Der neue Weg führt nach Souvagne - Bran-Dun-Lin
Audienz Aimeric de la Cantillion beim Duc de Souvagne
Die Anreise in sein Heimatland war lang, aber auf dem Rücken des Greifen Kariakin nicht beschwerlich gewesen. Im Gegenteil, Aimeric hatte erneut das erhabene Gefühl genossen, dass der Ritt auf einem Greifen bot. Gemeinsam war er mit Linhard, Dave, Urako und Chirag in die Souvagne gereist. Ferner wurden sie von Archibald und Kasimir begleitet. Die beiden Vampire hatten den Flug über als Fledermäuse in seinen Taschen verbracht.
Heute war der Tag der Tage.
Aimeric hatte um eine Audienz bei seiner Hoheit Dreux Gifford de Souvagne gebeten. Der Duc war vor kurzem gemeinsam mit der Delegation des souvagnischen Hochadels aus Ehveros zurückgekehrt. Heute war sein großer Tag. Aimeric war nervös. Es stand sehr viel auf dem Spiel. Erstens durfte er nicht auffliegen, dass er nicht wirklich Aimeric war. Aber er plante auch nichts Schlechtes. Im Gegenteil, er plante für seine alte Familie, wie für Souvagne etwas Gutes.
Comte Aimeric de la Cantillion aka Freiherr Dunwin von Hohenfelde wartete vor dem Thronsaal, so wie es sich gehörte. Endlich rief der Herold seinen Namen auf. Einen Augenblick zuvor hatte der Bittsteller vor ihm den Thronsaal tief verbeugt rückwärts verlassen.
Dunwin im Körper Aimerics hatte noch nie zuvor den Duc de Souvagne gesehen, allerdings hatte er bereits von diesem Mann gehört. Er verkörperte das genaue Gegenteil zu dem, was er einst selbst repräsentiert hatte.
Heute würde sich dies ändern, heute würde er alles in seiner Macht stehende für seine Familie tun.
Für seinen Bruder Brandur und allen voran für seinen Enkel Linhard. Seine Begleiter warteten gespannt draußen, während er jeden Augenblick in die Höhle des Löwen, oder vielmehr in das Nest des souvagnischen Adlers, schritt.
Aimeric rief sich alles ins Gedächtnis, was er über Etikette wusste und folgte dem Herold in den Thronsaal. Im gebührlichen Abstand zum Thron blieb er vor dem Duc stehen und kniete nieder.
Der Duc saß auf seinem Thron, Aimeric blickte ein Mann entgegen der in unbeschreiblich kostbare Roben gehüllt war. Die Roben wie der dazugehörige Reichsmantel, waren so drapiert, wie es die souvagnische, höfische Etikette und das Protokoll verlangten.
Sein weißblondes, hüftlanges Haar floss Lichtschein gleich seine Schultern herab und strafte die Strahlkraft der Großherzoglichen Krone Lügen. Die rechte Hand des Duc ruhte auf dem Schwertknauf des Reichsschwertes, während seine linke Hand das schwere, goldene Zepter hielt.
Unbeweglich saß der Großherzog der Souvagne auf seinem Thron. Genau einen Schritt hinter dem Duc stand sein Leibdiener. Auf die Entfernung hätte Aimeric den Duc für eine Statue halten können. Seine blasse fast schneeweiße Haut unterstrich dieses Empfinden zusätzlich. Aim empfand, dass der Großherzog ebenso wie diese Statuen schaute - wie eine Statue aus den Tempeln der Götter.
Die Miene unbeweglich, würdevoll, hoheitlich und wohlwollen. Der Duc wirkte jung, hatte dabei aber dennoch auf seltsam befremdliche Art das zeitlose Äußere eines Alben. Wach und fast von brennender Intensität war der Blick des Duc. Die strahlendblauen Augen seiner Hoheit verrieten dennoch nicht dessen wahres Alter. Es waren wissende Augen. Augen in denen man wohlwollende Güte lesen konnte, oder das eigene Todesurteil.
Dunwin wusste nicht was er erwartet hatte, aber genau in jenem Moment als sich sein Blick mit dem des Duc traf, war er froh, dass er sich hingekniet hatte. Ohne zu wissen warum, verspürte er Ehrfurcht, sogar Angst. Das Wort Staatsmacht erhielt in Anwesenheit dieses Mannes eine ganz andere Bedeutung.
Seine Gedanken vor einigen Sekunden kamen ihm lächerlich und klein vor. Wie konnte er sich mit dieser Person vergleichen? Der Mann herrschte über ein ganzes Volk und dies mit einer wohlwollenden Weisheit, die an väterliche Güte grenzte - so sagte man.
Er hingegen hatte über seine Sippe geherrscht wie ein Herr des Abgrunds.
Aber er war hier um Wiedergutmachung zu leisten und genau jener neue Körper, den er nun besaß würde ihm dabei helfen. Der Herold riss Aimeric aus seinen Gedanken, indem er mit seinem Stab dreimal auf den Boden klopfte.
"Eure Majestät, Comte Aimeric de la Cantillion tritt mit der Bitte um eine persönliche Audienz an Euch heran", verkündete der Herold mit volltönender Stimme.
"Gestattet", antwortete der Duc.
Der Herold verneigte sich mit ausladender Geste tief vor seinem Großherzog und zog sich rückwärts zurück. Die Wachen schlossen hinter dem Herold die Tür. Für einige Sekunden herrschte absolute Stille.
"Wir schenken Euch unser Gehör Comte. In welcher Angelegenheit bedürft Ihr unseres Beistands?", fragte der Duc Aimeric wohlwollend.
Aimeric räusperte sich.
"Zuerst möchte ich mich in aller Form für die gewährte Privataudienz bei Euch bedanken Eure Majestät. Ich trete mit mehreren Angelegenheiten an Euch heran, die im Grunde doch nur eine ist. Diese Angelegenheit betrifft auch Euch und würde einige Eurer Probleme lösen Hoheit", erklärte Aimeric.
"So? Klärt uns doch bitte über unsere Probleme auf, die Ihr für uns zu lösen gedenkt", schmunzelte der Duc.
"Sehr gerne Eure Majestät. Hoheit Euer Vater hat selbstlos dem Fürsten aus Alkena Hilfe zugesagt, zwecks Wiederaufbau seines Landes. Ferner hat er dem Fürsten in Freundschaft die Hand gereicht. Euer Vater hat ferner Tarrik Tarkan Hilfe zugesagt, so dass sein Volk nicht von den eigenen Ghulen verschlungen wird.
Ihr habt der Hohen Mark beigestanden und diese in unser Land intrigiert - wie mir mein Onkel Comte Massimo de la Cantillion zutrug. Eure Majestät auch hier werdet Ihr einiges an Hilfsleistungen zu leisten haben. Und für diese Leistungen hätte ich eine Lösung die auch meiner Familie sehr helfen würde", erläuterte Aimeric respektvoll.
"Euer Onkel sprach die Wahrheit. Ihr habt unser Interesse geweckt junger Cantillion, sprecht offen", forderte der Duc Aimeric auf.
"Vielen Dank Eure Majestät. Meine Familie ist mit der Familie von Hohenfelde aus Naridien verwandt. Die Familie Hohenfelde hat den Stand des Comte - des Freiherrn. Die Familie lebt ferner in einer Sippe Eure Hoheit. Die Sippe setzt sich zusammen aus den Freiherren von Hohenfelde, von Wigberg und von Eibenberg.
Ihre Familientradition war lange und sehr düster Majestät, meine eigene Tante erlag diesen Familienquerelen. Die Familie war dieser alten Wege überdrüssig, allen voran das neue Familien- und Sippenoberhaupt Freiherr Linhard von Hohenfelde.
In seinem Namen spreche ich heute bei Euch vor Eure Majestät.
Der junge, unverheiratete Freiherr ist das Familienoberhaupt von einer Sippe die über gewaltiges, finanzielles Kapital verfügen. Die Bank des Freiherrn Veyd von Eibenberg gehört dieser Sippe an Herr. Ferner verfügt diese Familie, ja sogar die ganze Sippe über eine immense Anzahl von Magiern. Vorrangig Geistmagiern und Nekromanten.
Der junge Freiherr von Hohenfelde beschritt gemeinsam mit seinem Ziehvater Brandur von Hohenfelde bereits völlig neue Wege und kämpfte unablässig für deren Umsetzung. Einer der größten Wünsche von den beiden war es seit jeher Almanien, genauer gesagt der Souvagne anzugehören. Aus diesem Grund heiratete Brandur von Hohenfelde damals auch meine Tante Magdalena de la Cantillion.
Leider verschied Brandur vor Kurzem Eure Majestät. Linhard von Hohenfelde übernahm die Führung und sein besonderes Anliegen ist es, die Wünsche seines Vaters umzusetzen. Nicht nur für diesen, sondern für die gesamte Sippe, Familie und letztendlich auch für sich selbst.
Linhard möchte die Zelte der Sippe in Naridien abbrechen und die Sippe in die Souvagne umsiedeln, mit allen Familienmitgliedern und mit dem gesamten Familienvermögen. Sie möchten sich hier vollumfänglich niederlassen und Souvagner werden.
Da die einzelnen Schollen der Hohen Mark zur Zeit vom Hofe mitregiert werden, nun das Angebot. Freiherr Linhard von Hohenfelde bietet Euch an, drei Marquis Schollen käuflich zu erwerben.
Diese Schollen sollten nebeneinander liegen, da die Sippe auch eine räumliche Verbindung wünscht. Falls möglich, möchte er eine vierte Scholle erwerben, für ein besonderes Familienmitglied. Ferner wird Euch die Familienbank einen sechsstelligen Betrag als Staatsanleihen zur Verfügung stellen.
Hierfür möchte die Familie gerne die Souvagnische Staatsbürgerschaft samt Adelung erhalten und die genannten Schollen erwerben.
Ihr erhaltet im Gegenzug die Bezahlung, die Staatsanleihen, eine Sippe die über sehr fähige Magier im Bereich Geistmagie und Nekromantie verfügt, Adlige die dem Feudalismus sehr zugetan sind aber auch Erfahrung im Umgang mit Fremdvölkern haben. Die Sippe ist mehr als gewillt Euch gegenüber den Treueschwur zu leisten.
Die Rechtschaffenheit und Treue könntet Euch gegenüber könntet Ihr sogar durch eine Hochzeit Eurer Schwester festigen. Falls Ihr dies wünscht, könntet Ihr Eure Schwester mit dem Freiherrn Linhard von Hohenfelde vermählen. Darüber müsstet Ihr aber bitte gesondert mit ihm persönlich verhandeln, denn dies ist ein Vorschlag meinerseits.
Um dem aufrichtigen Bemühen Linhards Rechnung zu tragen, habe ich mit meinem Vater bezogen auf unsere Familiengeschichte Rücksprache gehalten. Wir möchten gerne meine Schwester Magdalena de la Cantillion mit Linhard von Hohenfelde vermählen.
Solltet Ihr an einer Vermählung zwischen Olivie und Linhard von Hohenfelde interessiert sein, akzeptieren mein Vater und ich sehr gerne, dass Magdalena de la Cantillion dessen Zweitfrau wird. Dies hätte sogar den Vorteil, dass der junge Mann mehrfach an die Souvagne gebunden wäre.
Durch seine Scholle, durch seine Sippe und durch seine Ehefrauen Eure Majestät. Die Hochzeitspläne waren wie gesagt eine Idee von mir. Alles vorherige stammt von Freiherr Linhard von Hohenfelde.
Ihr kennt unsere Familie Eure Majestät. Die Sippe hat bereits einige Souvagner in ihren Reihen. Ferner habt Ihr bereits ein Familienmitglied dieser Sippe die Souvagnische Staatsbürgerschaft und Adelung verliehen und zwar Chevalier Ansgar Durand de Chouinard.
Es wäre ein wundervoller Neuanfang für die gesamte Sippe und unsere Familien. Ein neuer Weg, ein neues Land und ein neues Leben. Was sagt Ihr zu meinem Vorschlag Eure Hoheit?", fragte Aimeric hoffnungsvoll.
Der Duc musterte Aimeric einen sehr langen Moment, ehe er erneut schmunzelte.
"Wir erachten Euren Vorschlag als äußerst sinnreich und Ihr habt Eure Bemühungen überzeugend dargelegt Comte de la Cantillion. Eure Verwandten gegen den Schwur
"Loyalität und Treue gegen Schutz und Schirm"
der souvagnischen Krone gegenüber einzubürgern und zu nobilitieren werden wir entsprechen.
Allerdings stehen wir dem Anleihen et cetera negierend gegenüber. Es ist eine durchaus großzügige und wohlwollende Geste, uns mit einem Anleihen unterstützen zu wollen. Eventuell kommen wir bei Bedarf auf Euer generöses Angebot zurück.
Der Erwerb der gewünschten Mariquis-Schollen durch Eure Verwandten wird Souvagne bei seinen Hilfsvorhaben finanziell unterstützen. Ferner sehen wir es als erstrebenswert an, Eure Verwandten einzubürgern und zu nobilitieren, da es in den Lehen der Hohen Mark keine Lehnsherrn dieser Art mehr gibt. Die Hohe Mark wird momentan durch den Hof mitregiert, wie Ihr bereits folgerichtig erkannt habt.
Eine Neuaufteilung der jeweiligen Schollen ist bereits gegeben, Ihr erleichtert uns soeben die Suche nach geeigneten Adeligen. Lasst Eure Verwandten hier persönlich vorstellig werden, damit wir alles Notwendige veranlassen können. Wir erwarten nicht nur das Sippenoberhaupt, sondern jedes einzelne Familienoberhaupt der Sippe. Jedes Familienoberhaupt hat für seine Familie den Treueeid uns gegenüber zu leisten.
Was Euren Vorschlag bezüglich einer Vermählung unserer Schwester anbelangt, darüber werden wir erst entscheiden, sobald wir den Freiherrn Linhard von Hohenfelde persönlich kennengelernt haben. Wir möchten hierzu unsere Brüder und bei Möglichkeit unseren Vater anwesend wissen.
Ansonsten sei Euer Vorschlag positiv beschieden.
Selbstredend erfolgt die Einbürgerung, die Nobilitierung und Überreichung der Schollen nach Ableistung des Treueschwurs unserer Person und Souvagne gegenüber Comte Aimeric de la Cantillion. Ihr gereicht Eurem Vater zur Ehre, dergestalt wie Ihr Euch für Eure Verwandten einsetzt", antwortete der Duc.
"Danke Eure Majestät, Ihr wisst gar nicht was mir dies bedeutet... uns allen... meinen Verwandten... Dankeschön...", freute sich Aimeric.
"Wir sind erfreut über Eure Worte - gehabt Euch wohl Comte", gab der Duc freundlich zurück.