Melville de la Cantillion
Melville saß in seiner Amtsstube hinter einem großen, schweren, hölzernen Schreibtisch. Das Licht in dem Raum war gedämpft, denn er wurde nur durch einige Kerzen in schweren Haltern beleuchtet. Einer dieser Kerzenleuchter stand auf dem Schreibtisch von Melville und beleuchtete die zu bearbeitenden Papiere.
Auf dem Schreibtisch lagen neben einigen losen Schriftrollen auch einige schwere Bücher, eines davon war das Kassenbuch der Familie. Ein Stundenglas zierte ebenso den Schreibtisch, wie Papier, Tinte und Feder. Das Stundenglas hatte nicht nur symbolische Bedeutung für den Glauben Ainuwars, sondern diente auch als tatsächlicher Zeitmesser.
In Melvilles Rücken befand sich ein großes Buntglasfenster, dass gedämpft Lichtes in den Raum ließ. Mehrere Bücherregale befanden sich in dem Raum, wie auch eine weitere Stühle und ein kleiner Tisch vor dem Fenster.
Die schweren, urigen Mauersteine aus denen die Festung erbaut worden war, rundeten das Gesamtbild ab und gaben dem Zimmer einen eigenen Charme.
Als sich Massimo Melv gegenüber setzte schaute dieser auf und musterte seinen Bruder freundlich. Wie üblich kam Massimo direkt ohne Umschweife zum Thema. Melville störte sich nicht daran, dafür kannte er seinen Bruder lange genug. Und in dieser Angelegenheit war es auch unangebracht, lange um den heißen Brei herumzureden.
Melville streute Sand über einen Bogen, wartete kurz ab und rollte diesen dann zusammen, ehe er ihn versiegelte.
"Das Du direkt zugesagt hast, ist absolut in Ordnung Massimo. Ich habe Dir meine Unterstützung zugesichert und genau wie Du stehe ich zu meinem Wort. Du hast im Namen unserer Familie gesprochen.
Freiherr Ansgar von Hohenfelde, eventuell nur noch Bürgerlicher sobald er unsere Scholle erreicht. Nun, dass es bei dieser Familie einmal so kommen kann, wird er gewusst, aber nicht erwartet haben. Wir werden ihm das Stück Land zur Verfügung stellen. Allerdings werden wir Ansgar auch im Namen unserer Schwester finanziell unter die Arme greifen. Und nicht nur dass, wie sähe es aus, wenn wir einen Verwandten lediglich ein Stück Land zur Verfügung stellen?
Frei nach dem Motto, nun sieh zu wie Du zu Recht kommst. Das wäre doch die nonverbale Botschaft, die wir damit übermitteln würden. Dafür haben wir schließlich nicht unsere Hilfe zugesagt Massimo. Ich stimme mit Dir völlig überein, dass er sein Pferd wie auch seinen restlichen Besitz behalten darf. Wir wollen uns schließlich nicht an ihm bereichern, sondern wir haben vor ihn in unserer Mitte willkommen zu heißen.
Ferner würde ich vorschlagen, bleibt er vorerst hier bei uns wohnen. Ob er tatsächlich verstoßen wurde, wissen wir nicht. Sollte es so sein, hat er hier einen sicheren Zufluchtsort. So oder so, mit oder ohne Titel bleibt er für uns unser Verwandter.
Du hattest doch vorab noch vor geraumer Zeit Davard Deine Hilfe angeboten. Vielleicht sollten wir ihn nach Ansgars Ankunft kontaktieren, damit dieser wenigstens Bescheid weiß, dass sein Bruder in Sicherheit ist. Diese Information könnte er auch an Ansgars Sohn weitergeben. Aber das besprechen wir mit Ansgar selbst.
Also kurzum ja, Du hast völlig richtig gehandelt und wir werden Ansgar unterstützen. Das Stück Land bekommt er zur Verfügung gestellt, wenn er dies möchte. Ansonsten kann er auch hier bei uns leben. Platz haben wir genug in unserer Festung. Weder am Platz noch an den Finanzen wird es scheitern. Sollte er ein zusätzliches Auskommen wünschen, wäre eine Anstellung in der Akademie wirklich eine gute Wahl. Und es würde mich freuen, wenn er als Nekromant bei uns unterrichten würde.
Sieh zu, dass Du ihm diesen Posten schmackhaft machst Massimo.
Sobald er hier wohnt, spricht nichts gegen eine Heirat. Im Gegensatz zu den seltsamen Sitten und Gewohnheiten der Handelsallianz, kann er sich hier so viele Frauen zur Braut nehmen, wie er unterhalten kann.
Das bedeutet, er muss sich nicht mal von seiner alten Ehefrau scheiden lassen, sondern er heiratet seine Lebensgefährtin einfach dazu. Wobei ich mich sehr wohl von so einer Person lossagen würde, nach all dem was Du nach der Hochzeit berichtet hast.
Die Staatsbürgerschaft kurzum die Einbürgerung muss vom Hofe erfolgen Massi. Eine einfache Hochzeit reicht hierfür nicht aus. Letztendlich schulden wir alle unseren Lehnsherren Treue. Unsere Domestiken uns. Wir unseren Marquis und letztendlich wir alle unserer Majestät dem Duc. Da er in und als Person den Staat repräsentiert, entscheidet auch er darüber wer zum Staatskörper gehört.
Ähnlich unserer eigenen Amtsgeschäfte, wird er diese Gesuche vorgelegt bekommen und abzeichnen. Eine genauere Überprüfung werden seine zuständigen Untertanen vornehmen. Allerdings könnte Ansgar dort selbst bei einer Audienz vorsprechen und Du sprichst für ihn in unserem Namen. Dass er eine Frau aus hiesigen Landen heiraten möchte, würde dem Duc die Sache sicher versüßen.
Und ganz nebenbei ist Ansgar sicher nicht auf den Kopf gefallen. Wieso sollte der Duc also ablehnen, eine fähige Person als seinen Vasallen willkommen zu heißen? Der Einbürgerung dürfte nichts im Wege stehen. Wer über ausreichend Fähigkeiten verfügt und sich als Souvagner sieht oder gerne Souvagner werden möchte, wurde bis jetzt noch nicht abgewiesen. Die Kriegswirren könnten da vielleicht mit hineinspielen, aber Ansgar ist ein Almane und mit uns verwandt.
Und seine Majestät war unserem Hause stets freundschaftlich verbunden Massimo.
Das siehst Du doch schon allein daran, dass wir die Ehre erhalten haben die Akademie auf unserer Scholle zu errichten, dass wir Schirmherr der Akademie sind und dass Du die Aufgabe erhalten hast, die Flotte Souvagnes zurückzuerobern.
Dein mangelnder Informationsfluss mal bei Seite geschoben, nicht jedem hätte der Duc diese Aufgabe anvertraut. Almanen die sich um Souvagne verdient gemacht haben, wurden auch eingebürgert auf Wunsch. Das mit Ansgar bekommen wir schon hin, mache Dir da mal keine Sorgen. Deine Zusage war richtig. Wir tun das auch für unsere Schwester, wir helfen Ansgar ebenso in Magdalenas Namen Massi", erklärte Melville und lehnte sich im Stuhl zurück.
"Ansonsten gut Zuhause angekommen? Du siehst besser aus, als bei Deiner Ankunft. Wesentlich besser, erholter für meinen Geschmack. Das Familienleben scheint Dir gut zu tun. Hast Du selbst mal darüber nachgedacht eine Familie zu gründen?
Ich frage Dich das nicht, weil ich Dich ständig mit der Nase auf das Thema stoßen möchte, diesmal jedenfalls nicht. Wobei, eventuell doch ein kleines bisschen. Deine Aufgabe in allen Ehren Massimo, aber auch Du wirst nicht jünger. Such Dir eine gute Frau, oder zwei und schaffe Dir Kinder an.
Wo ich Ansgar unterbringen kann, werde ich doch wohl erst Recht Platz für die Familie meines Bruder haben.
Und Du hast auf mich den Eindruck gemacht, als würdest Du es durchaus genießen, abends mit uns gemeinsam im Kaminzimmer zu sitzen. Gleichgültig wie wichtig manche Aufgabe da draußen ist Massi, jeder benötigt ein Zuhause in das er zurückkehren kann.
Und gleichgültig wie viele Kriminelle Du läuterst oder wie viele Verbrecher Du erschlägst, dass bringt uns Magdalena nicht wieder zurück. Leider. Also was sagst Du? Möchtest Du mal auf Brautschau gehen?", hakte Melville gut gelaunt nach.