Es war kein guter Tag. Es ist nun ein oder zwei Tage her, dass Fallon auf Terry und Fallon getroffen war, doch aus irgendeinem Grund hat er es nicht mehr geschafft, die Beiden erneut anzutreffen, als ob sie vom Erdboden verschluckt waren. Vielleicht wollten sie auch nichts mehr mit ihm zu tun haben, befanden ihn für zu anstrengend oder generell zu unfähig für das Rudel. Genau wissen konnte Fallon dies natürlich nicht, doch die Gedanken zogen ihre Kreise, wenn man sich so allein fühlt. Nach den Träumen um Eorur hatte es ihn traurig gestimmt, so allein zu sein.
An die Zeit mit seinem alten Meister erinnert zu werden genau so schmerzhaft, wie jetzt allein dazustehen und keinen Platz zu wissen, an den er etwas finden könnte, um zu arbeiten oder einen Unterschlupf zu finden. Allmählich ging ihm das Geld und die Zeit aus. Er musste etwas finden, bevor er ganz obdachlos in Obenza landen würde. Dies hätte zur Folge, dass er in dieser verruchten Stadt schnell Probleme bekommen könnte.
Aus diesem Grund fand sich Fallon schließlich ziellos durch die Stadt wandernd wieder. Natürlich war es nicht die Beste Art, um sich gezielt einen Job zu suchen, aber die schwarzen Bretter hatten bisher nichts lohnenswertes hergegeben und seine letzte Hoffnung lag darin, irgendwo einen potentiellen Auftraggeber oder eine anderweitige Quelle für Arbeit zu finden. Was blieb ihm schon groß übrig, wenn Hunger und Obdachlosigkeit keine Option für ihn waren? Besser so durch die Stadt wandern, in der er sich notfalls verteidigen konnte, als gar nichts zu tun und einfach zu warten. Sicherlich musste es an diesem Ort irgendwo Arbeit für einen Söldner geben, die sich auch bezahlt machen und ehrenhaft sein würde.
Mit aufmerksamem Blick wanderte Fallon aus diesem Grund durch die Straßen Obenzas. Die Stadt wirkte wie das letzte Drecksloch, so hatte Fallon sie auch kennengelernt und doch bot sie ihm alle Freiheiten, die er brauchte. Zwar musste man sich mit all dem Gesindel herumschlagen, welches sich durch die Gossen trieb und einem das letzte Hemd ausziehen wollten, aber sie waren aushaltbar.
Trotzdem musste Fallon zugeben, dass es in weiten Teilen der Stadt einfach stank und weitere Teile schmutzig waren. Vermutlich eine Kombination aus Beiden. Und das einige Verbrecher nicht einmal ansatzweise einen Sinn für Hygiene, Körperpflege oder Ordnung zu besitzen schienen. Das war wohl eines der Markenzeichen der Stadt. Schmutz und Unrat sind keine Seltenheit, auch wenn es in den bessergestellten Vierteln wohl besser sein musste. Zu diesen hatte Fallon allerdings keinen Zugang, womit sein Vergleich vielleicht etwas hinkte.
So schob er sich auf der Suche nach Arbeit vorbei an Personenmengen. Nicht selten war es, dass man angerempelt wurde und direkt seine Taschen überprüfen musste. Gern wurde man in dieser Stadt entsprechend bestohlen, dass eine gewisse Vorsicht eine lohnende Maßnahme dafür war, um den plötzlichen Verlust von Geld vorzubeugen.
Mal wieder zog er an ein paar pöbelnden Betrunkenen vorbei, die alles und jeden anschnauzten, was ihnen nicht in den Kram passte. Lustigerweise war es zu diesem Zeitpunkt Mittag, also waren es die Art von Gesellen, welche ihr Leben nicht im Griff hatten und jetzt schon besoffen durch die Straßen zogen. Ein Ort, an dem man sich doch glatt wohlfühlen konnte. Mit ein paar Handbewegungen und dem leichten Herausziehen seines Schwertes aus der Scheide verscheuchte er sie, bevor sie bei ihm noch auf dumme Gedanken kamen.
Dadurch, dass die stark frequentierten Bereiche der Stadt vermutlich kaum etwas für ihn boten, entschloss er sich in die weniger besuchten, ruhigeren Viertel zu gehen. Besonders in Vierteln, in denen es richtig stank und die Kriminalität boomte, errechnete er sich höhere Chance jemanden zu finden, der ihn anheuern könnte. „So lang sie irgendwie ehrenhaft sind und mich nicht damit beauftragen, Kinder und Alte zu töten, soll mir das recht sein“, sprach er sich selbst den Mut zu, in diese Viertel zu gehen. Am Ende blieb Fallon auch nicht viel übrig.
Nach seinem Äußeren musste man ihn als Söldner einschätzen können, trug er doch keine offiziellen Zeichen einer Wache oder Armee, aber wirkte durchaus kompetent und wehrhaft. Vielleicht sprach ihn sogar jemand an? Bis das jedoch passierte, musste er wachsam bleiben. Vielleicht findet sich in einer etwas entlegeneren Taverne ein Platz oder ein Auftraggeber, mit dem man reden und einen Job besprechen konnte. Doch bis dahin galt es, sich zwischen den ärmlichen Häusern mit Vorsicht zu bewegen und den misstrauischen Blicken der Einwohner mit genau so viel Misstrauen zu entgegnen.
Wenn es doch nur einen Ansatzpunkt für Aufträge gäbe, aber Fallons Hoffnung schwand, überhaupt mit Erfolg an diesem Tag etwas finden zu können.