Crize! Sie ermorden sich gegenseitig für Gold, sie horten es, häufen es an, stehlen es einander, luchsen es sich ab! Wir sollten dieses Gold nutzen! Wir könnten davon Söldner, Waffen und Kriegsmaterial kaufen und natürlich vernünftige Zelte! Und vielleicht können wir damit noch das Blatt für unseren Anführer wenden. Wer möchte schon in Metallzelten schlafen?


    Weg mit dem Mist, wir benötigen das Gold für Kriegsmaterial. Vielleicht auch für Giftmischer, die uns was Schönes fertigen könnten um die Wasserversorgung der Lichtalben lahm zu legen? Zudem wer kennt sich mit Lichtalben aus? Wir benötigen jemand, der uns etwas über diese Übeltäter sagen kann. Wie leben sie? Was essen sie? Welche Schwachsstellen haben sie?


    Sicher die gute alte Methode, der Tod kommt von oben, funktioniert bei uns Fliegern im Duo mit Waffen oder einem Magier immer. Aber wir müssen auch dafür sorgen das unsere Düsterlingskollegen und die anderen unserer Einheit ihre Chance erhalten, da mit heiler Haut und vielen Feindesopfern herauszukommen.


    Crize, was weißt Du über Lichtalben? Was weißt Du über ihre Schwäche? Wer kennt sich mit der Schwäche von Lichtalben aus? Wer ist der Feind der Lichtalben? Haben sie Feinde außer dem Chaos? Falls ja, würden diese uns beistehen, sobald wir denen das mit etwas Gold versüßen?", hakte Aksoy nach.

    Sie hatten Dunkelbruch verlassen und ihre Angreifer wie auch ihre Verfolger abgeschüttelt. Durch einen Sturm verloren sie zusätzlich einige gute Leute, aber dennoch war Rakshor auf ihrer Seite.


    Letztendlich teilte sich die Gruppe so wie es Tarkan befohlen hatte. Was aus Lexi und seinen Mannen geworden war, entzog sich Aksoys Kenntnis, aber er wünschte ihnen nur das Beste und vor allem viel Jagdglück auf den Feind.


    Dass er mit so einer wichtigen Aufgabe von Tarkan betraut wurde, erfreute ihn sehr, verunsicherte ihn aber auch. Gleichgültig was seine Statur versprach und über welche Kräfte er verfügte, er war trotzdem noch jung. Und viel Erfahrung hatte er noch nicht in seinem Leben gesammelt.


    Aus diesem Grund verließ er sich meist auf den weisen Rat seines mittlerweile besten Freundes Crize. Der Mann wusste alles, folglich konnte mit ihm an der Seite nichts schief gehen. Ab und an wunderte sich Aksoy zwar über dessen Prioritäten, aber bis jetzt hatten sich diese immer als richtig herausgestellt. Das lag vermutlich an seiner jahrelangen Erfahrung. Aksoys Wissen konnte da einfach nicht mithalten.


    Ganz wie es Tarkan befohlen hatte, hielt sich Aksoy mit seiner Gruppe nördlich. Ihre Aufgabe bestand darin Verstärkung aus Nordrakshanistan zu holen, dafür hatte ihm Tarkan einen Zebraschal ausgehändigt. Die Krieger sollten frisch und ausgeruht sein. Aksoy hoffte inständig, dass die Männer noch vor Ort waren.


    „Crize hattest Du in letzter Zeit neue Infos über Nordrakshanistan? Tarkan hat angeordnet, dass wir unsere Truppe mit den dort stationierten Männern verstärken sollen. Handelt es sich dabei um Tieflinge oder um Menschen? Falls es Menschen sind, müssen wir schauen, wie wir uns fortbewegen. Vielleicht teilen wir unsere Gruppe dann auf in Fußgänger und Flieger.


    Jeder Flieger kann nur einen Menschen tragen um effektiv zu bleiben. Sonst wird die Last zu schwer. Falls es sich um Tieflinge handelt, haben wir kein Problem.


    Meinst Du wir sollten vor Ort eine Pause einlegen um einmal Kräfte zu sammeln?


    Die Männer sehen mitgenommen aus. Der Angriff auf Dunkelbruch und unsere Flucht haben uns zugesetzt. Ich würde sagen, wir schöpfen einen Tag neue Kraft, essen gut, schlafen und dann widmen wir uns gestärkt den Lichtalben, so wie es uns Tarkan befohlen hat. Oder was meinst Du Crize?“, hakte der große Tiefling nach.

    Der riesige Tiefling hörte seinem Herrn aufmerksam zu. Er merkte sich jedes einzelne Wort so gut er konnte. Sich mit Waffen ausrüsten, sich einen Mitstreiter auf den Rücken laden, jeden Luftkampf vermeiden, sich mit Lexis zusammen schließen und gemeinsam fliehen, dann Aufspaltung der Kampftruppe, er hatte sich nördlich zu halten und sich um Avinar zu kümmern, während Lexis sich südlich die Hohe Mark vorknöpfen sollte.


    Der Plan von Tarkan klang gut, es klang nach Tod, Chaos und Verderben. Sie würden den Lichtalben die Nahrung und vor allem das Wasser stehlen. Und sie würden grausame Rache an den Zivilisten üben. Das sollte die Moral der Alben schwächen, sie würde vielleicht sogar komplett einbrechen.


    Als Tarkan ihn im Nacken packte und seine Stirn gegen die von Aksoy lehnte fühlte sich der große Tiefling sehr geehrt. Die Beförderung war nur noch zweitrangig. Er würde seinen Meister nicht enttäuschen, ebenso wenig wie Crize dies zulassen würde.


    "Tarkan Ihr könnt Euch auf uns verlassen, wir werden unser Bestes geben, so wie immer. Nur wieso habt Ihr vor Euch in Feindeshand zu begeben? Boss steckt ein Zebra nach Eurer Ansprache in Eure Kutte oder wie man das Wickelding auf Eurem Kopf nennt.


    Sie werden den Unterschied nicht bemerken. Und dann flieht mit uns! Ihr habt Verbündete in fernen Ländern, zur Not flieht dort hin oder sucht Schutz in der Wüste bei den Trollen! Ich flehe Euch an, die Feinde werden keine Gnade kennen. Rakshor sei mit Euch Tarkan", sagte Aksoy und drückte den für ihn kleinen Rakshaner kurz vorsichtig, ehe er sich Crize auf den Rücken warf.


    "Komm mein Freund, wir haben eine Aufgabe zu erledigen", erklärte Aksoy seinem besten Kumpel.


    Mit großen Schritten trabte der Tiefling zu der Fliegerstaffel und räusperte sich, um sich Gehör zu verschaffen.


    "Tarkan hat uns eine wichtige Aufgabe übertragen!
    Wir werden uns mit Waffen ausrüsten, jeder Tiefling der Fliegerstaffel wird sich einen Mitstreiter auf den Rücken laden und dann fliehen wir und verlassen Dunkelbruch! Wir haben jeden Luftkampf zu vermeiden! Dies ist ein ausdrücklicher Befehl Tarkans!


    Lexis wir müssen uns zusammen schließen und gemeinsam fliehen. Wir fliehen bis zum Sumpf von Alkena. Dort werden wir uns aufteilen. Ich selbst werden meine Einsatztruppe nördlich führen und wir werden Avinar angreifen.


    Du Lexis wirst Dich südlich halten und Dir die Hohe Mark vorknöpfen.
    Unsere Aufgabe ist die Vernichtung der Nahrung, sprich wir sollen die Ernte vernichten und brandschatzen. Wir sollen die Brunnen vergiften und den feindlichen Menschen und Alben ihre Nahrungsgrundlage zu entziehen. Wir töten ausschließlich Bauern und vor allem Zivilisten. Kinder, Frauen, Greise.


    Tarkan gab hier keinen weiteren ausdrücklichen Befehl, aber da wir dem Feind enorm schaden müssen, muss unsere oberste Aufgabe sein, die Kinder und vor allem die gebärfähigen Frauen auszumerzen. Dies könnte uns im Nachhinein noch den Sieg bringen!


    Denkt daran meine Brüder, Tarkan steht dort auf den Zinnen und gibt für unsere Sache sein Leben!
    Einer von uns, heißt mindestens hundert von ihnen! Rüstet Euch, schnappt Euch einen Partner und Aufbruch!",
    befahl Aksoy.


    Keine Viertelstunde später hatten die Tieflinge die Leichen geplündert und sich einen Verbündeten geschnappt, den sie sich auf den Rücken setzten.


    Aksoy rannte gemeinsam mit Lexis an der Seite und mit Crize auf dem Rücken auf die Zinnen zu, wo vorab noch Tarkan gestanden hatte. Der Tiefling sprang ohne zu zögern in die Tiefe und riss dann seine gewaltigen Schwingen auf. Er fing seinen Sturz ab und schlug hart mit den Flügeln um sofort an Höhe zu gewinnen.


    Die anderen Tieflinge folgten seinem Beispiel. Gemeinsam drehten sie ab und flogen davon. Jeder von ihnen hielt eine der Armbrüste kampfbereit in den Händen.


    `Rakshor stehe Dir bei Tarkan´, dachte Aksoy betrübt, ehe er sich erneut mit kräftigen Flügelschlägen an die Spitze ihrer Luftstaffel setzte und die Führung gab.


    "Haltet die Augen nach Verfolgern auf! Was immer sich Euch in der Luft nähert und kein Tiefling ist, durchsiebt es!", befahl der große Tiefling seinen Leuten.

    Der gigantische Tiefling eilte an die Seite seines Herren. Wie immer hatte er Crize im Schlepptau, oder der Nekromant ihn - je nach Sichtweise wer eigentlich hier wem folgte.


    "Ihr habt nach mir gerufen Tarkan?", sagte Aksoy mit seiner tiefen Stimme.


    Überall Zwerge und nun auch noch Lichtalben vor den Toren, dass verhieß nichts gutes. Die Bartträger und den Langohren musste Einhalt geboten werden. Aksoy wartete auf den Befehl Tarkans was zu tun sei.

    Aksoy war stolz auf die clevere Idee von Crize, so würden sie dem Geistmagier ein Schnippchen schlagen. Nur ob es für sie so gut war, einen wütenden Geistmagier auf den Fersen zu haben, wusste Aksoy nicht.


    Der Tiefling vermutete aber, dass Crize aber auch mit dem Problem fertig werden würde, sollte sie der Mann einholen.


    Immerhin hatten sie wesentlich mehr Möglichkeiten sich zu verteidigen als Mo. Nach Crizes Behandlung war Morasa blass wie eine frische Wasserleiche. Vermutlich fühlte er sich auch nicht besser.


    Aksoy nahm wie befohlen das Blut entgegen. Es war eine ganz schöne Menge. Er hoffte dass Mo trotz allem irgendwie über die Runden kam, körperlich gesehen. Er war sehr blass für einen Waldalben nach dem Aderlass.


    In gemeinsamer Zusammenarbeit schafften die Drei unter Führung von Crize Mo zu einem Hundekarren. Sie betteten Mo hinein und klärten mit Mauli alles weitere. Der Ghul konnte seinen Freund nicht auf dem Wagen begleiten, so musste er ihm zu Fuß folgen.


    Der Abschied war genau so, wie sie Mo aufgefunden hatten - sehr traurig.
    Crize wie auch dem Waldalben standen die Tränen in den Augen und sie verabschiedeten sich herzlich. Aksoy fühlte sich ebenso ergriffen, aber er war nicht so nah am Wasser gebaut, wie die beiden. Zudem waren Crize und Mo wie der Waldalb schon Folge richtig gesagt hatte, mit den Nerven am Ende.


    Crize musste miterleben, was Mauli angetan worden war. Und Mo hatte sein eigenes Päckchen zu tragen. Aksoy hielt die Phiole mit dem Blut des Waldalben fest.


    Zum Abschied drückten sie sich, dass es selbst Aksoy für ein paar Augenblicke in den Augen brannte, dann schoss auch schon der Hundewagen mit seinem Passagier davon. Mauli flitzte seinem Freund hinterher, hatte aber keine Chance mit den flinken Hunden mitzuhalten.


    Aksoy schirmte seine Augen mit der Hand ab und schaute dem Wagen noch einen Moment hinterher. Der große Tiefling nahm Crize huckpack, ging in die Hocke und schlug hart mit den Flügeln um an Höhe zu gewinnen.


    "Wohin sollen wir fliegen Crize? Mo wird es in seiner Heimat besser gehen. Warst Du selbst jemals in Kalthorst? Der Name macht mir schon Gänsehaut. Ist es dort so kalt, wie der Name vermuten lässt?


    Ehe ich es noch vergesse, eines sollst Du wissen Crize, Du bist ein sehr gütiger und weiser Mann. Ich bin stolz Dein Freund zu sein", sagte Aksoy.