Kapitel 41 - Der Konzil der Ältesten

  • Der Konzil der Ältesten

    "Ich habe über einen möglichen Versammlungsort nachgedacht", sprach Irving an Nicodemus gewandt. "Ich schlage die Ruineninsel Khilar als Treffpunkt vor, welche südlich von Asa Karane liegt. Warum ich diesen unwirtlichen, entlegenen Ort vorschlage, hat der Gründe vielerlei. es ist politisch neutrales Territorium, strategisch, wirtschaftlich und magisch ohne Bedeutung. Zum einen ist dort schon vor zweihundert Jahren alles Leben erloschen, von den Menschen über die Tiere und Pflanzen bis hinab zu den winzigen Wesen des Erdreiches. Diese Insel ist tot auf allen Ebenen und sie wird sich nie wieder erholen. Keiner von den Ältesten oder den geladenen Essenzhexern findet dort Munition für seine Magie. Das Lostreten eines großen Angriffs ist dort erschwert, die Essenz dafür müsste aus einem selbst kommen, was einem systematischen Suizid gleichkäme. Das wird man sich gut überlegen. Weiterhin ist die Lage von Khilar zentral. Jeder Älteste hätte einen etwa gleich weiten Weg, von Dalibor abgesehen, welcher nebenan in Evalon residiert. Nicht zuletzt aber ist die Hauptstadt, in welcher ich das Treffen einzurufen appelliere, die Ruine Schwarzfels."


    Er ließ eine Pause, um Nicodemus Zeit zu geben, diesen Vorschlag wirken zu lassen. Noch intensiver würde die Wirkung dieser Worte auf Horatio sein. sobald er sie vernahm, wenn Nicodemus einverstanden war. Mehr als jeder andere würde er die Botschaft verstehen und das lag durchaus in Irvings Interesse.

  • Nicodemus dachte über die Worte von Irving nach, während er selbst eine Hand auf Thabits Nase legte. Der Vampir war neugierig, wie sich das gewaltige Wesen anfühlte. Anders als er erwartet hatte, fast wie ein Meerestier, allerdings wesentlich fester. Einen Moment später zog er die Hand zurück, da ihm einfiel, dass er Thabit unerlaubt angefasst hatte. Vergleichbar als wenn ihm jemand zur Begrüßung ins Gesicht oder an die Nase gefasst hätte. Er zeigte kurz die offenen Handflächen als Entschuldigung und machte einen Schritt zurück.


    "Khilar die Ruineninsel... eine äußert geschickte Wahl. Du hast alles bedacht, Anreise, Sicherheit und sogar Mahnung an dass was auf dem Spiel steht. Ich hoffe die Wahl des Treffpunkts wird Horatio dazu veranlassen, an dem Konzil teilzunehmen. Er hat sich zwar von seiner Familie und Sippe losgesagt, aber ganz ist das nicht der Fall. Warum sonst würde er manchen von uns beistehen, die seine Hilfe erflehen? Er könnte sie ignorieren, das hat er aber zu keiner Zeit getan. Nun auf der anderen Seite kann ihn auch nur wer um Hilfe bitten, der ihn kennt. Du weißt, welchen Gast ich damit meine... Davard... eines von Dunwolfs Opfern und dessem System.


    Es sollten nicht nur die Ältesten anwesend sein, sondern auch die Erzhexer und auch jene die momentan für die Familie und für die Sippe sprechen. Für die gesamte Sippe spricht zur Zeit Linhard von Hohenfelde. Er spricht ebenso rein für die Familie Hohenfelde. Wer spricht für Eibenberg? Veyd von Eibenberg ist gefallen, demnach müsste sein ältester Sohn Wolfram Markward von Eibenberg für die Familie sprechen. Er ist gleichaltrig mit Linhard... Kinder an die Macht? Für die Familie Wigberg spricht zur Zeit Wolfgang von Wigberg.


    Ebenso sollten wir Vendelin und Dave einladen, beide sprechen für einen eigenen Orden und einen eigenen Familienzweig. Wir streben Einheit an, dann mit allen. Wobei es weit mehr Zweige gibt, aber lass uns mit diesen Personen im Konzil beginnen, oder möchtest Du den Kreis kleiner halten?", fragte Nicodemus, dem der Vorschlag von Irving sehr gut gefiel.

  • Irving hatte die Berührung argwöhnisch beobachtet, aber geduldet, da er die Neugier verstand und sicher war, dass Nicodemus im Gegensatz zu ihm kein körperliches Interesse am Korpus von Argentocoxos besaß.


    "Wolfram von Wigberg ist im Moment aus gesundheitlichen Gründen verhindert, aber ich denke, es ist in Ordnung, wenn Vendelin für die gesamte Familie spricht. Er wird sie als Einheit wahrnehmen und behandeln, auch wenn er einen Sicherheitszweig anlegte. Amias von Wolkenhaim gab ich mein Wort, ihm eine Stimme zu erteilen und so soll es geschehen. Auch seine Anwesenheit ist in Khilar gewünscht. Ich werde stellvertretend für das Haus Kaltenburg sprechen, auch wenn ich kein Erzhexer mehr bin, da ich meine Gabe mit der Bindung an Thabits neuen Leib verlor.


    Die ganz kleinen überlebenden Häuser, wie die Nachfahren von Wittelspitz, die sich jetzt Meqdarhan nennen, und Aschbach, würde ich vorerst außen vor lassen. Es wäre mühselig, sie alle einzusammeln. Wenn wir uns dahingehend einig sind, kannst du die Einladungen entsenden und wir bereiten uns auf die gemeinsame Abreise vor, sofern du uns im edlen Leib meines geliebten Mannes begleiten möchtest."

  • "So sei es, damit steht die Liste der Eingeladenen fest. Ich werde ihnen die Botschaft zukommen lassen. Vendelin werde ich vor Ort unterrichten lassen. Ich denke er wird mit uns gemeinsam reisen. Die Gäste bleiben für die Zeit des Konzils vor Ort. Meine rechten Hände Atar und Korikara werden sich um sie kümmern. Bereite alles für die Abreise vor, ich werde Vendelin abholen und den Rest einladen. Selbstredend muss ich mich noch von Alex verabschieden", schmunzelte Nicodemus und nickte Irving knapp zu, bevor er den Rückweg zur Feste antrat.


    In der Feste angekommen, informierte Nicodemus Vendelin über das bevorstehende Konzil und teilte ihm mit, dass er eingeladen war, die gleiche Information erhielt Davard. Danach verabschiedete sich Nicodemus von seinen Gästen und teilte ihnen mit, dass bis zu seiner Rückkehr seine beiden rechten Hände Atar und Korikara für sie zuständig seien. Er versicherte ihnen, schnellstmöglich zurückzukehren. Aber sein Termin dulde keinen Aufschub. Von Justinian verabschiedete er sich in aller Freundlichkeit, sein letzter Abschied galt Alexandre de la Grange.


    "Wie ich den anderen bereits mitgeteilt habe, hat sich eine Zusammenkunft ergeben, die meine Anwesenheit erfordert. Du bist mein Schüler Alexandre, meine beiden rechten Hände werden Dir zur Verfügung stehen. Du kennst meine Gäste persönlich, sogar dafür dass sie sich nicht langweilen. Aber passe auch auf, dass von ihnen keiner eine Dummheit begeht. Zur Not wende Dich an General Halet, er kann Dir jederzeit Wachen oder dergleichen zur Verfügung stellen. Bevor ich gehe habe ich dies hier für Dich", sagte Nicodemus und legte Alexandre das weiche, dicke Tuch um die Schultern.


    "Ein Tuch aus Asa Kramaro Dai, etwas dass Dich warm und willkommen heißt, in Deiner neuen, zweiten Heimat. Pass gut auf Dich auf. Du wohnst während meiner Abwesenheit in meinem Gemach, Atar wird Dir alles zeigen. Jedenfalls das, was Du ohne mein Beisein schon inspizieren darfst", erklärte Nico, drückte Alexandre zum Abschied und begab sich in sein persönliches Labor.


    In seinem Labor hockte sich Nicodemus nieder und rief einen Ältesten nach dem anderen. Angefangen bei Horatio, es folgte Dalibor und Dunwolf. Alle wurden nach Khilar zum Konzil eingeladen, Treffpunkt die Ruine Schwarzfels. Als die Einladungen übermittelt waren, packte Nicodemus einige persönliche Sachen zusammen.


    Er rief nach seinem Leibdiener Niramir, reichte diesem seine Tasche und begab sich zurück zu Irving und Thabit.

    "Es sind alle informiert, Vendelin und Davard dürften auch gleich eintreffen. Dies ist mein Leibdiener Niramir, er wird mich begleiten", erklärte Nico freundlich.



    Niramir

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  • Alexandre war erstaunt, denn er war es nicht gewohnt, dass jemand außer Prince Ciel und neuerdings Amias ihn dermaßen freundlich behandelte. Er bedankte sich für seine Verhältnisse ebenso freundlich, wenngleich dies kein breites Strahlen bedeutete, denn seine Familie war von altem Blut und sich dessen stets würdig zu gebaren, war Alexandre von kleinauf anerzogen worden. Doch machte dies seinen Dank nicht minder aufrichtig und über das Tuch freute er sich noch mehr als über die anderen Ehren. So fiel es ihm auch nicht allzu schwer, Amias mit Nicodemus ziehen zu lassen, ehe er sich seiner Aufgabe zuwandte, die Gäste zu unterhalten. Er hatte beschlossen, dies in Form einer Diskussionsrunde in lockerer Atmosphäre zu tun, wo er eine strittige These in den Raum stellen und diese bei Tee und leichter Speise mit allen Interessierten gemeinsam erörtern wollte.

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  • Dave verabschiedete sich von Vanja, umarmte ihn fest und küsste ihn liebevoll.


    "Eigentlich hatte ich gehofft allein mit Nicodemus sprechen zu können, aber daraus wird wohl nichts. Wir sind auf ein Treffen eingeladen, worum es dabei genau geht, kann ich Dir nicht sagen. Aber meist sind Familientreffen... nun Du weißt wie sie sind, es wird entschieden, wer eventuell wen umbringen könnte. Vendelin ist ebenfalls mit vor Ort. Ich werde auf ihn aufpassen, er bedeutet Dir etwas, dass weiß ich.


    Falls ich in einer Woche nicht zurück bin, sieh zu dass Du diesen Ort verlässt. Leute kommen rein, dann kommt man auch raus. Die entscheidene Frage ist wie, aber dabei werde ich Dir nicht helfen können. Sei vorsichtig Vanja, ich liebe Dich", sagte Dave leise und küsste seinen Mann erneut, ehe er sich auf den Weg machte.


    Davard kam mit gemessenen Schritten einige Zeit später den Hafen und den Steg entlang herunter. Etwas abseits der Gruppe blieb er stehen, oder wie man in Familienkreisen sagen würde, außerhalb der Dolchreichweite.


    "Grüße", grüßte er knapp in die Runde.


    Damit waren sie vollzählig und abreisebereit.