Die Ankunft der Lagunari
In Ehveros wüteten die Oltremarini. So sah sie also aus, die Rehabilitierung der Verbrecher. Unter dem Schutz ihrer Vorgesetzten, die sich genau wie ihre Männer die Taschen vollschlugen, plünderte man und ließ es sich gut gehen. Vittorio sah den Soldaten zu, die als er sein Schiff über den Draken fuhr. Die Zeit des Mordens und Brandschatzens war vorbei, doch das Plündern hatte gerade erst begonnen.
Man benahm sich, als stünde das besetzte Land und alles was darin kreuchte und fleuchte zur freien Verfügung. Einige der Oltremarini waren offensichtlich betrunken. Man fraß die Vorräte, raubte die Schmuckstücke, bediente sich an den Frauen und schlief in den Herrenhäusern des Adels. Waren die Oltremarini einmal entfesselt, waren sie kaum noch aufzuhalten und die internationalen Verquickungen waren nur eine Frage der Zeit. Die Krone Ledwicks war wenig begeistert, hatte empört Disziplin eingefordert und das Schreiben war verschollen. Der Duca war weit weg, sollte er sich doch auf seinem Walbeinthron aufregen. Die Oltremarini feierten die Zerstörung.
Anderthalb Jahre hatte man es geduldet, Boten geschickt, Rechenschaft gefordert, hatte sich Beschwichtigungen angehört. Nun kamen die Lagunari.
Ledwicks bestens ausgerüstete Vorzeigetruppe, keine Verbrecher, keine Fremdländer - alles reinblütige Ledvigiani. Seit ungezählten Generationen waren sie die Herren des Dhunischen Ozeans.
Vittorio schmunzelte, dann gab er das Kommando zum Anlanden. Mit einem Knirschen grub der Bug des Truppentransporters sich in den Kies des Flussufers. Er senkte den Daumen und der Anker klatschte ins Wasser. Wenig später war das Drachensegel gefaltet, kraftvoll röhrte das Horn, die leichten ledwicker Kampfstiefel, die beim Schwimmen nicht hinderten, trampelten über die Planke. Die Lagunari in ihren leichten Rüstungen nahmen vor Drakenstein Aufstellung. Die Fahne ihrer Einheit peitschte knallend im Wind.
Ein zweites Transportschiff schob sich dahinter ans Ufer, es röhrte ein zweites Horn. Ein drittse, viertes, bis es fünf Transportschiffe waren, die ihre Soldaten an Land spien. Gute Ledvigiani, Vollbürger, beäugt von den betont gelangweilten Oltremarini, die keine Anstalten machten, irgendetwas an ihrem Tagesablauf zu ändern. Nur deren ledwicker Befehlshaber wirkten ein wenig nervös.
Vittorio schrie, gab Handzeichen, sortierte. Seine größte Stärke war Heimlichkeit, doch diese Zeiten waren nun vorbei. Die anderen vier Offiziere hielten es genau so. Die Lagunari stellten ihre Stärke und Disziplin offen zur Schau, als sie den Boden von Ehveros betraten.