In Beaufort ging ein Schreien durch die Nacht. Er nahm seinen Anfang bei dem verlassen geglaubten Zuckerrübenhof. »Mamaaaaa«, tönte das Heulen eines Mannes durch die Dunkelheit. Eine schwarze Fledermaus raste wie ein Geschoss kreuz und quer durch die Gassen. In regelmäßigen Abständen verwandelte sie sich in einen Mann, der herzerweichend nach seiner Mutter schrie, vergebens auf Antwort lauschte und dann in Tiergestalt weiter raste. Die Nachtwächter waren machtlos gegen den verzweifelten Vampir. Ihnen blieb nur, zu hoffen, dass er sich bald aus ihrem Bezirk entfernte und woanders lärmte. Das einsame Geschrei zog sich hin bis zur Morgendämmerung.
Als ein grauer Streifen sich am Horizont zeigte und die Sterne verblassten, kehrte Tekuro heim zum Rübenhof. Vor Schmerz tobte er durchs Haus. Die Tür flog auf und sein Sohn flüchtete ins Tageslicht, ein blondes Abbild seines Vaters mit zwei lila geschlagenen Augen und blutender Nase.
»Bleib hier«, brüllte es aus der Dunkelheit der Tür. »Mako! Du undankbares Stück Scheiße! MAKO!« Doch Mako hielt nicht an. Das wütende Brüllen wurde erneut zu Geheul. »Makoooo ... mein Sohn!«
Mako schlug die Tür hinter sich zu und flüchtete durch die Morgendämmerung.
Tekuro fuhr herum. Patrice war an der Reihe. Sein Sklave flüchtete nicht. Er saß wie erstarrt auf dem Fußboden und wartete auf den Sturm, der gleich über ihn hinwegtoben würde. »Du«, brüllte Tekuro ihm ins Gesicht und gab ihm einen Hieb gegen die Schläfe. »Ich bring dich um! Ich bring dich um, wenn du wegläufst!«
Ein weiterer Schlag. Patrice ließ alles ohne Gegenwehr über sich ergehen, bis er zu Boden sank. Das Gesicht hatte Tekuro ausgespart. Seine Wut schlug in erneute Verzweiflung um, als Patrice reglos vor ihm lag, um ihn nicht zu provozieren. Er stellte sich nur bewusslos, denn er schaute vor sich hin, dennoch jagte es erneuten Schmerz durch Tekuros Herz.
»Du verlässt mich nicht! Oder? Du machst so was nicht! Du bist ein lieber Patti!«
Er krallte sich von hinten an ihm fest, riss seinen Rachen auf und biss ihm in den Hals, wo er sich festhakte. Er riss Patrice die Hose herunter und nahm sich, was ihm gehörte, tief und brutal. Er trank dabei nur einen einzigen Schluck von dem köstlichen Blut, denn Patrice sollte ein kräftiger Vampir werden, wenn er erwachte. Der Tod würde niemals zwischen ihnen stehen.
Als er von seinem Sklaven abließ, machte dieser keine Anstalten, in den tödlichen Schlaf zu sinken, der sich nach dem Biss einstellen sollte. Stattdessen blieb er putzmunter liegen und presste er sich die Hand auf den stark blutenden Hals. Tekuro starrte ihn verwundert an. Vielleicht dauerte es einfach noch ein bisschen, weil er so wenig Blut von ihm getrunken hatte. Er würde warten. Sie hatten Zeit. Patrice würde ihn in die Ewigkeit begleiten.
Noch immer verzweifelt, blickte Tekuro sich um. »BOLDI«, schrie er die Tür an. »ARBO! BELLY!« Doch keiner der Dreien zeigte sich. Sie trieben sich irgendwo in der Stadt herum, ohne ihn, führten ihr eigenes Leben, in dem er keinen Platz hatte. Sie würden niemals wiederkehren. Er schlug gegen das Türblatt, bis seine Fäuste bluteten, während er immer wieder die drei Namen rief. Plötzlich ließ er ab und wandte sich Nori zu. Ganz langsam ging er vor ihr in die Hocke. Seine Augen schienen in schwarzen Flammen zu stehen. »Du ...darfst ...Tanuki ... nicht ... wegtragen«, sagte er so beherrscht wie möglich und dennoch mit einer unverkennbaren Drohung in der Stimme. Für seine Verhältnisse vorsichtig drehte er sie auf die Seite, zog ihre Hose über das Hinterteil und stellte auch hier die Besitzverhältnisse klar. Nur, dass er sie dabei nicht biss.
Die schlimmste Wut war nach zwei Ficks und endlos vielen Faustschlägen verraucht. Völlig fertig und mit geschwollenen und blutenden Händen kroch Tekuro zu seinem Vater. Er erwartete die Strafe für seinen Ausraster. »Alles«, winselte er unterwürfig, »aber geh nicht weg, Papa!«