Farrinur erwachte unter Schmerzen, als ihm ein Eimer eisig kaltes Wasser über den Rücken geleert wurde. Seine Augen waren verklebt und er schaffte es kaum, sie zu öffnen.
Er konnte die raue Rinde des Pfahls an seiner aufgekratzten Wange spüren und stöhnte gedämpft auf.
Man hatte ihm die Hände um den Balken festgebunden, so dass es wirkte, als würde er das Holz umarmen. Doch der Strick hatte seine Handgelenke bereits wundgescheuert und die Situation hatte nichts mit einer liebevollen Umarmung gemein.
Er kniete hart auf dem Boden und war unter den Peitschenhieben ohnmächtig geworden. Nun kam er langsam unter dem höhnischen Gelächter und den gehässigen Sticheleien seiner Peiniger zu sich. Farrinur nahm sie kaum wahr. Seine Welt bestand bloss noch aus seinem Rücken, der von blutigen Striemen übersät war und aussah, als hätten die Krallen eines Raubtiers ihn zerfetzt.
„Wo sind denn nun deine Flammen, Feuerteufel?“, grölten die Männer. „Macht ihm Feuer unterm Hintern, dann sieht er wie das ist!“, schrien andere voller Wut.
Der junge Farisin zuckte unter den Worten beinahe so heftig zusammen wie unter den Peitschenhieben, welche ihm den Oberkörper aufgerissen hatten.
Die Menschen hatten nicht Unrecht, seine Flammen hatten viele von ihnen zuvor in den Tod gerissen oder mit schweren Brandverletzungen zurückgelassen. Er hatte einmal mehr die Kontrolle verloren.
Zwar hatten ihn die Männer zuerst angegriffen, doch er hätte nicht mit einem solchen Ausbruch reagieren dürfen. Die Magie hatte ihn jedoch so verausgabt, dass er völlig geschwächt in sich zusammengefallen war und die übrigen Angreifer sich auf ihn stürzen konnten. Ein Schlag mit dem Knüppel hatte ihn mit Dunkelheit umhüllt.
Als er aufgewacht war, hatte man ihn bereits an den Pfahl gefesselt und ihn bis auf seine Hose ausgezogen. Schnell hatte er begriffen, dass die Menschen ihn büssen lassen würden, vermutlich bis zu seinem nahen Tode.
Dann waren die Schläge gefolgt. Ein Duzend sind es gewesen, und weitere würden folgen.
Er blinzelte zwischen seinen Augenbrauen hindurch und erkannte, dass er sich mitten auf einer Art Dorfplatz befand, nur dass das Dorf nicht aus festen Gebäuden, sondern aus Zelten bestand.
Auch der Pfahl wirkte auf einen genaueren Blick hin sehr provisorisch und ähnelte sehr einem angespitzten Baumstamm, den jemand vorübergehend in den Boden gerammt hatte.
Farrinur erinnerte sich, dass er auf einen Wald zugesteuert hatte, also konnten ihn die Menschen nicht weit verschleppt haben.
„Er ist wach, mach weiter Mergus! Der Kerl soll bluten für unsere Brüder!“
Der Henker, wie Farrinur ihn für sich nannte, zögerte nicht lange. Mit breitem Grinsen ging er auf den Gefangenen zu, holte gekonnt aus und schlug zu. Farrinur hörte das Zischen der Peitsche und das Aufreissen seiner Haut, noch bevor er den Schmerz wahrnahm.
Dann jedoch schrie er auf und der gequälte Laut, der mehr an ein Tier als einen Menschen erinnerte, war weit hin zu vernehmen, tönte über die Steppe hin und wurde bloss vom nahen Wald verschluckt.
Farrinur war einer nächsten Ohnmacht nahe, doch gleichzeitig bemerkte er, wie eine bekannte Wärme in seinem Innern zu brodeln begann. Jedoch waren sowohl sein Körper als auch sein Geist zu geschwächt, um die Magie freizulassen.