Ruinen
Feuer und der Geruch von verbranntem Fleisch hatte in der Luft gehangen, als das Söldnerlage dem Erdboden gleichgemacht worden war. Ob die Raubvögel überhaupt gewusst hatten, was sie getroffen hatte? Wie ein Sturm waren die Angreifer über die Raubvögel hereingebrochen und hatten sie aus ihrem Nest gefegt. Eorur durchschritt die Ruinen des einstigen Lagers und schaute sich um. Von den einstigen Leichen war nicht mehr viel übrig geblieben. Die Angreifer hatten sich ihren Anteil geholt, ebenso wie die Aasfresser. Neben einem skelettierten Toten ging der Söldner in die Hocke. Eine Vielzahl an Pfeile steckte in dem Körper und verriet noch Jahre später, wie dieser Mann niedergestreckt worden war.
Die Zerstörung war perfekt, hier war erobert, gebrandschatzt und geraubt worden. Mit äußerster Präzision war hier vorgegangen worden und die Raubvögel hatten ihre Meister gefunden. Oltremarini. Das war die Bezeichnung für jene Männer, die wie ein tosender Sturm über ihre Feinde herfielen und keinen Stein auf dem anderen ließen. So wie die See selbst, kannten sie weder Mitleid noch Gnade. Rekrutiert wurde diese Einheit aus Verbrechern und Fremdländern und sie genossen nicht umsonst den Ruf, der ihnen asamuraweit voraus eilte.
Die Ruinen des Söldnerlagers waren eine stumme Mahnung an jene, die jene ledwicker Männer herausforderten, die scheinbar direkt aus den Tiefen des Ozeans stiegen um ihre Feinde im Staub zu zertreten.
Eorur blieb in der Mitte des Lagers stehen. Das Lager hatte seine besten Tage hinter sich und noch immer lag ein Hauch dessen in der Luft, was sich hier einst vor Jahren zugetragen hatte. Möglicherweise war der Geruch auch nur Einbildung. Er hatte schon genug Schlachtfelder gesehen und genug brennendes Fleisch gerochen, um davon auch noch heute genug in der Nase zu haben. Sein Blick wanderte kurz zum Himmel. Graue Schleierwolken stoben darüber hinweg, als hätten selbst sie es eilig, diesen Ort schnellstmöglich zu passieren.
Nordkling hob eine Hand voll Asche auf und ließ sie langsam durch seine Finger zu Boden rieseln. Asche. Asche die alles verschlang oder Neues gebar. Ein Schmunzeln stahl sich in seine Mundwinkel. Langsam stand er auf, klopfte sich die Hände an der Hose ab und ließ seinen Blick über die Ruinen streifen. Auferstanden aus der Asche, wieso nicht?
Sein Schmunzeln wurde ein wenig breiter, ein Neuanfang für die alten Mauern und den alten Eorur.