Ciel Felicien de Souvagne
Nachdem Ciel für die Hochzeit in Schale geworfen worden war und Ciel Alexandre zu Zerbino geschickt hatte, machten er sich auf den Weg, um seinen Vater zu begrüßen. Er hatte Ferrau im Schlepptau. »Hast du meine Frage vorhin gehört? Magst du Tattoos?«, fragte er, während sie durch den Korridor liefen.
Ferrau
Ferrau kratzte sich am Kopf. »Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht Herr, ich finde sie optisch nur sehr schön. Wie steht es mit Euch?«, fragte Ferrau.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich selbst würde mich nicht unbedingt tätowieren lassen, ich gebe Narben den Vorzug. Aber wie steht es mit dir? Könntest du dir eine Tätowierung an dir vorstellen?«
Ferrau
Ferrau nickte zustimmend. »Ja wenn ich mal sehen könnte, wie man sie bekommt schon. Aber solange ich das nicht weiß, sage ich lieber noch nichts dazu. Vielleicht ist es sehr schmerzhaft«, gab Ferrau zu bedenken.
Ciel Felicien de Souvagne
»Es erfolgt durch das wiederholte Stechen einer Nadel, wodurch die Tinte in die tieferen Hautschichten eingebracht wird. Es ist schmerzhaft, aber Schmerzen haben einge gute Reinigungswirkung. Und ich finde, diese Art von Schmerz ist nicht sonderlich intensiv, gut erträglich auch für Anfänger. Was für ein Motiv würde dir gefallen?«
Ferrau
»Oh ich würde etwas nehmen was ich gerne mag, zum Beispiel finde ich die Fische im Gartenteich sehr schön. So etwas. Das wäre schön. Etwas woran ich selber Freude habe, wenn ich das Bild betrachte«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Dann überleg dir ein Motiv. Du kannst es bei dem Hofkünstler in meinem Namen in Auftrag geben. Arbeitet so lange daran, bis es dir gefällt. Ob groß oder winzig, einfach oder komplex, wichtig ist, dass du dich damit wohlfühlst. Ich kümmere mich um den Rest. Nur bei der Farbwahl bist du etwas eingeschränkt. Ich wünsche, dass du dir ein Motiv mit hohem Rotanteil aussuchst oder eine ausschließlich rote Umsetzung wählst.«
Ferrau
Ferrau lachte und drückte Ciel. »Die Fische im Teich Herr, sie sind doch alle rot. Das ist also kein große Akt. Habt vielen Dank. Wann darf ich es mir denn aussuchen?«
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel lächelte etwas und drückte Ferrau zurück. »Ich freue mich, dass es mir offenbar endlich einmal glückt, jemandem eine Freude zu machen. Arbeite das Motiv gemeinsam mit dem Künstler aus, sobald du Zeit findest. Warte möglichst nicht zu lange damit. Lasse die Tätowierung aber noch nicht stechen, ich möchte gern dabei sein.«
Ferrau
»Ihr könnt mir dann die Hand halten Herr, falls ich Angst bekomme. Also ich möchte dass sie echt aussehen. Freut Ihr Euch das Euer Vater zurück ist?«, fragte Ferrau und klopfte an die Gemachtür von Maximilien. Es dauerte einen Moment bis Fabien die Tür öffnete. Ferrau starrte ihm kurz auf die Arme, dann ins Gesicht und lächelte freundlich. »Mein Herr möchte zu Eurem Vater«.
Ferrau
»Entschuldigt, zu seinem Vater«, korrigierte sich Ferrau.
Fabien
Fabien trat beiseite und machte eine einladende Geste. »Bitte tretet ein«, bat er freundlich.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Als Maximilien hörte, wer dort zu Gast war, stand er auf und ging seinem Sohn entgegen. »Schau einer an. Wie geht es Dir an Deinem besonderen Tag Ciel?«, fragte Max liebevoll und nahm ihn in die Arme.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel grüßte Fabien neutral. Ihm schossen die Bilder durch den Kopf, die der Geistmagier ihn übermittelt hatte. Nathan, der auf Fabien lag. Er musste sich anstrengen, sie beiseitezuschieben. Beim Eintreten strich er Ferrau beiläufig über die Kleidung, damit er sich wieder beruhigte. Sein Leibdiener war offenbar ziemlich durch den Wind. Als sein Vater aufstand, beschleunigten sich Ciels Schritte und er umarmte diesen ganz fest. »Papa«, sagte er glücklich. »Ich bin nervös. Aber froh, dass du es rechtzeitig geschafft hast. Wir haben dich sehr vermisst und viel Blödsinn angestellt in der Zwischenzeit. Aber dabei haben wir unser Bestes gegeben.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Souvagne samt Hof steht noch, soviel Blödsinn kann es nicht gewesen sein, oder habt Ihr irgendwem den Krieg erklärt?«, lachte Max und küsste seinen Sohn auf die Stirn. »Na los, erzähl was hier los war und verrate mir endlich wer Deine Braut ist«, bat Max gut gelaunt und setzte sich in einen Sessel. Er deutete Ciel an es ihm gleich zu tun. Fabien brachte für beide Kaffee und Gebäck und musterte kurz Ferrau, der wie Falschgeld im Weg stand. Fabien deutete an, dass dieser sich zu seinem Herrn setzen sollte. Ferrau setzte sich ein Stück hinter Ciel und lächelte freundlich.
Ciel Felicien de Souvagne
»Nein, den Krieg habe wir niemandem erklärt. Aber hier ist einiges drunter und drüber gegangen. Wie du siehst, habe ich einen neuen Leibdiener. Sogar zwei, wie früher. Mir gehören nun Ferrau und Zerbino. Nathan dient Dreaux. Was Khawa tun wird, weiß ich nicht, er ist bisher nicht wieder eingetroffen. So weit die neuen Rahmenbedingungen. Dreaux hat ein wundervolles neues Gesetz erlassen - ich nenne es gern das Gesetz der warmen Hände, auch wenn es offiziell sehr viel kühler heißt. Aber ich denke, das sollte er dir vielleicht selbst mitteilen. Der Erlass zur Ächtung der Nekromantie wurde erstellt und ist ab 7.5. vollumfänglich gültig. Und, hm, zwischendurch erfolgten auch noch unsere beiden Verlobungen. Ich werde Olivie heiraten.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Das Gesetz der warmen Hände klingt nach etwas Gebendem. Etwas fast Barmherzigem, gut ich werde mich gedulden und nicht weiter nachbohren. Du heiratest also Olivie? Ich hätte nicht gedacht, dass Dir Deine Schwester so nahe ist Ciel. Aber wo die Zuneigung oder hoffentlich Liebe hinfällt. Meinen Segen dazu habt Ihr. Wen heiratet Gregoire? Das steht auch in den Sternen und ich wüsste gerne Genaueres. Und wie kam es zu diesem spontanen Entschluss von Euch beiden? Bis jetzt kann ich nur sagen, dass Ihr Eure Arbeit sehr gut gemeistert habt Ciel. Die Nekromantie hat sich gegen die Rakshaner selbst gewannt, uns soll nicht das Gleiche widerfahren. Aber genug der Geschäfte, reden wir von Euch. Wer ist das Herzblatt von Greg und wie kam es zu Deiner Verlobung?«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich wusste es selbst nicht, bis das Gespräch darauf kam, dass sie den Zwergen heiraten sollte. Man merkt manchmal erst, was man hat, es droht, verloren zu gehen. Olivie ist eine kluge, sanftmütige Frau. Ich liebe sie sehr. Gregoire hat sich für einen der neuen Marquis entschieden - Linhard von Hohenfelde. Der sehr viel weniger sanft ist. Aber sie scheinen gut zueinander zu passen.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Nun Greg mag es manchmal wenn jemand die Hosen für ihn an hat um ihn aus seinem Bücherturm zu befreien. Aber dann lässt er sich auch gerne mitziehen. Ich hoffe er hat dabei nicht zuviel sagen wir mal Schabernack getrieben. Wie ist dieser Linhard so? Wie steht er zu Greg? Ist es eine Zweckehe oder eine Liebesehe? Wie kommst Du darauf, dass Olivie den Zwerg heiraten sollte? Ciel ich bitte Dich. Ich hätte eventuell darüber nachgedacht, dass sie den Zwerg ehelichen dürfte, hätte sie darum gebeten. Sprich hätte sie sich in König Dunkelerz verliebt und beide hätten eine gemeinsame Zukunft geplant, dann hätte ich überlegt ob ich Olivies Wunsch erfülle. Aber ich habe zu keinem Zeitpunkt geplant sie mit Dunkelerz zwangszuverheiraten. Erstens ist dies nicht meine Art, auch ihr werdet - sagen wir mal höchstens sanft gedrängt, aber nicht zwangsverheiratet. Sonst wärst Du es schon. Und König Dunkelerz hätte da auch noch ein Wort mit zu reden. Wie stellst Du Dir überhaupt so eine Ehe vor, wider der Völkergrenzen? Ich glaube rein körperlich trennt uns mehr von den Zwergen, als das es uns verbindet. Und suchen Frauen nicht große Männer, statt winzige für ihre Handtaschen?«, scherzte Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Nun, ich hoffe, nicht alle. Ich bin ja auch nicht gerade imposant.« Ciel stellte sich vor, wie Olivie nach den wandelnden Schrankwänden von der Leibgarde schaute, während sie mit ihrem zierlichen Mann über den Hof flanierte. Etwas besorgt runzelte er die Stirn. »Nun, es gibt jedenfalls auch Leute, die über solche Oberflächlichkeiten keinen Gedanken verschwenden. Von daher kann es durchaus sein, dass sie sich zu dem Zwerg hingezogen gefühlt hätte. Thekla, die Zofe meiner Mutter, ist schließlich auch in Khawa verliebt, obwohl sie eine anständige Souvagnerin ist. Wir waren uns nicht sicher, ob du das Gemeinwohl in diesem Falle über das Wohl von Olivie gestellt hättest, wenn es notwendig gewesen wäre. Denn das Gemeinwohl widerum wäre auch ihr Wohl. Jedenfalls ist sie nun meine Braut und ich bin mit ihr sehr glücklich. Was meinen Schwager angeht ... nun ...« Ciel überlegte, was er sagen sollte. Im Raum waren schließlich nicht nur er und sein Vater und er wollte Linhard nicht unnötig madig machen. Also sagte er etwas unverfängliches. »Ich glaube, anfangs stand schon eher ein zweckdienlicher Gedanke dahinter. Inzwischen scheinen sie sich zu mögen.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien nahm einen Schluck Kaffee und musterte seinen Sohn. »Wir beabsichtigen mit unserem Sohn vertraulich zu sprechen, die Bediensteten verlassen unser Gemach«, befahl Max.
Ferrau
Ferrau stand wie eine Sprungfeder auf und eilte zur Tür.
Fabien
»Wie Ihr wünscht Herr«, antwortete Fabien ergeben und folgte Ferrau etwas langsamer. Er schob den Leibdiener von Ciel vorsichtig zur Tür hinaus und schloss sie hinter sich.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel blickte Ferrau hinterher und fragte sich, warum dieser es so eilig gehabt hatte, den Raum zu verlassen. Er wartete, bis die beiden Diener sich von der Tür entfernt hatten. »Ich kann ihn nicht leiden«, sagte Ciel nun ehrlich.
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Nun das mit dem Zwerg war ein Scherz meinerseits. Wie ich sagte, wo die Liebe hinfällt. Wäre dem so gewesen, hätte ich versucht für Olivie darüber nachzudenken. Das Gemeinwohl Souvagnes liegt in Souvagne. Leider sind andere Völker nicht so ehrenhaft oder wortgebunden wie wir. Aber das spielt keine Rolle. Es gibt auch gegenteilige Strömungen. So habe ich persönlich einen Freund in Fürst Tsaagan gefunden, einen ehrenwerten Mann. Und bei einem Tiefling hätte dort wohl jeder abgewunken Ciel. Die Menschen oder Völker sind nicht immer das was sie vorgeben zu sein. Weder Zwerge, Alben, Tieflinge noch Menschen. Von daher, wenn Du mit Olivie glücklich bist, macht mich das ebenso für Euch beide glücklich. Zudem bin ich selbst nicht gerade ein Hüne oder? Was weißt Du über Deinen Bruder Greg? Sprich offen und was weißt Du über Deinen Schwager? Ich kann im Moment nicht abschätzen, wie offen ich mit Dir sprechen kann. Gibt es sonst etwas dass Du mir anvertrauen möchtest? Was ist zwischen Ferrau und Dreux und Zerbino und Greg geschehen? Und Du besitzt Nathan nicht mehr«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich ...« Ciel sammelte sich einen moment. Er würde nicht vor seinem Vater die Fassung verlieren. »Das Thema geht mir sehr nahe. Alle Themen. Ich möchte nicht petzen. Aber es gibt Dinge, die kann man nicht für sich behalten, egal, ob sie vertraulich sind. Und zwar dann, wenn sie die Gesundheit anderer Leute unnötig gefährden. Ich habe Ferrau von Dreaux geschenkt bekommen, weil dieser ihn nicht mehr wollte. Du kennst mich, ich will immer alles genau wissen und schaute mir Ferrau gut an. Er war nicht nur grün und blau geschlagen und getreten, überall dort, wo die Kleidung es verdeckt, sondern er hatte auch eine gebrochene Rippe. Kaum hatte er sich etwas erholt ist auch noch Greg mit einem glühenden Schürhaken auf ihn losgegangen. Ich bin wütend, Papa, wütend, wie sie mit ihm umgegangen sind und mehr als eine läppische Entschuldigung ist nicht gekommen. Von Greg nicht einmal das. Er hat sich bei mir entschuldigt, nicht bei Ferrau. Zerbino hätte um ein Haar ein ähnliches Schicksal ereilt - Linhard wollte ihn für Greg beseitigen lassen, weil dieser der Meinung war, Zerbino würde seine Geheimnisse ausplaudern. Was meines Wissens nach nicht stimmt. Über Verrills Geheimnis bin ich im Bilde, doch nicht über Zerbino, sondern weil sie selbst sich mir offenbart hat. Dreaux hat Sühne angeboten für sein Fehlverhalten, er möchte in einem Tempel dienen - von Greg habe ich nichts dergleichen gehört. Was Nathan angeht ...« Ciel überlegte sehr gut, was er nun sagte. »Er hat mit jemandem geschlafen. Hinter meinem Rücken, ohne mich zu fragen. Das hat mich sehr verletzt.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Max rutschte ganz nah zu Ciel auf, so dass sie beide nebeneinander saßen. »Ciel wir sind unter uns und Du kannst mir alles sagen. Das was Verrill betraf, dass habe ich weder Dir noch Dreux noch sonst irgendwem je erzählt, da ich der Auffassung bin, dass es ihr selbst zusteht. Aber ich bin auch der Auffassung, dass sie damit nicht hausieren gehen darf. In meinen Augen macht sie das zu einer gewaltig starken und zeitgleich äußerst verletzlichen Person. Vielleicht hat sie deshalb selbst die Bücher und ihr Refugium der Bibiliothek gewählt. Aber bösartig ist Verrill nicht, nur manchmal äußerst unbeherrscht wenn sie ihre Tage hat. Und weist Du sie dann zu Recht, bringst Du ihre Welt zum Einsturz. Jedenfalls für einige Zeit. Das Dir die Themen nahe gehen heißt, dass es Dir etwas bedeutet. Mir ebenso, denn Du bedeutest mir etwas. Nathan hat mit Fabien geschlafen Ciel. Das weiß ich von Fabien, da er mir dies auf unsere Rückreise gestand. Das Du wütend auf Deine Brüder bist, verstehe ich nur zu gut. Ich bin es nach so einer Behandlung ebenfalls. Unsere Diener opfern nicht nur ein Großteil ihres Lebens für uns, sondern sie haben erst gar keines. Sie leben unser Leben mit, um uns jede Unanehmlichkeit zu ersparen, jeden Handgriff für uns zu erledigen und unser Leben in Luxus und Wohlgefallen zu verwandeln. Und das wird mit Schlägen, Tritten und einem Schürhaken beantwortet? Diese Antwort von Dreux und Greg werde ich nicht unbeantwortet lassen. Der Tempel ist eine ausgezeichnetete Idee. Und vielleicht der Hof eines befreundeten Adligen, wo die beiden sich als Diener versuchen dürfen. Frage nicht warum der Mann so komisch geht - gehe mal in seinen Schuhen. Und das werden die beiden um zu lernen. Wie kam dieser Linhard auf eine dermaßen rabiate Idee oder hat Verrill ihn darum gebeten? Wie steht es mit Dir? Liebst Du Olivie tatsächlich? Oder ist es eine Deiner Fluchtversuche Ciel?«, fragte Max und nahm ihn in den Arm.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel kuschelte sich fest an seinen Vater an. Er rang sehr mit sich. Er wusste, dass er seinem Vater alles anvertrauen konnte - aber wollte er es? Wollte er, dass sein Vater im Bilde darüber war, wie es wirklich in seinem Sohn vorging? »Dass sie ihre Tage hatte ist doch keine Rechtfertigung! Du hättest Ferrau sehen sollen, er lag am Boden und schrie um sein Leben, als sie ihn verbrannte. Vor Angst hatte er sich eingenässt. Ich bin so wütend auf Verrill, so dermaßen wütend ... ich wollte mit ihr persönlich darüber sprechen, mehrmals, ich wollte sie nach allen Regeln der Kunst zurechtstutzen für diese Bosheit. Aber stattdessen, ich weiß nicht wie, ist es jedes Mal damit geendet, dass wir Arm in Arm auf dem Sofa lagen. Und das macht mich noch wütender! Der Wunsch, Zerbino zu beseitigen, ging von Verrill aus und doch wollte Linhard sie darin unterstützen, ohne auch nur zu versuchen, es ihr auszureden. Er war auch dabei, als Ferrau geschlagen, verbrannt und gedemütigt wurde und soll ich dir was sagen? Es hat ihn erregt, es war nicht zu übersehen. Nicht nur, dass er nicht versuchte, Verrill zu beruhigen, er fand es auch noch gut, was sie da tat! Ich frage mich, wie erregend er es gefunden hätte, hätte er selbst dort gelegen. Ich will nicht, dass man die Domestiken so behandelt. Ob sie nun mir gehören oder nicht. Meine Domestiken waren stets die Menschen, die mir am nächsten waren, von meiner Familie abgesehen. Das mit Nathan und Fabien ... es hat sich angefühlt wie Verrat. Drum habe ich Nathan verschenkt. Aber zu keinem Zeitpunkt hätte ich ihn dafür derart misshandelt oder auch nur die Hand gegenüber ihm erhoben!«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ich verstehe und ich sehe es ebenso wie Du. Ob mir der Diener persönlich gehört oder nicht spielt keine Rolle, denn sie alle unterstehen dem Hof, folglich mir, also meinem Schutz. Letztendlich kann ich sogar behaupten jeder Souvagner ist mein Eigentum. Aber gibt es mir das REcht sie so zu behandeln? Laut Gesetz - ja. Ich bin die höchste Macht, mein Wort ist das Gesetz. Aber was wäre ich für ein Mensch, wenn ich so willkürlich handele? Ein Duc? Nein ein Despot. Und das ist ein gewaltiger Unterschied. Zudem wird sie nicht ihre Tage gehabt haben, dass sieht anders aus. Himmelhoch jauchzend und zeitgleich zu Tode betrübt. Du solltest für Dein persönliches Wohlbefinden mit Verrill reden und sehr eindeutige Worte finden. Du solltest ihr offen sagen, wie sehr Dich das angewidert, verletzt und abgestoßen hat, was sie tat. Aber halte dazu besser Abstand, Du scheinst sie gewaltig zu lieben Ciel. Und ich glaube gerade das, macht Dich noch wütender auf sie. Und der Umstand von ihr als ganzheitliche Person zu wissen, die nicht mal handelte wie ein Halber - so wie wir, sondern noch niederer. Sie hat sich gehen lassen wie ein gewöhnlicher Verbrecher. Manche Leute erregt Gewalt. Die einen wenn sie sie ausüben, die anderen sobald sie sie sehen, es gibt sogar Leute die es erregt, wenn sie Gewalt erfahren. Aber Linhard scheint sadistische Züge zu haben, wenn er Gewalt auf diese Art liebt und verherrlicht. Zerbinos Tod wurde vermutlich von Verrill aus Angst vor Offenbarung angeordnet. Hier muss ich gestehen, trage ich einen Teilschuld. Denn ich habe ihr von kleinauf begebracht genau das zu verschweigen. Manche könnten sie als krank oder schlimmeres als Missgeburt sehen. Und auch wir sind nicht unangreifbar oder unsterblich Ciel, auch wenn unsere Sicherheit gewaltig ist. Ich hatte einfach Angst um sie, ihn, mein Baby, verstehst Du? Souvagne ist knallharte Tradition und Offenheit in einem. Wir leben Traditionen die andere als extrem stur empfinden, zeitgleich haben wir zur Liebe und Sexualität wohl eines der vernünftigsten Verhältnisse. Ein sehr gesundes Verhältnis. Aber wie steht es mit der Toleranz? Manchmal ist Schweigen die beste Lösung Ciel - also brachte ich ihr bei zu schweigen und die Offenbarung zu fürchten. Geboren aus meiner Furcht heraus, dass man sie mir nimmt, dass sie stirbt. Für mich ist sie eine perfekte Person, mit Macken die sich aus ihrer Perfektion ergeben. Drum schnapp sie Dir, sag ihr die Meinung. Hört sie Dir zu, wird sie verstehen. So dumm sie sich verhalten kann, so liebevoll, fürsorglich und klug kann sie agieren. Das tut sie doch meist auch um Euch zusammenzuhalten. Ich selbst war über Fabiens Geständnis sehr wütend, da ich ebenfalls mit ihm in Ehveros geschlafen habe. Mehrfach sogar. Aber letzendlich konnte ich ihm nicht böse sein. Sollte ich ihm böse sein, weil er liebt? Nun Du magst nicht die Hand gegen Nathan erhoben haben Ciel, aber wir beide wissen, dass auch seelische Folter, Folter ist. Und ohne die Hand zu heben, wirst Du mit der Verbannung Nathan öfter zum Weinen gebracht haben, als es ein einziger Schlag je vermocht hätte. Auch diese Wahrheit musst Du akzeptieren«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich habe ja versucht, Klartext mir ihr zu reden! Aber sie wickelt mich dauernd um ihren Finger. Ich bin jedes Mal mit der schlechtesten Laune zu ihr gegangen, stand da in der Tür wie ein fleischgewordener Rächer der Unschuldigen - nur um am Ende wieder in ihren Armen zu enden. Das ist erbärmlich Papa, aber ich kann ihr scheinbar einfach nicht die Meinung auf so eine Weise sagen. Sie weiß, was ich davon halte, aber ich wollte sie dafür anbrüllen und es ihr nicht ins Ohr säuseln! Ich hasse mich für diese Schwäche. Es ist abstoßend, ekelerregend, genau so schlimm wie Verrills Ausbrüche.« Ciel musste schlucken, als sein Vater ihm gestand, dass er mit Fabien geschlafen hatte. »Ich ... ich weiß schon längst, dass du mit Fabien geschlafen hast. Ich habe Maurice befohlen, Nathans Geist auszulesen. Maurice weiß es entsprechend auch. Bitte sei vorsichtig, Papa. Man könnte es gegen dich verwenden. Du könntest es natürlich auch offiziell machen, damit man keine Waffe gegen dich in der Hand hat. Das habe ich auch Verrill vorgeschlagen. Es ist eine Schande, dass sie sich verstecken muss. Vielleicht hat sie einmal Lust, ein Kleid zu tragen und kann nicht. Kein Wunder, dass sie wütend wird. Sie kann stets nur ihre männliche Seite ausleben.« Ciel dachte über Maximiliens Worte nach, was Linhard anbelangt. »Nun, was solche Neigungen anbelangt, wäre es ja nichts schlimmes, sofern er sie in kontrolliertem Rahmen auslebt, oder? Vielleicht wäre das eine Lösung für ihn«, grübelte er. »Im Moment ist er ein unbeherrschter Widerling. So wie ich.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ach was, Du bist kein Widerling und er hoffentlich auch nicht. Du bist nur frustiert. Um den Finger wickeln kann Greg fast jeden, sogar ihren Vater. Aber auf eine andere Art. Sprich anstatt mit meinem Sohn rede ich dann privat mit meiner kleinen Tochter, sie macht Rehaugen und guckt mich an, das selbst Steine weich werden wie Magarine. Von daher, Du bist nicht der Einzige. Aber eine Ansage kannst Du ihr trotzdem machen. Sieh sie nur als den Kerl, dann funktioniert dass. Ich rede in dem Fall dann entweder mit ihm - Greg oder mit ihr komplett. Das Du in ihren Armen landest, hat wohl den Grund dass Ihr Euch fremd und vertraut zugleich seid. Und dass Du sie begehrst. Hast Du sie auch als Mann begehrt? Was soll man da gegen mich verwenden Ciel? Das ich Sex habe ist bekannt, ich habe Kinder. Dass ich auch vor meiner Ehe Sex hatte, dürfte klar sein. Dass ich auch andere Dinge mal ausprobiere oder probiert habe, ebenso. Auch der Duc ist ein Mensch, auch wenn das viele gerne vergessen. Und was ich in meinem Bett so für Spielchen treibe geht nur mich und meine Spielgefährten etwas an. Oder jenen denen ich davon berichte. So wie Dir gerade. Trotzdem weiß ich Deine Sorge zu schätzen, dass rührt mich sehr mein Kleiner. Nun dann werden wir Linhard in die rechten Bahnen lenken, quasi auf den Pfad der Tugend. Notfalls mit etwas Starthilfe«, grinste Max, ehe er wieder ernst wurde. »Das sie nur eine Seite zeigen kann und das eventuell dies der Grund ihrer unterdrückten Wut ist, könnte hinkommen. Soweit habe ich nicht gedacht. Vielleicht ist es ihr selbst nicht einmal bewusst. Sie lebt nur ein halbes Leben, das frustiert. Auch ich sollte mit ihr reden. Oder wir gemeinsam. Vor allem sollte sie es Dreux sagen. Was schwebte Dir vor? Du hast mir nicht geantwortet bezogen auf Olivie Ciel. Ich lasse Dich da nicht vom Haken. Ich möchte die Wahrheit hören. Ich höre zu, aber ich halte mich raus. Also erzähl schon«, bat Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich will Verrill nicht begehren, Papa. Ich will überhaupt niemanden begehren. Man sieht ja, was dabei herauskommt, ich werde dumm. Ich fange an, Fehler zu begehen. Man kann sich nicht voll auf den Verstand konzentrieren, wenn der Körper meint, mitsprechen zu müssen. Und manchmal ist es so schwer, zu unterscheiden, ob das Fleisch einem gerade zugeflüstert hat oder ob man eine Entscheidung wirklich aus reiner Vernunft heraus getroffen hat. Was Olivie anbelangt ... ich liebe sie sehr. Das Problem ist, sie ist nicht die Einzige. Ich liebe mehrere Personen - und ich liebe sie scheinbar alle gleich stark! Ich kann nicht unterscheiden, wen ich ›wirklich‹ liebe, verstehst du? Ich weiß nicht, warum das so ist, es war schon immer so. Andere schießen sich auf eine Person ein oder auch auf zwei - ich will am liebsten alle für mich haben. Ich gönne dir den Spaß mit Fabien von Herzen, aber ich war besorgt. Außerdem finde ich es nicht richtig, dass Fabien Nathan nebenbei laufen hat. Wie siehst du das? Stört dich das denn überhaupt nicht? Oder habt ihr das so miteinander vereinbart?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ich fange von hinten an. Was in Ehveros geschah, bleibt in Ehveros. Wir haben gar nichts vereinbart, das erste Mal geschah nach einem Ausflug und dem Ausschlafen meines Rauschs. Er lag so dicht hinter mir und hatte mich so fest gepackt, dass ich... gewollt habe. Es stört mich, das er es mir verschwiegen hat. Aber wenn sich die beiden tatsächlich lieben, werde ich ihnen ermöglichen zusammen zu sein. Eventuell mit einem gemeinsamen Quartier. Sie dürfen nur ihre Arbeit nicht vernachlässigen. Wobei davon gehe ich nicht aus. Nun zu Deinem Verstand-Problem. Der Mensch ist kein körperloses Geschöpf Ciel. Wir sind ein Verbund aus beidem. Wir haben einen Kopf um ihn einzusetzen, aber auch ein Herz um auf es zu hören. Wenn Du also eine Entscheidung triffst, höre auf Deinen Verstand aber nimm auch Dein Herz mit. Verrill würde ich das Gegenteil raten. Wenn Du lost ziehst, hör auf Dein Herz, aber vergiss bitte das Hirn nicht Zuhause. Am besten man schickt Euch zu zweit. Von wollen kann in Herzensangelegenheiten nicht immer die Rede sein Ciel. Dein Körper spricht nicht nur mit, er hat auch Mitsprache Recht. Er ist das Gefäß, dass Dich durch diese Welt trägt, Dir diese Welt durch Gefühle vermittelt. Sprich ohne Deinen Körper würdest Du einen Großteil verpassen, wärst Du nur ein Geist. Kein Schmecken, kein Spüren, kein wahrens Sehen oder Hören. Du wärst nicht wirklich Du. Denn auch Dein Körper ist ein Teil von Dir. Ich vertrete zwar die Meinung - wir haben keine Seelen, wir sind Seelen und haben Körper. Aber mein Körper bin ich ebenso wie meine Seele. Du ebenfalls Ciel. Was wärst Du denn reduziert rein auf Deinen Verstand? Rein nach logischen Fakten denkend, rein auf Effektivität fokossiert. Was wärst Du? Alles, aber keine Person mehr, kein Mensch mehr und Effektivität erreichst Du auch nicht. Da Dir sämtliche Zwischentöne die das Miteinander ausmachen verloren gehen würde. Ich weiß nicht, weshalb Du rein den Verstand so hoch hältst und das Körperliche dermaßen ablehnst. Körperlichkeit ist nicht nur Sex. Körperlichkeit beginnt dort, wo man sich seines Körpers gewahr wird, ihn akzeptiert, ihn liebt als Wunderwerk und ihm die Pflege angedeihen lässt die er verdient Ciel. Dein Körper ist der Tempel in dem Deine Seele aufbewahrt wird wie ein Heiligtum. Würdest Du einen Tempel verlottern lassen aber die Ainuwar-Statue pflegen? Ich denke nicht, aber gleiches hast Du mit Deinem persönlichen Tempel vor. Und Sex ist im Grunde ein Fest dass in diesem Tempel stattfindet. Alles was das Leben schützt, verlängert oder neues schafft erzeugt Freude. Gutes Essen, ausreichend Schlaf, etwas leckeres zu trinken und auch Sex. Sich diesen zu versagen oder versagt zu bekommen ist meist ein Druckmittel von irgendwem um die Menschen an der Knute zu haben. Denn es gibt kaum eine größere Macht als Sex, außer die Angst. Folglich musst Du Dich gar nicht auf Deinen Verstand konzentrieren, wenn er Dir dazu rät, einen Teil Deines gesunden Körpers zu missachten. Verrill soll sich ganz offenbaren, soll sich ganz ausleben können. Du selbst verzichtest. Weshalb? Auf die Antwort bin ich gespannt Ciel«, sagte Max liebevoll.
Ciel Felicien de Souvagne
»Weshalb? Das habe ich doch gerade versucht, zu erklären! Zeugt es von Menschlichtkeit, was Verrill, Linhard und Dreaux getrieben haben? Macht sie das in deinen Augen liebenswerter? Sie haben auf ihre Herzen gehört und das Resultat war, dass meine Diener dafür büßen mussten. Sie sind nur das aktuellste Beispiel, nicht das Einzige. Papa, ich war an der Front, ich habe gesehen, was aus Menschen wird, die aufhören, ihren Verstand zu gebrauchen! Ich will so nicht sein! Ich werde so nicht sein! Und niemand braucht einen Körperkult, um sich wohl zu fühlen. Es gibt genügend hässliche oder auch behinderte Menschen, die ihren Körper nie als Tempel bezeichnen würden, sondern bestenfalls als Gefängnis. So hat es mich Alexandre gelehrt und du hast ihn mir nicht umsonst als Mentor zugewiesen. Du kannst nicht nach zehn Jahren plötzlich alles, was er mich lehren sollte, widerrufen! Oder willst du das hiermit tun? Willst du sagen, dass er mich zehn Jahre falsch ausgebildet hat?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Du siehst nur die negative Seite, was wäre daraus denn die Konsequenz? Ich habe auch gesehen zu was Menschen werden können. Ein Comte der schneller läutert, als Du läutern aussprechen kannst, bat um eine verhungernde Familie um Gnade und führte als Beispiel seine eigene Schuld an. Ich sah ebenso Menschen, die weniger als Nichts hatten und dennoch mit anderen teilten die in Not waren. Oder Menschen, die bewusst in den Tod marschierten um jene Zuhause vor dem sicheren Tod zu bewahren. Ich sah selbstlose Heiler und Heilmagier, die sich schon den schlimmsten Seuchen aussetzten um anderen Linderung zu verschaffen. Ich sah Mütter für ihre Kinder in den Tod gehen und ich sah Söhne sich für ihre Mutter opfern. Bevor Du also auf das Herz dermaßen spuckst, solltest Du auch einen Blick auf die positive Seite werfen. Denn alles, auch Dein Verstand hat eine dunkle Seite. Dort sah ich Geschäftsleute, die alles und jeden verkauften - es war nicht persönlich gemeint, aber es war ein gutes Geschäft. Das besagte ihnen die Logik. Ich sah Personen die behaupteten, sie haben ihre Familie getötet, da sie diese für zu teuer erachteten. Rein nach Logik muss man dieser Person zustimmen - eine Familie kostet Geld. Sie bringt nichts logisches ein - außer Liebe und Zuneigung. Und ich sah Kriegstreiber wie Roderich und Co, die alle sehr gute, logische und taktische Gründe für ihre Untaten hatten. Ist es diesen Verstand den Du anstrebst? Ich spreche von der vollkommenen Schönheit, nicht von der menschlich erdachten. Wenn jemand dick ist, mag er in Deinen Augen schön, in meinen hässlich sein. Aber letztendlich hat er sich selbst nicht geschaffen, es war eine höhere Macht. Und das er ist, wer er ist, dass er gesund ist, dafür sollte er dankbar sein und nicht versuchen einem Ideal zu entsprechen, dass er niemals erreicht. Ein kleiner dicker Mann ist durchaus schön - in seiner Natur. Nimmt er ab, wird er trotzdem kein gertenschlanker 200 cm Hüne. Dennoch sollte er auch seinen Körper lieben. Denn sobald er anfängt ihn zu lieben, gut zu behandeln und zu verwöhnen, wird sein Glück nach außen strahlen. Und genau dieses Glück, dieses mit sich im Reinen sein, dass schenkt Schönheit Ciel. Nicht 100 Gramm mehr oder weniger auf der Waage, eine Narbe im Gesicht oder ein fehlendes oder zusätzliches Bein. Alexandre? Meinst Du alles was er sich zusammenreimt ist Dogma? Alex ein brillianter Kopf, aber er ist weder ein Vater, noch ein liebender Vater noch ister Ainwuar. Seine Thesen sind was sie sind - seine Ideen. Und sollte er damit dermaßen meinem Sohn auf den falschen Pfad führen, werde ich einschreiten müssen Ciel. NIcht um ihm zu schaden, sondern um Dich vor Schaden zu bewahren«, sagte Maximilien ruhig und besonnen.
Ciel Felicien de Souvagne
»Du willst ihm nicht schaden? Was hast du mit ihm vor?«, fragte Ciel nun zutiefst misstrauisch und rückte etwas weg, um seinem Vater ins Gesicht schauen zu können.
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Gar nichts, solange er Dich nicht zu etwas verdreht, was jedem gesunden Menschenverstand widerspricht. Möchtest Du auf jede fleischliche Begierde verzichten? Das wäre möglich. Dann solltest Du Eunuch werden und zudem fasten. Du könntest dann komplett fasten, bis Du reinen Geistzustand erreicht hast, folglich den Tod. Oder Du fastest so in völliger Askese, dass Du so gerade überlebst. Dann solltest Du aber auch auf Kleidung verzichten Ciel. Sie sind Ausdruck Deines Standes und ein Geist benötigt keine Kleidung. Verschenke sie. Du könntest auch draußen leben. Ein Geist benötigt kein warmes Haus, kein Feuer im Kamin, er benötigt nichts. Ist es das was Du möchtest? Denn das wäre die pure geistige Freiheit, die pure Körperlosigkeit. Dass kann nicht Dein Wunsch sein«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Vielleicht wäre ich ja gern Eunuch?«, erwiderte Ciel trotzig. »Und ich faste bereits, ich befolge eine strenge Diät, um mein Blut zu dem bestmöglich wirksamen magischen Konzentrat zu machen. Und ich brauche auch nicht diese teure Kleidung, genau so gut könnte ich in meiner schlichten Adeptenrobe herumlaufen. Ihr seid es, die es nicht wollen, dass ich das tue, das geht nicht von mir aus. Ganz abgesehen davon, dass meine Aufgaben eine gewisse Kleiderordnung mit sich bringen, ich bin nun einmal nicht nur Bluthexer, sondern habe auch weltliche Aufgaben zu erledigen.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Nun ich sehe wohin Dich zehn Jahre Indoktrination geführt haben. Sollte dieser Lebenswandel tatsächlich Dein Wunsch sein, könnte ich es Dir erlauben oder unterbinden. Vielleicht ist eine zwanghafte Unterbindung aber genau das Flasche. Iss heute noch vom verbotenen Fleisch, morgen schon könnte es erlaubt sein. Gut Ciel, ich erlaube es Dir, ich gestattet Dir Deinen Wunsch zu leben, so wie ich es auch Verrill erlauben werde. Ich entbinde Dich hiermit mit sofortiger Wirkung von sämtlichen weltlichen und rechtlichen Pflichten. Es sei Dir gestattet eine derartige Körperanpassung vorzunehmen. Es sei Dir gestattet als Mönch in völliger Askese zu leben und den Hof zu verlassen. Ab heute wird man Dich mit dem Titel Bruder Ciel, oder schlicht Ciel Felicien ansprechen um zu verdeutlichen, dass Du allen weltlichen Reichtümern, wie auch Ständen entsagt hast. Mögest Du einen passenden Titel für Dein Amt als Bluthexer wählen Ciel. Ich werde mit Dreux sprechen, damit Deine Hochzeit abgesagt wird. Es ist unverantwortlich ein fremdes Leben, vor allem das einer so jungen Frau auf diese Weise zu fesseln. Ich denke nicht, dass Olivie ihr Leben lang keusch und ins Askese leben möchte. Bedauerlicherweise ging ich von etwas anderen aus. Ich hatte gedacht, ich würde Dir eine Freude mit dem Titel und die Erhebung in den gleichwertigen Stand schenken. Dem scheint nicht so zu sein. Das konnte ich nicht wissen. Viele finden Ruhe und Zufriedenheit hinter Klostermauern, mögest Du sie ebenfalls hinter den Mauern Deines Glaubens finden Ciel. Teile Ferrau bitte draußen mit, dass er übergangsweise mein Leibdiener ist, bis ich eine geeignete Stelle für ihn gefunden habe. Ebenso Zerbino. Ich werde mich um Deine weltlichen Angelegenheiten kümmern. Ebenso werde ich schauen, wen ich nun das Furisto Lehen überreiche, damit unsere Lehensaufteilung nicht völlig unnötig war. Nun ein anderes Thema, Bellamy und Robere haben sich ebenfalls an Nathan vergangen. Beide werden an den Pranger gestellt und öffentlich geschändet, wie sie Nathan schändeten. Bellamy ist damit in Unehren aus dem Dienst entlassen. Seine Nachfolge als Palaisin tritt Comte Massimo de la Cantillion an«, sagte Max und musterte Ciel genau.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel rang sichtlich mit seiner Fassung. Er war ein beherrschter Mensch, doch dies brachte ihn an den Rande seiner Selbstbeherrschung. »Bitte gestatte mir, mich von Olivie und meinen Brüdern zu verabschieden. Ich bitte ferner darum, Ferrau und Zerbino mit in den Tempel nehmen zu dürfen. Nicht als Leibdiener, sondern zur Gesellschaft. Sie können im Tempel dienen, als ... irgendwas. Alexandre muss das regeln, ich kann so was nicht entscheiden.« Als Maximilien von Nathans Schicksal sprach, brach Ciel in Tränen aus. Es dauerte nicht lange, nur Sekunden, dann hatte er sich wieder so weit im Griff, dass er sprechen konnte. »Ich sehe nun, dass ich einen Fehler beging, Nathan ohne Vorbereitungen auf dieser verfluchte Welt loszulassen. Ich habe ihn all dieser Grausamkeit regelrecht zum Fraß vorgeworfen. Du hast Recht, nicht nur Dreaux und Greg haben sich schuldig gemacht, sondern auch ich. Ich ... ich weiß nicht, was ich noch sagen soll.« Er sprach gefasst, doch ihm liefen noch immer die Tränen vom Gesicht.
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Mehr hast Du nicht zu sagen, außer dass Du dieses Schicksal tatsächlich wünscht? Ein Spiegel vorzuhalten nützt Dir also nichts?«, fragte Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich kann gerade nicht gut nachdenken, Papa ... es ist alles so viel und ich habe weder Zettel noch Stift dabei, um alles zu sortieren. Ich habe Angst. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll, damit du mit mir zufrieden bist oder was du noch zu hören wünschst. Außer, dass ich mich bei dir entschuldigen muss, dass ich als Sohn so eine Enttäuschung für dich bin, nachdem du mich endlich anerkannt hast.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Du weißt aber was eine völlige Kastration nach sich zieht? Du wirst eine hohe Stimme erhalten, Du wirst schwammig werden. Aber das ist nicht das schlimmste. Deine Harnwege werden offen liegen. Du wirst ständig Urin verlieren, ständig Entzündungen haben - all das möchtest Du? Darum hast Du gerade gebeten. Ich möchte von Dir hören, dass Dein Wunsch eine Dummheit ist und dass Du lernst, Dich so zu lieben wie Du bist. Mit Geist und Körper. Dazu benötigst Du keinen Zettel Ciel. Oder?«, fragte Max streng wie liebevoll.
Ciel Felicien de Souvagne
»Meine Stimme wird bleiben, wie sie ist und ob ich schwammig werde - wen kümmert das? Werde ich dadurch ein schlechterer Mensch? Ich wusste nicht, dass ich davon so oft krank werden könnte, aber wir haben gute Heiler. Ich finde, das ist ein kleines Opfer für einen klaren Verstand. Warum verstehst du nicht, dass ich das für Souvagne tue? Und für dich? Du wirst auch nicht jünger, Papa und Alexandres Zeit neigt sich. Ich weiß nicht, ob ich dann schon so weit bin, ihn zurückzuholen. Er ist der Einzige, der die nächste Generation von Bluthexern ausbilden kann!«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ciel dröseln wir es mal einzeln auf. Und verstecke Dich nicht hinter meinem Alter oder Alex. Möchtest Du dermaßen krank werden? Du allein, ständig nach Urin stinkend, ständig Harnwegsinfekte, ständig Verkrustungen und so weiter möchtest Du das? Möchtest Du auf alle weltlichen Güter verzichten? Möchtest Du uns verlassen? Möchtest Du Olivie vor dem Altar stehen lassen? Möchtest Du Deine Brüder im Stich lassen? Möchtest Du mich im Stich lassen? Falls nicht, dann sage mir das bitte. Und sage mir bitte was Du genau möchtest. Was Ciel, was möchtest Du? Du warst mir bis dato ein guter Sohn, hast unser Land verteidigt, hast Dich in Ehveros eingebracht und hier mit Deinen Brüdern regiert. Was ist los? Stört Dich die Hochzeit? Was genau ist es?«, fragte Max und schaute Ciel an, damit dieser wusste ihm galt seine ganze Aufmerksamkeit.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich verstecke mich nicht, Papa. Ich habe nicht vor, dich dem Nexus zu überlassen, sollte deine Zeit gekommen sein, die Physis zu verlassen. Wenn Alexandre vorher stirbt, wer holt dich dann zurück? Alexandre hat vielleicht noch fünf Jahre, ich bin noch Adept! Ich muss in dieser Zeit mindestens den Meistergrad erreichen! Und nun kam auch noch Linhard und wollte seinen Vater zurück. Was, wenn Alexandre das nicht überlebt? Was dann? Dann stecken die Bluthexer in einer Sackgasse! Er hat fähige Schüler, doch nicht einen, der momentan fähig genug wäre, sein Fehlen wirklich zu ersetzen. Ich hatte sein Nachfolger werden sollen, in mich hat er all seine Hoffnungen gesetzt. Und wenn ich dafür meine Gesundheit ruiniere, das kümmert mich nicht. Ich nehme es in Kauf. Ich will Olivie nicht stehen lassen ... ich bin nur so unsicher! Die Entscheidung erfolgte sehr überstürzt und ich habe dir ja gesagt, dass ich mehrere Leute liebe. Ich weiß nicht, wie das in Zukunft werden soll. Und dann verlangst du auch noch von mir, dass ich mit ihr schlafe!«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Schade, es hätte ein Tag der Freude werden sollen. Dies nahm ich an als ich hörte Ihr heiratet. Ich verlange gar nichts von Dir, Du kannst vorher mit mir offen reden. Wozu sollte Alex mich zurückholen, wenn ich sterbe? Soweit ich weiß, erfreut sich Dreux bester Gesundheit. Richte Alex aus, er soll seine Lehren verschriftlichen, so dass seine Schüler zur not autodidaktisch lernen können. Soviel Weitsicht erwarte ich von einem Mann seines Ranges. Nun zurück zu Dir persönlich. Möchtest Du das Furistoamt noch ausführen ja oder nein Ciel? Möchtest Du noch heiraten ja oder nein? Dass muss ich wissen, ehe ich komplett alles umplanen muss«, sagte Max und rieb sich erschöpft über das Gesicht. »Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder und so weiter. Und kläre mich bitte über Linhards toten Vater auf. Was hat es mit ihm auf sich?«, bat Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ich habe versucht, mit Olivie zu sprechen. Aber andauernd kam Verrill und drängelte sich vor. Ich habe in den letzten Tagen mehr Zeit mit Verrill verbracht als je zuvor. Mit ihr habe ich alles besprochen, was man nur an persönlichen Dingen besprechen könnte ... mit Olivie habe ich nicht ein Wort gewechselt. Ich bin nicht sicher, ob Verrill das nicht vielleicht sogar mit Absicht getan hat. Sie deutete an, etwas eifersüchtig auf meine Braut zu sein. Alexandre schreibt doch alles auf, aber so eine Kunst lernt man nicht nur schriftlich. Es bedarf der Anleitung eines erfahrenen Mentors, was die Praxis anbelangt. Bitte sprich nicht schlecht von Alexandre, das hat er nicht verdient. Warum ich dich zurückholen möchte? Weil wir vier unseren Vater brauchen, besonders drei von ihnen! Wir drei haben nach Kräften versucht, alles richtig zu machen, aber wir sind auch alle drei darüber fast wahnsinnig geworden. Wobei Dreaux noch am ehesten alles richtig gemacht hat, über ihn kann man wirklich nichts Schlechtes sagen. Trotz allem brauchen wir dich. Wir schaffen das nicht allein! Ja, ich möchte das Furisto-Lehen gern behalten und die ehemalige Hohe Mark wieder aufbauen. Ich habe auch die Magierakademie angefangen zu planen, ich habe die ersten Lehrer verpflichtet und einen neuen, vielversprechenden Schüler für Alexandre. Linhards Vater war ein machtvoller Hexenmeister, ein Nekromant. Er schwebte als Geist durch unseren Palast und fand dabei auch den Bluttempel. Darum habe ich ihn versiegeln lassen. Er führte mir auf dieser Weise sehr eindrücklich und bewusst eine Sicherheitslücke vor Augen. Er scheint gerissen zu sein wie ein alter Wolf. Aber er hat sich durchweg anständig benommen. Ich hätte ihn gern als Hofnekromanten. Und auch, um eine Aussöhnung mit Linhard zu erreichen. Wir hatten viel Streit in letzter Zeit. Ich versprach ihm, seinen Vater zurückzuholen, wenn seine Familie mir Derya ausliefert, die Person, die Alexandre verstümmelt hat.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»So wenn Du also Dein Amt ausführen möchtest und auch heiraten möchtest, dann solltest Du dies auch tun. In diesem Fall musst Du eng mit Deinem Bruder Greg zusammenarbeiten. Anders ist es nicht möglich. Du musst mit beiden sprechen, Olivie, sowie Verrill. Das Ihr mich dermaßen liebt und vermisst habt freut mich Ciel. Es freut mich aus tiefstem Herzen mein Kleiner, aber irgendwann ist meine Zeit um. Das ist der Lauf der Welt, genau dafür hat man Kinder. In ihnen lebt ein kleines Stück von mir weiter, in jedem von Euch. Also ganz weg wäre ich dann nicht. Du hast Dreux, Greg, Olivie auf die Du Dich verlassen kannst. Und ich vermute ich bin noch eine ganze Weile hier. Das hoffe ich jedenfalls. Kannst Du Dich einfach nicht freuen, oder magst Du Dich nicht freuen? Kannst Du das Leben nicht einfach genießen? Wenn Du Freude daran hast, die Hohe Mark aufzubauen, ebenso die Akademie, dann nutze diese Freude doch und versage es Dir nicht selbst. Nun Verrill hätte Dich vielleicht gerne für sich, wäre doch möglich. Das findest Du nur raus, wenn Du sie fragst Ciel. Genau wie mit mir musst Du mit anderen Menschen reden. Also wie verbleiben wir? Was möchtest Du? Möchtest Du der bleiben der Du bist in Amt und Würden? Nichts anderes wünsche ich mir von und für Dich. Andernfalls müsste ich das Amt an eine andere Person übergeben - da käme zur Zeit nur mein Vierter Sohn - mein Schwiegersohn in Betracht. Oder wem sollte ich das Amt Deiner Meinung nach sonst geben? Es war für Dich bestimmt, für Dich und Greg um Euch zu zeigen, dass Ihr mir genauso viel wert seid wie Dreux. Was die Sicherheitslücke angeht, die müssen wir schließen. Hat Linhard Derya ausgeliefert? Oder wird er es tun? Ist Brandur das Risiko wert? Antworte ehrlich«, bat Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Linhard?«, rief Ciel aufgebracht. »Unmöglich, nein! Ich werde das Lehen regieren, so wie du es für mich bestimmt hast. Bevor er es bekommt, solltest du es Olivie regieren lassen, wirklich. Er ist erzogen wie ein Adliger, aber das muss auf naridischen Adel bezogen sein. Er hat wenig Benimm und ich schilderte dir ja, wie unbeherrscht er ist. Er gibt sich Mühe, vielleicht wird auch in ein paar Jahren ein anständiger Mann aus ihm, aber er ist lange nicht so weit, dass man ihm eine derartige Verantwortung übertragen könnte. Bezeichnest du ihn wirklich als deinen Sohn?« Ciel spürte einen eifersüchtigen Stich. »Linhard bot an, einem seiner Verwandten, Davard von Hohenfelde, der Erfahrung mit solchen Aufträgen hat, dabei zu unterstützen, diese Verbrecherin herzubringen. Ob Brandur das Risiko wert ist, kann man nur erahnen. Er scheint fähig zu sein und wäre mit uns verwandt. Und vielleicht sieht Linhard mich dann mit anderen Augen. Er und ich ... wir können nicht so gut miteinander. Ich habe, wie gesagt, versucht mit Olivie zu reden, aber ich kam einfach nicht dazu. Sie weiß nichts von meinem Plan.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Na die Eifersucht scheint Dich ganz schön anzutreiben, egal auf wen«, schmunzelte Max und küsste Ciel auf die Wange. »Nun ab heute wird er mein Schwiegersohn sein Ciel. Und er muss lernen, dass er genau das ist und sich folglich so verhaltten. Anstatt ihm dermaßen entgegenzustehen, solltest Du vielleicht Deinen Groll nutzen um es ihm beizubringen. Das würde mich freuen. Wie alt ist er überhaupt? Es klingt nach einem ziemlich jungen Mann. Es freut mich, dass Du soviel Ehrgeiz hast, Deine Aufgabe lieber selbst wahrzunehmen. Das freut mich sehr Ciel. Denn dieses Lehen war für Dich bestimmt, wie das andere Furistolehen für Greg. Lin wäre nur eine Notlösung gewesen. Was steht bei Euch, sprich Dir und Lin denn im Wege? Nun ein Vater hat immer einen anderen Einfluß. Vielleicht ist es genau das was ihm sehr fehlt. Olivie kann nicht regieren Ciel, so lieb ich meine Kleine habe, sie ist eine Frau«, grinste Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Zwischen Linhard und mir steht Verrill. Ich weiß, dass das nicht richtig ist, darum will ich ja diesen einen Schritt gehen, Papa. Dann wird künftig niemand mehr von meiner Eifersucht belästigt. Ich bin ziemlich sicher, dass es nicht mein Kopf ist, von dem dieses Gefühl ausgeht - der sagt mir klar und deutlich, dass Verrill und ich kein anderes Verhältnis haben sollten als ein Geschwisterliches. Ich weiß nicht, wie alt Linhard ist, aber er benimmt sich wie vierzehn. Vermutlich ist er so zwanzig.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Die gleiche Nähe verbindet Dich mit Olivie Ciel und die ehelichst Du. Na vierzehn wird er hoffentlich nicht sein, er sollte mindestens 16 Jahre sein, sonst haben wir ein Problem«, kicherte Max. »Ulk beiseite, dann musst Du für klare Verhältnisse sorgen. Aber nicht indem Du Dir alles abschneidest, sondern entweder dass Du Dir Verrill ebenfalls aneignest oder sie Linhard überlässt. Eines von beidem. Ich denke nicht, das Verrill ausschließlich Linhard als Ehepartner möchte. Falls doch, nun ist die Antwort gefallen. Und Du kommst überhaupt nicht mit Deinem Schwager klar?«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Nicht nur mit Olivie. Auch mit Dreaux. Würde es nach meinem grauenhaften Unterbewusstsein gehen, würde ich sie alle drei heiraten - und nicht nur sie. Danach kann ich nicht gehen, Papa. Ich kann nicht jeden Menschen heiraten, nur weil mein ein Teil von mir dies verlangt. Ich muss mich mäßigen. Und mein Wille allein scheint dazu nicht auszureichen. Ich gab Linhard mein Wort, nicht zwischen ihm und Verrill zu stehen. Ich komme nicht gut mit ihm aus, nein, und das letzte Mal hat er sich im Zorn betrunken. Er ist mir zu launisch. Aber ich will ihn nicht nur schlecht reden. Verrill liebt ihn und auch er scheint sie zu lieben. Er gibt sich zwischendurch auch wirklich Mühe. Und das nächste Mal ist er wieder so unerträglich überheblich und unverschämt.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Du sollst sie auch nicht alle heiraten, nur Euch scheint ja gewaltig viel zu verbinden. Eine Bindung bedeutet nicht dass Du zwischen zweien stehst, sondern dabei. Oder steht Deine Mutter zwischen mir und der Duchesse? Sie gehört dazu, sie steht nicht zwischen uns. Wobei nun, das Beispiel ist vielleicht nicht das Beste. Man könnte ehr sagen die Duchesse gehört dazu, rein nach dem Gefühl. Das er sich betrunken hat, ist seine Wahl gewesen Ciel, Du hast ihn schließlich nicht dazu gezwungen. Das ist er sich bemüht, spricht für ihn. Nur muss dies dauerhaft sein. Und was würdest Du bezogen auf Brandur tun?«.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht, Papa ... ich weiß es nicht. Das muss der Duc entscheiden. Was würdest du denn tun?« Er blickte seinen Vater an. »Was haben Bellamy und der andere Nathan angetan? Oder war das nur ein schlechter Scherz, um mich aus der Reserve zu locken?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Mit so etwas mache ich keine Scherze, und auch der Rest war keiner. Sondern ich wollte Dir um Deiner selbst Willen einen Spiegel vorhalten Ciel. Dieser Robere hat Nathan... mhm er hat ihn dermaßen rangenommen, dass er danach geblutet hat und den Medicus aufsuchen musste. Und Nathan gab sich noch die Schuld dafür. Rangenommen ist ein geschmeicheltes Wort, er hat ihn geschändet. Er hat ihn mit Nathans Einverständnis geschändet, da dieser nicht wusste worauf er sich einlässt. Fabien und Nathan haben sich Briefe geschrieben. Fabs wusste nicht was er tun sollte, daraufhin zeigte er die Briefe mir und teilte mir somit natürlich auch die Beziehung zwischen Nathan und ihm mit. Er bat mich darum, die Betreffenden entsprechend zu bestrafen. Und das werde ich. Ich würde schauen, ob eine Rückholung von diesem Brandur möglich ist und ob er so treu wäre, dass es sich lohnt«, gab Max zu bedenken.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel kamen wieder die Tränen. So etwas musste er natürlich am Tag seiner Hochzeit erfahren. Er hatte gesehen, dass es Nathan sehr schlecht ging, doch er hatte dies auf dessen Einsamkeit geschoben und sich darüber gefreut. Als er nun erfuhr, was ihm wirklich wiederfahren war und dass er seelisch und körperlich behandelt worden war wie Dreck, dass man ihn so verletzt hatte, tat ihm mehr als nur weh. »Siehst du, Papa - Triebe. Das passiert dann«, sagte Ciel leise. »Ich werde es Olivie nach der Hochzeit sagen. Ich schenke ihr eine wundervolle Hochzeitsnacht, ich gebe alles, damit es ihr gefällt. Aber das muss ihr genügen. Möchtest du mit Brandur sprechen? Ich habe seinen Geist hier. Ich hatte vor, ihn für die Hochzeit noch einmal zurückkommen zu lassen, damit Linhard seinen Vater dabei hat. Doch auch darüber hat Linhard sich nicht gefreut. Er ist undankbar, egoistisch und grob.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Das hat nichts mit dem Trieb zu tun, sondern damit dass manche Menschen Monster sind, während andere versuchen Heilige zu sein Ciel. Dabei schlummert in jedem von uns beides. Ja sie haben Nathan nicht nur wie Dreck behandelt, sie haben ihn benutzt. Und darin liegt die eigentliche Gewalt. Sie hätten ihn auch zwingen können Fäkalien zu essen, das wäre die gleiche Gewalt nur ohne Dein verhasster Trieb. Sie haben ihn missbraucht, weil sie es konnten. Solche Leute haben uns nicht zu beschützen. Die Garde ist dafür da, uns zu repräsentieren. Treten sie in Erscheinung, tritt die Staatsmacht in Erscheinung, so lautet die Beschreibung. Sie stehen für Recht, Ordnung, Gerechtigkeit und Schutz. All das haben sie mit der Tat mit Füßen getreten und dafür werden sie öffentlich zur Rechenschaft gezogen. Genauso wie sie es mit Nathan getan haben, im Heimlichen. Ich denke er würde sich schon über seinen Vater freuen. Lass den Geist frei Ciel. Verbringe die Nacht mit Deiner Frau und entscheide dann, ob Du Freude daran empfindest oder ob Du verzichtest. Und rede mit Verrill ebenso. Das solltest Du tun«.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel nickte. »Das werde ich tun. Wo sind Bellamy und der andere jetzt? Sind sie inhaftiert? Ich möchte mit Bellamy sprechen.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Vergiss Bellamy, den rammen wir ungespitzt in den Boden. Es geht vorerst um Dich und diesen Brandur. Vielleicht ist er die Lösung für Dein Schwagerproblem. Lass ihn frei. Danach rede mit Verrill und mit Oli redest Du auf der Feier, nach dem Ja Wort bitte. Vertraue Dich ihr an. Lass diesen Geist frei«, bat Max.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel atmete durch. Er zog die Flasche aus seiner Robe, zog den Korken mit dem Siegelbann heraus. Ein grüner Dampf stieg aus der Flasche, zog sich in die Länge und verschwand mit atemberaubender Geschwindigkeit durchs Schlüsselloch. Das Ganze hatte nicht einmal eine Sekunde gedauert. »Ich werde mit meinen Geschwistern nach der Hochzeit sprechen. Vorher nicht, das würde die Stimmung nur trüben und ich will ihnen die Feier nicht verderben. Ich möchte dennoch gern mit Bellamy sprechen, sobald ich die Zeit finde. Er hat Zerbino das Leben gerettet.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Max deutete mit grimmigem Blick auf die Flasche.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ja?«, fragte Ciel unsicher. »Das war gerade der Geist von Brandur. Wolltest du ihn sprechen?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»So kannst Du keinesfalls heiraten. Folge mir und danach gehen wir zu Bellamy. Gibts doch nicht!«, fauchte Max.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Max blieb so abrupt stehen, dass Ciel gegen ihn prallte. »Ja natürlich, sag mal Ciel was ist nur mit Dir los? Wir müssen das jetzt klären, ehe Du noch wer weiß was anstellst. Du bist ja total durch den Wind. Windiger als das. Folge mir. Du mir hinterher gehen!«, befahl Max und ging vor.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel überlegte, was er jetzt schon wieder für einen Fehler begangen hatte, verkorkte die Flasche und steckte sie wieder ein, ehe er seinem Vater zu Bellamy folgen wollte. Unvermittelt knallte er gegen den Rücken seines Vaters. Dann hielt sein Vater eine Standpauke und ging weiter. Ciel rieb sich kurz die Nase und folgte ihm weiter.
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Warum hast Du den Geist nicht festgehalten? Du fragst mich ob ich mit ihm reden möchte. Ich sage JA! Und wusch, weg ist der grüne Knilch. Wer weiß wo er nun rumschwebt«, erklärte Max und hakte Ciel unter. Nicht das der noch unterwegs verloren ging.