Der Eiskuckuck
Das Tagebuch des Kakko Korikara
Was noch zurückblieb
Das gestern im Westen stand
Oh, welche Kälte
Vorwort
Die folgenden Aufzeichnungen basieren auf dem, was meine Freundin Ratte zu berichten weiß. Sie mag ihre Fehler haben und mehr schlecht als recht als Amme taugen, doch ich bin der Überzeugung, dass ihre Worte der Wahrheit entsprechen. Die Zeit, von der Ratte mir erzählt, wenn die Wehmut sie übermannt und sie in alten Zeiten schwelgt, als sie noch schön war und voller Hoffnung auf ein Leben außerhalb der Grube, verschlief ich unter dem Herzen meiner Mutter Tomomi. Aus meiner Zeit als Ungeborener weiß ich nur das, was Ratte mich wissen ließ, aber Ratte war einstmals klug und sie sah und hörte viel, ehe ihre Augen sich trübten.
Es hat einen Grund, warum ich ihre und damit meine Erinnerungen nun hier festhalte. Bald wird es niemanden mehr geben, der davon erzählen kann.
Es ist der 20. des Heilmondes im Jahr 204 nach der Asche. Dieses Datum ist jedes Jahr ein doppelter Trauertag für Asamura, diese gnadenlose Welt, in die ich heute vor 24 Jahren mit einem Schwall von Blut und Fruchtwasser hinausgespien wurde. Heute ist nicht nur mein Geburtstag, sondern auch der 24. Todestag meiner Mutter Tomomi. Zwei Gründe zum Weinen, wenn es da irgendjemanden gäbe, der Mitleid mit den naridischen Arashi hätte, die einem oft als Säufer oder Soldaten begegnen, in den meisten Fällen als beides. Ich für meinen Teil bin nichts davon, denn zum Soldaten tauge ich nicht und Schnaps war das Gift, das mir Rattes Liebe nahm.
Meine Stunden verbringe ich heute zurückgezogen im Untergrund von Obenza, der großen Kloake dieser Welt. Mein Licht ist eine rostige Sturmlaterne, während irgendwo da oben die Sonne scheint. Ich werde diesen Tag feiern, indem ich niemanden mit meiner Gegenwart belästige, so erspare ich mir die Verbitterung, wenn ich einmal mehr feststelle, dass Ratte erneut versäumt, mir zu gratulieren oder mir ein Geschenk zu machen, obwohl sie es früher immer tat. Diese Stadt frisst ihre Kinder, sagt man, und Ratte hat sie bereits fast vollständig verzehrt. Bei mir im Untergrund sind ein Notizbuch, ein Tuschefass und die rauchschwarze Glasfeder, die sie mir einst schenkte, weil sie meinte, dass jeder Arashi eine besitzen sollte. Dabei waren die Ledwicker es, welche die Glasfedern erfanden, aber das habe ich ihr nie gesagt.
Möge diese Glasfeder schwarze Tränen für mich weinen, da ich es nicht mehr kann und mögen diese Zeilen einst Erinnerung und Warnung sein, wenn Dhanga und Hafari mein Gedächtnis endgültig zerstört haben werden.