Beiträge von Roderich II. von der Hohen Mark

    Während Oberst Nassik samt Gefährt hinunter zu den verbündeten Lichtalben gefahren war, bildete sich eine Schneise in der Mitte des Almanenheeres, als der Großherzog auf seinem Bär und die Bärenreiter im Gefolge in das Blickfeld traten. Der Formationswechsel dauerte einige Minuten, doch schließlich war genug Abstand zwischen den Bären und den Pferden, sodass der Großherzog und die Bärenreiter die Schneise passieren konnten.


    Der Bär, das Wappentier der hohen Mark. Keinen schöneren Anblick konnte es für einen Herrscher geben. Es war Roderich gelungen die Bärenreiter zu mobilisieren. Die einstige Schar von aufständischen Bauern, gegen die er vor 10 Jahren mit der Unterstützung aus Ledwick noch selbst gekämpft hatte, standen nun auf seiner Seite. Stolzer konnte der Großherzog nicht aussehen, als er auf seinem Bär nach vorne trabte. Endlich war die ganze ekelhafte Chaosbrut vereint. Schon seit langer Zeit gab es den Angriffsplan namens "Operation Stich". Eine Taktik, die schon etwa seit Beginn des Krieges von General von Schwartz entworfen wurde. Doch die Taktik wurde von der Kaisho Heeresleitung verworfen, da das Risiko eines Angriffs durch Orks in die Rückendeckung der Armee zu groß gewesen war. Und so kam es, dass die im Osten von Naridien und um den Militärstützpunkt Tazlogg nie weiter ausgebaut wurde.
    Doch jetzt bot sich eine einmalige Gelegenheit: Jetzt wo sie dort alle waren. Orks, Trolle, Tieflinge, Düsterlinge, Rakshaner. Diese ganzen verabscheuenswürdigen Existenzen war der Angriffsplan wieder für die Heeresleitung interessant geworden. Würde es gelingen die Chaostruppen im Feld zu schlagen, hätte man offene Türen zu der ungeschützten Flanke in Ostnaridien. Ein Angriff den die elende Handelsallianz nicht erwarten wird!


    Hinter Roderich folgte der Gefreite Bernhard Zwelfsrett. Er war inzwischen ein guter Freund des Großherzogs geworden und hatte ihn persönlich das Bärenreiten beigebracht. Dieser trug das Wimpel des Königs von der Hohen Mark. Die Bären wurden durch ihre Herren nach vorne getrieben. Sie waren den Kampfeinsatz gewohnt. Vereinzelt knurrten sie die Pferde an, und scherten aus, sodass ihre Herren ihnen klare Tritte und Befehle geben mussten, geradeaus zu laufen. Die Ritter von Almanien hatten sich an diesen Tag versammelt und waren bereit in den Krieg zu ziehen. Der Großherzog selbst ritt bis ganz nach vorne. Dort drehte er sich zur Armee hin, um seine Rede zu halten.


    "Ritter und Schildmaide aus Evheros, Ledwick und der Hohen Mark. Brüder!" Der Großherzog ließ seinen Bären auf und abbewegen und lief somit immer wieder von links nach rechts. "Fern der Heimat kämpfen wir hier für den Erhalt der alten Ordnung. Eine Ordnung, die nicht nur durch die Handelsallianz bedroht wird. Auch das Chaos will in unsere Lande einbrechen! Sie wollen unsere Frauen und Kinder töten. Greise und Kranke. Sie kennen keine Ehre. Segiras Werte sind für sie nicht von Bedeutung. Rakshor trachtet es nach unserem Land. Wir müssen ihm die Stirn bieten. Wollt ihr, dass die Palianer erneut erstarken?", Roderich machte eine theatralische Pause. Er blickte mehreren Soldaten herausfordernd in die Augen. Seine Entschlossenheit stand ihm in das Gesicht geschrieben. Roderich war sich sicher zu siegen und die richtige Entscheidung getroffen zu haben.


    "NEIN! Wir wollen frei sein. Frei von den Fesseln der Handelsallianz oder der Sklaverei durch Rakshaner. Wir sind selbstbestimmt. Wir sind Kaishos. Wir sind Almanen und darum werden wir siegen. Ich sage euch: Holt sie euch! Für Kaisho und Vaterland! Tötet sie alle!"


    Die Menge jubelte und ein tosender Kampfschrei ertönte aus den Mündern der Almanen.
    "Herr," sprach Oberfeldwebel Kaeylin von Chadwick. Sie kehrte gerade vom Spähtrupp zurück, der vorausgeeilt war. "Die Rakshaner haben sich in der Festung verschanzt. Ohne die Belagerungswaffen der Goblins kommen wir hier nicht weiter."
    "Wir werden auf den Oberst warten," sagte Roderich.


    Plötzlich, über ihre Köpfe hinweg, flogen mehrere Tieflinge. Roderich lachte: "Feiglinge! Sie fliehen aus der Feste!" Als dann die Stimme des Tarrik bis zum Großherzog durchdrang, machte er ein fragendes Gesicht. "Was hat das zu bedeuten?"


    Am Horizont derweil zog sich plötzlich ein Sturm herauf. Er kam wie aus dem Nichts. Schien wie Magie. Des Feindes Luftmagier?, fragte sich Roderich. Die Sicht auf Dunkelbruch eben noch aus der Entfernung zu sehen, wurde durch die Wolkenfront verhindert. Ein dunkles Donnern ertönte am Himmel. Es schien, als seien die Götter selbst erzürnt von der Schlacht. "Segira sei uns gnädig," japste Roderich. Dann folgte der prasselnde Regen. Er kam wie aus Eimern auf die Ritter hinab. Schon wurde die Formation aufgescheucht, die Pferde brachen zu allen Seiten aus, als die Blitze am Himmel sichtbar wurden. Es dauerte mehrere Minuten ehe sich wieder eine Formation bildete. Doch dem nicht genug. Die Krieger waren völlig durchnässt. Roderich schaute grimmig auf die in Düsternis eingehüllte Festung. Heute machte sie ihrem Namen alle Ehre.