Kapitel 4 - Die Neujahrsansprache des Duca di Ledvico 206

  • Die Neujahrsansprache des Duca di Ledvico 206

    Endlich sangen die Muschelhörner. Der gleichmäßige Marschschritt von Soldaten erklang aus dem Inneren der geöffneten Porta. Die schwarzgerüsteten Reihen der Pretorianos sich öffneten sich und die Soldaten erstarrten mit ihren Hellebarden in der Hand auf ihren Posten. Erst jetzt sah man den Duca di Ledvico, dessen Körperhaltung erahnen ließ, dass er die militärische Vergangenheit seiner Streiter teilte. Der weiße Löwe der See präsentierte sich im vollen Ornat. An der Seite von Tazio stand, aufrecht und stolz, seine Ducachessa. Er erstrahlte in Weiß, sie in Türkisblau. Der Seelöwe und die See, das Licht und das Leben. Und in Verrills Armen schlummerte, friedlich wie eine Puppe, ihr fünf Monate alter Sohn.


    Vor Tazio lagen weiß die Stufen der Prachttreppe. Nur die Pretorianos in ihren schwarzen Rüstungen durften in diesen Momenten hier weilen; die übrigen Stufen blieben frei vom Volk. Am Fuße der Stufen drängten sich weltliche und geistige Würdenträger ebenso wie das einfache Volk. Der Innenhof war bunt vor den Menschen in ihren Winterkleidern.


    "Der Leone di Marino sprach: Ich war, ich bin und ich werde immer sein. Und hier sind wir. An den Adel und das Volk von Ledvico richten wir unsere Worte zu dieser Stunde!" Seine Worte klangen klar und deutlich über den Innenhof, ohne dass er schreien musste. "Dieses Jahr war ein großes.


    Es begann mit einem Knall an dem Tag, an dem es in Drakenstein Aschre regnete. Ein terroristischer Anschlag, der Großherzog Felipe von Ehveros tragischer Weise das Leben kostete. Doch die ledwicker Friedenstruppen setzten ihre Arbeit zur Sicherung des Großherzogtums fort, welches wir unter unsere schützenden Schirm genommen haben.


    Fast zeitgleich zum letzten Jahreswechsel hatte Thabit Argentocoxos sich erhoben, um erneut seine Macht zu demonstrieren. Viel geschah in jenen Stunden. Unsere geliebte Gemahlin trotzte der uralten Macht von Angesicht zu Angesicht. Am Ende zwang sie dem Großen Wächter ihren Willen auf. Und dies, wo selbst die abscheuliche Daseinsform, welche sich Dunwolf von Hohenfelde nennt, der Macht Thabits beugen musste. Und so wurde Argentocoxos dazu verpflichtet, Ledvico weiterhin zu dienen, genau wie sein Gefährte Irving, und der uralte Bund wurde erneuert.


    Seit Anfang des vergangenen Jahres obliegt die Sicherheit unserer Gemahlin den Pretorianos Cornelio Sal und Dario Barbelai als ihre persönliche Leibgarde.


    Die Ruspanti wurden als uralter Staatskult gefördert, um das in der Vergangenheit an ihnen verbrochene Unrecht wieder gutzumachen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass mit einem gewissen Nikita von Wigberg auch in den Reihen unserer Ahnen ein Ruspante zu finden ist, weshalb wir uns den Männern mit den Schilfkronen besonders verbunden fühlen. Unser Augur Irving von Kaltenburg ist der Höchste von ihnen.


    Unser Sohn Delfio Zibal di Ledvico kam am ersten Tag des Bockmondes in das Licht Alvasheks. Dank den wohlwollenden Augen der Götter, die unser Land lieben, und dank unseres Heilers Dantoine Brassac sind Mutter und Kind wohlauf.


    Die Laterne des Heiligen Lichts, ein Ableger des unerloschenen Feuers aus uralter Zeit, wurde aus dem Abgrund hinaufgetragen und Horatio de Rochenoir trat in Erscheinung. Zu dieser Gelegenheit stellten Thabit und Irving unter Beweis, dass ihr Schwur nicht nur leere Worte waren.


    Als die selbsternannte Armee der Gerechtigkeit der Bluthexer unter Führung von Prince Ciel des Souvagne im eigenen Land einmarschierte, boten wir unserem Schwiegervater Duc Maximilien Rivenet de Souvagne unsere Hilfe an und versagten die Auslieferung unseres Sohnes.


    Wir erkannten die wahre Bedrohung, die von nekrotischen Wesenheiten noch immer für Ledcvico und ganz Almanien ausgeht und planten die Suche nach ihrem Phylakterium. Die Forschungsreise wurde begonnen, die Sachverständigen entsandt.


    Wir blicken voll stolz zurück auf das alte Jahr und voll Zuversicht auf das, welches vor uns liegt.


    Mögen die Götter Ledvico schützen und die Souvagne!"


    Und damit endete die Ansprache und das lang ersehnte Fest wurde eröffnet.