Beiträge von Vokarit Kaltherz

    Mit jedem seiner Schritte kamen mehr und mehr Erinnerungen zurück. Vokarit hatte das Gefühl von einer weit entfernten Macht angezogen zu werden. So musste sich ein Fisch an einer Angel fühlen.
    Frisch gefallener Schnee erschwerte Vokarits Vorankommen und schließlich begann er seine Kräfte einzuteilen. Wieder und wieder musste er sich bremsen als er sich dabei ertappte wieder an Tempo zuzulegen. "Was willst du denn dort? Da wird niemand mehr sein.". Vokarit ignorierte die Stimme nun schon eine ganze Weile. Ob die Norkara ihm folgte? Dem Alben war es letztendlich gleich, er gab sich nicht einmal Mühe seine Spuren zu verwischen. Seine Priorität lag nun woanders.


    Es dauerte eine ganze Weile, bis Vokarit in die Nähe des Schlachtfeldes kam. Erste Spuren von bereits ausgefochtenen Kämpfen waren zu erkennen. Hier und da waren Reste von Lagerstätten zu sehen, tiefe Wagenspuren und letztendlich die ersten sterblichen Überreste. Vokarit war erstaunt. Wie lang war er ziellos umhergewandert? War er wirklich SO ziellos durch die Gegend gezogen? Die Entfernung zu dem improvisierten Lager mit der Norkara kam ihm gar nicht mal so weit vor. Vokarit warf einen kurzen Blick über die Schulter, wurde dann aber von Geräuschen abgelenkt. Dort vorne links war jemand! Der Alb blieb abrupt stehen und seine Hand wanderte an den Knauf seiner Klinge. Regungslos stand er da und lauschte. Tatsächlich! Stimmen! Sie unterhielten sich! Leicht geduckt machte Vokarit die letzten Meter über die kleine Anhöhe...


    Der Anblick des Schlachtfelds war von grauenhafter Schönheit. Überall lagen Leichen, bereits von einer leichten Schicht Neuschnee bedeckt. Sie wirkten wie Statuen, die aus Marmorblöcken gehauen worden waren. Dann erkannte Vokarit zwei Gestalten, die gerade dabei waren die Leichen nach Wertgegenständen zu durchsuchen. "Verschwindet hier!", bellte Vokarit und erhaschte so schlagartig die Aufmerksamkeit der Personen. Sie erhoben sich. "Ich habe gesagt ihr sollt verschwinden!". Der Alb zog sein Schwert und ging gelassen auf die Personen zu, die nun die Hände hoben. Nach ein paar Schritten kam Bewegung in die Gestalten, sie drehten um und flohen. "Schade...", bedauerte die Stimme in Vokarits Kopf. "Willst du nicht hinterher?". Der Alb schüttelte den Kopf. "Ich muss es einfach wissen. Es gibt viel zu tun.". Vokarit wirkte etwas verloren, so ganz als einzig lebende Person zwischen den vielen Leichen. Doch er suchte weiter und weiter. Irgendwann musste Vokarit jedoch eine Pause einlegen. Er kniete sich einen Moment lang hin und atmete tief durch. Plötzlich funkelte etwas in seinem Augenwinkel und erregte so seine Aufmerksamkeit. "Na, was haben wir denn da?". Vokarit hastete los.

    Schweigend folgte Vokarit Kadlins Erklärung. Der Hauptmann meinte Parallelen zwischen ihrer beider Handwerk zu erkennen. Sein Blick fiel auf die Narben auf der Wange der Frau. Vokarit erinnerte sich zurück an einen seiner Soldaten, der ungefähr in ihrem Alter gewesen sein mochte. Er hatte sich mehrmals verbotenerweise aus der Schlachtlinie zurückgezogen, wurde am Ende Opfer seiner eigenen Feigheit, auf der Flucht und ohne, dass seine Klinge je das Blut eines Feindes gekostet hatte. Oder der andere, der töricht genug gewesen war und den Feind in schwieriges Gelände verfolgt hatte. Es war ein leichtes für die Rebellen gewesen den Alb wie ein Stück Vieh zu töten. Vokarit verzog das Gesicht. "Die kurze hätte die Kerle vermutlich einfach platt gemacht. Vielleicht hätte sie es sogar mit einem aus der vierten Kompanie aufnehmen können?". Vokarit musste sich eingestehen, dass es wohl stimmen mochte. Als die junge Frau weitersprach zuckten seine Augen wieder zurück. Sie mocht zwar fähiger, mutiger oder gerissener sein als manche seiner mittlerweile wohl toten Männer, doch schien es ihm als bereite er ihr trotzdem noch so etwas wie Unbehagen.


    Ein leises Klingen war zu hören als Vokarit sich anders hinsetzte. Er ließ Kadlins Gedanken über den Krieg unkommentiert und schnürte sich sein Bündel um. "Ich werde noch ein wenig rasten, dann aber zeitig weiterziehen.". Vokarit hörte sich selbst diese Worte sagen. Irgendetwas war anders. "Oho!". Tatsächlich. Es kam ihm so vor, als sei gerade ein Stück seiner Befehlsstimme wiedergekehrt von der er geglaubt hatte sie sei verloren. "Der Weg ist noch weit. Ich muss noch bis nach...". Wohin eigentlich? Vokarit unterbrach sich. Wenn er das nur wüsste.
    Dann legte der Alb die Hände zusammen, schloss die Augen und atmete tief durch. So saß er da, nahm die Stille um sich herum wahr und fühlte wieder mehr Kraft in seinen Beinen. Schnee fiel leise hinab und sammelte sich auf Vokarit, der wie versteinert einfach nur da saß und mehr und mehr in seiner Gedankenwelt versank. Langsam aber sicher wich auch der Schmerz.


    "Zu mir!", brüllte Vokarit. "Die Reihen schließen! Verdammt noch mal, schließt die Reihen!". Der Lärm um ihn herum schien seine Befehle zu verschlucken, ebenso der dicke Qualm, der von den Feuern um sie herum ausging. "Schilde!", schrie plötzlich jemand von links und Vokarit riss den Arm hoch. Das Trommeln von einschlagenden Pfeilen war von der anderen Seite seines Schildes zu hören, zwei eiserne Pfeilspitzen fanden ihren Weg hindurch, richteten jedoch keinen weiteren Schaden an. Die Schreie von getroffenen Soldaten ertönten und wieder lichteten sich die Reihen. "Ausrichten! Ausrichten!". Die Linie geriet ins Wanken, als der Kampfeslärm an Intensität zunahm. Eine Gruppe Rebellen brandete gerade wie eine Flutwelle in seine Einheit und begrub gute Männer unter sich. "Schlagt sie zurück!". Vokarit wirbelte mit der Klinge umher und fühlte das Adrenalin in sich kochen. Er stürmte voran. Irgendwo hinter ihm folgten seine Getreuen. Dann vergrub er die Klinge links und rechts neben sich in Fleisch, Knochen und Blut. "Nuharis!", bellte er über die Schulter zu seinem Bannerträger hinüber. "Nehmt ein paar Männer und...NUHARIS!". Ein Pfeil ragte aus dem Brustpanzer des Bannerträgers, der ungläubig auf den gefiederten Schaft starrte. "Nein!". Nuharis wurde von einem Schlag am Hinterkopf getroffen und der Alb kippte mit einer halben Drehung zur Seite hin um. Ein Rebell griff nach dem fallenden Banner, doch einer der Offiziere stürzte sich auf ihn. Vokarits Gesicht verzog sich zu einer irren und blutverschmierten Fratze als sich langsam ein roter Schleier über sein Blickfeld legte. Er lachte.


    Keuchend zuckte Vokarit zusammen und riss die Augen auf. Etwas Schnee fiel von ihm hinunter. Er hatte sich in einer Art Trance befunden, jetzt war er wach. Sein Herz hämmerte laut in seinem Brustkorb und es dauerte ein paar Sekunden bis er sich wieder gesammelt hatte. Er war im Wald. Fernab der Schlacht. Im Wald. Da war Feuer. Überall. Und Blut. Hier nicht, hier war nur ein kleines Lagerfeuer. Ein Kochfeuer. Vokarit erinnerte sich. Auch hier gab es Tote. Er war durch die Gegend geirrt, Wind und Wetter ausgesetzt. Doch er erinnerte sich. Ja. Sein Weg hatte ihn vom Schlachtfeld fortgeführt. In die Wildnis. Hier war er falsch. Er hatte etwas zu erledigen. Er musste zurück. Er musste es einfach wissen. "Ich gehe.". Vokarit stand auf, griff hastig seine Habe zusammen und stampfte los, direkt in die Richtung aus der er gekommen war. Vermutlich hatte er Kadlin mit seinem plötzlichen Handeln aufgeschreckt, wenn es so war hatte er es nicht wirklich mitbekommen. "Wie Ihr sagtet, ein guter Jäger passt sich stets an seine Beute an.". Der Alb grinste düster, denn in ihm begann eine kleine Flamme zu wachsen. "Lass mich raten...Und sie dort drüben ist erst der Anfang!?". Vokarit schüttelte sachte den Kopf und flüsterte ein leises "Nein." nach links.


    "Was für eine freundliche Verabschiedung.", höhnte die Stimme in seinem Kopf. "Nicht nötig.", zischte Vokarit als er das improvisierte Lager bereits ein Stückchen hinter sich gelassen hatte. Er hatte das Gefühl, dass er die Norkara wiedersehen würde.

    Vokarit ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Schließlich zuckte sein linker Mundwinkel leicht nach oben, dann folgte er dem suchenden Blick der Norkara. Der Hund war verschwunden. Mit einer knappen Handbewegung, schon fast eher beiläufig lehnte Vokarit das ihm angebotene Fleisch ab. Dann sprach er plötzlich mit seltsamer, schon fast tonloser Stimme:"Ihr weisst nicht, was ich getan habe.". Trotz der Wärme des Feuers lag auch eine Eiseskälte auf den ruhigen Worten des Alben. Er saß aufrecht da, legte den Kopf leicht schief und seine Augen verengten sich. "Wie kann sie es nur wagen?!". "In einem Krieg ist jeder Feind eine Gefahr für das eigene Leben.". Nun schaute Vokarit verächtlich zu dem toten Körper, dann zuckte seine Aufmerksamkeit abrupt wieder zurück auf die Jägerin. "Glaubt mir.", sagte er dann und schüttelte langsam den Kopf. "Hinterhalt...abgeschlachtet wie Vieh.". Er wiederholte Kadlins Worte quälend langsam und mit düsterem Unterton. Vor Vokarits innerem Auge spielten sich Szenen der Vergangenheit ab. Bilder tanzten in seinem Kopf umher. Bilder seiner toten Kameraden. Bilder derer, die einen dieser feigen Angriffe der Rebellen irgendwie überstanden hatten. Bilder von sterbenden Alben. Wut hatte sich in seinen Gedärmen entzündet und nagte an ihm. "Der nächste Krug geht auf sie! Auf all die gefallenen Kameraden!". Vokarit griff sich an den Gürtel, doch seine Finger tasteten ins Leere. <Natürlich...>. Er erinnerte sich an das Fehlen seines geliebten Weinschlauches und ließ die Hand schließlich auf seinem Knie ruhen. "Letztendlich...", Vokarit versuchte die Bilder in seinem Kopf wie eine Fliege zu verscheuchen. "Letztendlich hat das alles nichts zu sagen. Krieg hält sich an keine Regeln und am Ende sind es alles Schergen, die ihr Leben für ihre Herren hergeben. Zahlen auf Papier, wenn überhaupt.". Natürlich hatte Vokarit kaum jemanden von seiner kleinen Streitmacht gekannt. Sie waren alle nur seine Werkzeuge, abgesehen von seinem Bannerträger und vielleicht sogar dem ein oder anderen höheren Offizier. Verluste schmerzten eher aufgrund der fehlenden Klinge in den Reihen. "Aber vielleicht habt Ihr ja wirklich Recht.". "Was?!". "Es kann gut sein, dass Ihr dieses gegenseitige Abschlachten nie verstehen werdet.". Vokarit erhob sich langsam, zuckte knapp mit den Schultern und ging ein paar Schritte auf und ab. "Wie jagt Ihr eure Beute? Ich nehme an damit?". Er nickte in Richtung Kadlins Speer. "Legt Ihr Fallen? Große Fallen für das, wonach auch immer ihr sucht?". Vokarit stellte noch ein paar weitere Fragen, die jedoch nicht Kadlin als Person sondern eher ihrer Profession galten. Falls sie es sich doch anders überlegen und Jagd auf ihn machen sollte wäre die ein oder andere Information sicherlich hilfreich. Langsam wich nun auch wieder der Schatten aus Vokarits Blick und seine Stimme klang wieder etwas weniger bedrohlich.

    Der düstere Blick von Vokarit klarte etwas auf. Er nahm eine etwas entspanntere Haltung ein, jedoch weiterhin wachsam und bereit für einen etwaigen Angriff. "Mich nützlich machen...", murmelte der Alb und beobachtete die Szenerie. Er hatte sich scheinbar zu sehr daran gewöhnt mit "Herr" angesprochen zu werden. Die Stimme in seinem Kopf lachte schallend. "Jah! Aber unbedingt! Los, tu gefälligst auch mal was!". Vokarit kniff die Augen fest zusammen und atmete tief durch. <Ganz ruhig.>. Seine Gedanken kreisten umher. Was nun? Etwas weiter ausruhen, ja, das würde nicht schaden...ganz im Gegenteil sogar. Aber wie konnte er sich sicher sein, dass er nicht Opfer einer List werden würde? Die junge Frau war nicht von hier. Konnte er ihren Worten überhaupt Glauben schenken? "Hast dus bald?". Vokarit sog scharf Luft ein. "Kannst du nicht einmal still sein?". Die Norkara blickte kurz auf und bemerkte schnell, dass sie mit diesem Satz nicht gemeint sein konnte. "Wie könnte ich? Außerdem hast du immer noch kein Holz nachgelegt.". Vokarit schaute zu dem kleinen Haufen Holzscheite hinüber und ging darauf zu. Norgrim folgte Vokarits Bewegungen und der Alb meinte sogar einmal ein leises Knurren von dem Tier vernommen zu haben. Halbherzig nahm Vokarit einen der Scheite und legte ihn in das kleine Feuer.
    "Was solls...", sagte er leise zu sich selbst und steckte nun auch seine Klinge weg. Dann sammelte der Alb schnell seine Ausrüstung zusammen und setzte sich auf die andere Seite des Feuers, direkt gegenüber von Kadlin auf den Boden. "Der große Vokarit Kaltherz befolgt Anweisungen einer kleinen Frau und traut dieser völlig fremden Person scheinbar auch noch?". Vokarit ignorierte die verhöhnenden Worte in seinem Kopf. Er saß einfach nur still und regungslos da, starrte durch die nun langsam größer werdenen Flammen Kadlin und ihren Begleiter an. Wieder flogen Gedanken, Fragen und Vermutungen durch seinen Kopf, doch ließ er sich nichts anmerken. Er dachte nach, schätzte ab, beobachtete. Dann unterbrach Vokarit plötzlich die eingekehrte Ruhe. "Ihr gebt vor in keinem Krieg zu kämpfen. Aber wenn es so ist wie ihr sagt, was führt euch dann hierher? Aussicht auf leicht verdientes Geld? Beute? Abenteuer?". Die eine Hand lag locker auf dem Schwertknauf, mit der anderen Hand massierte sich Vokarit nun den Schmerz aus dem seitlichen Halsmuskel. Er konnte noch nicht genau sagen was er von der fremden Frau halten sollte. Es schien als sei sie nicht von höherem Stand, eher so etwas wie eine einfache Jägerin. Ob sie seinen Rang erkannt hatte? Natürlich war es aufgrund seiner Ausrüstung schon fast offensichtlich, dass er kein einfacher Soldat sein konnte. "Du willst also wissen wer dich umbringt, falls es soweit kommt?". "Welchem Handwerk geht ihr nach?". Für Vokarit war klar, dass er handeln müsste sobald Worte wie Söldner oder Kopfgeld in der Antwort der Frau vorkamen.

    "Das ist keiner von diesem Rebellenpack.", stellte die Stimme in Vokarits Kopf erstaunt fest. "Ich sehs.", presste der Alb zwischen den Zähnen hervor. Er umfasste den Griff seines Schwertes nun fester und bereitete sich auf eine Abwehrreaktion vor. Er konnte diese...ja...diese...Frau nicht einfach so angreifen. Es lag nicht etwa daran, dass er sich vor ihr fürchtete, viel mehr traute er seinem Körper nicht zu gegen sie zu kämpfen, denn schließlich wusste er nichts über sie und ihre Fähigkeiten. Bei den Rebellen war es einfacher. Das waren Bauern, Milizionäre und lächerliche Soldaten. Doch hatten sie es trotzden geschafft... Vokarit schüttelte den Kopf um diesen Gedanken nicht zuendedenken zu müssen. Jedenfalls war ein plötzlicher Angriff seinerseits ausgeschlossen. Nicht in diesem Zustand. Vorsichtig und langsam bewegte sich der Alb nach rechts, weiterhin auf die ihm gegenüber achtend. Er ließ die Frau nicht aus den Augen, während er mit der freien Hand nach seinem Bündel tastete. Schließlich bekam der Alb es zu fassen und hob es auf. "Ich werde jetzt einfach weitergehen. Ich überlasse euch dieses Lager und das, was ihr darin findet. Es ist Krieg, zu dieser Zeit ist alles kostbar.". Kurz zuckte sein wachsamer Blick in Richtung Leichnam. "Oder gehört ihr zu ihnen?". Ein Knurren hinter sich hörend wirbelte Vokarit herum. "Was haben wir denn da?". Der Alb warf der Norkara einen anerkennenden Blick über die Schulter hinweg zu und nickte knapp. Ein tierischer Begleiter also. "Du hattest auch mal ein Haustier, weisst du noch? Frostschuppe, der Waran? Schönes Reittier.". "Sag seinen Namen nicht!", blaffte Vokarit nach links, so als würde er eine dort stehende Person zurechtweisen. Es war jedoch für die Norkara und auch ihren Begleiter offensichtlich, dass da niemand war. Trotzdem zuckten sie bei Vokarits Ansage im Feldherrenton zusammen, mit solch einer Reaktion hatten sie nun wirklich nicht rechnen können. "Ich glaube du verstörst gerade ein wenig deine neuen Freunde.". Vokarit schaute nun zwischen Kadlin und Norgrim hin und her. "Jedenfalls werde ich...". Ein dumpfes, metallisches Poltern erklang, als der Reiterhelm aus Vokarits Bündel rutschte und auf den von den Spähern festgetrampelten Boden fiel. Dort kullerte er unkontrolliert umher, dann direkt in Richtung Kochstelle. Vokarit hechtete dem Helm hinterher. Er bekam diesen zu packen, begrub ihn unter sich und rollte sich ab, so wie er es während seiner Ausbildung gefühlt viel zu oft trainiert hatte. Wie sich herausstellen sollte war es nicht eine seiner besten Ideen. Sämtliche Luft wurde beim Aufprall auf dem Boden aus Vokarits Lungen gepresst und er schnappte nach seiner Dreipunktlandung lauthals nach Luft. Hastig verstaute er den Helm etwas unbeholfen in seinem Bündel und hob wieder das Schwert in Richtung seiner, nunja, seiner was eigentlich? Seiner Jäger? Häscher des Feindes? Waren sie ihm gefolgt? Warum sie? "Wisst ihr, wer ich bin?". Vokarit fragte die Frau nun gerade heraus und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. "Das könnte interessant werden. Ob sie wirklich hinter dir her sind?". "Wir werden sehen.", flüsterte Vokarit. Er war jedenfalls bereit für das Ende. Falls es soweit kommen musste, so würde er aber mindestens einen von beiden mit sich in die Finsternis des Todes reißen. Seine Seele mochte am Wahnsinn lecken, doch war dies Fluch und Segen zugleich, selbst in Situationen wie diesen. Und das sah man ihm auch an.

    Es waren zwei Portionen von irgendeinem einheimischen Essen, mehr konnte Vokarit nicht darüber sagen. Lag das vielleicht an seinem gefühlt unstillbarem Hunger? Bald schon hatte er auch den letzten Bissen verdrückt und fühlte sich besser. Zwar immer noch erschöpft, aber besser. "Hast du da nicht noch etwas vergessen?". Vokarit schaute in den Topf. Leer. "Nicht in dem Topf, da hinten!". Da war ja noch was! Vorsichtig tastete sich der Alb zu dem Bündel weiter hinten, wo er zuvor den Helm gesehen hatte. Er war noch da. Wer hätte ihn auch an sich nehmen sollen? Mit leicht zittrigen Händen untersuchte Vokarit den Helm. Es handelte sich um eine Ausführung wie sie von leichter Kavallerie der Frostalben getragen wurde. An der Unterseite des Nackenschutz hatte der Vorbesitzer scheinbar sein Zeichen hinterlassen. Vokarit hatte es noch nie zuvor gesehen, doch war ihm das Einheitensymbol daneben vage bekannt. "Ob die den Helm als Trophäe mitgenommen haben?". "Möglich. Sie werden ihn zumindest nicht einfach gestohlen haben, warum sollten sie auch?". "Könnte doch sein, dass einer der anderen Feldherren irgendwo in der Nähe sein Lager aufgeschlagen hat? Oder sie haben gegen eine Patrouille gekämpft? Hey, wie auch immer, dann bist du ja vielleicht doch nicht ganz allein.". Vokarit schnaubte verächtlich. "Wie könnte ich das denn bitte auch?". "Stimmt.". Der Frostalb beschloss den Helm erst einmal an sich zu nehmen. Er passte ihm nicht ganz, doch war es besser als gar kein Kopfschutz.


    Vokarit durchsuchte das Gepäck der beiden Arashi. Neben eher improvisiert scheinenden Ausrüstungsgegenständen und etwas Verbandszeug fand er immerhin etwas Proviant, einen noch fast vollen Trinkschlauch und eine Decke. Ihm war nicht wirklich kalt, doch würde das dicke Stück Wollstoff ein guter Schutz gegen die Witterung sein. Auch die anderen Fundstückte behielt er für sich. "Was jetzt?". Er dachte nach. "Wer weiss, wie viele von denen noch hier in der Nähe sind oder ob es Nachzügler gibt.". Vokarit nickte zu dem Leichnam, der einen halben Meter von der Feuerstelle entfernt lag. "Aber ich muss mich kurz ausruhen.". Vokarit setzte sich etwas abseits des Feuers an einen Baum und begann mit der Pflege seiner Ausrüstung, den fein geschmiedeten Brustpanzer behielt er an. Er wünschte sich seine Gefährten zurück und betete still, dass es ihnen gut gehen mochte. "War da was?". Vokarit verharrte in seiner Position, nur seine Augen bewegten sich, der Blick zuckte umher. Er war sich nicht sicher. Dann knackte etwas in unmittelbarer Umgebung, Vokarit schnellte hoch und griff nach seinem Schwert. Der schwache Schein des Feuers spiegelte sich in der leicht gebogenen Klinge des Langschwerts als Vokarits linkes Knie nachgab. "Hsssssssst!!", zischte er mit schmerzverzehrtem Gesicht. Das war zu schnell! Sein geschundener Körper rebellierte, doch spürte der Alb auch Adrenalin in sich aufsteigen. Litt er nun auch noch an Verfolgungswahn oder würde er bald sein Leben so teuer wir möglich verkaufen dürfen?

    <Nicht...stehen...bleiben.>. Vokarit zwang seinen Körper zu gehorchen. Wieder und wieder setzte der Alb einen Fuß vor den anderen, unerbittlich dem leichten Schneefall und dem scharfen Wind trotzend. Dann war da auch noch dieser Hunger. Das Gewicht seines Brustpanzers zog ihn in Richtung Erdboden, doch was sollte er tun? Den letzten ihm verbliebenen Schutz aufgeben? Sie hatten ihm alles genommen. Sein befestigtes Lager war zerstört, seine Männer fort, entweder tot, vermisst oder sonstwo in diesem verdammten Landstrich. Was mochte nur aus denen, die bis zuletzt übrig waren geworden sein? Viele waren es nicht. Vokarit hoffte, dass Nuharis irgendwie überlebt hatte. Sein Bannerträger war bis zuletzt nicht von seiner Seite gewichen, hatte seinem Herren immer treu beigestanden. "Du hängst schon wieder deinen Verlusten nach, was? Überleben ist jetzt erst einmal wichtiger.". "Schnauze.". Es war das einzige, was der Alb seiner Gedankenwelt entgegenzusetzen hatte. "Es lag nicht an dir, das wissen wir doch beide.". Ein schwacher Trost mit sarkastischem Unterton. Wieder warf Vokarit einen Blick zurück. Irgendwo dort hinter ihm waren sie, so viel war sicher. "Wenn, dann gehen wir hier wenigstens zusammen drauf.".
    Bald schon begann auch der gefühlt letzte Muskel in Vokarits Körper zu streiken. Er konnte nicht weiter, musste sich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Doch wo sollte er nur einen geeigneten Unterschlupf finden? Stimmen unterbrachen seine Gedanken. Da war jemand. Vokarit blieb stehen und lauschte. Es handelte sich um zwei Personen, keine Frostalben. Er verzog das Gesicht vor Schmerzen als er leicht in die Hocke ging. Dennoch bewegte sich der Alb lautlos voran.


    "Komm schon, die schaffen wir.". Vokarit hatte die beiden Arashi nun eine gefühlte Ewigkeit beobachtet. Es musste sich um einen Spähtrupp handeln, zumindest wenn man bei diesem Rebellenpack überhaupt von so etwas reden konnte. Sie schienen sich sicher zu fühlen. Waffen waren nicht in Griffreichweite und von Wachsamkeit und Vorsicht konnte man bei dieser Gesprächslautstärke nicht wirklich reden. Es zischte leise, als der eine Mann eine weitere Handvoll Zutaten in den Topf warf und umrührte. Dieser Geruch... Vokarits Blick verfinsterte sich, als ihm ein kleines Bündel schräg hinter dem Mann am Kochfeuer gewahr wurde. Ein frostalbischer Helm lag dort, der Lichtschein des Feuers spiegelte sich schwach darin. "Wo die den wohl herhaben?". "Finden wir es heraus.". Vokarit zog sich zurück und wartete im Schutz der Schatten auf seine Gelegenheit.


    Es dauerte nicht lang, da verließ einer der Späher das kleine Lager um sich vor dem Essen noch einmal zu erleichtern. Hunger und Erschöpfung waren fast vergessen als Vokarit seinen Dolch zog. Jetzt musste es schnell gehen. Eben hatte der Kerl seinem Kumpanen noch etwas über die Schulter hinweg zugerufen, da lag er auch schon in seinem eigenem Blut am Boden. Der Mann am Feuer sagte etwas, schien dann eine Frage zu stellen. Als die Antwort ausblieb erhob er sich und fragte erneut und etwas lauter. Vokarit stürmte los, jede Sekunde war nun entscheident. Unter Aufgebot seiner letzten Kraftreserven warf sich der Alb auf den überraschten Arashi, der hastig versuchte seinen Speer zu erreichen. Erfolglos. Vokarit befreite die blutüberströmte Klinge aus dem nun leblosen Körper und schob diesen von sich weg. Ein paar Sekunden lag er einfach nur da, atmete tief durch und kroch dann in Richtung Kochfeuer. Was auch immer in dem Topf sein mochte, er würde nichts davon übrig lassen.

    Es hatte länger gedauert als ursprünglich gedacht, doch war Vokarit mit dem Ergebnis zufrieden. Fei war außerordentlich hilfreich gewesen und hatte ihm gesagt, was sie wusste. Das Zeichen im Gesicht des Soldaten war ein Symbol für Widerstand, nur eine bestimmte Gruppierung trug es als Wappen...und ritzte es in die Feinde, denen sie eben diesen Widerstand leisteten. Ihr momentaner Anführer nannte sich anscheinend "Hoffnungsschimmer", was Vokarit nur mit einem gleichgültigen Lacher kommentiert hatte. Nur blieb weiterhin die Frage, wie Vokarit mit diesen Überfällen umgehen sollte. Diese Rebellen würden sich ihm wohl nie im offenen Feld stellen, da war sich der Frostalb mehr als sicher. Dörfer oder Lager plündern würde sie auch nicht dazu zwingen, stattdessen zwangen sie ihm ihre Bedingungen eines Kampfes auf. Darüber musste er noch einmal nachdenken... Schließlich war das..."Gespräch"...mit Fei zuende. Vokarit sah sich also einer Art Einheit gegenüber, die in Zeiten der Not zusammenkam um gegen Feinde von Außen zu kämpfen. Noch war sich der Frostalb nicht sicher, wie er seinen Gegenüber einordnen sollte...doch das würde sich schon bald herausstellen.


    Nachdem Vokarit sich bei Fei für die Unterhaltung bedankt und für sein grobes Verhalten entschuldigt hatte (wobei die Stimme in seinem Kopf jeden Satz überaus überspitzt nachäffte) machte er sich auf den Weg zum Lazarett. Vielleicht war der Soldat ja schon wieder ansprechbar? Vokarit sollte Glück haben. Als er den Raum mit dem Überlebenden betrat, hatte diese sich gerade im Bett aufgerichtet und trank langsam und vorsichtig aus einer Schale, die ihm von einem Feldmedicus gereicht wurde. "Ich muss mit dem Mann sprechen.", sagte Vokarit knapp und der Medicus verschwand nach einer kurzen Verbeugung. Der Soldat versuchte zu salutieren, was ihm sichtlich Schmerzen zufügte. "Lasst gut sein.", meinte Vokarit und schüttelte den Kopf. "Werdet gesund, dann ist Zeit für salutieren und dergleichen. Sagt, wie fühlt ihr euch, könnt ihr reden, mir erzählen was vorgefallen ist?". Der Soldat nickte. "Ja, Herr, es war so.". Er versuchte sich im Bett hinzusetzen, zuckte allerdings vor Schmerzen zischend zusammen. "Ruhig, Mann!", mahnte Vokarit seinen Soldaten. "Ganz ruhig. Wir haben Zeit. Überanstrengt Euch nicht. Erzählt mir einfach nur, woran ihr euch erinnert. Wer waren die Gegner, wie viele waren sie?". Nach einer kurzen Pause begann der Soldat mit seinem Bericht. "Wir waren auf Patrouille. Dann plötzlich wurde Eskiroth von einem Pfeil getroffen. Er war direkt tot.". Kurz flackerte Trauer über den Verlust des Offiziers in den Augen des Soldaten auf, doch fing er sich rasch wieder. "Wir bildeten einen Schildwall, verteidigten uns in alle Richtungen. Dann kamen sie. Sie kamen von überall. Aus den Büschen, aus den Bäumen, tauchten scheinbar aus der Erde auf wie Pilze oder wildes Gras. Ihre Zahl war schier endlos". Erneut hielt der Soldat inne, erlebte anscheinend den Moment der Kämpfe vor dem inneren Auge ein weiteres Mal. "Zuerst fiel Hokorat, dann Koshirek.". Vokarit wartete, wollte den Mann nicht unterbrechen. Dieser schaute nun seinen Herren direkt in die Augen. "Sie durchbrachen unsere Verteidigung. Nach und nach wurden unsere Leute überwältigt, niedergemetzelt. Ich wollte Verstärkung holen, wenigstens versuchen Bericht zu erstatten. Doch sie fanden mich. Sie...", er schaute zu seinem mittlerweile verbundenen Bein. "Ich war der letzte. Einer wollte mich töten, er trug einen riesigen Hammer.". Furcht griff mit kalten Fingern nach dem Soldaten. "Sie wollten durch mich eine Botschaft überbringen...vorher überließ mich der Anführer seinen Leuten. Sie schlugen mich zusammen, ich fürchtete nie wieder den Stützpunkt zu erreichen, geschweige denn irgendwie zu überleben.". Vokarit griff nach einem Pergament, welches in der Nähe des bandagierten Mannes lag. Der Medicus hatte dort die Verletzungen aufgelistet und was er als Behandlung angeordnet hatte. Der Frostalb verzog das Gesicht. Die Rebellen waren wahrlich nicht zimperlich gewesen um den Überlebenden so zuzurichten. "Und...was dann?". Der Soldat schwieg erneut einen Moment, schaute zu Boden. "Herr. Diese Rebellen sind eine Art Freiheitskämpfer. Sie sagten, dies sei erst der Anfang gewesen. Sie sagten sie werden jeden von uns töten. Sie sagten, dass der Tod grausamer und langsamer kommen würde, je nachdem wie hoch der Rang von uns ist. Herr, ich....". Vokarit unterbrach den Soldaten. "Sagt, wenn ich Euch einen Haufen Gefangene vor die Füße werfen würde, wäret ihr in der Lage zumindest ein paar der Angreifer unter ihnen zu identifizieren?". Der soldat überlegte, nickte dann jedoch selbstsicher. "Ja, Herr! Den ein oder anderen von Ihnen werde ich nie vergessen.", seine Miene verfinsterte sich und er spuckte auf den Boden. "Gut. Es könnte sein, dass Ihr mir dann bald zur Hand gehen müsst.". Vokarit erhob sich und schritt von dannen. "Herr, wie meint ihr das? Habt ihr etwa die Angreifer schon in Gewahrsam?". Vokarit antwortete nicht auf die Fragen, schnippte in Richtung Medicus, der sich nun wieder schnellen Schrittes um den Verwundeten kümmerte. Was hätte er auch sagen sollen?


    "In Ordnung, was machen wir jetzt?", fragte die Stimme. Vokarit saß an seinem Schreibtisch, die Fingerspitzen aneinandergelegt, sich mit den Ellenbogen abstützend. Er starrte ins Leere. "Ich habe dich etwas gefragt!", sagte die Stimme, nun sogar etwas lauter. "Hallooooohoooooo?!". "Ruhe!", schrie Vokarit und fegte einen Kelch von der Tischplatte. Durch sein "Ruhe!" und das Klirren des Kelches wurden Fei und die beiden Wächter an der Tür aufgeschreckt. Niemand hatte sich zuvor auch nur bewegt, geschweige denn etwas gesagt. Die Wächter, die reflexartig den Schild nach vorn gerissen und den Speer aufgelegt hatten, nahmen nun wieder eine entspanntere Haltung an, Feis Zusammenzucken war von Vokarit unbemerkt geblieben. "Wir werden den Angreifern eine Nachricht zukommen lassen.", meinte Vokarit zu irgendwie niemandem. Die Wächter starrten sturr geradeaus, Fei legte den Kopf schief. "Ich muss wissen, wer der Anführer dieser Gruppe ist.". "Und wie willst du das anstellen?", fragte die Stimme. "Willst du den Kerl auf einen Tee einladen? Nett mit ihm plaudern?". Vokarit kratzte sich am Kinn. "Wir werden ein Treffen vorschlagen. Er, ich und jeweils zwei Begleiter.". "Und wer soll diese Nachricht überbringen? Du hast doch gesehen, was sie mit unseren Leuten anstellen wenn sie die in die Finger kriegen.". Vokarit nickte. Die Stimme hatte Recht. Er konnte keinen seiner Leute schicken, niemand würde lebend wieder aus diesem verdammten Waldstück hinauskommen, schon gar nicht alleine. "Fei, du musst etwas für mich tun.".

    Schweigend hockte der Mann im Geäst des Baumes. Er wartete. Und wartete. Nichts passierte. <Wie lange sollen wir hier noch unsere Zeit verschwenden?>. Er hatte Anweisung bekommen seinen Posten nicht zu verlassen, sollte zuschlagen wenn die Patrouille den Weg entlangzog. Sein Angriff würde den Überfall eröffnen. Wieder musterte er seine Waffe. Ein recht improvisiert wirkender Bogen und schlecht zusammengeschusterte Pfeile. Damit sollte er gegen Frostalben kämpfen? Es würde reichen müssen. Sein Blick wanderte umher. Obwohl er sie nicht sah, so wusste er doch, dass seine Gefährten in den anderen Bäumen und Büschen verborgen waren. Erneut pfiff er zwischen den Zähnen hindurch, wartete auf die Antwort seiner Kameraden. Sie kam. Erst direkt links neben ihm, dann, nach und nach, reagierten seine Leute mit den entsprechenden Tierlauten. Alle waren noch da. Gut so. Er änderte die Position seiner Beine, kämpfte einige Sekunden gegen einen Krampf in der Wade. Dann plötzlich vernahm er ein leises Klimpern. Der Mann erstarrte. Tatsächlich waren wenige Momente später Schritte zu vernehmen. Eine Gruppe marschierte, die Schritte wurden lauter. Dann sah er sie. Frostalben. Eine kleine Schar, zehn Soldaten, kam den schmalen Weg entlang. An ihrer Seite marschierte scheinbar ein Offizier, der Mann erkannte ihn an der Helmart und den verzierten Schulterpanzern. Der Offizier ging schnellen Schrittes an seinen Leuten vorbei und setzte sich wieder an die Spitze der Kolonne. Er hatte anscheinend die Reihen, den Gleichschritt oder die Ausrüstung seiner Leute während des Marschierens inspiziert. Langsam und leise hob er den Bogen, legte einen der Pfeile auf. Die Sehne spannte sich, kaum wahrnehmbar knackte der Bogen, als die Spannung stärker wurde. Den Offizier, ja, den würde er ausschalten. Ohne Anführer würden die Soldaten nicht wissen wie sie reagieren sollten, waren vermutlich ein leichteres Ziel für die anderen. Zischend verabschiedete sich der Pfeil von der Sehne. Er schaute dem Pfeil nach, bis dieser schräg zwischen Schulter und Hals des Offiziers einschlug. Die Wucht des Aufpralls riss den Alben von seinen Füßen und er kippte zur Seite hin um. Nur wenige Sekunden später waren auch schon die Kriegsschreie seiner Kameraden zu hören. Der Mann legte einen neuen Pfeil auf, sah, wie die Frostalben sich in so viele Richtungen wie nur möglich verteidigen wollten. Sie bildeten einen Schildwall, schauten unsicher umher. Dann rasten die ersten Rebellen heran. Sie waren größtenteils mit Werkzeugen statt mit Waffen ausgerüstet, viele von ihnen starben bevor der nächste Frostalb tot zu Boden sank. Erneut legte der Mann einen Pfeil auf, suchte ein Ziel. Er hatte kein freies Schussfeld. Langsam aber sicher wurde der Druck auf die Frostalben zu groß. Ihre Formation brach zusammen, der Kampf wurde zu einem blutigen Gefecht Mann gegen Mann. Trotz mangelnder Ausbildung oder ordentlicher Ausrüstung rangen die Rebellen einen Alben nach dem anderen nieder, prügelten auf die am Boden liegenden Feinde ein, bis sie sich nicht mehr rührten. Es war eine bestialische Angelegenheit. Dann trat Stille ein. Auch die anderen Schützen kamen nun aus dem Geäst ihrer Bäume hinunter, gesellten sich zu den Kämpfern, die die Leichen der Frostalben fledderten. Der Mann zählte die toten Körper. Zehn. Es waren nur zehn. Einer fehlte! Hastig sah er sich um, rief "Einer ist entkommen!". Niemand beachtete ihn. Dann sah er die Blutspur auf dem Boden, die von dem Ort des Gefechtes wegführte. Einer schien sich in Richtung Unterholz geschlagen zu haben. Also nahm der Mann die Verfolgung auf. Es dauerte nicht lange, da hatte er den flüchtigen Soldaten schon gefunden. Dieser hielt sich gerade so an einem Baumstumpf fest, hustete und schnaufte. Der Mann zog sein Messer, als der Frostalb sich zu ihm umsah. Die Zeit verstrich, keiner der beiden bewegte sich. Der Frostalb war der erste, der reagierte und machte Anstalten zu fliehen. Er hatte keine Waffe mehr bei sich, zog sein rechtes Bein fluchend hinter sich her. Erneut stolperte der Soldat, landete unsanft auf dem Boden. Er robbte von dem Mann weg, schrie auf, als dieser auf sein verletztes Bein trat. Weiter kam er nicht. Entkommen war nicht möglich. Der Mann schaute mit finsterer Miene auf den am Boden liegenden Frostalben hinunter. Kurze Zeit später rauschten zwei seiner Kameraden heran. "Da is ja noch einer!", rief der eine. "Gut, dass du den noch gefunden hast!", meinte der andere, der sich diverse Ausrüstungsgegenstände der Frostalben über die Schulter geworfen hatte. "Lass uns den auch noch kalt machen, dann sind wir hier endlich fertig.". Das Grinsen in dem blutverschmierten Gesicht des Mannes wurde breiter und er hob einen versifften Hammer. "Ich klatsch dir die Birne weg, Freundchen!". Er stampfte in Richtung des Soldaten, der weiterhin nicht entkommen konnte. "Halt."., sagte der Mann und löste seinen Fuß vom Bein des Soldaten. "Lasst ihn leben. Wir brauchen einen von denen, damit er eine Botschaft überbringt.". "Ohhh, eine Botschaft...na gut, dann bleibt er am Leben. Aber ich finde, dass wir ihm dann auch helfen sollten.". Kurzzeitig sahen sich die drei Rebellen an. "Inwiefern?". "Naja...wir sollten dafür sorgen, dass seine Leute ihm auch glauben, was hier passiert ist.". Erneut grinste der Kerl und verschwand wieder im Gebüsch.



    Vokarit inspizierte die Posten. Er war stolz auf die Arbeit, die seine Männer geleistet hatten. Gemeinsam hatten sie das Dorf in eine wahre Festung verwandelt. Es hatte gedauert, ab und an hatten die Arbeiten sogar das Leben eines der zur Arbeit gezwungenen Dorfbewohner gekostet. Verschmerzbare Verluste. Gräben waren gezogen worden, sogar Türme hatte man errichtet. Vokarit wusste zwar, dass seine "Burg" keiner Belagerung standhalten könnte, jedoch würde es gegen dieses Rebellenpack reichen. Die Überfälle hatten abgenommen, anscheinend hatte die Machtdemonstration bei dem Holzfällerlager geholfen. Kein Arashirebell war den Frostalben seit diesem Zeitpunkt mehr begegnet. Vokarit wusste, dass dies aber nur eine trügerische Sicherheit war. Nun, sollten sie sich doch zusammenrotten. Er und seine Leute würden den Posten hier schon halten.
    "Ihr da.", sprach Vokarit den Schützen neben sich auf dem Aussichtsturm an. "Ja, mein Herr?". "Haltet die Augen offen. Es mag sein, dass wir seit Tagen keine Vorkommnisse haben...aber unterschätzt den Feind nicht.". "Ja, Herr.", sagte der Mann und nahm erneut Haltung an. Vokarit war sich nicht sicher, warum er dem Mann seine Aufgabe erneut erklärt hatte. Er wusste, was er zu tun hatte, doch Vokarit fühlte sich nun besser. "Rede dir ruhig selbst sowas wie Sicherheit ein.". Vokarit konnte das Grinsen der Stimme fast sehen. "Wir sind hier gut aufgestellt.". Gab Vokarit trocken zurück und machte sich auf den Weg von dem Turm hinab auf die Wehrgänge. "Ich diskutiere nicht mit dir. Sei einfach still.". Tatsächlich schwieg die Stimme? "Herr! Seht doch nur dort!". Vokarit musterte den Soldaten, der auf ihn zugerannt kam. Auch er nahm Haltung vor seinem Anführer an, salutierte und deutete dann mit seinem Speer in Richtung Waldrand. Der Blick des Frostalben folgte der Richtung, in die der Soldat zeigte. Jemand taumelte auf Vokarits Festung zu. Es war einer seiner Soldaten...



    Kurze Zeit später empfing Vokarit den Soldaten am Tor. Er gehörte der Patrouille an, die er am Morgen entsandt hatte. "Wo ist der Rest der Männer? Wo ist Eskiroth?". Vokarits Fragen nach Soldaten und Offizier wurden von seinem Schergen nicht beantwortet. Das Blut in Vokarits Adern schien zu gefrieren, als er seinen Soldaten näher betrachtete. Er war übelst zugerichtet worden, man hatte ihn anscheinend zusammengeschlagen, geprügelt und ihm ein Zeichen in die linke Wange geschnitten. Der Soldat versuchte etwas zu sagen, doch es gelang ihm nicht. Vor Schwäche zitternd brach der Mann schließlich zusammen. Über die Schulter hinweg verlangte Vokarit nach seinem Bannerträger. Dieser folgte dem Befehl seines Herren, eilte herbei so schnell er konnte. "Schafft ihn weg. Er muss überleben.". Vokarits Anweisungen waren eindeutig. Er würde sich später um den Überlebenden kümmern. "Herr!". Vokarit hielt an, drehte sich wieder zu seinem Bannerträger um. "Was ist...". Weiter sprach Vokarit nicht. Es reichte nur zu sehen, was Nuharis entdeckt hatte. Der Bannerträger hielt ein Bündel in der Hand, welches dem Überlebenden auf den Rücken geschnallt worden war. Mehrere Köpfe kullerten auf den Boden. Flammender Zorn loderte in Vokarit auf. "Wen mähen wir nun als nächstes nieder?", fragte die Stimme, doch Vokarit hatte noch keine Antwort. "Das wird ein Nachspiel haben.". Schon öfters hatte Vokarit Zorn gefühlt...doch dieses Mal war es anders. "FEI!", brüllte Vokarit nach seiner Schankmaid. Sie erschien neben ihrem neuen Herren. "Mitkommen.". Er zerrte die Frau am Oberarm hinter sich her und verschwand mit ihr in dem Haupthaus. Dort schleuderte er sie vor seinen Thron. Dumpf prallte sie auf dem steinernden Boden auf. "Wer sind die Leute? Wer hat das getan?". Die Frau war leicht benommen. Vokarit rauschte zu ihr hinüber, riss ihren Kopf an den Haaren zurück. "Du kennst dieses Zeichen. Sag mir alles, was du darüber weisst.". "Ja, zeigs der Kleinen!", fachte die Stimme den Zorn Vokarits weiter an. "Du glaubst, dass das da draußen böse war? Oh nein, meine liebe. Ich sage dir, ich bin hier das Böse. ICH bin hier das BÖSE!". Sie wimmerte. Vokarit ließ von der Frau ab. Sie wollte den Raum verlassen, erstarrte jedoch als Vokarit "Bleib hier!", donnerte. Die Stimme in seinem Kopf lachte finster. Vokarit ging auf die Frau zu, sie zuckte zusammen als er seine Hand auf ihre Schulter legte. Dann nahm er sie in den Arm, hielt sie sanft fest. "Hilf mir diejenigen zu finden, die dafür verantwortlich sind.", flüsterte er. Eine Träne rann über das Gesicht von Fei. Sie sah Vokarit mit großen Augen mehrere Sekunden lang an. Dann nickte sie. "Ich wette sie weiss noch mehr! Los komm, gib ihr noch eine mit!". Vokarit ignorierte die Stimme, wischte Fei die Haare aus dem Gesicht. "Sag mir, was du weisst. Ich werde dir nichts tun. Versprochen.".

    Ein neuer Tag war angebrochen und Vokarit wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Nuharis hatte ihn geweckt. "Was...was ist los?", verlangte Vokarit zu wissen und kam langsam aber sicher zu sich. Er hätte den Wein vielleicht doch nicht austrinken sollen... "Na? Schwerer Kopf?". "Halt den Mund.", fauchte Vokarit. Sein Bannerträger wich erschrocken zurück und schluckte die Worte, die er eigentlich sagen wollte, hinunter. "Was ist denn jetzt? Sprich!", blaffte Vokarit seinen Bannerträger an. Dieser schaute einen Moment lang verwirrt drein, doch begann dann zu erzählen. "Unsere Posten haben melden die Rückkehr unserer Späher.". Vokarit massierte einen Moment lang seine Schläfen, schaute Nuharis anschließend scharf an. "Und was ist daran so besonders?", verlangte der Frostalb zu wissen. "Nun, Herr, nicht alle von ihnen kamen lebend zurück.". Einen Moment lang herrschte Stille, dann sprang Vokarit auf. "Das kann doch nicht wahr sein.", fluchte er und warf sich seine Kleidung über. "Das waren tapfere und nicht gerade unerfahrene Soldaten. Wie konnte es dazu kommen?". Sein Bannerträger hatte keine Antwort auf diese Frage, bemerkte jedoch, dass sein Herr Schwierigkeiten hatte in seine Rüstung zu kommen. Erst wehrte sich Vokarit gegen die Hilfe seines Bannerträgers, doch ließ er es dann letztendlich doch zu. "Ich will mir das alles selbst ansehen.", gab Vokarit schließlich auf dem Weg nach Draußen bekannt und Nuharis nickte. "Seht zu, dass diese Bauern hier so wenig wie möglich davon mitbekommen.". "Sorgt euch nicht, Herr, es ist bereits dafür Sorge getragen worden. Die Leichen der Späher wurden eingeschmuggelt und befinden sich nun in einer kleinen Hütte.". "Bringt mich hin.". "Jawohl.". "Mal sehen, was deinen ach so tapferen Kriegern zugestoßen ist, hm?".


    Vokarit ging langsam um die aufgebahrten Leichen herum. Sie waren übel zugerichtet, aber immerhin noch in einem Stück. "Wie kamen sie hier an?", fragte Vokarit Nuharis, der sogleich Auskunft gab. "Man hat die toten Reiter an ihre Reittiere gebunden. Wir wissen nicht, wie es möglich war, dass die Tiere dies mit sich haben machen lassen.". Vokarit nickte, konnte sich das selbst nicht erklären. "Herr, fast alle unserer...Leute...wurden von hinten ermordet. Ein Großteil der Wunden, vor allem die tödlichen, sind sogar im Genickbereich. Die Angreifer waren keine einfachen Bauern. Hier ist jemand anders eingeschritten.". Vokarit sah sich daraufhin die Wunden der Toten genauer an. Nuharis sollte Recht behalten. Tatsächlich waren die tödlichen Wunden im Hals- und Genickbereich zu erkennen. Bauern konnten einfach nicht mit solch einer Präzision arbeiten. Unmöglich. "Was gedenkst du jetzt zu tun?", wollte die Stimme wissen. Es dauerte, bis Vokarit reagierte. "Wir werden die ganze Sache nicht ungestraft lassen.", beschloss der Frostalb und kratzte sich am Kinn. "Nuharis. Sagt, welches ist das nächste Dorf hier? Gibt es Informationen darüber?". Der Bannerträger dachte nach. "Das nächste Dorf ist weiter entfernt, Herr. Als nächstes haben die Späher eine Art Holzfällerlager gefunden.". Vokarit verzog das Gesicht. "Nuharis, nehmt ein paar Männer. Stattet ihnen einen Besuch ab. Brennt dieses Lager nieder, tötet jeden, den ihr findet.". Nuharis erstarrte. "Herr, meint ihr wirklich, dass...". "Was war daran nicht zu verstehen?", zischte Vokarit und schlug mit seiner Faust auf eine der Pritschen, auf denen eine der Leichen lag. "Wir werden denen schon zeigen was es heisst, sich mit Frostalben anzulegen.". "Wie ihr wünscht, Herr.". Nuhrais verbeugte sich knapp und verließ den Raum. "Nicht, dass du die ganze Sache eskalieren lässt?". "Eskalieren lassen? Guck dir DAS doch mal an?!", antwortete Vokarit der Stimme und deutete auf die kaum erkennbaren, toten Frostalben.


    Am Nachmittag kehrte Nuharis "siegreich" zurück. Er hatte dem Befehl seines Herren Folge geleistet und das Holzfällerlager war Geschichte. Die Frostalben hatten alles und jeden niedergemäht. Vokarit war stolz auf seinen Bannerträger, nicht wissend, was er da gerade losgetreten hatte...

    Am nächsten Tag war Vokarit bereits früh auf den Beinen. Er schnürrte gerade die Unterarmplatten seiner Rüstung fester, als sein Bannerträger klopfte und wenige Augenblicke später den Raum betrat. "Mein Herr, Besuch für Euch.", berichtete dieser knapp während er salutierte. "Besuch?". Vokarit erwartete eigentlich niemanden...außer natürlich etwaige Übergriffe dieser elenden Rebellen. "Es ist Koreac Froststimme. Der Rittmeister der siebten Kompanie.". Vokarit hielt einen Moment inne, musste überlegen. Tatsächlich erinnerte er sich dann an den angekündigten Alben. "Ich bin sofort da.", entgegnete Vokarit knapp und beeilte sich mit dem Anlegen der Ausrüstung. "Ein Freund von dir?", fragte die Stimme in seinem Kopf. "Ein...Bekannter, wenn überhaupt.", antwortete Vokarit trocken.


    Die Tür würde geöffnet und Vokarit trat ins Freie. Einige seiner Leute standen auf dem Dorfplatz, umringten die Gäste. Koreac war ein Veteran, trug viele Narben und diese mit Stolz. Als Rittmeister hatte er das Kommando über ein eigenes Kavallerieregiment und mit diesem bereits die ein oder andere Schlacht geschlagen. Vokarit ging auf den Veteran zu, der ihn mit einem emotionslosen Blick empfing. "Welch eine Ehre.", begann Vokarit und kam schließlich vor dem Soldaten zum Stehen. "Verzeiht, dass ich Euch keinen edleren Empfang darbieten kann. Wir sind hier noch im...Umbau.". Koreac antwortete zuerst nicht, sein Blick wanderte kurz umher. "Der feine Herr ist besseres gewohnt, hm?", verlangte die Stimme zu wissen. Vokarit ließ sich nichts anmerken. "Nun.", begann Koreac und verzog das Gesicht. "Es ist wahrlich kein Ort, an dem ich länger verweilen würde. Zum Glück muss ich das auch nicht.". "Was führt Euch her?", fragte Vokarit. "Und was viel wichtiger ist...wann gehst du wieder?", blaffte die Stimme. "Ich bin nur hier um eine Lieferung abzugeben. Man hat sich dazu entschieden Euch und einigen Eurer Männer ein Reittier zu überlassen. Warum kann ich nicht sagen, ich bin nur der Bote.". Koreac schien genau das nicht besonders gut zu passen. "Oh, dann sollte ich mich noch geehrter fühlen, dass ein Mann in der Position wie ihr einem so unscheinbaren Licht wie mir als Bote gedient hat?". Vokarit konnte sich diese Spitze nicht verkneifen und grinste. Koreac schnaubte verächtlich, zuckte mit den Schultern und entgegnete nur "Ich führe Befehle aus, nichts weiter. Werdet glücklich mit dem, was wir Euch da lassen.". Dann wandte sich der Soldat seinen Leuten zu. "Festmachen! Wir sind hier fertig. Bereitmachen zum Ausrücken.". Bewegung kam in die Anwesenden. Tatsächlich wurden Vokarit mehrere Reittiere überlassen. Eiskomodowarane. Vokarits Herz machte einen Sprung. Wunderbar. Zwar waren seine Leute im Moment noch etwas überfordert mit der Haltung der Tiere, doch das würde sich schon geben. Die gefangenen Bauern wichen jedenfalls schon einmal respektvoll bis ängstlich vor den Tieren zurück.
    Vokarit bedankte sich noch einmal bei Koreac und wollte diesen auch nicht weiter aufhalten...beziehungsweise in seinem befestigten Dorf haben. Die Verabschiedung fiel dementsprechend kühl und knapp aus, was Vokarit begrüßte. Kurz bevor Koreac das Dorf verließ drehte er noch einmal auf seinem Reittier um. Er blieb elegant vor Vokarit stehen und beugte sich zu dem Frostalb hinunter. "Ich würde ja sagen "Lebt wohl", doch denke ich, dass Eure Reise hier ein Ende nimmt.". Vokarit zog eine Augenbraue hoch, rührte sich ansonsten nicht. "Weitere Unterstützung werdet Ihr in keinster Weise erwarten können, habe ich zumindest gehört. Aber was soll man schon von dererlei Gerüchten halten, nicht wahr?". Dann richtete sich der Rittmeister wieder auf und lenkte sein Waran in Richtung Dorfausgang. "Dann haltet mal euren Posten, tapfere Krieger.", sagte er mit erhobener Stimme, auch an Vokarits Soldaten gerichtet. Dann verschwand er mit seinen Leuten im noch sanft wabernden Frühnebel. Eine kurze Zeit herrschte Stille auf dem Dorfplatz, einige Soldaten sahen sich fragend an, hier und da wurde getuschelt. "Nicht einschlafen!", brüllte Vokarit und ein Ruck ging durch seine Männer. "Geht eurer Arbeit nach! Es gibt weiterhin viel zu tun. Zur Mittagszeit mache ich einen Rundgang!". Leben kam in die umstehenden Soldaten und auch die Bauern. Vokarit dachte noch einen Moment lang über die Worte von Koreac nach. "Klingt nicht wirklich erbaulich, oder?", fragte die Stimme. "Was weiss der schon.", murmelte Vokarit. "Nuharis?!". Der Bannerträger erschien an der Seite von Vokarit. "Ja, mein Herr?". "Wir werden eine Art...Gehege...für unsere neuen Reittiere benötigen. Ich werde mir gleich eins davon aussuchen, der Rest wird an die Männer verteilt, die ihr für geeignet haltet. Eine kleine Kavallerieabteilung wird für uns ein weiterer Vorteil sein.". Nuharis gehorchte und schritt von dannen, griff unterwegs mehrere Soldaten und Bauern auf um einen geeigneten Bauplatz für den "Stall" zu finden.


    "Du bist wahrlich ein Biest.", stellte Vokarit fest, als der Waran erneut nach ihm schnappte. Das Tier schien sich noch nicht mit seinem neuen Reiter abgefunden zu haben, doch Vokarit war sicher, dass sich das noch geben würde. Tatsächlich beschäftigte er sich länger als gedacht mit seinem neuen Reittier und nannte es schließlich "Frostschuppe". Auch die Männer seiner neu geschaffenen Kavallerieabteilung gingen langsam aber sicher in ihrer neuen Rolle auf, erlangten mehr und mehr die Kontrolle über ihre Reittiere. Vokarit nahm ihre Bemühungen zur Kenntnis und würde ihnen am Abend den ein oder anderen Schluck Wein zukommen lassen.
    Gerade, als Vokarit diesen Gedanken zuende gedacht hatte, warf eins der Tiere völlig unerwartet seinen Reiter ab. Der Mann fiel zu Boden, verletzte sich und das Tier trat nach ihm. Es bedurfte mehrerer Soldaten um es in Schach zu halten und schließlich zu beruhigen. Vokarit stieg ab und eilte zu den Soldaten, die den Verletzten hinforttrugen. Der Mann war bewusstlos, hatte anscheinend mehrere Brüche. "Versorgt ihn gut.", brummte er und meinte dann ein Kichern hinter sich zu vernehmen. Sein Blick raste herum. Fei stand dort, schien ihr Grinsen hinter Vorgehaltener Hand verstecken zu wollen. Als ihr Blick den von Vokarit traf war sie wie versteinert. Vokarit ging festen Schrittes auf die junge Frau zu. "Was ist so witzig?", zischte er und baute sich vor Fei auf. Sie wich ihm aus, schaute dann wieder in Richtung des Verletzten. Vokarit hob die Hand, Fei zuckte zusammen. Vokarit konnte sich gerade noch so beherrschen. Seine Hand senkte sich, immer noch leicht vor Wut zitternd. "Recht so, du kannst doch keine Frau schlagen.", höhnte die Stimme. "Halt den Mund.", gab Vokarit giftig zur Seite zurück und schaute dann wieder Fei an, die erst noch in die Richtung sah, in die Vokarit gerade gesprochen hatte. Dann packte der Alb die Frau und zog sie näher an sich heran. "Nächstes Mal hast du nicht so viel Glück.". Dann stieß er sie von sich und rauschte davon.


    Am Abend erhielt Vokarit den Bericht von seinem Bannerträger. Der Reiter würde wieder gesund werden, doch die Heilung würde mehrere Wochen dauern. "Nur ein kleiner Rückschlag.", befand Vokarit. "Er soll sich schonen, jedoch weiterhin da mit anpacken wo er kann, wenn er es kann.". Nuharis salutierte und verschwand. Vokarit war nun allein in der Halle des Haupthauses, ließ sich auf seinen "Thron" fallen und legte das rechte Bein über die Armlehne. Dann massierte er seine Schläfen. "Was ist los?", fragte die Stimme. "Du wirst doch wohl nicht jetzt schon erschöpft sein?". "Blödsinn.", antwortete Vokarit, "Mir sind gerade nur die Worte von Koreac wieder eingefallen. Keine weitere Unterstützung. Was soll das wohl bedeuten?". "Na, ist doch ganz einfach. Wir sind hier alleine. Keiner wird uns helfen wenn sich die Bauern erheben.". Vokarit grübelte. Konnten sie wirklich in solch einer Gefahr sein? Und wenn ja, warum hatte man gerade ihn hier hingeschickt? "Mach dir nichts draus, wir werden uns hier schon eine schöne Zeit machen.", meinte die Stimme. Vokarit war eher skeptisch. "Worte. Nichts als Worte. Koreac soll sich um seine Angelegenheiten kümmern und nicht derartige Gerüchte weitertragen. Wir werden unsere Position halten, das war der Befehl.". Dumpf pochte Vokarits Faust auf die andere Armlehne. "Recht so! Was weiß der schon?!", sagte die Stimme nun lauter. "Oh, sieh doch nur!". Langsam hob Vokarit den Kopf. Er hatte Fei gar nicht wahrgenommen, doch stand diese nun im Raum. "Wie lange ist sie schon hier?", murmelte er aber wusste genau, dass es darauf keine Antwort gab. Hatte sie sein "Gespräch" etwa mitbekommen? "Was ist?", fragte Vokarit knapp und vorsichtig näherte sich die Frau mit einer Karaffe. Schließlich hatte Vokarit einen Becher Wein in der Hand und nahm sich vor auch diesen Tag damit zu beenden. Aus irgendeinem Grund legte Fei plötzlich die Hand auf Vokarits Schulterpanzer. Sie sah ihn einen Moment lang an und fragte dann "Du...Reden...?". Ein paar Sekunden vergingen, dann zischte Vokarit "Verschwinde." und schüttelte die Hand von seiner Schulter. Die Frau wich zurück und wollte mit der Karaffe den Raum verlassen. "Warte.". Sie drehte sich noch einmal um. "Lass den Wein hier.".

    Der Mond stand bereits hoch am Himmel als Vokarit die Posten abschritt. Seine Rüstung klirrte leise bei seinen Schritten und er genoss die vorherrschende Ruhe. Seine Männer hatten gute Arbeit geleistet. Die Befestigungen waren aufgestellt, Wachfeuer entzündet. Schon fast ehrfürchtig wurde er von seinen Soldaten gegrüßt, jeder ging brav seiner Pflicht nach. Gut so. "Sind die vorgeschobenen Posten errichtet worden?", verlangte Vokarit schließlich von einem Wachposten zu wissen. Dieser nickte eifrig. "Ja, Herr! An jedem Punkt, der vorgegeben war!". "Weitermachen, Soldat. Haltet die Augen offen.". Der Mann salutierte und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.


    Vokarit spazierte durch die Dunkelheit. Er hatte das kleine Dorf bereits einige Meter hinter sich gelassen, war auf dem Weg zu einem Spähposten weiter draußen. Schließlich kam er an einer kleinen Senke an. Zwei seiner Leute lagen dort, hatten sich schon fast eingegraben. Beinahe wäre er auf sie getreten, doch zum Glück bemerkte er sie rechtzeitig. Er kniete ab. "Vorkommnisse?", fragte er knapp nach der respektvollen Begrüßung durch seine Männer. "Nein, Herr.", begann der eine seinen Bericht. "Seit Einbruch der Nacht ist es ruhig. Auch vorher konnten wir dort vorne keinerlei Feindbewegung ausmachen.". Der Soldat deutete in den Bereich, den er und sein Kamerad überwachen sollten. "Seid weiterhin wachsam, Männer.", antwortete Vokarit und ließ seinen Blick selbst den dunklen Waldrand absuchen. Nichts. "Ist der Spähtrupp zurück?", verlangte er schließlich zu wissen. Beide Soldaten schüttelten nur den Kopf. sie wussten, dass ihrem Anführer diese Antwort nicht gefallen würde. Vokarit verzog das Gesicht. "Sie hätten schon längst zurückkehren sollen.", murmelte er. War ihnen etwas zugestoßen? Vokarit verweilte noch einen Moment bei seinen Soldaten, erhob sich dann jedoch und wandte sich ab zum Gehen. "Herr!", flüsterte einer von ihnen plötzlich. "Seht dort!". Vokarit folgte dem Fingerzeig seines Schergens. Da war etwas im Wald. Ein Licht. Fackelschein. "Könnten sie das sein?!", platzte es aus dem anderen Soldaten heraus, der sogleich aufstehen wollte. "Niemand rührt sich.", zischte Vokarit und war sich wieder zu Boden. Die Soldaten erstarrten. "Waffen bereitmachen.", befahl Vokarit so leise er konnte. Das waren niemals seine Späher. Sie bewegten sich zu plump durch das Unterholz. Und er sollte recht behalten. Mehrere Gestalten schälten sich schließlich aus dem Schutz der Bäume, trugen etwas Großes bei sich. "Platz da!", hauchte der Frostalb und robbte direkt zwischen seine Männer. "Kein Wort.". So lagen sie da und beobachteten die Szenerie. Die Gestalten kamen näher, hatten den Spähposten jedoch nicht bemerkt. Sie trugen ihr "Gepäck" an dem Posten vorbei, bewegten sich langsam und so leise wie es ihnen nur möglich war. Vokarits Blick flog zurück zu seinem befestigten Dorf, niemand dort schien die kleine Gruppe bisher bemerkt zu haben. Die Gestalten kamen zum Stehen, luden ihr Gepäck ab und verschwanden rasch wieder im Schutz des Waldes. "Ganz ruhig.". Gab Vokarit vor und so wartete die kleine Gruppe eine gefühlte Ewigkeit in ihrem Versteck. Schließlich hörte Vokarit Stimmen hinter sich. <Die Wachablösung.>, wurde ihm klar. Als die beiden Soldaten ihre Schicht antreten wollten stieg Vokarit aus dem versteckten Spähposten wie ein Geist hervor. Die Männer verstummten abrupt. "Ich hätte euch schon aus weiter Ferne niederschießen können.", sagte der Frostalb mit fester Stimme und die beiden Neuankömmlinge erstarrten. "Herr, verzeiht!", platzte es aus einem der beiden schließlich hervor und fiel auf sein Knie. "Wir haben gedacht...". "Jetzt ist nicht die Zeit zu denken.", entgegnete Vokarit kühl und wandte sich wieder den Männern zu, die auf ihre Ablöse warteten. "Ihr bleibt hier, wir sehen uns das an.". Sie nickten, umklammerten ihre Waffen fester.


    Vorsichtig näherte sich Vokarit mit den Soldaten dem Haufen, den die mysteriöse Gruppe aufgeschichtet hatte. Was mochte es sein?
    Je näher Vokarit kam, desto sicherer wurde er. Man hatte den ausbleibenden Spähtrupp überwältigt. Zwei Leichen lagen auf der freien Fläche, recht übel zugerichtet. Zorn wuchs in Vokarit heran. "Ouh, das sieht nicht gut aus.", kommentierte die Stimme in seinem Kopf. "Schweig!", schoss es aus Vokarit heraus und seine beiden Begleiter sahen sich fragend an. "Wir haben doch gar ni". Der Soldat verstummte, als sein Kamerad ihm einen Stoß in die Seite gab und den Kopf schüttelte. "Einsammeln.", gab Vokarit knurrend den Befehl. "Bringt die Leichen ins Dorf, sie sollen möglichst schnell verscharrt werden, löst danach den Posten ab. Aber dieses Mal leise. Sollte ich auch nur im Entferntesten mitbekommen, dass man euer Kommen gehört hat, dann könnt ihr euch gleich dazulegen.". Tapfere Späher hatte er verloren. Verloren durch die Hand von...Bauern. Rebellen. Was auch immer. Wie dumm mussten sich seine Leute verhalten haben um so zu enden? Vokarit spuckte auf den Boden und stapfte zurück in Richtung Dorf, während seine Männer, schwer beladen und daher in weitem Abstand, folgten.


    "Nuharis!", donnerte Vokarits Stimme auf seinen Bannerträger hernieder. "Kümmert euch darum!". Nuharis verstand erst nicht, konnte dann jedoch die Soldaten mit den Leichen im Schlepptau ausmachen. Er wollte noch etwas sagen, doch Vokarit war bereits an ihm vorbeigerauscht. Knallend flog die Tür des Haupthauses hinter Vokarit zu. "Das lässt du dir einfach so gefallen?!", fragte die Stimme in seinem Kopf. "Sei bloß ruhig.", presste Vokarit zwischen den Zähnen hervor. Seine neu eingestellte Dienerin betrat den Raum. Sie war nun in feinere Gewänder gekleidet, die Wunde schien zu heilen. Zwar war ihr Gang respektvoll, doch Vokarit konnte in ihren Augen durchaus eine gewisse Portion Hass auf seine Person sehen. "Guck mich nicht so an.", sagte er, verdrehte die Augen und winkte ab. "Das kann ich jetz wirklich nicht brauchen.". Sie hielt inne, wartete mit einem Kelch in der Hand ab. "Her damit.", blaffte Vokarit schließlich und bekam sein Getränk. Er führte den Becher zu seinen Lippen, wartete dann jedoch. "Trink.". Er hielt ihr den Kelch hin, sie hingegen sah ihn fragend an. "Trink.", wiederholte Vokarit mit fester Stimme. Sie nahm zaghaft den Kelch entgegen und trank, nachdem Vokarit eine entsprechende Geste machte. Die Zeit verging, nichts geschah. "Du wirst jetzt immer brav vorkosten.", erklärte Vokarit der Frau, die weiterhin keins seiner Worte zu verstehen schien. "Setz dich.", befahl er und verwies auf einen Stuhl nicht weit von sich. Dann fläzte sich der Frostalb in seinen "Thron", legte ein Bein über die Armlehne. "Weisst du.", begann er und ließ den Kelch kreisen. "Tapfere Männer sind heute Nacht gestorben. Meine Männer. Was meinst du, was soll ich jetzt tun?". Seine Frage war rhetorisch. "Was erwartest du bitte?!", verlangte die Stimme zu wissen. "Schnautze, ich rede.", bellte Vokarit ins Nichts. "Soll ich jetzt zwei Gefangene niedermähen? Dich verprügeln? Was sollte das bringen?", fragte der Frostalb die junge Frau. Er nahm einen Schluck aus dem Kelch. Dieser Wein. Wunderbar. "Nein.", fuhr er fort. "Weisst du was? Ich werde nichts dergleichen tun. Ihr rechnet doch bestimmt damit.". Die junge Frau starrte zu Boden, wagte es nicht Vokarits Blick zu begegnen. "Diesen kleinen Zwischenfall werden wir schon bald vergessen haben. Zwei Tote auf Seiten meiner Leute sind nichts gegen eure lächerliche Verteidigung, die wir hinfortgefegt haben wie eine Fliege vom Brot. Verschmerzbare Verluste.". Wieder nahm er einen Schluck, dann stand er auf. Nun ging er auf die junge Frau zu, welche plötzlich recht verängstigt in die andere Richtung rutschte. Kurz vor ihr hielt er inne. Erneut kniete der Frostalb ab. "Schon das zweite mal, dass du heute kniest, mein bester! Und du lagst sogar einmal recht tief im Dreck möchte ich meinen!", kommentierte die Stimme spitz. Vokarit reagierte, indem er die Zähne feltschte, fauchte und den Kopf leicht zur Seite drehte. Er schaute anschließend die Frau an, sah ihr tief in die Augen. Einen Moment verharrten beide in ihren Positionen, dann zeigte Vokarit auf sich selbst. "Vokarit.", sagte er, während sein Lederhandschuh stumpf den dicken Brustpanzer berührte. Keine Reaktion. "Vokarit.", wiederholte er. Wieder nichts. Vokarit erhob sich. "Dann halt nicht. Was soll man auch erwarten...", meinte er und gab der Frau einen unsanften Schubser. Überrascht kippte sie nach hinten und landete recht unsanft auf dem kalten Steinboden. Vokarit machte kehrt und ging in Richtung seines Schlafgemachs. "Fei.", ertönte plötzlich eine zittrige Stimme hinter ihm. Er drehte den Kopf herum. Die junge Frau stand langsam auf, zeigte auf sich und wiederholte "Fei.". Er nickte und ließ sie in der Dunkelheit der Nacht allein im Zimmer zurück. "Wie niedlich.". Vokarit schloss die Tür hinter sich. "Kenne deinen Feind.", kommentierte Vokarit und ignorierte die nun folgenden, hämischen Ausführungen der Stimme so gut es ging. Vielleicht würde mehr Wein helfen?

    Es war ein Moment der Stille. Die Soldaten hatten ihren Vormarsch gestoppt, standen schweigend im Licht der aufgehenden Sonne. Schild reihte sich an Schild, gezackte Speere ragten wie Reißzähne aus den Lücken hervor. Auf der anderen Seite hatte ein Kommandant, wenn man ihn denn so nennen konnte, schon fast verzweifelt eine Gruppe Milizen auf dem Dorfplatz um sich geschart. Nur wenige waren geblieben, als sie die anrückenden Alben bemerkt hatten. "Ich habe doch gesagt ihr sollt vorrücken?!", blaffte Vokarit seine Schar aus der hinteren Reihe heraus an. Er hatte den Befehl erst gegeben, nachdem er sich selbst von der Disziplin in der Linienformation ein Bild gemacht hatte. Eigentlich war er bis dato zufrieden gewesen. "Der Feind nimmt Aufstellung, Herr.", erklärte einer der Soldaten schon fast kleinlaut. Vokarit begegnete der Aussage nur mit einem vernichtenden Blick. Grob schob er sich in die Mitte der Linie, rempelte die umstehenden Soldaten zur Seite. 'Glauben die wirklich, dass sie das überstehen?!', fragte die Stimme in Vokarits Kopf. "Nundenn...", brummte der Alb und zog sein Schwert. "Gehen wir.". Strammen Schrittes marschierte er in Richtung der Miliz, seine Männer folgten. Die Schlachtlinie der Frostalben rückte geordnet vor, sie hatten es lange genug auf dem Exerzierplatz geübt. Aus der Ferne zeigte Vokarit mit dem Schwert auf den gegnerischen Kommandanten. Wahrscheinlich, so schätzte Vokarit, ist das der Dorfvorsteher. Der zusammengewürfelte Haufen rückte daraufhin enger zusammen, anscheinend wollten sie ihren Anführer schützen. Schließlich kam es zu den ersten Kampfhandlungen. Hier und da preschte einer der Milizen schreiend aus der Gruppe hervor, hieb grob auf den ein oder anderen Schild ein, nur um anschließend von der Routine der Soldaten niedergestreckt zu werden. Lächerlich, fand Vokarit. Als mehr und mehr seiner Männer in den Kampf verwickelt wurden nahm Vokarit seinen Helm ab. Sein langes Haar wehte schwach im Wind und leise fiel der Helm zu Boden. "Ihr habt hier etwas, was ich gerne hätte!", rief Vokarit nun über die Geräusche des Kampfes hinweg dem gegnerischen Anführer zu. Dieser reagierte nicht und so setzte sich Vokarit wieder in Bewegung. Er ging direkt auf den Mann zu, eine Handvoll Soldaten folgte ihm und wehrte dabei diejenigen ab, die Vokarit zu nahe kamen. "Ich bin gekommen um mir das hier zu holen!", führte der Alb seine Erklärung fort und sein Finger kreiste einmal von Haus zu Haus. Weiterhin hatte er den Dorfvorsteher mit seinem kalten Blick fixiert. Mit festem Schritt ging Vokarit weiter auf sein Ziel zu ohne langsamer zu werden. Der Kampflärm verebbte langsam hinter dem Frostalb und schließlich stand niemand mehr zwischen ihm und dem Kommandant der Miliz. Dieser umklammerte den Griff seines schartigen Schwertes, hatte Schweiß auf der Stirn und war mehr als blass im Gesicht. Abschätzend zog Vokarit eine Augenbraue hoch. Der Mann schrie etwas und hieb nach dem Kopf des Frostalben. Vokarit lehnte sich nach links, sodass der Schlag ins Leere ging. "Tztztz.", kommentierte der Frostalb kopfschüttelnd. "Das war wohl nichts.". Der Mann nahm eine Verteidigungsstellung ein. "Jetzt ich.", zischte Vokarit, machte einen Ausfallschritt an seinem Gegner vorbei, wirbelte anschließend herum und mit einem Rückhandschlag fand seine Klinge ihr Ziel.


    Lange hatte die Verlegung des Lagers nicht gedauert. Vokarit hatte die Durchsuchung der Häuser befohlen, ebenso ließ er die Umgebung mit Hilfe von Spähtrupps auskundschaften. Einige wenige Bewohner waren nicht geflohen und hatten sich versteckt, wurden jedoch aufgegriffen und am Dorfplatz unter Bewachung gestellt. Gegenwehr gab es mittlerweile keine mehr, zu groß war die Furcht vor den Alben. Der Bannerträger der Einheit brachte Vokarit auf Stand. "Herr, wir haben die Häuser durchsucht und die Vorräte zusammengesammelt. Alles ist nun in dem Lagerhaus dort vorne untergebracht.". Vokarit nickte. "Diese Bewohner dort hatten sich versteckt, vielleicht finden unsere Späher noch weitere von ihnen. Sie sollten jedoch keine Gefahr mehr darstellen, Herr.". "Stellt Posten auf. Verlegt die restlichen Befestigungen und sichert die Zugänge hier ab. Wir bleiben erst einmal hier.". Der Bannerträger salutierte. "Ach und nochwas.", begann Vokarit und schaute zu den übrigen Dorfbewohnern. "Lasst sie am Leben, aber passt auf sie auf. Ich werde noch mit ihnen reden. Falls einer versuchen sollte zu fliehen...". Er brauchte seine Anweisung nicht weiter ausführen. 'Wirst du etwa weich?!', fragte die Stimme. "Wir können sie noch brauchen.", gab Vokarit zurück. Der Bannerträger war etwas irritiert, dass Vokarit den letzten Satz etwas über die Schulter hinweg gezischt hatte, reagierte aber nicht weiter darauf. "Wir werden sie am Abend zu Euch bringen, Herr.", bestätigte der Soldat und machte sich auf den Weg um die Anweisungen seines Vorgesetzten weiterzugeben.


    Anschließend schaute sich der Frostalb das Dorf selbst einmal genauer an. Die Unterkünfte für die Soldaten wurden zugeteilt, eine Waffenkammer improvisiert und die Reste des Heerlagers verstaut. Vokarit ließ sich eine Karte des Dorfes anfertigen und über den Verlauf des "Umbaus" informieren. Schon bald würde er ein befestigtes Lager sein Eigen nennen können.
    Zufrieden betrat er schließlich das Haupthaus, wo er die kommende Zeit wohnen würde.
    Hier hatte sich bereits viel getan. Die persönliche Habe von Vokarit war schon vor Ort und nach wenigen Stunden hatte er sich häuslich eingerichtet. Schließlich nahm er an dem großen, schweren Schreibtisch Platz und begann seinen Tagesbericht zu schreiben. Es wurde zwar nicht explizit von ihm verlangt, aber dennoch hielt Vokarit die Ereignisse in eigenen Worten in seinem Notizbuch fest.
    Schließlich klopfte es an der Tür und der Bannerträger kam herein. "Mein Herr, die gröbsten Arbeiten sind abgeschlossen.", teilte er seinem Vorgesetzten mit. Vorakit hielt einen Moment inne, schaute dann von seinen Notizen auf. "Nuharis, ich kann mich nicht entsinnen "herein" gesagt zu haben.". Noch bevor der Soldat eine Antwort geben konnte fuhr Vorakit fort. "Aber ich verzeihe dir, heute ist schließlich ein guter Tag gewesen. Sind die Dorfbewohner bereit für eine Unterhaltung?". Nuharis nickte. "Ja, Herr, wir haben sie in der großen Halle versammelt. Ihr könnt sie einzelnd befragen oder zu allen sprechen, ganz wie es Euch beliebt.". Daraufhin erhob sich Vorakit und schwebte schon fast mit wehendem Umhang in Richtung Nuharis und der Tür. "Nun, dann wollen wir sie doch nicht warten lassen.", entgegnete er und machte sich auf den Weg zu der Versammlungshalle.


    Die Luft war stickig. Das gefiel Vokarit gar nicht. Die versammelte Menge stand schweigend da, einige beäugten die Wächter misstrauisch, andere starrten einfach nur zu Boden. Der Frostalb begrüßte die Gruppe, ob sie ihn verstehen konnten war ihm dabei herzlich egal. Er hielt eine kurze Ansprache, worin er über die Besetzung des Dorfes und den Verbleib der Soldaten redete. 'Du, die verstehen dich nicht.', höhnte die Stimme in seinem Kopf während er sprach. Einen kurzen Moment musste sich Vokarit aufgrund dieser Ablenkung wieder sammeln, kniff drei Sekunden lang die Augen zusammen und verharrte in seiner Position. Anschließend setzte er seine Ansprache fort, als sei nie etwas gewesen. Trotzdem fiel dem Frostalben auf, dass sich die Leute kurze, fragende Blicke zuwarfen. Als er geendet hatte wollte Vokarit mehr über die Gefangenen wissen. Jeder wurde einzelnd vor den Frostalben gezerrt und mit Händen und Füßen erklärten die Leute, welcher Tätigkeit sie nachgingen. Diejenigen, mit denen Vokarit nichts anfangen konnte, überstellte er seinem Bannerträger. Sollte er doch zusehen, wie er diese Arbeitskraft am besten verteilen könnte. Schließlich fiel die Aufmerksamkeit von Vokarit auf eine junge Frau mit langem, schwarzen Haar. Sie hatte sich anscheinend im nahegelegenen Wald versteckt, denn sie war stark verdreckt und blutete an der Stirn. Tatsächlich hatte sie eine etwas längere Verfolgungsjagt durch das Unterholz hinter sich, allerdings war sie offensichtlich nicht erfolgreich gewesen. "Nuharis, was hälst du von einem Mundschenk?", fragte Vokarit und überging so die lächerlichen "Erklärungsversuche" eines Bauern. "Herr, bitte verzeiht, aber der Wirt dieses Dorfes fiel als er sich unserer Schar in den Weg stellte.". Vokarit verdrehte die Augen. "Ich meine nicht den Wirt, ich meine sie dort.". Er zeigte auf die junge Frau, deren Augen größer wurden als sie merkte, dass über sie gesprochen wurde. Der Bauer vor Vokarit hingegen schaute verwirrt zwischen ihr, Vokarit und Nuharis hin und her. "Wenn wir Gäste haben kann doch kein stinkender Wirt für Getränke sorgen. Soll sie das doch machen.". Nuharis salutierte und zog die schwach protestierende Frau nach vorne, während zwei Wächter den Bauern zur Seite drängten. "Sie soll mir etwas zu trinken bringen während ich hier bin. Habt aber ein Auge auf sie.". Kurze Zeit später kehrte Nuharis mit der jungen Frau zurück, die mit wackeligen Schritten ein Tablett mit Karaffe und Kelch bei sich trug. Vokarit bekam sein Getränk, nichts wurde verschüttet. So zog der frühe Abend ins Land und schließlich hatte der Alb genug gehört. Für die Gefangenen war ein Haus zu eine Art Gefängnis umfunktioniert worden, einige gingen noch den ihnen zugeteilten Arbeiten nach. 'Pass auf, dass dich deine neue Freundin nicht irgendwann vergiftet.', meinte die Stimme. "Falls doch gehst du wenigstens mit drauf.", gab Vokarit zurück. Die nahestehende Wache wusste mit dieser Aussage nichts anzufangen, wagte es jedoch nicht weiter nachzufragen.


    Zurück im Haupthaus ließ sich Vokarit noch einmal die Wachpläne zeigen und nahm sich vor in der Nacht noch einen Rundgang zu machen. Seine neue Dienerin stand regungslos und etwas verloren mitten im Raum. Schließlich ging Vokarit einen Schritt auf sie zu, sie hingegen wich zurück. "Was glaubst du, was ich mit dir mache?!", brummte Vokarit und schüttelte den Kopf. Er ging zu einer kleinen Waschschüssel, nahm den Lappen heraus und warf ihn der Frau zu. "Mach dich erst mal sauber, mir so unter die Augen zu treten ist schon schlimm genug. Danach zieh dir erst mal etwas ordentliches an.". Sie schien zu verstehen was der Frostalb wollte und kam seinen Anweisungen nach, auch ihre Wunde wurde verbunden.
    Die Nacht brach herein und nach einer kurzen Ruhephase machte sich Vokarit auf den Weg zu dem ersten Posten, der, so hoffte er für ihn, seiner Aufgabe mit völliger Hingabe nachkam. Bei dieser Gelegenheit könnte Vokarit ja auch nach dem einen Spähtrupp fragen, dessen Rückkehr bisher noch ausstand...

    Kurzinfo
    Name: Vokarit Kaltherz
    Volk: Frostalben
    Alter: 32
    Größe: 1,75m
    Statur: trainiert, drahtig
    Beruf: Krieger
    Herkunft: Dorf Khoraklit
    Glaube: Malgorion (und zwar nur Malgorion!)
    Derzeitiger Wohnort: Krallenstein (befestigtes Lager)
    Familienstand: ledig
    Familie:
    - Altalar (Vater)
    - Derana (Mutter)
    - Meshkirot (Bruder)
    Zitate:
    - "Verluste? Das sind nur Zahlen."
    - "Fürchtet mich, nicht den Feind!"
    - "Ich nehme doch an, dass mein Befehl eindeutig ist?"


    Aussehen
    Vokarit hat lange, glatte, schneeweiße Haare, welche ihm deutlich bis unter die Schulterblätter reichen. Er trägt seine Haare meist offen, manchmal auch zu einem Zopf gebunden. Aus seinem markanten Gesicht mit spitzem Kinn stechen seine tiefblauen Augen hervor, in denen man sich verlieren kann wie in einem Schneesturm. Seine Lippen sind schmal, Zähne und Haut makellos.
    Aufgrund vieler Trainingseinheiten ist Vokarit durchtrainiert und drahtig. Er ist kein Muskelprotz, wird durch das Tragen seiner Rüstung im Kampf jedoch auch in keinster Weise eingeschränkt.
    Die Rüstung, die Vokarit trägt, ist fein geschmiedet, leicht brüniert und reich verziert. Sie besteht aus einem Brustpanzer, einem Schulterpanzer auf der (von ihm aus gesehen) linken Seite, sowie Panzerplatten für Unterarme und Schienbeine. Eine Polsterrock-Kettenhemd-Kombination mit Reiterschlitz trägt er darunter, feste Stiefel mit Beschlag an den Füßen.
    An einem Gürtel trägt Vokarit sein Schwert, welches er "Bluttrinker" genannt hat, sowie den Dolch "Reisszahn". Des Weiteren trägt Vokarit einen türkis-weißen Umhang. In seltenen Fällen hat Vokarit einen Schild bei sich, auf welchem das Abzeichen seiner Einheit prangert (Schneekristall, der von einem Blitz gespalten wird).



    Charakter und Mentalität
    Vokarit ist ein nicht besonders angenehmer Zeitgenosse. Er ist ruhig, trocken und kühl. Untergebene behandelt er öfters von oben herab, fast arrogant, Vorgesetzte mit dem nötigen Respekt. Befehle von höherer Stelle stellt er nicht in Frage und setzt sie um, auch wenn sie ihm persönlich selbst nicht passen. Bei Vokarit haben Pflichterfüllung und Gehorsam einen hohen Stellenwert. Ihm sind die Leben anderer nicht wichtig, für ihn steht das Erreichen eines Missionsziels deutlich darüber. Somit scheut er sich auch nicht seine Soldaten in den Tod zu schicken, geht dabei sogar selbst über Leichen. Er ist kein Offizier, der sich hinter den eigenen Linien versteckt, er greift selbst zum Schwert und führt seine Leute unerbittlich voran. Es kann dabei vorkommen, dass Vokarit dabei zu einer Gefahr für sich selbst und die eigenen Soldaten wird. Ist er in längere Kampfhandlungen verwickelt, so fällt er in eine Art Blutrausch, welcher erst abklingt, wenn er körperlich am Ende oder der Feind besiegt ist. Niemand spricht den sonst so kühlen und logisch denkenden Vokarit darauf an oder redet in seiner Anwesenheit über eben diese "Entgleisungen", zu groß ist die Furcht vor dem Frostalb mit dem eiskalten Blick.



    Fähigkeiten
    * Sehr guter Schwertkäpfer
    * Durchtrainiert und in guter körperlicher Verfassung
    * Kann reiten
    * Kartohraphie/guter Orientierungssinn
    * Waffenloser Kampf

    Stärken und Schwächen

    + Taktiker
    + Improvisationstalent
    - Unkontrollierbarer Blutrausch und anschließender Verlust der Erinnerungen daran
    - Innere Stimme/"Wahnsinn" (Erklärung s.u.)


    Ausrüstung
    Kleidung
    * Unterkleidung
    * Dunkelroter Wollumhang
    * Feste Soldatenstiefel
    * Ledergürtel mit Schwertgehänge
    * Dicke Lederhandschuhe


    Waffen/Rüstungen
    * fein geschmiedeter Brustpanzer mit Schulterstück (links)
    * Unterarm- und Schienbeinpanzer
    * Polster-Kettenhemd-Kombination mit Reitschlitz (knielang)
    * Helm mit Helmbusch (langes, schwarzes Rosshaar, Vollhelm ohne Gesichtsplatte/Visier)
    * Leicht gebogenes Langschwert, "Bluttrinker"
    * Schlanker Langdolch, "Reisszahn"


    Sonstiges/Reiserucksack
    * Pergament/Kohlestift für Notizen
    * Proviantbeutel
    * Trinkschlauch
    * Geldbeutel
    * 4 Kerzen
    * Einen Satz Verbandszeug
    * Soldatenabzeichen (eine Art "Dog Tag")


    Magische Fähigkeiten
    Rang 1
    * Geisterheulen
    * Kleiner Böser Blick
    Rang 2
    * Knochenpfeil
    * Grabestiefe
    * Das Wort der Toten


    Lebenslauf
    Einer von zweien
    Vokarit ist der zweitgeborene Sohn und stand somit schon immer im Schatten seines großen Bruders. Dieser machte sich oftmals einen Spaß daraus Vokarit zu piesacken, dies hatte auch selten Konsequenzen. Die frühe Kindheit von Vokarit war hart, was sich auch auf seinen Charakter auswirkte. Schon früh merkte Vokarit, dass er nur mit einer gewissen Härte durchs Leben kommen würde und so stumpfte er nach und nach ab. Er hatte seinem bis dato körperlich überlegenen Bruder kaum etwas entgegen zu setzen, doch er wusste, dass sich dies irgendwann ändern würde.


    Starke Krieger sollt ihr sein
    Als Vokarit in dem richtigen Alter war, wurde er, dem Stande seiner Familie entsprechend, zu einem Krieger ausgebildet. Sein Bruder war bereits in der Ausbildung und auch hier nahmen die "Anfeindungen" kein Ende. Nach und nach wuchsen Wut und Zorn in Vokarit heran. Warum Meshkirot seinen kleinen Bruder so hasste war Vokarit schleierhaft, doch er nutzte eben diese Wut und die Dunkelheit in seinem Herzen um in der Ausbildung voranzukommen. Alsbald hatte er die Rekruten aus seinem Jahrgang weit hinter sich gelassen was die körperliche Verfassung und das Verständnis für Taktik anging. Außerdem gab der Glaube an Malgorion Vokarit die Kraft, die er in dieser Zeit brauchte...denn genau so unendlich, wie die Dunkelheit ist, so unendlich sollte auch seine Kraft werden. Schließlich konnte Vokarit die Ausbildung erfolgreich abschließen und bekleidete kurze Zeit später bereits einen höheren Posten unter den einfachen Soldaten.
    Auch in dieser Zeit neigte Vokarit bereits dazu, sich mehr in einen Kampf hineinzusteigern als eigentlich nötig gewesen wäre. Selbst Trainingskämpfe unter den eigenen Leuten legte er mit übertriebener Härte ab. Während eines Manövers kam es dann zu einem Desaster. Bei dem Übungskampf lief es nicht gut für seine Gruppe und Vokarit wurde sogar leicht an der Stirn verletzt. Dann plötzlich war es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt...Vokarit selbst spürte in diesem Moment nur, wie sein Blut zu kochen schien, Adrenalin schoss durch seinen Körper und unendliche Wut krachte wie ein Gewitter in seinem Kopf umher. Schließlich umarmte ihn nur noch Dunkelheit. Einige Zeit später wurde Vokarit in seiner Unterkunft wieder wach, hatte höllische Kopfschmerzen und sein gesamter Körper schien zu brennen. Er war erschöpft, völlig am Ende. Wie ihm später zugetragen wurde hatte er, nachdem er die Verletzung erlitt, unkontrolliert um sich geschlagen. Er hatte dabei nicht nur seine Trainingsgegner, sondern auch die eigene Gruppe angegriffen. Niemand der Rekruten und einfachen Soldaten hatte ihm in diesem Moment etwas entgegenzusetzen und das Manöver wurde unterbrochen. Zum Glück aller Beteiligten waren nur Trainingswaffen ausgegeben worden, doch gingen mehrere Knochenbrüche, Prellungen, ausgeschlagene Zähne und haufenweise blaue Flecken auf Vokarits Konto. Seitdem stand der Frostalb unter etwas genauerer Beobachtung seiner Vorgesetzten.


    Brudermord mit Folgen
    Es kam, wie es kommen musste. Als Vokarit seiner Laufbahn in der Armee nachging wurde ihm schließlich sein Bruder Meshkirot zugeteilt. Dieser hatte anscheinend nichts besseres zu tun, als die anderen Soldaten gegen ihren Vorgesetzten aufzuhetzen. Zu diesem Zeitpunkt empfand Vokarit für seinen Bruder bereits nichts weiter als Verachtung. So kam es, dass Vokarit Meshkirot zu sich bestellte und ihn bezüglich seines Handelns zur Rede stellte. Die Situation kochte hoch und schließlich entlud sich die angestaute Wut in Vokarit. Seine Erinnerungen an den Verlauf der Auseinandersetzung ist mehr als getrübt, doch als Vokarit wieder klare Gedanken fassen konnte, stand er über dem blutüberströmten Leichnam seines Bruders. Dieser Vorfall wurde als "Angriff auf einen Vorgesetzten" abgewickelt und seit diesem Tag fühlte sich Vokarit befreiter, jedoch ist dort immer mal wieder diese Stimme in seinem Hinterkopf...
    Diese Stimme begleitet ihn seit diesen Ereignissen, sprach Anfangs nur sporadisch zu ihm. Es kommt vor, dass sie seine Entscheidungen in Frage stellt oder einfach nur kommentiert. Anfangs hielt Vokarit dies für Nachwirkungen des Kampfes mit seinem Bruder, doch langsam aber sicher schob sich diese Stimme immer häufiger in seine Gedanken. Erste Probleme traten auf, als Vokarit zu Lagebesprechungen einberufen wurde. Seine Vorschläge und Ideen wurden dort immer häufiger von Kommentaren wie "Ich weiß, was ich tue!" oder "Schweig, sein Vorschlag ist gut!" begleitet. Zuerst flüsterte er nur, doch nach und nach wurden seine Worte lauter und aggresiver. Manchmal hingegen blieben sie komplett aus. Dieser Umstand stellte Vokarit in ein eher schlechtes Licht. Hinter vorgehaltener Hand redeten Vorgesetzte und Untergebene über ihn, hielten ihn für wahnsinnig. So kam es, dass niemand mehr wirklich mit dem "Flüsternden Frostalb" außerhalb der Dienstzeit zu tun haben wollte, denn schließlich hatte er schon seinen eigenen Bruder getötet und neigte zu unkontrollierbaren Aggressionen, wer konnte schon ahnen, was als nächstes passierte?


    Winde der Magie
    Während der Ausbildung wurden die magischen Fähigkeiten von Vokarit grundlegend gefestigt. Vokarit war von den Vorteilen, welche ihm die Nekromantie einbrachte, beeindruckt. Auch wenn er etwas weniger Fachwissen auf diesem Gebiet hat, so ist er der Überzeugung, dass in dieser Richtung der Zauberei noch mehr Macht liegt, welcher er bestimmt noch erforschen und für seine Zwecke nutzen könnte.


    Auf zu neuen Ufern!
    Schließlich war es endlich so weit. Die Expedition in Feindesland stand an. Aufgrund seiner Leistungen sollte Vokarit bald seine Feuertaufe erhalten und somit wurde der mittlerweile zum Offizier beförderte Frostalb mit einer kleinen Gruppe Soldaten ausgesandt, um ein Dorf der Arashi unter Kontrolle zu bringen. Seine innere Stimme witterte eine Art Verdacht, jedoch hielt Vokarit dies für reine Hirngespinste. So kam es, dass die kleine Einheit unter seinem Kommando auszog und sich auf den Weg zu ihrem Zielort machte. Insgeheim empfand Vokarit eine gewisse Art der Aufregung, dicht gefolgt von dem Tatendrang sich endlich im Feld beweisen zu können. Zwar würden seine Gegner nur ein Haufen Bauern sein, aber wer konnte schon ahnen, was das Schicksal für ihn als aufstrebenden Heerführer noch bereithalten würde?
    Dies war natürlich nur die offizielle Version, die dem Frostalben zugetragen wurde. Seine innere Stimme hatte nicht ganz Unrecht, denn diese Versetzung hatte durchaus etwas mit Vokarits Geisteszustand zu tun. Die Führungsetage wollte in den eigenen Reihen niemanden haben, der anscheinend mit sich selbst oder imaginären Freunden redete und langsam an der Grenze des gesunden Verstandes zu kratzen schien. Mitten im Nirgendwo, im Feindesland, könnte er keinen Schaden anrichten, egal ob sich sein Verstand verabschiedete oder er erneut seiner unkontrollierbaren Wut zum Opfer fällt...und vielleicht erledigte sich das "Problem" Vokarit dort sogar von selbst. Die ihm zugeteilte Einheit bestand ohnehin nur aus Soldaten, die durchaus entbehrlich waren.


    Im hier und jetzt
    Vokarit hält sich mit einer kleinen "Streitmacht" in der Nähe eines Dorfes der Arashi auf. Dieses Dorf soll er mit Hilfe seiner Leute unter Kontrolle bringen und halten. Etwaige Gegenwehr ist auszuschalten, das Dorf soll anschließend befestigt werden. Vokarit ist zwar der Meinung, dass er mit der geringen Anzahl an Soldaten keine Festung aufbauen wird, jedoch wird er alles in seiner Macht stehende tun um dem Befehl seiner Vorgesetzten gerecht zu werden...schließlich steht er gerade noch am Anfang seiner Militärkarriere!