Beiträge von Vicarri

    Badespaß -- 202 n.d.A. Obenza/Söldnerlager


    Es war ein herrlicher Abend, unser Opfer saß im Badezuber und genoss das heiße Wasser. Er tauchte unter um sich den Stress von der Seele zu waschen.


    Als Meqdarhan wieder auftauchte und sich das Wasser aus den Augen strich, ließ ihn ein gezwitschertes „Kuck-kuck“, hochfahren. Er blickte in Jozos und mein vermummtes Gesicht.


    Wir hockten am Fußende des Zubers.
    Jozo rührte das Badewasser mit einem Zeigefinger um.


    „Hallo Meq-Mäuschen“, flötete Jo gut gelaunt.


    Meqdarhan wurde eiskalt trotz des heißen Wassers. Er setzte sich kerzengerade hin und schaute meinen Kerl an. Vermutlich hatte er an der gelben Pfote die in seinem Badewasser spielte erkannt, von wem er gerade Besuch hatte.


    „Wer seid Ihr und was macht Ihr hier bekleidet im Badehaus? Was möchtest Ihr noch zu so später Stunde?“, fragte er freundlich um das Gespräch direkt wohlwollend zu beginnen.
    „Du könntest mir sagen warum Du Firxas bei seinem Vorgesetzten angeschwärzt hast. Kein feiner Zug von Dir. Nein – nein“, sagte Jozo in einem kindlichen Singsang.


    Er war mal wieder fast auf "der anderen Seite", kurzum er war voll drauf.
    Der nackte Truppenführer im Badezuber starrte Jozo an und scheinbar wurde ihm kalt.


    „Du musst eindeutig an Deiner Führungsqualität arbeiten“, erklärte Jo gespielt beleidigt.


    „Mein Junge, dass verstehst Du falsch. Ich wollte Firxas doch nichts Böses. Aber es ist meine Pflicht die Disziplin der Gruppe aufrecht zu erhalten. Ich muss Fehlverhalten melden“, sagte Meqdarhan und hoffte Jozo würde endlich seine Pfote aus dem Wasser nehmen, dass sah man dem Kerl an. Doch Jo schien überhaupt nicht daran zu denken sondern moderte weiter im Badewasser rum.


    „Fehlverhalten nennst Du seinen aufopfernden Dienst?
    Wie mir über meinen lieben Freund Firxas zugetragen wurde, geht er nachts allein Streife und jagt Verbrecher die in unser Gebiet eindringen! All jenen Abschaum die das schöne Obenza verschandeln und bedrohen! Meine geliebte Heimat!


    Er schiebt sogar Dienst in Seplunken, Kneipen, Tavernen und Pfuffs, damit sich die Leute dort ohne Angst entspannen können. Ich zum Beispiel, bin sehr gerne in seiner beruhigenden Nähe.


    Er versieht seinen Dienst, damit solche Stümper wie Du in Ruhe schlafen können. Da ist man morgens schon mal müde. Ich finde, man sollte den Mann vom Frühsport befreien. Ganz ehrlich. Frühsport ist niemandes Ding. Was meinst Du Meq?“, fragte Jozo mit zuckersüßer Stimme.


    „Darüber lässt sich wirklich reden. Daran hatte ich nicht gedacht. Entschuldige bitte. Weißt Du was? Ich trockne mich schnell ab und werde noch heute mit Firxas darüber sprechen. Wie findest Du das?“, sagte Meqdarhan väterlich gönnerhaft, stand schnell auf um aus dem Wasser zu steigen.


    „Setz Dich mit Deinem fetten Arsch sofort wieder hin“, geiferte Jozo so bedrohlich, dass sogar ich neben ihm zusammenzuckte.


    Der Truppenführer guckte Jo gequält an, gehorchte aber sofort.


    „Siehst Du Meq, so ist es gleich viel besser. So nackt rum zu stehen mit nasser Pelle, da holt man sich leicht den Tod“, sagte Jozo nun wieder vergnügt kichernd.


    „Bitte, ich hab es verstanden. Ich war unfair zu dem Söldner. Es kommt nicht wieder vor. Bitte nimm die Hand aus dem Wasser und lass mich gehen. Wir vergessen die Sache einfach und fangen von vorne an.


    Niemand wird was von der Sache erfahren, es hat keine Konsequenzen für Euch. Das verspreche ich Dir. Mein Wort drauf. Niemand wird Euch verfolgen und Firxas wird morgens extra etwas mehr Zeit bekommen. Na wie klingt das?“, versuchte es Meqdarhan.


    Jozo legte den Kopf auf den Zuberrand und guckte den Truppenführer traurig an.


    „Schade Meq, irgendwie hast Du mich nicht überzeugt. Ich war schon immer ein harter Kritiker, weißt Du? Mein Urteil für Dein erbärmliches Schauspiel: Meq muss weg. Gute Reise und grüß den alten Ainuwar“,kicherte Jozo.


    Mit diesen Worten grabschte Jozo dem alten Mann in die Haare und drückte ihn unter Wasser. Der Kerl strampelte wie wild und Wasser spritze in alle Richtungen.


    "Eh sein Bruder glaub ich, kenn ich!", lachte Jozo irre.
    "Hä, woher kennst Du dessen Bruder?", fragte ich durcheinander.
    "Letzte Woche, hab ich auch so ein Eierkopf ersäuft. Diese Rübe hier fühlt sich so... mhm... vertraut an...", gluckste Jo.


    Als der alte Kerl aufgehörte hatte zu strampeln und keine Blasen mehr nach oben stiegen, ließ Jo den Mann los. Er schnitt ihm die Kehle durch und den Bauch auf. Mit beiden Händen räumte er sein Opfer aus und legte die Gedärme auf dem Wannenrand ab. Mir wurde total schwummerig.


    „Herrlich“, kicherte Jo und schlich davon.
    Ich folgte ihm schwitzend auf dem Fuße.

    Die Maske


    Vicarri streichelte Jozo und küsste ihn zärtlich.


    "Jo tust Du mir einen Gefallen?", fragte der grüne Goblin.
    "Kommt drauf an", antwortete Jozo und kraulte Vic.


    "Sag mir einmal ehrlich was Du für mich empfindest", bat Vic.
    "Ehrlich? Du würdest es nicht begreifen", grinste Jo.


    "Doch. Und falls nicht, ich möchte es trotzdem hören", erklärte Vicarri.


    Jozo setzte sich auf und musterte Vicarri. Er schaute den anderen Goblin ernst an.
    Vic schaute zurück.


    Er schaute das erste Mal in Jozos Gesicht ohne Maske. Ohne verstellendes Lächeln, ohne tarnende Mimik, ohne einstudierte Gesten.


    Er schaute in Augen mit einem tödlichen, düsteren Ausdruck.


    Vicarri spürte das erste Mal ungefiltert, welche Art Wesen vor ihm saß.
    Ein Raubtier, grausam, sadistisch, ohne einen Sinn für Reue oder Schuld.
    Ohne jede Form von Gewissen.


    Solche Augen meinten Menschen, wenn sie von Dämonen sprachen, wenn sie von dem Bösen sprachen.


    Vicarri spürte die imense Gefahr die von Jozo ausging. Von seiner puren Anwesenheit und seinem fremdartigen Denken.


    Die Gefahr war greifbar nahe, lag wie Strom in der Luft, dass man sie wie ein Kribbeln auf der Haut spürte.


    Zeitgleich spürte Vic, dass ihn dieses Wesen nicht töten würde. Die Gefahr galt jedem, war allumfassend. Aber ihm und wenigen Auserwählten wurde Gnade zu Teil. Sie hatten Existenz verdient.


    'Aber warum? Liebe?', überlegte Vicarri und strich Jo über den Kopf.
    "Nein", antwortete Jo schlicht, als hätte er Vicarris Gedanken gelesen.


    Vic musterte Jo. Er hatte ihn um diesen Einblick gebeten, dennoch kroch Angst sein Rückgrat hoch.


    Der Blick in schwarze, gnadenlose Augen. Man sagte den Augen nach, Spiegel der Seele zu sein. Jozos Augen spiegelten keine Seele, sie spiegelten einen Abgrund. Eine Hölle in deren Reich er unangefochtener Herrscher war, auf einem Thron aus verrottenden Leichen.


    Er ließ sich Zeit mit der Erklärung.
    Als Vic dachte, Jo würde schweigen, sprach der Gelbe doch.


    "Du hast einen hohen Wert für mich Vicarri. Du bist nützlich. Du bist gehorsam. Du bist effektiv. Du bist befriedigend. Du bist ein erstklassiges Allzweckwerkzeug. Kein fleischliches Werkzeug war mir jemals so nützlich wie Du.


    Niemand diente mir je besser als Du.
    Niemand, wirklich niemand.


    Kigyo und Du, Ihr seid mein liebster Besitz, meine Lieblingsspielzeuge. Erst nach Euch kommt Zwicki.


    Ich wurde Deinen Verlust bedauern. Und ich würde immer versuchen Deinen Verlust oder Deine Beschädigung zu verhindern.


    Solange Du intakt bleibst. Ansonsten werde ich Dich in guter Erinnerung behalten. Wenn es je so kommt Vic, dann werde ich Dein Gesicht verwahren", flüsterte Jo und strich mit den Fingerspitzen über Vicarris Gesicht.


    Es war eine sanfte, federleichte und zärtliche Berührung, aber Vic spürte die eisige Kälte dahinter.


    Vicarri musterte Jozo erneut. Was immer Jozo tatsächlich war, er wusste es nicht. Vermutlich wusste es Jo selbst nicht einmal. Und trotz allem, trotz der Gefahr, der Fremdartigkeit, der Kälte und des Abgrunds der in Jozo lauerte liebte er dieses Wesen.


    Vic küsste Jo liebevoll auf den Mund.


    "Danke", sagte er leise.
    "Bitte", flötete Jo und schlackerte mit den Ohren.


    Der Gelbe legte den Kopf schief, blinzelte und grinste.
    Seine Maske saß wie immer perfekt.

    Der Schakal -- 200 n.d.A.


    Die Jagd auf Linichi hatte in Obenza in den unteren Gefilden begonnen. Genau jener Linichi war Jozos Ziel. Die erste Verfolgung hatte er vermasselt und ihn versehentlich gewarnt.


    Inzwischen war Linichi scheinbar über alle Berge.


    Jozo hatte seine Spur durch die Distrikte Obenza´s verfolgen können. Aber Obenza war eine vertikale Welt für sich, ein unübersichtliches Labyrinth, in dem man mühelos untertauchen konnte. Nichts was Jozo besser wusste.


    Sie hatten einen Tag damit verschwendet, in den örtlichen Spielhöllen und Bordellen nach einem Hinweis zu suchen. Sie hatten das Bild Huren, Dealern, Bettlern, Ganoven und Pennern gezeigt.


    Sie waren nicht besonders vorsichtig vorgegangen, aber dass musste man in Obenza auch nicht sein. Gesucht wurde hier immer irgendwer, von irgendwem – das war nichts besonderes.


    Zwar hatten sie noch keine Spur, aber eine Jagd die Jozo anfing führte er auch zu Ende, wenn ihn vorher nicht die Lust verließ.


    Schließlich bot ihm ein kleiner Hehler einen Handel an. Er machte im hinteren Bereich eines Clubs im untersten Bezirk seine Geschäfte, wozu auch gehörte Linichi´s Taler zu waschen.


    Danach hatte sich Linichi zurückgezogen, um Gras über „die Sache“ wachsen zu lassen.


    Der Hehler behauptete, er wüsste wo man Linichi finden würde. Gegen eine kleine Gefälligkeit würde er selbstverständlich bereit sein, diese Information an Jo weiterzugeben.


    Jozo hörte aufmerksam zu, als der Kerl ihm in Detail beschrieb, an was für eine Art Bezahlung er da dachte.


    Aber das, was er verlangte, war Jo einfach zu intim, zu persönlich, sowas machte er mit anderen und ließ es nicht mit sich machen. Stattdessen streckte er seinen Arm über den Tresen und packte den Typen am Hinterkopf.


    Gerade als er die Stirn des Hehlers zum fünften Mal auf die Tischplatte knallen wollte, fiel diesem ein wo sich Linichi aufhielt.


    Linichi hatte sich in die "Freihandelszone" des untersten Distriktes zurückgezogen. Man fand ihn gewöhnlich im Club zum leckeren Langfinger wo er seiner Spielsucht und den Damen frönte.


    Vicarri bedankte sich für die Information und beide verließen den Hehler. Sie liefen fast den ganzen Tag durch die unteren Bezirke, ehe sie ankamen und sich an die Arbeit machten.


    Der Club war ein reines Klischee. Die Musik war so laut, dass man brüllen musste um sich zu verständigen. Die Beleuchtung war gedämpft, pulsierte aber in unregelmäßigen Abständen über die Tanzfläche und die Spieltische.


    Der Laden war extrem überfüllt. Die meisten Gäste waren Touristen, die sich den Kitzel des Verruchten und Gesetzlosen aussetzen wollten. Man konnte zig Sprachen von zig Völkern aufschnappen.


    An den dicht gedrängten Tischen wurde Karten gezockt. Hinter den Tischen befand sich eine Bühne, auf Mädchen zu seltsamen Rhythmen tanzten oder besser gesagt tanzen mussten.


    Ein schwitzender, kleiner Glatzkopf forderte Jo mit einem Zwinkern zum Tanzen auf und wedelte mit einer dicken Geldkatze.


    Jozo nahm das Geld und ließ den Mann einfach stehen, was Vicarri losprusten ließ. Der Kerl motzte und schimpfte hinter Jo her, aber ihm war es gleich.


    Hinter der Bühne führte eine Treppe hinunter. Sie wurde von einem menschlichen Türsteher bewacht. Jozo drängte sich durch die Menge zu ihm hin und hielt ihm Linichis Bild unter die Nase.


    „Schon mal gesehen?“, fragte der Goblin.
    Der Bursche guckte nur finster, sagte aber keinen Ton.


    „Hör zu, der Kerl wird wegen Mordes gesucht. Er hat eine vierköpfige Familie bestialisch abgeschlachtet – einziger Überlebender der Großvater. Der alte Mann schickt mich. Also mach das Maul auf“, ranzte Jozo.


    `Eigentlich ist er der einzige Überlebende des Massackers und der Mörder bist Du Jozo, aber die Geschichte klingt auch gut´, dachte Vicarri gut gelaunt.


    Der große Kerl blinzelte für einen Moment, ehe er sich wieder gefasst hatte. Aber das Zeichen von Mitleid, wenn auch nur für einen Sekundenbruchteil, reichte Jozo aus.


    Ohne ein weiteres Wort wollte er sich an dem Türsteher vorbeischieben, doch dieser stellte sich ihm und Vicarri in den Weg.


    Mit Daumen und Zeigefinger drückte Jo blitzartig fest auf eine bestimmte Stelle aufs Schlüsselbein des Kerls, und der riesige Brocken war eher auf den Knien als er sich vermutlich je träumen ließ. Und dass ohne überhaupt noch Widerstand leisten zu können. Seine Nerven waren paralysiert.


    „Ist das nötig für so ein Stück Scheiße? Rutsch zur Seite, dann überlebst Du. Komm mir dumm und ich schlachte Dich aus“, sagte Jo.
    „Ich hab nichts gesehen“, sagte der Türsteher und zog sich ächzend zurück.
    „Wir auch nicht“, sagte Vicarri und folgte Jozo auf dem Fuße.


    Sie gingen die Treppe hinunter und erreichten einen Gang, der mit einem grauenvollen bunten Teppich ausgelegt war. Die Tapeten waren vergilbt und alles erinnerte an den Slum den die unteren Gefilde darstellten.


    "Jo das heißt ich schlachte Dich ab, nicht ich schlachte Dich aus", grinste Vic.
    "Kleiner Klugscheißer", grinste Jo zurück.


    Sie näherten sich vorsichtig der ersten Tür, flankierten sie links und rechts und klopften. Es kam keine Antwort, aber die hatten sie auch nicht erwartet. Jozo stieß sich an der Wand ab, holte aus und trat mit voller Wucht dicht unter das Schloss.


    Die Tür krachte samt Rahmen in das Zimmer. Mit erhobenen Armbrüsten standen die beiden im Raum, aber es war niemand drin, den sie hätten hinrichten können.


    „Eins weiter komm“, sagte Vicarri und schlich langsam vor.


    Diesmal folgte ihm Jo. Sie gingen zur nächsten Tür und konnten gerade einmal klopfen, als eine Armbrustsalve durch die Tür antwortete.


    Die Tür zersplitterte und Vicarri und Jo mussten gegen ihren Willen breit grinsen. Das war nach ihrem Geschmack. Wenn so ein Mistbock auch noch Widerstand leistete, gab es überhaupt keinen Grund mehr sich zurückzuhalten.


    Spontan schrie Vicarri mit so viel Schmerz und Gejammer auf, wie er aufbringen konnte.


    „Bei Ainuwar, ich verblute“, kreischte er und Jo biss sich in den Ärmel seiner Jacke. Sie hörten Gelächter und das Nachladen der Waffe.


    Linichi betrat den Gang, die Armbrust im Anschlag, die Waffe auf sein vermeintliches Opfer gerichtet. Er konnte gerade noch erkennen, dass der Bursche gar nicht getroffen war, als ihm Vicarri die Handkante brutal ins Gesicht schlug.


    Linichi´s Kopf prallte gegen den Türrahmen und Jozo trat ihm gegen das rechte Knie, während er ihm mit der linken Hand die Armbrust aus der Hand riss. Beide Manöver liefen fließend ab. Vicarri und Jo arbeiteten wie geschmiert zusammen.


    Keine Minute später nach seinem Schuss, lag Linichi auf dem Boden und seine eigene Armbrust zielte auf ihn. Jozo umrundete ihn, und deutete Vicarri an den Gang zu sichern.


    Er schaute kurz in das Zimmer, in dem eine kleine, bleiche Golbin lag. Verängstig hatte sie sich in die Decke gehüllt und starrte ihn mit großen Augen an. Jo nickte Richtung Hinterausgang und warf der kleinen, grünen Frau die Armbrust zu.


    „Lauf Kleine, so lange Du noch kannst. Und töte alles, was sich Dir in den Weg stellt. Hau ab. Geschenk vom gelben Goblin“, grinste Jozo.


    Sie schlang sich in ihren dünnen Fetzen, grabschte sich die Waffe und stürmte an ihnen beiden vorbei. Nicht ohne noch für einen Sekundenbruchteil stehen zu bleiben und Jozos Schulter zum Dank zu drücken.


    "Enni, mein Name ist Enni", flüsterte sie.
    "Jozo", gab der gelbe Goblin zurück.


    Enni nickte und rannte davon.


    Jo wiederrum drückte seine Armbrust in den Nacken von Linichi.
    „Die Hände hinter den Rücken Du Wixxer. Du weißt ja wie´s läuft“, fauchte er.
    Widerwillig gehorchte Linichi. Mit Handschellen fesselte Jozo ihm die Arme auf den Rücken.


    „Aufstehen“, befahl Jozo.
    „Lass mich gehen“, sagte Linichi, während er dem Befehl gehorchte, „Es ist nicht so wie Du denkst, ich habe den Kindern nichts getan“.


    „Natürlich nicht, das war ich Du Trottel. Beweg Dich. Die Treppe rauf und zwar langsam“, zischte Jo.


    Linichi setzte sich in Bewegung. Er drehte seinen Kopf gerade so weit, um noch erkennen zu können wohin er lief, und behielt trotzdem Jozo im Auge.


    „Ich schwöre ich halte dicht, ich habe Dich nie gesehen“, versuchte es Linichi erneut.
    „Interessiert mich nicht. Du lebst so lange Du läufst Linichi, nicht länger“, sagte Jozo kalt.


    Linichi schüttelte den Kopf.


    „Ich kann Dich bezahlen. Wie viel willst Du?“, fragte der Kerl.
    „Fataler Fehler. Mir gehts darum, dass Du für immer die Schnauze hältst. Ich will Dich nur tot sehen, mehr nicht“, grinste Jozo.
    „Natürlich geht es Dir ums Geld. Du bist doch Kopfgeldjäger oder?“, fragte Linichi.
    „Ich? Nö. Sehe ich so aus? Nur Jäger, nicht mehr nicht weniger und jetzt halt´s Maul. Du beginnst mich zu langweilen“, sagte Jo desinteressiert.


    Sie waren ungefähr auf der Hälfte der Treppe, als er den Rausschmeißer sah. Er gab ihm ein Zeichen und blockierte für jemand anderes den Weg. Jozo konnte nicht erkennen, was sich hinter dem breiten Typen abspielte.


    Plötzlich änderte sich die Atmosphäre. Es war schlagartig totenstill in dem Club. Niemand war mehr zu hören. Die Schreie und das Gelächter der Gäste waren verstummt. Das verhieß nie was Gutes.


    „Runter“, befahl er Linichi.


    Hinter Linichis verwunderten Gesichtsausdruck konnte Jo sehen, wie der Türsteher zu Boden ging. Dahinter kam ein Mann zum Vorschein. Er war groß, schlank, mit breiten Schultern. Dieser Eindruck verstärkte sich noch durch die Schutzrüstung und Panzerung die er trug.


    Seine Rüstung war mattschwarz, ebenso sein Helm. An seinem Gürtel hing eines der teuersten und besten Kampfmesser. Eine Repetierarmbrust steckte in einem Brusthalfter und ein rasiermesserscharfes, dünnes Schwert hatte der Kerl gezogen.


    In dem Moment wusste Jozo, dass er nicht nur einfach Ärger bekommen würde.
    Er wusste, dass er bis zum Hals in der Scheiße steckte.


    Der Mann gehörte den schwarzen Panthern an.
    Sie gehörten der absoluten Elite der Kopfgeldjäger an.


    Die Büttel, die anderen Zünfte, die Vollstrecker oder selbst die Meuchelmörder mit denen man es schlimmstenfalls zu tun bekommen konnte, waren ein Witz gegen diese Burschen.


    Schwarze Panther wurden aus sämtlichen Assassinen-Zünften rekrutiert. Ein Killer mit fast 100 Prozent Erfolgsquote und unumstößlicher Loyalität – sowas fand man in ihren Reihen.


    Sie waren das Beste vom Besten, sowohl was ihre Bewaffnung als auch ihr Training und ihre Taktik anging. Sie waren die Gilde, die man dann anheuerte, wenn ein eigener Assassine die Flucht ergriffen hatte und man ihn zu Fall bringen musste.


    Sie waren jene Jäger und Killer, die ausgebildet waren Killer zu jagen und zu töten.
    Und sie zu beauftragen, war gewaltig teuer.


    Innerhalb einer Millisekunde pumpte das Adrenalin diese Fakten in Jozos Hirn.
    Die Treppe war eine Todesfalle.
    Der Panther war bestimmt nicht allein.
    Normalerweise arbeiteten sie im Quartett, was ihre tödliche Effizienz noch steigerte.


    Noch während Jozo überlegte, fluchte er vor sich hin. Die geplante Fluchtmöglichkeit aus dem Club konnte er nicht nutzen, ohne der kleinen Frau und Vicarri in den Rücken zu fallen. Er würde vermutlich beide noch brauchen, er konnte sie nicht wegwerfen. Er musste einen anderen Weg finden.


    Zu spät. Jo zuckte zusammen, als der Panther sein Schwert auf Jo richtete.


    „Jozo Yamanlar“, sagte der schwarze Panther.
    Der Helm verzerrte seine Stimme seltsam ins tonlose.


    „Sie sind verhaftet. Sie werden des 204fachen Mordes beschuldigt und abgeurteilt. Lassen Sie Ihre Waffe fallen, ich bin berechtigt Sie notfalls zu töten. Geben Sie auf, dann wird Ihnen nichts geschehen.
    Laut Suchprotokoll sind Sie in malgorische Sicherheitsverwahrung zu überstellen. In Abwesenheit wurden Sie zur lebenslangen Sicherheitsverwahrung verurteilt, aufgrund Ihrer Geisteskrankheit. Sobald Sie gesichert sind, können Sie das Urteil einsehen“, sagte der Panther freundlich.


    „Du ich glaub der meint Dich“, lachte Linichi.
    „Halt die Fresse“, fauchte Jozo.


    Jo war mehr als unzufrieden und ließ seine Armbrust fallen.


    „Sehr gut. Nehmen Sie die Hände über den Kopf und verschränken Sie die Finger“, befahl der Panther. Jozo gehorchte. Er versuche, die Kontrolle über die Situation zu behalten.


    „Sie haben den Falschen erwischt…“, setzte er an.
    „RUHE!“, bellte der schwarze Panther.


    „Laut Protokoll Ihres Krankheitsbildes sind Sie manipulativ. Dass heißt sollten Sie noch einmal ungefragt das Wort an mich richten oder sollten Sie nochmal versuchen mit mir zu kommunizieren, muss ich das als Widerstand werten und werde Sie sofort exekutieren. Haben Sie das verstanden? Sie dürfen antworten“, sagte der Panther wieder freundlich.


    „Ja verstanden“, antworte Jozo zerknirscht.


    Linichi warf sich in die Brust.


    „Sire Entschuldigung, aber dürfte ich bitte aus der Schusslinie treten?“, fragte er geradezu schleimig.


    „Natürlich“, gestattete der Panther und legte seinen Kopf schief, als lausche er etwas unhörbarem, während sich Linichi neben den schwarzen Panther stellte und Jozo ein hämisches Grinsen zu warf.


    „Sind Sie nicht Linichi der „Glücksspiel-Glückspilz“?“, fragte der Panther.
    „Richtig der bin ich. Ein Profi auf meinem Gebiet. Die Karten sind meine Leidenschaft wissen Sie?“, erzählte Linichi leichthin.


    „Genau wie Betrug in 117facher Form. Fahnungsobjekt 72.335 laut Liste“, sagte der Panther und feuerte eine Salve aus seiner Armbrust in die Brust von Linichi. Der Mann kippte tot zur Seite weg und man hörte Angstschreie von den Mädchen auf der Tanzfläche.


    Ein kurzes befehlendes Bellen ertönte von einem anderen schwarzen Panther und sofort waren sie leise.


    Jo musterte Linichi und grinste über beide Ohren.
    "Der Glücksspiel-Glückspilz, man hatte der ein Glück", murmelte Jozo und zuckte mit den Ohren.


    „Für ihn stand keine Ergreifung, sondern eine Liquidierung aus. Für Sie steht eine Inhaftierung aus, samt anschließender Sicherheitsverwahrung. Dass Sie nicht auf dem Block enden, verdanken Sie Ihrem Vater. Zudem werden Sie auch zum Schutz der unbescholtenen Bürger und zur Erforschung Ihrer Krankheit dem Tempel überstellt.
    Ich denke damit können alle Seiten "leben". Drehen Sie sich um und gehen Sie die Treppe hoch Jozo. Vermeiden Sie alle plötzlichen Bewegungen. Wenn Sie versuchen mich zu treten oder zu fliehen, werde ich das Feuer eröffnen“, sagte der Mann wieder in seinem höflichen Singsang.


    "Das ist fair, denn ich habe noch nie beim Kartenspielen gemogelt", murmelte Jozo.


    Die Erkenntnis, dass er gefangen war, dass es keinen Ausweg gab, erfüllte Jozo mit Angst. Er drehte sich um, kämpfte gegen die aufsteigende Panik an und ging Stufe für Stufe die Treppe hinauf.


    Als er oben angelangt war, hörte er Metall an Metall reiben und erschrak. Sie würden ihn fesseln. Logisch sie wollten, dass er sich nicht bewegen konnte. Er spürte den Lauf der Armbrust im Nacken und hörte den Befehl still zu halten.


    Hände griffen nach ihm und fassten so hart zu, dass Jo die Gewalt dahinter spürte. Die "stählernen Hände" befingerten seine Hüfte und nahmen ihm seine zwei Messer ab. Die Hände setzten ihre Suche fort, wanderten über seinen Rücken, seinen Nacken, über seinen Schädel und die Arme hinunter – bis er komplett abgetastet war.


    „Jetzt sind Sie sauber“, sagte der Panther während ein zweiter sich zu ihm gesellte und ihm die Handschellen reichte.


    „Ich geh auf Nummer sicher und nehm die aus Leder. Ich denke doch dass unser Freund seine Hände nicht verlieren möchte und dann kooperativ bleibt – richtig? Antworten erlaubt“, sagte der erste Panther.
    „Ich kooperiere doch schon“, sagte Jozo gleichmütig.


    „Kann man das als Widerspruch werten? Er sagte zwar er kooperiert, aber die Worte klangen wie Widerworte. Wir sollten ihn disziplinieren. Ließ seine Akte, er sollte nicht in Haft kommen Jurig, glaub es mir. Das Ding ist ein Monster, ein kranker Irrer, ein schwebendes Schwert über unschuldigen Häuptern“, warf der zweite Panther ein.


    `Wie poetisch´, grummelte Jozo gedanklich.


    „Kooperation, ist kein Widerstand. Und Vertrag ist Vertrag. Sollte unser quittegelber Freund erneut ausbüchsen, fangen wir ihn wieder ein und streichen noch mehr Taler ein. Also was schert es uns“, sagte der erste Panther.


    „Der Kerl ist ein kriminelles, mordendes, irres Subjekt. Dann sollten wir ihn wenigstens lebend unschädlich machen. Er muss doch nicht bei voller Gesundheit sein, wenn er vor den Richter tritt oder? Er ist gestürzt, hat sich das Rückgrat gebrochen. Ab dato ist die Gefahr vorbei. Irgendwas… Du verstehst schon“, lachte der zweite Panther.


    „Was hast Du gesagt? Wir haben einen Ruf zu verlieren“, hakte der erste Panther nach.
    „Schon verstanden“, antwortete der zweite.


    Die Hände griffen erneut nach Jozo. Dieses Mal packten sie sein rechtes Handgelenk. Mehr konnte er nicht ertragen. Die Erinnerung an seine damalige Gefangenschaft im Tempel kam ihm wieder hoch. Nichts was er mehr verabscheute als angekettet, eingesperrt oder wem hilflos ausgeliefert zu sein.


    Sie hatten versucht in Gefangenschaft seinen Willen zu brechen. Die Erinnerung, wie sie ihn halb tot gefoltert hatten nur um ihn zu heilen und es erneut zu versuchen, so lange bis er einknicken würde kam ihm wieder hoch.


    Die Erinnerung an Schmerzen, die er sich vorher nicht mal vorstellen konnte. Sie wollten ihn brechen, eine ihrer Marionetten aus ihm machen. Er war nicht eingeknickt, er würde auch diesmal nicht einknicken.


    Zur Hölle mit dem Pack, sollten sie ihn eben umnieten. Als das er sich brechen lassen würde von diesen Unwürdigen!


    Er brüllte vor Wut, Angst und Zorn auf. Er wand sich, duckte sich und drehte sein Handgelenk so lange herum, bis er den Panther in seiner Gewalt hatte und nicht umgekehrt. Wie viele Handknochen er sich dabei brach war ihm im Moment egal, es war kein Vergleich zu dem, was sie ihm im Tempel erneut antun würden.


    Mit Schwung warf er den schwarzen Panther über die Schulter und renkte sich beinahe das Kreuz aus, da der Kerl wesentlich schwerer war, als seine Statur vermuten ließ.


    Als er sich umdrehte, explodierte ein rotes Feuerwerk hinter seinen Augen. Ein weiterer Schlag schickte ihn auf die Knie.


    Jozo blinzelte und blickte auf. Der erste Panther richtete sich wieder auf und zwei weitere kamen hinzu. Das Quartett war zusammen. Wieder wurde er von einem Schlag getroffen, diesmal am Kinn. Er lag mit dem Gesicht auf dem Boden und konnte den verschütteten Schnaps riechen.


    Stählerne Hände, eigentlich Hände in Stahlhandschuhen - griffen brutal nach ihm und verzweifelt versuchte er sich zu befreien. Er trat wie besessen um sich, erwischte einen der drei Panther vor der Brust mit einem brutalen Kick und dieser folg rückwärts die Treppe runter.


    Der Kerl versuchte noch sich abzufangen, aber seine zu Klauen geformten Finger griffen ins Leere. Bis zu Jozo und den Panthern oben konnte man das Brechen seines Genicks hören.


    Die Gesichter der drei verbleibenden Panther unter den Helmen wollte sich Jo in dem Moment lieber nicht ausmalen. Wütend schlugen und traten sie auf ihn ein und er versuchte sich so gut es ging zu wehren. Aber irgendwann hatte kaum noch Kraft.


    Er wurde wie ein Stück Fleisch auf den Boden geknallt und ein Panther trat ihm mit dem Stiefel in den Nacken, während das Gewicht von den beiden anderen auf seinem Rücken seinen letzten Widerstand brechen sollte.


    Er konnte Blut in seinem Mund schmecken. Er hob minimal den Kopf und blickte auf den Kampfstiefel des einen Panther.


    Der Club war inzwischen völlig leer…
    …bis auf Vicarri, den er durch den Rauchstangendunst auf sich zukommen zu sehen glaubte.


    Jozo fragte sich, ob er aufgrund der Schläge halluzinierte. Vic trug ebenfalls eine dieser Armbrüste. Dann glaubte er zu sehen, wie Vic das Feuer eröffnete.


    Die Panther waren zu vier Mann angerückt. Vicarri hatte unten Stellung bezogen um den Fluchtweg zu sichern, als neben ihm der Kerl in schwarzer Montur aufschlug, als sei er vom Himmel gefallen.


    Er hatte sich sofort die Waffe gegriffen, und war nach oben geschlichen. Einfach loszustürmen, war bei diesen Leuten zu riskant. So hatte er wenigstens den Überraschungsmoment auf seiner Seite, und zweitens vertraute er voll und ganz auf die Fähigkeiten von Jozo. Er wusste wie tödlich Jo sein konnte, wenn er nur wollte.


    Er sah ihn, sobald er wieder in dem Gang war. Sein Anblick erschütterte Vicarri und er empfand Mitleid mit seinem Kerl. Seine Kehle schnürte sich zusammen und er spürte den bitteren Geschmack des Adrenalins in seinem Mund.


    Sie hatten Jozo umzingelt, und zwei von ihnen drückten ihn mit ihren Knien auf den Boden. Ganz so wie in seinem schlimmsten Alptraum.


    Scheiß Panther in ihren Alptraumrüstungen. Ihre Rüstungen waren sowohl darauf ausgelegt sie zu schützen als auch Respekt einzuflößen und Jozo sah in diesem Moment wirklich winzig gegen sie aus, was Vicarris Beschützerinstinkt wachrief.


    Aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, das Jo aus Mund und Nase extrem blutete und erneut versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.


    Jozo gab nicht auf!
    Vicarri wusste, dass Jo nie aufgeben würde, sie würden ihn totschlagen.


    Vicarri zielte auf den Hals des nächsten Panthers. Er wusste aus leidiger Erfahrung, dass die Panther einen Nackenschutz trugen. Dieser Schutz hielt allem stand, allerdings nicht ihren eigenen Spezialwaffen. In ihren Augen war es unmöglich einen der ihren zu entwaffnen.


    Die Bolzen in diesem Magazin waren Spezialanfertigungen.
    Normalerweise schoss Vicarri nicht mit einer Armbrust und schon gar nicht mit solchen Waffen. Erstens war es bei seinem Job nicht nötig und zweitens hatte er gar kein Geld für solche Spezialwaffen.


    Er würde mehrfach nachsetzen müssen. Vicarri eröffnete das Feuer. Ein Schwarm von Bolzen durchbohrte den Hals des ersten Panthers und dieser stürzte tot zu Boden.


    Er nutzte den Überraschungsmoment aus und konnte auf einen weiteren der Männer feuern. Er durchsiebte dessen Brust und brachte ihn mit sechs Treffern zu Fall.


    Als der letzte der Panther das Gegenfeuer eröffnete sprang Vicarri in Deckung. Er hörte Glas und Holz splittern, der Lärm der Waffe wurde von der Musik übertönt die immer noch irgendwoher dröhnte.


    Vicarri sprintete von Deckung zu Deckung während ihn der Panther verfolgte. Vic konnte die Schüsse die ihn knapp verfehlten, mehr fühlen als hören. Gerade als er dachte er würde es schaffen aus der Situation lebend herauszukommen war der Panther über ihm.


    „Was für ein idiotischer Tod“, murmelte Vicarri leise während der Panther auf ihn herab starrte.


    Die Sekunden zogen sich immer mehr in die Länge, als er auf den tödlichen Bolzen wartete. Vicarri fragte sich warum er noch lebte und der Panther nicht schoss. Worauf wartete der Kerl eigentlich?


    Vicarri wirbelte herum, sprang in eine weitere Deckung und war bereit erneut zu feuern. Wozu jedoch überhaupt kein Grund mehr bestand. Der schwarze Panther ließ seine Armbrust fallen. Als Vicarri ihn genau musterte erkannte er, dass nun Jozo hinter dem Kerl stand und ihm die Armbrust eines Kollegen in den Nacken drückte.


    "Alles in Ordnung Vic?", fragte Jozo und zog die Nase hoch.
    "Alles gut Jo", antwortete Vicarri.
    "Komm her, ist Deine Beute Baby", säuselte Jo und rotzte Blut weg.


    Vicarri gesellte sich zu Jozo und starrte auf den Panther herab.


    „Nimm den Helm ab“, befahl er.
    „Sich zu demaskieren ist verboten“, sagte der Mann tonlos.


    „Nun Du kannst es jetzt tun, oder ich pumpe Dir eine Salve in den Schädel und guck dann selber nach. Was meinst Du? Wie wollen wir vorgehen?“, fragte Vicarri und stieß ihm den Lauf der Waffe in die Rippen.


    „In Ordnung. Dafür muss ich die Hände hochnehmen, ich werde nicht angreifen“, sagte der Mann. Er nahm langsam den Helm ab und bewegte sich dabei wie in Zeitlupe um seinen Feinden keinen Grund zum feuern zu liefern.


    Jozo musterte den Kerl. Musterte die seltsame Narbe auf der Stirn.


    „Guck hoch“, befahl Jo.


    Der Panther gehorchte. Was immer der Helm sonst auch verbarg, der Panther darunter war trotz modernster Rüstung auch nur ein Mensch. Der Blick des Panthers verriet aber weitaus mehr.


    Er hatte nicht nur den Kampf verloren, seine Augen sagten Jo und Vicarri, dass er mit dem Tod seiner drei Kameraden alles verloren hatte.


    „Wenn Du lange genug geglotzt hast, bring es zu Ende „gelber Goblin“.
    Schreib Dir auf die Fahne, dass Du kranker Bastard vier schwarze Panther getötet hast. Du und der Schakal, meine Hochachtung!


    Ich würde Euch ja gerne vor Ehrfurcht vor die Füße kotzen, aber leider habe ich nichts gegessen vor dem Einsatz. Ich hoffe Ihr nehmt mir das nicht krumm“, zischte der Kerl.


    „Nö, nicht sonderlich“, sagte Vicarri trocken und riss den Abzug durch.


    Jozo betrachtete Vicarris Werk und nickte anerkennend.


    „Du hast mir den Arsch gerettet Baby, heute Nacht komplett Deine Spielregeln Vic. Dein Rufname ist der Schakal? Klingt gut. Ich bin der gelbe Goblin", lachte Jo.
    "Angenehm", grinste Vic.

    Frühsport


    Vic wachte am Morgen auf und hörte das, was er mittlerweile jeden Morgen hörte – die Nachbarn. Und der Kerl schien richtig Spaß zu haben. Er gönnte es ihnen. Aber Vicarri wollte es sich auch mal wieder gönnen und am liebsten auch in der morgendlichen Frühe. Grinsend schaute er zu Jozo rüber.


    „Noch am Pennen, super“, flüsterte Vic und streichelte über Jozos Schädel. Jozo wälzte sich als Antwort nur herum, dass Vic für einen Moment erschrocken stutzte. Aber kaum eine Sekunde später, lag Jozo wieder selig schlummernd neben ihm.


    „Man Jo echt! Na komm wach auf Schätzchen – Frühsport“, raunte Vicarri ihm ins Ohr und küsste ihn auf die Wange.
    „Nein“, murmelte Jozo und zog sich die Decke über den Kopf. Vic öffnete die Decke und steckte den Kopf hinein.


    „Nicht Frühsport, sondern DEN Frühsport – Sex“, grinste Vicarri megabreit. Jozo schälte sich gähnend aus der Decke und rieb sich die Augen.


    „Jetzt? Es ist mitten in der Nacht!“, antwortete Jozo grantig.
    „Aber nein, es ist früher Morgen. Komm schon mein Hübscher, wobei heute siehst Du aus wie ein Besen“, lachte Vic.
    „Tsss! Danke für das Kompliment“, murmelte Jozo und rollte sich auf den Rücken.


    „Einladung juchu“, freute sich Vic und schmiss sich auf seinen Kerl.
    „Eh… ja… eigentlich nee, aber ja gut“, lachte Jo. Vic nahm das Gesicht von Jozo in beide Hände und küsste ihn heiß und innig.


    „Ich mag Dich Gelber“, schnurrte er liebevoll.
    „Du liebst mich sogar“, lachte Jozo.
    „Stimmt. Audienz?“, kicherte Vic.
    „Nö“, antwortete Jozo trocken.


    „Doch komm, sei lieb“, bettelte Vicarri und kraulte seinen Kerl den Schritt.
    „Also… mhm… ich weiß nich…“, stöhnte Jozo und leckte sich über die Lippen.
    „Doch das weißt Du“, antwortete Vic und küsste Jozo auf den Hals.


    Jozo legte den Kopf in den Nacken und bog sich Vicarri entgegen. Dabei grinste er megabreit und gut gelaunt.


    „Ich bin mir noch nicht sicher…“, stöhnte er, alles andere als unsicher.
    „Sicher bist Du sicher“, lachte Vic und schubberte seinen Schritt an dem von Jozo.
    „Du bist mir einer. Überzeug mich“, kicherte Jozo.
    „Klar und wie?“, fragte Vic und zog Jozo ganz langsam die Unterhose vom Hintern.


    „Kaffee mit Hafari wäre klasse“, warf Jo ein und ließ Vic lustvoll gewähren.
    „Darauf könnte ich jetzt böse antworten“, prustete Vic.
    „Die Antwort kenn ich – statt Kaffee hätte ich Saft im Angebot“, lachte Jozo und Vic lachte ebenfalls los.
    „Genau“, stimmte Vicarri zu und kraulte ihm den Schädel.
    „Ich brauch einen Kaffee und ich hab Schmacht. Meine Fresse hab ich Schmacht… Lass uns wenigstens was rauchen. Irgendeine Fluppe ja?“, fragte Jozo und küsste Vic auf den Hals.


    „Statt an einer Kippe kannst Du ja an was anderen lutschen“, bot Vic großzügig an.
    „Hättest Du wohl gerne. Morgens macht Jozo gar nichts. Das war immer so, das bleibt immer so – das ist ungeschriebenes Gesetz. Wenn dann wird er bedient – kommt noch soweit dass er sich in aller Frühe einen abrackert“, feixte Jo.


    „Aber ich soll“, schmollte Vicarri.
    „Nein Schatz, Du willst“, gibbelte Jozo.


    „Verdammt… ja stimmt. Und darf ich?“, gurrte Vic.
    „Ich hab immer noch keinen Überzeugungs-Kaffee bekommen“, antwortete Jozo trocken.


    „Den gibt’s danach als Belohnung… wenn´s gut war“, lachte sich Vic kringelig.
    „Pöh… sofort hinfort“, zischte Jozo.


    „Träum weiter“, grinste Vic breit.
    „Von mir aus“, gähnte Jozo und mummelte sich wieder ein.


    „So war das nicht gemeint!“, knurrte Vicarri und wickelte Jozo wieder aus der Decke.
    „Man Vic! Gehorche ich einmal aufs Wort, ist auch wieder nicht Recht!“, warf Jozo ein.


    Vicarri musterte seinen Mann und streichelte ihm zärtlich über die Flanken und über den Bauch, ehe er ihn erneut auf den Hals und den Mund küsste.
    „Du bist ein heißer Kerl, Du gehörst mir Jozo“, flüsterte er ihm ins Ohr und umarmte Jozo felsenfest. Zeitgleich drückte er sich zwischen Jozo Beine und krallte ihm eine Hand in den Hintern.


    „Ich will Dich Jozo“, keuchte Vic, da er um seine Beherrschung kämpfen musste. Jozo musterte ihn mit kaum verhohlener Gier und leckte sich erneut über die Lippen.


    „Und wie Du willst, ich merk es. Was ein Rohr, was ein Kompliment. Mach ich Dich dermaßen geil?“, schnurrte Jozo.
    „Ja Gelber und wie… weißt Du doch… merkst Du doch“, stöhnte Vic und presste sich fester an ihn.


    „Komm rein, los“, forderte Jozo.
    „Hier bin ich“, raunte Vic. Er mummelte sich mit Jozo wieder in die Decke ein, hielt seinen Kerl felsenfest und nahm ihn dann ganz sanft.


    „Hm… gut, das ist wirklich… gut“, räkelte sich Jozo unter ihm.
    „Du gehörst mir, vergiss das nie. Sag es!“, zischte Vic ihm ins Ohr. Jozo musterte ihn abschätzend und liebevoll.


    „Du gehörst mir. Die notgeilen Nachbarn sind echt ein Vorteil. Die bringen Dich auf geile Ideen“, flüsterte Jozo ihm zärtlich ins Ohr und küsste dann drauf.


    „Ehm die Idee hatte ich x-mal, nur Du pennst morgens immer. Wenn Du neben mir liegst und das noch auf dem Bauch, weißt Du was ich für Gedanken habe, was ich für Schmacht auf Dich habe und Du schläfst? Ich guck auf Deinen Hintern und Du schläfst“, schnurrte Vicarri.


    „Dafür darfst Du mich jederzeit wecken Vic!“, antwortete Jozo und küsste ihn.
    „Ich nehme Dich beim Wort“, stöhnte Vic.


    „Vic nimm mich nicht beim Wort, nimm mich ran. Gib´s mir Gnom, ich vermisse Deine strenge Hand“, grinste Jozo und drückte sich genussvoll an Vic, während es ihm Vicarri hart aber ganz langsam besorgte.

    Der Kutscher (Jahr 199 n.d.A./Obenza/Jozo - 25 Jahre alt)



    Erzähler - Vicarri



    ****


    Der gelbe Goblin war aus Shohiro kommend nach Obenza unterwegs. Der Gelbe benötigte Geld und er hatte einer anderen Zunft-Gruppe ein einmaliges Angebot gemacht. Kurzum er hatte Lydia verkauft. Die Übergabe und der Verrat an seiner Kollegin war eingeleitet worden, nur die Übergabe in einigen Tagen stand noch aus.


    Für Jo nicht der Rede wert, nur von Shohiro bis nach Obenza zu laufen, entsprach nicht gerade dem, was sich Jozo unter gemütlichem Reisen vorstellte. Zudem musste er rechtzeitig zurück bei den Geistern sein, um das Unschuldslamm zu mimen, damit er nicht mit der Sache in Verbindung gebracht werden konnte.


    Jozo hatte in der Stadt am Umschlagsplatz nachgefragt, welches Fuhrwerk nach Obenza unterwegs war. Der alte Jon Toivo war laut eigenen Aussagen dahin unterwegs und für eine helfende Hand, wollte er Jozo mitnehmen. Der Gelbe stimmte grinsend zu.


    Es war Nacht und eines der Räder des Fuhrwerks war gebrochen. Der Alte gab sich alle Mühe das Rad so schnell wie möglich auszuwechseln. Jozo half ihm ohne zu Murren und packte mit an. Jo war sonst nicht der Typ, der gerne arbeitete - aber hier ging es um seine Freiheit, mehr noch um seinen Hals, falls sein Zeitplan das zeitliche segnete. Und so wie der Alte ab und an rüber starrte, vielleicht auch um seinen Hintern.


    Als sie nach einiger Plackerei endlich das Rad gewechselt hatte, verschnauften sie, indem sie es sich hinten auf dem Wagen gemütlich machten.


    "Du hast gut mit angepackt. Wie wärs wenn Du Dir bei mir ein paar Taler als Handlanger dazuverdienst? Gute Arbeitskräfte kann ich immer gebrauchen", sagte der Alte freundlich.


    Er kramte eine Decke raus, schlang sie sich um die Schultern und nahm Jozo kommentarlos mit unter die wärmende Decke. Sie waren schon zwei Tage gemeinsam unterwegs und der Alte hatte sich stets freundlich verhalten.


    Als der alte Mann den Arm um ihn legte, meinte Jozo eine Regung in dessen Hose wahrzunehmen. Jozo grinste und lehnte sich etwas an den alten Kerl an.


    "Wie viele Taler würde ich denn verdienen?", fragte er mit Unschuldsblick.
    "Viel ist es nicht, vielleicht einen Taler im Monat, aber besser als nichts", sagte der alte Mann.


    "Und bei Sonderarbeiten?", fragte Jo grinsend.
    "Sonderarbeiten?", echote der Greis verdutzt.
    "Sonderarbeiten...", bestätigte der gelbe Goblin.


    Jozo griff dem Alten in den Schritt und öffnete ihm die Hose. Er legte eine ehemals weiße Unterhose frei. Der kurze dicke Prügel des Alten drückte gegen die Unterhose. Jozo streichelte zärtlich drüber und fühlte wie der Alte reagierte. Sein Gesicht glänzte rot vor Erregung. Jo zog dessen Unterhose weiter nach unten und entblößte den Schwanz des Alten.


    "Soll ich mich ein bisschen erkenntlich zeigen und ihn Dir lutschen?", bot Jozo an.
    "Hör auf zu labern Kleiner, mach es einfach", stöhnte ihm der Alte ins Ohr.


    "Sicher?", kicherte Jo leise.
    "Sehr sicher, Du hast keine Ahnung wie lange ich niemanden mehr hatte. Wenn wir beide es wollen, ist es in Ordnung", sagte der alte Mann und streichelte Jozo liebevoll über den Arm.


    Jo schaute ihm genau in die Augen und zog vergnügt die Nase kraus. Seine Hände ergriffen fest die Schenkel des Alten, pressten sie auseinander und er nahm den Schwanz von dem Kerl in den Mund.


    Keuchen begleitete sein Lutschen, während der gelbe Goblin dem alten Kerl den Prügel lutschte. Er wand sich voller Lust unter ihm. Graue Haare im Schritt... naja der Kerl war steinalt.


    Das Alter konnte Jozo bei Menschen nicht schätzen, aber er musste wirklich alt sein.


    "Bei Ainuwar, Du bist wirklich ein böser Junge", gluckste der Alte vergnügt und kraulte Jozo zärtlich den Nacken und die Schultern, während der Goblin ihn hart leckte.


    Der Schwanz von dem Alten blieb immer noch hart und dick, scheinbar hatte er nicht vor, schnell abzuspritzen.


    "Hör zu... hör zu Kleiner, dies kann der Anfang einer wunderschönen Freundschaft sein. Einer Partnerschaft hörst Du? Egal was die anderen sagen...", stöhnte der Alte und hielt Jozo fest im Nacken gepackt und drückte ihn in seine Schrittmitte.


    Jozo befreite sich vorsichtig, zog sich die Hose über den Hintern und legte die Hand des Alten auf sein Heck.


    "Du und ich ein Paar? Streichel mich", gurrte der Goblin.
    "Na dann komm her Du kleines Biest", lachte der Alte und kraulte Jo die Backen und den Rücken lang hoch.


    Jozo schloss kurz genüsslich die Augen. Der Alte war wirklich gut, dass musste er ihm lassen. Vergnügt machte er einen Katzenbuckel und ließ sich von dem Alten massieren.


    Der gelbe Goblin stützte sich an einer der Bänke des Fuhrwerks ab und bot sich dem Alten an.


    Der alte Mann drang mit einem tiefen, harten Stoß in ihn ein. Jo grub knurrend die Fingernägel ins Holz der Bank. Die schmutzigen Hände des Alten lagen um seine Hüfte und hinterließen schmierige Flecken auf seiner gelben Haut.


    Jon beugte sich nach vorn um Jozo zu küssen, aber der Goblin zog grinsend seinen Kopf zur Seite.


    Der alte Knacker zog sich aus ihm zurück, ließ nur die Schwanzspitze im Arsch des gelben Goblins um ihn zu reißen. Er verharrte einen Moment reglos, ehe er ihn ganz langsam stieß.


    "Machs fester und schneller. Provozier mich nicht", knurrte Jo.


    Der alte Kerl gab es ihm schneller und fester, ganz so wie Jozo es haben wollte. Aber lange konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er gab es ihm noch härter, so dass die Stöße den gelben Goblin durchschüttelten. Keuchende Laute gab der Alte von sich und durch die Anstrengung war er mittlerweile so rot im Gesicht wie ein gekochter Hummer.


    Jo kaute auf der Unterlippe vor Vergnügen und als sich der Alte endlich unter heiserem Keuchen in ihn ergoss. Der Goblin streckte sich lang aus und räkelte sich genüsslich.


    "Runter!", befahl Jozo, zückte sein Messer und untermalte seinen Befehl mit einem Tritt nach hinten, der seinen alten Liebhaber nach hinten stürzen ließ.


    "Was?", fragte der alte Kutscher, total aus dem Konzept.
    "Auf den Boden! Niederknien!", kam der nächste Befehl von Jo.
    "Bitte", setzte der Mann an.


    "Was?", geiferte Jo wie ein Wahnsinniger und Speichel flog in alle Richtungen. Der Kerl verstummte sofort und kniete auf dem Boden seines Fuhrwerks nieder.


    "Gönnst Du mir meine Befriedigung nicht... Opa?", zischte der Goblin.
    "Was ist denn auf einmal los mit Dir?", fragte der Mann flehend.


    "Papala... Paperlpala... Papalap.. Scheiß drauf. Verfehlung, ich hätte schon erwartet dass Du Dich ein bisschen um mich kümmerst Du blöder Sack. Hast Du nicht. Ich verurteile Dich zum Tod durch den Strang", urteilte Jozo den Kerl ab und zog seinen Gürtel aus der Hose.


    "Bist Du verrückt? Was habe ich Dir denn getan?", fragte der Alte entgeistert.
    "Nix, aber ich tue Dir jetzt was, ich lass Dir die Luft raus Opi", antwortete Jo knapp und leckte sich lasziv über die Lippen.


    Der gelbe Goblin machte mit dem Gürtel eine Schlaufe und schlang sie dem alten Knacker um den Hals. Es war eine Strafe für sein Versagen in Jozos Augen und keine Erlösung, drum sollte er bei vollem Bewusstsein miterleben, was es hieß ihn zu enttäuschen.


    Der Kerl war schneller als Jo vermutet hatte, doch er befand sich noch im Schockzustand und folgte fatalerweise seinem ersten Instinkt, er wollte aufstehen.


    Mit einem Ruck riss Jo am Gürtelende und die Schlinge zog sich zu, während der Goblin dem Alten ein Bein ins Kreuz stemmte um den Druck zu erhöhen. Der Alte röchelte wie ein Schwein und Jozo johlte vor Vergnügen.


    Jozos Körper und Geist schwappe rüber in den Kampfrausch.


    Der Kerl bepisste sich, während Jozo die Schlinge noch fester zuzog. Der alte Knacker wehrte sich, dabei drehten sich Jo und er um die eigene Achse. Der Kerl wollte zum Verrecken nicht verrecken.


    Jozo zerrte und zog mit aller Kraft die er hatte, dass zeigte endlich Wirkung. Die Augen des Kutschers begannen hervorzutreten, seine Lippen wurden blau und er furzte wie ein Schwein, als er sich auch noch in die Hose schiss.


    Jozo krümmte sich vor Lachen auf seinem Rücken.
    "Sauber bleiben Baby", grölte er.


    Wer jetzt erwartet, dass Jo so etwas wie Bedauern empfand irrt sich. Jozo empfindet so etwas wie Bedauern nicht. Im Gegenteil.


    Voller klammerte er sich an seinem Opfer fest. Er wollte spüren wie der Kerl den Rest seines Lebens aushauchte. Kaum war der Kerl tot zusammengebrochen, schien Jo das Interesse an ihm verloren zu haben.


    "Meine erste Strangulation, meine Gratulation Jo! Meine Güte ich bin so gut", gackerte Jozo begeistert und hüpfte gut gelaunt um den Kadaver des alten Mannes.


    Der Kerl wurde von Jo mitten auf die Straße gerollt. Jozo hockte sich gierig auf seine "Beute".


    Mit seinem Messer riss er die Bauchdecke des alten Mannes auf und verschwand mit den Oberkörper in dem frischen, dampfenden Kadaver. Der gelbe Goblin zerrte mit aller Kraft die Gedärme aus seiner Beute, räumte sie aus und schmiss sie achtlos hinter sich. Die Gedärme konnte er im Moment nicht gebrauchen, er wollte an die Innereien.


    Mit seinen Füßen krallte er sich im Kadaver fest und kroch wieder mit dem Oberkörper hinein. In blinde Gier fing er einfach an zu fressen. Herz, Lunge, Leber und Milz fraß er direkt auf.


    Es sah aus, als hatte der Goblin beschlossen sich einfach durch die Innereien seines Opfers hindurch zu fressen, egal was ihm dabei zwischen die Zähne kam.


    Nachdem er seine erste Gier gestillt hatte, zog er sich blutverschmiert bis zum Bauchnabel aus der Bauchhöhle des alten Kerls zurück und sackte etwas auf ihm zusammen.


    Blut, Fleischreste und Gewebefetzen der Innereien flossen von ihm herab, sammelten sich zähflüssig an seinen Kinn und tropften von seinen Maul.


    Jozo bohrte sich im Ohr, rülpste gut gelaunt und auf allen Ebenen befriedigt. Er schnitt einige große Muskelfleischstücke aus den Beinen und stopfte sie in seine Tasche für unterwegs als Wegzehrung.


    Danach drapierte Jo die Eingeweide in einem Kreis um den Alten herum. Ein Stück Darm schnitt er ab und hing sich die gewellte Wurst wie eine Kette um den Hals. Dann schnitt er ihm sorgfältig die Kopfhaut ab und setzte sich die Haare als Perücke auf.


    Der Gelbe sprang wieder auf den Kutschbock. Das alte Pferd vor dem Fuhrwerk schnaubte nervös wegen dem ganzen Blutgestank.


    Mit dem Messer kratzte sich Jozo kurz an der Schläfe und zog sich wieder an. In aller Seelenruhe zündete sich der Goblin eine Pfeife an und rauchte sie genüsslich.


    Mit dem Rest der Glut fackelte er das Fuhrwerk ab. Als die Flammen höher schlugen drehte das alte Pferd durch und rannte wie von tausend Teufeln gehetzt davon. Jo schaute ihm gebannt hinterher, ehe er sich gut gelaunt auf den Weg in die Stadt machte.

    Vicarri stellte mit Genugtuung fest, dass die Ork gewonnen hatte. Die Albin händigte der Sieger ihren Gewinn mit warmen Worten aus. Sein Gewinn hatte ihm Jozo auszuhändigen, dachte er gut gelaunt und trank sein Bier aus.


    "Gewonnen, Du weißt was das heißt Jo", grinste Vic über beide Ohren und legte dem gelben Goblin einen Arm um die Schulter.

    Vicarri teilte nicht Jozos Abneigung gegen Priester, aber er bestand auf körperlicher Unversehrtheit, drum hielt er zu dem Thema lieber seinen Mund. Er wusste, dass Priester für den Gelben ein rotes Tuch waren, und auch wenn er sich sonst viel Jo gegenüber rausnehmen konnte, ihn wirklich zu provozieren war ein Todesurteil. Man konnte mit ihm scherzen, man konnte ihn sogar ärgern und piesacken. Aber provozieren durfte man Jozo nicht.


    Zudem verstand er den persönlichen Hass von Jo auf Priester. Sie hatten ihn als Kind jahrelang eingesperrt, wenn Jozos Erzählungen den Tatsachen entsprachen. Auf der anderen Seite hatte der Gelbe keinen Grund zu lügen. Dinge die er gerne gelernt hätte, konnte er nicht. Und wie Jo sagte, lag das daran, dass er nie eine Schule besuchen konnte. Seine Eltern ließen ihn als Kind im Tempel wegsperren. Später erst hatte er alle wichtigen Dinge bei seiner WG gelernt.


    Vic beschloss den Kommentar zu ignorieren, oder falls Jo ihn anhauen sollte, einfach ins selbe Horn zu blasen. Das war immer ein gutes Mittel um Jo zufrieden zu stimmen. Einfach Zustimmung heucheln, jedenfalls solange einem das Thema nicht wichtig war.


    Vicarri interessierte der Priester nicht oder dessen Robe. Ihn interessierte welches der beiden Weibsstücke den Sie davon tragen würde. Er hoffte natürlich auf die Ork, denn damit würde er seine Wette gewinnen und konnte den Rest des Abends und natürlich auch der Nacht und ihrer Gymnastik bestimmen.


    `Na mach schon Ork, hau das Menschenweib aus den Socken, dann muss der gute Jo auf die Knie gehen´, grinste Vicarri breit und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.


    „Scheiß auf den Priester Jo, guck Dir den Kampf an“, warf Vicarri ein.


    „Die Ork schuldet Dir eigentlich kein Bier, dass müsste die Frau die zum Kampf aufrief, oder der Priester. Genau wie heißt Du?“, fragte Vic den Goblin.

    Vicarri folgte Jozo in die Taverne und blieb erst einmal stehen als ein Tisch samt Zubehör in der Gegend herum flog.


    `Gib schlecht Wetter, die Tische fliegen tief´, dachte er zerknirscht.
    Das Jozo ohne mit der Wimper zu zucken, einfach trotzdem in die Taverne hüpfte, ließ den grünen Goblin innerlich aufstöhnen.


    Sein Kerl hatte wirklich Null Gespür für Gefahr. Selbst im schlimmsten Getümmel, lag die Gefahrenstufe bei Jo irgendwo zwischen ein Sack Reis ist im Arashi-Land umgefallen, oder pass auf keine Zuckerwatte ins Haar zu bekommen. Solche Dinge kratzten den Gelben überhaupt nicht. Er hatte sogar noch seinen Spaß daran.


    Vicarri sah zu, dass er Jozo unbeschadet folgen konnte. Er war ein Dieb, ein Taschendieb und normalerweise agierte er im Heimlichen. Jeder Dieb wusste, dass es besser war nicht gesehen zu werden und so auszusehen, dass man bestenfalls wie eine graue Maus wirkte und die Leute einen schon vergessen hatten, bevor sie einen richtig wahrnahmen. Aber Jo war nicht nur gefärbt wie die Sonne, er benahm sich oft auch so. Hoppla hier komm ich - Platz da! War scheinbar sein Motto.


    Vic musterte seinen Freund, er liebte den Kerl, aus dem Grund beschützte er ihn - meist vor sich selbst. Er hopste auf den freien Hocker neben Jozo und hörte ihm zu. Die Wette klang nicht schlecht.


    Vicarri musterte die beiden Frauen. Eine bleiche Menschenfrau und eine Ork. Einer Menschenfrau traute er nicht zu, es mit der Kraft eines Orks aufzunehmen. Gut er selbst wusste aufgrund seiner Tätigkeit, dass Kraft nichts bedeutete wenn man über die passende Technik verfügte. Und dass dies auch für Kämpfe galt, hatte ihm Jozo eindrucksvoll oft genug bewiesen.


    Dennoch die Menschenfrau wirkte irgendwie geradezu zerbrechlich im Vergleich zu der Orkfrau.


    "Ich wette auf die Ork. Wer Tische tief fliegen lässt, kann auch Menschen einen Flugschein verpassen", grinste Vic und bestellte zu ihrem Bier noch Schnaps dazu.

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    Kurzinfo Vicarri


    Name: Vicarri
    aka: Vici, Vic
    Volk: Goblin
    Fraktion: keine
    Alter: 27 Jahre
    Größe: 115 cm
    Hautfarbe: grün
    Augenfarbe: grün
    Haarfarbe: grau
    Statur: schlank und durchtrainiert
    Beruf: Dieb, Taschendieb
    Herkunft: Obenza
    Derzeitiger Wohnort: Obenza
    Familienstand: ledig
    Sprachen: Asameisch



    Aussehen
    Viccari ist ein männlicher, grüner Goblin. Mit 115 cm ist Viccari durchschnittlich groß für einen Goblin. Seine Fingernägel trägt Viccari extrem lang und zu scharfen Klauen gefeilt, seine grauen Haare trägt er kurz. Eigentlich hat er nur noch einen winzigen "Zierschopf" auf dem Kopf stehen. Viccaris Ohren sind lang und spitz. In jedem Ohr trägt er einen Ohrring. Viccari hat grüne Augen und eine lange spitze Nase. Seine Lederkleidung ist zerschlissen und abgenutzt.



    Charakter und Mentalität
    "Für jeden begabten Dieb, den ich in meinem Leben getroffen habe, habe ich zwanzig andere gesehen, die dachten, sie hätten das Zeug dazu... und die dann doch bloß im Gefängnis verrottet sind. Aber wenn Du auch nur ein bisschen bist wie ich, dann spuckst Du auf Ratschläge.


    Du machst, was Du willst und lässt Dir von niemanden reinreden.
    Ins Nichts mit den Risiken... alles was zählt, ist das Geld!


    Kommt Dir das bekannt vor? Wenn ja, dann könnte ich Dir vielleicht beibringen, worin der Unterschied zwischen einem gemeinen Dieb und einem Meisterverbrecher besteht. Wir sollten mit den beiden wichtigsten Fertigkeiten beginnen, an denen Du feilen solltest, wenn Du als Taschendieb Karriere machen willst - Schlösserknacken und Taschendiebstahl. Und bevor Du jetzt die Augen verdrehst, will ich Dir eins versichern, der schnellste Weg, erwischt zu werden, ist es, die Grundlagen zu missachten. Aber wenn Du diese Tätigkeiten meisterst, verdienst Du Dein tägliches Gold.


    Taschendiebstahl gehört zu den Fähigkeiten, die sich am leichtesten erlernen lassen. Wirklich wahr, es ist so. Aber überraschend viele Diebeslehrlinge vermasseln es. Daraus können wir zwei Dinge lernen. Erstens kenne Deine Umgebung und zweitens kenne Deine Methoden.


    Wo und wann Du Dich bedienst ist genauso wichtig, wie das Opfer, das Du Dir aussuchst. Folgt ihm ein wenig, es besteht nie ein Grund zur Eile. Wartet, bis es sich etwas abseits befindet, außer Hörweite der Büttel - doch was am wichtigsten ist, Du musst wissen, wann es besser ist, das Opfer einfach seiner Wege ziehen zu lassen.


    Es ist das Risiko nicht wert, erwischt zu werden. Im Knast erwartet uns kein Zuckerschlecken. Diebe sind für Bürger, Büttel und andere Verbrecher Abschaum.


    Dir werden noch jede Menge andere Opfer mit vollen Taschen über den Weg laufen. Und was die Methode angeht, kauere Dich erst hin, wenn Du völlig aus dem Gesichtsfeld Deines Opfers verschwunden bist. Überleg nicht zu lange, was Du ihm klaust. Ein guter Dieb sollte es schaffen, sein Opfer innerhalb von fünf Sekunden zu bestehlen und mit einem wertvollen Objekt zu verschwinden.


    Und zu guter Letzt ist das Risiko, erwischt zu werden, nachts erheblich geringer. Wenn Du keine andere Wahl hast und bei Tageslicht arbeiten musst, dann sorg dafür, dass Du genug Deckung hast.


    Das Schlossknacken ist eine Kunst, deren Beherrschung viele Jahre benötigt. Das Wichtigste, was man sich merken sollte, keine zwei Schlösser sind identisch, jedes verhält sich völlig anders. Solange Du ruhig bleibst und Geduld hast, wirst Du feststellen, dass sie leichter zu knacken sind, als Du am Anfang vielleicht gedacht hast. Gutes Werkzeug, also Dietriche sind unentbehrlich. Davon solltest Du genug einstecken haben. Bei einigen kleinen und kurzen Schlössern, reichen manchmal auch passend gefeilte, lange Fingernägel. Aber um ein Schloss so zu knacken, brauchst Du erstklassige Erfahrung.


    Dietriche oder Nägel - wenn die Zuhaltungen kurz vor dem Einrasten stehen, spürst Du wie Dein Werkzeug ganz leicht zittert - das bedeutet, dass Du die richtige Position fast gefunden hast.


    Nimm das Tempo aus der Bewegung und beweg Dein Werkzeug ganz behutsam. Wenn Du wie ein Irrer in einem Schloss herumstocherst, hast Du nichts erreicht außer Dein Werkzeug zu zerstören.


    Wenn sonst nichts hilft und das Schloss Dich vor ein unlösbares Problem stellt und Du Notstand im Geldbeutel hast, kannst Du versuchen, es einfach aufzubrechen. Aber bedenke dabei, dass das selten Erfolg bringt, den das verursacht ziemlichen Krach.


    Wenn Du auf mich hörst und meine Techniken anwendest, wirst Du zu einem erfolgreichen Dieb, das garantiere ich Dir. Man braucht dazu nur etwas Geduld und eine Menge Übung".


    ****


    Vorsichtig und bedacht setzt er seine Schritte, lautlos bewegt er sich von Ort zu Ort. Ungesehen hinterlässt er nichts, außer wenn man ihn zwingt manchmal eine Leiche.



    Glaube
    Vicarri hat keinen Glauben


    Fähigkeiten
    Dieb und Taschendieb
    Setzt im Kampf auf Heimlichkeit und Verstohlenheit


    Stärken und Schwächen


    Stärken:
    Diebstahl - Taschendiebstahl
    Schlossknacker
    Sicherungen und Fallen entschärfen (die Diebesgut schützen)
    Schleichen, lautlos an ein Opfer anschleichen
    Verstecken, Tarnen (in der Umgebung verschwinden)
    Guter Sprinter, schnell auf der Flucht
    Nahkämpfer - kämpft aber nur um fliehen zu können


    Schwächen:
    Keine große Körperkraft
    Keine Bildung
    Kann weder lesen noch schreiben
    Kann nicht rechnen, nur etwas zählen
    Kann nicht gut mit Geld umgehen
    Trinkt gerne mal einen über den Durst
    Gönnt sich gerne mal die eine oder andere Droge zur Entspannung


    Reiserucksack


    Kleidung:
    Zerschlissene Lederwese
    Abgewetzte Lederhose
    Lederbänder um die Handgelenke und Oberarme als Zierde geschlungen
    in jedem Ohr ein Ohrring (Stecker) aus Stahl


    Waffen:
    Dolch
    Dietrich-Set


    Sonstiges:
    Umhängetasche für seine Besitztümer und Diebesgut
    Ein kleines Wundversorgungspaket für die erste Hilfe bei Verletzungen



    Lebenslauf


    Elternhaus & Kindheit / Das Erwachsenwerden


    Vicarri saß mit seinem Partner gut gelaunt in einer heruntergekommenen Tavernen. Sie entspannten sich bei einem großen Krug Bier und ließen sich das kalte Getränk schmecken. Das hatten sie sich mehr als verdient, denn sie hatten so einiges in der Vergangenheit geleistet. Sein Gegenüber grinste ihn an und fragte Vic nach seiner Vergangenheit. Woher er gekommen war und was ihn auf die Straße verschlagen hatte. Wie er zum Dieb geworden war.


    Es gab einen Zeitpunkt, an dem Vicarris bewusste Erinnerung einsetzte. Er hatte es nur grob umrissen und niemanden erzählt, was er dabei empfand, oder wie die Erinnerung seines „ersten bewussten Augenblicks“ wirklich aussah.

    Die Antwort auf die Frage beinhaltete nicht einfach Informationen über einen bestimmten Tag. Vicarri versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal mit einer Person über persönliche Empfindungen gesprochen hatte.


    Das musste Jahre her sein. Zwar hasste er ab und an seinen ständigen ihn im brodelnden Hass, aber diese eiskalte Wut übertünchte auf der anderen Seite alle unangenehmen Gefühle, die irgendwo in seinem Schädel rumspukten. Sein Hass war der feste Boden auf dem sein Verstand stand.


    Darunter war ein morastiger Sumpf von seltsamen Empfindungen mit denen er nichts zu tun haben wollte. Und sobald sein Hass abebbte, kam er dem Sumpf unerfreulich nahe.


    Zum Glück gab es immer Dinge, Umstände oder Personen an die er nur denken musste um schlagartig grottenschlechte Laune zu haben.
    Und jetzt wurde er genau danach gefragt, wie es sich ein Moorbad anfühlte. Wie ein Schwimmversuch im Treibsand, nur verlor man dabei nicht das Leben, sondern den Verstand.


    Nur wie sollte man das jemand erklären? Und sollte man das überhaupt einer Person erklären?
    Je mehr jemand über einen wusste, desto leichter hatte er es einen auszuschalten.
    Auf der anderen Seite, tat er das nicht all die Jahre selber schon?


    Schaltete er sich nicht Stück für Stück selber aus, in dem Versuch nichts fühlen zu müssen? Wie viele waren dafür verreckt, weil er nicht verrecken konnte? Vicarri fürchtete den Tod nicht. Er fürchtete nur, dass vielleicht einige Personen Recht hatten und es doch eine Existenz nach dem Tod gab.


    Wenn dem so war, dann würde man als Seele auf ewig weiter existieren und sich auf ewig an den Dreck erinnern, der einen zu Lebzeiten geschehen war und auch daran was man empfand und nicht entschlüsseln konnte.


    Er hoffte inständig, wenn er jemals abtreten musste, dass er dann wirklich seine Ruhe vor allem hatte.
    Vielleicht war es gar nicht so schlecht, jemandem davon zu erzählen. Seinem Freund konnte man eigentlich alles erzählen. Er tratschte nichts weiter, was man ihm anvertraute. Sollte er sich in dessen Vertrauenswürdigkeit getäuscht haben, würde er ihn genauso wie zuvor ein Dutzend andere in die Stille schicken. Wobei... sein Partner war ein anderes Kaliber. Vermutlich würde er ihn umbringen, bevor er überhaupt zu einem einzigen Messerhieb angesetzt hatte. Vicarri musterte den anderen Goblin.


    „Woran ich mich erinnere? Regen… davon wurde ich geweckt.
    Ab da beginnt meine erste bewusste Erinnerung.


    Ich lag auf dem Rücken, mir war eiskalt und Regen fiel mir ins Gesicht. Ich spürte die Steine unter meinem Rücken die sich in mein Rückgrat bohrten. Ich spürte dass ich zig gebrochene Knochen hatte und mir der ganze Körper schmerzte.


    Die Schmerzen waren heftig, extrem, kaum zu ertragen. Irgendwas war verdammt falsch mit mir gelaufen. Ich wollte das Wasser aus meinem Gesicht wischen, aber ich konnte mich erst gar nicht rühren. Mein ganzer Körper bestand seltsamer weise nur aus Schmerzen und Taubheit.


    Nach einer Weile kehrte mein Körpergefühl zurück und ich versuchte mich auf den Bauch zu drehen. Aus der Position wollte ich mich hoch drücken. Es dauerte lange, wie lange, keine Ahnung. Ich weiß nur, als ich es geschafft hatte mich auf die Seite zu rollen, schoss erneut ein stechender Schmerz durch meinen Körper und ich musste kämpfen nicht ohnmächtig zu werden. Nach gefühlten Stunden saß ich endlich. Überall war Blut, vermutlich mein Blut.


    Als ich dazu in der Lage war, stand ich vorsichtig auf und machte mich auf die Suche nach einem Unterschlupf. Ich verzog mich in irgendeine geschützte Ecke in der Gosse, wo mich der Regen nicht erreichte. Da lag ich. Wo das war und wie lange ich dort lag, kann ich Dir nicht beantworten.


    Wenn ich hustete sah ich Blut, und an manchen Stellen von meinem Körper spürte ich offene Wunden und später entzündetes Fleisch.


    Es war nicht so gut um mich bestellt. Ich blieb wo ich war und dämmerte vor mich im Halbschlaf dahin. Wo ich lag, hörte ich in einiger Entfernung Leute vorbeilaufen, sich unterhalten, lachen, fluchen.


    Komisch. Sie waren so nah und doch unendlich weit entfernt. Irgendwann fiel ich in eine Art Fieberschlaf. Als ich aufwachte ging es mir zwar besser, aber immer noch richtig mies.


    Ich blieb wo es mich hin verschlagen hatte, in der Gosse. Es dauerte eine Weile bis ich mich erholt hatte. So lange suchte ich mir einen Unterschlupf und Nahrung. Man nimmt einfach was man findet. In dem Moment war ich nicht in der Lage Ansprüche zu stellen.


    Wie ich in die Gosse kam, oder wer mich dahin brachte, weiß ich nicht.


    Aber wenn ich mal in einer leisen Stunde darüber nachdachte, bekam ich eine Ahnung davon. Von etwas Düsteren, Ekelerregenden und mir schnürte sich die Kehle zu.
    Manchmal ist es weit weg, manchmal schwimmt die Erinnerung knapp unter der Oberfläche zum Greifen nah… aber ich will nicht zugreifen und mir den Dreck ansehen. Ich kann es mir denken.


    Ich kann kombinieren.
    Ich weiß was ich hasse und das muss einen Grund haben.


    Gleichgültig, irgendwann ging es mir besser und ich habe gelernt zu überleben. Und irgendwann war ich auch nicht mehr allein. Den Rest ein anderes Mal", sagte er freundlich.


    ****


    Da stand der Dieb, blinzelnd, ertappt. Er war jung, ziemlich schmutzig, in zerlumpter brauner Lederkleidung, die vor Monaten noch teuer gewesen waren, als er sie vom besten Schneider der Stadt gestohlen hatte. Die Überraschung verschwand aus seinem Gesicht, und mit ausdrucksloser Miene legte er das Gold auf den Tisch zurück.


    "Was tust Du da?" fragte die Frau und trat aus den Schatten.
    "Dusselige Frage", antwortete der Goblin mit einem Stirnrunzeln.
    "Euch bestehlen", gab der Grüne zurück.


    "Da nichts fehlt, würde ich sagen, Du bestiehlst mich gar nicht. Du hast es höchstens versucht. Meine Frage ist, warum? Du weißt doch bestimmt, wer ich bin. Du bist nicht durch eine unverschlossene Tür hereingekommen", lächelte die Frau und blickte zum Gold auf dem Tisch.


    "Ich habe alle anderen bestohlen. Also dachte ich, jetzt wärt Ihr an der Reihe. Eine Meuchelmörderin und Meisterdiebin zu bestehlen ist eine Herausforderung", grinste der Goblin.
    "Ich fühle mich geschmeichelt", nickte die Frau wissend.
    "Von mir aus", grinste der Goblin.
    "Nun, da Deine Absicht vereitelt ist, was willst Du tun? Fliehen?", fragte die Frau belustigt.


    "Nein. Nehmt mich als Schüler", antwortete der Goblin, und musste unwillkürlich ein wenig grinsen.
    "Ich habe alle Eure Schlösser geknackt, ich bin an allen Euren Abwehrmechanismen vorbeigeschlüpft! Ihr habt sie entworfen, Ihr wisst, wie schwierig das für jemanden ohne Ausbildung ist. Ich bin nicht für einige Goldstücke hergekommen. Ich kam, um mich zu beweisen. Macht mich zu Eurem Schüler", bat der Grüne.


    Die Goblinfrau blickte den fremden Golbin an.


    "Deine Fertigkeit braucht kein weiteres Training. Deine Planung ist gut. Nur Deine Einstellung... Hoffnungslos ist Dein Ehrgeiz. Du stiehlst nicht für Deinen Lebensunterhalt, Du stiehlst zum Vergnügen, wegen der Herausforderung. Das ist ein Charakterzug, der unheilbar ist und Dich ins frühe Grab bringen wird", sagte die Frau mit den zerfledderten Ohren.


    "Und Ihr? Habt Ihr niemals zu stehlen gewünscht, was nicht gestohlen werden kann?" fragte der Goblin.
    "Etwas, das Euren Namen auf ewig berühmt machen würde?", hakte der Goblin nach.


    Die Frau antwortete nicht, sie runzelte nur die Stirn.


    "Ich hab mich von Euren Ruf täuschen lassen", meinte er achselzuckend und öffnete ein Fenster.
    "Ich glaubte, Ihr sucht Komplizen. Wie Ihr schon sagtet, meine Planungsfähigkeit ist gut. Ich hatte nicht an einen Fluchtweg gedacht, aber der wird ausreichen", sagte der Goblin schlicht.


    Der Langfinger glitt die Mauer hinunter, rannte lautlos über den schattigen Hof und war innerhalb weniger Minuten zurück in seinem schäbigen Zimmer in der verkommenen Taverne. Dort wartete die Goblinfrau in der Dunkelheit auf ihn.


    "Ich habe nicht gesehen, dass Ihr an mir vorbeigekommen seid", keuchte der Goblin.
    "Du hast Dich auf der Straße umgedreht, als der Nachtvogel rief", antwortete sie schlicht.
    "Das wichtigste Werkzeug im Arsenal beider Zünfte ist Heimlichkeit, entweder geplant oder improvisiert. Ich nehme an, Dein Unterricht hat begonnen", sagte die Frau.


    "Danke. Man nennt mich Vicarri, wie nennt man Euch?", fragte der Goblin.
    "Jesh - einfach nur Jesh", sagte die Goblin mit den zerfledderten Ohren.


    "Und was ist der abschließende Test Jesh?" lächelte der Grüne.


    Als die Frau es ihm sagte, konnte er sie nur anstarren. Der Goblin hatte scheinbar ihren Ruf für Wagemut doch nicht überschätzt. Nicht im Geringsten.