Naridien
Die korrekte Landesbezeichnung lautet "Freie Republik Naridien". Naridier sind ein Mischvolk aus aller Herren Länder. Jeder ist willkommen, unabhängig von Hautfarbe, Volkszugehörigkeit oder Religion, wenn er sich nur dem naridischen Gesetz unterwirft. Männer und Frauen haben gleiche Rechte und Pflichten. Naridien ist bekannt für seine große Vielfalt und Toleranz, aber auch für sein effektives Wirtschaftssystem. Es ist die stärkste Handelsmacht Asamuras, weshalb es nicht verwundert, dass die Handelsflotte regelmäßig mit den ledwicker Piraten aneinandergerät. Fortschritt wird in Naridien groß geschrieben. Traditionen betrachtet man als altertümlichen Ballast, der das Wachstum der Zivilisation durch unsinnige Regelungen behindert. Kritische Stimmen sprechen von einem Kultur- und Sittenverfall, während sie selbst es als Freiheit betrachten, an keine anderen Gesetze als die des Staates gebunden zu sein.
Aussehen
Die Kleidung ist meist in dunklen, gedeckten Tönen gehalten. Sie heben sich damit bewusst von den auffälligen Trachten der Almanen ab, zu denen sie einen kulturellen Gegensatz bilden. Männer tragen meist einen Kurzhaarschnitt und auch bei Frauen ist kurzes Haar nicht unüblich. Die Barttracht bleibt eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie so vieles in Naridien. In der Praxis sind alle Frisuren und Kleidungsvarianten erlaubt, so dass diese Aufzählung nur widerspiegelt, was am meisten üblich ist.
Mentalität
Naridier akzeptieren bereitwillig Einwanderer aus aller Herren Länder, selbst aus verfeindeten, wodurch die kulturellen Identitäten und Grenzen verwischen und schließlich verschwinden. Ihnen ist allein wichtig, dass der Einwanderer seine Arbeitskraft in den Dienst der naridischen Zivilisation stellt. So sind Naridier gegenüber anderen Kulturen ausgesprochen tolerant und neugierig, auch wenn sie nicht beabsichtigen, diese zum Vorbild zu nehmen. Ihre Gelehrten untersuchen andere Kulturen mit hohem Interesse und bereisen die gesamte Welt. Solche Forschungsreisen werden von staatlicher Seite gefördert, denn je mehr man weiß, umso leichter fällt es, sich ein anderes Volk dienstbar zu machen.
Wirtschaft
Naridiens Wohlstand basiert auf den Prinzipien der freien Marktwirtschaft. Glück und Leid liegen nah beieinander. Jeder hat die Freiheit, aufzusteigen oder zu fallen, unabhängig von seiner Abstammung. Eine soziale Absicherung gibt es nicht. Naridien ist geprägt von einem ausbeuterischen Verhältnis zur Natur. Alles Wilde darf und muss beherrscht und zivilisiert werden. So ist es nicht verwunderlich, dass inzwischen viele Wälder gerodet wurden, um Ackerland zu schaffen, Sümpfe trocken gelegt, sowie Dämme und Kanäle gebaut wurden. Basis ihres Wohlstands ist die Handelsflotte, die auf internationalem Gewässer oft mit den Oltremarini von Ledwick in Konflikt gerät. Über Jahrhunderte waren Naridier die unangefochtenen Herren der See, während die Almanen das Festland des Hauptkontinents für sich beanspruchten. Seit die Oltremarini aus Ledwick mit Gewalt hohe Zölle von Schiffsreisenden erzwingen, ist der Seehandel Naridiens im Süden eingebrochen. Immer wieder finden Seegefechte zwischen den beiden Nationen statt, die in den letzten Jahren häufiger zugunsten Ledwicks ausgehen, so dass Naridien verstärkt über das Festland handelt. Hier ist insbesondere die Salzstraße zu nennen, das logistische Rückgrat des Nordens von Asamura.
Politik
Naridien ist ein demokratischer Staat, der von einem Rat von zehn Richtern regiert wird. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die meisten Ratsmitglieder alten almanischen Adelsfamilien angehören, auch wenn der Adelstitel theoretisch keine Bedeutung mehr hat. Es sind die Netzwerke und der Wohlstand, welche zum Vorteil bei den Wahlen führen, und ganz sicher ist auch Korruption im Spiel. Dennoch ist es auch einem engagierten kleinen Mann möglich, begrenzte Macht als Bürgerrichter oder Richthelfer einer Stadt zu erlangen.
Innere Sicherheit
Für Recht und Ordnung sorgt die Sicherheitskommission (kurz: Siko). Ihre Mitarbeiter nennt man Staatskonstabler (kurz: Stako). Da sie trotz ihrer Uniform vor dem Recht als Zivilisten gelten, tragen sie keine Klingen, sondern lange Stäbe.
Gerichtsbarkeit
Gefürchtet sind die Hochgerichte, welche die Blutgerichtbarkeit innehaben. Sie dürfen Folter sowie Leibesstrafen anordnen oder die Todesstrafe verhängen. Ihnen sitzt ein Hochrichter vor, der mit "Hoher Richter" angesprochen wird.
Eine aus der Zeit des Fürstentums Naridien überlieferte Tradition ist der Blutschild, bei welchem das Wappen des Hochrichters rot gefärbt wird, wenn seine Familie aus dem Adel entstammt und ein Wappen trägt. Ist er bürgerlich, trägt der Hochrichter ein leeres rotes Wappen. Die Todesstrafe ist jedoch selten und ihre Abschaffung wird diskutiert. Häufiger ist die Verbannung in die Erzminen von Trux, wo der Sträfling für die ihm zugedachte Zeit oder für den Rest seines Lebens schweren Arbeitsdienst leisten muss. Die Blutgerichtsbarkeit wird vom Hohen Rat an ausgewählte Städte verliehen und unterstreicht deren Macht. Auf dem Dorf kommt meist nur die niedere Gerichtsbarkeit zur Anwendung.
Dem Hochgericht gegenüber steht das Niedergericht, das sich mit den niederen Delikten des Alltags befasst, die mit Geldbußen sühnbar sind, und Streits schlichtet.
Naridien besitzt das schärfste Handels- und Steuerrecht von Asamura. Eine der am härtesten Verfolgten Straftaten in Naridien ist Steuerhinterziehung, die drakonisch bestraft wird. Auch kleinste Fehler in der Buchhaltung werden hart bestraft, so dass ein Steuerberater zur eigenen Sicherheit praktisch unumgänglich ist.
Militär
Wie alle Hochkulturen verfügt Naridien über ein starkes Militär, die Republikanischen Armee des Hohen Rates, die im Volksmund "Radhora" genannt wird. Die zeitweilige Hoheit der Handelsmarine auf dem Meer musste Naridien im zweiten Jahrhundert wieder an Ledwick abtreten. Ursache war nicht die Truppenstärke - die Armee Ledwicks ist deutlich kleiner - und auch keine Entscheidungsschlacht, sondern die technologische Überlegenheit der ledwicker Schiffe. Deren Leistungsfähigkeit spiegelt sich in geringeren Kosten, kürzeren Bauzeiten und einer geringeren notwendigen Mannschaftsstärke zum Steuern eines Kriegsschiffs wieder. So kann Ledwick mit einer geringeren Armeegröße weitaus mehr Kriegsschiffe lenken. Es mag eine kleinere Armee haben, doch besitzt es dessen ungeachtet die größere und schlagkräftige Flotte. Dennoch bleibt Naridien nach wie vor die zweitstärkste Seemacht.
Weiterführende Schriften
- Das Leben als Sträfling in den Erzminen von Trux: Hand aufs Erz
- Das Leben als Soldat bei der Radhora Trux unter dem Widderbanner: Kriegerherz