Beiträge von Anwolf

    Am Morgen darauf klopfte Anwolf an die Tür von Morasa und Firxas. Er betrat ohne weitere Vorwarnung das Quartier der beiden und grinste sie freundlich an.


    "Morgen Ihr zwei Schlafmützen, Dave erwartet Euch in der Schreibstube. Ihr habt gestern Abend das Berufsangebot angenommen. Heute machen wir es fest, wie versprochen. Das übliche Prozedere folgt gleich, dass heißt Ihr werdet mit Dave reden. Danach wird er Euch auslesen.


    Wie das funktioniert, weißt Du schon Morasa, Du warst ja schon einmal hier angestellt. Geht alles glatt, wird Euch Pavo Blut abnehmen. Zwar sind wir nun eine staatliche Organisation, aber dennoch müssen wir uns immer noch rückversichern.


    Zudem denkt immer daran, dass Blut ist Absicherung für unsere Orga, aber auch Eigensicherung für Euch. Sollte Euch etwas im Dienst geschehen, können wir Euch über Eure Blutprobe wesentlich schneller finden. Und jeder von uns weiß, dass manchmal nicht nur Minuten zählen, sondern Sekunden.


    Ebenso kann Eure Rettung innerhalb von Sekunden erfolgen, dazu muss ein Geistmagier nicht vor Ort sein. Eine Rettung bedeutet schließlich nicht, jemanden abzuholen und ihm das Pfötchen zu streicheln, sondern Rettung bedeutet die Bedrohung für das Familienmitglied auszuschalten", grinste Anwolf freundlich, stand auf und führte die beiden als Anwärter zur Schreibstube.


    "Falls Ihr nachher Lust habt, könntet Ihr mich zu Aimeric de la Cantillion begleiten, sobald Ihr die Aufnahme hinter Euch gebracht habt. Er hatte eine ganz ähnliche übele Erfahrung machen müssen wie ich. Kurzum er hatte eines meiner Familienmitglieder zu Gast und zwar genau wie ich - in der Seele.


    Da wir mehr oder minder über Eck und über Brandur mit den Cantillions verwandt sind und Massimo meinem Vater Ansgar selbstlos geholfen hat, wollte ich schauen wie es Aimeric geht. Irgendwie tut er mir leid, aber verratet das keinem, ich hab einen Ruf zu verlieren", erklärte Wolfi mit blitzenden Augen.


    Er blieb vor der Tür der Schreibstube kurz stehen und schenkte den beiden ein freundliches Lächeln.


    "Meine Herren, die Schreibstube - hinein ins neue Leben und mögen Eure Klingen stets schwarf sein", verkündete Anwolf freundlich.

    Heimkehr


    Anwolf war wider Willen zum Träger von Dunwolf geworden. Wie es sich anfühlte, völlig fremd gesteuert zu werden und in seinem eigenen Körper nur noch Zuschauer zu sein, konnte er niemandem beschreiben. Zudem war er nicht nur der neue "Tempel" von Dunwolf gewesen, sondern der uralte Lich hatte sich auch stets an seiner Energie bedient.


    Die Macht die Anwolf in dieser uralten Kreatur die sich seiner bemächtigt hatte, seinerzeit fühlte war enorm gewesen. Sie war mit nichts zu vergleichen, was er sonst an Machtmanifestation kannte. Sie überstieg sogar jene Macht bei weitem über die Maghilia oder Osmund geboten.


    Der Umstand hatte Wolfi bis in die Grundfeste seiner Seele erschüttert. Er war der Wesenheit völlig ausgeliefert gewesen, ohne dass ihm irgendjemand hatte helfen können. Niemand gebot über genügend Macht um ihn von diesem mentalen Parasiten zu befreien.


    Dennoch war er frei gekommen und er konnte sein Glück kaum fassen. Nun waren auch die letzten körperlichen Beschwerden abgeklungen, jedenfalls soweit, dass sie ihn nicht mehr einschränkten. Wolfi machte sich auf den Heimweg nach Irminabourg.


    Aber ein winziger Teil von ihm, hatte Gefallen an dieser Macht gefunden. Dieser Teil sehnte sich danach erneut über diese Macht zu gebieten, sie zu formen, sie seinem Willen zu unterwerfen. Natürlich all dies, ohne den Preis des Parasiten. Und dieser Wunsch ängstigte Wolfi mehr als er zugeben wollte.


    Vermutlich war es das alte Blut dann in ihm sang, denn zeitgleich wünschte er sich, seine Magie eine völlig andere Richtung zu geben. Er wollte gerne einen Wandel vollziehen und seine Fähigkeiten für etwas Positives einsetzen, als für einen reißenden Mahlstrom der Nekromantie.


    Wolfi schaute in seine Geldkatze, aber viel Geld war nicht übrig. Nun als er entführt worden war, hatte er vor der Tür gesessen und sich sein Feierabendbier gegönnt, nach einem langen Tag über den Büchern in der Fantome-Feste. Das er entführt werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Und für den Fall hätte er auch keine prall gefüllte Geldkatze eingesteckt, sondern eine Waffe.


    Von Beaufort bis nach Irminabourg war es ein ganzes Stück zu reisen. Wolfi überlegte ob er sich im Palast ein Pferd leihen konnte, oder ob es eine andere Möglichkeit gab. Andernfalls musste er auf Schusters Rappen bis nach Irminabourg reisen. Keine angenehme Aussicht, denn er fühlte sich immer noch schwach wie ein neugeborenes Kätzchen.


    Anwolf begab sich in Richtung der Ställe und hoffte dort auf einen passenden Ansprechpartner zu treffen. Falls dies nichts nutzte, wollte er nachfragen ob sein Onkel am Hof zugegen war, oder ob er erwartet wurde. Selbstverständlich hätte er auch Dave mental rufen können, aber irgendwie fürchtete sich Wolfi, dass er damit den Lich anlocken würde.


    Müde band er sich seine struppigen Haare zusammen und strich sich über sein stoppeliges Kinn.

    Ciel Felicien de Souvagne
    Sie hatten den riesigen Greif Kariakin den anderen überlassen, damit diese die Spur der Beißer verfolgen konnten. Zu dritt flogen Linhard, Ciel und Ferrau auf dem Drachenhuhn Aquilla nach Südnaridien, um Anwolf zu retten. Der Flug benötigte einige Tage und sie mussten unterwegs öfter rasten, als ihnen lieb war, da sie in einige Sommergewitter gerieten. Nun hatten sie das winzige Dorf Grünbachtal endlich gefunden und auch das kleine Haus, in dem Anwolf sich vor den Beißern versteckt hielt. Von außen wirkte es, als wäre es seit Monaten verlassen, alle Läden waren verschlossen und nichts wies darauf hin, dass sich hier jemand aufhielt. Ciel klopfte an die Tür. »Wir sind es, Anwolf«, sagte er durch die Tür.


    Anwolf
    Ciel spürte wie ihn jemand mental abtastete, dann öffnete sich die Tür einen winzigen Spalt breit. Weiter geschah erst einmal nichts. Es dauerte eine Weile bis Anwolf aus der Tür spähte. Drinnen war es so dunkel, dass Ciel nur die bleichen Finger von Anwolf um die Tür greifen sah und ein blutunterlaufenes Auge. `Komm rein´, übermittelte Wolfi und trat von der Tür wieder weg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel warf Linhard und Ferrau einen Blick zu, dann trat er als erster ein und ließ die Tür hinter sich offen, so dass Licht ins Haus schien. Ciel blickte sich um. »Willst du wirklich, dass wir hier drin miteinander reden? Wir wollten dich schnellstmöglich heim nach Souvagne holen.« Er stand mitten im Raum vor der Tür, Staubflocken trudelten im Sonnenlicht um ihn herum.


    Anwolf
    Anwolf kroch zurück unter das Sofa und beobachtete Ciel von seiner Seitenlage aus. Der Anblick war ziemlich gruselig, da das Licht nur seine blutroten Augen erreichte. "Sie sind dort... sie haben mich da gefangen... drei von denen sind noch dort... da sind wir nicht sicher. Wo sind wir sicher?", fragte Wolfi tonlos, so als gehörte die Stimme zu keinem Menschen.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard betrat nach Ciel das kleine Haus und musterte nervös Anwolf unter dem Sofa. Er fragte sich, wie sich sein Bruder da drunter gequetscht hatte, aber Wolfi war nie dick gewesen und mit gutem Willen, oder Panik ging scheinbar alles. Er sah fertig aus, so fertig wie er Anwolf noch nie gesehen hatte. Generell hatte er noch keinen Menschen mit einer derartigen Panik gesehen. Wobei doch, dass hatte er, als Brandur Dunwin beschwor und Dave zwar stehen blieb aber trotzdem die Besinnung verloren hatte. Und Anwolf sah ganz ähnlich aus, er sah aus als hätte er ebenfalls einen Geist gesehen. Und irgendwer schien ihn stranguliert zu haben, so dass die Gefäße in seinen Augen geplatzt waren. Lin hockte sich vor das Sofa und hielt Wolfi eine Hand hin. "Bei uns bist Du sicher, na komm da raus, ich beschütze Dich. Komm Wolfi", bat Lin aufmunternd, auch wenn sich ihm gerade die Kehle zuschnürte.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau plumste vom Drachenhuhn und lief Ciel und Linhard nach. Dass was er zu sehen bekam, ließ ihn erstarren. Der kleine Bruder von Prince Linhard war total verstört und durch den Wind. Er wusste nicht, was geschehen war, aber Ciel war sofort hierher gefolgen. Sie waren lange unterwegs, aber es war gut, dass sie gleich gekommen waren. Ferrau sagte nichts, sondern strich Ciel nur über den Rücken. Der Junge benötigte Hilfe, magische Hilfe, oder er musste vielleicht sogar in einen Tempel. Oder zu einem Heiler unter Bewachung, damit er wieder Vertrauen fasste. Er war vor Angst fast wahnsinnig, dass sah man seinen Augen an. Ferrau rieb sich die eigenen Augen, damit er nicht weinte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel strich Ferrau über den Arm, doch sein Hauptaugenmerk musste nun Anwolf gelten. Er ging zum Sofa und legte sich bäuchlings zu ihm auf den staubigen Bretterboden. Er tastete mental nach Anwolfs Blut. Das fühlte sich für einen Sterblichen völlig anders an, als der Zugriff eines Geistmagiers, denn der Körper reagierte ohne den Umweg des Verstandes. Anwolfs Herzschlag beruhigte sich und das Gefühl von Wärme breitete sich in ihm aus, doch auf seine Psyche hatte Ciel keinen Zugriff. »Wir haben einen Maulwurf bei ihnen eingeschleust. Arbogast ist auf unserer Seite. Natürlich bringen wir dich nicht zurück ins Herrenhaus, sondern ich biete dir an, erst einmal im Palast zu wohnen, bis das Problem gelöst ist und es dir wieder besser geht. Im Palast bist du so sicher wie nirgends sonst, wie sollte irgendwer unbemerkt dort an dich herankommen? Zudem haben wir dort hervorragende Heiler, Magier und Seelsorger. Wir brauchen deine Hilfe, um die Beißer zu fassen und den Ältesten zu vernichten. Wir müssen erfahren, was du erlebt hast und über sie weißt.«


    Anwolf
    Anwolf kroch zu Ciel in die Arme und klammerte sich wie ein Ertrinkender an ihm fest. Die Umarmung war grob, fast brutal, aber nicht aus Böswilligkeit, sondern aus purer Verzweiflung. Er sprüte wie Wolfi sich in seinen Armen beruhigte, sein Herz hämmerte nicht mehr wie verrückt gegen seinen Brustkorb, aber er war immer noch weiß wie ein Laken mit einem blutverschmiertem Gesicht. "Ich sag Dir alles was Du wissen willst. Er ist ein Lich. Ein uralter, widerlicher, perverser Lich. Er schändete mich, er ergriff von mir Besitz und ich war ihm hilflos ausgeliefert. Ich hatte Schmerzen, solche Schmerzen, unerträgliche Schmerzen als er in meinem Körper war. Ich war nur noch Zuschauer und er machte mit mir was er wollte. Er zehrte von meiner Essenz, er wollte meine Seele fressen, meinen Körper behalten... für sich. Seinen Fleischtempel nannte er ihn. Es war als nimmt Dir einer Deinen Körper weg und lässt Dich magisch auch noch zur Ader. Ich wurde in ihm immer schwächer und er wurde immer sicherer in meinem Körper. Und es schmerzte so, seine Anwesenheit war so falsch, so verdreht so widerlich und es schmerzte so. Mein Animus, mein Atman, also meine Seele hatte Schmerzen, Du kannst Dir nicht vorstellen wie. Er hat mir was wegnommen von mir selbst. Und er stahl meinen Körper. Was wollte er noch? Er wollte mich auslöschen... ganz und er sah es als sein Recht, denn er ist ein Hohenfelde... er ist einer von uns! Der erste von uns! Weißt Du wer er ist? Dunwolf von Hohenfelde, ein Nekromant. Dun-Haru-Mar... so der alte Gruß. Der Sippenbegründer. Er begründete nichts, er schuf sich eine Herde Schlachtvieh und ich war eines davon. Ich fühle mich als blute ich immer noch, ich kann bald nicht mehr. Bald bin ich tot, auch ohne dass er an mir saugt. Er hat glaube ich ein Loch in mich gerissen irgendwo. Aber er hat nicht gewusst, dass eine Verbindung zweiseitig ist. Dadurch das er in mir war und mich nicht beachtete, sondern immer nur anzapfte habe ich seine Gedanken gesehen. Er hielt mich für unwert, für sowas wie ein Getränk. Wer macht sich Gedanken um sein Getränk? Wenn sein Zugriff schwächer wurde, schrie ich einfach vor Schmerz. Ich wollte das nicht, aber mein Körper schrie sich die Seele aus dem Leib, dabei musste ich kämpfen genau dort zu bleiben. Wäre ich draußen, wäre ich tot. Und blieb ich, wäre ich auch bald tot, absorbiert damit er noch weitere Jahre lebt auf meine Kosten. Diese gestohlenen Leben, von all den Leuten, damit dieses Vieh so uralt wird und stiehlt und stiehlt, ich war dumm. Ich fragte mich warum sie Paps fürchten... warum sie Ossi fürchten...weil beide DAS sind! Egomanen die andere aussaugen um zu leben. Sie sind feige, sie wollen nicht sterben und lassen andere dafür verrecken. Stehlen ihnen das Leben und verleiben es sich ein, was ihnen gar nicht zusteht! Nekros haben überhaupt nichts mit Geistmagier gemein. Ich weiß es, ich habe seine Seele gesehen. Ich habe gesehen was er macht, was er tat, all die Jahre, all die Erinnerungen... Dun-Haru-Mar... Haru und Mar hat er aufgefressen und das nachdem sie über Dreihundertjahre eine Einheit bildeten. Einfach so, war eben so, drauf geschissen, wer sind die schon? Er oder der Rest der Welt... er tötet sie alle, uns alle, er ist... es gibt keinen Namen für dieses Monster Ciel... ich will nach Hause, bring mich nach Hause zum Palast und zu einem Heiler, irgendwas stimmt nicht mit mir", flehte Wolfi.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte den verzweifelten Jungen ganz fest an sich, eine Hand auf seinem Hinterkopf wie bei einem Baby, da dies viele Menschen beruhigte. Sie erinnerten sich unterbewusst daran, das die Hand, die ihren Kopf stützte, die Hand der Mutter, des Vaters oder einer anderen liebenden und sorgenden Person war. Anwolf war fast zehn Jahre jünger als Ciel und in diesem Moment glaubte er, das erste Mal so etwas wie die Ahnung von Vatergefühlen zu spüren. Er hielt ihn sicher in seinen Armen. »Ja, du hast ein Loch in deiner Seele, so wie ich. Mir sind alle Haare ausgefallen deswegen, ich hoffe, das bleibt dir erspart. Drum trage ich nun die selbe Frisur wie dein Bruder - gar keine. Wichtiger ist jedoch, dass solch ein Loch wieder verschlossen werden kann. Mir haben dein Onkel Davard, der Heiler Benito und Magistral Parcival das Leben gerettet, indem sie das Ausbluten meiner Seele beendeten und den Riss versiegelten. Wie ich hoffe, dauerhaft. Komm, wir bringen dich nach Hause.« Er zog Anwolf sanft, aber bestimmt unter dem Sofa hervor. Der Junge musste schnellstmöglich fort. Er half ihm auf die Füße und zog sich seinen Arm über die Schulter. Er war selbst noch schwach, aber er nahm keine Rücksicht auf sich und brachte Anwolf zu Aquilla. »Lin, Ferrau, helft mir, ihn hinaufzubringen. Ich hoffe, Lin, du verstehst nun, warum ich eure beiden anderen Lichs nicht dabei haben wollte und warum wir Nekromantie so vehement verbieten.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard schob Ferrau behutsam aus dem Haus und zog die Tür hinter sie zu. Er nahm Ciel Anwolf ab und trug ihn zu Aquilla. "Ciel hat Recht. Dave, Ben und Dan werden Dir helfen. Sie haben auch Ciel geholfen. Ich setzte Dich auf Drachenhuhn und binde Dich fest Wolfi. Danach setze ich mich vor Dich und Ciel hinter Dich, so kann Dir nichts passieren. Versuch so gut es geht wach zu bleiben, schlaf nicht ein, Du weißt warum. Einmal weg, für immer weg. Also auf gehts", sagte Lin und wuchtete Anwolf auf Aquilla. Sein Bruder war wesentlich leichter als er ihn in Erinnerung hatte. Zwar hatte er Wolfi nicht oft getragen, aber sie hatten sich manchmal aus Spaß gerauft und da hob man auch schon mal jemanden hoch. Besorgt schaute Lin Ciel an, während er Anwolf sicher festgurtete. Danach schwang er sich selbst auf Aquilla, zog Ciel hinter Wolfi hoch und zum Schluss Ferrau. "Gurtet Euch und Ciel Du musst Wolfi mitfesthalten. Wir sind bald Zuhause Wolfi, versprochen. Mach Dir keine Sorgen und Kurzer, nie wieder Streit hörst Du? Ich lieb Dich Wolfi, merk Dir dass und Du musst durchhalten, Dein Neffe möchte Dich kennenlernen. Du packst Kurzer", sagte Linhard vehement. Als alle gegurtet waren, sprang Aquilla in den Himmel und flog mit kräftigen Flügelschlägen nach Souvagne. Ganz so, als wüsste sie, wie bedrohlich die Situation ist, flog sie schnell und ausdauernd. Auch der Blick der gewaltigen Tieres schien ernst zu sein.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau klammerte sich an Ciels Rücken fest, während des Fluges. Zeitgleich streichelte er ab und an Wolfi beruhigend, der ziemlich schlaff in den Gurten hing, aber grimmig darum kämpfte wach zu bleiben. Er machte das gut fand Ferrau. "Es ist nicht mehr weit", munterte Ferrau den Jungen auf, obwohl er überhaupt keine Ahnung hatte, wie weit sie noch fliegen mussten. Anwolf schaute seine Hände an, fuhr sich über die Finger und seine Fingernägel lösten sich. Ferrau packte ihn mit um die Brust und hielt ihn fest. "Hör auf damit!", wimmerte der Leibdiener.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Es schmerzte Ciel, nicht helfen zu können. Hier war er machtlos, bei Seelenverletzungen konnte nur ein Heiler oder Geistmagier helfen. Er unterstützte während des Fluges Anwolfs Kreislauf und Herztätigkeit, damit dieser nicht vor Stress oder Erschöpfung umkam, doch das half nicht gegen das Ausbluten der Seele und irgendwann musste er selbst schlafen. Ferrau machte das alles sehr fertig, besonders, als er sah, wie Anwolf sich körperlich aufzulösen begann. Sie sprachen nicht während des Fluges, Ciel gab jedoch auf sie alle Acht. Er hielt Anwolf fest und stupste ihn gelegentlich sanft an. Auch Ferrau gab sein Bestes, um zu helfen. Wenn Anwolfs Zustand es erlaubte, kümmerte sich Ciel um ihn, küsste und tröstete ihn. Auch Linhard strich er mitunter über den Rücken und die Arme, den diesen würde es ebenso mitnehmen, was mit seinem kleinen Bruder geschah. Ciel betete, dass sie rechtzeitig kamen. Endlich landeten sie im Hof von Beaufort.


    Linhard von Hohenfelde
    Aquilla landete im Hof, aber Linhard ließ die anderen nicht absteigen, sondern trieb das Drachenhuhn bis vor die Tür von Benito an. Erst dort gurtete er sich schnellstmöglich ab, direkt gefolgt noch Anwolf. Er packte seinen Bruder, zerrte ihn vom Drachenhuhn und schleppte ihn sofort in die Heilstube von Benito. Der Heiler kam gerade nach vorne und setzte zu einer seiner bekannt berüchtigten Begrüßungen an, aber als er sah was los war, machte er sofort Platz und lotzte Linhard in ein Behandlungszimmer. "Mit ihm ist das Gleiche geschehen, wie mit Ciel. Er hat ein Loch in der Seele Ben, Du musst ihn sofort heilen, er hat einige Tage so verbracht", erstattet Lin sofort Bericht. Benito untersuchte Anwolf so schnell er konnte. "Holt meinen Bruder her Prince, sofort, ich benötige Hilfe und schleppt eines der Himmelsaugen hier an. Je mächtiger, je besser. Oder Euren Onkel, schnell!", befahl Benito und griff sofort auf seine Gabe zu um Anwolf zu heilen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel half Ferrau vom Drachenhuhn. »Wenn du dich ausruhen willst, geh in unsere Gemächer. Ich habe hier noch zu tun.« Er schickte sofort drei Dienstboten los und kurz darauf waren Parcival, Dantoine und Davard vor Ort. Er selbst saß zu dieser Zeit längst wieder bei Lin und Wolfi.


    Anwolf
    Wolfi ging es schlecht. Seine Nägel hielten nicht mehr richtig, aber das war eine Folge der Auszehrung, dass wusste er. Ciel kümmerte sich ganz lieb während des Fluges um ihn. Er fühlte sich sicher und geborgen. Linhard flog wie besessen und gab alles um ihn zu retten. Er liebte seinen Bruder ebenfalls, aber gesagt hatten sie sich das bis jetzt nie. Das Linhard ihm das sagte, machte Anwolf deutlich wie schlecht es um ihn stand. Aber auch, was Linhard tatsächlich für ihn empfand, denn wäre das tatsächlich wahr, was er immer vermutet hatte, wäre Lin nicht zu seiner Rettung erschienen. Wolfi dachte an all die schönen Dinge die sie zusammen erlebt hatten. Viele waren es nicht, aber die paar waren umso wertvoller. Seine letzte gute Erinnerung war, wie ihn Lin vor den Wachen rettete, weil ihn Nathan in die Pfanne gehauen hatte. Und davor hatte er ihn vor Archibald gewarnt, als sie mit dem Knochendrachen fortgeflogen waren. Der Familienkrieg und das alles kam ihm so unendlich fern vor. Und er kam sie so dumm vor. Er hatte Maghilia gegen Linhard um Hilfe bitten wollen. Er hatte den Dunklen Pfad beschreiten wollen. Was hätte das bedeutet? Er wäre ein Dunwolf geworden, damit sie niemals in Frieden und Freiheit lebten. Soweit hatte er sie gebracht. Sklaven die mit Stolz ihre Ketten trugen und sich einbildeten er wäre Schmuck. Nun lag er auf einer Liege bei Benito dem Heiler und spürte wie sich Wärme in seiner Seele ausbreitete. Vorher hatte Ciel seinen Körper geheilt, nun heilte Benito seine Seele. Wolfi streckte die Hand nach Ciel und Linhard aus. Er spürte wie es ihm besser ging, aber er war noch schwach. Er sehnte sich nach einem Halt und er vermisste Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hielt seine Hand fest und streichelte sie etwas. "Hilfe ist da, Wolfi", sagte er freundlich. Da er, wie alle Mitglieder der Krone, ein guter Schauspieler war, sah sein hoffnungsvolles Lächeln echt aus.


    Davard von Hohenfelde
    Noch während Anwolf von Benito geheilt wurde, erschien Dave mit den anderen in der Heilstube. Linhard umarmte seinen Onkel fest zur Begrüßung, brachte aber kein Wort heraus. Dass musste er auch nicht. Dave küsste Lin kurz auf die Stirn und schob ihn von sich um Wolfi helfen zu können. "Wir sind so schnell gekommen, wie es ging. Öffne Deinen Geist Wolfi, gleich geht es Dir besser", versprach Dave und setzte sich auf Anwolfs andere Seite. Er griff ebenfalls auf seine Gabe zu und übertrug von sich selbst auf Anwolf Lebensessenz. Dan gesellte sich zu seinem Bruder und unterstützte diesen mit seiner eigenen Gabe. Ciel sah welches Glück er selbst gehabt hatte, als Wolfi so schwach und abgekämpft vor ihm lag. Er hatte nur einige Stunden durchhalten müssen, Wolfi einige Tage und so sah er auch aus. Seine Haut war rissig und eingefallen, er hatte keine Fingernägel mehr und seine Augen bluteten, aber er hatte seltsamerweise noch seine Haare. Anwolf bekam wieder etwas Farbe und seine Augen hörten auf zu bluten und klärten sich langsam. Wolfi gähnte leise und umfasste Ciels Hand fest. Die Hand die ihn gestreichelt und gehalten hatte.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau nickte seinem Schatz zu und verschwand so schnell, wie Ciel seinen Diener nie hatte laufen sehen. Aber in der selben Geschwindigkeit kehrte er auch einige Minuten später wieder zurück mit einem Henkelmann in der Hand. "Hü...hü...hühnersuppe!", japste Ferrau völlig außer Atem. Er keuchte und schnaufte einige Minuten, dann stellte er die Suppe vorsichtig auf einen Tisch. "Damit... er wieder... zu Kräften kommt... Marklösschen drin... da drin...", japste Ferrau und nickte aufmunternd. Die Brühe würde dem Jungen gut tun, sobald die Heilung vollbracht war. Parcival nickte anerkennend und spendete Dave Lebensessenz, damit dieser sie an Anwolf weiterleiten konnte. Wolfi leckte sich über seine rissigen Lippen, die nicht mehr blutleer waren und lächelte schwach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hielt Anwolfs Hand weiterhin fest und streichelte sie unentwegt. Er war froh zu sehen, wie es dem Jungen langsam wieder besser ging. "Dave", sagte er. "Unser Feind ist Dunwolf von Hohenfelde. Die anderen beiden hat er, so wie Brandur es vermutete, absorbiert. Er allein steht als Lich noch gegen uns. Aber er hat inzwischen weltliche Unterstützer um sich geschart."


    Davard von Hohenfelde
    Dave trennte behutsam die Verbindung zu Anwolf und blieb erschöpft neben ihm sitzen. "Dann war unsere Vermutung richtig. Er hat sie völlig vernichtet, dafür dass sie sich mit ihm eingelassen haben. Nun man könnte sagen, sie haben bekommen was sie verdient haben. Sie haben freiwillig diesen unheiligen Bund geschlossen und er richtete sich gegen sie. Dunwolf war der Sippenbegründer unserer Sippe, sprich der Hohenfelde-Eibenberg-Wigberg-Sippe. Dass das Untier einen Namen hat, macht es leichter. Wir müssen nur noch herausfinden, wie man ihn endgültig tötet. Oder einer von uns absorbiert ihn", grinste Dave. Bei dem Gesicht dass Anwolf zog, streichelte er ihn schnell, "Das war nur Spaß", schmunzelte Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir benötigen jedenfalls einen gut ausgearbeiteten Plan. Dafür müssen wir ihr Ziel wissen. Anwolf, weißt du, was sie als nächstes vorhaben? Was sie überhaupt vorhaben?«


    Anwolf
    Anwolf setzte sich mit der Unterstützung von Benito etwas auf. "Ja das weiß ich. Also der Älteste möchte in den Keller der Duponts einziehen um dort ein neues Leben zu beginnen. Das wurde ihm von Nathan vorgeschlagen. Der Kerl macht nur Ärger. Er war auch im Keller anwesend, mir hat er schon mal Ärger bereitet. Lin kann es bezeugen, ich habe nichts getan. Und er ist mit Archibald im Bunde. Er schlug den Keller der Duponts vor. Der Älteste gab Nathan die Aufgabe die Beißer dorthin zu führen. So nennt sich die Gruppe. Mitglieder sind Archibald, Nori und Arbogast, dass sind seine Kinder, Nathan und ein Robere. Und ein Geist, dass ist Kazrar der ehemalige Schüler von Archibald. Sie wollen Ansgar jagen und töten. Vorher wollen sie Kazrar einen neuen Körper besorgen, einen Arashikörper. Die Gruppe hat sich geteilt, Dunwolf ging mit Robere und Kaz zurück ins Herrenaus und Nathan führt die restlichen in den Keller. Dort soll Archibald alles vorbereiten. Ich habe so viele Infos, ich weiß gar nicht, was ich Euch erzählen soll. Seine Erinnerungen Dave, stell Dir das vor. Du hattest Recht, Du hattest immer Recht, es macht einen Unterschied ob man rein bleibt oder ob man sich korrumpieren lässt und seinen Geist verformt. Es ist immer der Geist, Geist über Materie. Heißt dann doch nicht nur, dass der Geist mehr ist als Fleisch. Das heißt dann doch auch, man sollte den Geist wählen, statt den Besitz. Aber sie wählen nur das, sie wollten alles, aber der Boss war er Dunwolf. Ich weiß was sie Dir angetan haben. Er hat es gesehen und er hat es genossen. Und ich habe es gesehen und ich habe geschrieen vor Schmerzen... für Dich... weil... und für Papa... er genauso... er muss damit aufhören, ehe er so endet wie Dunwolf! Sag ihm das Dave, bitte sag ihm dass. Und geh nicht weg, sie wollen Dich töten... Archibald will Dich wieder einfangen... damit Du siehst... das Du nichts gegen ihn tun kannst. Sie denken so viel Zeug und alles ist so dicht in meinem Kopf, dass ist viel zu viel in meinem Kopf...", stöhnte Anwolf und klammerte sich an Ciels Hand. "Leg Dich zu mir und halt mich fest... bitte", fehlte er Ciel an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war sehr erschöpft. Er selbst war dem Tod durch Seelenblutung nur knapp entronnen. So war er froh, nun einen Vorwand zu haben, sich hinzulegen, ohne als schwächlich dazustehen. »Rutsch ein Stück«, bat er, legte sich um Anwolf und nahm ihn in die Arme. »Wenn es dir wieder besser geht, möchte ich dir etwas erzählen«, sprach er im Tonfall, als würde er ihm eine Geschichte vorlesen. Doch es ging um sehr viel mehr. Vielleicht hatte er einen neuen Streiter in den Reihen der Bluthexer gefunden ... einen neuen Lebensbewahrer. Einen weiteren magischen Krieger im Kampf gegen die Nekromantie. Er drückte ihn an sich. Er würde Alexandre bitten, Anwolf ausbilden zu dürfen, auch wenn er noch kein Hexenmeister war, sondern gerade erst die Prüfung des dritten Grades bestanden hatte - wofür ihm noch immer die Urkunde fehlte. »Nathan ... seine Loyalität hat den Charakter einer Wetterfahne im Wind. Ich wage kaum zu fragen, in welchem Verhältnis er zu Archibald steht. Ich kann es mir denken, wenn er ihm hinterherläuft. Er muss völlig von Sinnen sein, von der Krone gesuchten Schwerverbrechern ein sicheres Versteck zu zeigen! Ich muss mir meinem Vater darüber reden, ob dies nicht unter Hochverrat fällt. Denn er hilft jenen, die zwei Princen nach dem Leben trachteten, einer davon des Ducs Sohn. Davard und Lin, was schlagt ihr vor? Ihr kennt unsere Gegner besser als ich.«


    Davard von Hohenfelde
    "Ja ich kenne unseren Feind, besser als jeder andere und zwar aus eigener leidiger Erfahrung. Dunwolf kenne ich persönlich nicht, da müssen wir uns auf Wolfi verlassen. Zu Archibald, er ist ein Kinderfresser. Er hat mich benutzt mit der Erlaubnis meines "Vaters" und er tat es bis ich so... hm... 16 Jahre alt war. Er ist hochgradig manipulativ. Er konnte meinen Vater um den Finger wickeln und er hat sogar Linhard um den Finger gewickelt. Und so abartig es klingt, sogar manchmal mich. Das ich glaubte, wenn ich ihm heute gehorchte, dann tut er mir nichts. Vielleicht lässt er es, wenn ich nur absolut gehorche. Er lässt es erst, wenn man tot ist und nicht mal dann. Denn dann frisst er den Rest. Also ich gehe davon aus, dass er Nathan um den Finger gewickelt hat und so wie Nathan ist, wird er Archs Zuneigung wie einen Schwamm aufgesogen haben. Jeder Mensch sehnt sich danach und er ist ein Meister darin herauszufinden, wie und was er servieren muss. Man findet ihn charmant, geistreich, frech und trotzdem loyal. Man fühlt sich in seiner Nähe gut und sicher... solange er das möchte. Und keiner begreift, dass er nicht mit einer Quietscheente die Badewanne teilt, sondern mit einem hungrigen Hai! Die Einzigen die Arch tatsächlich mag sind mein Vater, seinen Mann Jesper und seine Mündel. Kazrar war sein Mündel und Arch verlieh mich an ihn weiter. Also von meinem Vater aus durfte er alles, außer mich töten. Das hätte Ärger mit meinem Opa gegeben. Sonst war es gleich was er tat. Also verlieh er mich weiter, oder auch Ansgar. Oder er verlieh uns auf Partys. Er nahm mich mit zu sich nach Hause. Ich habe sein Haus gesehen und ich habe gesehen, was Lin nicht sah. Ich sah ihn fressen und ich betete zu Ainuwar, dass ich das Haus lebend verlassen durfte um wenigstens noch einmal das Sonnenlicht zu sehen. So war es, ich sah es und kehrte trotzdem in den Abgrund zurück. Früher war Lautstärke seine Schwäche oder Licht. Er litt unter Migräne und zwar dermaßen, dass er so Anfälle bekam, total verkrampfte, seiberte und blind wurde. Der einzige der ihn dann anfasste war mein Vater, weil das ziemlich gefährlich war. Aber Kasimir biss Archibald und machte ihn zum Vampir. Ergo hat der Menschenfresser diese Probleme nicht mehr. Er brachte mich als Kind nicht grundlos zum Schweigen. Schweigen weil es für die Schmerzen keinen Ausdruck gibt. Denn schrie man ihn an, konnte das einen Anfall auslösen. Dunwin folterte mich, bis ich schwieg. Archibald folterte Ansgar, bis dieser nur noch brüllte. Und dann tauschten sie die Spielzeuge... ich der Stumme gehörte Arch und der Schreihals gehörte Dunwin... Das war unser Zuhause. Also verurteilt Nathan nicht, sondern rettet ihn! Wenn diese Konstellation kippt, wenn er Nathan nicht mehr für infantil hält, wir er ihn töten. Was sucht Nathan denn außer ein paar liebevolle Arme? Das sucht doch jeder von uns und er ist doch kein Verräter. Ich kann ihn auslesen wenn Ihr wollt. Ich schwöre Euch, ich finde keinen Verrat. Falls Ihr mir nicht glaubt oder traut, fragt ein Himmelsauge. Arch benutzt Nathan, wie er alle anderen benutzt, er ist ein Einzelgänger der in einer Gruppe existiert wie ein Puppenspieler. So nutzt er die Leute. Am Ende würde er alle Fäden durchschneiden nur um zu überleben. Das sagte einst mein Vater", erklärte Dave und nahm Ciels andere Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gibt das Nathan einen Freifahrtschein? Scheinbar ist es wieder einmal gleich, ob jemand mich umbringen möchte oder nicht, beziehungsweise jemanden unterstützt, der dies tut. Gleichgültig. Wer einem Verbrecher hilft, wird darob selbst einer, völlig egal, ob er sich nach Liebe, nach Reichtum oder nach Macht sehnt oder nach allem zusammen. Und mit Archibald hat Nathan sich keinen Kleinkriminellen ausgesucht! Ich fragte nach einem Plan. Die Gruppe hat sich gespalten. Der Lich und Robere suchen einen Körper für den Geist namens Kazrar. Einen Arashi-Körper. Sie werden sich also vermutlich als nächstes im Arashibezirk in Naridien umsehen. Nathan führt Archibald und seine beiden Kinder ins alte Anwesen der Duponts. Den Ring der Menschenfresser in Obenza sollten wir ebenfalls nicht aus den Augen verlieren. Ich will konkrete Vorschläge, meine Herren«, zickte Ciel.


    Davard von Hohenfelde
    "Nein das gibt ihm keinen Freifahrtschein, aber Ihr solltet der Schlange den Kopf abschlagen und nicht eine Schuppe dafür verurteilen, an ihr zu haften. Mir ist es ganz gewiss nicht gleichgültig ob Euch jemand bedroht. Ihr habt uns aufgenommen, uns Schutz geboten und Euch für uns mit dem Haus also Dunwolf angelegt. Wie könnte es mir gleich sein Ciel? Ginge es nach mir, möchte ich noch in dieser Sekunde Dunwolf, Archibald samt seiner Brut und Kazrar auf bestialische Weise hingerichtet sehen. Ich habe Euch nur erläutert, was dieser Mann macht Ciel. Nun einen Plan, gut. Wir sollten uns ebenfalls aufteilen. Eine Gruppe muss Dunwolf aufhalten und Kazrar. Er darf keinen neuen Körper erhalten. Dann muss eine Gruppe Archibald den Boden unter den Füßen wegziehen. Das heißt, eine Gruppe muss den Zirkel der Menschenfresser ausräuchern und umlegen. Das würde ich übernehmen mit den Fantomen. Und eine Gruppe muss Archibald selbst folgen. Den Part kann ich nicht übernehmen, weil er mich unterbuttern kann. Ohne meinen Mann, ohne Urako oder jemanden der mir besteht, macht er mich fertig. Selbst wenn ich das nicht möchte, ich... ich bin dann wie in Starre. Was sagt Ihr dazu?", fragte Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde mich zu der Verharmlosung von Nathans Verrat nicht äußern. Du schlägst also vor, dich um den Ring der Menschenfresser zu kümmern, gemeinsam mit den Fantomen. Gut. Bleiben wir beide, Linhard. Wir werden uns nicht auftrennen. Zuerst also Dunwolf oder zuerst Archibald? Was meinst du?«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard machte eine beschwichtigende Geste. Er wusste warum Dave so reagierte, er hatte seinen eigenen Blick auf Archibald und das ganze Grauen, da er es durchleben musste. "Archibald ist hochgefährlich, dass weiß ich. Aber er ist trotzdem nur der Handlanger für den Ältesten, also Dunwolf. Wenn wir ihn entgültig beseitigen, ist die größte Gefahr vorbei. Und Dunwolfs Tod, ist der Tod Archibalds Gottes. Das wird ihm zusätzlich aus der Bahn werfen. Der Zirkel, sein Gott, seine Tochter Derya, danach sacken wir ihn ein. Das wird zwar schwer, aber wenn einer so getroffen ist, macht er Fehler. Und die wird er machen. Und wir werden ihn einsacken und das war es mit ihm. Ergo zuerst Dunwolf. Er muss weg, er muss sterben. Er muss zurück in den Nexus. Wir trennen uns nicht Ciel, wir haben das gemeinsam angefangen und wir werden es gemeinsam beenden. Schwert und Magie. Zwei sind schon fort, es fehlt nur noch der Dritte. Hätten wir je gedacht so weit zu kommen?", fragte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Zuerst also den Lich. Ich teile deine Einschätzung und freue mich, dass wir einer Meinung sind. Gut, dass Archibald so freundlich ist, sich in einer geschleiften Burgruine zu verstecken, anstatt seinen sogenannten Gott zu schützen. Wir erhalten über seinen Sohn alle benötigten Informationen über seinen momentanen Aufenthaltsort. Parcival, deine Himmelsaugen behalten ihn weiterhin im Auge, während wir uns Dunwolf widmen. Wir beide Linhard, wie du es sagst, Schwert und Magie. Wir nehmen auf jeden Fall Bellamy mit, um Robere in seine Schranken zu verweisen, da ich davon ausgehe, dass dieser Archibald und seinem falschen Gott ebenfalls dient. Warum sonst sollte er ihm derart hinterherlaufen, anstatt seinen Dienst bei der Leibgarde zu verrichten? Dann ist die Frage, wer aus eurer Familie wagen würde, sich erneut dem Haus zu stellen, jetzt, da seine Natur offenbart wurde. Es ist gut, dass Davard seine Grenzen realistisch einschätzt. Wer aber kann uns im Kampf gegen Dunwolf helfen - oder sind wir diesmal wirklich allein?«


    Anwolf
    Wolfi drückte Ciels Hand. "Er hat es gesehen, Dunwolf hat alles gesehen und es durch seine Geisterfäden gespürt. Deine Qualen Dave, Dein Leid, wie Ansgar schrie und wie Du zum Schweigen gebracht wurdest. Wie man Euch missbrauchte, wie man Euch folterte, wie sich Alastair an Euch zu schaffen machte auf seine Art, Dunwin auf die nächste und Archibald auf die andere. Und er genoss es wie einen guten Wein, es war seine persönliche Theateraufführung. Jeder Hohenfelde war ein Schauspieler auf seiner Bühne. Ein Kampf um Leben und Tod, der gar keiner war. Es war die eingetrichterte Bestenauslese, damit die Trauben immer noch süßer und saftiger wurden. Und so wurde das Spiel immer härter und brutaler. Und so litten Generationen von Hohenfelde auf ihre eigene Art, Du Dave wie so viele andere. Dieses Haus, diese Mauern sind voller Leid, Schmerz und Pein und voller Genugtuung von drei widerwärtigen Seelen, die sich genau dieses Leid auf der mentalen Zunge zergehen ließen. Archibald ist Dunwolfs liebster Anhänger, er ist in seinen Augen tatsächlich effektiv, er jagt, er bringt Opfer mit heim, er bringt Unterhaltung, er sprach sogar mit ihnen. Er ist seit langer Zeit jemand, den Dunwolf wirklich schätzt, da er nur gutes von Arch hat. Arch ist ein treuer Diener Dunwolfs, ohne es zu begreifen. Seine Mutter war ein ähnliches Tier wie er. Und Alastair hatte sich in diesen weiblichen Eisklotz verliebt. Alastair und Rigmor, das heimliche Liebespaar. Für Dun-Haru-Mar war es kein Geheimnis. Alles was man in diesem Haus sagte, dachte oder fühlte... sie wussten es. Und so weiß er auch, wer Arch tatsächlich ist, welches Blut in ihm fließt. Und sollte er es je offenbaren, wird Arch ihn umso mehr für einen Gott halten. Einst war er nur ein kleines Kind, dass so alleine war, dass er davon wahnsinnig wurde. Seine Mutter formte ihn nach ihren Vorstellungen. Und dann traf der Kleine den Ältesten und dieser sah nicht ein, warum man so ein effektives Werkzeug verschenken sollte. Den Hass verdiente die Mutter tatsächlich. Dunwolf ließ sie töten und Archibald tötete... so verlangte es sein Gott. Aber er ist nicht kadavergehorsam, dass stimmt. Im schlimmsten Fall wird er einfach weiterziehen, denn das ist es was einen Dornburg ausmacht, er kommt alleine zurecht. Das ist etwas, dass Dunwolf an Archibald ärgert, er ist nicht zu 100% loyal, sondern zu 99%. Da könnte man ansetzen. Wo soll ich mich denn beteiligen?", fragte Anwolf schwach. "Vielleicht kann Euch mein Vater helfen, aber er ist ein Nekromant wie Brandur. Wenn sie ihn aufhalten und es aufgeben, dass wäre gut, dass wäre mir wichtig".


    Linhard von Hohenfelde
    "Wer sich ihm stellen könnte? Nun die Nekros, sprich die anderen Lich möchtest Du nicht einsetzen. Dann wüsste ich jemanden, Veyd. Er ist ein mächtiger Geistmagier und darauf spezialisiert Leute zu beeinflussen. Das wäre ein extremer Vorteil. Bellamy, Boldi, einige von der Garde auf alle Fälle. Wie wäre es wenn wir nachts angreifen, dann könnten wir einige Gargoyle vielleicht mitnehmen?", schlug Linhard vor.


    Parcival:
    "Wir behalten sie weiterhin im Auge, bedenkt wir können uns als Orden auch in einem Kampfverbund zusammenschließen und einem von Euch unsere geballte Macht zur Verfügung stellen. Stellt Euch vor, Dave oder Veyd stellen sich diesem Dunwolf mit der Macht von zig hundert Geistmagiern im Nacken. Seine Seele wird verbrennen. Es ist allerdings hochgefährlich so eine Macht zu nutzen. Den Kampfverbund einzugehen nicht. Im Konsenz lebt es sich sogar gut. Die Gefahr besteht für die eine Person, die zur Brennlinse der Macht wird. Sprich jene Person die die Macht in sich bündelt und weiterleitet. In dem Falle Dave oder Veyd. Sei muss sich extem zusammennehmen und die Macht genau einsetzen. Sollte sie die Kontrolle über diese Macht verlieren, war es dass. Sie wird von der puren Macht zerrissen. Zurück bleibt eine leere, seelenlose Hülle. Aber es ist eine Möglichkeit, die wir im Hinterkopf behalten sollten. Dieser Lich ist eine zu große Gefahr. Ansonsten stelle ich mich der Kreatur und biete mich als Brennglas an. Einst tat ich es bereits. Es ist schwierig, es ist wie ein Unwetter mit den Gedanken formen, aber es ist möglich und ich würde es auf einen einzigen vernichtenden Schlag beschränken um niemand weiteres zu gefährden. Dieser Dunwolf bedroht nicht nur Euch und Eure Familie Prince Linhard, er bedroht die Krone, er bedroht ganz Souvagne. Verbrennen wir ihn", schlug Parcival vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel und kraulte Anwolf den Hinterkopf, als dieser sprach. Er umarmte ihn stellvertretend für alle, die unter der Macht des Hauses, das in Wahrheit Dunwolf war, gelitten hatten. Die Geschichte der getöteten Familien, der gefolterten Kinder, sie taten einem einfühlsamen Menschen wie Ciel weh. »Das Haus wird fallen, diesmal endgültig«, versprach er. »Egal, in welchem Körper es nun weilt. Und es wird nicht mehr erwachen. Wolfi, du wirst uns nicht begleiten.« Ihm fiel auf, dass er ›Wolfi‹ gesagt hatte und bekam rote Ohren. Dann drückte er den Kleinen noch fester. Als Parcival die Seelenverbrennung vorschlug, leuchteten Ciels Augen auf. Er drehte sich etwas zu dem Magier herum. »Besser. Ansgar soll dieser Brennspiegel sein. Das dürfte die Effektivität potenzieren, denn Untote zu beherrschen ist seine Spezialität als Nekromant. Alles, was ihn daran hindert, den Lich zu bändigen, ist die Tatsache, dass dieser noch mächtiger ist als er selbst. Ansgar ist in Hass und Zorn sehr stark, wie man sagt und er hat mit Dunwolf, so wie alle Hohenfeldes, eine sehr hohe Rechnung offen. Sind dies nicht die besten Voraussetzungen? Und Linhard, du hast vollkommen Recht. Außer Belly sollten weitere Gardemitglieder uns begleiten, aber Belly mag selbst aussuchen, welche er für geeignet erachtet. Er ist in der Einschätzung seiner Personalzusammensetzung bisher immer sehr gut gewesen. Wir werden jedoch nicht nachts angreifen, Linhard. Niemand von uns hat Nachtsicht, wie stellst du dir das vor? Sollte Archibald wider Erwarten doch noch auftauchen, machen wir es ihm allzu einfach. Nein, der Angriff erfolgt bei Tage und zwar sehr früh am Morgen, damit wir genügend Zeit haben.«


    Anwolf
    "Du darfst immer Wolfi zu mir sagen", freute sich Anwolf, als er Ciels Zögern bemerkte. "Verbrennen finde ich passend. Er ist die Dunkelheit und dann siegt das Licht. Ihr müsst es Paps sagen, wenn er weiß was dieses Schwein mit mir und uns alles getan hat, dann wird er ihn vernichten. Er wollte sich damals von Brandur töten lassen, damit ich leben kann. So ist er. Er dachte leider früher wie ein Hohenfelde. Wenn ein Nekro, also sein Vater ihn so quält, muss er das Gleiche werden nur viel mächtiger um der Qual zu entkommen. Aber das stimmt nicht. Er muss etwas völlig anderes werden um dieses Gift zu stoppen. Das müsst Ihr ihm sagen. Er wollte nie wieder Magie wirken, nachdem Kampf wo Brandur starb und er fast mit drauf ging. Aber kein Magier kann ohne Magie leben, dass wisst Ihr. Also wieso wählt er die Magie ab? Er soll nur die Nekromantie abwählen. Schlagt ihm das vor, sonst mache ich das und stelle mich Dunwolf mit der Macht aller anderen", sagte Wolfi.


    Parcival:
    Das alte Himmelsauge strich dem Jungen über den Kopf. "Tapfer aber törricht Kleiner. Es würde Dich zerreißen. Dieser Kerl stirbt, damit kein unschuldiges Opfer mehr stirbt und Du kannst so eine Macht nicht bändigen. Du kannst Dich nicht mal auf den Beinen halten. Dein Vater wird ihn zum Abgrund schicken, oder wer auch immer, Du jedenfalls nicht. Du kurrierst Dich aus und lernst später weiter fleißig. Und Du wirst alle Erfahrungen bitte niederschreiben und alle Erinnerungen. Falls es doch noch so eine Kreatur gibt, müssen wir wissen wie er zu dem wurde was er ist, was er kann und wie wir ihn aufgehalten haben", sagte Parcival.


    Dantoine:
    "Wir werden Euch ebenfalls begleiten. Ich die eine Gruppe und mein Bruder eine andere. So ist Euch Heilung gewiss, falls es zum Äußersten kommen sollte", sagte Dan freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Parcival hat recht. Du wirst das nicht tun, Wolfi, du bist sehr geschwächt und wir brauchen dich. Ich werde deinen Vater bitten, diesen Part zu übernehmen und ich glaube, er ist eine sehr gute Wahl, nach allem, was ihr über ihn erzählt. Du bleibst hier und wenn es dir besser geht, beginnst du zu schreiben. Falls du Rat dabei brauchst, mein Lehrer Alexandre kennt sich mit dem Verfassen von Fachtexten bestens aus.« Natürlich schlug Ciel den Erzhexer aus einem ganz anderen Grund vor - er sollte Anwolf schon einmal ein wenig Honig ums Maul schmieren, bevor er ihm das Angebot unterbreitete, als Bluthexer die untote Bedrohung zu bekämpfen. »Dan und Ben, ihr könnt uns nicht alle beide begleiten. Einer von euch muss hier bleiben, um meinen Vater und meine Geschwister zu versorgen, das wird Benito sein. Denn du, Dan, kennst Ansgar und womöglich wird er deine Hilfe nach dem Seelenbrand brauchen. Also ist es entschieden. Möchte noch jemand etwas vorschlagen oder anmerken?«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau hob schüchtern die Hand. "Ich möchte etwas vorschlagen. Wir sollten den Hof besonders sichern, während Ihr alle auf Jagd seid. Ich weiß, er ist immer gesichert, aber die Leute sollten bescheid wissen. Falls einem was seltsam erscheint, muss man es melden und nicht denken, was ist das denn?. Draußen steht ein dicker Mann und schaut komisch", sagte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war überrascht, dass Ferrau sich traute, etwas anzumerken und dann auch noch eine so gute Anmerkung. »Du hast vollkommen Recht, die Leute hier müssen informiert werden. Allen voran mein Vater. Ich werde vor der Abreise mit ihm sprechen und er wird entscheiden, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen eventuell erforderlich sein werden. Gut. Davard, ich überlasse dir die Organisation und Durchführung für die Zerschlagung des Rings der Menschenfresser in Obenza. Parcival, Ihre Aufgabe ist es, den Seelenbrand für Dunwolf mit Ihren Himmelsaugen vorzubereiten. Linhard, du informierst Ansgar über seine ehrenvolle Aufgabe. Dan und Ben - ihr erholt euch, ihr beide habt Anwolf das Leben gerettet. Dan, du kümmerst dich um deine Vetretung während deiner Abwesenheit. Wolfi - du wirst erst einmal einen riesen Teller der Hühnerbrühe essen, die Ferrau dir besorgt hat. Ich werde mich zu meinem Vater begeben und mit Bellamy sprechen. Und du Ferrau überlegst dir noch einmal, ob du uns wirklich begleiten möchtest. Habe ich etwas vergessen?«


    Ferrau Du Trieux
    "Ja den Fettsack vor der Tür", flüsterte Ferrau leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Herrje, Ferrau, welchen Fettsack denn? Ich hoffe nicht, dass du in diesem Ton vom Hofmarschall oder von Gaston sprichst!" Ciel setzte sich auf.


    Jesper van Verling
    Jesper betrat den Raum und musterte Anwolf mitfühlend. Ebenso die anderen Anwesenden. Sein Blick blieb kurz an Linhard haften, ehe er sich Ciel zuwandte. "Ich weiß dass etwas mit Archibald los ist Herr. Er fehlt und die Panik greift um sich. Ihr und Linhard seid aufgebrochen, ebenso Davard. Es ist so, wie es zur Zeit war, als er das Geisterhaus angriff. Dürfte ich für Archibald etwas erbitten? Ich wäre bereit meinen Anteil zu leisten", bat Jesper.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte den Mann mit einer Mischung aus Missbilligung und Neugier an. "Zuerst darf ich Sie bitten, sich vorzustellen und zu erklären, wass Sie damit meinen. Was genau ist ihrer Meinung nach mit Archibald los?"


    Jesper van Verling
    "Verzeihung, mein Name ist Jesper van Verling und ich bin der zweite Mann in Prince Linhards Stab. Archibald wird versuchen eine Bereinigung durchzuführen. Das heißt er wird versuchen die Leute dazu zu bewegen, nach seinen Wünschen zu handeln, oder ihm nicht in die Quere zu kommen. Dafür wird er ihnen beweisen, dass er sich jeden holen kann, dem er den Tod wünscht. Bereits zweimal geschehen im Geisterhaus. Archibald war gegen die Friedensverhandlungen der Hohenfeldes untereinander. Damit diese nicht zu Stande kommen und damit Davard seinen Neffen Linhard und seinen Onkel Brandur weiter hasst, hat er zwei Personen der Geister getötet. Davard sollte entweder Lin und Brandur dies in die Schuhe schieben. Und falls er das nicht tat, sollte er wissen, dass es Archibald war. Als Warnung, tauchst Du zu den Friedensverhandlungen auf, sterbt ihr alle. So reagiert mein Mann. Ich habe lange genug zugesehen, ich bin es leid. Ich habe der Bestie die ein Teil von ihm ist, nie die Stirn geboten. Ich habe fast 50 Jahre versucht ihn zu heilen. Es geht nicht. Er hat eine gute Seite, glaubt mir Herr. Drum möchte ich die Bestie töten, aber Archibald retten. Mir Eurer Erlaubnis erbitte ich, dass er nicht stirbt, sondern den Rest seines Lebens in einem Sanatorium verbringt. Er ist kein Monster, er wurde dazu gemacht. Das entschuldigt nichts, und gleich wie lieb er sein kann, er darf nicht weiter draußen herumlaufen. Wärt Ihr dazu bereit?", bat Jesper.


    Davard von Hohenfelde
    "Allein für diese Bitte, sollte er davon erfahren Jesper, wird er Dich töten. Und zwar so, wie er Verräter tötet. Du liebst dieses kranke Schwein noch immer oder? Was glaubst Du macht er, wenn Du ihn im Sanatorium besuchst? Sich freuen? Er wird Dich verabscheuen. Denk gut drüber nach", mahnte Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Warum sollte er Ihrer Meinung nach eine Bereinigung in Souvagne durchführen lassen? Noch weiß er nicht, dass er gejagt wird. Was ist sein Ziel?"


    Jesper van Verling
    "Seine Ziele sind mir unbekannt, er redet selten über so etwas. Aber er war unterwegs und das heißt nie etwas Gutes Herr. Vielleicht gründet er hier einen neuen Zirkel? Er verbringt viel Zeit mit Leuten vom Hof, von der Wache und das ist nicht normal", warnte Jesper.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Nur mit Robere und Nathan, dachte ich?", fragte Ciel erschrocken. "Wer noch?"


    Jesper van Verling
    "Er traf sich mit Nathan und Fabien Herr. Sie plauderten. Er sprach auch noch mit anderen, mit einem Heiler. Ich weiß nicht mit welchem", gestand Jesper.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte fragend zwischen Benito und Dantoine hin und her.


    Benito:
    Beide Brüder zuckten synchron die Schultern, was wegen der gleichen Roben wie eine Pantomineshow aussah. "Mit mir hat er nicht gesprochen, eventuell mit den Hofheiler? Also dem Leibarzt des Duc - Florismart Provencher?", fragte Ben. Parcival schaute grimmig. "Das bringen wir sofort in Erfahrung. Dieser Archibald ist eine äußerst unangenehme Unperson, er sucht sich jene Personen die die Mächtigen umgeben, dass ist kein Zufall!", warnte das Himmelsauge.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Bringen Sie es in Erfahrung!", verlangte Ciel. "Jetzt! Und was Ihr Anliegen anbelagt, Jesper, so lautet meine Antwort Nein."


    Jesper van Verling
    Jesper schaute bekümmert drein. "Herr wenn ich Euch verspreche ihn einzufangen und ihn auszuliefern? Bitte gebt mir doch die Chance, mein Versagen zu korrigieren", flehte Jesper. Parcival musterte Ciel schmunzelnd. "Schon dabei", sagte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musterte Jesper langsam von oben bis unten. "Ich wiederhole mich nicht gern. Diese Person hat keinerlei Gnade verdient und ihre Hinrichtung ist bereits bis ins Detail geplant. Die Gefühle eines Einzelnen sind kein ausreichender Grund und ich wünsche darüber keine Diskussion. Wenn Sie Gewissensbisse plagen, empfehle ich ihnen, sich vertrauensvoll an den Seelsorger unseres Tempels zu wenden."


    Jesper van Verling
    Jesper nickte zustimmend. "Verzeiht dass ich gestört habe. Ihr habt Recht mit dem was Ihr sagt, entschuldigt die Störung", sagte Jesper, verneigte sich etwas ungelenkt und verließ den Raum. Die Gruppe schaute ihm hinterher.


    Davard von Hohenfelde
    Dave wandte sich Ciel zu und musterte ihn aufmerksam. "Dankeschön", sagte er schlicht und glücklich, dabei stupste er Ciel behutsam mental an, so dass er sich liebevoll umarmt fühlte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blinzelte Davard kaum merklich zu. Dann blickte er Parcival ernst an. "Haben Sie herausgefunden, welchen Heiler Archibald aufsuchte? Und beauftragen Sie die Himmelsaugen, Jesper für eine Weile im Auge zu behalten."


    Anwolf
    "Der ist ja verrückt! Der weiß nicht, wen der da liebt. Mach das bloß nicht. Alex kann sich bei mir melden, ich warte auf ihn. Und wir warten gemeinsam auf Eure Rückkehr. Passt alle auf Euch auf. Eigentlich geht der Satz weiter - es tut sonst keiner. Ein alter Spruch aus unserer Familie. Aber hier passt der Anhang nicht mehr, hier tut man es doch. Und ich bin froh drum, dass ich Euch gefolgt bin. Drum passt auf Euch auf und wir alle haben ein Auge aufeinander", sagte Wolfi und knuffte zuerst Ciel, dann Lin und seinen Onkel.


    Parcival:
    "Archibald sprach nicht mit einem Heiler, sondern mit einer Krankenschwester unten in der Heilstube. Dies war an dem Tag, als er Robere einen Krankenbesuch abstattete. Keiner der Heiler sprach mit Archibald Herr. Und Jesper wurde bereits auf die Überwachungsliste gesetzt. Seid unbesorgt", versicherte Parci.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke, Parcival.« Ciel knuffte Anwolf vorsichtig zurück. »Alexandre wird dich bald besuchen. Der Name von Hohenfelde wird in einigen Jahren nicht mehr für das Dunkel stehen, das bald nur noch ein Schatten der Vergangenheit sein wird. Es liegt in Eurer Hand und ich werde euch dabei helfen, so gut ich es vermag. Es wird kein weiteres ›schwarzes Haus‹ mehr geben, zumindest nicht in Souvagne und hoffentlich nirgends mehr.« Er stand auf. »Ihr kennt eure Aufgaben, ich gehe zu meinem Vater.«


    Anwolf
    "Ich warte und werde gesund. Dave sag bitte Paps bescheid, er muss herkommen. Ich Danke Dir für alles Ciel, Euch allen. So sollte es in einer Familie sein, Brandur hatte Recht. Wenn es so kommt wie Du sagst Ciel, dann hat Dunwolf tatsächlich verloren und das wäre schön", sagte Anwolf müde.

    Der magische Hilferuf



    Anwolf
    Anwolf konnte es nicht in Worte fassen, welches Grauen er erlebt hatte. Der Überfall, die Übernahme, ein Grauen das keinen Namen hatte. Archibald hatte ihm die Lippen auf den Mund gedrückt und zeitgleich hatte sich etwas in seinen Körper und seine Seele gepresst, das ihn schier zu zerreißen drohte. Das ihn mit der Wucht eines Orkans aus seinem eigenen Kopf fegte und ihn als zitterndes Etwas in der hintersten Ecke seines Verstandes zurück ließ. Er war nur noch ein Zuschauer in seinem eigenen Körper der Abgrundqualen durchlitt. Zwar konnte er nicht mehr handeln und die Schmerzen lähmten seinen jungen Geist, aber durch den Verbund mit dieser Etinität, mit dieser Wesenheit hatte er seelennah miterlebt, was und vor allem WER dieses Etwas war. Ein Begreifen stellte sich erst später ein, denn es überstieg die Dimension, die Anwolf noch erfassen konnte. Er war nichts weiter als ein portables Kleiderstück mit Magiebonus für seinen uralten verwandten NEKROMANTEN. Er benutzte ihn als Hülle, er benutzte ihn als Energielieferant, er missbrauchte ihn als Nahrung und er weidete sich an seiner grenzenlosen Seelenqual. DAS war ein Nekromant und nichts anderes. Mit Geistmagie hatte Nekromantie so viel zu tun wie eine Amme mit Archibald - nichts! Das was er lernte, zu 180 Grad verdreht, pervertiert, ausgekotzt erneut gegessen und ausgespien... das war Nekromantie. Egoismus reichte nicht aus um einen Lich zu beschreiben. Diese Kreatur war ein Egomane der andere molk wie Kühe und nichts weiter waren all jene in seinem Dunstkreis - Vieh! Schlagartig verstand Anwolf die Furcht der Menschen vor Nekromanten. Und sie hatten nicht seine Erfahrung machen müssen. Hätten sie es getan, würde kein einziger Nekromant mehr leben, denn man hätte sie auf Scheiterhaufen verbrannt oder einfach erschlagen... wobei man einen Lich nicht erschlagen konnte. Ein Wille, eine Machtanwendung, ein gebündelter und kanalisierter egomanischer Gedanke raubte den Leuten ihr Leben, riss ihnen ihre Essenz aus den Körpern und er verleibte sie sich ein. Wurde älter und gefährerlich, mit jedem Leben das er stahl. Anwolf wollte einst Maghilia um Hilfe bitten. Er wollte sie bitten den alten Weg gezeigt zu bekommen. Dunwolf von Hohenfelde hatte ihm den alten Weg in Reinform gezeigt. Anwolf dankte Ainuwar auf Knien, dass er das überlebt hatte. Nur kurz hatte der alte Lich seinen Körper verlassen um sich mit dem Haus vollständig zu verbinden, da war er gelaufen. Gestolpert und gerannt durch die Finsternis, er wäre ernetu eingefangen worden, aber Wolfi kannte das Haus, kannte fast jede Ecke, genau wie der Lich. Und draußen, als er dachte es wäre vorbei, da hatte ihn der Fremde beschützt, indem er die Häscher von Dunwolf umnietete. Nun hockte er schohn Stunden unter der Plane, endlich war er angekommen. Von dem kleinen Haus wusste niemand. Dennoch versteckte sich Anwolf draußen im Garten. Zitternd mit Todesangst im Herzen griff er auf seine magische Gabe zu und rief nach seinem Onkel.


    Anwolf
    `Dave ich bin in Grünbachtal in Naridien. Bitte hole mich ab. Ich wurde entführt... ich konnte entkommen, ein Lich, Dunwolf... hol mich ab bitte, ich hab Angst Dave´.


    Anwolf
    Wolfi verschnaufte ehe er Ciel eine Botschaft schickte. Er war ein Magier, er würde sie empfangen.


    Anwolf
    `Ciel ich bins Wolfi... ich wurde entführt. Ich bin in Naridien. In Grünbachtal. Da habe ich ein Häuschen. Sie wollten mich töten, Dunwolf wollte mich töten und meinen Körper für sich er wollte mich umbringen, er war dabei... ruhig bleiben.... Er... er hat mich losgelassen und ich konnte fliehen. Sie sind noch irgendwo... bitte hol mich mit Dave ab Ciel. Bitte holt mich ab, bitte...´, fehlte Wolfi seinen Schwager weinend an und Ciel spürte durch die Verbindung die Todesangst von Anwolf.

    Anwolf gesellte sich mit einer Kaffeetasse nach draußen zu Maghilia, Urako und Irmina. Er schaute den beiden zu und musste darüber schmunzeln, wie Maghilia auf den armen Puschel einredete. Der Tiefling kam überhaupt nicht dazu zu antworten, da Maghilia wie ein Wasserfall weitererzählte und sich die meisten Antworten selbst gab. Aber so kannte man sie.


    Und genau das war sicher der Grund, warum ihr derzeitiges Lieblingsopfer Osmund das Weite gesucht hatte.


    Urako hingegen arbeitete unermüdlich weiter an ihrer gemeinsamen Grillecke. Wolfi setzte sich neben Maghilia und streichelte Irmina.


    "Ich habe genau gehört was Du über mich gesagt hast. Ich habe Deine Tasse weder heute noch damals ausgetrunken Mag, dass schwöre ich Dir. Du hast den Inhalt verschüttet. Warum sollte ich Deinen Kaffee stehlen? Man Mag, wenn wir nichts hätten, eines haben wir Dank Dave immer - ausreichend Kaffee", lachte Wolfi.


    Gut gelaunt streichelte er von Irmina die kleinen Hände, dabei musterte sie ihn mit ihren großen dunklen Augen.


    "Sie wird mal eine Schönheit, so wie wir beide Mag", lachte Anwolf.

    Anwolf hatte sich auf dem Hochzeitsfest umgesehen. Der junge Magier hatte hier und dort etwas Leckeres gegessen und getrunken und war immer wieder erstaunt, wie riesig der großherzogliche Hof war. Die ganze Anlage war wie ein kleiner Ort für sich, mit dem Hofgelände und dem Palast in der Mitte. Der Palast war schon eine Augenweide, aber zur Hochzeit hatte man ihn zusätzlich herausgeputzt und der Blütenregen zur Hochzeit war mit einer der Höhepunkte gewesen. Wolfi legte den Kopf in den Nacken und schaute sich das gewaltige Luftschiff an, dass über dem Hof schwebte. Es sah tatsächlich aus wie eine Riesen-Rauchstange. Anwolf wäre zu gerne einmal an Bord gegangen. Von hier unten sah das Luftschiff schon interessant aus, aber er hätte es sich auch gerne von innen angesehen. Und natürlich die Aussicht von dort oben über die gesamte Landschaft genossen. Aber was nicht war, konnte ja immer noch werden.


    Wolfi schlenderte weiter und nahm sich von einem Stand ein Glas Apfelwein und etwas das aussah wie fluffiges geröstetes Brot. Als er hineinbiss war es gefüllt mit Käse, Lauch und Schinken. Also von leckerem Essen hatten die Souvagner eine Ahnung, fand Wolfi. Die meisten Adligen die ihm hier begegneten schienen den Prunk erfunden zu haben. Was in Naridien als edel und teuer galt, schienen souvagnische Adelige als langweilig zu erachten. Ihre Roben waren wesentlich aufwendiger gearbeitet, aber vor allem waren sie erstmal eines – bunt! So viel Farbe war für Wolfi etwas verwirrend. Auf einem Familienfest der Hohenfelde dominierte schwarz. Wer es „bunt“ mochte, der trug dunkelblau oder violett. Die einzige Ausnahme war Wolfram, der nicht mal davor zurückschreckte eine braune Robe zu tragen.


    Anwolf sah, hörte und spürte, dass hier in Souvagne Adlige eine ganz andere Machtposition hatten. Hier waren Adlige nicht nur Geldadel – jene die sich ihre Macht durch ihr Vermögen sicherten, sondern sie hatten tatsächliche Verfügungsgewalt über ihre Untertanen. Sein Vater Ansgar hatte als Chevalier nun ebenfalls eine Scholle unter sich und war für seine Untertanen zuständig und diese schuldeten ihm Gehorsam. Wobei sein Bruder Linhard nun sogar der Großherzoglichen Familie angehörte, durch seine Heirat mit Gregoire. Für Anwolf war das kaum vorstellbar. Natürlich wusste er, dass sie gemeinsam auswandern wollten und dass sie anstrebten eine Scholle zu erhalten. Aber dass Linhard so weit gehen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Und noch weniger hatte er damit gerechnet, dass sein Bruder Erfolg haben würde.


    Laut Dave wollte Lin eigentlich Olivie die Tochter des Duc heiraten. Aber vor Ort hatte ihm Gregoire ein eindeutiges und auch schmeichelhaftes Angebot unterbreitet. So schmeichelhaft es auch war, Anwolf hätte es sich dreimal überlegt zuzustimmen. Auf der anderen Seite, hatte Linhard nicht Unrecht. Hätte er die Tochter von Veyd geheiratet, dann wäre es ebenso eine Zweckehe gewesen mit der Absicht, die Hohenfeldes und Eibenbergs erneut miteinander zu verbinden und das Geld in der Sippe zu halten. Von Liebe oder Zuneigung wäre in der Verbindung nichts zu finden gewesen. Vielleicht hätten sie sich in all den Jahren einander angenähert, aber das glaubte Wolfi nicht. So wie es Familientradition war, heiratete man jemanden den man nicht kannte, um das Geld zu sichern dass einem gar nicht gehörte und den man letztendlich bis aufs Blut hasste und betrog. So war die normale Vorgehensweise. Man heiratete eine Frau, sicherte sich das Erbe und suchte sich eine passende Geliebte. Man zeugte ausreichend Stammhalter mit der Frau die man im Grunde nicht kannte, die sich dann ebenfalls gegenseitig meuchelten um den Platz ihres Vaters einzunehmen. Glücklich konnte niemand in so einer Ehe werden.


    Aber scheinbar war aus der geplanten Zweckehe von Linhard und Gregoire eine Liebesheirat geworden. Nun warum auch nicht? Anwolf gönnte es seinem Bruder. Er selbst hatte auch nicht vor sich verheiraten zu lassen. Solange es nach ihm ging, wollte er Marcella heiraten und so lange er zu jeder anderen nein sagen konnte, würde auch genau das geschehen. Falls Marcella ihm keinen Korb gab. Aber bis es soweit war, würde noch einiges an Zeit vergehen. Und wer wusste schon was morgen passierte? Hochzeiten waren stets sehr spezielle Feiern was die Sippe Hohenfelde, Eibenberg und Wigberg anging.


    Allerdings waren sie hier am Hof des Großherzogs und hier herrschte eine ganz andere Art des Umgangs. Anwolf fühlte sich wohl, auch wenn alles so hell und freundlich gestaltet war, dass er sich fast etwas fehl am Platze vorkam. Im Vergleich zu ihrem alten Herrenhaus war hier alles strahlend hell. Aber an diese Helligkeit wollte er sich gerne gewöhnen.


    Wolfi schaute sich um ob er irgendwo seinen Bruder entdeckte. Es dauerte eine Weile, dann hatte er Lin mit seinem Mann an einem der vielen Buffet-Tische entdeckt. Anwolf musterte aus der Entfernung Gregoire und Lin. Sie gingen freundlich miteinander um, tuschelten und lachten. Die beiden schienen Spaß zu haben. Gregoire war ein Stück kleiner und wesentlich schmaler als sein Bruder. Er hatte ein schmales Gesicht und ebenmäßige Gesichtszüge, wie seine Brüder Dreux und Ciel. Und er war genauso blass wie die beiden. Nun vielleicht waren Gregoire und Ciel nicht ganz so blass wie Dreux. Dieser sah fast aus wie ein Gespenst oder ein Frostalb, fand Wolfi und musste bei der Vorstellung schmunzeln.


    Anwolf gesellte sich zu seinem Bruder und seinem Schwager.


    „Hallo Ihr beiden. Herzlichen Glückwunsch und alles Liebe und Gute zur Hochzeit. Falls Du es noch nicht mitbekommen hast Lin, unsere Eltern sind ebenfalls da – sprich Fingard und Ansgar. Fingard ist mit einer Freundin angereist und Paps mit seiner neuen Partnerin. Die beiden erwarten Nachwuchs. Allerdings ist er immer noch ziemlich krank. Gemeinsam mit Marcella wollte ich Ansgar besuchen, vielleicht hast Du ja Lust mitzukommen. Das wäre ja eine Möglichkeit um Euch auszusöhnen. So wie ich das auf der Beerdigung verstanden habe, hattet Ihr Euch versöhnt. Aber eine Aussprache wäre trotzdem ratsam. Du würdest nicht alleine gehen, also überlege es Dir. Gregoire kann gerne mitkommen, falls er möchte.


    Der Rest der Familie ist ebenfalls der Einladung gefolgt. Nun jedenfalls alle, die mit umgezogen sind. Dein Stab ist ebenfalls eingetroffen. Wenn wir den alten Weg verlassen Lin, solltest Du selbst auch in neuen Bahnen denken. Das heißt, Du hättest die Familie ruhig einladen dürfen. Oder zumindest mich“, grinste Anwolf.


    „Gregoire, das ist Anwolf mein kleiner Bruder. Oder kurz Wolfi. Wolfi – Greg. Bei der nächsten Hochzeit denke ich dran, versprochen“, grinste Linhard zurück und drückte Wolfi liebevoll, „schön dass Du da bist. Du weißt warum ich keinen eingeladen habe“.
    Wolfi drückte Linhard zurück, ehe er Greg zur Begrüßung drückte.


    „Das weiß ich Lin, es war aber nicht nötig so zu denken. Wie gesagt, wir sind hier. Das heißt, jeder der mitgekommen ist, bemüht sich ebenfalls. Und Du hast meinem Bruder ein Antrag gemacht, obwohl Du ihn gar nicht kanntest“, grinste Wolfi.


    „Hallo Greg, schön Dich kennenzulernen. Du hast Dir also meinen Bruder geangelt - mutig“, sagte Wolfi gut gelaunt.


    „Danke ebenso, schön Dich kennenzulernen. Mut gehörte nicht dazu Wolfi, ehr ein langer Atem. Lin kann manchmal etwas stur sein. Aber meine Familie ist da nicht anders. Von daher passt er ganz gut zu uns. Zudem war das eine ziemliche Spontanentscheidung von mir. Ich habe ihn gesehen und da ist es passiert und er hat zum Glück angenommen. Also ich begleite Euch gerne zu Eurem Vater. Einer Versöhnung sollte eine Aussprache folgen. Falls es etwas holpert, kann ich zur Not vermitteln. Wir bringen ihm und seiner Frau ein Gastgeschenk mit. Einen schönen Präsentkorb mit Leckereien, die stimmen meist milde. Zudem wollt Ihr doch auch Kontakt zu Eurem Geschwisterchen haben. Was immer in der Vergangenheit gewesen ist, das Kleine kann nichts dafür und Ihr beginnt in Souvagne ein neues Leben. Eine richtige Versöhnung wäre da ein idealer Anfang“, erklärte Greg und lehnte sich an Lin.


    „Kinder schweißen zusammen Gregoire“, schmunzelte Lin.


    „Das stimmt, familiäre Bande ebenso. Blut ist dicker als Wasser. Hatte Dein Vater nicht Streit mit seiner Frau? Ich meine davon etwas gelesen zu haben in seinem Einbürgerungsantrag. Er sollte sich auch mit Fingard aussöhnen. Seinen Groll zu begraben, dass würde seiner Genesung sehr gut tun“, erklärte Greg.
    „Damit hast Du Recht und mich würde es auch freuen. Ich möchte nicht das Ansgar und Fin Feinde sind. Trotz allem, sind es doch unsere Eltern. Freut mich, dass Du mit von der Partie bist Greg. Dann lernst Du meine Freundin Marcella kennen. Wollt Ihr ein Kind adoptieren oder heiratet einer von Euch eine Frau? Wobei heiraten müsstet Ihr sie nicht einmal. Denk an Dave und Varmikan Lin“, warf Wolfi ein.


    „So ähnlich, eine Frau die mir sehr nahe steht, würde unser gemeinsames Kind austragen….“, antwortete Greg kryptisch.
    „Sehr nahe, extrem nahe…", pflichtete Lin bei, und musste sich ein blödes Grinsen bei Gregoires Erläuterung verkneifen.


    „Nichts anderes haben Dave und Varmikan getan, ich sage nur Eloise“, warf Wolfi ein und nahm einen Schluck von seinem Apfelwein.


    „Sie steht Greg näher“, schmunzelte Lin und könnte sich ebenfalls noch etwas vom Buffet.
    „Näher? Deine Schwester oder was?“, hakte Wolfi nach und knuffte Greg.
    „Sehr viel näher“, grinste Greg breit, während Wolfi grübelnd eine Schnute zog.

    Es war früh am Morgen und der Duft von frischgebrühtem Kaffee weckte Anwolf. Besser konnte ein Morgen kaum beginnen. Müde räkelte und streckte er sich und schaute sich einen Moment orientierungslos um, bis Wolfi wieder einfiel, wo er sich befand.


    Langsam und gemächlich stand er auf, zog die Vorhänge zur Seite und warf einen Blick hinunter auf den Markplatz. So früh am Morgen herrschte hier schon reges Treiben. Der Markt bot einige Stände, war gut besucht und lag direkt vor ihrer Haustür. Mehr konnte man sich nicht wünschen, wenn man etwas auf die schnelle einkaufen musste. Und dabei handelte es sich meist um Lebensmittel.


    Wolfi ging in sein kleines abgegrenztes Bad, wusch und rasierte sich und zog sich an. Als er sich fertig gemacht hatte, nahm er seine Unterlagen zur Hand und ging hinunter in die Schreibstube. Marcella war schon anwesend, hatte es sich über ihren Unterlagen gemütlich gemacht und Kaffee gekocht.


    "Guten Morgen Marci!", freute sich Wolfi und grinste über beide Ohren.


    Er drückte Marci fest zur Begrüßung und nahm sich ebenfalls einen Becher Kaffee. Anwolf stellte den Becher auf seinen neuen Schreibtisch und schaute sich die Schreibstube kurz genau an. Er prägte sich ein was wo lag. Vermutlich war auch die Tresorkombination die gleiche wie damals im alten Geisterhaus. Aber testen wollte er dies im Moment nicht, da ihm Dave dazu nicht die Erlaubnis erteilt hatte. Nachdem er seine Inspektion beendet hatte, setzte er sich neben Marci und schmunzelte sie an.


    "Es war ein langer Weg Marci. Wir sind einen gewaltig weiten Weg miteinander gegangen und Du hast stets treu zu uns gestanden. Gleichgültig was kam, Du warst immer für mich, Dave und meinen Paps da. Dafür danke ich Dir. Ich wollte die kommenden Tage Ansgar besuchen. Hast Du Lust mich zu begleiten? Das würde mich freuen wenn Du mitkommst Marci", grinste Wolfi.

    Wolfi hatte sich umgehend zu Ansgar gesellt, als dieser auf der Trauerfeier erschienen war. Anwolf hatte gehofft, gebetet und gefleht, dass sein Vater noch leben würde. Sie hatten weder eine Information erhalten, ob er noch lebte, noch konnten sie ihn selbst aufspüren. Sogar Brandur wusste angeblich nicht, wo Ansgar zu finden war.


    Scheinbar doch, denn es war zu einem finalen Kampf zwischen Brandur und Ansgar gekommen.
    Die Frage stellte sich nur, seit wann Brandur Ansgars Aufenthalt bekannt gewesen war. Aber wie Wolfi es auch drehte und wendete, letztendlich hatten ihn beide Männer - ein Vater und sein Großonkel aus ihrem Krieg herausgehalten.


    Mehr sogar noch, laut den Erzählungen von Ansgar, waren beide bereit gewesen für ihre Söhne zu sterben und hatten sich letztendlich versöhnt.


    Anwolf war ehrlich, er war froh darum, dass sein Vater nicht gefallen war. Alles andere wäre ein Lüge gewesen, aber Ansgar war nicht mehr die Person, die er einst kannte. Er war geschwächt, stützte sich schwer auf seinen Stab und das obwohl in Wolfi stützte. Er war abgemagert, geradezu hager, sein Gesicht wirkte ausgezehrt. Aber vor allem wirkte er unendlich müde.


    Selbst seine Art war eine andere geworden. Kannte Wolfi seinen Vater sonst nur als tobendes Energiebündel, war der Mann neben ihm scheinbar die Ruhe selbst. Stoisch, unerschütterlich, schweigsam - fast so als hätte er mit Dave die Rollen getauscht. Aber wenn man genau hinsah, dann sah man das Funkeln eines ungebrochenen Geistes in seinen dunklen, eingefallenen Augen.


    Er hatte eine schwere Verletzung davon getragen und eine erneute tiefe Wunde in seiner Seele kassiert, dessen war sich Wolfi bewusst. Aber beides würde heilen, dafür würde er sorgen. Und falls sein Vater etwas von dieser Ruhe behielt, würde er vielleicht auch Daves Hilfe annehmen und sich mit Fin aussprechen, sie wenigstens anhören. Dies hoffte jedenfalls Anwolf.


    Wolfi wusste, dass es Ansgar mit dem Frieden genauso ernst war wie Brandur. Ansonsten wäre er nicht auf dessen Beerdigung erschienen um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Dave erging es ebenso, er hatte den Frieden ausgehandelt und ihn ohne jeden weiteren Kommentar einfach aufgenommen. Natürlich war er sein Lehrling, aber er war nicht Daves Sohn. Sie hatten zusammengehalten als Onkel und Neffe, ohne jede Frage. Und was im Kleinen gelang, musste auch im Großen funktionieren.


    Anwolf hoffte, dass Ansgar auch bei Dave und Fingard genauso reagieren würde wie bei Brandur. Das er erkannte, das er hier völlig über reagiert hatte. Wolfi folgte Ansgars Blick. Sein Paps beobachtete Dave, nicht bösartig oder mit Rachegedanken, sondern missend.


    `Geh nachher zu ihm, er vermisst Dich auch´, übermittelte Anwolf.


    Ansgar strich Wolfi über den Kopf und küsste ihn auf die Stirn. Eine verbale oder mentale Antwort blieb er seinem Sohn schuldig, aber er schmunzelte ihn kaum merklich an.


    "Das ich Dich vermissen würde, wäre eine Lüge Brandur. Aber ebenso wäre es eine Lüge, würde ich behaupten, Dich gekannt zu haben. Alles was ich von Dir weiß ist, dass Du uns nichts angetan hast, obwohl Du es hättest tun können. Dass Du uns hättest aus der Familie verbannen können, es aber nicht getan hast. Dass Du Dich mit uns zur Verhandlung getroffen und den Frieden vereinbart hast. Dass Du zudem als es drauf ankam, Dein Wort gehalten und uns beigestanden hast.


    Und letztendlich, dass Du mir meinen Vater gelassen hast... trotz allem, oder gerade deswegen.


    Wer eine Maske trägt, kann nicht erwarten, dass man seine Tränen sieht. Die Masken habt Ihr beide zum Schluss fallen lassen und die Wahrheit gesehen, Ihr habt Euch selbst in den Augen des anderen gesehen. Vielleicht ist dies der beste Spiegel, den man sich wünschen kann. Man sagt den Augen schließlich nach Tor der Seele zu sein. Ich gebe Dir meinen Dank und meine besten Wünsche mit auf den Weg Brandur", sagte Wolfi freundlich.

    Wolfi schaute in das Päckchen. Kekse. Total verdattert musterte er Brandur und kratzte sich kurz seinen Ziegenbart. Er kannte zig Bedeutungen von Geschenken, die zwar ein Geschenk wiederspiegelten - aber eine unterschwellige Botschaft oder sogar Drohung enthielten. Kekse gehörten allerdings nicht in diese Kategorie.


    Warum schenkte ihm Brandur Kekse?
    Gut, warum würde ihm sein Paps, seine Ma oder Dave Kekse schenken?
    Um ihm eine Freude zu machen.


    Von seinen Eltern hatte er schon öfter etwas Süßes geschenkt bekommen, meist Süßkuchen. Sein Onkel verschenkte selten etwas zu Essen, doch falls Dave ein Lebensmittel verschenkte, dann war es meist Kaffee. Aber einen Kuchen hatte er auch schon geschenkt bekommen und Kekse waren ja im Grunde nichts anderes als Minikuchen.


    Die Zwischenlandung von Brandur hatte scheinbar eine ganz andere Bedeutung als er befürchtet hatte. Anwolf nahm sich einen der Kekse, stopfte ihn sich in den Mund und aß ihn auf. Zeitgleich hielt er Brandur die Packung hin.


    "Danke, wie komme ich zu dieser Ehre Brandur?", fragte Wolfi nun doch neugierig.

    Anwolf war gerade losgeritten, als Brandur samt seiner Leute seinen Weg kreuzten. Das konnte natürlich nur ihm passieren. Statt das sie vorbeizogen oder einfach ihrer Wege zogen und ihn in Ruhe weiter ziehen ließen, fingen sie ihn ab und Brandur kam ihm auch noch entgegen.


    Wolfi zügelte Tempestas, stieg ab und wartete angespannt ab was Brandur von ihm wollte. Ihr neues Familienoberhaupt ging steifbeinig und man sah ihm die Qualen an, die er beim Laufen verspüren musste. Wolfi wäre ihm eigentlich einige Schritte entgegen gegangen, aber er erinnerte sich an Ansgars Worte und verharrte misstrauisch und nervös wo er war.


    Entgegen dem was eigentlich üblich oder sicher war, schlang sich Anwolf den Zügel von Tempestas um den Arm und klopfte seinem Hengst kurz auf den Hals, damit das Tier ruhig stehen blieb.


    Brandur trat nah zu ihm heran und reichte ihm ein Päckchen. Die Größe sah erst einmal unverdächtig aus. Gut, allerdings war in dieser Familie nichts ungefährlich, in das kleinste Päckchen passte eine zusammengerollte Giftschlange die nach dem schüttelnden Transport wie ein Springteufel die Schachtel verlassen konnte. Und das war nur eine von vielen Möglichkeiten, die man in so einer Schachtel verbergen konnte.


    Bei seinem Glück lag unter der Viper dann noch seine Verstoßung, damit auch gar nichts schief lief. Anwolfs Gesicht blieb eine ausdruckslose Maske, jedenfalls für jede andere Person, Brandur war ein Hohenfelde er sah ihm an, dass er nervös war.


    Anwolf zog fragend eine Augenbraue hoch, ehe er das Päckchen vorsichtig entgegennahm. Eine mentale Abtastung Brandurs war unnötig. Wolfis Gegenüber war so mächtig, da konnte er auch versuchen Osmund auszulesen gegen dessen Willen oder besser noch Maghilia, oder Ainuwar selbst. Den Versuch konnte er sich schenken, er würde sich nur lächerlich machen.


    Nun falls heute sein Tag X war, hatte er wenigstens vorher noch einmal seinen Vater "gesprochen", auch wenn er dessen Worte nur in einem Brief gelesen hatte.


    Wolfi versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie vereinbart hatten und das Dave Brandur vertraute. Er musste es nun auch, er musste das Päckchen öffnen. Entweder er öffnete es, oder er war offen feindlich eingestellt. Am liebsten hätte er es weggeworfen und wäre kreischend weggerannt. Gut mit einem 500 kg Pferd am Arm, rannte es sich nicht so leicht los.


    "In Ordnung", antwortete Wolfi zögerlich, schluckte seine Angst vor Brandur wie auch sein Misstrauen herunter und öffnete das Päckchen.

    Anwolf saß alleine zur Mittagspause auf der Treppe des Hinterausgangs des Geisterhauses. Er fühlte sich von der Friedensverhandlung der Familie immer noch wie betäubt. Irgendwie war alles ganz anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Im Grunde konnte er von Glück sagen, dass dem so war, denn Wolfi war von der schlimmsten Möglichkeit ausgegangen.


    Frieden war vereinbart worden, etwas das es bis dahin nicht in ihrer Familie oder Sippe gegeben hatte. Vor der Zeit des Schwurs Dun-Haru-Mar, zu einer Zeit als der Zusammenschluss der Familien von Hohenfelde, von Wigberg und von Eibenberg zu einer Sippe noch nicht vollzogen war hatte es vielleicht Frieden gegeben. Oder zumindest Ruhe.


    Oder es war nur eine Illusion der Unwissenheit. Aufzeichnungen vor dieser Vereinigung gab es so gut wie keine. Jedenfalls waren Anwolf keine großen Aufzeichnungen über seine eigene Familie vor der Sippe bekannt. Die Gründer der Sippe hatten auch den Grundstein für die Selektion in ihren Familien gelegt. Und soweit Wolfi wusste war der Grundstein für diesen Zusammenschluss ganz profan, in der Gemeinschaft waren sie stark und ein Überleben in der Fremde war leichter wenn man sich zu einem starken Verbund zusammenschloss.


    Jeder Zweig hatte sich auf das spezialisiert, was er am besten konnte um das Überleben der Sippe zu sichern. Später nutzen sie ihre Fähigkeiten um einen größtmöglichen Macht- und Geldgewinn für die gesamte Sippschaft zu gewährleisten. Der Grund für den Zusammenschluss gab es schon lange nicht mehr, aber die Selektion und das Einflößen der Schärfe wurden bis vor kurzem beibehalten.


    Bis zu dem Zeitpunkt von Daves Hochzeit, ab dato änderte sich alles. Für die meisten zum Besseren. Ob es für ihn zum Besseren war, konnte Wolfi nicht abschätzen. In der Sippe war erstmalig ein friedliches Zeitalter eingeläutet worden. Aber wie lange der Frieden bestehen bleiben würde, musste sich noch erweisen.


    Eine Umgehung von friedlichen Absichten war immer möglich und niemand als ein Hohenfelde war besser darin im Nachhinein für seine Tat eine passende Rechtfertigung zusammen zu stricken. Notfalls machte man aus dem entfernten Verwandten vorab eben einen Unbekannten, kurzum man verstieß ihn aus der Familie. Damit war er vogelfrei für jeden Hohenfelde und zum Abschuss freigegeben.


    Brandur hatte es in der Verhandlung schließlich erläutert, der Schutz galt nur Familienangehörigen. War man kein Familienmitglied mehr, genoss man auch keinen Schutz. Folglich war man genau dort wo man vorher auch war.


    Nur bevor man nun das Messer zückte, war vorher die Schreibfeder zu zücken um den Verwandten zu verstoßen, sinnierte Wolfi.


    Anwolf stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und schnipste den Rauchstangenstummel in den nahegelegenen Bach. Einen Augenblick später zündete er sich direkt die nächste Rauchstange an. Er wusste nicht ob er die Sache zu schwarz oder die anderen die Sache zu rosa sahen, Wolfi wusste nur dass er seine alte Familie schmerzlich vermisste.


    Aber diese Familie gab es nicht mehr. Seine Mutter war wer weiß wo, sein Vater war geflohen und sein Bruder war nicht mehr sein Bruder, sondern sein Onkel oder Großonkel. Was auch immer, er war nun der Sohn von Brandur und nicht mehr der Sohn von Ansgar.


    Folglich würde er irgendwann von Brandur alles erben und er selbst nichts.


    Wolfi warf kurz einen Blick über die Schulter auf das Geisterhaus. Nun was sollte es, es nützte nichts sich über Dinge zu beklagen die er nicht ändern konnte. Er war schließlich nicht dämlich und er hatte einen guten Beruf bei den Geistern. Und selbst wenn dieser letzte Strick reißen sollte, konnte er sich zur Not als Buchhalter durchschlagen. Er beschloss noch einige Zeit bei Dave zu lernen, sowohl dass was Magie anging und auch das was die Buchhaltung betraf. Den Spezialberuf den er bereits einmal bei den Geistern ausgeführt hatte, würde er vielleicht anderweitig noch benötigen.


    Wolfi wollte seinen magischen Werdegang noch einmal überlegen. Noch musste er sich nicht endgültig festlegen. Geistmagie oder Nekromantie, beides stand ihm offen. Er konnte sich für beides entscheiden, was seine Macht schwächen würde oder sich für einen Zweig der Magie entscheiden. Oder natürlich auch der Magie komplett entsagen. Als guter Buchhalter, vor allem in weniger lauteren Kreisen war der Verdienst weitaus besser, als der eines Magiers an irgendeiner Akademie. Wer alles schön rechnen konnte, der durfte auch mit einem schönen Lohn rechnen.


    Anwolf schmunzelte über sein Gedankenspiel und schnipste die nächste Kippe in den kleinen Bach vor ihrem Haus. Gerade als er sich die dritte Rauchstange ansteckte, hielt ein Reiter vor ihm und stieg ab.


    „Guten Tag, Anwolf von Hohenfelde? Man sagte mir, dass ich Sie hier hinter dem Haus finde, ich habe eine persönliche Botschaft für Sie. Eine Botschaft die ich nur Ihnen persönlich aushändigen darf von der Bank Kleingranter und Söhne“, erläuterte der Kurier und reichte Wolfi die versiegelte Nachricht.
    „Ja korrekt, dass bin ich“, bestätigte Anwolf und klemmte sich die Rauchstange zwischen die Zähne, während er die Botschaft entgegennahm.


    Der Kurier nickte knapp und ritt davon. Wolfi wunderte sich einen Moment, warum dieser keine Quittierung verlangte, vermutete dann aber einen Brief seiner Mutter. Auf der anderen Seite, weshalb sollte sie einen Bankkurier schicken? Spekulationen waren überflüssig, lesen half weiter.


    Anwolf brach das Siegel und öffnete die Nachricht.


    Hallo Wolfi,


    sobald Du diese Nachricht in Händen hältst, bin ich seit einer Woche unterwegs. Ich hoffe wir schaffen es zu unserem Ziel. Sollte alles gut verlaufen, werde ich Dich nachholen. Aber ob und wann dies der Fall sein wird, kann ich nicht absehen.


    Ich weiß dass ich Dir scheinbar nichts weiter als Schwierigkeiten hinterlassen habe.


    Gleichgültig dessen was Dir andere erzählen werden Anwolf, ich liebe Dich von ganzem Herzen. Ich habe Dich bereits vor Deiner Geburt geliebt und solange ich auf irgendeine Art existierte wird sich daran auch nichts ändern.


    Ich habe Dich nicht im Stich gelassen mein Kleiner, dass hätte ich niemals übers Herz gebracht.
    Mein einziger Schutz den ich Dir schenken konnte war, Dich nicht mit in die Fehde hineinzuziehen. Wärst Du bei an meiner Seite gewesen und hätten sie mich gestellt, wärst Du mit mir gefallen.
    Das konnte ich nicht riskieren. Ich hoffe Du verstehst und verzeihst mir diese Entscheidung.


    Du bist der Einzige der nie eine Enttäuschung für mich war Wolfi und die einzige Person die stets loyal zu mir gewesen ist. Aus diesem Grund habe ich Dir etwas überschrieben. Ich habe es von meinem eigenen Vermögen gekauft und niemand weiß davon.


    Es handelt sich um ein kleines Haus in Grünbachthal.
    Grünbachthal ist ein sehr kleines Dorf in der Nähe von Kalthorst.


    Das Haus ist weder den Verwandten bekannt, noch der familiären Bank, sprich selbst „der Schrabsack“ weiß nichts davon. Eigentlich habe ich es erworben um es gewinnbringend zu veräußern, aber nun in der schwärzesten Stunde unserer Familie war es mein sicherer Unterschlupf.


    Es soll Dir so gut dienen wie es mir diente und es möge Dir von ganzen Herzen Glück bringen.


    Dein Haus ist das Haus auf Grundstück/Parzelle Nr. 01-19 in Grünbachthal.
    Die Besitzurkunde ist auf Deinen Namen umgeschrieben worden und sie liegt bei der Bank Kleingranter und Söhne in Verwahrung. Die kleine Bank befindet sich in Kalthorst.


    Im Haus habe ich Dir ein paar persönliche Zeilen hinterlassen und ein persönliches Geschenk.
    Sollten wir unseren Zielort erreichen, wird sich eine Person mental an Dich wenden. Falls nicht, haben wir uns alles gesagt, was es jemals zu sagen gab. Der Rest steht im Brief mein Kleiner.


    Vernichte das Schreiben, nachdem Du es gelesen hast.


    Gleichgültig wo Du bist, mit dem Herzen bin ich bei Dir Wölfchen.
    Pass gut auf Dich auf Wolfi, es tut sonst keiner.


    Dein Paps



    Wolfi las den Brief zweimal durch, drückte ihn kurz an sich und unterdrückte seine Tränen. Dann ging er zum Bach und weichte den Brief im Wasser so lange auf, bis das gleiche von ihm übrig war, wie von seiner Familie – nichts.
    Wortlos ging er zurück zum Geisterhaus, sattelte Tempestas und machte sich auf den Weg Richtung Grünbachthal.

    Da Anwolf nichts gegen die Herausgabe des Erbes unternehmen konnte und Brandur der rechtmäßige Erbe war, setzte er sich umgehend daran, ihm die Aushändigungserklärung aufzusetzen. Was danach geschehen würde, würde sich zeigen. Aber Anwolf erwartete trotzdem nichts Gutes.


    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Die Gedanken die sich Marcella machte, freuten Anwolf sehr. Sie war sogar bereit ihre teure Robe zu verkaufen, nur damit er sich eigene Kleidung kaufen konnte.


    "Die Reitziege haben wir glaube ich von Daves Geld gekauft, ansonsten leihen wir uns das Geld von jemanden und zahlen es aus, damit die Bücher stimmen. Mach Dir darüber keine Gedanken Marci und Danke für Deinen Beistand. Sich Gänse zu halten ist gar keine schlechte Idee. Man kann mit ihnen Geld verdienen und man sagt doch, es sind sehr gute Wachhunde. Sie würden alles sofort hören und anschlagen. Und genau das benötigen wir im Moment genauso, wie Geld.


    Ich habe jedenfalls Brandur seine Erb-Aushändigung geschrieben. Vielleicht gibt er sich damit bereits zu Frieden. Wobei, dass ist wohl utoptisch gedacht, genauso wie von Ansgar. Ein Hohenfelde gibt erst dann Ruhe, wenn er alles hat. Das Geld, die Sachvermögen und die Verwandten unter der Erde", erklärte Anwolf, während er eine zusätzliche Ausfertigung als Aushang schrieb.

    Anwolf stand auf und drückte Maghilia zur Begrüßung.


    "Ich hole Dir schon den Kaffee. Du kannst in meinem Quartier wohnen, Tante Mag. Als Dave zu Varmikan ins Quartier gezogen ist, habe ich sein altes Quartier bekommen. Es ist groß und gemütlich, ich trete es Dir gerne ab. Das ist das Mindeste, dass ich als Dankeschön tun kann.


    Dave und Varmi sind mittlerweile ein Haus weiter gezogen, aus dem Grund könnte ich ja in ihr altes Kellerquartier ziehen. Das steht nun leer", erklärte Anwolf und verschwand kurz darauf in die Küche um mit einem Kaffee für Maghilia wiederzukommen.


    "Hier bitteschön. Als Nekromantin kannst Du hier sicher arbeiten. Manchmal werden ja auch Nekromanten angeheuert von den Bütteln. Dann befragt dieser Gut-Nekro den Kadaver, wer ihn gemeuchelt hat. Sollte uns das je passieren, könntest Du verhindern, dass der Kadaver plaudert", grinste Anwolf und setzte sich auf seinen Platz in der Schreibstube.


    "Du könntest natürlich auch Aufträge annehmen und das Ziel von hier aus erledigen. Oder Vorarbeiten für Aufträge erledigen, so wie Dave und Varmi. Das wäre alles möglich", grinst Anwolf aufgekratzt.


    "Korrekt, das ist alles möglich und ich verbürge mich für Dich Mag. Wobei Aino und Pavo meine Familie kennen, sonst säße Wolfi nicht hier. Ich freue mich außerordentlich, dass Du Dich uns anschließt und uns beistehst. Dafür bin ich Dir zutiefst dankbar Mag.


    Danke für Deinen weisen Rat, aber ich muss die Frau nicht abholen, sie wohnt in der Nähe. Wie Wolfi schon richtig aufführt, kannst Du gerne mein altes Quartier beziehen. Dort steht auch der Tresor mit den Blutproben, Du weißt wozu sie dienen. Ansonsten müsste es noch ganz genauso eingerichtet sein, wie ich es verlassen habe. Bis auf einige kleine Umräum-Aktionen von Wolfi", grinste Dave.


    "Wo wohnt sie Davy? Sowas hast Du mir zu sagen. Ja wo man Wolfi als Regenschauer ankündigt, gäb es bei Dir vermutlich sowas wie eine Tornardo-Warnung Maghilia", kicherte Varmi. Der Frostalb musterte seinen Mann und verpasste ihm einen Knuff vor die Schulter.


    "Das Haus gegenüber rechts, jenes wo ich mit Puschel gesprochen habe. Dort wohnen die beiden", flüsterte Dave liebevoll.
    "Hätte ich mir denken können", antwortete Varmikan.


    "Also Du kannst Dir eines der Quartiere aussuchen Mag. Zur Verfügung stehen unten mehrere Quartiere im Keller, das alte Doppelquartier von Dave und Pavo oder das Quartier von Anwolf. Wobei das Quartier von Wolfi wirklich das schönste Quartier ist. Das Doppelquartier ist das kleinste, aber dafür ist es gemütlich. Die Kellerquartiere haben den Vorteil, dass Du kein störendes Sonnenlicht in Deinen Räumen hast. Ansonsten kannst Du alle Gemeinschaftsräume mitbenutzen. Das Wohnzimmer oder die Küche, dort ist eigentlich immer jemand da", erklärte Varmikan freundlich.


    Da sich Maghilia schon bemühte, hatte Varmikan vor ihr in nichts nachzustehen und mit ihr auszukommen.

    Anwolf grinste Marci breit an und küsste sie zurück.


    "Es freut mich dass Du an meiner Seite bleibst. Und ich danke Dir von ganzem Herzen für die aufmunternden Worte. Ich denke auch das uns Maghilia helfen wird, sie konnte Linhard noch nie ausstehen und sie hatte allen Grund dazu. Also im Nachhinein wäre ich nicht traurig, hätte sie getan was sie eigentlich tun wollte.


    Mit härter als Dave und Ansgar meine ich, dass deren Vorfahren, sprich Ihr Vater, Ihr Großvater und ihre Onkel sie gequält und gefoltert haben. Was genau diese mit ihnen angestellt haben, darüber hat Paps stets geschwiegen. Aber es muss grausam gewesen sein. Dave hat mir auch nie etwas gesagt, jedenfalls nichts genaues. Somit kann ich Dir Deine Frage nicht beantworten.


    Damit hast Du Recht Marci, wer möchte schon sterben? Außer vielleicht Personen die schwer verletzt oder krank sind. Aber darum geht es hier nicht. Es geht um den Fehler den Paps machte. Ich kreide ihm das gar nicht an. Er wollte es einfach besser machen und hat dabei leider nicht besser gewusst.


    Er hat mich erzogen, als wären wir eine normale Familie. Als wäre später alles in Ordnung, als könnte ich leben wie ich es mir wünsche. Tja das wäre vielleicht möglich, aber nicht wenn man unserer Familie angehört.


    Paps hätte mir beibringen müssen, wie man bereits als Kind jemanden tötet. Denn niemand erwartet von einem Kind einen tödlichen Angriff. Und er hätte Linhard direkt entsorgen müssen, als feststand, dass er ein Purie ist.


    Die größte Gefahr ging wohl seinerzeit von Dunwin aus. Dunwin war ein Purie. Linhard ist ebenfalls ein Purie. Warum beim Abgrund hat Paps nicht eins und eins zusammengezählt?


    Ich wurde von einem Skorpion gestochen, die Verletzung war schlimm. Nun hab ich wieder so ein Scheißvieh in der Bude. Och vielleicht ist der ganz nett? Ja Hallo gehts noch?


    Wenn es nur um meine Mutter ging, dann hätte er sie eben mal belügen müssen! Meine Güte!
    Einmal!


    Linhard hatte einen Unfall. Oder Linhard? Keine Ahnung, der ist heute Morgen ausgeritten, keine Ahnung wo der Junge ist. Dann spielt er ein bisschen den besorgten Vater, sucht das Arschloch mit und setzt eine sorgenvolle Miene auf. Und sobald man den Kadaver des Puries findet, trauert er und tröstet seine Frau. Fertig!
    Thema durch.


    Aber nein, er musste ihn behalten und wollte ihn doch nicht behalten. Endergebnis, das Arschloch will uns alle umbringen und kommt wahrscheinlich noch damit durch!
    Das kommt davon, wenn man sich nicht entscheiden kann. Und damit Marci, hatte Maghilia völlig Recht.


    Es wird niemals eine Änderung geben.
    Du kannst sie Dir noch so sehr wünschen, es nützt nichts.


    Du stehst mit Deiner Meinung in unserer Familie völlig alleine dar. Und ab dato meiden sie Dich. Frag doch Wolfram. Gut er ist zwar friedlich und eigentlich war er immer ein sehr umgänglicher Kerl, aber er ist schließlich auf Feindesseite. Zeigt einem nur eines, er ist auch nicht anders als die anderen. Da kann er noch so viel behaupten, dass ihm nichts an Fehden und Mord liegt. Kommt es dazu, wählt er genauso eine Seite und mischt mit. Dieser verlogene Wigberg, kein Wunder das seine Familie ihn für gaga hält. Der ist gaga!


    Linhard ohne Waffen zu erwischen ist nicht möglich. Ich glaube der badet sogar mit Waffen. Keine Ahnung. Der würde er nackt nur mit Degen rausgehen der Wixxer, anstatt angezogen und ohne Dolch.


    Maghilia und Osmund könnten uns beistehen, danach werde ich sie fragen. Eine Person aufgelauert und umgebracht habe ich schon. Die Schwierigkeit ist nicht die Person zu töten Marci, das ist eigentlich sogar der leichteste Teil der Übung. Schwierig ist es sich ungesehen anzuschleichen und der schwierigste Teil ist das Entkommen. Du musst immer Deinen Rückweg sichern. Ansonsten musst Du den Auftrag sofort abbrechen. Du möchtest ja das Opfer tot sehen und nicht selbst liegen bleiben.


    Das könnten wir versuchen. Wir müssen ihre Gewohnheiten studieren. Wann geht wer wohin und warum? Wie lange bleibt er da? Was tut er dort? Wo kann man ihn abpassen? All das. Aber darüber können wir uns Gedanken machen, sobald es soweit ist.


    Und dann Marci, dann kannst Du dem alten Sack und meinem Arschloch von einem Bruder gerne die dürren Hälse wie eine Gans durchschneiden. Meinen Segen hast Du.


    Wer weiß schon was noch alles passieren kann Marci? Ich hätte auch nie gedacht, dass sich meine Eltern irgendwann einmal trennen würden. Oder das mein Bruder mich tot sehen will", erklärte Anwolf und zuckte die Schultern.


    Wolfi zügelte sein Pferd, als sich ein Bote näherte. Er hatte ein ungutes Gefühl und einen Augenblick später bestätigte sich auch seine Vermutung. Wolfi nahm die Botschaft entgegen, rollte sie aus und las sie durch. Er las sie gut und gerne viermal, bevor er sie wieder zusammenrollte und in seiner Tasche verstaute.


    Wolfi ließ die Information noch einen Moment sacken, ehe er sich an Marcella wandte.


    "Brandur fordert die Herausgabe seines Erbes von mir. Leider hat er damit sogar Recht. Ein Erbe kann von jedem, der aufgrund eines ihm in Wirklichkeit nicht zustehenden Erbrechts etwas aus der Erbschaft besitzt die Herausgabe verlangen.


    Jeder, der also nur behauptet Erbe zu sein, es in Wirklichkeit aber nicht ist, und aufgrund dieser von ihm angemaßten Rechtsstellung Nachlassgegenstände in seinem Besitz hat, muss sie an den wirklichen Erben herausgeben.


    Kurzum ich habe ein Erbe in Händen, das mir mein Vater überreichte.
    Aber Paps hätte gar nicht erben dürfen, da Brandur noch lebt.
    Das Erbe wäre somit an Brandur gefallen, nicht an Paps.


    Danach ist derjenige, der sich das Erbrecht nur anmaßt, dem wirklichen Erben zur Auskunft über den Bestand der Erbschaft und den Verbleib einzelner Erbschaftsgegenstände verpflichtet.
    Das heißt ich muss Brandur auch mitteilen, wo sich sämtliches Vermögen und sein Besitz der sich aus dem Erbe ergibt befindet.


    Stellt sich heraus, dass der falsche Erbe nach dem Erbfall bereits über zum Nachlass zählende Gegenstände verfügt hat, dann hat der wahre Erbe einen so genannten Surrogationsanspruch.


    Alles, was der falsche Erbe in der Zwischenzeit durch Rechtsgeschäfte mit Mitteln der Erbschaft erworben hat, muss er an den wahren Erben herausgeben.


    Sprich alles was Paps sich von dem Erbe gekauft hat, gehört ebenfalls Brandur. Nicht Paps Privatvermögen, aber das Herrenhaus, die Einrichtung, die Verträge über die Angestellten, die Pferde, alles. Denn im Grunde wurde immer alles aus dem Familienvermögen beglichen.


    Hat der falsche Erbe also unmittelbar nach Erbfall das Haus und die Gemäldesammlung des Erblassers für sehr viele Taler verkauft, dann muss er dem wahren Erben die Taler aushändigen.


    Hat der falsche Erbe andersherum mit Geldmitteln aus der Erbschaft beispielsweise ein Pferd erworben, dann erstreckt sich der Herausgabeanspruch des wahren Erben auch auf dieses Pferd.


    Um es einfacher zu erklären, Brandur ist nun Familienoberhaupt und ihm gehört damit das gesamte Familienvermögen. Alles was Alastair mit seinem Verrecken vererbt hat.


    Das würde bedeuten, all mein Besitz gehört ihm ebenfalls, da er einst aus dem Familientopf bezahlt wurde. Meine Bücher, meine Kleidung, mein Pferd. Er wird sein Erbe bekommen. Ich habe keine Mittel und Möglichkeit ihm das zu verwehren.


    Seltsam dass ich nur einen Brief erhalten habe. Aber nun da er Familienoberhaupt ist, hat er es ja dicke. Er kann sich schließlich zwei Boten leisten. Der nächste Bote wird mir meine Verstoßung samt Enterbung aushändigen. Oder die von Paps, mir und Dave. Ich werde ihm zurückschreiben, wo sich sein Eigentum befindet.
    Frage Marci - wie viel Geld besitzt Du und würdest Du mir etwas Geld leihen damit ich mir Klamotten kaufen kann? Ich kaufe nichts teures.


    Ich danke den Göttern auf Knien, dass ich einen Job bei den Geistern habe!


    Früher habe ich den Job rein aus Spaß erledigt, ab heute benötige ich ihn tatsächlich. So kann sich das Blatt wenden. Lass uns zu Dave zurückkehren, die Reise nach Alessa kann ich mir erst mal sparen.


    Ich werde vom Geisterhaus aus Maghilia rufen und sie bitten uns beizustehen. Vielleicht weiß sie eine Lösung.


    Ich habe sogar noch den Rekord von Paps unterboten, was die kürzeste Zeit auf den Familienthron betrifft.


    Und Deinen Hund wirst Du auch abgeben müssen Marci. Er hat sich ja noch nicht zu sehr an Dich gewöhnt. Ich verspreche Dir, ich kaufe Dir einen neuen von meinem nächsten Lohn. Nur im Moment geht das nicht. Ich muss auch mit Aino über das Problem reden. Vielleicht kann sie mir ja noch einige andere Aufgaben zuteilen, dass ich ein bisschen mehr verdiene", erklärte Anwolf.


    Weit waren sie noch nicht gekommen. Anwolf wendete sein Pferd und ritt zurück zum Geisterhaus.

    Anwolf drückte Marcella liebevoll zurück, ehe er sie losließ. Wolfi schaute sich um und warf einen Blick auf das Herrenhaus. Er war nun Hausherr, sowie das Familienoberhaupt der von Hohenfelde.


    Ob er jemals das Sippenoberhaupt werden würde, war fraglich. Er wusste nicht einmal ob und wie lange er Familienoberhaupt bleiben würde. Sobald sein verräterischer Bruder und Großonkel Wind von der Sache bekamen, würden sie versuchen ihn zu ermorden.


    Das Haus war nicht wichtig, einzig und allein den Verrätern seine Rache zu servieren war noch von Bedeutung. Durch Nachdenken und Abwarten erreichte er nichts, er verschwendete nur Zeit.


    Zeit die er vermutlich nicht mehr hatte. Wolfi warf einen letzten Blick auf das Haus in dem er so lange Zeit gelebt hatte. Ein Haus das mehr Geheimnis barg als offenbarte. Sein Vater hatte diesen Kasten gehasst und dennoch hatten sie dort gelebt.


    Anwolf verabschiedete sich wortlos von dem alten Gemäuer. Ob er es je wiedersehen würde, wusste er nicht. Wolfi sattelte Marcella eines der Pferde, schwang sich auf sein eigenes und machte eine einladende Geste.


    Keine zwanzig Minuten später waren sie beide unterwegs in Richtung Alessa.


    "Danke für Deinen Beistand Marci. Meine Tante Maghilia ist eine uralte Nekromantin. Ich hoffe das sie uns gegen den Brandur und Linhard weiterhelfen kann. Es muss eine magische Möglichkeit geben, beide aus dem Weg zu räumen. Bestenfalls gefahrlos, schlimmstenfalls unter vollem Risiko. Aber weg müssen sie.


    So lange sie leben, werden sie versuchen mich zu töten. Und ich bin nicht bereit mein Leben den beiden Verrätern kampflos zu überlassen. Zudem haben sie meine Familie zerstört. Ich weiß nicht warum, aber das spielt auch keine Rolle mehr.
    Sie werden dafür bezahlen, sie werden dafür bluten und ich wünsche ihren Tod.


    Maghilia hatte auf der Hochzeit mit mir gesprochen. Sie hatte Recht. Sie hatte mich gefragt, ob Linhard der Bastard noch lebt. Sie warnte mich, sie sagte dass er ein Verräter wäre. Das unsere Mutter dünnes Blut in die Familie gebracht habe. Und schau Dir an was geschehen ist!


    Linhard wandte sich gegen uns und meine Mutter auch.


    Wen anderes sollte ich also um Hilfe bitten, als Maghilia? Tante Maghilia sagte zudem, dass Paps leichtfertig gehandelt hat. Er hätte Lin beseitigen müssen. Ansgar hat mich verhätschelt, aber Lin verschont. Er hätte mich verhätscheln sollen, sobald Lin unter der Erde liegt.


    Er ist eine Bedrohung und läuft nun frei herum, weil Paps nicht tun konnte was er eigentlich tun muss. Sogar das sagte Maghilia voraus. Hätten wir auf sie gehört, wäre uns das alles erspart geblieben. Falls Du noch abspringen möchtest Marci kannst Du das noch.


    Denk an das alte Sprichwort - Mitgefangen, Mitgehangen.


    Fangen sie Dich gemeinsam mit mir, werden sie Dich gemeinsam mit mir umbringen. Da führt kein Weg dran vorbei. Meine Familie ist nicht für Gnade bekannt und Brandur gehört zur alten Riege wie Dunwin und Co.


    Das heißt, er wird noch wesentlich härter reagieren als Dave oder Ansgar. Falls ich versage, werde ich wohl keinen schönen oder schnellen Tod erleiden. Das ist gewiss. Und nicht gerade etwas worüber ich mir gerne Gedanken mache.


    Wenn ich ehrlich bin, macht mir das sogar ziemliche Angst.
    Wer plant schon gerne für sein Ableben vor?
    Vor allem wenn man eigentlich noch sein ganzes Leben vor sich hat?
    Aber das ist leider auch Teil unserer Tradition und unseres Namens - Brudermord.
    Ich habe keine Ahnung wie ich die beiden aufhalten und umbringen soll.
    Und ausgerechnet jetzt lässt mich Ansgar allein.


    Eine schlimmere Feuertaufe kann es nicht geben. Unterwegs werde ich versuchen Dave zu erreichen und ihm mitteilen, dass wir zu Maghilia unterwegs sind. Sonst sorgt er sich. Vielleicht kann er mir ja helfen oder einige Tipps geben.


    Und vielleicht kann er mir sagen, wie ich die alten Wege beschreite. Maghilia wird es hoffentlich genauer wissen. Paps und Dave haben sich von den alten Wegen abgewandt.


    Aber zum Überleben muss ich genau jenen Weg finden. Ich muss härter werden als Brandur je sein könnte und gerissener als Dunwin. Und da kann nur Maghilia helfen. Niemand lebte so lange wie sie.


    Außer vielleicht Osmund von Wigberg. Sollte uns Maghilia nicht helfen können, dann müssen wir zu Osmund reisen. Das heißt, falls Du mich weiterhin begleiten möchtest Marci", erklärte Wolfi niedergeschlagen.


    Ihr Ritt würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Wolfi hoffte inständig, dass Marcella bei ihm bleiben würde. Ebenso hoffte er, dass Dave und Varmikan ihm beistanden. Völlig allein auf sich gestellt zu sein, war er nicht gewöhnt. Und die Vorstellung absolut allein zu sein, gefiel ihm ganz und gar nicht.

    Wolfi hatte lange gedankenverloren nachgedacht. Sein Vater hatte es besser machen wollen, als sein Vorgänger und war dabei gescheiert. Er hatte mit Dave den alten Wegen entsagen wollen, was auch immer die alten Wege tatsächlich bedeuteten. Neben dem Umstand, dass der Cleverste und gleichzeitig Brutalste Sohn alles erbte, schien an dem Weg noch wesentlich mehr dran zu hängen, als ihm sein Vater je offenbart hatte.


    Da Ansgar die alten Wege verlassen wollte, war er maßlos abgestraft worden. Vielleicht waren die alten Wege schon so ausgetreten, dass ein Richtungswechsel nicht mehr möglich war.


    Zudem schienen Brandur und Linhard genau dafür zu kämpfen, den Erhalt des Gegenseitigen Abschlachtens. Wolfi beschloss ihnen ihren Wunsch zu erfüllen. Das Erbe dass sein Vater ihn überreicht hatte, lastete schwer auf seinen Schultern. Nicht nur Ansgar wurde einst ins kalte Wasser geworfen. Ansgar hatte es mit ihm ebenso gehalten, denn tatsächlich aufgeklärt über die alten Wege hatte er ihn nicht.


    Dabei handelte es sich um Dinge die er nicht wissen sollte...
    Wunderbar, aber genau dies waren jene Dinge, die er nun wissen musste!


    Wolfi war sich mittlerweile durchaus im klaren darüber, dass seine Familie auf Daves Hochzeit zerbrochen war. Er hoffte von ganzem Herzen, dass wenigstens Dave den Absprung schaffte und eine neue, eigene und bessere Familie gründete, die nach ganz anderen Regeln, leben, lieben und agieren würde.


    Anwolf selbst beschloss ebenfalls sein Leben zu ändern. Er würde eine 180 Grad Wendung vollziehen. Um Brandur und Linhard in ihre Schranken zu verweisen und für den Frevel bezahlen zu lassen, musste er die alten Wege zu seinen eigenen Wegen machen.


    Er musste die alten Wege der Finsternis finden und sie beschreiten.
    Es wäre das erste Mal, dass er einen Fuß auf sie setzte. Es wäre für ihn völlig unbekanntes Gebiet und Brandur kannte sich dort wie in seiner Westentasche aus.


    Aber es gab auch jemanden, der die Wege noch länger kannte als Brandur...
    Wesentlich länger. Sie war alt, schlau, brutal, mordlüstern und sie hatte schon so manchen Hohenfelde kommen und gehen sehen - Maghilia von Hohenfelde.


    Mit allem was ihm die alte Nekromantin gesagt und geraten hatte, hatte sie Recht gehabt! Jedes einzelne Wort dieser uralten Frau, die wahrscheinlich länger gelebt hatte, als je ein Mensch gelebt hatte, war aus purer Wahrheit gemeisselt.


    Sein Vater war Schuld an der ganzen Misere. Wolfi machte Ansgar keinen Vowurf. Sein Paps hatte sich nur das gewünscht, was sich wohl die meisten Väter für ihre Kinder wünschten - ein besseres Leben, als es das eigene war.


    Es war ein schöner Traum gewesen, aber es war nur ein Traum.
    Nicht mehr. Und er endete auf Daves Hochzeit in einem Albtraum.


    Wolfi beschloss sich die Worte von Maghilia zu Herzen zu nehmen. Mehr noch, er würde ihr Angebot annehmen und den nichtmagischen Bastard, diese widerwärtige Kreatur die einst sein Bruder gewesen war, vom Anlitz dieser Welt wischen. Und zwar so brutal und nachhaltig, dass man seinen Namen noch Generationen nach seinem Ableben mit Abscheu und Respekt aussprach.


    Brandur und Linhard wollten die alten Wege zurückgewinnen?
    Er würden sie ihnen servieren und zwar kalt - so kalt wie ein Grab.


    Wolfi drehte sich zu Marcella um und lächelte sie an.


    "Lust auf eine Reise nach Alessa? Ich möchte meine Tante besuchen. Sie wird uns helfen. Eine äußerst liebe und charmante alte Dame", grinste Wolfi.

    Wolfi schaute seinem Vater wie ein geprügelter Hund hinterher, als dieser nach seiner Klarstellung ohne einen weiteren Ton den Raum verließ. Er konnte ihn verstehen, aber er verstand genauso gut die Handlung seiner Mutter.


    Als der kleine Hund seiner Mutter zu wehklagen begann, hätte Wolfi am liebsten eingestimmt. Terry gab seinem eigenen Gefühl einen Ausdruck. Während Fin ihren kleinen Liebling auf den Arm nahm und tröstend wie schutzsuchend an sich drückte, strich sich Wolfi müde über das Gesicht und musterte seine Mutter.


    "Ma Du musst Du musst Dich mit Paps versöhnen! Ich weiß warum Du das getan hast und er weiß es ebenso. Aber ihm das ausgerechnet jetzt an den Kopf zu werfen, war wirklich nicht nötig!", schnauzte Wolfi.


    "Anwolf, hör mir mal zu", setzte Fin erbost an, wurde aber umgehend von ihrem Sohn unterbrochen.


    "Nein Ma, Du hörst mir zu! Ich habe verdammt noch mal Angst um Dich und Paps! Ich liebe Euch, geht das nicht in Deinen Kopf, warum ich mich hier gerade aufrege?


    Denk mal nach! Was sollte das denn? Solltest Du Dich nicht mit Paps versöhnen, dann hat Brandur doch erreicht was er beabsichtigt hatte!


    Er hat unsere Familie zerstört und Paps fast alles genommen! Angefangen von seinem Leibdiener, einen seiner Söhne, seinem Bruder und auch noch Dich. Seine engsten Vertrauten wurde ihm weggenommen und Du mischt auch noch mit!
    Bei Ainuwars Eiern, dass glaube ich nicht, ehrlich!


    Wie sollte Paps denn reagieren Deiner Meinung nach?


    Sollte sich Paps darüber freuen, dass Du so weitsichtig warst Linhard trotz aller Differenzen zu warnen? Paps bestand darauf dass wir fliehen, damit er unsere Leben retten kann. Er blieb freiwillig zurück und... und wäre vermutlich sogar für uns gestorben!


    Du hast uns damit in Gefahr gebracht. Klar bedeutet Dir Lin etwas und sicher liebst Du ihn auch als Deinen Sohn, aber mal ehrlich - er hätte uns nicht verraten müssen! Er hätte die Sache mit Paps und Dir selbst klären können! Dave hatte den Vermittler gegeben und Lin und Paps gaben sich doch quasi in der Küche die Hand. Paps war doch bereit es zu versuchen.


    Ich bin ja nicht dämlich, mir ist selbst bewusst, dass ich ein anderes Verhältnis zu Paps habe als Lin es hat oder je haben wird. Und Paps hat es vorhin sogar bestätigt. Und ich glaube ihm. Es ist eine Illusion, dass man zwei Personen gleich lieben kann.


    Paps hat offen zugegeben, mich mehr zu mögen als Lin. Ja dann ist das eben so. Dafür habe ich Lin als Bruder geliebt, aber ich war ihm scheißegal!
    Kann ich auch nicht ändern!


    Du hättest Dich ja um Lin kümmern können, aber scheinbar war ich Dir ja auch wichtiger.


    Das meine ich nicht als Beleidigung oder um was abzustauben. Falls Dir die Ungerechtigkeit gerade aufgefallen ist, ist das auch so Mama!


    Deshalb musst Du aber nicht Paps oder mich in die Pfanne hauen und in Gefahr bringen. Zudem hast Du Dich selbst damit auch in Gefahr gebracht! Nicht nur das Paps Dir am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, sondern der liebe Lin wird auf Deine Warnung scheißen. Lin und Brandur bedanken sich für die Warnung, Du hast ihnen damit einen Vorteil verschafft. Möchtest Du Dein eigenes Grab schaufeln?


    Paps liebt Dich über alles Mama, echt dass Du ihn dazu bringst, dass er sogar in Betracht zieht Dich anzugehen. Geh ihm nach. Er ist maßlos enttäuscht von Dir und nicht nur er. Trotzdem liebe ich Dich Mama. Ihr müsst Euch wieder vertragen", motzte Wolfi.


    "Du verstehst nicht was eine Mutter empfindet Wolfi, trotzdem hast Du Recht. Ich werde versuchen mit Ans zu sprechen. Aber sofort wird das nicht möglich sein. Du weißt wie stur und bockig er reagiert", antwortete Fin.
    "Je länger Du wartest, je sturer wird er. Zudem wird er Dir jede Minute ankreiden, wo Du Dich nicht entschuldigst! Du machst es nur schlimmer Ma. Vertraue mir bitte, geh ihm nach und bitte ihn um eine Aussprache. Er schlägt Dir nie was ab, er wird es diesmal auch nicht tun. Erklär Dich ihm und versöhnt Euch bitte wieder. Falls Du Hilfe benötigst vermittele ich, ich kann Paps ja manchmal beruhigen. Aber bitte geh sofort und versöhnt Euch", flehte Wolfi.


    "Du hast Recht Kurzer, ich hatte nur solche Angst Lin zu verlieren", erklärte Fin betrübt.
    "Ja klar, verständlich! Dafür hast Du nun Paps verloren und er Dich, Dave und Lin, falls Du Dich nicht versöhnst. Mama geh bitte! Ich flehe Dich an", antwortete Anwolf.


    Fingard nickte knapp und folgte Ansgar, dabei drückte sie Terry fest an ihre Brust.
    Anwolf sah seiner Mutter hinterher, schüttelte verzweifelt den Kopf und ergriff die Hand von Marcella fester.


    "Entschuldige, dass alles hier. Komm wir gehen Deinen Hund holen", seufzte Wolfi und zog Marcella mit sich.


    Gemeinsam ging er mit ihr nach unten zu den Stallungen und den dortigen Zwingern. Der Kriegshund lag in einem der penibel sauber gehaltenen Zwinger auf Stroh und schien zu dösen. Als sie an seinen Verschlag heran traten erhob sich das Tier und Marcella konnte sehen um was für einen mächtigen Hund es sich dabei handelte.


    "Er ist perfekt, er wird Dich beschützten Süße", grinste Wolfi über beide Ohren.
    Wenigstens das mit dem Hund für seine Freundin hatte funktioniert.



    ***


    Kriegshund
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    Anwolf blieb abrupt stehen und musterte Marcella.


    „Wir sollten wirklich nicht einfach die Biege machen, da stimme ich Dir zu. Einen Hund hättest Du eh bekommen, ich habe Dir einen von Paps kaufen lassen. Ob es erlaubt ist einfach das Haus zu verlassen, kann ich Dir nicht sagen, aber ich kann meinen Vater fragen. Dann wissen wir es ja.


    Ich glaube kaum dass der Alte draußen auf uns lauert. Vater hätte ihm die Hunde und Ghule auf den Hals hetzen sollen, anstatt ihn zu begrüßen.


    Keine Ahnung was in Lin gefahren ist, aber bei ihm habe ich eh nie so ganz durchgeblickt. Er ist zwar ein netter Kerl, aber sehr launisch. Jedenfalls mir gegenüber noch launischer als Paps zu den Dienern. Der hat mich scheinbar für alles verantwortlich gemacht, sogar falls es anfing zu regnen, falls er ausreiten wollte. Mal stark übertrieben erklärt.


    Ich habe mich immer bemüht mit ihm auszukommen, ich dachte wir sind Brüder. In anderen Familien halten sie doch auch zusammen, aber wir sind nicht andere. Wir sind nur anders.


    Wie sagte er mal über Paps? Nur weil ich ihn mag, heißt das nicht dass er mich mögen muss. Aha.
    Gilt übrigens auch für Linhard selbst, für wen interessiert er sich denn? Ich habe ihm nichts getan, sondern ich habe versucht mit ihm klarzukommen. Aber was solls, wie sagt Dave immer? Nicht über schütteten Schnaps heulen, dass bringt ihn auch nicht zurück ins Glas.


    Bezogen auf Lins Kampffähigkeit da wären wir beide wohl tot, bevor wir überhaupt dran denken könnten uns zu wehren. Ich kann etwas mit dem Dolch und dem Degen umgehen, aber Lin ist nicht nur einfach gut mit den Waffen, er ist extrem schnell und er trainiert täglich Stunden. Also mit einer Stichwaffe würde ich mich ihm nicht stellen.


    Selbst mit eine Repetierarmbrust in der Hand wäre ich vorsichtig, er kann schließlich auch einen Dolch oder ein Messer werfen. Aber das würde er nur zur Not, so wie ich ihn kenne. Denn mit dem Wurf, verliert er die Waffe und er würde sich nur im Notfall zum Eigenschutz entwaffnen.


    Ich müsste versuchen ihn mental anzugreifen, aber der beste Weg ist momentan einen großen Bogen um ihn zu machen. Denn ich weiß nicht, wie er zu mir steht. Vermutlich wird der versuchen uns alle zu töten. Warum sollte er sonst mit dem Verräter abgezogen sein? Er ist selbst einer“, antwortete Wolfi Marcella.


    Anwolf ergriff Marcellas Hand fester und ging zurück in Ansgars Gemächer. Er klopfte kurz an und trat ein.


    „Paps hier sind wir wieder. Marcella sagte ich sollte Dich um Erlaubnis fragen. Ich hatte vor Dave und Varmikan ihre Ehekurkunde zu bringen. Geht das in Ordnung, erteilst Du uns die Erlaubnis das Haus zu verlassen oder nicht?


    Sie befürchtet das der verrückte Verräter draußen auf uns lauert mit Lin. Und so ganz Unrecht hat sie da ja nicht. Ich soll Dave informieren dass wir kommen und zumindest Bescheid sagen, dass wir das Haus verlassen. Zudem möchte sie gerne den Hund von Dir ausgeliehen bekommen, den Du Ihr versprochen hast. Und falls Du den Kriegshund schon gekauft hast, könnte sie den bitte direkt haben?“, fragte Wolfi.


    Ansgar schmunzelte Wolfi an.


    „Sie hat Recht, sie bekommt ihren Hund und Du darfst das Haus verlassen. Du nimmst einen meiner Bullmastiffs mit und Du kannst Dir unten von einem der Diener ihren Kriegshund aushändigen lassen. An Deiner Stelle würde ich das Tier die erste Zeit führen, eventuell gemeinsam mit Marcella. Sonst könnte es leicht sein, dass sie über Stock und Stein geschliffen wird.


    Und da Du schon mal da bist Wolfi, noch etwas, darüber wollte ich nachher mit Dir sprechen, aber wir klären es umgehend. Es geht um etwas sehr Wichtiges, es ist Essenziell.


    Ich werde Dir das Erbe abtreten.


    Du bist jung und Du bist clever Anwolf. Wir werden Dir beratend zur Seite stehen. Dass Du noch nicht verheiratet bist, spielt für mich keine Rolle.


    Natürlich schützt Dich das nicht vor Linhard. Es geht ihm um das Erbe. Linhard geht davon aus, tötet er Dich, Fin und mich, er wäre Erbe und würde den Sippenthron besteigen. Aber so ist es nicht. Er erbt nichts. Selbst wenn wir auf voller Linie versagen, erbt er nichts.


    Wobei der Verräter die Sache dann zu seinen Gunsten gerade biegen kann. Also musst Du schnellstmöglich den Familienthron besteigen mit allen Rechten und Pflichten.


    Dann hat das schon eine andere Wirkung.


    Zwar scheinst Du keine Heirat mit Veyds Zweig zu erwägen, aber Du und Veyd steht Euch nahe. Folglich steht er Dir bei, hoffe ich.


    Ebenso Dave samt Anhang. Er ist nicht nur Dein Onkel, sondern auch Dein Mentor. Und er ist der Mentor von Deiner Freundin. Ferner gehe ich davon aus, dass Varmikan Dir ebenso beistehen wird, wie Dave selbst", sagte Ansgar.


    Anwolf kratzte sich nervös das Kinn und musterte seinen Vater.


    "Paps Danke für die Ehre, ich werde mich als würdig erweisen. Ich weiß nicht was ich noch sagen soll, außer dass ich Schiss habe. Das könnte Linhard zu einer Handlung provozieren", antwortete Wolfi ehrlich.


    „Schiss haben wir alle am Anfang Anwolf und Du bist nicht allein. Du hast Deine Mutter und mich, ich hatte niemanden. Und wozu Linhard sich provoziert fühlt, haben wir bereits gesehen, ganz ohne dass Dir umgehend Dein Erbe gewunken hätte.


    Wir kümmern uns um die Sache Wolfi.
    Sei gewarnt, sei vorsichtig, aber sei nicht dumm aus Angst.


    Unausgesprochen wird vorausgesetzt, dass man seine Kinder zu lieben hat und die Liebe zu allen Kindern gleich stark sein sollte. Liebe wird dementsprechend als Regel erwartet. Weitere Ansprüche umfassen die Gleichheit der Liebe zu allen Kindern und gleichermaßen zu Söhnen und Töchtern.


    Aber das ist unrealistisch.
    Väter und Mütter sind auch nur Menschen.
    Und wir alle müssen mit dem leben, was uns selbst mitgegeben wurde.
    Nur das können wir weitergeben.


    Glaubt man den allgemein gültigen Dogmen, belügt man sich selbst.


    Sicher liebe ich Linhard.
    Aber nicht annähernd so mächtig wie Dich Wolfi.


    Und das hat nicht allein mit der Gabe zu tun. Wir sind uns nahe, wir sind auf eine andere Art und Weise verbunden. Du bist mein Sohn und mein kleiner Kumpel, wenn Du so möchtest.


    Mit Dir kann ich lachen, oder rumalbern allerdings würde ich Dir auch jederzeit die Meinung sagen, falls Du Dich selbst gefährdest. Mit Linhard teile ich diese Form von Nähe nicht. Und aus diesem Grund teile ich auch nichts anderes mit ihm, sondern ausschließlich mit Dir Wolfi“, antwortete Ansgar liebevoll.
    „Dito und Dankeschön Paps“, grinste Wolfi über beide Ohren.


    "Ans hast Du wirklich vor Lin zu töten?", fragte Fin leise.
    "Ja", kam die müde Antwort.


    "Schatz wir könnten doch...", setzte sie an.
    "Wir können und wir werden. Es schmerzt mich, aber er ist Dunwin zu ähnlich. Du hast Deinen eigenen Mörder ausgetragen, sollte ich Dich nicht beschützen können. Das liegt nicht an Dir, es liegt uns im Blut", antwortete Ansgar.


    "Meinst Du er würde dies tatsächlich tun?", fragte Fin leise.
    "Er würde. Generationen vor ihm haben die eigenen Brüder samt deren Familien getötet und jene aus der eigenen Familie die sich einmischten", erklärte Ansgar.


    "Und Du wirst das Gleiche tun", sagte Fin.
    "Ja", stimmte Ansgar zu.

    Anwolf hatte Marcella an der Hand ergriffen und führte sie im Schlepptau durch das Herrenhaus. Er wusste nicht inwieweit sich Marcella bereits in dem Haus auskannte, darum übernahm er sicherheitshalber die Führung.


    Gemeinsam mit der jungen Frau suchte er die privaten Räume seines Vaters auf und klopfte an der verschlossenen Tür. Einen Augenblick später trat er ein und musterte kurz seine Eltern, sowie Urako und Gasmi.


    "Wir sind gleich wieder weg, wir stören nicht lange. Als Ihr gerade verschwunden seid, kam Osmund in die Heilstube. Er hat mir die Heiratsurkunden ausgehändigt und mir den Auftrag gegeben, sie zu verwahren und bei Gelegenheit den Brautpaaren auszuhändigen.


    Urako und Gasmi, diese Heiratsurkunde ist für Euch, mit den besten Wünschen von Osmund von Wigberg, Eurem Priester und selbstverständlich von uns beiden, Marci und mir", grinste Anwolf gut gelaunt.


    Er legte Urako vorsichtig die Urkunde in die Hand und drückte ihn dann kurz und fest, genauso wie Gasmi.


    "Wir sind wieder weg, die nächste Urkunde überbringen", flötete Anwolf und machte sich mit Marci wieder auf den Weg.