Er erfuhr von Dave, wohin Ansgar verschwunden war. Er erfuhr es über einen Traum, in dem der Geistmagier zu ihm sprach und Janko hatte keine Zweifel, dass dies mehr als ein gewöhnliches Traumgesicht gewesen war. In einer Familie von Nekromanten zu dienen, machte einen erhaben über derlei Zweifel.
Für Janko stand außer Frage, was nun zu tun war. Ansgar war sein Leben lang von Dienern umsorgt worden und wer konnte wissen, was für Diener es im fernen Almanien gab? Die Menschen in diesem Land würden mit den Bedürfnissen eines gebürtigen Naridiers überfordert sein. Bei Ansgars erstem Schreianfall würden sie die Flucht ergreifen und ihn allein lassen, wenn er sie am dringendsten benötigte. Die quälende Frage war nur, warum Ansgar ausgerechnet seinen Leibdiener nicht ins Exil mitgenommen hatte. Er würde es erfahren, in einem Monat, wenn alles gut kam.
Es war eine lange, eine sehr lange Reise. Janko durchquerte zu Pferd Naridien vom Süden bis zum Norden, indem er der Salzstraße folgte. Er war derart langes Reiten nicht gewohnt und nach der ersten Woche konnte er sich kaum noch im Sattel halten. Er wechselte aus Verzweiflung in den Damensitz, was es zeitweilig etwas angenehmer machte. Dann ging er dazu über, das Tier den Großteil der Strecke am Zügel zu führen. Bald waren seine Füße voller Blasen. Am schwierigsten jedoch gestaltete es sich, überhaupt nach Almanien einzureisen, denn das Land befand sich noch immer im Kriegszustand. So war es wenig verwunderlich, dass der allein reisende und gut gekleidete Janko in der Hohen Mark zusammengeschlagen und bis auf die Unterwäsche ausgeraubt wurde. Als er sich vom geforenen Boden aufrappelte, hätte dies fast sein Ende bedeutet. Das Pferd war weg, seine Kleider waren weg, sein Geld war weg. Er hatte nichts mehr als die lange Unterwäsche am Leibe. Sein Glück war, dass er sich bereits nahe der souvagnischen Grenze befand, wo der Krieg bislang am Grenzwall abgeprallt war. In Souvagne würde man ihm helfen, als Leibdiener eines Adligen. Janko stellte sich vor Kälte zitternd, mit zwei blau geschlagenen Augen, einem fehlenden Zahn und erfrorenen Füßen als Ansgars Leibdiener vor. Die Wachen reagierten sofort. Sie ließen ihm ein heißes Bad ein, gaben ihm anschließend notdürftige Kleider und Schuhe und versorgte seine Wunden. Auch eine Essensration gaben sie ihm mit auf dem Weg, zusammen mit zwei bewaffneten Begleitern, die sich vergewissern sollte, dass Janko auch wirklich war, wer er zu sein behauptete, denn Papiere hatte dieser natürlich nicht mehr. Und endlich, nach weiteren Tagen, erreichte Janko das neue Anwesen seines Herrn, wo man ihn willkommen hieß. Die Soldaten verabschiedeten sich beruhigt und Janko trat ein.
Ohne sich zu waschen, zu rasieren oder die schmutzigen Schuhe auszuziehen, eilte Janko sofort zu Ansgar. Er erschrak, als er sah, wie krank sein Herr aussah, weiß und zerknittert. Das Exil hatte offenbar stark an ihm gezehrt.
Janko, zerlumpt, zerbeult und stinkend, in den abgetragenen Kleidern einer souvagnischen Grenzwache gewandet, verneigte sich vor Ansgar.
"Herr, zu Euren Diensten."