Der Zirkel der Menschenfresser

  • Der Zirkel der Menschenfresser


    Sitz:


    Sieben Nester auf ganz Asamura verstreut

    Nest Sieben Sitz: Obenza Name des Nestes: Himmelsröhre

    Nest Sechs Sitz: Alessa Name des Nestes: Düsterblick

    Nest Fünf Sitz: Tokoyashi Name des Nestes: Schwarze Sonne

    Nest Vier Sitz: Wolfenwarth Name des Nestes: Wolfshöhle

    Nest Drei Sitz: Sturmfels Name des Nestes: Löwenfelsen

    Nest Zwei Sitz: Villik Name des Nestes: Nachtrefugium

    Nest Eins Sitz: Daijan Name des Nestes: Meerblick




    Angebetete Gottheit:

    Ehemals: Der Älteste - Dun-Haru-Mar

    Jetzt: Der Älteste - Dunwolf von Hohenfelde




    Mitglieder:

    Oberhaupt des gesamten Zirkels:


    Die Baronin - Freifrau Mabel von Hohenfelde (Dunwolfs Tochter)


    Schlüsselmeister (Oberhäupter) der sieben Nester und deren Wissensgebiete:


    Siebter Schlüsselmeister, Hector von Dornburg, Obenza - Himmelsröhre

    Paläografie - Kunde über alte Schriften, Historische Spezial- und Hilfswissenschaften, Epigraphik - Inschriftenkunde, Artefaktologie - Artefaktkunde


    Sechster Schlüsselmeister, Ruger von Qurinhorst, Alessa - Düsterblick

    Chronologie, Metrologie, Artefaktologie, Kartografie, Archäologie, Altersbestimmungen von Artefakten, Fossilien und so weiter


    Fünfter Schlüsselmeister, Egidio Asier Moraga, Tokoyashi - Schwarze Sonne

    Alchemie, Toxikologie, Botanik


    Vierter Schlüsselmeister, Valentin von Vallroda, Wolfenwarth - Wolfshöhle

    Diplomatik - Urkundenlehre... Echtheit von alten Schriften Urkunden und so weiter, Sphragistik und magische Sphargistik - Siegelkunde und magische Siegelkunde


    Dritter Schlüsselmeister, Ezio di Aminotti, Sturmfels - Löwenfelsen

    Hydrologie - Wasserkunde, Ozeanologie - Meereskunde, Limnologie - Kunde der Binnengewässer also Seen und so weiter


    Zweiter Schlüsselmeister, Caspar von Preyenfelde, Villik - Nachtrefugium

    Arithmetik, Mathematische Formeln, Zahlensysteme, Verschlüsselungen, Astromonische Berechnungen, Kalendarische Berechnungen und so weiter


    Erster Schlüsselmeister, Justinian von Dornburg, Daijan - Meerblick

    Artefaktologie, Geologie, Astronomie, Astrologie und so weiter...




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    Weitere Mitglieder des Zirkels:


    Jäger/Ältere - außerhalb/zur Beschaffung von Fleisch:

    Rigmor von Dornburg, geborene von Sonnenwalde - Die Furie, verstorben

    Archibald von Dornburg - Die Bestie

    Dunwin von Hohenfelde - Monster

    Garlyn Meqdarhan - Skolopender

    Vendelin von Wigberg - Aal/Onkel Timo

    Derya von Dornburg - Die schwarze Witwe

    Kazrar Chud - Narbenfresse


    Jäger/Jüngere - außerhalb/zur Beschaffung von Fleisch:

    Tekuro Chud - Der schwarze Skorpion

    Bellamy Bovier - Bluthund

    Nortrun von Dornburg (Nori) - Die schwarze Mamba

    Caillou & Camille Langeron - Piranha-Zwillinge

    Kirimar Tanba - Lieblich

    Erwin Röhnlitz - Der Verschlinger

    Milreno Sarling


    Jäger/Ältere - innerhalb/zur Verteidigung des Nestes und des Zirkels:

    Hector von Dornburg - Das Grauen

    Manfredo Mastrozani - Manta

    Jimena Rojo Ramos - Die Schlitzerin


    Ältere/Jüngere (keine Jäger):

    -

    Mündel (Ohne Zähne):

    Kakko Korikara - Eiskuckuck - Mündel von Hector von Dornburg


    Weitere Mitglieder (andere Tätigkeiten):

    Veyd von Eibenberg, Finanzen und Geldwäsche, verstorben

    Alter Mann, Türsteher/Türwächter

    Erna, Köchin

    Arbogast von Dornburg - Küchenhilfe und Laufbursche

    Arkan - Hiwi, verstorben

    Patrice Vertcuis


    Weitere Mitglieder (Passiv):

    Ruger von Gräfenholz - Freiherr, ehemaliges Ratsmitglied, verstorben

    Thilo von Kastelschütz - Freiherr, Banker, verstorben

    Burkhard Klingenberg - General der naridischen Armee

    Hasso Wastenbach - Gerichtsdiener

    Leopold von Rabenmark - Junker, Söldner

    Gerwald Klammenstein - Büttel

    Ernest Edelsee - Portraitmaler, Schmierfink

    Teobald Plancken - Kurrier

    Ingorio - Soldat von Dunwin von Hohenfelde

    Clemens Schwarzpaur - Offizier

    Conradt von Schekenbrück

    Jakob Griemfeld - Steinmetz

    Philipp von Herdtaler - Banker


    Namentlich bekannte Sklaven des Zirkels/Einzelner Zirkelmitglieder:

    Ansgar von Hohenfelde - Schreihals, einst Sklave von Dunwin von Hohenfelde, jetzt frei

    Davard von Hohenfelde - Nimmersatt, einst Sklave von Archibald von Dornburg, jetzt frei

    Shanecé Dubois, geborene Moreau, einst Sklavin von Kazrar Chud, freigelassen wg Tekuro (Kind aufziehen in Freiheit)
    Simon - Sklave, einst Sklave von Archibald von Dornburg, verstorben

    Tarul, einst Sklavin von Archibald von Dornburg, verstorben

    Patrice (Moritz von Wigberg), Sklave von Tekuro Chud

    Ratte, Milchsklavin des Zirkels

    Laurentz von Beltinfels, Sklave von Burkhard Klingenberg

    Jerome von Rautermark, junger Sklave von Burkhard Klingenberg




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    Personenbezeichnungen:

    Zahnlose = Personen außerhalb des Zirkels

    Stumpfzähne = Sklaven die Beißern gehören und für sie arbeiten

    Ohne Zähne = Beißer, Jäger die sich die Zähne noch verdienen müssen

    Scharfzähne = Jäger die sich die Zähne verdient haben




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    Sprache der Schlüsselmeister - Sprache der Alten (Hohenfelde):


    Sprache: Parta Ettainarar - Alt Hohenfelde

    Jene Sprache die die Schlüsselmeister der sieben Nester sprechen. Sie stammt ursprünglich von Asa Karane


    Beißerworte:

    Link:

    Beißer Worte - Sprache der Alten (Hohenfelde)




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    Wissenswertes über den Zirkel (erläutert von Archibald von Dornburg):


    Der Zirkel/Ring der Menschenfresser

    Der Ring der Menschenfresser ist ein Geheimbund von Menschenfressern, wie der Name verrät. Der Ring agiert im Geheimen meist von Obenza aus und widmet sich vor allem folgenden Zielen:


    - Brüdern/Schwestern ohne Jagdglück in Notlagen helfen (Nahrungsversorgung)

    - Brüdern/Schwestern in Not Schutz und Unterschlupf gewähren

    - Gemeinsame Essen oder Feste ausrichten

    - Austausch von wichtigen Informationen, Warnungen, Jagdgebiete o.ä.


    Anhänger des Rings leben einzeln und verdeckt auf ganz Asamura, jedenfalls dort wo Menschen anzutreffen sind.

    Zudem gibt es sieben große Nester, die sich völlig der Lehre von Dun-Haru-Mar, heute dem Ältesten Dunwolf verschrieben haben. Brüder und Schwestern die das Glück haben, in einem der Nester aufgenommen zu werden, finden dort eine Familie, Sicherheit, Schutz und Unterstützung. Jedes dieser Nester wird von einem Schlüsselmeister geführt, bewacht und geleitet.


    In seiner Philosophie plädiert der Ring eindeutig die Unterscheidung von Kannibalismus und Anthropophagie (Menschenfresser).

    Während ein Kannibale jedes Lebewesen darstellen kann, dass einen Artgenossen verspeist - ein Alb einen Alben zum Bespiel, handelt es sich bei Menschenfressern, ausschließlich um Menschen, die ihre Artgenossen verspeisen.


    Jungmitglieder, dürfen wenn sie Glück haben, sich einem älteren Mitglied anschließen um alles Wissenswerte zu erlernen.

    Aufgenommen werden ausschließlich Menschen und auch nur jene die bereits vom verbotenen Fleisch gegessen haben. Menschliche Vampire oder Ghulen kann ebenfalls die Aufnahme gewährt werden. Der Ring besteht aus einem Zusammenschluss hochgefährlicher und morbider Menschen.




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    Bezeichnungen:


    Fachbezeichnungen für das Krankheitsbild des Menschenfressers:

    Anthropophagie, Menschenfresser, generell

    Gynophagie, Frauenbeißer/Frauenfresser, jemand der gerne Frauen verspeist

    Androphagie, Männerbeißer/Männerfresser, jemand der gerne Männer verspeist

    Ohne Fachbegriff, Babybeißer/Kinderfresser, jemand der gerne Kinder verspeist


    Eigenbezeichnungen der Ring-Mitglieder nach Vorlieben:

    Genießer = Rohköstler, essen ausschließlich rohes Fleisch

    Feinschmecker = Köche, essen das Fleisch zubereitet, meist auf besondere Weise

    Leckermäuler = Liebhaber, essen nur bestimmte Teile/Fleischteile

    Schlemmer = Trinker, trinken ausschließlich Blut und Körpersäfte

    Naschkatzen = Überspringer essen Tiere die mit Menschfleisch gemästet wurden, wie z.B. Krebse


    Weitere Eigenbezeichnungen der Ring-Mitglieder:

    Beschaffer = Mitglied das Nahrung für den Ring herbeischafft

    Entbeiner = Mitglied das die Nahrung in ihre Einzelteile zerlegt

    Verteiler = Mitglied das die Nahrung an bedürftige Brüder und Schwestern verteilt

    Zubereiter = Mitglied das die Nahrung für andere Mitglieder auf besondere Art zubereitet




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    Code des Einlasses:

    Frage: Was hast Du mitgebracht?

    Antwort: Hunger




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    Anthropophagie - Menschenfresser/Erläuterung eines Mitglieds:

    Die Bezeichnung Kannibalismus bezieht sich rein auf das Verspeisen von Artgenossen im Allgemeinen. Das heißt ein Kannibale ist ein Frosch der Frösche frisst, ein Goblin der Golbins frisst.


    Hier unterscheidet man noch aktiven und passiven Kannibalismus. Kurzum ob der Goblin einen toten Goblin verspeiste, oder ob er diesen extra dafür tötete.


    Zu guter Letzt ist auch ein Mensch der Menschen frisst weitgehend ein Kannibale.


    Hier heißt der Fachbegriff aber nicht Kannibalismus sondern um Anthropophagie und bezeichnet genau das, den Verzehr von Menschenfleisch speziell durch Menschen. Kurzum bevorzugen auch die meisten die jenen Umstand nicht als Makel sehen, den Begriff Menschenfresser.


    Geht die Anthropophagie mit Sexualtrieb einher, gibt es zwei Bezeichnungen.

    Gynophagie wenn man gerne Frauen verspeist.

    Androphagie, sollte man gerne Männer verspeisen.


    Einige Seelenheiler sind der Ansicht, das sich im Menschenfressen Probleme, Ängste und Traumata äußern, besonders zu Beginn der Geschlechtsreife. Das könnte sogar stimmen, denn die erste Person in die ich mich verliebt habe, war auch die erste Person die auch aufgefressen habe.


    Ferner heißt es, es tritt auf bei Mutter-Kind-Ablösungen, Sexualität, Trieb aber auch die Angst vor dem eigenen Altern und dem eigenen Tod wären dafür Gründe.


    Meine Mutter ist sicher kein Auslöser für den "Hunger", ich hatte zu meiner Mutter keinerlei Bindung".




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  • Die Weihe - wie ein Schlüsselmeister in sein Amt erhoben und geweiht wird.

    von Hector von Dornburg




    Die Weihe des Wächters

    Er war in einer Welt aufgewachsen, die den meisten Menschen völlig fremd war. Sie wussten nicht einmal davon, dass neben ihrer eigenen eine Parallelwelt mit eigenen Werten, Traditionen und Gesetzen existierte. So fremd wie den Menschen seine Welt war, so fremd war ihm die Welt der "Zahnlosen". Er kannte weder ihre Sitten, Bräuche noch Tradition, er kannte nur eines - ihren Geschmack.

    Er war jung, gerade einmal 19 Jahre alt und er trug bereits seit 5 Jahren die Zähne. Damit schmückte ihn ein Gebiss, dass ihn anschaulich als das Raubtier kennzeichnete, dass er war. Die Nacht war seine Zeit und Obenza war sein Jagdrevier. Die Stadt die ihre Einwohner fraß, beherbergte Beutegreifer die es ebenso hielten und er war einer von ihnen.


    Unter seinesgleichen galt er als attraktiv, auf dunklere und finstere Art. Zahnlose die ihn zu Gesicht bekamen fürchteten ihn. Schlank, durchtrainiert, blass wie ein Laken, mit nachtschwarzen Haaren und stechendblauen Augen. Seine Erscheinung war bedrohlich, wie die einer Giftschlange seine Beute empfand nichts als Grauen. Und genauso nannte man ihn - Das Grauen.



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    Man sprach von dem Zirkel, der Zirkel hatte sieben Nester und jedes Nest hatte einen Wächter. Einen Scharfzahn der die Familienmitglieder dieses Nestes, dessen Geheimnisse und vieles mehr bewachte und verteidigte. Sie waren Torwächter und Schlüssel in einem, gesegnet und geformt durch eiserenes Ausbildung und finsterste Magie. Man nannte sie schlicht Wächter oder die Schlüsselmeister.


    Heute war sein Tag, wo er in den Stand eines Wächters erhoben werden sollte. Schon seit seiner Geburt wurde er darauf vorbereitet, in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Nun war der Zeitpunkt gekommen.



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    Nackt betrat er den Eingang zum Tempel der Ältesten. Es war ein uralter finsterer Ort voller Schatten. Sie ließen ihn passieren, denn sie dienten Dun-Haru-Mar im Nexus wie er den Ältesten in der Physis diente. Dies war der Ort seiner Hoffnung. Schweigend folgte er den dunklen, gewundenen Gängen, folgte der Spur seiner Erinnerung und jener Beschreibung die ihn sein Vorgänger gelehrt hatte. Sein stummer, lautloser Marsch dauert eine Viertelstunde. Vor einer gewaltigen mattschwarzen Doppeltür blieb er stehen. Die Tür stand heute offen und gab den Blick in einen monumentalen Altarraum preis.


    Die Finsternis in diesem Raum war so dunkel und greifbar, dass sie selbst die Nacht hätte verschlingen können. Feuerschalen in denen grüne, magische Flammen loderten zerrissen die Schleier der Dunkelheit und warfen tanzende Schemen an die Wände. Ein steinerner, glänzendschwarzer Quader stand in der Mitte des Raumes, geschmückt mit Ketten die keine weltliche Kraft sprengen konnte. Umringt wurde der Altar von sechs mit Dolchen bewaffneten Schlüsselmeistern.


    Am Kopfende schwebten zwei der Schatten, Kreaturen die einst im Diesseits und ebenso im Jenseits ihrer Existenz völlig den Ältesten verschrieben hatten. Das Grauen schloss kurz die Augen und witterte. Die Schatten sahen so tot aus, wie sie rochen. Ihr Duft bildete mit dem der Kräuter und Essenzen ein Geruchsbild, dass sich für immer in seine Erinnerung einbrennen sollte.

    Der Schlüsselmeister am Ende des Altars machte eine einladende Geste, der das Grauen folgte. Die Flammen schlugen höher, als er die Schwelle des Tempel überschritt. Mit einem dumpfen Grollen fiel die Doppeltür hinter ihm zu. Es war ein Geräusch, dass Endgültigkeit verhieß. Betrat man den Weiheraum, verließ man ihn als Schlüsselmeister oder als Toter. Es gab nur die beiden Möglichkeiten. Den Apparaten an den Wänden, den Tiegeln, Töpfen und Gerätschaften schenkte das Grauen keine Beachtung. Seine Aufmerksamkeit galt allein dem Altar.


    "Sage mir Aspirant, jagst und tötest Du in Namen der Ältesten?"

    "Das tue ich".


    "Sage mir Aspirant, wirst Du seine Geheimnisse bewahren, sollte er sie in Dir verschließen?"

    "Das werde ich".


    "Sage mir Aspirant, bist Du bereit den Segen unseres Gottes zu empfangen?"

    "Das bin ich".


    "Ältester Du schenkst uns das Leben, das wir leben möchten.

    Du bist die umarmende Finsternis, die uns sicher hält.

    Du bist die Angst die wir Feind wie Beute kredenzen werden.

    Du bist der Gleichklang unserer Welt".


    Synchron deuteten die Schlüsselmeister mit ihren Dolchen auf den Altar und das Grauen ließ sich bäuchlings darauf nieder. Hals, Hände und Füße wurden in Ketten gelegt, während er seine Stirn auf das kalte Gestein drückte. Die Wächter um ihn herum murmelten leise Gebete.


    Die Flammen verloren an Kraft, die Finsternis im Raum wurde tiefer, fester, sie gewann an Materie. Aus der Dunkelheit formten sich Haare, sie wirbelten umher und verdichteten sich zu einem Kokon. Der Kokon wuchs pulsierend in die Höhe und platzte mit einem nassen Geräusch auf. Die Ältesten standen am Kopf des Altars und starrten auf den Aspiranten herab. Der süßliche Geruch der Verwesung breitete sich wie ein schweres Parfüm in dem Raum aus, während sich der brennende Blick in ihren neuen Wächter zu bohren schien.


    "Dun-Haru-Mar", raunten die Schlüsselmeister und Schatten ergeben und gingen auf die Knie.


    Die Trinität umwehte den Altar, messerscharfe Klauen strichen über die Haut des Grauens. Dies war der Anfang und das Ende. Er wusste es, als er die Finger seines Gottes auf seinem Körper spürte. Der Älteste war am Fußende des Altars angekommen.


    "In Leid sollst Du erblühen.... mein Wächter.... Schlüsselmeister....", erklärte der Älteste.


    Eine Stimme nicht von dieser Welt, gleich dem Schmerz der in den Körper des Grauens fuhr. Ein Stoß wie im Liebesakt, aber das was ihn traf war kein Schwanz, es war nicht einmal Materie. Für das Gräuel, dass in seinen Körper eindrang kannte er kein Wort.

    Unerträgliche Qual durchzog sein Innerstes, jede Muskelschicht, jede Ader, sein Fleisch und seine Knochen und hinterließ nichts als unglaubliche Schmerzen. Selbst seine Seele kochte vor Elend und grenzenloser Pein.


    Die Venen in seinem Nacken traten hervor, als er aufbrüllte. Das Grauen krümmte sich und er hätte die Haltung eines Fötus eingenommen, hätten ihn die Ketten nicht daran gehindert. Er rang nach Luft, die er zum Schreien benötigte.

    Das war der Anfang der Weihe, nach dem zweiten Stoß war das Stadium der Schreie vorbei, die einzige Antwort zu der sein Körper noch fähig war, war unkontrolliertes Zittern.


    Zunächst vermutete er, seine Seele wäre ihm entrissen worden, doch sie war noch dort, festverankert in seinem Körper und etwas bohrte sich in sie hinein.


    Sein Körper war nur noch eine Masse zuckender Muskeln, als sich die Krallen wieder und wieder in sein Fleisch gruben und ihn zeichneten. Krallen, Dolche und Magie bohrten sich in seinen Körper, bis die Schmerzen eine Intensität erreicht hatten, von der er nicht wusste, dass es sie gab.


    Sein Atem wurde schneller und flacher, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und der Schädel des Grauens fühlte sich zum Bersten an. Er bis so fest die Zähne zusammen, dass sie knirschten. Ein Schmerz wie von tausend glühenden Nadeln durchbohrte seine Seele und seinen Leib.


    Das Glutgefühl zerstreute sich für einen Moment in seinem Körper, dann sammelte es sich wieder und wanderten von seinem Rektum erneut seinen ganzen Körper hindurch. Wanderte hier und dorthin, bis sein ganzer Körper davon eingenommen war. Ein gewöhnlicher Mensch wäre bei derartigen Schmerzen längst in Ohnmacht gefallen, vielleicht sogar am Schock gestorben.


    Aber er war ja bereits kein gewöhnlicher Mensch mehr und verfügte schon zu diesem Zeitpunkt über ein übermenschliches Durchhaltevermögen. Schüttelfrost überfiel ihn, das Einzige was er noch richtig wahrnahm, war sein schweres Atmen.

    Das heftige Zittern und Schütteln ging weiter. Er hatte keine Kontrolle mehr über sich, und seine minimalen Bewegungen waren unkoordiniert und ungelenk. Die anderen Wächter sicherten ihn fester, fixierten ihn, während der Älteste weiter seinen Körper und seine Seele in Besitz nahm.


    Dann, ganz plötzlich waren die Schmerzen verschwunden. Es war, als ob ein heftiger Wind die düsteren Wolken vertrieben hatte. Ihm erschien alles in absoluter Klarheit. Irgendetwas zerriss in seinem Kopf, etwas platzte hervor, wie die Geburt eines neuen Sterns dehnte sich ein grenzenloses Universum im Inneren seines Verstandes aus. Seine Wahrnehmung verrutschte, definierte sich neu, änderte sich vollkommen.


    Er lachte und schnappte mit messerscharfen Zähnen nach seinen Peinigern, die sich nach dem Ältesten an seinem Fleisch bedienten.


    Minderwertige, primitive Lebewesen… bloße Zwischenprodukte auf dem langen Weg der Scharfzähne, nicht so wie er, nicht so wie die anderen Wächter, unserer nicht würdig… sang es in seinem Blut… in dem Moment brach er zusammen.

    Farbe, Blut, Asche, Symbole und Magie vereinigten sich zu einer einzigartigen Verbindung. Er selbst wurde damit zu einem Artefakt, ein lebender Schlüssel, dessen Fähigkeiten in seine Seele und seine Haut geschrieben worden waren. Verankert durch den überlebten Schmerz. Sein Martyrium dauerte Stunden und war erst beendet, als sein Körper vollständig mit den Symbolen bedeckt worden war.


    Er war kein Mensch mehr, dass wusste er. Das Grauen war so gut wie tot gewesen, er erinnerte sich an die Kälte und Dunkelheit. Aber er hatte es überwunden, er hatte überlebt. Er wusste nicht mehr wer, was oder wo er war.

    Er war etwas Hinterlassenes um seinesgleichen zu schützen.



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  • Erläuterung der gefeilten Zähne


    Die Tradition der gefeilten Zähne geht noch auf die Zeit vor Asa Karane zurück. Laut einer fast uralten Tradition eines unbekannten Volkes, musste jeder erwachsene Krieger seine Zähne gefeilt haben, wie Archibald einst in einem alten Folianten gelesen hatte.

    Wenn es zu Lebzeiten versäumt worden war, geschah dies spätestens am Leichnam kurz vor der Verbrennungszeremonie. Das Zahnfeilen hatte mit dem Glauben an Wiedergeburt zu tun.


    Eine Seele wurde nur dann in einem Körper wiedergeboren, wenn am früheren Körper die Zahnfeilung stattgefunden hatte.

    Der Glaube an Tod und Wiedergeburt, persönlich herbeigeführt durch die Teilnahme an diesem Ritual und das Ertragen solcher Schmerzen, faszinierte Archibald.


    Es hieß, nur dann, kann eine Seele für ihre erneute Wiedergeburt einen Krieger von den anderen Leibern unterscheiden.

    Das Thema „Zähne“ war bei diesem alten Volk ein sehr komplexes. Nicht nur der Glaube an eine Wiedergeburt gehörte dazu, sondern auch das Bild des Kriegers mit seinen unterschiedlichen Qualitäten und Aufgaben, die er im Idealfall in den verschiedenen Lebensabschnitten durchlaufen hatte.


    In Anlehnung an die Aufteilung des Kosmos in zwei sich ergänzende Prinzipien galt, dass ein Krieger, als spiegelbildliches Abbild des Makrokosmos aus zwei Körpern bestand.


    Er hatte einen physischen, weltlichen Körper und einem spirituellen Körper, sprich Körper und Seele.


    Dies bedeutete, dass sich in den einzelnen Teilen des weltlichen Körpers auch alle spirituellen Wesen befinden, die in gleicher Weise den Makrokosmos füllen. Zentrum des Mikrokosmos ist der Nabel.


    Vier „geistige Brüder“ begleiten jeden Krieger durch das Leben bis über den Tod hinaus. Diese vier Brüder unterstützen den Krieger so lange, wie sie geehrt und mit Opfern bedacht werden.


    Ansonsten können sie den sie vernachlässigenden Krieger schädigen oder ihn verlassen. Die verschiedenen Elemente des Kosmos sind miteinander verknüpft und aufeinander abgestimmt.


    Sie garantieren die Kontinuität der Lebensprozesse, solange der Zustand der Harmonie aufrechterhalten wird.

    Die Missachtung der hierarchischen kosmischen Prinzipien führt zu Unordnung und Disharmonie, zum Auseinanderfallen sämtlicher Elemente des Kosmos, und das ist gleichbedeutend mit Unglück, Krankheit, Untergang und Tod, so teilten es die Ältesten laut diesem Folianten mit.


    Der Beitrag zur Erhaltung des Gleichgewichts zwischen den Kräften der Ordnung und des Chaos war eine alltägliche Verpflichtung, der jeder Krieger nachkommen musste.


    Nach Überlieferung der Ältesten reinkarniert sich eine Seele in der vierten Generation seines Älteren, also seines Vaters.

    Mithilfe dieser Ritualzyklen wird die enge Verbindung zwischen beiden Dimensionen der Wirklichkeit (der sichtbaren und der nicht sichtbaren, der Welt der Krieger und der der Gottheiten) immer wieder bewusst gemacht.


    Die zwei Dimensionen werden durch rituelle Handlungen erlebbar und mitgestaltbar.

    Wichtige Erkennungszeichen beider Dimensionen von Wirklichkeit sind alle am natürlichen Körper gestaltbaren Teile wie vor allem die Zähne und die Haut.


    Nicht nur Ziernarben und Tätowierungen, sondern auch die nicht natürliche Zahnstellung dienen als Zeichen der Unterscheidung zwischen Krieger und einfachen Menschen und Lebewesen.


    Haut und Zähnen verfügen über besondere Lebenskräfte.


    Bei großflächigen Körperzeichnungen, Tätowierungen und extremen, geschärften Zähnen geht jeder Krieger von einem extrem harten Krieger auf der Matte und dem Schlachtfeld aus. Dieser Krieger wäre ein perfekter Weg-Gefährte.


    Großflächige Zeichnungen, Tätowierungen, Narben und geschärfte Zahne sind für Archibald somit Zeichen von besonderer spiritueller Kraft und Macht.


    Die natürliche Zahnfolge bei allen Lebewesen ist so angeordnet, dass die oberen Eckzähne hinter den unteren stehen. Egal bei welchem Lebewesen, die Schneidezähne sind glatt und stumpf. Gleichgültig ob sie wie beim Menschen groß, oder bei Raubtieren klein sind. Kein Lebewesen hat von Natur aus eine Front aus Reißzähnen. Das heißt, die sechs Vorderzähne egal ob groß oder klein sind glatt. Ausnahme bei Raubtieren die Reißzähne.


    Die besondere Bedeutung von Zähnen spiegelt sich im Zahnfeil-Ritual wider, das alle Krieger durchliefen.

    Das Ritual, in welchem die sechs unteren Vorderzähne messerscharf gefeilt werden, dient dazu den Unterschied zwischen Krieger und nicht Krieger-Wesen hervorzuheben.


    Die unteren sechs Vorderzähne galten als Sitz verschiedener Leidenschaften, wie Verlangen, Ärger, Gier, Dummheit, Trunkenheit und Neid.


    Ziel der Zahnfeilung ist das Markieren der Beherrschung dieser Leidenschaften. Gefeilte Zähne repräsentieren damit ein emotionales Leistungsvermögen, welches bewusst eingesetzt werden kann.


    Die Zahnfeilung dient nicht nur zur Markierung der Kontrolle von Leidenschaften. Gleichzeitig erlaubt die Zahnfeilung auch offen das Ausleben sämtlicher Leidenschaften. Wie gesagt, Leidenschaften und deren Auslebung sind absolut werteneutral.


    Zur Anbetung der Ältesten wie sie im Folianten genannt wurden und deren Kult gehörte als fester Bestandteil das Zahnfeilen dazu.

    In den gefeilten Zähnen wurde das Zusammentreffen von spiritueller und materieller Weltsicht am deutlichsten. Eine allgemeine Verantwortung für den Clan, der Welt und dem Kosmos wurde auf diese Weise durch bewusste Körpergestaltung zum Ausdruck gebracht.




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