Aus dem dunkel der Vergangenheit, doch hier geht die verloren geglaubte Geschichte weiter ...
Kaum hatte der Söldner einige Schritte in Richtung Lager getan, wurde er abrupt aufgehalten. Vier schwer gerüstete Soldaten hatten sich ihm in den Weg gestellt und zeigten mit ihren Speerspitzen auf ihn. Reflexartig wanderte seine Hand zum Katana, doch zog er es nicht. Die Wachen drängten ihn mit den Speeren wieder zurück in Richtung seiner Gefährten. Zum Glück wurde seine Reaktion von dem Mantel verdeckt, denn sonst hätten ihn seine Widersacher sicherlich und ihre Mitsoldaten, die sich ihnen nun anschlossen als Iberias wieder bei Lacrima und Narbok war, angegriffen. In dieser Situation zu kämpfen wäre für Iberias aussichtslos gewesen. Er hätte vielleicht einen seiner Gegner töten, und maximal einen zweiten schwer verletzen können, wenn er sich geschickt angestellt hätte. Dann wäre aber auch seine Chance vertan gewesen und er hätte selbst daran glauben müssen. Iberias und die beiden Gefährten waren nun umringt von einer großen Gruppe gut gerüsteter Soldaten. Manche mit Speeren und Schilden bewaffnet, andere mit Schwert und Schild. Alle besaßen eine ordentliche Rüstung wie man sie für eine Schlacht braucht. Sie waren also auf eine Gruppe Grenzsoldaten gestoßen.
Wiedereinmal hatte sich Iberias Glück bemerkbar gemacht, solche Situationen waren bei ihm in letzter Zeit Standard geworden.
Die Vampirin war im Mittelpunkt des Geschehens und wurde von den Soldaten tatsächlich als Gefangene der beiden Andersartigen angesehen, dies war wieder einmal eine typische Reaktion der Menschen. Sie sahen nicht den Wolf im Schafspelz sondern nur die offensichtlichen Wölfe.
Narbok machte deutlich durch eine Bemerkung deutlich, dass auch er es nicht für klug hielt zu kämpfen.
„Können Gefangene nicht halten. General wird böse sein.“ sagte Narbok zu dem Tiefling.
Als Antwort kam von Iberias nur ein angedeutetes nicken.
Die Soldaten lockerten weder ihren Griff um die Waffen, noch ihre Anspannung. Sie traten näher an die Gruppe heran, sodass Iberias einige Schritte nach hinten gehen musste um nicht unweigerlich von einem Speer durchbohrt zu werden.
Dabei stieß er mit dem Rücken gegen den tierischen Begleiter des Poraha, welcher den Tiefling kurz anknurrte.
Er versuchte sich an die Seite der Vampirin zu bewegen doch war dies ein schwieriges unterfangen. Bevor er ganz an ihr herangetreten war, rief ein Soldat ihm zu:
„Stehen bleiben Dämon! Wage es nicht, dich ihr weiter zu nähern.“, Iberias schaute den Redner an. Man konnte an seiner Ausrüstung erkennen, dass er den meisten Soldaten übergestellt war, jedoch hatte er sicherlich nicht das Kommando im Lager.
„Ansonsten passiert was?“ fragte Iberias und machte einen winzigen Schritt in die besagte Richtung, und hatte sofort die Speerspitze des Redners vor dem Gesicht.
„Schon gut, schon gut ich gehe ja schon...“ antwortete er während er die Waffe mit der Spitze des Zeigefingers beiseite schob.
Er ging wieder einen Schritt zurück und murmelte in seinen Mantelkragen etwas zur Vampirin:
„Du musst schauen, dass du vor Aufgang ein Versteck hast. Wir kommen schon zurecht.“
„Kein Kampf. Geben auf.“ gab der Riese unter den drei Gefährten mit seiner tiefen dröhnenden Stimme zu verstehen.
„Wir geben auf.“ Wiederholte Iberias demonstrativ und hielt seine Hände, so dass sie gut zu sehen waren.
Er gesellte sich zu Narbok und dem Wolf.
„Wenn wir ausnahmsweise mal Glück haben nehmen sie uns vorerst Gefangen.“ flüsterte er zu seinem Begleiter.
Wie aufs Stichwort brüllte der vorherige Redner den Befehl zur Festnahme.
„Nehmt sie fest, der General wird sich sicherlich noch um die drei kümmern wollen.“
Damit zeigte er auf die Hälfte der nun 15 Soldaten, welche sich mit gezückten Waffen zu den drei, nicht menschlich aussehenden, gesellten und sie in Gewahrsam nahmen. Fünf umringten den Ork sowie seinen Begleiter und zwei gesellten sich zu Iberias. Sie nahmen ihm das Katana weg und die zwei sichtbaren Dolche. Bei Narbok brauchten sie schon etwas länger ihn zu entwaffnen, da sie sich durch seine schiere Größe nur langsam an ihn herantrauten. Die Waffen die der Wolf bei sich trug ließen sie in Ruhe und hielten das Tier eher auf Abstand.
Einem der Soldaten wurde aufgetragen Lacrima, im Lager eine Decke und etwas zu Essen bereit zu machen. Während die Vampirin auf Abstand gebracht wurde und der Gruppe voran ins Lager geführt wurde, folgten nun auch Narbok, der Wolf und Iberias mit etlichen Waffen im Rücken. Sie erreichten das Lager in wenigen Minuten.
Als sie dort ankamen wandte sich Iberias an Narbok:
„Was wird unser General wohl tun wenn er bemerkt das wir nicht zurück kommen? Glaubst du er schickt einen Suchtrupp los um uns ausfindig zu machen?“, er hatte seine Stimme zwar gedämpft jedoch noch eine Lautstärke gebraucht, dass einige Soldaten in seinem Umfeld von dieser Information mitbekamen.
Nun wurde Lacrima in eine andere Richtung zu einem Feuer gebracht, wo die besagte Decke und Mahlzeit auf sie warteten, die Personen mit den Waffen der Gefährten schlugen den gleichen Weg ein wie Lacrimas Führer. Der Halbdämon konnte noch leise hören wie der Anführer der Truppe etwas zu der Vampirin sagte:
"Seid nun unbesorgt, es droht keine Gefahr mehr, unser Kommandant wird sich gleich um euch kümmern."
Die drei Anderen wurden etwas außerhalb das Lagers an provisorisch aufgestellten Pfählen gefesselt. Dem Wolf wurde mit etwas Anstrengung ein Strick um den Hals geschlungen, wobei Narbok und Iberias nur Rücklings an den Pfahl gefesselt wurden.
Ihre Führer entfernten sich danach etwas von ihnen jedoch nicht ohne den einen oder anderen Hieb in der Bauchgegend zu vollführen, welche mit gepanzerten Handschuhen mehr als unangenehm waren, für Iberias empfinden.
Zwei Soldaten blieben zurück um sie zu bewachen.
Iberias hatte sich auf dem Weg ins Lager mehrere Ansätze überlegt, wie sie entfliehen konnten, jedoch war keiner seiner Pläne bisher wirklich risikofrei.
Wie er sich und seine Mitgefangenen befreien konnte, wusste er schon. Es würde seinen Schwanz benutzen, wie in der Räuberhöhle, um einen kleinen Wurfdolch zutage zu bringen. Damit würde er die Fesseln losbekommen.
Doch dann stand er zwei voll bewaffneten Männern gegenüber die sicherlich nicht zimperlich sein würden und ihn sofort töten würden, bevor er auch nur Narboks Seil ansatzweise eingeritzt hätte.
Iberias überlegte. Nach dem ersten Wachwechsel, sah er kurz zu Narbok rüber und hoffte das dieser, seinen Blick, zu interpretieren weiß. Da die beiden Wachsoldaten mit kleinen Würfelspielchen begnügten und hier und da einen kleinen Schluck aus den Trinkbechern nahmen, versuchte der Tiefling sein Glück zu strapazieren.
„Hey ihr Trunkenbolde, was muss man hier machen um auch etwas von eurem Bechern kosten zu dürfen?“
Die beiden hielten in ihrem Spiel inne und schauten mit hochgezogenen Augenbrauen in Iberias Richtung.
Der linke der Beiden stand auf ging mit seinen Becher in Richtung des Halbdämons. Er blieb vor ihm stehen und
man konnte förmlich den Alkohol riechen als er zu Iberias sprach.
„Wenn ich mir deine Schwester vorgenommen habe und es mir gefallen hat werde ich es mir vielleicht überlegen.“ sagte der Mann und nahm provokativ einen großen Schluck aus dem Becher und lachte.
„Soweit ich weiß war deine Mutter gestern ziemlich von mir begeistert gewesen, alleine deswegen habe ich mir einen Becher doch verdient, oder meinst du nicht?“ gab Iberias als Antwortet und grinste so hämisch er konnte.
Das Lachen der Wache hielt abrupt inne und man konnte regelrecht sehen wie sein Kopf vor Wut anfing rot zu leuchten. Er trank den Rest aus seinem Becher, diesen dann zurück zu seinem Platz und vollführte einige Schlagübungen an Iberias. Der Tiefling musste einen Hieb ins Gesicht und mehrere Schläge in die Magengrube erdulden, die ihn vor Schmerzen aufstöhnen ließen. Doch bevor der Soldat erneut zum Schlag ausholen konnte, wurde er von seinem Kollegen aufgehalten.
„Das reicht jetzt! Der Kommandant wird entscheiden was weiter mit ihm passieren soll.“, sagte er.
Der Schlagende hielt inne und stieß die Hand seines Mitsoldaten beiseite ehe er zu seinem Platz stapfte und die fast volle Flasche bis zur Hälfte leerte.
Der zweite drehte sich kurz zu Iberias und warnte ihn sich nicht noch einmal so etwas zu wagen. Doch der Halbdämon lachte nur spöttisch, was ihm auch von diesem Soldaten einen Hieb in die Seite einbrachte. Bevor auch dieser zurück an seinen Platz ging und demonstrativ einige Züge aus der Flasche nahm, während Iberias ein wenig Blut auf den Boden vor ihn spuckte, welches sich in seinem Mund gesammelt hatte.
Doch er hatte seinen Plan voranbringen können. Denn innerhalb der nächsten Momente war die Flasche leer und es wurde eine neue besorgt welche die beiden Demonstrativ vor Iberias Augen tranken.
Zur dritten Flasche wurden die beiden etwas ruhiger und gegen Ende schlief das Großmaul sogar schon fast und wurde von seinem Nachbarn unsanft geweckt.
Man sollte Alkoholhaltige Getränke eben nicht zu schnell in sich hineinkippen.
Iberias machte sich die Unaufmerksamkeit der beiden zu nutze um mit seinem Schwanz den kleinen Wurfdolch aus seinem Stiefel zu angeln. Welches sich, dank der Schmerzen, die er den Schlägen zu verdanken hatte, als ziemlich schwieriges Unterfangen herausstellte. Als es ihm gelang waren beide Wachen nun dank des Alkohols so stark abgelenkt das er anfing sein Seil loszuschneiden. Während des Vorgangs schlief nun der Andere Soldat ein, und das Großmaul nahm die restlichen Züge aus der letzten Flasche. Als er sich nun erhob, wahrscheinlich um sich zu erleichtern, fiel dieser der Länge nach auf den Boden und blieb stöhnend liegen.
Iberias nutze diese Chance um den Rest des Seiles durchzuschneiden und eilte zu seinen Gefährten um diese zu befreien. Ihnen würden vielleicht noch eine halbe Stunde bleiben um zu entkommen bevor die Wachen abgelöst werden würden, und sein Plan zum scheitern verurteilt wäre. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er nun auch Narboks Fesseln gelöst und verging sich nun an dem Halsstrick des Wolfes.
„Tut mir leid das es so lange gedauert hat.“ sagte er zu Narbok und dem Wolf gleichermaßen wobei er nicht glaubte das der Wolf ihn Verstand.
„Uns bleibt nicht viel Zeit von hier zu verschwinden.“, fuhr Iberias fort während er nun zu den beiden Wachposten ging.
Das Großmaul war fest eingeschlafen und würde dank des Alkohols auch nicht so schnell wieder aufwachen.
Schnell nahm er den Speer und das Schwert der Wachen an sich, und gesellte sich wieder zu den beiden anderen.
„Wir müssen unsere Waffen wohl oder übel hierlassen, wenn wir nicht wieder geschnappt oder getötet werden wollen.“ beendete Iberias den Satz, hielt Narbok beide Waffen zur Auswahl hin und lief mit der übrig gebliebenen Waffe weiter den Berg hinauf.
Die Anstrengung steigerte seine Schmerzen, jedoch wollte er so schnell wie möglich Abstand zum Lager gewinnen bevor ihre Flucht bemerkt wurde.