Der Schwarze Skorpion
Robere tastete nach der Tätowierung auf seiner rechten Hand. Er spürte die leichten Erhebungen, wo die Tinte ihm unter die Haut gestochen worden war. Der schwarze Skorpion war so tätowiert, dass eine Schere auf dem Zeigefinger lag und die andere auf dem Daumen, so dass das Tier sich kampfbereit zu bewegen schienen, wenn Robere die Finger spreizte oder zur Faust ballte. Es war die Hand, mit der er seine Waffe führte und die selbst zur Waffe werden konnte. Jene Hand, die das Gesicht eines Menschen zu einer blutigen Masse verarbeiten, ihn gegen eine Wand pressen und sich um einen Hals legen und zudrücken konnte. Die Hand, die ungezählte Männer so fixiert hatte, dass es kein Entkommen vor dem Stich des Skorpions gab. Aber weder Stachel noch Scheren nützten ihm jetzt etwas. Der Panzer war es, der nun seine Härte unter Beweis stellen musste ...
<< Die Bestrafung von Bellamy & Robere
Archibald von Dornburg
Archibald wartete bis der Hauptpulk mit dem Ex-Palaisin verschwunden war, ehe er sich zum Blutgerüst begab und Robere ohne jede Scheu von oben bis unten musterte. Archs Augen bohrten sich in die von Robere. Einen Moment später grinste Arch zähnefletschend, so dass Robby die Bedrohung sah, die auf ihn herablächelte wie ein Todesengel. »Genauso dumm und unfähig wie der Vater. Wie das Schaf, so dass Lamm.... der Apfel fällt nicht weit vom Stamm... Robere... Kazrar... beides seid Ihr Versager auf ganzer Linie. Der eine lässt sich beim Fressen erwischen, der nächste beim Bumsen.... Ich hoffe Du hast keine Kinder... wobei.... böser Scherz von mir... mit Senf bekommst Du schließlich alles runter nicht wahr? ...Nur muss es Dir serviert werden....«, säuselte Arch amüsiert und grinste Robere an. »Eine Schande dass sich jene wie Du in unseren Kreisen bewegen... aber vielleicht bist Du im Gegensatz zu Deinem Vater.... sagen wir mal lernfähig«, lachte Arch.
Robere
Robere drehte in Zeitlupe seinen Kopf dorthin, woher die Stimme kam. Unter normalen Umständen hätte er getan, als würde er bewusstlos sein. Doch der Fremde hatte ein Wort gesagt, dass ihn dazu brachte, ihm seine Aufmerksamkeit in dieser schmachvollen Situation zu widmen. »Ich ... habe keinen ... Vater«, schnauzte Robere erbärmlich kraftlos. Er schaute dem Fremden nicht in die Augen, sondern die ganze Zeit auf die Zähne. »Hau ... ab ... Saftsack.«
Archibald von Dornburg
"Nicht so schroff, ihm Gegensatz zu Dir habe ich Krallen die ich ausfahren kann", lachte Arch und ließ Robere davon kosten indem er ihm einen Cut über die Wange zog. "Du hast einen Vater, Dein Gesicht hätte ich unter tausenden wieder erkannt. Du bist der Sohn von Kazrar, meinem... einstigen Mündel. Meinem Lehrling. Du bist ihm nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, Du bist auch genauso unfähig. Wie kommst Du darauf, dass Du keinen Vater hättest? Er hatte nur kein Interesse an Dir, gab Dich ab, hielt Dich für wertlos...", lachte Arch, "so wie ich ihn... nun seine Unfähigkeit hat ihn dahingerafft. Solltest Du vermeiden, ein gut gemeinter Rat von einem Beißer zum anderen... und Du hast das falsche Kind gebissen".
Robere
Robere fühlte sich so elend, wie man sich gerade noch fühlen konnte, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der Fremde zeigte ihm, was ihn erwartete, wenn er weiter den großen Mund hatte. Robere funkelte ihn aus dunklen Augen an, doch er verkniff sich weitere Beschimpfungen. Sein Leben lang hatte er nichts über seine Eltern gewusst, als dass diese ihn schon als Säugling in einem Waisenhaus abgegeben hatten. Er hatte nie damit gerechnet, zu erfahren, wer sie waren und es hatte ihn auch nur am Rande interessiert. Er hatte Boldi und die Leibgarde. Doch nun, da er unerwartet eine Spur präsentiert bekam, die ihn zu seinen wahren Wurzeln führen würde, wollte er mehr. Plötzlich war es ihm ganz und gar nicht mehr egal, wer seine Eltern waren. »Wer waren ... meine Eltern?«, verlangte Robere zu wissen. »Wieso ... Beißer? Und der Kleine ... war kein Kind.«
Archibald von Dornburg
»Er ist ein Infant, von infantil - kindlich, ergo ein Kind. Aber er gehört mir, lass die Finger von ihm, sonst sind sie ab. Ein Kind muss nicht zwangsläufig vier oder fünf Jahre alt sein. Manche überleben das Erwachsenwerden, manche nicht. Die meisten nicht. Dein Vater war ein Beißer, ein Menschenfresser, ein Kinderfresser und er war grottenschlecht darin Robby. Er gehörte unserem Zirkel an, dem Ring der Menschenfresser. So kam ich an das Anhängsel. Aber so dumm und unfähig er auch war, in einer Welt voller Fremder, war er einer von uns. Nur halt ein Klappspaten, zu allem bereit aber zu nichts zu gebrauchen. Hätte er sich etwas mehr angestrengt, als nur so zu tun, wäre noch tatsächlich was aus ihm geworden. Aber so kam es nicht. Kazar war ein Halb-Arashi - er hieß mit Nachnamen Chud. Deine Mutter war eines seiner Spielzeuge, kurzum Beute. Sie war unerheblich. Normalerweise nehmen wir uns der Kinder anderer an, da wir unsere eigenen Kinder nicht aufziehen können. Was verständlich ist... logisch... niemand möchte das eigene Kind... beißen. Drum sehen wir zu dass sie gut unterkommen und versorgt sind. Das warst Du. Aber da Kaz den Arsch zugemacht hat und ich Dich hier sah, wie man Dir Deinen aufgestemmt hat, dachte ich - ich sag mal Hallo«, lachte Archibald.
Robere
»Halt`s Maul«, brüllte Robere wütend und schlug verzweifelt aus seiner liegenden Position nach dem Gesicht des über ihm gebeugten Fremden. Er wollte nicht, dass dieser Kerl so von seinem Vater sprach, auch wenn er ihn nicht kannte, es war trotzdem sein Vater! »Wie heißt meine Mutter, sag mir, wie meine Mutter heißt, du verlogenes Schwein! Rede nicht so von meinem Vater! Ich bring dich um, hörst du? Ich bring dich mit bloßen Händen um!« Er packte den Mantel des Fremden und machte eine reißende, drehende Bewegung, um ihn zu sich herunter zu zerren.
Archibald von Dornburg
Die Finger von Archibald schlossen sich wie eine Schraubzwinge um die Kehle von Robere. Er fühlte wie sein Kehlkopf gequetscht wurde. »Findest Du nicht, dass Du schon genug Abreibungen für heute erhalten hast? Meine wäre weniger... zärtlich...«, grinste Arch und erhöhte kurz den Druck auf Roberes Hals, ehe er sich mit einem Ruck befreite und den Mann zurück in seinen Unrat drückte. »Einmal schenke ich Dir, beim nächsten Mal lernst Du mich kennen Larve. Deine Mutter war wie gesagt nur Fraß - Beute, atmendes Fleisch. Und eigentlich bin ich deshalb hier... ich werde Dir Deine Bestimmung zeigen Du Tropf. Und dann werden wir sehen, was aus Dir wird. Vielleicht wird sich nach dem Begreifen Dein Leben ändern. Aber vorher musst Du Deine Natur erkennen und Deiner Bestimmung folgen. Sobald Du das getan hast, wirst Du nicht mehr für so einen Unsinn jagen, sondern für das was Du bist. Schon mal was gegessen in Deinem Leben? Ich spreche von Fleisch... Menschenfleisch...«, schnurrte Arch.
Robere
Er musste würgen und erbrach einen Schluck Magensäure. Die Schmerzen in seinem Körper machten jede ernsthafte Gegenwehr zunichte. Robere musste aufgeben, die Schmerzen und die Übelkeit waren übermächtig. Diesen Kampf hatte er verloren. Er ließ sich willenlos zurück in die das Gemisch aus Urin und Scheiße drücken. Er sehnte sich nach Boldi, das war alles, was er noch wollte, dass Boldi ihn abholte und zurück in sein Quartier brachte, ein paar Befehle verteilte und alles wieder in Ordnung war. »Ich bin kein Kannibale, Hundsfott ...«, sagte er kraftlos. »Ich bin ... Leibgardist ... des Ducs. Friss ... den Kleinen ... auf. Die verlogene ... Natter.«
Archibald von Dornburg
»So leicht kommst Du mir nicht davon Kazrar Junior. Du wirst Deiner Bestimmungen folgen, so wie es Dein Erbe verlangt, Dein Blut. Ein klein wenig Chaos wirst auch Du in die Welt zaubern, bevor Du sie verlässt und Du tust es im Papas Namen. Sei unbesorgt, ich bin für Dich da. Du solltest nichts verurteilen, was Du nicht kennst. Ich schwöre Dir, einmal gegessen wird es Dir eine Offenbarung sein. Du wirst Dich an etwas erinnern, woran Du überhaupt keine Erinnerung haben dürftest... bei mir war es so. Scheinbar war mein Vater kein Kanibale. Ich befürchte lieber Robby, er war er es doch. Mehr sogar noch, er war ein ausgezeichneter Lügner. Aber gut, er hätte nicht so lange überlebt als einer von uns, wäre er nicht in der Lage gewesen, eine Maske zu tragen. Was auch erklärte, wieso ich genauso früh abgegeben wurde wie Du. Nun wie dem auch sei, Du bist bereit zu lernen wie ich sehe und ich werde Dir auf die Beine helfen. Nun jetzt vielleicht nicht wo Du so stinkst, aber später... ich weiß wo ich Dich finde... und das werde ich Robby. Dann werden wir zwei einen schönen Ausflug machen und gemeinsam speisen. Er ist keine verlogene Natter... Robby, wie dumm muss man den sein? Such Dir einen Gegner, der überhaupt nicht Deine Kragenweite ist. Such Dir jemanden von dem Du weißt, das er wehrlos ist. Scheinbar hast Du keine Augen im Kopf. Nathan ist nicht wehrlos er hat mächtige Freunde. Such Dir ein echtes Kind, jemanden den Du zur Not tragen kannst. Handlich, klein, ich bringe es Dir bei. Irgendwie fühle ich mich sentimental in Deiner Nähe... hmmmm«, gurrte Arch.
Robere
Robere bekam es mit der Angst zu tun, als der Fremde ihm drohte, ihn zu finden. Das war tatsächlich nicht schwer, denn Robere hatte keine richtige Wohnung irgendwo, sondern nur ein Zimmer im Palast, wo er bei Dienstfrei wohnte, um selbst dann seinen Kameraden nahe sein zu können. Wo sonst sollte er hin? Es gab niemanden als Unitè B in seinem Leben. Was immer dieser Kerl vorhatte - wenn er Robere wirklich finden wollte, würde er ihn finden. »Wir sind ... viele. Wir sind ... hervorragend ausgebildet. Wir sind die Leibgarde. Hüte dich. Beißer. Der Kleine ... wollte es. Er bettelte ... nach meinem Schwanz. Es war ... keine ... Jagd. Sieh.« Er hob die Hand und zeigte Archibald die Tätowierung des schwarzen Skorpions. »Falls ... du verstehst.«
Archibald von Dornburg
»Der Stachel eines Skorpions... Fleischeslust in anderer Form. Du kannst auch Deinen Mund gebrauchen Rob, aber dazu später mehr«, sagte Arch und musterte Robere so genau, als wollte er ihn mit den Augen sezieren. »Du hast wie Dein Vater gute Veranlagungen und sieht für einen Kerl attraktiv aus, dass sollte nicht brach liegen... meiner Meinung nach. Drum werden wir beiden dass in Angriff nehmen sobald Dein Hintern wieder Normalmaß erreicht hat ohne das die Mäuse drin tanzen. Sie betteln alle Rob, früher oder später, um mehr oder ums Ende, es ist gleich was sie wollen. Es ist nur wichtig was Du möchtest. Dein Skorpion gehört dazu, dass passiert von allein«, versprach Archibald und kraulte Robby kurz den Kopf ehe er sich langsam zurückzog. »Du bekommst Besuch, hohen Besuch... sei schön artig«, flüsterte Archibald. Linhard näherte sich gemeinsam mit Gregoire. Arch deutete eine Verbeugung an und schmunzelte. »Hoheit... Li-La... meine Verehrung«, grinste Arch und ließ die beiden mit Robby allein.