Beiträge von Halvor von Eibengerg

    Halvor nickte zustimmend und nippte an seinem Tee.


    "Du handelst besonnen, aber Du weißt was ich Dir damit sagen wollte Dalibor. Vermutlich wird er sein Haus ohne Ehe nicht verlassen. Er wäre töricht dies zu tun. Nur ein neues Haus lässt ihn seine alte Herkunft wirklich abstreifen. Trägt er unseren Namen ist er an uns gebunden, samt allem was dazu gehört. Ach und Dal, all sein Besitz bedeutet auch all seine Bücher und Aufzeichnungen. Ich weiß, dass ich Dir so etwas nicht sagen muss. Aber Du erinnerst bitte Arbogast daran, nicht dass er etwas in seinem alten Heim zurücklässt, was ab dato den Eibenbergs gehört.


    Arbogast wird nicht grundlos Dir den Hof gemacht haben. Er wird sicher nicht auf Dich verzichten wollen. Du entstammst aus einem guten Haus, dem besten auf ganz Asa Karane. Das Blut von Gerissenheit zweier vortrefflicher Händler fließt durch Deine Adern. Sollte jemand fähig, clever und schlau genug sein, durch die wirren Zeiten zu steuern und dabei noch Gewinn für sein Haus herauszuschlagen Dalibor, dann ist es das unsere. Arbogast wählte weise mit unserem Haus. Er weiß was er an Dir hat, keiner verkörpert das Blut der Eiben und er Wittelspitz so offen wie Du. Freundschaft wünsche ich Dir, dies ist etwas dass Du besitzen sollst mein Sohn. Trink von Tee, ehe er kalt wird", sagte Halvor und trank ebenfalls noch einen Schluck.


    Er stellte die Tasse beiseite, stand auf und reichte Dal ein kleines Buch.


    "Vermerke alles, was sich in den Gemächern und im Besitz von Arbogast befindet. Und überprüfe bitte ebenso, ob sich hier alles einfindet", sagte Halvor und legte Dalibor das Buch neben seine Teetasse. Eibenbergs waren gewissenhafte Buchführer, dass waren sie stets gewesen und daran würde sich auch nichts ändern. Sein Sohn wusste die Geste zu deuten, sein Vater sorgte sich darum, dass man ihm nichts vorenthielt.

    Halvor stand auf und fasste seinen Sohn bei den Schultern.


    "Dalibor ich glaube ich habe mich etwas zu vage, ja zu undeutlich ausgedrückt. Deshalb einmal völlig im Klartext.

    Bekommst Du mit Arbogast einen absoluten Verbündeten und möchtest Du das auch, dann nur zu mein Sohn. Andernfalls meine Frage, wozu möchtest Du diesen Mann dauerhaft durch eine Eheschließung an der Hacke haben? Wozu Dich rumärgern, den Kerl durchfüttern, für den Burschen auch noch einstehen?


    Möchtest Du ihn ständig an der Hacke? Und hast Du ihn dort gerne, weil ihr Freunde seid? Perfekt. Wenn nicht gibt Arbogast ohne Haus einen Job bei uns und gut ist es. Das wollte ich Dir gesagt haben", erklärte Halvor, während der Leibdiener von ihm herbei eilte und Vater wie auch Sohn einen frischen Tee hinstellte. Natürlich ohne Zucker und ohne Milch, am Abend war so etwas nur Verschwendung.

    "Nein mein Sohn, nichts hat meine Sicht geändert. Eine Ehe ist ein Vertrag, ein Geschäft das zwei Parteien eingehen. Doch der Zweck heiligt nicht alle Mittel Dalibor. Ein Geschäft ist nur dann ein Gewinn, wenn etwas dabei für Dich herausspringt. Auch im persönlichen Bereich. Eine Ehe die Du gelinde gesagt nur ertragen kannst, ist kein Geschäft, nicht mal ein Gewinn, sie wäre eine Zumutung.


    Liebe Dalibor hat viele Gesichter, eine ehrliche Freundschaft ist eines davon. Ehrliche Freundschaft ist zum Beispiel ein sehr großer Gewinn. Eine Person an Deiner Seite auf die Du Dich verlassen kannst. Ist es das was Du Dir wünscht und auch von Arbogast bekommst, hast Du ein sehr gutes Geschäft gemacht.


    Was Deine Mutter betrifft, sie hat mich noch vorsichtiger werden lassen. Du jedoch hast sehr gut abgewägt Dalibor und Du bist ein Geschäftsmann auf den ich sehr stolz bin. Weit über das Pikunäre hinaus verstehst Du Dein Handwerk. Wenn Du diesen Mann an Deiner Seite wünscht, erteilte ich Dir zu diesem vortrefflichen Geschäftsabschluss meinen Segen Dalibor", antwortete Halvor zufrieden.

    Halvor schaute seinem Sohn in die Augen und ein winziges Schmunzeln umspielte die Lippen von Dals Vater.


    "Dalibor, dass Du keinen Humunkulus schaffen wirst auf welche Art auch immer, dass ist mir bewusst. Ich frage Dich einmal etwas deutlicher, damit wir uns verstehen. Möchtest Du mit diesem Mann den Akt und die Ehe vollziehen? Möchtest Du mit diesem Mann in einer Partnerschaft leben? Oder möchtest Du mit diesem Mann in einem Bund der Freundschaft leben? Was schwebt Dir vor? Ich möchte, dass Du Dir Deiner Sache sicher bist und dass Du Dich mit Arbogast an Deiner Seite wohlfühlst. Arbogast Dalibor ist für mich im Moment nicht einmal zweitrangig. Er ist ohne Belang. Du bist mein Sohn Dalibor, Dir soll es gut gehen.


    Arbogast samt seiner Fähigkeiten wird für unser Haus eine Bereicherung sein, aber nicht zum Preis eines meiner Kinder. In einer Welt in der alles käuflich ist, gibt es wenige Kleinode die unverkäuflich sind Dalibor. Es sind wenige, extrem seltene Schätze und einer davon bist Du. Aus diesem Grund möchte ich, dass Du Dir Deine Entscheidung gut überlegst und mich an Deinen Gedanken teilhaben lässt.


    Nimmst Du ihn zum Mann, ist Arbogast untrennbar mit Dir verbunden als Dein Ehemann. Er wird diesen Bund sehr ernst nehmen Dalibor, denn Du bist mit Deinem Ja-Wort sein Lebensretter. Unser Haus wird sein Schutz sein, er wird einer von uns werden Dal. Also mein Sohn, was möchtest Du? Was schwebt Dir vor.


    Die Gründe von Indutiomarus hätten mich ebenfalls interessiert. Er scheint Dir sehr gewogen gewesen zu sein, da er Dir die Tradition seines Hauses erläuterte. Möglicherweise war er schlicht froh, es mit einem so erfrischend analytischen Verstand wie dem Deinen zu tun zu haben", antwortete Halvor und leutete nach einem Tee für sie beide.

    Halvor zog seinen eigenen Mantel enger um sich und lauschte den Worten seines Sohnes. Er ließ sich etwas Zeit mit der Antwort, denn er wollte die Worte von Dalibor genau abwägen.


    "Keine Mitgift, dass klingt im ersten Moment wie ein Schlag ins Gesicht. Allerdings gewährte Dir Indutiomarus seine Zustimmung, bezüglich Arbogast. Hier könnte man fragen, ist der Fürst des Hauses Hohenfelde am Ende froh, Arbogast kostengünstig entsorgt zu haben ohne selbst einschreiten zu müssen? Oder sind die Besitztümer von Arbogast einer Mitgift würdig?


    Sollte Indutiomarus froh sein, dass Arbogast sein Haus verlässt, wäre die Frage weshalb. Möglicherweise liegt das Verschulden nicht bei Arbogast. In dem Falle hat Indutiomarus mit einen Gewinn erzielt und wir ebenso. Er verzichtet auf eine unliebsame Person und wir gewinnen einen fähigen Magier. Die tatsächlichen Beweggründe für seine Entscheidung, wird er uns wohl kaum mitteilen. Oder hat er sie begründet Dalibor?


    Seine Zustimmung ist für mich maßgeblich. Arbogast verlässt das Haus Hohenfelde mit der Zustimmung seines Vaters.


    Nun die nächste, für mich fast noch bedeutsamere Frage. Möchtest Du diesen Mann tatsächlich als Deinen Ehemann annehmen? Bevor Du antwortest Dalibor, einige Denkanstöße. Solltest Du Arbogast heiraten, ist er Dir unterstellt. Er ist angeheiratet und ab dem Tag ein Eibenberg. Er hat sich Dir zu fügen und ich denke das wird er. Du wirst ihn lehren müssen, was es heißt ein Eibenberg zu sein. Bevor er eine falsche Entscheidung trifft, trifft er hier keine. Das wissen wir beide. Er wird ab heute seine Fähigkeiten seinem neuen Haus voll zur Verfügung stellen. Und da er ein Eibenberg ist, wird er uns alles sagen, was er über Hohenfelde weiß.


    Und nun einige private Fragen Dalibor. Bist Du bereit mit diesem Mann Tisch und Bett zu teilen? Ist er Dir soweit sympatisch? Solche Dinge gehören auch zu einem Geschäft, auch wenn es viele abstreiten würden. Aber ein Geschäft, zu dem man sich zwingen muss ist eines was einem teuer zu stehen kommt.


    Wie steht es um Dich mein Sohn?", fragte Halvor und Dalibor spürte, dass sein Vater ihn nicht nur als Familienoberhaupt fragte, sondern auch als sein Vater. Gleich wie es andere Häuser handhabten, gleich was andere von Halvor hielten, seine Söhne lagen ihm am Herzen und er wäre ein grauenvoller Eibenberg, würde er sein Sohn in ein Verlustgeschäft laufen lassen.

    Halvor hatte es sich in seinen Privatgemächern gemütlich gemacht. Viel Unterschied war nicht zu seinem Arbeitszimmer zu erkennen, außer dass ein Bett im Raum stand und davor eine Sitzgruppe aus Sesseln, die durch einen großen Tisch getrennt waren. Auch hier stand vor dem Fenster ein schwerer Schreibtisch mit Blickrichtung zur Tür, so dass das wenige Licht bestmöglich ausgenutzt werden konnte. Halvor legte sein Buch beiseite und schaute auf.


    "Tritt ein Dalibor und berichte mir von Deiner Reise. Ich hoffe Du bist wohlauf", sagte Halvor und deutete seinem Sohn an einzutreten. Er selbst nahm in einem Sessel Platz und blickte Dalibor abwartend entgegen.

    Halvor hob die Hände als Zeichen, dass er genau wusste, wie sein Sohn dachte und ihn niemals unnötig belästigt hätte. Dalibor war nicht der Mann, der anderen unnötig Zeit stehlen würde, denn Zeit war Geld. Und Geld hielt alles am laufen und leben. Nein Dalibor war durch und durch der Stolz seines Vaters. Sein Sohn war nicht nur sparsam, umsichtig, planvoll, nein er war auch von besonderem Mut gekennzeichnet. Das wusste Halvor zu schätzen. Zudem wählte er stets offene und weise Worte. Sein Verstand war logisch und analytisch. Dalibor fällte keine Entscheidung ohne sie reichlich und nach besten Wissen und Gewissen abgewogen zu haben.


    "Dalibor Du genießt mein volles Vertrauen, ich weiß um Deine Umsicht dem Vermögen und der Familie gegenüber. Beides ist für Dich eines, so wie es das für mich ist. Wir sind aus dem selben Guss mein Sohn. Manchmal ist es jedoch ratsam, eine zweite Meinung einzuholen. Möglich dass Du sie zur Bestärkung Deiner gezogenen Rückschlüsse gerne hören würdest. Ebenso könnte es sein, dass Du eine Dir weitere Sichtweise erhoffst, eine Seite die Dir vielleicht verborgen blieb. Zu beiden sage ich Dir etwas. Deine Wahl ist gut, Deine Überlegung zeugt von Logik, die auf überprüften Fakten beruht. Ein Bund mit diesem Mann ist zu Deinem Vorteil und dem unserer Familie.


    Kurzum er ist ein Gewinn für Dich und uns. Allerdings ist er dies nur in dem Fall, wo er sein Haus verlassen darf. Ohne die Zustimmung seines Vaters kippt die ganze Rechnung ins Bodenlose Dalibor. Auch hier hast Du völlig richtig gelegen. Ein Krieg wäre ein Verlust, den wir uns nicht leisten können und wollen.


    Wie heißt es in den alten Schriften? Versuche nie etwas zu besitzen, dessen Verlust Du Dir nicht leisten kannst.

    Ich gehe stark davon aus, dass damit derartige Geschäftssituationen gemeint sind, die sich binnen eines Augenblicks in das Gegenteil verkehren können und zwar dann, wenn man ein Stück des großen Ganzen außer Acht lässt. Du hast alles im Auge behalten.


    Du hast meine Zustimmung zu dieser Ehe, unter der Voraussetzung dass Indutiomarus von Hohenfelde seinen Sohn freigibt, ziehen lässt und der Ehe zustimmt. Ferner muss die Mitgift entsprechend sein, mit leeren Händen hat auch ein Arbogast von Hohenfelde nicht den Hauch einer Chance auf die Hand von Dir Dalibor. Der Mann muss schon mehr mitbringen als warme Worte und Sympathie", gab Halvor freundlich zurück.


    "Allein schon dafür, dass Du ihn angehört hast, sollte er Dir aus seinem Haus eine Anerkennung mitbringen. Erinnere ihn beizeiten daran, sobald Ihr seinen Vater aufsucht", warf Halvor ein und trank noch einen Schluck Tee. Zwar war der Himmel immer noch grau und schwarz, aber an ihrem Familienhorizont saß er den Glanz unverhofften Geldes aufziehen. Herrlich, ein Morgenrot dass sich durch schwarze Zahlen im Billanzbuch der Eibenbergs niederschlagen würde.

    Halvor lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ sich das von Dalibor berichtete durch den Kopf gehen. Die Finger um die Teetasse gelegt, ergriff Halvor erneut das Wort.


    "Keine andere Einstellung habe ich von Dir erwartet Dalibor. Davon ausgehend, dass Du Interesse an dieser Verbindung hast, lass und Kosten und Leistung abwägen. Jener Mann der Dich aufsuchte, um Dein Ehemann werden zu dürfen, stammt aus einem der großen Häuser. Sein Haus hat Vermögen in vielerlei Hinsicht. Dieser Mann wäre zudem ein Gewinn für unsere Familie, allein schon aufgrund seiner Fähigkeiten. Ferner wünscht er in unsere Familie einzuheiraten, die Mitgift seinerseits sollte dementsprechend ausfallen.


    Seine Absichten sind ehrlicher Natur, dass hört sich sehr gut an. Denn in diesem Falle, wird er sein Haus nicht fluchtartig verlassen, sondern seinen Vater um Erlaubnis zu dieser Ehe bitten. Er hat freiwillig und offiziell gehen zu dürfen. Indutiomarus von Hohenfelde mein Sohn, weiß ebenso was ein Krieg ihn uns sein Haus kosten würde. Weshalb sollte dieser Mann alles aufs Spiel setzen? Aus Rachgelüsten, falls sich sein Sohn im widerrechtlicht entzieht? Nungut dass wäre bei einer Person die nicht der Logik von Einsatz und Gewinn folgt, durchaus denkbar.


    Gibt es kein Grund zur Rache, durch eine offizielle Abtretung von Arbogast von Hohenfelde an unser Haus, ist jedes Recht auf Rache verwirkt. Ab dato hat das Haus Hohenfelde kein Anrecht mehr auf diesen Mann, sein Vermögen oder seine Fähigkeiten. All dies gehört dann uns Dalibor.


    Da Du dem Ansinnen von Arbogast gerne entsprechen möchtest, wie ich Deinen Worten entnehme, frage ich Dich ob Du mit seinem Vater über die Hochzeit sprechen möchtest. Möglicherweise ist er allein dazu weit weniger in der Lage als wünschenswert wäre Dalibor. Wie sympatisch ist er Dir? Keine Sorge, solltest Du gemeinsam mit ihm nach Hohenfelde zurückkehren, um alles Geschäftliche zu veranlassen, werde ich seinen Vater vorab kontaktieren.


    Wie ernst ist es Dir?", fragte Halvor rundheraus.

    Halvor begrüßte seinen Sohn mit einem derart neutralen Gesichtsausdruck, dass andere vermutlich schnurrstracks wieder das Arbeitszimmer verlassen hätten. Doch Dalibor wusste es besser. Dieses neutrale Gesicht, war das Lächeln seines Vaters. Keine Grübelfalte zwischen den Augenbrauen, dass hieß Halvor war in guter Stimmung.


    Und dem war auch so, er freute sich seinen Sohn zu sehen, der genauso umsichtig mit ihren Ressourcen umging, wie er selbst. Dieser Blick war eine wohlwollende Zustimmung, eine Anerkennung dessen, dass auch Dal einen Pelz bei Kälte trug, anstatt verschwenderisch nach einem wärmenden Feuer zu verlangen. Wobei kein Eibenberg so einer Verschwendungssucht jemals nachgekommen wäre.


    Halvor tunkte die Teelöffelspitze in das Honiggefäß und rührte ordentlich um, so dass dieses kostbare Gut seine volle Wirkung entfaltete. Marthis sein Jüngster, hatte ihn einst einmal um einen vollen Löffel gebeten. Die Jugend von heute. Selbstredend hatte er seinen Sohn darauf hingewiesen, dass er nur noch nicht ordentlich genug umgerührt hatte. Ein ganzer Löffel Honig reichte für gut und gerne eine Woche an Teepausen. Aber Marthis war damals noch jung und erkannte alsbald seinen Fehler.


    Die Mutter seiner Söhne hatte einst ihren Tee sogar mit Milch getrunken, er hätte das Zeichen rechtzeitig erkennen müssen.


    Aber seine Söhne waren wohlgeraten, alle drei. Die Frage von Dalibor überraschte Halvor, nicht dass man dies seinem Gesicht angesehen hätte. Er nippte in Ruhe an seinem Tee, genoss das Aroma und dachte über die Frage nach.


    "Eine interessante Frage Dalibor. Selbstverständlich habe ich schon über Eure Vermählungen nachgedacht. Allerdings hatte ich noch keine konkreten Pläne, dass heißt mir ist keine Person derart positiv aufgefallen, dass ich mich verpflichtet gesehen hätte Euch anzusprechen. Du wirst diese Frage jedoch nicht grundlos stellen. Worauf möchtest Du hinaus? Hast Du selbst jemanden gefunden, der Deiner würdig ist?", fragte Halvor und trank erneut einen Schluck.

    Fragen, Familien und Finanzen


    Tief über die Bücher gebeugt saß Halvor von Eibenberg in seinem Arbeitsgemach. Eine vereinzelte Öllampe stand auf dem schweren, massiven Holzschreibtisch und spendete gerade genügend Licht, um die eigene Handschrift noch lesen zu können. Der Erzhexer des Hauses von Eibenberg war in eine kostbare, weinrote Robe gehüllt. Allerdings sah man von dieser kaum etwas, denn er trug einen darüber seinen weichen und außergewöhnlich warmen schwarzen Pelzmantel. Das schwarze Fell des Mantelkragens wirkte wie eine Löwenmähne und hatte von der Wellung her leichte Ähnlichkeit mit dem einst selbst rabenschwarzen Haaren von Halvor. Geschuldet war diese pompöse Aufmachung nicht, dass es dieser Mann nötig gehabt hätte zu protzen. Nein diese Gewandung war Halvors Form von Sparsamkeit.


    Weshalb einen Kamin unnötig befeuern, wenn man einen Pelzmantel besaß? Nutzen und Leistung standen dabei in keinem logischen Verhältnis, jedenfalls nicht für einen Eibenberg. Nun man hätte vielleicht noch die zusätzliche Beleuchtung bei einem wärmenden Kamin aufführen können, aber auch solche Argumente ließ Halvor nicht gelten. Licht brannte dort, wo es benötigt wurde und nicht verschwenderisch in allen Ecken. Brennmaterial war ebenso kostbar wie jeder Essenzhauch und Halvor der Sparsame wie er auch genannt wurde, verschwendete nichts. Nur so ließ sich Reichtum bewahren und vermehren.


    Erneut war ein Sturm aufgezogen, rüttelte an den Fensterläden und verdunkelte den sonst schon grauen und trostlosen Himmel. Halvor fürchtete, wenn der Sturm an Kraft und Geschwindigkeit zunahm, würde er für die Arbeit heute sogar eine zweite Öllampe anzünden müssen. Mit grimmigen Blick schaute er über die Schulter zum Himmel auf, wo sich ein erneutes Unwetter zusammenbraute. Verärgert über den Lichtverlust wandte er sich wieder seiner Arbeit zu und trug in fein säuberlicher Handschrift ihre Einnahmen in das Familienkassenbuch.


    Halvor schrieb als einer der wenigen mit einer Feder aus Metall. Zwar war die Anschaffung teuer gewesen, aber im Gegensatz zu den anderen Federn, die gleichsam importiert werden mussten, nutzte sich diese nicht ab. Hinzu kam, dass man wesentlich weniger Tinte verbrauchte als mit einem Federkiel. Rechnete man das allein auf einige Jahrzehnte hoch, ließ sich so manches Tintenfäßchen sparen.


    Halvors Blick war konzentriert als er alle Eintragungen erledigt hatte und seine Arbeit noch einmal überflog. Löschpapier oder Sand benutzte er nicht. Er ließ das Buch offen liegen, bis die Tinte getrocknet war. Und was gab es Schöneres, als auf derartige Billanzen zu blicken? Halvor lehnte sich entspannt nach getaner Arbeit zurück. Der Himmel hatte sich weiter verfinstert, ein Blitz zerriss die Schwärze des Sturm, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern.


    Dem Oberhaupt der Familie Eibenberg entlockte das Unwetter keine weitere Gemütregung, passend bevor er eine zweite Öllampe benötigt hätte, war er mit der Arbeit fertig geworden. Die Hände auf dem Bauch verschränkt läutete er nach einem Tee.