Ciel Felicien de Souvagne
Ciel begab sich nach unten zum Verhörraum des Palastes. Er trug strenge, schlichte Kleidung, denn es war keineswegs ein feierlicher Anlass. Ferrau hatte in dieser Zeit frei und durfte, wenn er wollte, sich dem Müßiggang hingeben, den er früher so geschätzt hatte. Ciel war extrem angespannt, den heute verhörte er nicht irgendwen, sondern seine eigene Großmutter. Er trat ein und schaute sich im Verhörraum um.
Gilbert Jardine
Gilbert Jardine befand sich im Raum, ebenso eine alte Frau die in äußerst teurer Robe gekleidet war, allerdings auf dem Verhörstuhl saß. Gilbert grüßte Ciel mit freundlichem Nicken und einer leichten Verbeugung. »Eure Majestät, Eure Großmutter ist bereits anwesend«, sagte Gil unnötigerweise.
Antoine
Am wenigsten angespannt wirkte Antoine. Er wirkte sogar regelrecht gut gelaunt und der Eindruck entsprach der Tatsache. Er freute sich über die spannende Abwechslung und darüber, dass er dabei sein durfte. Sein Aussehen hatte sich verändert. Er war nicht mehr der heruntergekommene Obdachlose, sondern trug ordentliche Kleidung, die ihn als Büttelgehilfe erkennen ließ. Er wartete, bis der Prince sich gesetzt hatte und reichte ihm die Akte, die er mit der Hilfe von Gilbert für diesen Fall vorbereitet hatte.
Gilbert Jardine
»Herr ich wusste nicht, ob Ihr die Anwesenheit eines Himmelsauges wünscht, oder die eines anderen Geistmagiers. Es sind einige am Hofe. Aber ich dachte vorab starten wir das Verhör so und könnten zum Schluss den Wahrheitsgehalt prüfen lassen. Wie seht Ihr dies?«, fragte Gil höflich und respektvoll.
Ciel Felicien de Souvagne
»Doch, Gilbert, ich wünsche sofort die Anwesenheit eines Himmelsauges. Das ist eine so ernste Sache, da möchte ich keine Zweifel im Raum stehen lassen. Da Jules und Parcival jeder auf seine Weise verhindert sind, schicken Sie bitte nach Maurice. Mein Schwager wird einige Zeit ohne ihn auskommen.« Ciel blickte die Papiere durch, bis Maurice eintreffen würde.
Gilbert Jardine
Gil nickte. »Ich werde sofort nach ihm schicken«, sagte Gil und bat eine der Wachen vor der Tür, nach Maurice zu schicken. Der Mann eilte von dannen und kam einige Minuten später mit Maurice zurück. Das Himmelsauge grüßte freundlich und beide gingen zurück in den Verhörraum.
Maurice de la Cantillion
Maurice verneigte sich tief vor Prince Ciel, da er wusste wie schwierig der Prince ihm gegenüber sein konnte. »Herr ich bin bereit Euch beizustehen«, sagte Maurice respektvoll.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel erwiderte den Gruß, indem er den Kopf hob und den Blick erwiderte. Sein Blick war ernst, aber heute nicht feindselig. Als alle sich sortiert hatten, wandte er seine Aufmerksamkeit seiner Großmutter zu. »Hoheit, seid Ihr darüber im Bilde, weshalb man Euch hierher gebeten hat?«
Duchesse Francoise Esme de Souvagne
Die alte Duchesse, deren Titel eigentlich nur noch ehrenhalber ausgesprochen wurde, musterte ihren Enkel ernst. Ihr Mann war nicht mehr Duc, folglich war sie keine Duchesse mehr. Dies war nun eine andere Frau durch ihren jüngsten Sohn Maximilien. Und nun stand ihr Enkel vor ihr um ihr zu verkünden, weshalb Parcival gestorben war. Denn davon hatte sie schon gehört. Ernst, würdevoll aber auch misstraurisch musterte sie Ciel. Er sah seinem Vater sehr ähnlich. Aber mit ihrem Sohn hatte sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr gehabt. Gute drei Jahrzehnte hatte Francoise nicht mehr mit Maximilien gesprochen. Und der junge Mann der vor ihr stand, sah ihm nicht nur einfach ähnlich, auch seine Gestik und Mimik ähnelte ihrem Max. »Setzt mich darüber in Bilde«, bat sie umgänglich.
Ciel Felicien de Souvagne
»Beginnen wir am besten stückweise. Vor seinem Tod hatte ich ein Gespräch mit Parcival. Unter anderem gab er an, Euer Liebhaber gewesen zu sein. Entspricht dies den Tatsachen?«
Maurice de la Cantillion
»Was interessieren Euch die Liebschaften einer alten Frau? Ich bin Witwe, hätte ich meinen Sohn um Erlaubnis bitten sollen junger Prince?«, fragte Francoise.
Ciel Felicien de Souvagne
»Die Fragen stelle ich«, stellte Ciel klar. »Bitte beantwortet die Frage.«
Duchesse
Der Blick der alten Duchesse verfinsterte sich. »Ja«, sagte sie knapp und kalt. Während Maurice zustimmend nickte, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel machte sich eine Notiz. »Ferner gab Parcival an, dass Ihr unglücklich wart in Eurer Ehe und ihn daher damit beauftragt habt, Euren Mann und dessen Söhne zu ermorden und den Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen.« Ciel blickte sie sehr aufmerksam an. »Duc Alain de Etienne und der Kronprince, mein Onkel Pomeroy, hätten in Eurem Auftrag den Tod gefunden. Was möchtet Ihr dazu sagen?«
Duchesse
»Ich habe nicht den Tod meines Kindes in Auftrag gegeben, den meines Mannes sehrwohl«, antwortete sie bar jeder Emotion und musterte Ciel.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel versetzte es einen Stich, sie so reden zu hören, aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Dabei half ihm, dass die Tode schon lange zurücklagen und er weder Alain noch Pomeroy je kennengelernt hatte. »Warum?«, wollte Ciel wissen. »Es wird wohl kaum aus Liebe zu Parcival geschehen sein.«
Duchesse
»Ihr habt Euch bereits eine Meinung über mich gebildet. Was schert es Euch, was ich empfinde? Es hat niemals irgendwen geschert, warum Euch? Weder meinen Vater, noch meinen Bruder, noch meinen Mann oder meine Söhne. Falls es Euch tatsächlich interessiert, fangt Ihr zu spät damit an. Mein Tod wird längst beschlossene Sache sein, weil ihr nur das seht, was Ihr sehen wollt und sehen könnt. Ihr habt keine Vorstellung davon was es bedeutet als Frau geboren zu sein von Stand. Jeder Mann und sei er noch so gering hat eine Wahl. Jede geringe Frau, kann aus Liebe heiraten. Wisst Ihr weshalb Frauen von Stand heiraten Prince? Sie werden verheiratet um Bündnisse zu schließen, um Bündnisse zu festigen und um ihren Männern Söhne zu gebären. Möglichst viele in möglichst kurzer Zeit. Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, wie es sich anfühlt, von jedem nur als Tauschgegenstand gewertet zu werden? Zwar wertvoll und auch machtvoll, aber dennoch nur ein Gegenstand. Eine Frau hat niemals persönlich etwas zu sagen oder die Möglichkeit über ihr eigenes Leben zu bestimmen. Ist Euch das bewusst als Mann? Ist Euch bewusst, dass die Frau immer abhängig ist von Vater oder später ihrem Ehemann? Hat sie keinen Vater mehr und keinen Mann, dann ist der nächste männliche Verwandte zuständig, Brüder, Onkel. Sie selbst wird niemals rechtsfähig sein, sie selbst bleibt seit ihrer Geburt das Anhängsel eines Mannes. Und nun verratet mir, wo soll eine Frau dort ihr Glück finden? Oh natürlich mein lieber Junge gibt es auch die Frauen von Stand die sich gerne mit Gesellschaftern umgeben. Die liebe und gute Adlige als Freunde haben. Natürlich gibt es darunter auch solche, die bereit sind für ein Spiel mit dem Feuer und es wagen das Feuer einer verheirateten Frau anzufachen oder den Brand zu löschen. Aber sollte der Ehemann davon erfahren, wenn man die erste Ehefrau ist, hat dies ganz andere Konsequenzen, da es sich um die Erblinie handelt. Also was ist diese Frau als eine Sklavin ihres Standes? Ihre Aufgabe ist der Fortbesand der Linie. Aber meint Ihr nicht auch, dass sie dennoch ein Mensch ist? Mit Wünschen, Sehnsüchten und sogar Gefühlen? Also was wisst Ihr von der Liebe um diese mir abzusprechen? Was junger Mann?«
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel hörte sich alles an. »Es ist richtig, dass ich diese Zwänge nicht in ihrer Gänze nachempfinden kann. Dennoch weiß ich, was es bedeutet, Gefühle zu haben und diese nicht ausleben zu können. Dafür, wie unsere Gesellschaft und unser Rechtssystem funktioniert, können wir beide nichts, aber wir alle müssen uns ihm beugen, denn sonst herrschen hier bald rakshanische Zustände. Ich habe mir mein Urteil noch nicht gebildet, nein. Sonst würdet Ihr hier nicht sitzen, sondern bereits einen Kopf kürzer sein. Habt Ihr Parcival denn geliebt? Wenn ja, warum ließet Ihr ihn 33 Jahre warten? Und nicht zuletzt - habt Ihr mit Eurem Mann darüber gesprochen, ob Ihr einen Liebhaber haben dürft? Vielleicht hätte er es ja gar nicht verneint.«
Duchesse
Die Duchesse musterte Ciel etwas milder. »Hätte ich Paricval nicht geliebt, wäre Alain noch am Leben. Alain war kein Mann mit dem Mann große Worte wechseln konnte, besaß man nicht sein Herz. Und ich besaß es nicht. Ich besaß nur den Rang der ersten Ehefrau. Seine Zuneigung oder gar Liebe gebührte anderen. Alain liebte seine Beifrauen Danielle Lereau Descoteaux und Madelene Larocque gleichermaßen. Für mich war in seinem Herzen kein Platz. Aber sehr wohl in seinem Bett. Er hat mich mit Anstand behandelt, dass ist vielleicht mehr als manche Frau sagen kann. Aber es war ein Geschäft. Titel und Reichtum, gegen Söhne. Und nicht mal mir galt das Geschäft, sondern zum Vorteil meiner Familie. Ich schenkte ihm zwei Söhne, Bernard und Maximilien. Ab dato verband uns nichts mehr außer der Name. Er war stets höflich aber distanziert. Wann sahen wir uns? Wann sprachen wir uns? Er lebte sein Leben mit zwei Frauen und völliger Zufriedenheit. Und ich lebte das meine, allein, wartend, hoffend, auf etwas das nie geschehen würde. Eine Frau denkt manchmal genauso dumm und hoffnungsvoll wie die Männer junger Prinz. Eine zeitlang hatte ich gehofft, dass sich unsere Situation bessern würde, vor allem nach dem ersten Sohn. Aber es gab keine Zeit wo er mich liebte. Mich respektierte - ja, die gab es. Aber es gab keine Zeit in der wir uns Siezten oder Duzten, wir waren beim Ihr - sogar im Bett. Es lag keine Zärtlichkeit darin in seinen Armen zu liegen und ich denke für ihn wird es auch nicht angenehm gewesen sein. Aber er hatte neben mir eine andere Welt - seine Welt Ciel. Ich hatte nichts. Ich hatte teure Kleider, Schmuck, ein Leben am Hof, ich war ein Vogel im goldenen Käfig, aber ich war allein. Und dann lernte ich eines Tages Parcival kennen«, sagte die Duchesse.
Ciel Felicien de Souvagne
»Es war in so vielen Jahrzehnten nicht ein einziges Mal möglich, mit Eurem Mann zu sprechen?«, hakte Ciel nach. »Ihr liebtet also Parcival. Was war es, dass Euch an ihm gefiel? Parcival wusste nichts von Euren Gefühlen, er starb in der Überzeugung, für Euch bedeutungslos gewesen zu sein und nur ein Werkzeug. Und offen gestanden wirkt Ihr sehr gefasst dafür, dass Eure große Liebe auf diese blutige Weise ein Ende genommen hat.«
Duchesse
»Unsere Familie liebt Sprichworte nicht wahr? ...Das Du geweint hast ist wahrschein, doch starke Frauen weinen heimlich... Muss ich meine Gefühle vor Dir oder sonstwem breit tragen? Jahrelang musste ich sie verschweigen, damit wir ein Paar sein konnten. Wäre es aufgeflogen, wäre er hingerichtet worden. Gleich was man ihm befahl, gleich wie schwer er verletzt wurde, ich hatte die Maske der Distanz zu tragen. Etwas zu viel Interesse und es wäre aufgeflogen. Ja es mag alles für Dich nicht echt wirken, aber Du kannst nicht in mein Herz blicken. Und nach all den Jahren, wo man vorgeben muss ein Eisberg zu sein, wird man langsam auch einer. Er ist tot, ich weiß. Aber wir waren schon lange tot, alle beide. Gelebt haben wir nur in den Moment, wo wir für uns waren, ungestört und frei. Und danach war jeder wieder in seiner Welt und in seinem Amt gefangen. Er als Oberster der Himmelsaugen, ich als die Duchesse, später Mutter des Duc. Eine Gegenfrage, wenn es mein Sohn Maximilien schafft, seit 33 Jahren nicht mit mir zu reden, wie glaubst Du war sein Vater? Und ich sage Dir Alain war so stur, dass Dir Dein eigener Vater wie ein verrückter Freigeist vorkommen würde. Er war streng, er war genau, er war geradezu pedantisch, dass war Alain. Obwohl er auch eine andere sehr liebenswürdige Seite hatte. Er war charmant, geistreich, extrem gut gebildet, er konnte sogar recht witzig sein und hatte Esprit. Aber ich hatte nichts davon Ciel. Unsere Beziehung bestand aus dem Gruß bevor wir das Bett teilten. Wir kamen unserer Pflicht nach. Warum ich Parcival nach all den Jahren nie als Partner nahm, ist eine gute Frage. Vermutlich Angst«, gestand die Duchesse.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel warf einen rückversichernden Blick zu Maurice. Der Großteil der Erklärungen hörten sich glaubwürdig an, aber ein Detail nicht. »Ihr habt Euch davor gefürchtet, Parcival zum Liebhaber zu nehmen - aber nicht davor, Euren Mann und die Agenten der Autarkie ermorden zu lassen? Wie weit ging Eure Liebschaft überhaupt, wenn Ihr von solchen Gefühlen sprecht, aber nicht einmal Parcival von diesen wusste?«
Maurice de la Cantillion
Maurice nickte knapp, dass Ciel Recht hatte. Die Duchesse sprach die Wahrheit, aber sie verriet nicht alles.
Duchesse
»Wie meint Ihr das? Ich habe... so schändlich das sich für Euch anhören mag, als junge Frau den Unfall meines Mannes geplant. Und dabei kam mein Sohn Bernard mit ums Leben. Sei versichert, meine Söhne habe ich stets geachtet und geliebt, auch wenn ich sie nie so geliebt habe, wie eine Mutter die ihr Kind selbst großzieht. Ich habe sie entbunden, gehalten und man nahm sie mir aus den Armen. Nur eine Mutter weiß, was das heißt. Manche sind froh ihre Kinder in die Obhut anderer zu geben. Ich wäre froh gewesen sie aufziehen zu dürfen. Es hätte meine Einsamkeit gelindert und ich hätte doch dabei eine Amme zur Unterstützung haben können. Davon wollte mein Mann nichts wissen. Und irgendwann als mich die Einsamkeit fast aufgefressen hatte und das obwohl Parcival an meiner Seite war, beschloss ich, dass Alain einen Unfall erleiden musste. Das Bernard mit in der Kutsche saß, brach mir das Herz. Das habe ich nicht gewollt. Aber Parcival sagte, wir müssen schweigen, denn sonst landen wir auf dem Block. Ich habe nicht den Tod der Agenten angeordnet. Parcival sagte sie hätten uns in der Hand, sie müssten weg und er wüsste schon wie. Ich verstand nicht wieso, bis sie alle hingerichtet wurden durch die Himmelsaugen. Da verstand ich. Sie wussten von uns, oder einige von ihnen. Und sie wussten was ich getan hatte. Er hatte mich beschützt mein Parcival und dennoch nahm er anderen Frauen die Männer. Und nahm Kindern die Eltern. Er tat dies um mich zu beschützen. Aber beschützte er mich, oder sein Verhältnis zu mir? Und ich beschwerte mich über Alains Kälte... aber so etwas hätte Alain niemals getan. Er mag nicht mein Ehemann gewesen sein vom Herzen her, er mag auch nicht mein Freund oder Gesellschafter gewesen sein, aber trotz allem war er ein anständiger Mann. Und in dem Moment als ich begriff was dort geschehen war, kam ich mir sehr dumm und naiv vor. Der eine Mann benutzte mich um Kinder zu zeugen, der andere... als was? Und da fing ich an, ihn zu benutzten. An einer Leine kann man von beiden Seiten aus ziehen«.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel war betrübt. Er spielte ein wenig mit der Schreibfeder, ohne etwas aufzuschreiben. Lange schwieg er. »Trotz allem verstehe ich nicht, warum Ihr nicht wenigstens versucht habt, Euren Mann um eine Liebschaft zu bitten. Ihr seid eine intelligente Frau und wart kaltherzig genug, einen Mord zu planen. Warum nicht ein letzter Versuch, es auf unblutigem Wege zu lösen? Was verschweigt Ihr mir, Großmutter?«
Duchesse
»Nichts. Oh... Moment, doch. Dir ist nicht die Strafe bekannt für Ehebruch oder? Schau, gebäre ich dem Duc einen Sohn, ist er Kronprince. So war es, so kam es als Bernard starb und Maximilien den Thron bestieg. Alle meine Kinder mit Alain waren Kronprincen. Hätte ich offiziell um eine Liebschaft gebeten, hätte Alain das als Affront sehen können. Er hätte zustimmen können mit der Auflage dass nichts passieren darf. Er hätte schlicht ablehnen können. Er hätte mich für die Frage auf den Block schicken können. Denn wäre dann das Kind wirklich von ihm oder von meinem Liebhaber? Er muss ganz sicher sein, dass es seine Kinder sind und nicht jene eines Nebenbuhlers. Folglich hätte er es mir vermutlich nicht erlaubt. Ob er tatsächlich abgelehnt hätte, weiß ich natürlich nicht. Aber dies ist der Hintergrund warum ich ihn nie fragte. Es ist nicht so, dass kein normales Gespräch zwischen uns möglich war. So wie wir jetzt reden, konnte ich auch mit ihm reden. Nur über andere Themen. Aber das wagte ich nicht anzusprechen. Vielleicht war dies ein großer Fehler von mir. Aber ich hatte Angst und ich war allein. Schau einmal hinaus, tausende Menschen umgeben uns, wie ein Ameisenhaufen arbeiten sie fleißig, der Hof funktioniert wie ein Uhrwerk. Und dennoch bist Du allein nicht wahr? Und ich war ebenso allein, noch einsamer. Ich saß eigentlich immer nur in meinem Zimmer und wartete. Doch worauf, dass sagte mir niemand«.
Ciel Felicien de Souvagne
»Dennoch droht Euch nun der Block, auch unter Berücksichtigung aller mildernden Umstände. Ihr habt den Mord an Duc Alain Etienne de Souvagne in Auftrag gegeben und den des Kronprice mitverschuldet. Parcival hat für seine Taten bereits bezahlt. Nun seid Ihr an der Reihe.« Er betrachtete seine Großmutter mit einem Blick, der müde wirkte, aber tiefe Trauer bedeutete. »Wenn all das Leid, das der Agentenfamilien, dass von Parcival und das Eure, einen Sinn gehabt hat, dann jenen, dass die Zukunft anders aussehen wird. Wir haben daraus gelernt. Meine Schwester hat ihren Ehemann selbst wählen dürfen unter all den Männern da draußen. Wie ihre Großmutter entschied sie sich für einen Chevalier der Himmelsaugen und ich hoffe, sie ist mit ihm glücklich. Gibt es noch etwas, das Ihr sagen möchtet?«
Duchesse
»Ich habe nicht gewollt dass es so kommt, vielleicht hätte ich einfach in den Tempel oder ins Kloster gehen sollen. Aber auch so eine Entscheidung steht einem als Frau alleine nicht zu. Letztendlich führt keine Macht dazu, dass man manchmal die Macht des Todes wählt. Vielleicht solltet Ihr dies bedenken und den Frauen etwas mehr zugestehen. Dass Deine Schwester frei wählen durfte freut mich. Ich möchte Dir sagen, dass ich meine Söhne geliebt habe und ihnen nichts böses wollte. Gleich was andere dachten. Ich weiß, dass Leon mich für eine Gefahr hielt und Maximilien von mir abschirmte. Und ich habe den Agenten nicht schaden wollen, dies lag in Parcivals Hand und er führte es auch aus. Mein Verbrechen bestand darin es nicht zu verhindern. Vielleicht bin ich nichts weiter als eine verbitterte alte Frau, aber sag meinem Sohn, dass ich ihm nie etwas Böses wollte. Und dass mir der Tod seines Bruders leid tut. Ebenso wie der Tod von den unschuldigen Frauen. Letztendlich weiß ich nicht ob meine Liebe danach zu Parcival erlosch. Vielleicht wollte ich mir einfach mein Versagen nicht eingestehen. Ich hätte meinen Mann nicht um ein Verhältnis bitten sollen, sondern um das Recht mich in ein Kloster zurückzuziehen«, sagte die Duchesse.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel nickte langsam. »Möchtet Ihr es Eurem Sohn selbst sagen?«
Duchesse
»Nein, er ist immerhin der Mann und das Familienoberhaupt dieser Familie. Er möchte seit 33 Jahren nicht mit mir sprechen. Was sollte sich heute geändert haben?«, fragte sie ruhig.
Maurice de la Cantillion
Maurice tippte Ciel freundlich an und flüsterte ihm ins Ohr. »Sie lügt«, wisperte er.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel nickte kurz, als Maurice ihm ins Ohr flüsterte und blickte seine Großmutter dann an. »Will er seit 33 Jahren nicht mit Euch sprechen - oder Ihr nicht mit ihm? Ich werde das Gefühl nicht los, dass ein wichtiges Detail noch fehlt, dass Ihr mit in Euer Grab nehmen möchtet. Seht, ich spreche hier zu Euch, weil ich verstehen möchte, was geschehen ist - damit sich eine solche Katastrophe nicht noch einmal wiederholt. Wir sind die Krone, wir haben die Möglichkeit, die Dinge zu verändern und vieles, was sich als nicht optimal erwiesen hat, wurde auch bereits geändert. Ihr könnt dazu beitragen, dass es denen, die nach Euch kommen, besser geht, als es Euch ergangen ist. Das geht nur, indem ihr diese Eure letzte Chance nutzt, bevor Ihr von dieser Welt scheidet.«
Duchesse
»Ich denke er wusste es die ganze Zeit und er hat geschwiegen. Er wollte nicht mit mir sprechen, stets lag eine Anklage in seinem Blick. Aber er sprach es nie aus, er sagte kein Wort. Er hat mir nie vorgeworfen seinen Vater und Bruder getötet zu haben, aber er wusste es. Er hat es genauso hingenommen wie ich. Vielleicht kam es ihm sogar ganz Recht?«.
Maurice de la Cantillion
Maurice blinzelte irrtiert ehe er sich an Ciel wandte. Er schrieb kurz etwas auf einen Zettel. `Sie glaubt wirklich, dass Max von dem Mordanschlag wusste und schwieg. Sie ist der Meinung, er hätte ihr dankbar zu sein, dass sie ihn dadurch auf den Thron brachte. Wenn auch versehentlich. Das glaubt die Frau´ - stand auf dem Zettel.
Ciel Felicien de Souvagne
Das Entsetzen ob dieser Anschuldigung war nun deutlich in Ciels Gesicht zu lesen. Hilfesuchend starrte er Maurice an, nachdem dieser ihm den Zettel überreicht hatte und dann Gilbert. »Möchten Sie noch etwas anfügen, Gilbert?«, fragte er und klemmte den Zettel von Maurice in seine Kladde.
Maurice de la Cantillion
Maurice schrieb erneut etwas auf einen Zettel. »Euer Vater ist nicht so ein Mann, Euer Vater hatte keine Anschuldigung im Blick, sondern Trauer! Diese Frau lügt. Lasst sie mich auslesen!«, bat Maurice.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel klemmte auch diesen Zettel zu den Unterlagen und ließ sich von Antoine ein Glas Wasser reichen. Er trank einen Schluck und verschränkte dann die Finger. »Genehmigung zum Auslesen erteilt.«
Gilbert Jardine
Gilbert bezog neben Ciel Stellung. »Nun ich würde gerne wissen, weshalb sich Euer Sohn dann nicht mit Euch verbündete, wenn er Euch doch seine jetzige Stellung verdankt. Wäre das nicht das mindeste, dass er Euch in einen besonderen Stand erhoben hätte? Nein das hat er nicht. Vielmehr hat ihn sogar sein alter Leibdiener vor Euch abgeschirmt. Wie wir wissen tagtäglich, stündlich, rund um die Uhr wurde Euer Sohn bewacht. Er war der letzte männliche Souvagne, der letzte seiner Art der die Familie fortführen konnte. Wenn von Euch keine Gefahr ausging, warum sollte Euch dann sogar so jemand harmloses wie der alte Leon gefürchtet haben? Hätte dieser Mann Euch nicht vielmehr den Kontakt erlaubt, damit sein Schützling die Trauer übersteht und Ihr Euch gegenseitig Halt geben könnt? Verzeiht Hoheit die Ihr keine mehr seid, aber Eure Erläuterungen hinken ganz gewaltig«, sagte Gil.
Duchesse
Die Duchesse musterte Ciel und Gil kalt. »Ja das hätte er tun sollen, aber hat er es getan?«, fragte die Duchesse. Die alte Frau stand blitzartig auf, griff sich in ihren gewaltigen Haarballen und in der gleichen Sekunde zuckte ihre Hand nach vorne.
Maurice de la Cantillion
Es sah aus als wollte sie Ciel von sich stoßen oder vor die Brust schlagen, aber Maurice wusste es besser, denn zeitgleich warf sich das ehemalige Himmelsauge schützend vor seinen Herrn. Er zuckte wie von einem Schlag getroffen zusammen und riss die alte Frau mit zu Boden. Als er ächzend auf die Seite rollte, sah Ciel dass eine 20 cm lange, stiletartige Nadel aus seiner Brust ragte.
Duchesse
Mühsam kämpfte sich die alte Frau wieder auf die Beine. »Das dachtest Du Dir so?«, fragte sie erbost.
Antoine
Antoine wusste nicht, ob sie noch mehr solche Haarnadeln in ihrer Frisur trug und ob diese womöglich vergiftet waren. Die Möbel waren alle am Boden festgeschraubt, nichts davon taugte als Waffe. Er selbst trug als Gehilfe eines Büttels auch keine. Normalerweise sah er Gilbert nur bei der Arbeit zu, kochte Kaffee und verteilte Post. Er war kein Büttel, nicht mal ein halber, er war nur ein Praktikant. Aber er wusste, wie man sich prügelte. Er tat das, was man auf der Straße in solchen Situationen meist als erste Sofortmaßnahme tat - er schlug mit der Faust nach dem Gesicht der Frau.
Gilbert Jardine
Gilbert zerrte Ciel von dem Kampf weg und eilte Toni dann sofort zur Hilfe. Er riss die alte Frau herum und fesselte ihre Hände auf dem Rücken, ehe er sie recht unsanft auf den Stuhl donnerte und dort fixierte. Sie musterte die Männer mit glühenden hasserfüllten Augen.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel wehrte sich gegen Gilbert wie ein zappelnder Fisch und brüllte nach den Gardisten vor der Tür. Aber Gilbert wäre kein Büttel, wenn er nicht einen biestigen jungen Prince bändigen und aus einer Gefahrenzone bugsieren könnte. Als seine Großmutter festgezurrt war, was nur wenige Sekunden dauerte, stürzte Ciel zu Maurice und prüfte, ob er noch lebte.
Duchesse
»Was habt Ihr erwartet? Er war 17! 17 war der dusslige Bengel und bestieg den Thron! Was war mit mir? Mit der Mutter, die dieses undankbare Miststück geboren hatte? Genauso dumm und undankbar wie Parcival diese nutzlose Sackratte! Ich schenkte ihm meine Gunst und er war zu dämlich alle drei zu beseitigen. Dieser verblendete Ordensidiot! Und dann die Schonung der Agentengören! Sogar die Weiber wollte er schonen. Drei Leute können nur dann ein Geheimnis bewahren wenn zwei davon tot sind! Aber nein, Parcival ließ sie leben, wie oft habe ich ihm gesagt, was ich erwarte, was ich mir wünsche, was ich verlange. Und dann dieser unsägliche seltsame Diener, der stets bei der kleinen Schwuchtel schlief. Oder was machte der alte Tattergreis dort? Zuerst war er der Diener meines Mannes, dann von Max? Er hätte mit in der Kutsche sitzen sollen! Genau wie alle anderen! Dann würde es Dich nicht geben! Aber selbst da hat Parcival versagt! Er meint er war nur ein Werkzeug? Oh nein das war er nicht! Werkzeuge sind nützlich!«, lachte die Duchesse gehässig.
Maurice de la Cantillion
Als Ciel prüfte ob er noch lebte, ergriff Maurice die Hand von Ciel. Er wollte etwas sagen, aber schwarzes Blut rann aus seinen Mundwinkeln. »...ilf... mi..r«, konnte er gerade noch hervorpressen, ehe er ohnmächtig wurde.
Ciel Felicien de Souvagne
»Schwarz?«, kreischte Ciel. Er riss sich sämtliche Oberteile vom Leib, damit ihn die Ärmel nicht störten und behielt nur sein Korsett an. Man sah die schlimmen Narben an seinen Armen und die kaum verheilten Spuren der letzten Selbstgeißelung. Unbekleidet sah er keineswegs so aus, wie man sich einen Prince gemeinhin vorstellte und ganz besonders nicht den dünnen, blassen Ciel. Er wirkte regelrecht zerfleischt.
»Gilbert, rufen Sie Benito!«
Er nahm sein Ritualmesser, das so scharf war wie ein Skalpell, und trennte mit einem Schnitt Maurices Kleidung auf, so dass die Wunde, in der das Stilett steckte, bloßlag. Dann schnitt er sich die Pulsadern auf. Seine linke Hand war von den vielen Schnitten inzwischen stark beeinträchtigt, er spürte sie kaum noch und die Motorik war wenig gegeben. Meist konnte er das ganz gut kaschieren, indem er einfach die rechte Hand benutzte oder passende Befehle erteilte. Der eine Schnitt mehr würde es auch nicht schlimmer machen. Er ließ das Blut auf Maurices Wunde tropfen und zog langsam das Stilett heraus.
Gilbert Jardine
Gilbert packte Toni und zerrte ihn zu sich. »Bewach den Prince und Maurice gut. Schick die Alte ins Land der Träume, ich bin sofort wieder da mit Hilfe!«, sagte Gil und rannte so schnell er konnte los. So schnell wie man ihn vermutlich noch nie laufen sah. Er rannte bis ihm die Lunge schmerzte und rannte dennoch weiter bis in die Heistube. Die Tür trat er kurzerhand ein, packte Benito am Kragen und zerrte ihn hinter sich her. »Keine Zeit für Erklärungen!«, keuchte er und rannte den gleichen Weg wieder zurück. Binnen kürzester Zeit stand Gilbert wieder schnaufend im Verhörraum, neben ihm ein nach Luft japsender Benito. »Hallooo... Herr«, keuchte Ben und gesellte sich sofort zu Ciel, auch wenn er etwas blass um die Nase war.
Benito
Ben hielt Ciels Hand fest, so das die Nadel blieb wo sie war. »Noch nicht Herr. Ihr zieht wenn ich es Euch sage, die Nadel hat sein Herz durchbohrt«, sagte der Heilmagier und legte vorsichtig eine Hand um die grausame Waffe. Ben konzentrierte sich und ließ seine Magie in Maurice fließen. »Zieht, beeilt Euch«, bat der Heiler und gab alle magische Kraft die er aufbringen konnte in Maurice Körper und das Herz dass nach der Entfernung der Nadel ein Loch hatte zu heilen und die Vergiftung aus ihm zu vertreiben.
Antoine
Antoine stand völlig neben der Spur, da dies sein erster Einsatz war, wo jemand so schwer verletzt wurde. Da er Angst hatte, die alte Frau umzubringen, wenn er ihr den Schädel irgendwie falsch einschlug, würgte er sie mit zitternden Händen, bis ihr Kopf niedersank.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel hörte sofort auf zu ziehen, bis Benito ihm das Signal gab. Ihm wurde übel, als Benito sagte, dass Maurices Herz durchbohrt worden war. Er konzentrierte sich und hielt Maurices Seele gewaltsam in dessen Körper. Das konnte er nicht ewig aufrechterhalten, aber er hoffte, es würde reichen, bis Benito und er die Wunde behandelt hatten. Er war Bluthexer, doch seine Macht war alles andere als unbegrenzt, da er schon fast in die Kategorie Kampfmagier fiel. Er verbrachte viel Zeit im Feld, sehr viel mehr, als ihm lieb war und darunter litt seine magische Ausbildung. »Was soll ich machen?«, keifte er außer sich. »Schafft er es?!«
Benito
Das Gesicht des Heilmagiers war hochkonzentriert und seine Augen leicht zusammengekniffen. »Natürlich schafft er es! Wir lassen ihn einfach nicht sterben, soweit kommt es noch!«, knurrte Ben und die Kampfansage galt nicht Ciel, sondern der Nadel die in Maurice steckte. Langsam und gleichmäßig zog Benito sie nun heraus, während die andere Hand auf Maurice Brustkorb ruhte und die heilende Magie in seinen Körper schleuste. Blass war er und irgendwie sah das Himmelsauge kleiner aus, obwohl er das gar nicht war. Schwarz geädert war sein Brustkorb. Benito legte die Nadel beiseite und Ciel sah, dass dieses Mordinstrument doppelt so lang gewesen war. Voller Blut und schwarzen Öl, war sie jetzt immer noch eine tödliche Waffe. Benito presste nun beide Hände auf Maurice Brustkorb und die Verfärbung verschwand langsam aber sicher. Es dauerte gut und gerne eine halbe Stunde, die der Heiler mit dem Gift kämpfen musste, aber dann war es geschafft. Das Loch im Herzen war geschlossen und die Vergiftung besiegt. Schweißnass hockte Ben neben dem Prince und wischte sich die Stirn ab. »Meine Güte, in letzter Zeit ist hier aber auch was los. Er hat es gepackt Herr, er ist über dem Berg, aber er braucht absolute Ruhe. Es war knapp, aber ich gebe keinen meiner Patienten auf«, sagte Ben und blieb erstmal hocken um wieder Kraft zu schöpfen.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel war nicht minder erschöpft. Er hatte viel Blut verloren, ihm lief kalter Schweiß, er hatte Durst und zitterte. Er streckte die Hand aus und ließ sich von Antoine das Wasser geben, dass er in einem Zug leertrank. »Ich fürchte langsam, ich ziehe das Unglück an, wie die Duponts. Was war das für Gift und warum sind seine Adern schwarz gewesen?« Er tätschelte die Wange ihres Patienten, damit dieser wieder zu sich kam.
Benito
Ben legte Ciel eine Hand auf den Kopf und schlagartig fühlte sich der junge Prince etwas kräftiger und gesünder. »Die Adern selbst wurden nicht schwarz, sondern das Blut darin veränderte, verfärbte sich Hoheit. Da das Herz vergiftet wurde. Die Art des Giftes ist mir unbekannt, es ist sehr aggressiv und hartnäckig. Wir müssen die Nadel aufheben und untersuchen um ein Gegenmittel zu erforschen. Ihr zieht das Unglück nicht an Herr, Ihr bekämpft es. Darum kommt Euch dies so vor«, sagte Benito und verpackte die gefährliche Nadel sicher.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel stützte sich an Benito auf und erhob sich. »Antoine, bringen Sie Maurice in sein Bett. Da er körperlich so weit wieder hergestellt ist, wird es am besten sein, wenn er sich zu Hause wieder auskuriert. Gilbert, Sie verbringen meine Großmutter in ein Verlies. Unterwegs dürfen Sie sich überlegen, warum die Frau nicht durchsucht und auf dem Stuhl fixiert war, während ich mit ihr sprach! Benito, bringen Sie mich zu meinem Vater. Gehen Sie dabei einen Weg, der kaum begangen wird, da ich ihnen unterwegs etwas sagen möchte.«
Gilbert Jardine
Gilbert schaute beschämt zu Boden. »Weil Sie Eure Großmutter und eine alte Frau war, ich wollte Euch nicht beschämen und habe Euch gefährdet Herr«, entschuldigte sich Gil extrem betreten.
Benito
Benito hakte Ciel unter und führte ihn auf den Putz- und Wartungswegen langsam Richtung Gemächer des Duc. »Hier ist selten jemand unterwegs. Die Gänge sind für eilige Erledigungen und schnelle Wartungen, Reparaturen. Was möchtet Ihr besprechen?«, fragte der Heiler.
Ciel Felicien de Souvagne
»Das war dumm von ihnen und fahrlässig!«, schrie Ciel Gilbert noch hinterher, während Benito ihn wegführte. »Unitè B wäre das sicher nicht passiert, vielleicht sollten Sie dort für eine Weile in die Lehre gehen! Sorgen Sie dafür, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt!«
Gilbert Jardine
Gilbert trollte sich gemeinsam mit Toni und der Gefangenen wie ein geprügelter Hund. Er musterte seinen Schüler und sagte eine ganze Zeit lang keinen Ton. Erst als sie außer Hörweite waren, wandte er sich an Toni. »Wie kann ich das wieder gut machen? Ich habe wirklich gedacht, nein ich habe gar nicht richtig nachgedacht. Stell Dir nur vor, wegen mir wäre dem Prince etwas passiert. Ich könnte mich so in den Arsch beißen«, flüsterte Gil aufgelöst.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciels Kopf fuhr herum und er starrte nun Benito an. »Zunächst einmal haben Sie hervorragende Arbeit geleistet, wie Sie das immer tun. Sie wissen, dass Sie für die Krone nahezu unentbehrlich sind. Doch machen Sie nicht den Fehler, zu glauben, Sie seien es absolut. Es wird ohne Parcival weitergehen und es wird auch ohne Sie weitergehen, sollte mir noch ein einziges Mal zu Ohren bekommen, dass Sie Ihre lüsternen Greisenfinger in meine Schwester Verrill schieben!«
Benito
Ben wurde so blass wie seine Robe und starrte Ciel nervös an. »Ihr missversteht da etwas, ich bin Ihr Arzt«, versuchte sich Benito herauszureden, in der Hoffnung nicht einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Das sein Bruder Verrill ebenso untersuchte, erwähnte er nicht. Immerhin war Dan wirklich rein der Arzt von Greg, seitdem Linhard ihn dazu bestimmt hatte. »Eure Schwester ist eine völlig andere Person als ein normaler Mensch und wie glaubt Ihr Herr untersucht man Frauen dort?«, fragte er vorsichtig.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel platzte der Kragen. Er stieß Benito rücklings gegen eine Wand, die neu verputzt werden sollte, so dass der marode Putz auf die Halbglatze des Heilers hinab rieselte. »Glauben Sie, Verrill sei zu dumm, ärztliche Sorgfalt von Grabscherei zu unterscheiden?!«
Benito
Ben legte ganz vorsichtig die Hände auf Ciels Schultern und drückte ihn behutsam ein Stück weg. »Nein das ist sie nicht, sie ist alles andere als dumm. Sie ist... perfekt«, flüsterte Benito. »Ich wollte ihr nicht wehtun, ich wollte... ich weiß nicht genau was ich wollte. Ich wollte alles notieren, sie vermessen, sie unsterblich werden lassen indem ich alles von ihr aufschrieb. Sie ist wunderschön, ich wollte ihr nicht schaden. Ich schwöre es Euch«, antwortete Ben.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel schlug Benitos Hände weg, packte ihn am Kragen und schleuderte ihn ein zweites Mal gegen die Wand, diesmal so heftig, dass Benito sich den Hinterkopf einschlug. »Dann helfe ich ihnen auf die Sprünge! Wie wäre es mit einem Geistmagier, der überprüft, wie weit ihre Neugier wirklich reichte? Es interessiert niemanden, was sie wollten, Ihre Aufgabe war das Wohlergehen Verrills sicherzustellen. Stattdessen haben sie ihr eine derartige Angst gemacht, dass Sie sich nun vor allen Heilern fürchtet! Sie sind dieser Aufgabe enthoben, fortan wird ausschließlich Dantoine sich um Verrill kümmern. Sie werden Ihr nicht mehr nahekommen.« Er ließ Benito wieder los und starrte ihn wütend an.
Benito
Ben musterte Ciel und man sah ihm eindeutig an, dass er Angst vor dem Prince hatte. »Ich halte mich von ihr fern, ich werde meinem Bruder die Unterlagen geben. Zur Sicherheit wegen ihrem Kind. Ich wollte Ihr Wohlergehen sicherstellen, aber ich habe mich hinreißen lassen. Es... es tut mir leid. Ihr könnt meine Neugier überprüfen lassen Herr. Ich hatte nie vor ihr etwas anzutun, nie«, schwor Ben und machte sich auf die nächste Tracht gefasst.
Ciel Felicien de Souvagne
»Sie haben Sie wie ein Objekt betrachtet und würden Sie vermutlich am liebsten aufschneiden, nachdem Sie Ihre Vorzüge auch körperlich getestet hätten, vielleicht Ihre Tiefe mit dem körpereigenen Messstab ermitteln, alles im Sinne der Wissenschaft, versteht sich! Ihr Angebot, sich auslesen zu lassen, werde ich in Anspruch nehmen, sobald ich die Zeit finde. Vielleicht werde ich auch Verrill bitten, mich die Erinnerung einmal nachfühlen zu lassen. Dann kenne ich beide Seiten aus erster Hand. Sie haben Glück, dass ich mich momentan mit einem Lich herumzuschlagen habe. Kein weiterer Fehltritt bis dahin mehr, Benito«, sagte Ciel streng. »Und jetzt bringen Sie mich zu meinem Vater.«
Benito
Benito nickte. »Aber Ihr versteht das Ausmaß nicht. Ich meine das Ausmaß ihrer Besonderheit, dass kann nicht einfach brach liegen, ich wollte es für die Nachwelt festhalten und mit ihrem Namen, wäre auch meiner unsterblich geworden. Gemeinsam, ich war ihr Heiler versteht Ihr? Ihre Seite? Nun, also dürfte ich Ihre Seite ebenso erfahren? Und dürfte ich mich wenigstens entschuldigen, dass ich zu weit gegangen bin in meiner... Gier?«, bat er leise und führte Ciel zu seinem Vater.
Ciel Felicien de Souvagne
»Entschuldigen? Sicher dürfen Sie das, ob Verrill dies annimmt, obliegt jedoch ihr. Allerdings werden Sie nicht zu Ihr gehen, wenn Sie beide allein sind, es wird einer von Verrills Brüdern oder ihr Mann dabei sein. Ebenso wie es Verrill selbst obliegt, ob sie möchte, dass Sie oder irgendjemand sonst ihre Besonderheit wissenschaftlich erfasst. Haben Sie Verrill jemals gefragt, ob sie das wünsch? Ich denke nicht. Und Lüsternheit trägt wohl kaum zu einer objektiven Betrachtung bei.«
Benito
»Ihr habt Recht Herr und ich möchte mich nicht mit Euch streiten. Ich hätte Verrill oder ihren Vater um Erlaubnis fragen müssen. Den Rest könnt Ihr aus meinen Gedanken lesen lassen. Sie soll selbst entscheiden ob sie meine Entschuldigung annehmen möchte, es tut mir leid dass sie durch meine Dummheit Angst hat. Ich halte mich an Eure Befehle«, sagte Benito und blieb vor dem Gemach des Duc stehen. »Die Gemächer Eures Vaters Herr«, sagte Ben.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel musterte Benito etwas weniger streng. Er wusste selbst zu gut um Verrills Anziehungskraft und abgesehen von diesem Fehltritt war Benito immer ein zuverlässiger Heiler gewesen, den Ciel gut leiden konnte. »Ich würde es bedauern, wenn sie gehen müssten«, sagte er ehrlich. »Gehen Sie in Ihre Gemächer und nehmen sich für den Rest des Tages frei.« Dann wandte er sich ab und gab den Gardisten ein Zeichen, für ihn zu klopfen.
Benito
»Danke Herr, ich würde es ebenso bedauern. Ihr werdet es nach dem Auslesen vielleicht etwas verstehen. Ich werde mich um Maurice kümmern, gehabt Euch wohl«, sagte Benito und machte sich auf den Weg zurück zur Heilstube.
Davard von Hohenfelde
Gardist: Der Gardist klopfte für Ciel an der Tür. Es dauerte einen Moment dann wurde von Fabien geöffnet. Der Leibdiener musterte Ciel kurz, ehe er zur Seite trat. »Tetet bitte ein Herr«, bat Fabien respektvoll.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel trug noch immer bloß sein Korsett als Oberteil und sein Handgelenk blutete, obwohl er es zu hielt. Seine ganze Hand war rot, weil er den störrischen Benito hatte maßregeln müssen. »Bitte kurz verbinden«, sprach Ciel, trat ein und setzte sich zu seinem Vater, wo er wartete, dass Fabien die Verletzung versorgte. Er hoffte, der Leibdiener war wenigstens dazu fähig. Ciel sah im Gesicht noch schlimmer aus als sonst. »Oma hat ein wenig Ärger gemacht. Aber ich glaube, ich kenne nun die Wahrheit.«
Fabien Lacomb
Fabien holte sofort Verbandszeug und machte sich sogar ziemlich fachmännisch daran Ciels Wunde zu verbinden. Als er damit fertig war, packte er alles ordentlich ein, zog Ciel sein Korsett aus, reinigte mit feuchten Tüchern dessen Oberkörper und zog ihm ein geborgtes Hemd von Maximilien über, danach räumte er alles weg und ging Kaffee kochen.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Max küsste Ciel auf die Stirn. »Du siehst schlimm aus, war Bellamy nicht bei Dir? Berichte mein Kleiner, gleich gibt es Kaffee. Entspann Dich, berichte in Ruhe und dann schauen wir weiter. Danke für Deine Mühe, ich kann mit der Frau nicht reden Ciel«, erklärte Max sanft.