Die vergebliche Suche des Fuchses
Alexander von Wittelspitz kehrte nach Hohenfelde zurück. Seine Gefühle waren gemischt, aber das war nichts Neues für den Fuchs. Oft herrschte ein Gefühlsmix nach einem derartigen Ausflug. Alles musste noch seinen Platz in seinem Verstand finden und akribisch eingeordnet werden. Wigberg hatte viele wunderbare Dinge zu bieten gehabt, Wärme war eines davon gewesen. Die Feste der Wigbergs war tief in den Boden der Insel eingegraben und würde es jedem Angreifer schwer machen, überhaupt Zugang in die Feste zu erhalten. Zudem war er innerhalb dieser Mauern magisch abgeschnitten gewesen. Nichts drang nach Innen oder nach Außen. Weder ein feindlicher Gedanke, noch einer der Wissen weitertrug. Sie hatten sich hermetisch abgeriegelt.
Gleich welches Zeichen die Wigbergs auch im Wappen trugen, sie waren Schildkröten. Hochgepanzert, alt, weise und mit einem scharfen Schnabel versehen. Die Zähne eines Fuchses konnten den Panzer nicht knacken und sie auf den Rücken zu drehen, brachte auch keine Lösung. Die Bauchseite war ebenso gepanzert wie der Rest. Hier half nur Schläue, die auch nicht zum Zuge kam. Sie hatten ihn offen empfangen und genauso offen ins Leere laufen lassen. Er hatte Fragen gestellt und sie hatten mit ihm gesprochen, doch geredet hatte keiner. Erfahren hatte er nichts. Aber auch so sprach niemand hinter vorgehaltener Hand oder beiläufig über einen Nicodemus. Aber gab es überhaupt einen Wigberg, der beiläufig etwas sagte? Selbst dies wäre wohl eine bewusste Streuung von Informationen.
Bestenfalls war Nicodemus ein Verwandter von Ditzlin, der aus welchem Grund auch immer von Indutiomarus gegrüßt wurde. Oder der alte Erzhexer hatte sich einen Scherz erlaubt, den er von seinem Wigberg Ditzlin abgekupfert hatte. Einfach mal ein bisschen die Söhne in die gedankliche Wüste schicken, um ihnen Dampf unter dem Kessel zu machen. Damit sie aufwachten und endlich taten, was sie tun sollten.
Das Verhalten von Hohenfelde ging sogar einem Fuchs gegen den Strich. Alex hätte niemals seinen Verwandten derartiges angetan, was Hohenfelde untereinander anrichteten. Weshalb man diese Familie Wölfe nannte war ihm nicht bewusst. Ein Wolfsrudel hielt zusammen, aber richtete es sich innen gegen sich selbst? Er glaubte nicht daran. So mancher Fuchs mochte sich zwar nicht selbst um seine Kinder kümmern, doch sie brachten sie bestens unter und sorgten dafür, dass sich andere ein Bein für ihre Kinder ausrissen. Seine Schwester zum Beispiel hatte es sogar geschafft, ihre Kinder bei den Eibenbergs in den Bau zu legen und den alten Erzhexer mit dem Aufziehen ihrer Kinder zu verdonnern. Eine wahre Füchsin. Das sie ausgerechnet nach Kaltenburg fliehen musste, machte die Sache nicht leichter. Aber er war sowieso auf dem Sprung gewesen.
Nun stand er erneut vor Hohenfelde und fragte sich ob Poldi und sein verschrobener Bruder einem Scherz des alten Hohenfelde aufgesessen waren. Sie mussten noch innerhalb der Feste ermitteln. Vermutlich stellte sich irgendwann heraus, dass Nicodemus ein Freund von Ditzlin war und weder von Hohenfelde noch von den Söhnen wusste, oder sich um die ganze Sippe keinen Deut scherte. So lief es oft, manche Dinge, Namen oder Taten wurden derart hochstilisiert und waren doch nichts als heiße Luft oder üble Scherze.
Andere wiederum hielt man für winzige Bemerkungen und schaute man was sich dahinter verbarg, rollte bereits eine Lawine an Katastrophen auf einen zu.
Alex kratzte sich den Bart und klopfte an Poldis Tür.
"Ich bin es", rief er gut gelaunt.