Ein neues Zuhause
Die Ankunft in Obenza hatte Svens Sinne und Befürchtungen in seiner Gänze überfordert. Kaum war er von den Grauen der Überfahrt befreit gewesen, musste er sich der schieren Masse an Personen stellen. An allen Ecken drängten sich die anwesenden Völker, sodass Sven den inneren Drang verspürte so schnell es ging die Stadt vorerst wieder zu verlassen, was er letztlich auch tat. Ohne auch nur ein paar Stunden in der Stadt zu verbringen, verließ er sie in Richtung Süden.
Je weiter er von der Stadt sich entfernte, desto weniger Leuten begegnete er. Als es nur noch eine handvoll waren, welche seinem Weg kreuzten, verließ er die vorgeschriebenen Pfade und wandte sich der erst besten Waldgrenze zu, welche er erspähen konnte. Sein eigener Weg führte ihn schließlich über weite Wiesen und Hügel weit abseits von Obenza, bis er die Stadtgrenze nicht einmal mehr sehen konnte. Dennoch wollte er sich dem Unwohlsein unter Anderen stellen, auch wenn dies vermutlich noch ein weiter Weg war. Sein Vorhaben blieb dennoch bestehen, so dass er es versuchte höchstens eine Tagesreise von der Stadt entfernt zu bleiben.
Ein paar Stunden waren bereits vergangen und die Sonne begann langsam sich dem Horizont zu nähern, als Sven eine für ihn geeignete Stelle im Wald abseits von allem gefunden hatte. Er ging gerade einen Bachlauf entlang, welche sich an einer Erdkante entlang hangelte. Gezwungener Maßen musste er dabei über einen umgestürzten Baum klettern, welcher oberhalb der Erdkante seine Wurzeln hatte. Hätte er sich nicht noch einmal zu diesem ein paar Schritte später umgedreht, so hätte er sein neues Zuhause vermutlich übersehen. Direkt hinter dem Baumstamm war ein kleinerer Höhleneingang, groß genug um in Menschengestalt halbwegs aufrecht hindurch zu passen. Direkt stoppte er bei dieser Sichtung seinen ursprünglichen Weg und ging zur Höhle. Viel konnte er anfangs nicht sehen, da es draußen immer noch zu hell war und seine Augen sich erst wieder an die absolute Dunkelheit konzentrieren mussten. Langsam tastete er sich voran, wobei seine Sinne in alle Richtungen achteten, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Irgendjemand oder irgendetwas muss diese Höhle gegraben haben... Natürlich sieht sie nicht aus... schoss es ihm durch den Kopf, als er nach ein paar wenigen Metern in einem etwas größeren Bereich angelangt war. Neben dem schmalen Eingangsgang konnte er hier hinten ohne Probleme aufrecht stehen und sich sogar recht frei bewegen. Es war zwar längst ein Vergleich zum Inneren irgend eines Hauses, jedoch würde es reichen.
Sven nahm den Rucksack von den Schultern und warf ihn achtlos zur Seite, was einen ungewöhnlichen Klang verursachte. Verwundert hockte sich Sven neben seinen Rucksack und schob diesen zur Seite. Im ersten Moment konnte er nichts außer dem Dreck auf dem Boden erkennen. Behutsam strich er mit der flachen linken Hand über den Boden und offenbarte... Holz? Sven grub nun mit beiden Händen das aus, was sich dort befand. Nach einigen Minuten hatte er bereits die komplette Oberseite und ein wenig des darum liegenden Drecks freigeräumt. Vor ihm im Boden befand sich eine Holztruhe. Unverschlossen, wie Sven feststellte, noch dazu. Vorsichtig öffnete er diese, doch bis auf gähnende Leere war nichts zu entdecken. Nun begann er zu grübeln über die Entstehung der Höhle und warum es gut versteckt war. Hier hat jemand etwas versteckt... Vermutlich sich selbst direkt mit... Ein Versteck und Unterkunft zugleich... Ein Jäger? Eher nicht... Ein Söldner? Unwahrscheinlich... Auf Grund mangelnder Beweise konnte er den genauen Grund dieser Höhle nicht am ersten Abend enthüllen, doch eines wusste er nun. Es wurde zu einem bestimmten Zweck geschaffen und vielleicht auch noch genutzt. Er würde vorsichtig sein müssen...