Beiträge von Crize

    Crize rückte seinen Turban zurecht, da er ihm über die Augen gerutscht war bei Aksoys Flugkünsten.


    "Astrein und ohne Beule! Da bist du ja endlich, Varodischnodi! Kannst du mal kurz Pause machen mit deinem Ansturm? Ich glaub, ich hab grad mit der Luft geredet, so wie du guckst. Also noch mal von vorn.


    Ich hab hier jemanden im Kopf, der dich ruft einer für einen Kasimir an! Dem du mal deine Knochenkette geborgt hast! ich möchte dazu anmerken, dass ich das total bescheuert finde, endweder man ist veheiratet oder man lässt es bleiben, aber Eheleute zu verborgen ist echt schräg. Das ist echt unmoralisch, nimmst du dafür auch Geld und was sagt deine Frau dazu, dass dauernd der Ehemann wechselt? Moment, das ist ja auch meine Frau, also meine Ex! Kenn ich diesen Kasimir? Mann, so hätte ich dich echt nicht eingeschätzt und ich denk nicht, dass es im Chaoticum eine Stelle gibt, die sagt, dass man das soll. Du sollst jedenfalls mal eben fix als Fledermaus nach Daijian in Naridien fliegen und von dort aus auf das Gebirge zu. Dann findest du ein verstecktes Tal, in dem Kasimir auf dich wartet.


    Der Anrufer war üüübelst aufgeregt und nervös, Kasimir muss kurz vorm Abkratzen sein. Ach ja, und nen blöden Namen hatte er auch noch, Wolfram hieß der, so wie Wolf-Rahm. Verstehst du? Wolf-Rahm! Haha! Der hieß wirklich so, ohne Scheiß."


    Crize pulte beim Sprechen an Aksoys Kopfhaut rum und schnippte irgendwelche Krümel weg.

    "Ä-häää?", kam die geistige Antwort. "Kannst du nicht vorher anstupsen? Ich bin hier gerade bei einer Invasion! Ehrlich, das kommt grad total ungünstig! Jetzt musst du warten, ich muss das erstmal hier ... eh!


    Aksoy, nicht so schnell! Warte mal, ich hab hier eine Stimme im Kopf. Flieg mal rechts ran. Also, wer ist da? Wolfram? Das ist ja ein komischer Name, klingt wie Wolf-Rahm. So Quark aus Wolfsmilch. Nur Naridier können so eigenartige Namen haben, du solltest dich umbenennen, du machst dich damit total lächerlich.


    Oh, scheiße, das sieht grad GAR nicht gut aus, der Grenzstein da vorn macht Ärger! Aksi, da kommen gleich Trümmer geflogen, wenn die Sandmagier erstmal loslegen! Geh mal besser in Deckung. Also wen willst du? Varod? Also der war vorhin noch da drüben. Ach, du kannst ja gar nicht gucken, wohin ich zeige. Warte, ich ruf den mal. Varodi, VAROD ZUM GEIER! Pft, der hört nicht zu! Aksi, du musst näher ran. Diskutier nicht, vergiss die Deckung, da gibt es halt mal eine Beule, jetzt hab dich mal nicht so!


    Varod, Varoood! Ich hab hier jemanden im Kopf, der will dich sprechen, aber kann`s nicht, weil du tot bist! Also dich ruft einer für einen Kasimir an! Der mit der Knochenkette! Der ist in einem Tal, was im Gebirge ist, was bei Daijian ist, also wenn du da genau drauf zuhälst, auf das Tal, vom Gebirge aus, von Daijian aus. Alles klar so weit? Er will dich sehen! Sofort! Es scheint ein dringender Notfall zu sein! Ich glaube, er stirbt oder so!"

    Crize trank im Flug auf Aksoys Rücken einen Kaffee. Er machte es sich gemütlich und fläzte. Inzwischen hatte er sich mit einem seiner etlichen Schals angeschnallt, so dass er nicht herunterfallen konnte.


    "Ich glaub, Dschani hat dir gar nicht richtig zugehört, der Ignorant. Aber was will man von jemandem erwarten, der einen blauen Turban trägt. Mal ehrlich, wer trägt blau! Das mit den Goldzelten ist eine gute Idee! Wir könnten die Lichtalben mit Waffengewalt zwingen, sie uns abzukaufen! Aber was machen wir dann mit dem ganzen Geld? Ich meine, wir können doch das, was wir brauchen, auch gleich direkt rauben. Irgendwie ist das umständlich. Aber ein paar Giftmischer zu engagieren finde ich eine gute Idee! Dann scheißen sich die Lichtalben ihre weißen Hosen voll, hihi!" Er kratzte sich am Turban.


    Dann riss er den Finger plötzlich nach vorn, während er den Oberkörper über Aksoys Schulter lehnte, so dass dieser einen Moment lang wild trudelte. "DA!", kreischte er mit aufgerissenen Augen. "DA VORN!" Er beugte sich noch weiter über ihn. "Siehst du diese zuckersüßen Ghule da unten lang watscheln? Oh Mann, wie ich meine Babys vermisse!"

    Crize schreckte aus dem Schlaf hoch. Er hatte hervorragend geschlafen während des Fluges. Aksoy war schön riesig und entsprechend bequem. In den Zeiten seines Wachseins hatte er sich mit ihm unterhalten und den Tiefling an seinen Weisheiten teilhaben lassen. Meist handelte es sich um Haltungstipps für Ghule und Kochrezepte. Jetzt war Aksoy irgendwo gelandet und das ganze Nordgeschwader mit ihm. Crize blickte sich um und erkannte das Nordlager.


    Aksoy fragte ihn um Rat, dabei war die Sachlage doch eindeutig.


    "Als erstes machen wir natürlich eine große, gemeinsame Kaffeepause. Die Jungs hier bereiten ja, wie du siehst, schon alles vor."


    Er nickte in Richtung eines gigantischen Kessels, der auf einem Karren durch den allgegenwärtigen Schlamm herbeigeschafft wurde und aus dem es verführerisch dampfte. Den Rakshanern lief das Wasser im Mund zusammen und sie schwärmten zum Kessel wie die Motten zu einer Lampe. Auch einige der Tieflinge schlossen sich an und wurden wie die Rakshaner vom Wagen aus mit Bechern heißen Mokkas versorgt, ehe man ihnen vorübergehende Quartiere einrichtete, die aus großen Zelten bestanden, in denen man dicht an dicht gedrängt zu vielt schlafen musste.


    "So", sprach Crize weise. Er nippte an seinem dampfenden Becher. "Einen Tag Ruhe brauchen wir auf jeden Fall, vor allem die Flieger."


    "Eine Woche", korrigierte ein Krieger. "Tarkan hat eine Waffenruhe bis zum Neujahresfest ausgerufen. Soeben ging ein Botengeier ein."


    "Äh, ach so, na dann ... also du musst dich nach dem Kaffeetrinken erstmal ausruhen, Aksi, und dann den Befehlshabern hier verklickern, dass sie unsere Verstärkung aufstellen sollen. Und dann, ja, dann können wir Avinar plätten!


    Also die Truppe hier besteht zum Großteil aus rakshanischer Infanterie und einigen Hyänenreitern, außerdem gibt es hier viele Düsterlinge. Gelaton ist das Lager, wo sie alle hinschicken, die in Cara`Cor nicht gehört haben. Man wird hierher strafversetzt. Du siehst ja den vielen Schlamm und das hässliche Wetter und spürst die klamme Kälte. Geleitet wird das Lager von Herrn Dschan, einem Rakshaner. Wenn du mich fragst, hat er sie nicht mehr alle. Aber bei dem Schlamm hier kein Wunder. Ich verstehe nur nicht, warum die Zelte hier aus purem Gold sind anstatt aus anständigem Hyänenfell. Aber das versteht keiner."

    Durukin


    Er bemerkte das Nicken seines Gegenübers und den Blick, den er Urako zuwarf, als sein Gatte mit einer Frau plauderte und sah auch, wie der Tiefling langsam zurücknickte und dabei einen Moment die Augen schloss zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Das wortlose Bündnis der beiden und Varmikans Sorge war für einen anderen Frostalben wie ein offenes Buch zu lesen, auch wenn die Umstehenden es wohl eher als einen harmlosen Gruß gedeutet hätten.


    "Ich verstehe", sagte Durukin. "Die Bande unseres Volkes sind stark. Loyalität ist eine Tugend." Er ließ offen, ob er damit Davard und die Dame meinte, deren Zutraulichkeit er kritisierte oder seine eigene Loyalität gegenüber einem frostalbischen Bruder. Varmikan würde verstehen, dass er beides gleichzeitig meinte. Ebenso würde er verstehen, warum Durukin übergangslos zwischen den Themen hin und her sprang. Niemand in ihrer Heimat sprach so umständlich, wie es die Südländer taten mit ihren energieraubenden Höflichkeiten. Es ging schließlich darum, Informationen zu vermitteln und das möglichst effizient.


    "Welchen Magier schützte dein Onkel? Wie hieß das Schiff? Vielleicht hat man voneinander gehört. Der Eisbär war der erste Eisbrecher im Einsatz, ich vermisse ihn mehr als alles sonst aus der Heimat. Warum hast du Xash'ir verlassen? Du hattest eine sichere Zukunft. Ich stamme aus Milat'Sil. Lange ist es her. In Zentralrakshanistan ist es im Winter angenehm, im Sommer unerträglich, ich schlafe viel. Meine Frau ist Rakshanerin. Und er auch."


    Er wies mit dem Kopf in Richtung Crizes, der ohne Punkt und Komma redete, womit er nur Tarkan nachstand, der sich gerade in Fahrt redete und die arme Melisande mit einem seiner gefürchteten Monologe über rakshanische Geschichte und Kultur quälte. Durukin weigerte sich, von Crize als seinem Mann zu sprechen.


    "Es gibt nicht viele Alben dort und am wenigsten Frostalben. Man wird von den Damen umworben und reich beschenkt. Wer die Wärme erduldet, lebt als Frostalb gut in Rakshanistan. Es zehrt, ich schlafe viel. Aber das sagte ich bereits."


    Er machte eine Pause und überlegte.


    "Die Freude ist meinerseits", sagte er ehrlich und weil es ein besonderer Tag war, spendierte er ein zweites Lächeln. Die Tränensäcke seiner schwarz umschatteten Augen traten noch deutlicher hervor. Man sah ihm an, dass die Wärme ihm zu schaffen machte, da er nur kleine Dunkelsteine trug.

    "Oh, ich sehe schon, ich habe einen wahren Kenner vor mir", schwärmte Crize.


    "Ich brauche nicht zu töten, um Ghule zu erschaffen, das erledigen die Krieger für mich. Ich kann bequem dasitzen und brauche ihnen nur neue Existenz einzuhauchen. Auch das Futter organisiert sich auf diese Weise von selbst. Meine Ghule sind Freigänger und Selbstversorger, sie kümmern sich um die Hygiene im Kriegsgebiet. Außer jene, denen meine besondere Fürsorge obliegt, wie Mauli oder Flecki.


    Ich beneide dich um deine Frau! Meine hat mich geheiratet, weil ich ein Zebra bin und von unserer Einheit der einzige Mann, der noch frei war, wir gehen weg wie warme Semmeln. Hat sie mir so gesagt. Meine Nekromantie erträgt sie, aber sie mag meine Babys nicht im Zelt haben, sie hat Angst vor ihnen, glaube ich.


    Selbstverständlich möchte ich gern deine Kunst bewundern, dein Labor und vor allem Timi und Berta! Golems, nein wirklich! Dazu fehlt mir selbst leider die Zeit und die Ausrüstung."

    Tarkan freute sich über die herzliche Begrüßung durch Dave, erwiderte die gemachten Komplimente, begrüßte auch Ansgar und folgte dann Melisande zum Buffet, um zu schauen, was für Kaffee man in Naridien trank und welche Speisen es hier gab. Auch war er interessiert zu erfahren, was für ein Mensch Melisande war, die bei ihm um ein Haar Dauergast geworden wäre und wollte ein wenig mit ihr plaudern.


    Anschließend sprach Dave Crize an. Er erklärte ihm, dass sie sich schonmal gesehen hatten und Crize schlug sich an die Stirn. "Ach, stimmt ja, das war mit dem Waldalben, der meinen Kaffee vergiften wollte und mir meinen wunderbaren Mauli abgeluchst hat! Davy! Ich hab dich gar nicht wiedererkannt mit den offenen Haaren und dieser megaschicken Robe! Hach, wenn meine holde Gattin doch dich geheiratet hätte und nicht diesen Muffel hier, wir könnten uns so schön unterhalten! Ich würde dir alles beibringen, wozu Duru keine Lust hat!"


    Doch als Dave erklärte, Varmi würde die Instrumente aufstellen, war Crize nicht einverstanden.


    "Die sind nicht nur Deko", erklärte er, "das sind echte Instrumente, auf denen kann man musizieren, dazu sind sie da! Sie sind nicht schwer zu erlernen, mit Ausnahme der Knarrfiedel - es ist nicht einfach, sie zum Knarren zu bringen. Wenn man sie falsch spielt, klingt sie eher wie eine jammernde Katze, wie eine almanische Geige." Ein Schauer des Grauens lief seinen Rücken herunter. Doch dann war seine Laune wieder bestens und er wollte der Aufforderung folgen, sich das Buffet einmal von Nahem zu betrachten, als plötzlich Ansgar auf ihn zugstürmt kam, ihn unterhakte, und wegschleifte und über seine Ghule ausfragte.


    Crize grinste hinter seinem Schleier bis zu beiden Ohren.


    "Mauli ist mein schönster und artigster Ghul! Ich habe ihn immer aus der Hand gefüttert, das ist ein Geheimtipp! Wenn ein Ghul wirklich deiner werden soll, dann schmeiß es ihm nicht vor die Füße, sondern schneide es in kleine Häppchen und lass sie ihn aus deiner Hand essen. Flecki, komm her, Fleckifleckifleck! Mach Männchen! Zeig meinem Freund, wie schön du geworden bist, seit du tot bist!"


    Der Ghul richtete sich unbeholfen auf seine Hinterbeine. Er machte eine tapsige Bewegung mit seinen Händen, als sei er ein männchenmachender Hund. Crize zerfloss fast vor lauter Entzücken und steckte ihm ein Häppchen Trockenfleisch aus seiner Hosentasche in den Mund.


    "Es handelte sich um einen ghulgewordenen Arashi, sehr selten in unseren Breiten! Er hatte die Beulenpest, an der er auch gestorben ist, darum hat er diese lustigen Punkte überall. Es ist mir mit viiiiiel Geduld gelungen, diese Flecken zu konservieren, ohne dass man sich daran anstecken kann! Es war natürlich riskant, aber das Resultat ist doch überzeugend, oder?


    Mauli mit Hühnerfleisch zu füttern, das ist ja Ghulquälerei! Ich dachte, der Mann versteht was von Ghulen, weil er sich gleich mit Mauli angefreundet hatte und Mauli ihn so mochte. Das nächste Mal verschenke ich meinen Ghul nur mit ausführlicher Pflegeanleitung. Gut, dass du ihn gerettet hast!


    Momentan nenne ich 2573 Ghule plus/minus 500 mein Eigen. An der Front fällt viel Material an, aber nur wenigen widme ich so viel Arbeit, da ich ja vor allem beruflich nekromantiere. 149 Ghule in ziviler Umgebung, das nenne ich eine Leistung! Weißt du was? Ich schenke dir Flecki! Dann sind es wieder 150! Er kann Schwertkampf und Nahkampf und macht dabei wunderbar lustige Geräusche, die wie Hiiiiiii-Ja!!! klingen, er kann auf dich aufpassen.


    Schade, dass deine Frau sie nicht mag, meine mag sie auch nicht, ich darf sie nie mit ins Bett nehmen, dabei sind sie so wunderbar kühl und liebenswert. Ich kann das nicht verstehen."


    "Sie stinken", rief der Frostalb herüber, der sich zu Varmikan gesellt hatte, als dieser signalisierte, dass er sich mit ihm unterhalten wollte. Dann wandte er sich jedoch wieder seinem Volksgenossen zu. "Durukin Gletscherblut", stellte er sich vor. "Kapitän zur See außer Dienst, Kommandand des Eisbären. Was trägst du für unser Volk bei oder hast beigetragen?" Er stellte die Frage nicht aus Provoktion, sondern um Kaste und Beruf Varmikans herauszufinden.

    Crize hatte die buntesten und wild gemustertsten Sachen angezogen, die er hatte finden können. Er umarmte nacheinander alle vier Ehemänner und überhäufte sie mit einem schier endlosen Schwall aus guten Wünschen und Bezeugungen, wie wunderschön sie alle gekleidet waren.


    "Alles, alles Gute für euch vier, ich bin ja so froh für euch, auch wenn wir uns überhaupt nicht kennen! Ihr seht alle so wunderschön aus, jeder anders und einzigartig, und wenn ihr zusammen steht, seht ihr sogar noch schöner aus! Eine Hochzeit ist immer was Besonderes, aber dann gleich eine Doppelhochzeit von vier so wundervollen Leuten! Ich werde überhaupt nichts essen, ihr werdet gar nicht merken, dass ich da bin, aber ich wollte unbedingt dabei sein, Tarkan hat so viel von Davy - ich darf doch Davy sagen? - erzählt!"


    Er hatte für jeden Ehemann ein anderes handgefertigtes rakshanisches Instrument:


    - Dave: Eine Schepperpauke
    - Varmikan: Eine Knarrfiedel
    - Gasmi: Eine Dudelpfeife
    - Urako: Eine Klapperrassel


    Er befahl seinem Ghul Flecki, vor ihnen Männchen und Bittebitte zu machen.


    Als Crize mit seinem Ghul fertig war, kam sein Begleiter an die Reihe, ein griesgrämig dreinblickender Frostalb namens Durukin mit streng nach hinten gebundenem Undercut und zu vielen Dunkelsteinpiercings in den Ohren, der ihnen steif und im zackigen Kommandoton gratulierte und für jeden Ehemann exakt einen Satz übrig hatte:


    "Glückwunsch."


    Er steckte ihnen jeweils ein Säckchen mit hundert Handelstalern zu. Crize warf ihm einen unglücklichen Seitenblick zu, da er das Geldgeschenk als ausgesprochen peinlich empfand und sich fremdschämte.


    Durukin sagte, als er das Geld überreichte: "Ihr könnt euch euer Geschenk selbst aussuchen." Auf diese pragmatische Erklärung war er offenbar auch noch stolz. Zur Feier des Tages rang er sich ein dünnes Lächeln ab.

    Der bedauernswerte Waldalb redete sich alles von der Seele. Crize versuchte, nach bestem Wissen und Gewissen seinen Ausführungen zu folgen, doch der Mann war noch ziemlich durch den Wind von allem, was er hatte erleben müssen und redete manchmal zusammenhangslos. Er konnte vor Entkräftung nicht einmal alleine aufrecht sitzen und so ließ Crize zu, dass er sich an ihn anlehnte. Es war nur für den Waldalben vermutlich ziemlich unbequem wegen Crizes knochiger Statur.


    Crize verstand so viel, dass Morasa in einen Mann verliebt war, dessen Gilde ihn allerdings nicht akzeptieren wollte. Morasa war wie Dreck behandelt und für die nichtigsten Kleinigkeiten mit dem Tode bedroht worden. Man hatte ihm ein nasses, schimmliges Kellerloch als Schlafgemach zugewiesen, während alle anderen in warmen, trockenen Stuben Hausen durften, gemeinsam selbstredend, während Mo allein in seinem Keller saß und vor Einsamkeit fast verging. Dann hatte man, als er wagte, Kritik an diesen Zuständen zu äußern, ihn kollektiv fertig gemacht und als Krönung auch noch verlangt, dass er sich für seine Kritik bei ihnen entschuldigte. Das war die Höhe! Dave schien der Einzige gewesen zu sein, der ihn zumindest anständig behandelt hatte - bis er Morasa dafür geschlagen hatte, dass dieser ihn liebte. Man sah noch immer deutlich die Platzwunde an den Lippen. Damit hatte auch er sich als falsch erwiesen und Morasa war gänzlich allein. Was waren das nur für Leute! Mo hatte sich nach Kräften bemüht, es allen Recht zu machen und war doch immer nur gemobbt und abgewiesen worden. Das musste furchtbar sein. Zu guter Letzt hatten sie sogar versucht, ihn umzubringen - weil ihnen sein Reittier missfiel.


    "Vermutlich hättest du demütig auf allen Vieren nach Hause kommen und um Einlass betteln sollen, damit sie dich empfangen, ohne dich gleich wieder fertig zu machen." Crize schüttelte bedauernd den Kopf, er konnte nicht fassen, wie viel Grausamkeit und Bosheit in diesen Leuten stecken musste. "Wären sie deine Freunde, hätten sie dich anders behandelt. Man sperrt seine Freunde nicht in ein Kellerloch, man schlägt sie nicht und man behandelt sie nicht wie Dreck. Und vor allem schießt man sie nicht nieder." Crize musste sich die Tränen aus den Augen wischen. Er hatte noch nie eine derart einsame und verlorene Gestalt getroffen, wie Morasa. Was hatte der arme Mann nur getan, dass das Leben ihn derart strafte? Zum Glück war er nun fort von dieser entsetzlichen Gilde.


    Mauli, der inzwischen schon wieder was gegessen hatte, hatte Morasa eigentlich nicht mit seinen persönlichen Wehwehchen behelligen wollen, sein Freund hatte bereits genügend mit sich selbst zu tun, also sagte er es nur ganz kurz, weil Mo danach fragte: "Urako wollte mich wahrscheinlich dazu nutzen, um dich für irgendwas zu erpressen. Es ging ihm gar nicht um mich, es ging um dich. Er hat mich in einer einsamen Scheune in ein Joch gesperrt und mich zu Klump geschlagen. Ich hatte gar kein Gesicht mehr, alles war flachgebeult und meine Augäpfel waren kaputt. Aber das macht nichts, weil ich keine Schmerzen spüre und mit genügend Essen alles wieder spurlos verheilt. Schau!" Er lächelte und zwinkerte. Seine Augäpfel und sein Gesicht waren wieder vollständig hergestellt, allerdings war er noch immer im Stadium der Verwesung.


    "Natürlich können wir dich nach Kalthorst bringen, nach Hause", erklärte Crize. "Und das machen wir auch, wenn das dein Wunsch ist. Zu Hause genest man immer am besten. Wenn diese Typen, diese angelblichen Freunde, dich wirklich jagen sollten, dann komm nach Zentralrakshanistan. Wir sind in Cara'Cor stationiert. Frag dich bis zu den Zebras durch, das ist meine Einheit und dann frag nach Crize. Das bin ich! Bei uns ist jeder Willkommen. Rakshor war selbst einst Vogelfreier, Außgestoßener, Heimatloser und er hat befohlen, dass unter seiner Herrschaft jeder ein zu Hause finden soll, egal, woher er stammt, wie er aussieht, welcher Religion er angehört oder für wen er vorher kämpfte. Mit dem Eintritt in das Heer des Chaos ist alles vergeben und vergessen. Es ist in Rakshanistan etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man es nicht gewohnt ist, aber es gibt dort immer Kaffee und dort bist du niemals allein und vor allem sicher. Es sei denn, diese grässliche Gilde kann es mit einer ganzen Streitmacht aufnehmen!" Crize klopfte sich wenig imposant mit der Faust auf die schmale Brust.


    Dann stand er auf.


    "Also, wenn diese Typen Mo jagen, müssen wir schnellstmöglich Entfernung zwischen sie und ihn bringen. Aksoy, Mauli, helft mir bitte, Morasa zur nächsten Fuhrwerksstation zu bringen."


    Sie brachten den Verletzten notgedrungen noch einmal nach Shohiro. Crize klopfte das Herz bis zum Halse, zum einen wegen der Angst, zum anderen, wegen der enormen Anstrengung. Unterwegs kaufte er von einer Kräuterfrau noch einige Tinkturen für Morasa und eine sehr große, leere Phiole. Sie betteten ihn mit zahllosen Decken gut gepolstert auf ein Fuhrwerk, dass von Hunden gezogen wurde. Hunde kamen deutlich schneller voran als Pferde, sie schafften locker die dreifache Wegstrecke am Tag.


    "Sie haben dein Blut, sagst du?" Crize grinste unter seinem Gesichtsschleier. "Dann werden sie auch nach dem Blut in deinem Körper spüren mit ihren Geistmagiern. Pass auf." Crize machte einen großzügigen Aderlass bei dem unglücklichen Mo. Er zapfte so viel Blut ab, dass der Waldalb blass wie eine Kalkwand wurde. Er ließ gerade genug in ihm, dass Morasa nicht bewusstlos wurde, aber er würde sehr schwach sein. Danach versorgte er die Wunde und die der Schulter mit den Kräutertinkturen, nach Anweisung der Kräuterfrau und legte ihm das Fläschlein in die Hand. Auch seinen Wasserschlauch und sogar die Messingkanne, das Kaffeepulver und Feuersteine und Zunder gaben sie ihm, sowie ein einfaches Messer. Nur zu Essen hatten sie leider nichts und das wenige Geld reichte nicht mehr dafür, um welches zu kaufen, da das Fuhrwerk sehr teuer war. Das abgelassene Blut füllte Crize in die große Phiole.


    "Aksoy, trag das bitte. Da müsste jetzt mehr Blut drin sein, als in Mo. Das nehmen wir mit. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, dann wird der Geistmagier, der nach ihm spüren soll, bald sehr verwirrt sein. Er wird uns folgen, statt ihm, da ein Teil der Seelenenergie im Blut lebt. Sagt man zumindest und ich hoffe, das stimmt. Ich bin kein Theoriefutzi, ich kann nur anwenden. Mo, bitte mach täglich einen Aderlass bei dir. So viel, wie es geht und zwar so lange, bis das Blut in unserer Flasche hier zu verwesen beginnt, also ein paar Tage. Dann verliert Blut außerhalb des Körpers seine Seelenenergie und die Ablenkung ist dahin. Vielleicht verschafft es dir bis dahin Zeit. Du darfst auf keinen Fall lange am selben Ort bleiben. Das macht es ihnen schwer, dich zu fassen. Wir werden dich nicht begleiten, damit das Fuhrwerk schneller ist und damit wir dein Blut in eine andere Richtung tragen können."


    "Und ich?"
    "Bist du so schnell wie die Hunde?"
    "Nein."
    "Dann kannst du nicht mit. Morasa muss schnell sein, also darf niemand sonst auf den Wagen! Du kannst ihm höchstens versuchen, hinterherzulaufen und ihn vielleicht irgendwann in der Zukunft einzuholen."
    "Das werde ich tun. Er ist doch mein Freund."


    Sie verabschiedeten sich von dem Verletzten, drückten und tätschelten ihn und Crize musste schon wieder weinen. Dann stellte sich der Hundeführer hinten auf die Stellbretter des flachen Wagens und das Gespann raste los. Sie überholten mehrere Pferdekutschen und Ochsenkarren und verschwanden aus der Sicht. Mauli rannte sehr viel langsamer auf allen Vieren hinterher, quer im Mund einen Arm für unterwegs.


    Was sie alle nicht wussten - Crize hatte in seiner Aufregung auf der Suche nach dem schnellsten Fuhrwerk versäumt zu fragen, ob dieses denn tatsächlich so wie die anderen nach Kalthorst unterwegs war und nur auf die Zugtiere geachtet. Denn es bewegte sich stattdessen in Richtung Süden und sein Ziel war Alessa.

    << Von hier kommen sie.


    Nach langem Flug landeten sie vor einer verlassenen Scheune. Aksoy musste völlig erledigt sein, aber Crize spürte, dass sein Baby hier drin sein musste und wollte nur noch hinein. Die Tür war verschlossen, also kletterte der dürre Rakshaner hinauf bis zu dem Loch im Dachstuhl und stieg hinein. Drinnen roch es nach Heu und nach Verwesung, dass es jedem anderen den Atem rauben würde. Oben auf dem Heuboden, gegenüber der Öffnung, in einem Joch an der Wand hing ein Bild des Jammers und Crize musste anfangen zu weinen, als er Mauli in so einem Zustand sah. Sein Gesicht war quasi nicht mehr vorhanden und er lag ihm Sterben. Weinend band Crize ihn los. Mauli war nur noch Haut und Knochen und reagierte nicht auf seine Anwesenheit. Er zog ihn zum Loch im Dachstuhl. Mauli wog im gut genährten Zustand viel zu viel, als dass der dürre und unmuskulöse Crize ihn auch nur eine handbreit hätte bewegen können, doch jetzt war er federleicht. Crize ließ ihn aus dem Loch fallen und Mauli landete in einer unnatürlichen Verrenkung unten im Gras.


    Crize schnitt ein Stück von der mitgebrachten Leiche ab. Sie stank inzwischen, aber er war diesen Geruch gewohnt und zerkaute das verwesende Fleisch, um den Brei Mauli mit zwei Fingern in seinen ebenso verwesenden Rachen zu stopfen. Da er Angst hatte, dass das zu wenig war, schnitt er Maulis Bauch vorsichtig auf und machte ein Loch in den Darm, wo er so viel Leichenfleisch reinstopfte, wie es ging. Und endlich zeigte Mauli eine Reaktion. Das Fleisch direkt in den Verdauungstrakt zu stopfen war eine effektive Hilfemaßnahme für einen Ghul und bald war sein Gesicht wieder so rekonstruiert, dass er allein essen konnte. Auch das Loch im Bauch schloss sich wieder. Crize war all die Zeit bei ihm. Nachdem Mauli sich sattgegessen hatte, wurde er unruhig.


    "Wo ist Mo?", fragte er. "Er ist in Gefahr! Wir müssen sofort zum Geisterhaus!"


    Da Aksoy so erschöpft unmöglich alle beide und dann noch die angenagte Leiche schleppen konnte, gingen sie zu Fuß durch die Stadt. Sie versuchten, sich in unbelebten Straßen zu halten, denn Aksoy und Crize sah man das Chaos schon von weitem an und auch die Toleranz der Handelsallianz hatte ihre Grenzen. Bald kamen sie unter Maulis Führung in die Nähe des Geisterhauses.


    "Hier war ich schon mal", verkündete Crize. "Die sind echt nett da!"


    Doch Mauli hielt inne und witterte. "Mo", sagte er und machte auf dem nicht vorhandenen Absatz kehrt. Auf allen Vieren schnüffelte er die Pflastersteine an und folgte der Spur. Crize guckte etwas verstört, weil sie den ganzen Weg wieder zurückgingen, nur eine Straße daneben und auch in einiger Entfernung an der Scheune wieder vorbeikamen. Er führte sie in den Wald, vorbei an hohen Fichten, dunklen Tannen und moosbewachsenen Eichen. Crize mochte keine Wälder, er hatte das Gefühl, dass hinter jedem Baum und Strauch ein gefährliches Raubtier lauern konnte. Viel lieber war ihm die weite, überschaubare Steppe, doch Mauli folgte der Spur über Stock und Stein immer tiefer in den Wald hinein. Irgendwann kroch er kopfüber in eine unheimliche Höhlenöffnung.


    "Mooooooooo", heulte er auf. "Was habe sie mit dir gemacht?!" Mit ungschickten Händen patschte er auf dem Verletzten herum. Dann zog er ihn an den Füßen heraus, weil sie nicht alle in die Höhle passen würden. Der arme Mo hatte nicht einmal mehr Kleider am Leib, war blutverschmiert und sah sehr blass aus. Wahrscheinlich hatte er auch geweint, denn seine Augen waren rot und seine Wimpern nass.


    "Oh nein", rief nun auch Crize aus, sogleich von tiefstem Mitleid erfüllt. Morasa sah aus, als wäre er nicht nur körperlich verletzt, sondern auch seelisch. Sie mussten umgehend erste Hilfe leisten! "Aksoy, mach uns bitte sofort einen Kaffee! Die Zutaten sind hier." Er reichte ihm eine kleine Messingkanne und Kaffeepulver. Wasser gab es sicher in der Nähe in einem Bach. Auch Feuersteine und Zunder hatte Crize wie jeder Rakshaner bei sich, um im Notfall Kaffeewasser kochen zu können. Wie man Wunden versorgte, wusste Crize nicht. Aber er war sicher, dass es Mo gut tun würde, wenn man ihn mit frisch gebrühtem Kaffee versorgte und einfach bei ihm war. Niemand sollte allein sein und noch weniger sollte jemand allein und verletzt in einem Erdloch im Wald stecken!


    Crize zog eine seiner zahllosen Kleiderschichten aus und quetschte Mo hinein. Es war ein kunterbunter dünner Pullover und eine rot-grün-geringelte lange Hose, beides für Crize weit und bequem, bei Mo allerdings recht eng. Crize zog das immer zu Hause in seiner Freizeit an oder als Schlafanzug. Aber immerhin musste Mo nun nicht mehr nackt sein und würde sich dadurch sicher gleich ein Stück besser fühlen. Die bunten Farben munterten ihn bestimmt auch auf.


    Mitfühlend streichelte Crize über Mos Wunde, während Mauli klagend und heulend um ihr Lager kroch und Urako verfluchte. Er war sicher, dass der grausame Tiefling, der ihn selbst fast umgebracht hatte, auch Schuld an dem Zustand seines neuen Freundes war.

    "Nein, nur die Wichtigsten haben Namen", erklärte Crize. "Mauli ist sehr wichtig. Er durfte früher sogar bei mir im Bett schlafen, am Fußende, ich habe immer die Beine über ihn drüber gelegt und mich so gekühlt, im Sommer ist es ziemlich heiß in der Steppe, weißt du? Aber meine Frau war damit nicht einverstanden, sie hat gesagt, Mauli ist eine Leiche und sie will keine Leichen im Bett haben. Dabei hätte unser anderer Mann auch davon was gehabt, der ist ein Frostalb, weißt du? Er mag keine Wärme. Im Sommer muss er tagsüber in einen Erdkeller, den wir extra für ihn unter dem Zelt ausgehoben haben, dort schläft er und kommt nur nachts raus. Mit einem Ghul würde es ihm besser gehen, die halten die Kälte schön lange in sich. Dann wäre er auch nicht so mufflig. Aber unsere Frau ist da stur."


    Crize kicherte. Seine Laune war wieder gut, jetzt, wo sie Mauli retten und nebenbei Urlaub in Naridien machen würden. Er zeigte Aksoy den Weg, während er immer wieder nach Mauli spürte und sie näherten sich bald Naridien.


    In Naridien >>

    "Wie viele?" Crize konzentrierte sich einen Moment und spürte nach seinen Lieblingen. "Aktuell sind es 1483. Das schwankt immer mal. Ab und zu verschenke ich auch Ghule oder tausche sie, aber die meisten wollen eher Zombies haben, die sie nicht auffressen. Außer als ich das letzte Mal in Naridien war, als ich einen Freund besuchte, da wollte ausgerechnet ein Waldalb unbedingt einen meiner Lieblingsghule. Ein Waldalb! Eigentlich hassen die Untote! Das war so lustig, dass ich ihm Mauli geschenkt habe."


    Gedanklich schweifte Crize zu Mauli ab und spürte nach ihm, um zu schauen, wie es ihm ging. Er konnte das nicht mit der Detailtiefe eines richtigen Geistmagiers, doch ihn verband ein inniges Band zu seinen Babys und er konnte so ihre aktuelle Gefühlslage spüren, wenn er sich auf sie konzentrierte. Was er fühlte, ließ ihn große Augen bekommen, aus denen dicke Tränen liefen, die seinen Gesichtsschleier durchweichten.


    "Mauli braucht Hilfe! Es geht ihm sehr schlecht und er wird bald sterben! Aksoy, wir müssen hier alles und jeden stehen und liegen lassen und sofort nach Naridien fliegen! Tarkan kommt schon allein ohne uns zurecht, wenn wir im Kampf fallen würden, müsste er das auch, also. DA lang! Sammel irgendeine von den Leichen da unten auf als Futter und dann beeil dich!" Er hampelte erneut auf Aksoy herum und da der nicht auf sein Fellgezerre reagierte, zeigte er ihm die Richtung mit dem ausgestreckten Finger. Ob Aksoy so ein Gewicht überhaupt tragen konnte, hinterfragte Crize in seiner überbordenden Sorge nicht.

    <<


    Ein Signalhorn ertönte. "Sie rufen die Lufteinheiten zurück", rief Crize aufgeregt. "Wir müssen zurück!" Er zog an Aksoys Fell, als wolle er ihn lenken, presste die Schenkel zusammen, wie beim Antreiben einer Reithyäne und zappelte auf seinem Rücken herum. "Oh, guck mal, den Ghul da habe ich erschaffen! Und den da auch! AHHH da ist Barlok Eisenhand! Und dort Tarrik Tarkan!" Bei jedem Wort der Aufzählung, zerrte er Aksoys Pelz in eine andere Richtung.

    Crize


    :punkt: Kurzinfo


    Name: Crize bin Crize
    Volk: Rakshaner
    Fraktion: Chaos
    ggf. Gilde: Zebras
    Alter: 36
    Größe: 1,78
    Statur: klapperdürr
    Beruf: Nekromant
    Herkunft: Cara'Cor
    Derzeitiger Wohnort: Cara'Cor
    Familienstand: verheiratet (Ehemann einer Frau, die außer ihm noch mit einem Ghul und einem Tiefling verheiratet ist)
    Sprachen: Rakshanisch



    :punkt: Aussehen


    Crize, der Sohn des Crize und aller anderen Crizes, die Asamura schon vor ihm unsicher machten, ist ein Rakshaner in den besten Jahren. Wegen seiner dürren Statur und unbeschwerten Art und Weise wird er oft für einen Jugendlichen gehalten, wenn er den Schleier trägt, obwohl er bereits über dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Er ist Nekromant, der beste aus der persönlichen Elitetruppe der Zebras von Tarrik Tarkan. Wenn er den Schleier ablegt, offenbart sich ein breites Grinsen von Ohr zu Ohr, völlig ungeachtet dessen, dass er riesige schiefe Zähne hat, die allerdings bestens gepflegt sind.



    :punkt: Charakter und Mentalität


    Genie und gutartiger Wahnsinn sind kennzeichnend für Crize. Man hat bei ihm das Gefühl, dass es ihm überhaupt nicht möglich ist, jemals schlechte Laune zu haben oder irgendwem böse zu sein. Mit seinem schrägen und für Außenstehende bisweilen nicht nachvollziehbarem Humor meistert er jede noch so dunkle Stunde, verletzt damit bisweilen allerdings das ein oder andere sensible Mütchen. Er ist ein wahrer Sohn des Chaos, bisweilen etwas hyperaktiv und vollkommen desorganisiert.


    Er hegt eine Vorliebe für Ghule, die er abgöttisch liebt. Für ihn sind halbverfaulte Leichenfresser niedlich und liebenswert und sie gehören beschützt, gepflegt und betüdelt. Er behandelt sie wie Kleinkinder, auch die gefährlichen Exemplare. Er ist wohl jener Nekromant auf Asamura, der die meisten Ghule in die Welt gesetzt hat und sie alle sind für ihn seine "Babys". Jedoch macht er auch vor der aufdringlichen Bemutterung fremder Ghule keinen Halt. Ihm fehlen der kleine Finger und der Ringfinger der rechten Hand, die ihm ein fremder Ghul abbiss, dem er den Kopf streichelte. Er hat zahlreiche weitere Bissnarben überall am Körper, aber scheinbar wird er nicht schlau.



    Fähigkeiten


    Der Grund für seine herasusragenden magischen Fähigkeiten ist wohl die mehrmalige Einkreuzung von eingeheirateten männlichen Tieflingen in die Linie der Crizes, welche über alle Generationen zu spitzen Ohren und fürchterlich schiefen Zähnen geführt hat, jedoch auch zu außerordentlichem magischen Talent. Auch heute noch sind in seiner Familie mehrere eingeheiratete Tieflinge zu finden. Die ganze Großfamilie zeichnet sich durch engen Zusammenhalt und fast schon krankhaft gute Laune und fröhlichen Optimismus aus, was im krassen Gegensatz zum traditionellen Familienberuf des Nekromanten zu stehen scheint. Vielleicht aber ist sie auch ein Resultat derselben.



    :punkt: Stärken und Schwächen


    + begnadeter Nekromant
    + stets gut gelaunt
    + Optimist
    + sehr tolerant


    - chaotisch und desorganisiert
    - kann nicht böse sein
    - nervt mit seiner chronisch guten Laune in unangebrachten Situationen
    - Kleiner Finger und Ringfinger der rechten Hand fehlen


    :punkt: Reiserucksack


    Crize ist von Kopf bis Fuß in erbeutete Stoffe gewickelt, so dass er ein wenig wie eine Mumie daherkommt, ein Eindruck, zu dem seine dürre Statur ebenfalls beiträgt. Die Stoffenden flattern meistens irgendwo herum, hier und da wickeln sie sich auf und ein Arm oder Bein schaut raus, während Crize meterlange Stoffstreifen hinter sich herschleift, ohne es zu merken. Darüber trägt er eine leichte Lederrüstung.


    Sein magischer Stab ist eine auf eine dünne Stange gesteckte Wirbelsäule einer Riesenhyäne, was zu dem Anschein führt, als würde er nur eine steife Wirbelsäule herumtragen, da die Stange unsichtbar ist. Das Ende ist ein spitzer Knochensplitter, so dass er den Stab auch als Nahkampfwaffe benutzen könnte.


    Kleinkram stopft er überall in seine Bandagen, so dass er das Zeug andauernd verliert, wenn der Stoff sich mal wieder aufwickelt.



    :punkt: Lebenslauf


    Crize wurde, wie etliche Crizes vor ihm, in Cara'Cor geboren und dort lebt und wirkt er noch heute. Sein Leben bot bislang keinerlei herausragende Einschnitte, von seiner Beförderung zu einem Zebra und die Heirat seiner Frau (und deren zwei anderer Männer) abgesehen. Er liebt seine Frau und kommt mit den anderen beiden Männern bestens zurecht. Vielleicht stammt eines der bisherigen vier Kinder von ihm, aber das ist ihm nicht so wichtig, er liebt sie so, wie sie sind. Crize ist rundum glücklich und zufrieden mit seinem Leben.

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    Crize hatte keine Ahnung, was mit ihm geschah, aber er fand es lustig. Aksoy war groß genug, um den dürren Rakshaner problemlos durch die Lüfte zu tragen - und die Brandbomben noch dazu. Das ganze Geschwader bewegte sich in richtung Süden, zu den steil aufragenden Bergen. Crize konnte die Berge nicht leiden, aus dem einfachen Grund, dass dort die Steppe zu Ende war. Bald hatten sie die ersten Hügel hinter sich gelassen und die Spuren der Schlacht wurden immer deutlicher. Den Rauch der Brände roch man bis hier oben, nur, dass die falschen Dinge brannten, nämlich ihre eigenen Leute. Aber das würde sich ja gleich ändern, es war kein Grund, schlechte Laune zu bekommen. Crize pfiff einen flotten Marsch. Unter ihnen tobte der Krieg.


    Entzückt beobachtete Crize die herumkriechenden Ghule, die nicht einmal mehr versuchten, die Toten in ein sicheres Versteck zu ziehen sondern sie gleich an Ort und Stelle benagten. Es waren inzwischen so viele, dass man Stellenweise gar nicht mehr den Boden sah. Dabei gerieten sie in Konflikt mit den arbeitenden Nekromanten, die sie mit Stöcken vertreiben ließen, da sie die Leichen selber brauchten. Aus den Rakshanern erschufen sie sinniger Weise noch mehr Ghule, aus den Zwergen willenlose Zombies. Die Zombies, die an diesem Tage nach Dunkelbruch geschickt wurden, hatten lauter Zahnabdrücke und das eine oder andere Teil fehlte, meistens die Augen und die Lebern. Ächzend und Jaulend wankten die toten Zwerge gegen ihre einstigen Brüder und attackierten sie. Die psycholoschie Wirkung war sicher interessant. Die Rakshaner hatten keinerlei Belagerungswaffen, doch auf psychologische Kriegsführung verstanden sie sich.


    "Da!", kreischte Crize. "Die Triböcke! Die sollen wir abfackeln!" Vor Aufregung schüttelte er Aksoys Hals, als wolle er ihn erwürgen, doch da er als bekennender Faulpelz so gut wie keine Muskeln hatte, während der Tiefling ein Bulle auf zwei Beinen war, hatte dies keinerlei Effekt. "Du musst den Befehl geben! Den BEFEEEEEEEEEEEEHL!" Vor lauter Vorfreude schüttelte er wieder Aksoys Hals.