Beiträge von Camille Langeron

    Sturmfreie Bude im Hause Wigberg



    Caillou Langeron
    In Vendelins Haus herrschte ein merkwürdiger Mix aus Chaos und Ordnung. Caillou war neben seinem Zwillingsbruder aufgewacht, hatte ihm, so lange er noch schlief, zwei Zöpfchen gebunden, die wie Hasenohren nach oben standen und sich dann über das Essen hergemacht. Er ließ sich all die Köstlichkeiten aus Fleisch und Blut schmecken, während Pascal schlecht gelaunt den Abwasch erledigte. Caillou ließ sich davon nicht beirren und speiste munter weiter. »Milli«, nuschelte er mit vollem Mund, da ihm langweilig wurde. Er schluckte herunter und rief noch einmal lauter: »Aufwachen! Keine Sau ist da. Die Schweine haben uns allein gelassen.« Er rüttelte Camille am Schienbein.


    Camille Langeron
    Camille hatte angenehm geschlafen, alles war ruhig, es war warm und vor allem war es gemütlich. Etwas, jemand rüttelte an seinem Bein und eine Sekunde später wusste er ohne hinzusehen, dass es seine andere Hälfte Caillou war. Camille rieb sich die Augen und grinste seinen Bruder an. "Keiner ist da? Die haben die ganzen Fressalien da gelassen, dass sollten wir ausnutzen. Wir können auch was für Papa einpacken, er sieht so aus, als könnte er den einen oder anderen Happen vertragen", antwortete Milli seinem Bruder. Er rollte sich auf die Beine und schaute was es noch Leckeres für ihn zu futtern gab und bediente sich direkt großzügig beim Fleisch. Es war zwar schon kalt, aber kalter Braten auf Brot schmeckte auch herrlich.


    Caillou Langeron
    »Ich frag mich wo die Säcke sind, jemand hat die Tür eingelatscht. Hättest du je geglaubt, dass ausgerechnet der Oberlangweiler Timo uns solche Köstlichkeiten servieren würde? Meinst du, er hat das nur für unsere Mutter getan oder hat er dabei auch an uns gedacht? Für Papa einen Happen einzupacken ist eine gute Idee. Schau mal.« Er zeigte Camille eine Schüssel mit ovalen rosa Organen. »Sogar Eier. Damit bei der Zeugung auch ja nichts schiefgeht. Die hätte er eher Pascal unterschieben sollen als den Gästen. Ob wir die für Papa mitnehmen sollten, jetzt mal ohne Scheiß? Damit er nicht verweiblicht?«


    Camille Langeron
    Camille schaute in die Schale voller Eier, nahm vorsichtig eines heraus und untersuchte es, ehe er es in den Mund steckte und langsam zerkaute. "Weiche Konsistenz, fast cremig, wie Hirnpastete vom Lamm. Also ich würde sie lieber gewürfelt mitnehmen. Und falls er fragt, sagen wir dass sind Hirnwürfelchen, eine Delikatesse. Nachher meint er noch, wir wollen uns über ihn lustig machen, wo wir uns nur sorgen. Vertragen kann er sie auf alle Fälle. Falls es so nichts nützt, sind sie schön kräftigend, wie eine gute Brühe. Ich glaube Vendelin wollte zeigen was er so auffahren kann, damit die Gästegesellschaft in Hochstimmung kommt, so kommt der Orgasmus von ganz allein", kicherte Camille und reichte Caillou die Schale voller Hoden, während er sich einen Teller mit den anderen Fleischsorten belud. "Was glaubst Du woher stammt das alles? Ist das von einer gefangenen Person, oder aus dem Beauforter Krankenhaus? Stell Dir mal vor, die Kastraten die Eier muss man ja nicht wegwerfen. Dann verkaufen sie die abgeschnippelten Eierchen und Beine, Arme und so weiter als Abfälle für die Hofhunde oder für die Feinschmecker", lachte Milli während er genüsslich und geräuschvoll das Fleisch mampfte.


    Caillou Langeron
    »Ihhh«, kicherte Caillou und aß dann auch eines der menschlichen Eier. Ihm sträubten sich die Nackenhaare, er schüttelte sich, kaute aber herunter. »Bei manchen Dingen ist es besser, man weiß nicht, welches Organ das ist. Wie bei Sülze, wenn man da noch sehen würde, dass das mal ein Gesicht war, würde das kaum einer essen. Wir würfeln es für Papa, gewürzt ist es ja schon. Aber ich glaube kaum, dass Vendelin damit die Stimmung anheizen wollte, zumindest nicht die des Bräutigams für eine Nacht. Pascal weiß gutes Essen einfach nicht zu würdigen. Wollte er uns testen? Oder ist das eine Drohung? Will er damit sagen, ich weiß genau, was ihr für kleine Halunken seit? Die Eier von Kastraten zu verkaufen, macht Sinn, ist doch schade drum, das alles wegzuschmeißen. Aber das sind eindeutig die Eier von Erwachsenen, also erwachsene Kastraten? Macht das irgendeinen Sinn?« Er richtete sich im Sitzen etwas auf, weil er Schritte hörte, die aus dem Kellergang kamen. Vendelin kam, im schwarzglänzenden Satinmorgenmantel, barfuß die Treppe hochgerannt. Er sah blass und zerknittert aus.


    Camille Langeron
    Milli nickte. "Ja bei einem Schlachttier wird alles verwandt, auch die Innereien, Blut, Fett, Haut, eben alles und natürlich auch die Eier, denk nur an Hammelhoden. Ich denke die Eier von Erwachsenen sind von besonderen Sklaven, denen man alles genommen hat. Sprich reine Arbeitssklaven, die eigentlich ein Todesurteil kassiert hätten. Das vermute ich, genaueres kann ich Dir nicht sagen, ich habe nur geraten", erklärte Milli und stupste Caillou an, damit er sich Vendelin anschaute. "Hallo, Du siehst ja fertig aus, was ist denn mit Dir geschehen und wo kommst Du her?", fragte Camille und konnte gerade noch ein Aufstoßen unterdrücken.


    Timothée Mauchelin
    »Aus dem Palastverlies«, antwortete Vendelin grantig. »Wenn ihr Eure Mutter sucht, sie ist noch dort. Mir konnten sie nichts nachweisen, ihr leider schon, sie wird bekanntlich seit etlichen Jahren schon gesucht, genau wie euer Großvater, der nun ebenfalls dem endgültigen Tod ins Gesicht blicken muss. Wir wurden überfallen, es gab eine undichte Stelle, vermutlich dieser Nathan. Das kommt davon, wenn man sich mit dem falschen einlässt, den Fehler hatten schon die Agenten der Autarkie begangen. Die Menschen werden einfach nicht schlau. Ich werde für einige Wochen verreisen. Pascal hat den Schlüssel, falls ihr hierbleiben wollt, lasst das Haus heil und meine Schreibstube in Ruhe.«


    Camille Langeron
    Camille kratzte sich am Kopf und dann im Schritt. "Nathan? Das kann doch nicht sein. Nathan war doch völlig harmlos, Du hast doch selbst gesehen, wie sehr er an Archibald hing. Möglich wäre natürlich, dass er die Verbindung lösen wollte. Ist günstiger als sich in Todesgefahr zu begeben und zu sagen Schatz ich mache Schluss. Er hätte ihn in den Reis geschnibbelt. Das ist doch sowieso seltsam oder? Ein gut betuchter, abgesicherter Leibdiener der Krone, lässt sich mit jemanden wie Archibald ein. Er ist zwar ein Leibeigener, aber überlegt mal über welche Macht er trotzdem verfügt, wenn er ihm Namen seines Herrn spricht. Und der Mann zieht dann einfach so mit Archibald herum. Und darf das auch noch? Da sagt sein Herr nichts? Da hätten schon bei Archibald alle Alarmglocken schrillen müssen. Der Mann wird alt", sagte Milli und nahm sich noch ein Ei, dass er genüsslich kaute.


    Timothée Mauchelin
    »Schmeckt`s?«, fragte Vendelin und beobachtete Camille beim Kauen. Caillou summte vor sich hin und pickte sich aus der Suppe die besten Stücken heraus, die er sich ohne Rücksicht auf andere, die noch davon essen wollten, mit dem Löffel herausangelte und in den Mund steckte, ehe er den Löffel wieder eintauchte. »Ich vermute in Nathan einen Schatten aus einem anderen Orden. Jemand, der sich gekonnt dumm stellt und vermutlich einen Intelligenzquotienten jenseits des Messbaren besitzt. Das würde erklären, warum die Krone seine Ausflüge billigt.«


    Camille Langeron
    Camille nickte, da sein Bruder ihn unterstützte, wie sie es immer taten. "Richtig, sei schlau und stell Dich dumm. Einfach trottelig kann jeder sein oder sich anstellen, aber das die ganze Zeit durchzuhalten und einem vorzuspielen, dass man förmlich abhängig ist, da muss man schon Fingerspitzengefühl haben und der geringste Fehler ist das Todesurteil. Ich wette er ist ein Schatten oder ein Himmelsauge. Oder einer von den versteckten Schutzorden der Krone, wie es früher auch immer von Leon behauptet wurde. Ihr wisst wer das ist?", fragte Camille und nahm sich noch ein Ei. Irgendwie fing seine Hose an zu spannen.


    Timothée Mauchelin
    »Nun, im Dummstellen hat manch einer hier ja Erfahrung. Über Leon weiß man alles und nichts. Als gesichert gelten kann, dass er weit mehr war als nur ein Leibdiener. Er wusste zu kämpfen, zu schützen und die Augen und Ohren überall zu haben. Er hat es geschafft, Maximilien vor einer Gefahr zu schützen, die damals jeden anderen, den sie hatte treffen sollen, niederstreckte. Aber so, wie du fragst, weißt du sicher noch mehr. Falls du etwas gegen das Hosenspannen brauchst, bedien dich im Alchemielabor.« Obwohl der Spruch keineswegs humorvoll gemeint war, feixte Caillou und aß auch noch zwei Eier.


    Camille Langeron
    "Wieso? Pascale ist der Mann von Caillou, ich glaube Du verwechselst uns Onkel. Tja wer weiß? Ist Wissen und Schweigen nicht unser Beruf? Aber Leon war ein Fall für sich, für jeden gut sichtbar stets an der Seite des Duc und dennoch unsichtbar, nicht greifbar. Ich habe mich oft gefragt wer und was er war oder welchem Orden er angehörte. Zwei schließe ich aus, die Agenten und die steinerne Wacht. Wohin musst Du reisen und wann bist Du zurück?", fragte Milli und aß noch ein Ei, er war irgendwie auf den Geschmack gekommen und zu allem Überfluss schienen sich seine eigenen Eier darüber zu freuen.


    Timothée Mauchelin
    »Du bist nicht mein Schwiegersohn, Camille, und doch gestatte ich dir, ein Fläschlein Hängolin zu borgen«, erklärte Vendelin in gönnerhaftem Ton. »Das Zeug kostet nicht viel. Wie ich sehe, schmeckt es euch. Eure Mutter kam leider nicht in den Genuss des Nachtisches, den ich für sie zubereitet habe und Pascal hat seinen Eiersalat nicht angerührt. Ihr könnt ihn mitnehmen. Den Orden des Stählernen Lotos können wir für Leon wohl auch ausschließen, da sein Agieren dafür viel zu offensichtlich war. Ich reise geschäftlich nach Ehveros, wie lange ich brauchen werde, kann ich noch nicht sagen. Ich hoffe, nicht länger als einen Monat.«


    Camille Langeron
    "Hängolin? Vielen Dank, ich werde mir eine Flasche ausborgen. Tja oder er war ein perfekter Lotos, denn bekanntlich ist man in der Höhle des Löwen am sichersten. Und er hat es sogar geschafft in der Höhle zum Löwendomteur aufzusteigen. Falls man das so sagen darf, aber uns kann ja eh kein Himmelsäuglein belauschen. Pass bloss auf in Ehveros, Du weißt wie es da zugeht, da haben die Wände Ohren, wie hier die Himmel Augen. Wir werden bei Dir die Stellung halten und nach dem Rechten sehen. Pascal ist ja auch hier", beruhige Milli Vendelin.


    Timothée Mauchelin
    »Dann esst noch in Ruhe auf und macht dann hier sauber, ich möchte keine Reste irgendwo finden, wenn ich wiederkomme. Und einer von euch muss die Tür reparieren.« Er hielt inne und fragte sich, wo Gideon gerade war. Als er feststellte, dass der noch im Palast weilen musste, überkam ihn eine diebische Freude. »Ich muss mich beeilen. Bleibt artig.« Vendelin rauschte in seine Schreibstube und ignorierte den anzüglichen Pfiff, den Caillou gerade ausstieß, womit er vermutlich auf seinen wehenden Morgenmantel hinwies. Nichts könnte Vendelin gleichgültiger sein. In Windeseile packte er seine Sachen in einen Koffer und zog sich an. Nicht einmal eine halbe Stunde später war er reisefertig und schleppte seinen Koffer zum Flur. Er verabschiedete sich von seinem Sohn, der gerade in der Küche den Abwasch machte, indem er ihn drückte. Es war ihm gleich, dass Moritz sich steif machte und die Umarmung nicht erwiderte. Der Auftrag war gefährlicher als je einer zuvor und es war vielleicht das letzte Mal, dass er seinen Sohn sah. »Pass auf dich und das Kleine auf«, flüsterte Vendelin, ehe er seinen bockenden Sohn wieder freigab, der nur: »Jaaa, jaaa«, sagte und ihn nicht mehr ansah. Vendelin wäre froh gewesen, wenn er in dem Alter noch einen Vater gehabt hätte, der ihn in den Arm nahm, doch er war da bereits 16 Jahre Vollwaise gewesen. Er streckte den Zwillingen zum Abschied kurz den Arm mit der ausgebreiteten Hand durch die Tür, dann verließ er das Haus und eilte mit dem Koffer zu den Kutschen.


    Camille Langeron
    Camille schaute Vendelin hinterher wie er nach oben und dann ein wenig später abrauschte. Der Mann war schnell und effektiv, in allem was er tat. Das erstaunte Milli immer wieder. Er kannte ihn nicht anders. Milli wartete einen Augenblick, dann schaute er sich die Tür an, von der im Grunde nichts weiter übrig geblieben war als Kleinholz und Splitter. Milli machte sich daran, die gefährlichen Holzsplitter wegzuräumen, damit sich niemand verletzte. Nebenbei wünschte er Vendelin stumm alles Glück. Es musste ein harter Auftrag sein, sonst würde man kein Ordensoberhaupt schicken. Aber es war noch mehr, es war eine Chance sich dem Duc zu beweisen und ihren Orden von den tönernen auf stählerne Füße zu stellen. Milli schaute über die Schulter und grinste seinen Bruder an. "Wirf mal ein Ei rüber", lachte er.

    Kurzinformation Camille Langeron



    Name: Camille Langeron
    aka: Cami
    Volk: Souvagner
    Größe: 179 cm
    Haarfarbe: blond
    Augenfarbe: blau



    Familie
    Zwillingsbruder: Caillou Langeron
    Vater: Alexandre de la Grange
    Ziehvater: Janou Langeron
    Mutter: Derya von Dornburg
    Ehemann: Pascal Langeron (Moritz von Wigberg)
    Schwiegervater: Timothèe Mauchelin (Vendelin von Wigberg)



    Camille ist ein weißblondes Abbild seines Zwillingsbruders. Feuer und Wasser, so nannten sie sich selbst. Camille war das scheinbare Musterkind der beiden Zwillinge. Im Gegensatz zu Caillou badete er regelmäßig und hatte dafür auch eine Begründung. Blonde Schmuddelhaare wirkten seiner Meinung nach schlimmer als es bei dunklen oder roten Haaren der Fall wäre.


    Bild: Caillou (rechts) und Camille (links)



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