[Caltharnae] Die Raubflotte der Khilani

  • Die Raubflotte der Khilani

    Ein Fleck der Verderbnis verdunkelt einen Teil der Geschichtsschreibung. Die Herolde, sonst findig und mit spitzer Zunge, schweigen über diese Zeit. Die Soldaten sprechen mit verklärtem Blick von einer großen Vergangenheit, doch der Adel spricht von haltlosen Legenden. Nur den Gelehrten gewährt man widerstrebend Zutritt zu dem Archiv, in welchem die Zeugnisse schlummern aus der Zeit vor der Zeit. Dort lesen sie nicht nur Kunde von der Größe vergangener Tage, sondern auch die Chronik des Untergangs jener Vorfahren. Und in ihnen keimt die Ahnung, dass es weniger die Schande der Piraterie, als vielmehr jene der Niederlage ist, welche dazu führte, diesen Teil der Chroniken unter Verschluss zu stellen.



    Vorwort


    Die Ländereien von Ledwick waren damals noch eine Wildnis aus Palmenwäldern und Mangrovensümpfen, aus weißen Kalksteininseln, die verstreut wie die Sterne am Himmel in der Laguna Azzura lagen. Jene Männer und Frauen, welche das Land später urbar machen und besiedeln sollten, lebten damals noch auf Asamura verstreut. Im Osten die Tamjid, aus deren traurigen Resten später die Schilfkultur hervorging. Im Süden die Khilani, ein pazifistisches, abgeschieden lebendes Inselvolk, welches den Sonnenkult auf Asamura verbreitete.


    Doch bevor die Khilani sich auf ihrer Vulkaninsel verschanzten, welche sie Khilar nannten, hatten sie ein anderes Leben geführt. Auch wenn es für uns heute kaum noch zu glauben sein mag, stammten die Khilani ursprünglich aus den Aschelanden, aus dem berüchtigten Caltharnae. Dort besiedelten sie die Küste und gehörten zu den besten Schiffbauern.



    Von Fischerbooten und Handelsschiffen


    Es begann mit der Fischerei, denn die Früchte des Meeres standen das ganze Jahr zur Verfügung und die wandernden Schwärme waren zuverlässige Nahrungslieferanten. Aus diesen Schiffen schufen sie später eine Handelsflotte, welche ihnen großen Wohlstand bescherte. Man sagt, dass sie die ersten waren, welche Schiffe bauten, die nicht länger an die Küste gebunden waren, sondern den offenen Ozean zu kreuzen vermochten.


    Doch als der Ascheregen Caltharnae zusehend in eine graue Wüste verwandelte, als Nahrung und sauberes Wasser unbezahlbare Luxusgüter wurden, änderten auch die Fischschwärme ihre Wanderwege. Die Katastrophe für die Khilani brachte sie dazu, ihre Schiffe einem neuen Zweck zuzuführen.



    Die Raubflotte der Khilani


    Nicht länger grüßte man die Schiffe mit den schwarzen Segeln und der weißen Sonne mit freudigem Konzert. Nun gellten die Feuerglocken, denn die Khilani kamen, um zu plündern. Die Völker waren nicht vorbereitet auf einem Gegner, der mit Schiffen von der See aus angriff oder gar mit ihnen auf den ascheverseuchten Flüssen eindrang und nach der Plünderung sofort wieder verschwand.


    Die Khilani wüteten lange Jahre verheerend. Viele der geringeren Häuser schworen den Khilani die Treue, um selbst einen Teil des letzten Wohlstandes abzubekommen, den Caltharnae noch zu bieten hatte, und nicht ihre Beute zu werden. Die Raubflotte schwoll wie ein immer hungriges Raubtier, sie wurde umfangreicher und die Bewaffnung tödlicher.


    Dies ging so lange, bis die letzten großen Häuser von Caltharnae sich in einem Rat versammelten und dem Treiben mit vereinten Kräften ein Ende bereiteten - dem Konzil der Ersten Asche.



    Ein Vorausblick


    Aus den Überlebenden Khilani gingen später jene Exilanten hervor, welche das Festland erreichten und gemeinsam mit den Schilfleuten den Grundstein für das moderne Ledwick legten.

  • Baxeda

    Hat den Titel des Themas von „Die Raubflotte der Khilani“ zu „[Caltharnae] Die Raubflotte der Khilani“ geändert.