Kapitel 36 - Aufbruch zur Forschungsreise

  • Aufbruch zur Forschungsreise

    Tazios Unterstützung zur Expeditionsreise sah anders aus, als Ciel erwartet hatte. Ledwick hatte noch immer unter den Nachwirkungen des Krieges zu leiden und ein eklatanter Mangel an technologischem und magischem Fachpersonal machte es unmöglich, würdige Unterstützung in dieser Form zu entsenden. Stattdessen entsandte er jemand anderen: Seinen persönlichen Berater, Augur und Freund Irving von Kaltenburg samt Argentocoxos. Diese Information nahm Ciel mit gemischten Gefühlen auf. Auf der einen Seite wusste er die Geste zu würdigen, denn Ledwick entsandte seine machtvollste Waffe und seinen wissendsten Kopf. Auf der anderen Seite war und blieb Argentocoxos ein nekrotisches Geschöpf und Irving blieb zwielichtig. So freundlich er sich gab, so falsch war er und er hätte einen hervorragenden Wigberg abgegeben. Ein Wigberg im Paradiesvogelkleid. Irving war nicht nur Unterstützung mit Rat und Tat, er war auch ein Mann von Asa Karane - genau wie Nicodemus, den sie zu suchen gedachten. Das konnte gut oder schlecht sein. Ciel würde die Gabe dennoch nicht ablehnen, das käme einem Affront gleich. Er schaute auf seine Liste, während er bei den Prachtadlern wartete, und hoffte, er hätte niemanden vergessen.



    [legend]

    Reisegesellschaft

    für die Expedition nach Arashima


    Die Reise erfolgt zunächst über See und in der letzten Etappe über Land. In Perlenbucht ist ein Zwischenstop eingeplant, Anlandung erfolgt in Okoyano. Endziel ist Katagawara, welches über einen nicht in der Karte verzeichneten, aber bekannten Fluss erreicht werden wird. Der Rückweg wird dem Hinweg in entgegengesetzter Richtung entsprechen. Die veranschlagte Reisedauer beträgt eine Woche. Proviant und witterungsgerechte Kleidung sowie alle notwendigen Utensilien für magische Forschungsarbeit sind an Bord, auch kann bei Bedarf auf das Bordlabor zurückgegriffen werden.


    Transportmittel: Thabit Argentocoxos

    Kapitän: Irving von Kaltenburg

    Befehlshaber: Prince Ciel Felicien de Souvagne

    Magische Beratung: Marquis Alexandre de la Grange, Marquis Davard von Hohenfelde

    Arzt: Benito Brassac

    Weitere Besatzungsmitglieder

    Prince Linhard de Souvagne, Marquis von Hohenfelde

    Marquis Dijon de la Grange

    Marquis Vendelin von Wigberg

    Marquis Vanja von Wigberg

    Costantino Marchesi

    Amias Laganà

    Freiherr Hector von Dornburg

    Freiherr Justinian von Dornburg

    Kirimar Tanba

    Kakko Korikara[/legend]

  • Die Forschungsreise nahm ihren Anfang in Souvagne. All jene die in Souvagne an Bord von Thabit gehen sollten, erhielten eine entsprechende, magische Botschaft sich umgehend in L´Heureux einzufinden. Es war das erste mal, dass die gewaltige Schutzanlage der souvagnischen Hafenanlage für ein fremdes Schiff geöffnet wurde. Thabit fuhr gemächlich in die gewaltige Hafenanlage ein. Souvagner bauten sogar in der See Mauern.


    Iriving und Thabit nahmen jede noch so kleine Information auf, aber sie lagen nicht lange vor Ort, denn die Gäste waren pünktlich. Sie verließen Souvagne, hielten auf Obenza zu und passierten die Mondlagune. Sie fuhren die Sturmsee hoch und hielten vor Perlenbucht, wo die restliche Gefährten der Reisegruppe hinzustiegen.


    Eine bunte Truppe gefährlicher Spezialisten befand sich an Bord von denen die meisten von Rang und Namen waren. Nicodemus konnte sich auf hohen Besuch gefasst machen, Thabit hoffte er hatte mehr anzubieten als Blut und warme Worte. Er selbst war neugierig darauf, was der erste aller Vampire zu dem Thema Blutmagie zu sagen hatte, falls er bereit war zu kooperieren. Das wussten sie alle nicht, aber genau das galt es herauszufinden. Und wenn man den alten Aufzeichnungen glauben durfte, war Nicodemus kein verbohrter Mann. Man würde ihn mit entsprechenden Verhandlungen überzeugen können.


    Knapp 10 Tage nach ihrem Aufbruch erreichten sie das Land des Eises, Arashima. Thabit drosselte die Fahrt, bis er ganz zum Stehen kam und in Katagawara anlandete.


    "Wir sind da, Arashima, Katagawara", erklärte der Leviathan und schob sich dabei ein Stück aufs Land, so dass die Zugangsluke ebenfalls auf dem Trockenen lag. Ansonsten hätten die Passagiere schwimmend von Bord gemusst.

  • Betreten schaute Ciel auf den Wasserspiegel in der Bodenluke, die sich vermeintlich einladend geöffnet hatte, um die Passagiere an Land schwimmen zu lassen, wie Irving es scheinbar ganzjährig zu tun pflegte. Zumindest konnte Ciel es sich nicht anders erklären. Er wollte die Stimme erheben, um sich zu beschweren, da ging ein Ruck durch den Leviathan.


    Ciel machte einen Ausfallschritt nach vorn, um das Gleichgewicht zu wahren, sein Fuß trat in strömendes Wasser und dann fiel er ins Nichts. Mit einem mehrfachen Purzelbaum rollte Ciel die Wand des schräg liegenden Argentocoxos hinunter und dann über den Boden. Mit der letzten Rolle sprang er - schon aus Prinzip - wieder auf die Füße und kam zum Stehen. Die Schlitzaugen der Arashi wurden rund, als der weißhäutige und blonde Prince sich würdevoll abklopfte und umsah. Dann schaute er zurück zur Luke.


    "Kommt ihr?"

  • Es folgte, der korrekten Rangfolge nach - der Bluthexer. Zumindest wollte Alexandre das, doch sein Vater bedeutete durch einen Blick, dass er derjenige sein würde, der das Tauchschiff nach dem Prince als erster verließ. Mit blitzenden, kniehohen Stiefeln und Reiterkleidung marschierte er auf langen Beinen hinaus, ohne zu straucheln. Zerknirscht folgte Alexandre samt seinem Ruspante. Er drehte sich um, um zu sehen, ob der Rest wenigstens in vernünftiger Reihenfolge aussteigen würde. Seinem Verständnis nach müssten nun der Prince und die souvagnischen Marquis folgen, und zwar der Zeit nach, die sie dem Lande schon gedient hatten, danach die beiden nichtadligen Souvagner, dann die ledvigiani und irgendwo am Ende der naridische Pseudo-Adel - ehe der fremdländische Nicht-mal-Pseudo-Adel folgte, den sie sich mit Kakko Korikara angelacht hatten.

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  • Die Reihenfolge wurde nicht korrekt eingehalten, da Hector Kakko, Justinian, Kirimar und Vendelin direkt nach draußen schob. Er wollte schnellstmöglich von dem Schiff gelangen, was ebenfalls ein Ältester war. Das eine war, sich von Dunwolf abzuwenden, das andere einem fremden Ältesten ausgeliefert zu sein, mit dem er nichts als Abscheu verband. Draußen angekommen überprüfte Hector kurz, ob es seinen Leuten gut ging. Sie sahen alle unversehrt aus, bis auf Jus, der noch blasser als üblich war und hypernervös wirkte. Unterwegs war genug Zeit den Umstand der Nervösität zu klären.


    Im Anschluss folgten Linhard mit Dave und Vanja. Zum Schluss kam Conny der sich freudestrahlend umschaute und die Gesichter seiner Begleiter damit Lügen strafte.


    "Mon Dieu was für ein kaltes Land", sagte er fröhlich und zog seinen Reiseumhang fester.

    "So ist Arashima in allen Belangen - kalt", antwortete Kirimar tonlos.


    Hector zückte den Opak und schaute drauf.

    "Zwei Tage von hier, Dein nächstes Blut Kakko", sagte er freundlich und knuffte seine beiden Söhne.

    "Erst Nico, dann Dein Erzeuger Kakko", warf Justinian ein und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.


    Linhard schaute sich um, grinste Ciel gut gelaunt an und warf dann einen Blick auf Vanja und Dave, sowie Vendelin und Hector. Die beiden Brüder hatten genau unterschiedlich gewählt, der einen den Beißer, der andere ein Beißer-Opfer. Bis jetzt hatten sich alle an die Regeln gehalten, keiner war den anderen angegangen. Aber das hieß nichts, in vielen Gruppenmitgliedern war das Blut der Hohenfelde und der Sippe zu finden. Linhard hoffte, dass sie statt der düsteren Seite die andere Seite nutzten, die des Sippenzusammenhalts. Und letztendlich war immer noch Ciel dabei und er, sie würden gemeinsam mit Conny und Alex für Ruhe sorgen.


    Lin schaute über die Truppe, als Benito ebenfalls nach draußen kam. Der Heiler sah etwas verknittert aus und hatte vermutlich die Anlandung verschlafen. Einst hatte sein Bruder Dantoine seiner Familie als Leibarzt gedient. Lin wusste um die besonderen Fähigkeiten dieser Männer und war froh Ben an ihrer Seite zu haben. Jetzt waren sie jedenfalls vollzählig.


    "Alle bereit?", fragte er in die Runde.

  • "Bereit", rief Amias fröhlich, der trotz der Kälte die Kleidung nicht gewechselt hatte. Er hatte schon blaue Lippen, was Alexandre dazu veranlasste, Costantino noch einmal hineinzuschicken, um dem Ruspante Kleidung zu holen und diesen auch gleich anzukleiden, als sei er sein Leibdiener. Da Costantino nicht adlig war, kam nur er in Frage - Benito war schließlich Arzt. Costantino hingegen war vermutlich zu überhaupt nichts gut.


    Dijon gesellte sich derweil zu Vendelin. Die beiden schienen sich zu kennen und waren auch etwa gleich alt. Alexandre meinte sogar, dass Dijon Hector auf eine Weise grüßte, die vertraulicher wirkte, als es der Fall wäre, würden sie sich das erste Mal sehen und nur über Vendelin kennen. Sein Vater kannte die merkwürdigsten Gestalten, irgendwelche Naridier oder wahrscheinlich sogar Obenzaner! Woher, das blieb offen. Aber wenn Alexandre dem Gedanken auf dem Pfad der Logik folgte, stellte er fest, dass er ihm gar nicht folgen wollte, denn er führte in eine Richtung, die er als Sohn gar nicht so genau zu wissen brauchte. Eine Richtung, die Schnurstraks nach Obenza führte, ins Herz der Widerwart.


    Alexandre blickte sich mürrisch in der Stadt um. Die Besetzung durch die Frostalben war hier spürbar, aber auf den ersten Blick waren keine bewaffneten Streitkräfte auszumachen. Dafür aber die widerliche Aura des Untodes.


    "Hier sind unwahrscheinlich viele Vampire", sprach er angewidert. "Denkt an die Koffer, falls wir vor Ort Proben mitnehmen oder Aufzeichnungen anfertigen möchten."


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  • "Unwahrscheinliche viele? Einer!", gab Hector zurück und schüttelte den Kopf.

    "Und ich bin nicht schuld an diesem Zustand, aber gut was solls. Proben? Welche Koffer? Woran ist Dein letzter Sklave gestorben? Sag das dem Typen der aussieht wie ein Vampir mit explodierter Frisur, Cornelius oder wie der hieß", verlangte Hec.


    "Conny! Cornelius Mon Cher, bitte wer heißt Cornelius? Mein Haar ist nur etwas wirr, sonst nichts", lachte Costantino.

    "Über Frisuren, Rasuren und so weiter können wir später noch streiten, wir sollten uns in Bewegung setzen, sonst ist gleich Tag und der freundliche Hector Asche...", warf Dave in einer Fröhlichkeit ein, die überhaupt nicht zu seinem finsteren Gesicht passte.


    "Jeder anständige Jäger ruht am Tage und erwacht zur Nacht, was können wir für die verdrehten Sitten der Arashi?", fragte Justinian scharf.

    "Er sagte nicht, dass dies die Sitten der Arashi wären, er warnte nur vor dem Tagesanbruch Erster, wir sollten aber tatsächlich an die Sicherheit des Siebten denken. Also lasst uns losziehen. Kakko Du bleibst an meiner Seite, gleich was geschieht", sagte Lieblich.


    "Eure Sorge ehrt mich, ich bin ebenfalls der Auffassung dass wir abrücken sollten. Rumstehend erreichen wir nichts", erklärte Hector und zündete sich eine Rauchstange an, die er an Justinian weiterreichte, um sich dann eine eigene anzuzünden.


    Schmachtend starrte Linhard auf die Rauchstange, ehe er sich an Ciel wandte.

    "Wir müssen wirklich los, Zeit noch groß die Koffer zu packen haben wir nicht. Wir haben Taschen und unsere Ausrüstung dabei, die wird wohl ausreichen. Und falls nicht können wir uns unterwegs noch mit zusätzlichen Taschen bei Gepäckhändlern eindecken. Macht Euch deshalb keine Sorgen. Aufbruch?", fragte er und bezog neben Ciel Stellung.

  • "Aufbruch", befahl Ciel, der ebenfalls keine Lust hatte, bis ans Ende der Tage zu warten. Es war dunkel und die wenigen Arashi, die sich am Fischerhafen herumgedrückt hatten, hatten lieber das Weite gesucht. Der Augenblick zum Abmarsch war damit in seinen Augen perfekt.

  • Alexandre warf Costantino einen Blick zu, der besagte: Ich vergesse nichts. Wobei er sich fragte, ob der Mann auf Streit mit einem Marquis aus war, Amias nicht ausstehen konnte oder im Gegenteil dessen federleichte Robe mochte, die dazu neigte, sich in die Lüfte zu erheben, wenn Amias sich zu schnell drehte, was ihr tänzerischer Sinn war, nun aber nicht ganz angebracht schien. Dann huschte sein Blick, nunmehr ängstlich, hinüber zu Dijon und sanft drängte er Amias beiseite.


    "Ich folge der Spur der etlichen Vampire, die hier überall zu finden sind und in denen der Freiherr nur eine unter vielen Fliegen ist. Die machtvollste Kraft spüre ich da."


    Er zeigte in die entsprechende Richtung und marschierte los.

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  • Die Gruppe setzte sich umgehend in Bewegung und Linhard warf Ciel einen dankbaren Blick zu.


    "Dann kann es sich nur um Nicodemus handeln, ich glaube nicht, dass es hier ein anderes Vampirnest gibt. So nah an seiner Heimat würde er keine Konkurrenz dulden. Wobei wir nicht wissen, ob er andere Vampire als Konkurrenz sieht. Denn stammen sie nich alle von ihm als Urvater ab?", fragte Linhard in die Runde.

    "Das ist korrekt, der Legende nach war Nicodemus der erste aller Vampire. Jene die er persönlich gebissen hat, nennt man Urvampire und man sagt, dass sie mit die mächtigsten Vampire sind, die auf Asamura wandeln. Ob Nicodemus nur eine bestimmte Anzahl von Personen gebissen hat, oder heute immer noch Personen durch einen Biss in Vampire verwandelt wissen wir nicht. Ich gehe allerdings davon aus. Was sollte ihn davon abhalten? Jeder benötigt einen Kreis von Vertrauten um sich, gleich wie man sie nennen mag. Und so wird sich auch Nicodemus mit einem "Stab" umgeben. Er stammt von unserem Blut, davon ausgehend dass er ähnlich wie wir tickt, wird er nur seinem engsten Kreis vertrauen. Und wem würde ein Vampir vertrauen? Anderen Vampiren. Meine Vermutung", warf Dave freundlich ein.


    "Mon Cher Prince Ciel Felicien, seid Ihr sicher Eure Hoheit, dass Ihr einen Vampir besuchen möchtet, der von einer Horde Urvampire umgeben ist? Gerade jetzt des Nachts wo sie vielleicht alle ausgehungert ihre Zähne feilen?", fragte Conny besorgt.

    "Wir müssen zu Nicodemus, gleich ob er Hunger hat oder nicht, eines hat er - Antworten und ein benötigtes Artefakt. Seine Leute werden nicht wahllos Besucher angreifen. Das mag in Souvagne Sitte sein, erst Schädel zu spalten und dann zu fragen, aber an anderen Orten geht man doch etwas subtiler vor Cornelius", grinste Hector, während Conny eine seiner perfekt nachgezogenen Augenbrauen hob.


    "Trotzdem sollten wir nicht zu blauäugig an die Sache herangehen, nur weil sie uns nicht beim ersten Hallo umbringen, heißt das nicht, dass sie es nicht beim zweiten tun. Möglicherweise sind hier auch die Vampire das kleinste Übel, was wissen wir schon über die Frostalben oder Arashi? Beide Parteien könnten uns ebenfalls in die Quere kommen, wir müssen also auf Samtpfoten durch den Schnee stapfen. Seid gewarnt", sagte Justinian.

    "Von meinem fast verschiedenen Ex-Mann habe ich einst seinen "klapprigen" Onkel kämpfen sehen. Logischerweise war er genauso Frostalb wie mein Ex-Mann und ich sage Euch harmlos sieht anders aus. Er hat eine Gruppe von vier Magiern demontiert und sie umgelegt, als verspätetes Hochzeitsgeschenk. Nicht dass mich das sonderlich gestört hätte, die Burschen hatten eh ein sehr... befremdliches Interesse an Pavo und mir... Was ich damit sagen möchte, mit Frostalben ist nicht zu spaßen, wenn man sie vorher nicht vergiftet und so Schach-Matt gesetzt hat", erklärte Dave hilfreich.


    "So ist das doch mit jedem Dave, wir können ja keine ganze Nation vorsorglich vergiften... wobei... nein das geht nicht", lächelte Linhard in die Runde.

    "Kosten und Nutzen halten sich da nicht die Waage Mon-Cher, wir müssten ihre Brunnen vergiften. Aber im Land des Eises werden viele ihren Wasserbedarf über geschmolzenen Schnee oder Eis decken. Eine praktische zuverlässige Vergiftung eines gesamten Volkes ist damit nicht gegeben. Einzig und allein eine Vergiftung über die Atemluft wäre denkbar. Atmen muss jeder", sagte Conny grinsend.


    "Bis auf Vampire, ich habe seit Wochen nicht geatmet, bis heute, wegen dem Rauchen", grinste Hector zurück.

    "Mon Dieu wir wollten die Frostalben vergiften, nicht die Vampire! Mit denen wollten wir reden!", erinnerte Conny nachdrücklich.


    "Stimmt", pflichtete Hector zerknirscht bei.

    "Na na, kein Grund zu streiten, wer nun eventuell wen vergiften wollte hm?", sagte Dave versöhnlich, was Lin losprusten ließ.


    "Alex, wo spürst Du diese Vampire?", hakte Lin nach, was nun Hector wie ein Schulmädchen losgackern ließ, so dass er in seinen Mantelärmel beißen musste.

    "Die Frage war glaube ich anders gemeint....", grinste Dave über beide Ohren.


    "Ihr seid so erwachsen...", stöhnte Linhard.

  • Während die anderen noch stritten, folgte Alexandre der Spur. Sie führte ins Woshangebirge, an dessen Ausläufern Katagawara lag.


    "Uns steht ein anstrengender Fußmarsch bevor", prophezeite er. "Aber das soll uns nicht schrecken." Er fragte sich, wo überhaupt ständig Zerbino blieb. War es nicht die Aufgabe des Leibdieners, achtzugeben, dass er in der Nähe seines Herrn war? Verägert schüttelte er den Gedanken ab. Bis dahin würde Amias für all seine persönlichen Belange sorgen.


    Sie bogen in einen befestigten Pfad ein, der zwischen den Häusern hangaufwärts führte. Auch Irving schloss nun endlich zu ihnen auf, der sich vermutlich noch von Thabit verabschiedet hatte. Mit raschen Schritten holte er sie ein und gesellte sich hinter Amias, als sie nacheinander den Pfad hinaufstiegen.

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  • Katagawara lag am Ausläufer des Woshangebirges. Der Weg war nicht weit, aber er würde beschwerlich werden. Schon zu Beginn ihrer Reise ging es bergauf. Sie marschierten und kletterten bereits seit einigen Stunden, als ein fremder, schneeweißer Kerl äußeren Eingangsbereich Kratzgeräusche hört und die Spitzohren spitzte.


    Er war ein alter erfahrener Soldat und er kannte sich mit fremden Geräuschen aus. Früher hatten seine Leute das Geräusch oft hören müssen. Es waren Fleischfarbene, die über die Felsen krochen wie Maden um sich einen Weg ins Innere ihrer heiligen Höhlen zu suchen.

    Er würde verhindern, dass sie ins Innere des Höhlensystems gelangten. Leise schlich der Frostalb näher, die ledrige Schutzkleidung ganz eng an den Körper gepresst, damit ihn kein Geräusch verriet. Nur wenige Meter trennten ihn von den Fremden. Er schaute auf sie mit eisblauen Augen hinab. Da hockten sie. Wahrscheinlich die Vorhut irgendeines Arashitrupps, er sah einige Schwarzköpfe unter ihnen. Eines stand fest, sie durften nicht weiter leben oder gar zu ihrer Truppe zurückkehren.


    Der Frostalb richtete sich lautlos auf und hob die eisige Lanze, dabei zielte er auf den Rücken er auf eine kleine, glatzköpfige Person. Der schmächtige, wächserne Mensch sprach zu einem anderen Kerl, scheinbar einem Halbalb, beiden war nicht bewusst dass sie bald ihrem Schöpfer begegnen würden und zwar als Eis am Stiel.


    Doch zu seiner Überraschung beugte sich ein Arashi vor und riss den Glatzkopf zur Seite. Im gleichen Moment erkannte der Frostalb einen anderen Kerl mit Strubbelfrisur... und einen Dolch der auf ihn zuraste. Einen Atemzug später, ein dumpfer Aufprall in seinem Schädel. Der Dolch steckte zitternd in seinem Auge hatte sich in sein Hirn gebohrt noch bevor der Alb auf dem Boden aufschlug.


    Von dem Aufprall angelockt, steckte ein weiterer Frostalb seinen Kopf aus einer seltsamen Lucke. Justinian sprang mit einem Satz den kleinen Felssims hoch, rannte los, riss einen Fuß nach vorne und trat mit aller Gewalt zu. Er zertrümmerte dem Angreifer mit einem Tritt das Knie. Aus der gleichen Bewegung heraus schwang er seinen Dolch und schlug nach dem Gesicht des Feindes.Dieser ließ sich nach hinten zurückfallen und wich so um Haaresbreite dem Schlag aus.


    Der ehemalige Schlüsselmeister setzte nach und schlug erneut zu. Diesmal die Klinge ihr Ziel nicht. Der Stahlschaft seines Dolches knallte in das Gesicht des Frostalbs und zerschmetterte ihm den Kiefer. Der plötzliche Kampflärm lockte weitere Wachen ins Freie und auf die frostigen Felsen.


    „Abrücken in die Schächte, Rückendeckung Kirimar, los!", blaffte Hector und zückte sein Schwert.

    „Verstanden“, brüllte Kirimar und stieß Kakko an, damit dieser ebenfalls seine Waffe zückte, um sich zumindest etwas selbst verteidigen zu können.


    Linhard und Conny schlossen sich Hector an um die Feinde zu beseitigen und den Weg für Ciel und seiner Forschertruppe frei zu räumen.


    Conny ließ sich auf ein Knie fallen und feuerte mit seiner Armbrust. An dem ersten Gegner zischte der Beschuss vorbei und rettete ihm so das Leben. Die dahinter stehende Wache wurde tief in der Schulter getroffen und durch die Wucht umgeworfen. Blut spritzte auf, welches auf der schneeweißen Haut der Wache überdeutlich zu sehen war.


    Costantion feuerte erneut in die Masse der Wachen. Der Beschuss krachte in der Brust einer Wache. Mit aufgerissenen Augen fasste sich der Mann an die blutende Wunde. Die Feinde waren mittlerweile zu nah, so schlug Conny dem nächstgelegenen Frostalben die Armbrust mit Wucht ins Gesicht. Dann ließ er die Waffe fallen und zog mit einer Hand seinen schmalen Dolch.


    Ein weiterer Frostalb kam auf Hector zugestürmt. Er schätze dass den struppigen Kerl als den Gefährlichste der Gruppe ein. Der alte Menschensack hatte Erfahrung und hielt die Balance wie eine Schneekatze. Verglichen mit seiner Lanze erschien das Schwert lachhaft kurz in den Händen des Menschen, aber in den Händen dieses Kerls war es eine tödliche Waffe.


    Dieanderen Begleiter waren sicher Untergebenen, ebenso wie der Rest der abgerückt war. Der Mensch musste sich zur Seite wegdrehen, um der eisigen Lanze zu entgehen. Er streifte dabei die Beine der Wache. Der Frostalb sprang so schnell er konnte nach hinten, nur um haaresbreite entging er der tödlichen Klinge.


    Conny umkreiste Hector und den Frostalben halb, um in dessen Rücken zu gelangen.Der Schwertmeister schlug erneut zu, Conny sprang im selben Moment hoch um mit seinem Dolch zuzustechen. Ein Knurren von Jus ließ beide zur Seite blicken. Er rang mit einem der Kerle, gewann aber wieder die Oberhand. Die Unaufmerksamkeit reichte aus, so dass Hectors Schwert sich mit tödlicher Präzision in die Kehle des Feindes fraß und ihn in den Nexus schickte.


    Immer mehr der Frostalben strömten aus den seltsamen, geschmolzenen Gängen. Hector blaffte einen Rückzugsbefehel. Er beobachtete aus schmalen Augen woher die Alben kamen und rannte dann wie ein Wahnsinniger direkt in einen Gang hinein, aus dem einige Frostalben gekommen waren.


    „Mir nach“, brüllte er.

    „Ihm nach“, rief Justinian und folgte sofort seinem Vater.


    Die gesamte Gruppe wandte sich um und folgte Hector in die dunklen Gänge. Die Wege waren schmal und aus geschmolzenen, unnatürlich wirkenden Felsen. Hector ergriff Justinians Hand, da menschliche Augen, auch jene der Beißer, hier kaum noch was sahen.


    "Sicherheitskette, sofort!", befahl er nach hinten.


    Als Vampir hatte er mit der Dunkelheit keine Probleme. Jeder umfasste das Handgelenk seines Hintermanns, damit keiner aus der Gruppe in der Dunkelheit verloren ging. Blind rannte die Gruppe eine ganze Weile im halsbrecherischen Tempo Hector hinterher, bis sich schlagartig der Gang in einen riesigen Felsendom erweiterte. Die Höhle war so hoch, dass die Gruppe die Decke nicht sehen konnten.


    Abrupt blieb der Schlüsselmeister stehen und witterte. Er schloss die Augen, witterte erneut... sie hatten die Alben vorerst abgehangen. Vorerst. Lange würden sich die Kalkleisten nicht abschütteln lassen, das hier war ihr Stützpunkt. In den Gängen gab es keine Schutz- und Ausweichmöglichkeit, in dem Dom vor ihnen allerdings schon.


    "Rücken an Rücken, Waffen nach außen. Wir rücken vor", befahl Hector.


    Hier hatten die Frostalben Heimvorteil, aber Hector war den Kampf gegen unbekannte Feinde auf engstem Raum gewöhnt. Ein Nest war nichts anderes als ein Wust aus Gängen und Räumen. Hec schaute sich suchend im Dom um. In der Ferne konnte er schemenhaft etwas ausmachen.


    Er schnupperte kurz nach Vendelin, zählte gedanklich die unterschiedlichen Gerüche durch und wusste, dass alle waren noch anwesend, einige bluteten, aber es war kein arterielles Blut.


    „Ich gehe ein Stück in die Höhle, zwecks Sicherung. Befehl bei Kirimar", teilte er mit, ohne Widerspruch zu dulden und verschwand nach wenigen Schritten in der Dunkelheit, so als hätte sie ihn verschluckt. Justinian folgte erneut seinem Vater auf dem Fuße.


    Sie beide hockten in der Finsternis, spähten und witterten, als hätten sie mit Menschen nur noch die Optik gemeinsam und so war es auch.


    „Da hinten ist etwas, eine Tür, ein Tor, metallisch? Messing? Ja Messing", sagte Hec leise.

    "Metall, Messing, so riecht....", antwortete Jus.

    "...ein Ältesten-Siegel", beendete Hector den Satz seines Sohnes.


    Justinian nickte knapp, kehrte zur Gruppe zurück und holte sie als schützendes Bollwerk mit gezückten Waffen nach.

    "Ein Ältesten-Siegel auf der anderen Seite des Doms", teilte er Ciel ergeben mit.

  • Es war stockfinster mit Ausnahme des Siegels, das schwach wie weißes Mondlicht schimmerte. Die Truppe war nur schemenhaft zu erkennen. Sie hatten den Angriff nur knapp überlebt. Bis Verstärkung eingetroffen sein würde, hätten sie eine Gnadenfrist, sich tiefer in das Nest vorzukämpfen.


    "Gute Arbeit", sagte er anerkennend, auch wenn nicht jeder sich an diesem Kampf beteiligt hatte. Amias war damit beschäftigt gewesen, beschützt zu werden, aber immerhin war er auch nicht hinderlicher gewesen als notwendig. Die Worte des Lobes klangen plump für einen durchgefochtenen Kampf, aber jetzt war Effizienz gefragt und nicht Höflichkeit.


    Ciel streckte die zitternden Finger aus, um das kalte Messing zu berühren. Im unnatürlichen Lichtschein wirkte es wie leuchtender Frost. Er konnte spüren, dass der Berg bewohnt war, von sehr vielen Personen ... der Berg lebte. So weit man von Leben sprechen konnte, denn Ciel war nur in der Lage, Untote auf Distanz wahrzunehmen.


    "Jedes Siegel verlangt ein Opfer", erklärte er. "Das Opfer muss dem Hüter entsprechen, dem Schlüsselmeister. Wer ist Schlüsselmeister dieses Siegels, Hector? Wenn du es nicht weißt, kontaktiere mit dem Quasselstein jemanden, der es weiß. Ich benötige die Information, ob der oder die Betreffende ein Vampir ist, ein Arashi oder ein Frostalb oder beides - oder nichts davon."

  • "Richtig jedes Siegel verlangt ein Opfer und es birgt ein Rätsel... Hier steht übersetzt...


    Gefangen in Kälte, in der wir zeitlos sind...

    Der Wandel in Bälde, durch das ewige Rot...

    Mit dem alles endet...

    Und alles beginnt.


    So steht es dort geschrieben. Ich kenne den Schlüsselmeister dieses Siegels nicht, aber da uns nur Frostalben begegnet sind, wird es ein Frostalb sein. Des Rätsels Lösung ist wir benötigen Blut um das Siegel für die Zeichen von Anfang und Ende, Alifa und Ojada zu bestreichen.


    Wobei zuerst Ojada, mit dem alles endet und dann Alifa mit dem alles beginnt. Da der Spruch von zeitlos und ewig spricht, werden wir das Zeichen der Unendlichkeit, Ewigkeit, Zeitlosigkeit - also die liegende Acht auf Ojada und dann auf Alifa schreiben und zwar mit Blut.


    Die Frage ist nun wessen Blut? Das eines Frostalben würde ich daraus lesen. Gefangen in der ewigen Kälte, doch Frostalb", antwortete Hector Ciel freundlich.

  • "Die Kälte, in der wir zeitlos sind", wiederholte Ciel in belehrendem Ton und tockte mit dem Zeigefinger dabei auf das Siegel. "Damit ist die Kälte des Todes beziehungsweise Untodes gemeint. Das Blut eines Vampirs wird hier gebraucht. Gut, dass wir einen dabei haben. Wir benötigen Hectors Blut!"


    Er hörte auf zu klopfen und winkte Hector heran. "Schneide dich und zeichne die beiden liegenden Achten auf Ojada und dann auf Alifa." Er hoffte, dass Hector wusste, welche diese Zeichen waren, denn er kannte sie nicht.

  • "Stimmt, ein Vampir ist permanent kalt, da er tot ist und dadurch ist er ewig", antwortete Hector anerkennend und schnitt sich in den Unterarm.


    Er tauchte einen Finger in sein Blut und zeichnete von rechts nach links die liegende Acht zuerst auf untere Ojada-Zeichen um danach die gleiche Prozedur mit dem genau gegenüberliegenden Alifa-Zeichen zu wiederholen. Ojada lag auf sechs und Alifa auf zwölf Uhr. Weitere Zeichen umgaben beide.


    Als die liegende Acht vollständig auf Alfia gezeichnet war und das Blut diese Stelle benetzte, flammten alle Zeichen rund um das Siegel blutrot auf, sanken in das Messing hinein und man hörte wie es geräuschvoll entriegelte. Mit einem Knirschen, dass an berstendes Gletschereis erinnerte, zog sich das Siegel auf unheimliche Art in sich selbst zurück, so dass nur noch ein dicker Messingkranz in der Wand stehenblieb. Dabei sah man, wie mächtig das Siegel auch in der Tiefe war, gut eineinhalb Meter Messing war hier verbaut worden und das auf einer Höhe von knapp 3 Meter im Durchmesser. Die Schriftzeichen waren wir in einer Uhrform in der Mitte angebracht gewesen. Nun war von ihnen nichts mehr zu sehen.


    "Offen", sagte Hector schmunzelnd.