Die Abenddämmerung setzte ein, die Schatten waren schon sehr lang geworden, doch auf dem großen Marktplatz der Stadt waren zahlreiche Menschen versammelt, die alle wie gebannt auf eine Tribühne sahen: den Henkersplatz.
Es wurde ein Mann hinauf geführt. Nach seiner äußerlichen Verfassung nach zu urteilen, hatte er schon bessere Tage gesehen.
Es war ein Mann, der wegen einem Mord zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil wurde von Mordin Schwarzbanner gefällt. Dieser stand schon oben und wartete geduldig. Wie eine Statur stand er dort oben, das eine Auge blickte ins Leere und die Rune auf seiner Augenklappe wirkte durch den silbernen Schein irgendwie unwirklich und bösartig. Der Mann wurde von zwei Gardisten der Stadtwache mit den Händen am Boden der hölzernen Tribühne festgemacht, sodass er den Kopf auf dem Holzstamm ablegen musste, er war praktisch fixiert worden. Die Menschen verfolgten dieses Spektakel äußerst genau, doch das alles war Mordin egal. Er nahm sie nicht wahr, er sah nur den Mann an. Keine Reue lag in seinem Blick, nichts. Er schaute hinauf zu dem Zwerg.
Er lächelte diesen nur an und sagte etwas, etwas was Mordin nicht hörte, da die Menge tobte, während sein Name und seine Verbrechen vorgelesen wurden.
Der Zwerg war versunken in Gedanken und hörte das Urteil, welches dem Volke noch einmal vorgetragen wurde, so, als wäre es weit weg von ihm, als sei es eine Art Echo. Als der Redner, der das Gericht repäsentierte, mit seinem Vortrag fertig war, nickte er Mordin nur kurz zu und ging einen großen Schritt zurück.
Mordin erwachte aus einer Art Trance. Er schaute erst den Redner an, danach blickte er in die Menge. Es waren Menschen aus allen Schichten, es waren Bauern, Ritter, Kaufleute, Mägde und sogar Kinder dabei. Zum Schluß schaute er hinunter zu dem Mann, der seinen Blick wohl zu spüren vermochte. Dieser grinste ihn an, es war ein Grinsen, das herausfordernd war. Eines, dass versuchte ihn zu verspotten. Doch Mordin Schwarzbanner ließ so etwas kalt. Er hob die Axt hoch und ließ sie niederfahren. Es knallte und der Mann dachte, es wäre vorbei, doch Mordin hatte knapp vor seinem Kopf die Axt ins Holz geschlagen.
Der Mann blickte auf und sah nun das Gesicht des Zwerges dicht vor seinem. Er kniete quasi direkt neben dem Mann. "Du musst dir das so vorstellen, diese Axt ging in dieses Holz, wie das Messer in die Butter". Dieses mal grinste Mordin und es war ein Grinsen, dass diesem Mann nun höllische Angst machte. "Ob ich wohl dieses mal stark genug zuschlage, damit dein Kopf rollt?". Die Augen des Mannes weiteten sich und er wurde kreidebleich.
"Lassen wir es darauf ankommen", fügte Mordin hinzu und erhob sich erneut. Der Redner, sowie die Gardisten wechselten Blicke untereinander, die aussagten, dass selbst sie Mordin in einer gewissen Art füchteten.
Mordin erhob die Axt ein weiteres Mal und ließ sie erneut niederfahren. Dieses Mal traf er und der Kopf rollte auf die hölzernde Tribühne und wäre fast von ihr herunter gefallen, doch Mordin hielt den Kopf am Haar fest und hob ihn hoch. Die Menge war sichtlich zufrieden und begann sich aufzulösen. Mordin steckte den Kopf des Mannes auf einen Pfahl, der an der Tribühne befestigt war. Dort waren auch noch andere Pfähle mit Köpfen von anderen Verurteilten. Er kassierte die übliche Summe und machte sich davon.
Mordin kehrte in die Taverne "zum wütenem Eber" ein und setzte sich in die letzte Ecke des Raumes. Er bestellte einen doppelten Brantwein und etwas zu essen. Während er sein Essen genüßlich verspeiste trank er den Branntwein und bestellte gleich einen Humpen Schwarzbier direkt hinterher.
Es war ein Anblick, der alle anderen Besucher der Taverne abschreckte. Das passte Mordin gut in den Kram. Er machte seine Pfeife einsatzbereit, saß dort und schaute in das prasselnde Feuer, dass im Kamin loderte. Er blickte starr hinein und brabbelte leise vor sich hin. Die Rune auf seiner Augenklappe glänzte matt in dem Feuerschein und so wirkte er noch bösartiger als er ohnehin schon war.