Dem Reisenden fiel aus heiterem Himmel ein zusammengefaltetes Pergament vor die Füße. Ungläubig blickte er nach oben und sah einen Schmutzgeier davonfliegen. Schmutzgeier? Hier in diesem Gebiet? Verwundert hob er das Pergament auf und faltete es auseinander.
Der Weg zum Chaos
Wie man nach Rakshanistan gelangt, fragst du mich? Wenn du dort hin willst, hast du den Weg bereits gefunden. Rakshanistan hat keine Grenzen und keinen Herrscher. Es ist ein Traum, die große Hoffnung, die unsere Schritte lenkt. Es liegt überall dort, wo es weder Herren noch Sklaven gibt, weder richtig noch falsch und wo jeder sein Leben in die eigenen Hände nimmt, ohne die Fesseln von Gesetzen.
Chaos, mein Freund, Chaos ist der Schlüssel, um nach Rakshanistan zu gelangen! Rakshanistan ist das Chaos.
Du suchst Anschluss an die Fraktion des Chaos? Dann geh nach Cara'Cor und melde dich bei Tarrik Tarkan!
.... und der Reisende beschloss, dem Ruf zu folgen.
Ankunft in Cara'Cor
Cara'Cor war die am besten ausgebaute Zeltstadt des dreigeteilten Reiches von Rakshanistan.
Umgeben wurde sie von einem schwarz geteerten Palisadenzaun, so dass man die Stadt mitunter auch scherzhaft 'Festung Cara'Cor' nannte.
Vor der Palisade - Düsterlinge, Tieflinge und Orks
Außerhalb der hölzernen Mauer aus schwarzen, angespitzten Pfählen befand sich das Lager der Düsterlinge, nur hüfthohe, schiefe und von Erde und Schlamm verkrustete Zelte, in denen es immer dunkel und kühl war. Dazwischen hingen Wäscheleinen mit roh in Form gerissenen Lederstücken und einige Kochstellen. Sämtliche Vegetation war zertrampelt, herausgerissen oder zu Essen verarbeitet worden. Ein Stück weiter fanden sich die Holz- und Schilfhütten der Tieflinge und noch ein ganzes Stück weit außerhalb, von hier aus einen Tagesmarsch entfernt, lebte eine verbündete Orkrotte. Da der Reisende den Zettel vorzuweisen hatte, winkte man ihn nur rasch durch.
Innerhalb der Palisade - Das Lager der Rakshaner
Im Inneren der Palisade sah es ordentlicher aus, zumindest für die Verhältnisse der Rakshaner. Ein almanischer Feldherr würde bei dem, was Rakshaner unter Ordnung verstanden, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben. Die traditionellen Zelte aus dickem Leder standen kreuz und quer. Auch war es kein reines Militärlager, sondern auch die Frauen und Kinder der rakshanischen Streitkräfte lebten an diesem Orte. Die feindlichen Almanen konnten über so etwas nur den Kopf schütteln. Wie konnte man seine Frauen und Kinder mitten ins Kriegsgebiet mitnehmen? Die Rakshaner hingegen sahen es aus einem anderen Blickwinkel: "Ohne Frauen werden Männer bescheuert" lautet ein berühmtes Zitat Xtakakh Sturgandas, festgehalten im Chaoticum (Kapitel 3 ½ - Sinnsprüche für jede Gelegenheit).
Das Viertel der Zebras
Die Zelte fanden sich in den unterschiedlichsten Farben, je nachdem, welchem Tier die Haut einmal gehört hatte. Die meisten bestanden aus braun getupften oder grau gestreiften Hyänenfellen. Mit dem einheitlichen Erscheinungsbild eines vorbildlichen almanischen Militärlagers hatte dies nichts gemein. An der nördlichen Palisade befand sich eine größere Ansammlung von schwarz-weiß-gestreiften Zelten, die man das Zebraviertel nannte. Auch die Bewohner, die dort ein und aus gingen, die angehörigen des Kriegstrupps der Zebras, trugen das markante Fell als Kleidung. Einer von ihnen war Tarkan.
Das Empfangszelt des Tarkan
Er saß im Inneren seines Arbeitszeltes auf dem fellbedeckten Boden und betrachtete sein Werk. Die einzelnen Pergamentseiten des Chaoticums hatte er aus dem Einband herausgetrennt und über den Boden verteilt, um sie neu zu sortieren. Kaffee brodelte in einem bronzenen Mokkakännchen, ein Beutestück aus dem Kampf gegen die Tamjid. Ohne richtig hinzusehen zog Tarkan das Kännchen von der kleinen Feuerstelle, während er mit der anderen Hand die Pergamente hin und her schob. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich und schneller, als angenehm war. Er brauchte dringend ein Tässchen Mokka, um sich besser konzentrieren zu können!