Kapitel 22 - Die vergebliche Suche des Fuchses

  • Die vergebliche Suche des Fuchses


    Alexander von Wittelspitz kehrte nach Hohenfelde zurück. Seine Gefühle waren gemischt, aber das war nichts Neues für den Fuchs. Oft herrschte ein Gefühlsmix nach einem derartigen Ausflug. Alles musste noch seinen Platz in seinem Verstand finden und akribisch eingeordnet werden. Wigberg hatte viele wunderbare Dinge zu bieten gehabt, Wärme war eines davon gewesen. Die Feste der Wigbergs war tief in den Boden der Insel eingegraben und würde es jedem Angreifer schwer machen, überhaupt Zugang in die Feste zu erhalten. Zudem war er innerhalb dieser Mauern magisch abgeschnitten gewesen. Nichts drang nach Innen oder nach Außen. Weder ein feindlicher Gedanke, noch einer der Wissen weitertrug. Sie hatten sich hermetisch abgeriegelt.


    Gleich welches Zeichen die Wigbergs auch im Wappen trugen, sie waren Schildkröten. Hochgepanzert, alt, weise und mit einem scharfen Schnabel versehen. Die Zähne eines Fuchses konnten den Panzer nicht knacken und sie auf den Rücken zu drehen, brachte auch keine Lösung. Die Bauchseite war ebenso gepanzert wie der Rest. Hier half nur Schläue, die auch nicht zum Zuge kam. Sie hatten ihn offen empfangen und genauso offen ins Leere laufen lassen. Er hatte Fragen gestellt und sie hatten mit ihm gesprochen, doch geredet hatte keiner. Erfahren hatte er nichts. Aber auch so sprach niemand hinter vorgehaltener Hand oder beiläufig über einen Nicodemus. Aber gab es überhaupt einen Wigberg, der beiläufig etwas sagte? Selbst dies wäre wohl eine bewusste Streuung von Informationen.


    Bestenfalls war Nicodemus ein Verwandter von Ditzlin, der aus welchem Grund auch immer von Indutiomarus gegrüßt wurde. Oder der alte Erzhexer hatte sich einen Scherz erlaubt, den er von seinem Wigberg Ditzlin abgekupfert hatte. Einfach mal ein bisschen die Söhne in die gedankliche Wüste schicken, um ihnen Dampf unter dem Kessel zu machen. Damit sie aufwachten und endlich taten, was sie tun sollten.


    Das Verhalten von Hohenfelde ging sogar einem Fuchs gegen den Strich. Alex hätte niemals seinen Verwandten derartiges angetan, was Hohenfelde untereinander anrichteten. Weshalb man diese Familie Wölfe nannte war ihm nicht bewusst. Ein Wolfsrudel hielt zusammen, aber richtete es sich innen gegen sich selbst? Er glaubte nicht daran. So mancher Fuchs mochte sich zwar nicht selbst um seine Kinder kümmern, doch sie brachten sie bestens unter und sorgten dafür, dass sich andere ein Bein für ihre Kinder ausrissen. Seine Schwester zum Beispiel hatte es sogar geschafft, ihre Kinder bei den Eibenbergs in den Bau zu legen und den alten Erzhexer mit dem Aufziehen ihrer Kinder zu verdonnern. Eine wahre Füchsin. Das sie ausgerechnet nach Kaltenburg fliehen musste, machte die Sache nicht leichter. Aber er war sowieso auf dem Sprung gewesen.


    Nun stand er erneut vor Hohenfelde und fragte sich ob Poldi und sein verschrobener Bruder einem Scherz des alten Hohenfelde aufgesessen waren. Sie mussten noch innerhalb der Feste ermitteln. Vermutlich stellte sich irgendwann heraus, dass Nicodemus ein Freund von Ditzlin war und weder von Hohenfelde noch von den Söhnen wusste, oder sich um die ganze Sippe keinen Deut scherte. So lief es oft, manche Dinge, Namen oder Taten wurden derart hochstilisiert und waren doch nichts als heiße Luft oder üble Scherze.


    Andere wiederum hielt man für winzige Bemerkungen und schaute man was sich dahinter verbarg, rollte bereits eine Lawine an Katastrophen auf einen zu.

    Alex kratzte sich den Bart und klopfte an Poldis Tür.


    "Ich bin es", rief er gut gelaunt.

  • Leopoldius war soeben erst von der Besprechung mit einem Edelmann zurückgekehrt, es hatte einige Dinge zu organisieren gegeben, zur Abwechslung ohne Mord und Totschlag. Kaltenburg saß auf den Fischschwärmen, die vor der Küste die beste Nahrung fanden. Was es an Überschuss gab, kaufte Wigberg ihnen ab, die zudem eine Muschelfarm betrieben. Diese beiden Häuser taten alles, um zu verhindern, dass Hohenfelde Anteil an der Nahrung der Meere bekam, ohne dafür zahlen zu müssen. Lange hatte Hohenfelde sich gerächt, indem es den Landteil für sich blockierte, doch das begann mehr Ressourcen zu kosten, als einzubringen. Man musste es einsehen - die Insel war tot. Wenn die wandernden Fischschwärme ausblieben, würden sie verhungern.


    Was kein Krieg geschafft hatte, drohte nun wirtschaftlich zu geschehen. Noch ging Hohenfelde nicht in die Knie, doch während ihr Bevölkerungswachstum bewusst unten gehalten wurde, konnten Kaltenburg und Wigberg in letzter Zeit wachsen.


    Entsprechend gestresst saß Leopoldius in seinem Stuhl, das Gesicht finster, ein Glas Rotwein vor sich auf dem Tisch. "Kommt rein, Wittelspitz", forderte er. Wenigstens eine gute Sache an diesem Tag - sein Fuchs kehrte zu ihm zurück.

  • Alexander trat ein und fand einen brütenden Leopoldius vor. Er wirkte wütend, gestresst und dennoch irgendwie zerbrechlich. Nicht auf körperliche Art, sondern so als wäre er des vielen Kämpfens müde. Alex konnte nachvollziehen, was Poldi bedrückte, die gesamte Lebenssituation dieses Mannes vor ihm war purer Kampf. Es gab nichts in seinem Leben wo er sich ausruhen konnte. Keinen Moment der Entspannung, keinen Ort der Erholung. Hohenfeldes starben früh oder lebten Urzeiten, einen Mittelweg schien es für die Mitglieder dieser Familie nicht zu geben.


    Wittelspitz schloss bewusst leise hinter sich die Tür und trat langsam auf Leopoldius zu. Geradezu sanft legte er ihm die Hand auf die Schulter, vertraulich aber nicht zu vertraut um eine Abwehrreaktion zu provozieren. Er wollte seinem Hohenfelde vermitteln, dass er für ihn da war. Gleich auf welche Weise, er würde ihm beistehen. Selbst wenn er ihn zu etwas anderem umformen musste, falls dies die einzige Rettung war.


    "Du siehst geschafft aus Poldi, ich komme gerade von Wigberg zurück. Ein Haus in dem es Wärme gibt im Überfluss. Ein Haus dass wir aus anderen Gründen im Auge behalten sollten. Nun aber zuerst zum Wesentlichen, im Hause Wigberg konnte ich nichts über einen Nicodemus in Erfahrung bringen. Der Name ist nirgendwo gefallen. Nicht einmal hinter vorgehaltener Hand oder unbewusst. Wobei beides sicher in diesem Haus unmöglich wäre. Dieser Mann ist entweder eine wichtige Verschlusssache oder er ist schlichtweg nicht dort.


    Meine Befürchtung ist, die Erwähnung von diesem Nicodemus war ein übler Scherz Deines Vaters. Ein Wink der Euch verunsichern und antreiben sollte. Vergiss bitte nicht, wer direkt neben Deinem Vater sitzt und wer Meister solcher Spielchen ist - Wigberg. Sollte es einen Nicodemus geben, ist er entweder sehr gut verwahrt in der Feste der Wigbergs, oder er ist in einem anderen Haus zu finden. Letzteres glaube ich ehr. Falls es ihn überhaupt gibt.


    Wie geht es Dir? Was hast Du selbst in Erfahrung bringen können oder besser erst einmal gefragt, womit warst Du beschäftigt Poldi?", fragte Alex und nahm neben ihm Platz.

  • Leopoldius blickte starr vor sich hin, als die warme, fleischige Hand sich sanft auf seine Schulter legte. Eine Berührung, die ihn sich nach einer Massage sehnen ließ. Doch Leopoldius ließ sich äußerlich nicht anmerken, was in ihm vorging, dass er eine Pause benötigte, dass ihn das alles aufzehrte, aber dass eine Pause ihn umbringen würde.


    Er schenkte Wein nach und schob Wittelspitz den kostbaren Kelch hinüber. "Mir geht es gut, ich bin gesund und unverletzt.


    Unsere Nahrungsmittelvorräte machen mir sorgen. Wir haben die Bevölkerung kontrolliert unten gehalten, so dass wir keinen Hunger leiden müssen, doch die Einwohnerzahl von Wigberg und Kaltenburg steigen seit einiger Zeit wieder. Der Tag wird kommen, da sie uns in einem Maß übertreffen, dem wir nicht mehr standhalten können.


    Ich plane Wigbergs Muschelbänke zu vergiften. Wenn es sich als erfolgreich herausstellt, ist das Meer vor Kaltenburg dran. Leider ist Arbogast nicht zu sprechen, ich wollte ihn um Rat fragen, er ist unser bester Giftmischer.


    Und was ist mit dir? Du wirkst erholt. Warum sollten wir Wigberg deiner Meinung nach im Auge behalten?"

  • Alexander nahm einen Schluck des kostbaren Rotweins und genoss ihn einen winzigen Moment.

    "Du warst nicht dort Poldi, sie haben weit mehr als genügend Nahrung. Ansonsten hätten sie niemals einen Gast so leichthin empfangen wie mich. Sie haben es im gesamten Haus warm, Du weißt was das heißt? Falls nicht, erläutere ich es Dir gerne. Sie haben ausreichend Nahrung, niemand friert, folglich wird auch niemand an Krankheiten erkranken die durch Hunger und Kälte entstehen. Ihr hingegen verhungert langsam und das Eure Feste wird zum Eispalast. Sie zwingen Euch in die Knie ohne Krieg zu führen. Ihr werdet nicht durch Waffen oder Magie sterben, sondern verhungern oder erfrieren.


    Auch magische Feuer benötigen Nahrung Poldi, sie benötigen geistige Nahrung und Essenzen. Jemand muss sie hüten, die Zauber wirken und die Essenz dafür vorrätig haben. Ein hungernder Verstand wird nicht mehr genug Kapazität haben, um die Feuer zu schüren. Und es wird der Tag kommen Poldi, da wird es Hohenfelde allein auch deshalb schon an der Verteidigungsmöglichkeit fehlen. Wer kann sich auf das Kämpfen konzentrieren, wenn jede Faser seines Körpers nach Nahrung schreit?


    Anstatt die Muschelbänke zu vergiftet, solltet Ihr eine Möglichkeit finden sie für Euch zu nutzen. Oder etwas vergleichbares zu schaffen. Ihr benötigt etwas, dass Euch ernährt ohne dass Ihr von anderen abhängig seid. Oder etwas dass Ihr gegen Nahrungsmittel tauschen könnt. Tötest Du die Muschelbänke, schadest Du den Wigbergs. Aber das Einzige was Du erreichst ist, dass sie schlimmstenfalls mit Euch sterben. Euer Sterben verhinderst Du damit nicht.


    Suche Deinen Bruder doch auf, oder frage Deinen Vater wo sich Arbogast befindet. Dein Vater wird ebenso daran interessiert sein, dass Eure Nahrung gesichert ist. Gleich was Euch trennt Poldi, dass verbindet Euch. Was pflanzt Ihr an oder was stellt Ihr her, dass einen Tausch gegen andere Nahrung oder überhaupt gegen Nahrung möglich machen würde? Gifte zum Beispiel könnte man tauschen, überlege ich versuche Dir zu helfen", bot Alex an und streichelte Poldis Hand.

  • "Meinen Erzeuger? Er wird mich nicht für nützlicher erachten, wenn ich mich um die Zukunft des Hauses sorge. Er wird es mir als Schwäche ankreiden, als Weichheit. Der Harte ist sich selbst der Nächste und er denkt erst dann an das große Ganze, wenn er auf dem Thron sitzt. Denn sonst bereite ich damit den Nährboden für die Brut des siegreichen Bruders."


    Leopoldius fasste sich an die Schläfe, das kurze Haar fiel ihm über die Stirn. Man sah, er hatte es zerwühlt.


    "Magische Feuer brennen nur kurz, sie heizen nicht mit Magie. Das ist unmöglich für eine ganze Feste. Sie müssen einen anderen Weg gefunden haben."


    Seine Stimme war vor Neid zerfressen, nichts war neben der alltäglichen Bedrohung durch die Familie in Hohenfelde so allgegenwärtige Not wie die Kälte.


    "Dein Gedanke ist gut, aber ich kann ihn mir nicht leisten, so sehr ich auch finde, dass du im Recht bist. Möchtest du mit Ditzlin sprechen? Mit mir wird er nicht reden ... er verabscheut uns."

  • Alexander schaute Leopoldius lange an. Was sollte er darauf sagen? Er kannte seinen Vater am Besten. Und die Tatsache hatte nicht allein etwas mit den beiden als Vater und Sohn zu tun, denn Alex glaubte Poldi sprach hier von ihrer Tradition. Selbst der Erzhexer hatte sicher einst die gleichen Gedanken und Sorgen die ihn umtrieben. Aber das machte es für niemanden aus seiner Familie oder in seiner Feste leichter. Vermutlich war sein Turm warm geheizt und er schlief dort warm und wohlig.


    "Du sprichst von Eurer Tradition nicht wahr Poldi? Eines Tages wird sie Euer Untergang sein. Ihr selektiert Euch derart stark nach Macht und Stärke, dass Ihr die wahre Stärke überseht. Der mächtigste Mann ist allein immer noch schwächer als eine Gruppe von mittelmäßigen Magiern. Vielleicht nicht in der Schlacht Poldi, aber wenn es um das reine Überleben geht, dann ist er in der schlechteren Position. Keiner wurde dafür gemacht, alleine durch die Welt zu ziehen.


    Ihr seid dermaßen auf den Kampf, den Krieg und die damit verbundenen Fähigkeiten hin trainiert und sogar selektiert, dass Ihr vergessen und verlernt habt, wofür Ihr eigentlich kämpft. Doch wohl nicht nur für einen Thron in einer eisigen Burg in der man nichts weiter tun kann als auf den Hungertod zu warten oder? Wofür kämpft Ihr? Für die Macht über ein eisiges Haus? Dafür diese Familie zu beherrschen, da sie nicht regiert werden kann?


    Ist das überhaupt eine Familie, wo man die eigenen Leute mehr fürchten muss, als den Feind vor der Tür? Was vielleicht einst mit einem guten Gedanken begann, oder mit einem Gedanken voller Härte ist zu etwas verformt worden, dass Euch selbst schadet anstatt anderen. Ihr seid Euer größter Feind, ohne es zu merken. Ihr steht Euch feindlich gegenüber, aber wollt Ihr das wirklich?


    Du hättest Deinen Bruder nicht im Thronsaal verschont, würdest Du Dir persönlich seinen Tod wünschen. Wäre dem so Poldi, wäre er tot. Du bist kein Mann der zögert. Du hast nicht gezögert, Du hast ihm sofort beigestanden. Du weißt wie es sein könnte und Du weißt wie es sein sollte. Aber Du allein kannst dieses Spiel nicht durchbrechen. Ein Spiel das zu einem grausamen Selbstläufer geworden ist. Ein Spiel in dem die Spieler alle auf der Verliererseite stehen. Der Gewinn, der Thron. Der scheinbare Gewinner hat die große Niete gezogen. Ab dato sind alle Klingen auf seinen Rücken gerichtet.


    Nein Poldi, wenn Du überleben willst, gibt es nur eine einzige Chance, verlasse diesen Hort des Wahnsinns. Du kennst die Sage vom Fuchs? Vielleicht sind wir uns deshalb über den Weg gelaufen. Ich führe Dich nicht an Dein Ziel Poldi, dass kann kein Fuchs. Aber ich führe Dich von der Gefahr fort, wenn Du mich nur lässt", bot Alex an und dieses Angebot meinte er aufrichtig.

  • "Ich spreche von der Tradition, das ist richtig. Wer sagt denn, dass wir nicht bemerken, dass wir selbst unser größter Feind sind? Ich sehe diesen Fakt klar vor mir. Aber das heißt nicht, dass ich etwas daran ändern kann. Die Macht eines Prinzen von Hohenfelde ist groß, Alexander. Ein Fingerzeig und ein Teil des Heeres marschiert in den Kampf, wenn das mein Wunsch ist. Ich kleide mich in Samt und Leder, in schwarzen Nerz und in blauen Stahl. Aber in der Ahnreihe meiner Sippe bin ich einer von tausenden, welche diese Tradition zementierten, und vollkommen bedeutungslos.


    Die Frage, wofür wir kämpfen, muss ein jeder meines Blutes sich stellen. Jeder wird sie anders beantworten. Ich kämpfe für den Thron, weil ich ein Hohenfelde bin und weil niemandem sonst dieses Erbe zusteht. Ich will diese Zitadelle regieren und in die Zukunft führen, ich will den Grundstein dafür legen, dass einer meiner Söhne mir eines Tages im hohen Alter ein Ende in Würde bereitet. Ein Sohn, auf den ich stolz sein kann.


    Bevor ich auf dem Thron sitze, werde ich nicht heiraten, keine Söhne zeugen und keine Liebschaften eingehen. Es würde mich vielleicht erpressbar machen, zumindest aber schwächen. Wenn ich unterliegen sollte, will ich allein sterben."


    Seine Hand erwiderte nun die Geste und seine Finger schlossen sich um die Hand von Wittelspitz. Mit dem Daumen streichelte er ihn.


    "Offiziell, meine ich", sagte er leiser und starrte ins Leere. "Ich kann nicht fliehen, Alexander. Mein Platz ist hier."


  • "Du bist ein viel besserer Mann als Du glaubst Poldi und das meine ich genau so, wie ich es sage. Das Fatale ist dann, dass Ihr seht worauf Ihr zusteuert und nicht umkehrt. Deine Macht ist unzweifelhaft groß Poldi, Du könntest mit einem Fingerzeig ein kleines Haus zerstören. Du könntest eine Armee aufstellen und marschieren lassen. Aber fällt Dir daran etwas auf? Deine Macht so groß sie auch ist, dient nur der Zerstörung. Was kannst Du mit Deiner Macht schaffen? Dies ist nicht als Anklage gemeint, sondern als offene Frage an Dich. Was könntest Du erschaffen? Zu welcher Schöpfung wärst Du fähig? Was kannst Du bauen, errichten, züchten oder anschaffen lassen?


    Gut die Frage wofür Ihr kämpft schiebe ich beiseite. Wofür kämpfst Du Poldi? Denn was scheren mich andere Hohenfelde? Du scherst mich und ich möchte Dich nicht in diesem berühmt berüchtigten Eiskeller wiederfinden, den Ihr angeblich habt und wo Eure Toten aufbewahrt werden. Gibt es diesen Keller wirklich? Falls ja darf ich ihn einmal sehen?


    Poldi Du solltest einen Sohn zeugen, auf den Du stolz sein kannst, dass er gegen jeden für Dich den Dolch erhebt, aber niemals gegen Dich. Einem Sohn den Du den Rücken zudrehen kannst und er würde ihn Dir stärken. Ich sehe wonach Du Dich sehnst, Vertrauen und Vertrautheit. Diese Feste Poldi, sie ist nicht nur kalt aufgrund des fehlenden Heizmaterials, es fehlt ihr eindeutig an Herzenswärme", antwortete der alte Fuchs und nahm Poldis Hand in seine.

  • "Wonach ich mich sehne, kann ich mich an dem Tag fragen, da ich auf dem Thron sitze, Alexander. Vorher wären es Ideen, die mich in Gefahr bringen. Vater hält Dunwolf und mich allein aufgrund der Tatsache, dass er noch lebt, für zu weich, um lebenswert zu sein. Nach wie vor glaube ich, dass Nicodemus Sohn Nummer vier ist, den er irgendwo versteckt hält. Nun weißt du auch, warum ich mich scheue, nachzufragen, wo Arbogast sich befindet. Ich denke, ich weiß, dass er auf Eis liegt. Denn vier sind einer zu viel."


    Sein Blick hob sich, um Alexander in die Augen zu sehen.


    "Was ich mit meiner Macht schaffen könnte, ist irrelevant, denn ich kann es nicht. Die Kunst der Zerstörung wird in den nächsten Jahren perfektioniert werden müssen, falls mir diese Zeit noch bleibt und ich nich selbst auf Eis enden werde. Natürlich kannst du den Eiskeller betrachten ... er existiert und er ist gut gefüllt."


    Als er blinzelte, wischte er den Glanz seiner Augen mit dem Wimpernschlag fort, als er sich Dunwolfs gefrorenes Gesicht vorstellte. Arbogast interessierte ihn nur mäßig ... doch das Band zu Dunwolf war dicker als zu sonst jemanden ihrer Familie.

  • Alexander nahm seinen Stuhl und setzte sich so, dass er genau neben Poldi saß.

    "Ob Arbogast dort unten liegt, werden wir nur erfahren wenn wir nachschauen Poldi. Das was Du im Thronsaal getan hast, mag falsch für einen Hohenfelde sein. Aber für einen großen Bruder hast Du alles richtig gemacht. Das lass Dir von einem Fuchs gesagt sein. Sollte es in meiner Macht liegen Poldi, wirst Du nicht auf Eis enden. Aber dazu musst Du als Wolf auch die Gedanken eines Fuchses zulassen.


    Nicodemus kann durchaus ein weiterer Sohn Deines Vaters sein, wir werden es in Erfahrung bringen. Wir müssen es einfach. Dein Vater wird ihn nicht ewig verstecken können, sollte er existieren. Denn was nützt ein Sohn, den er vor der Welt versteckt? So wird er jedenfalls nicht den Thron besteigen können, sollte Dein Vater dies wünschen. Laut der Tradition müsste er sich Euch stellen und er würde das Spiel spielen müssen nicht wahr?


    Es sei denn die Spielregeln wurden geändert, hast Du darüber schon einmal nachgedacht?", fragte Alex und ihm war bei der Vorstellung ziemlich mulmig zumute.


    Seine Hand faste die von Poldi fester, ehe sie sich um die Schulter von Leopoldius legte.

    "Vielleicht hast Du kein Brennmaterial für Feuer, aber ich werde Dich wärmen. Versprochen", flüsterte er Poldi ins Ohr.