Novec stapfte frohen mutes pfeifend und singend durch den Wald. Mittlerweile dürfte es Mittag sein, verriet ihm sein Magen, der so laut knurrte wie sein Vater, wenn er seine Pfeifenkraut nicht finden kann. Vergessen waren die Aufregungen der letzten Stunden, hatte sich doch alles noch zum guten gewendet dachte er sich.
Trotzdem, was sollte er mit diesen neuen Bekannten machen? Sein gerade noch frohes und heiteres Gemüt wurde von Traurigkeit und Sorgen gaplagt. Tiefe Sorgenfalten breiteten sich auf seiner Stirn aus und seine Augen blickten betrübt. Novec hielt auf einer kleinen Waldlichtung an und staarte einfach vor sich hin. Ein kleiner Bach hatte sich seinen Weg durch die Lichtung gebahnt, gesäumt mit einzelnen Steinen links und rechts. Ein kleiner Wasserfall, an dem gerade ein Reh seinen Durst löschte verbreitete ein beruhigendes Rauschen. Erschrocken und doch neugierig schaute das Reg den Zwerg kurz an, bis es nach einem kurzen Augenblick ängstlich im dunkel des Waldes verschwand.
Novec hingegen bemerkte davon nicht das geringste, war er doch zu sehr in seinen Gedanken versunken.
>Was mache ich nur mit ihnen? Nett sind sie ja, zugegeben etwas merkwürdig, aber nett. Trotzdem scheine ich sie auf irgend eine weise zu mögen. Was ist, wenn sie mehr von mir wissen wollen? Ich kann ihnen doch unmöglich die Wahrheit sagen, aber Lügen geht auch nicht! Oder wenn sie mich fragen, ob wir gemeinsam ein Stück des Weges reisen? Seit dem Unglück damals, habe ich nie wieder freundschaftliche Gefühle für jemanden empfunden, war doch der Schmerz so stark. Er ist immer noch da, aber warum mag ich die beiden trotzdem?<
Betrübt setzte sich Novec an den kleinen Bach und schaute ins Wasser. Novec sah einen jungen Zwerg, der voller Trauer war. Eine Träne lief ihm über die Wange, die ins Wasser tropfte um Wellen der Traurigkeit zu erzeugen wie er sich dachte.
"Bahhhrrr was mach ich hier, elende Sentimentalität! Ich bin Novec Sarili Gojim, ehemaliger Hauptmann der Zwergenarmee und benehme mich wie ein kleiner Zwerg!"
Novec rieb sich mit der linken Hand die Augen. "Ach, sie wollen schon sicherlich nicht mit mir reisen, ich mach mir zu viele Sorgen. Es gibt ein leckeres Essen und danach geht jeder wieder seines Weges," versuchte sich Novec lachend selber ein zu reden. Aber irgendwie hatte er das Gefühl sich gerade selbst belogen zu haben.
Etwas geknickt, stand Novec wieder auf und lief langsam wieder zurück in den Wald und stellte sich vor einen kleinen Baum.
"Nun ja, dann wollen wir mal, ich wollt Holz holen und nicht trübsal blasen."
Der schon wieder etwas fröhlichere Zwerg nahm seine Axt aus der Halterung und holte mit beiden Händen weit aus.
"So, na dann, aus dem Weg Baum, hier kommt der Zwerg."
Mit aller Kraft wollte der kleine Hauptmann auf den Baum einschlagen, als im selben Moment ein Mark erschütternder Schrei durch den Wald hallte. Erschrocken davon verfehlte Novec sein Ziel und schlug mit aller Kraft die Axt auf einen Stein, die davon einen kleinen Sprung erhielt. Novecs Arme zitterten von diesem heftigen Aufprall.
"Was war das denn?"
Novec blickte sich erschrocken um, aber außer dem Rauschen des kleinen Baches und dem Singen der Vögel war nichts zu hören.
"Mhhh, schein ich mir eingebildet zu haben... Nun an, dann wollen wir... AHHHHH!"
Novec schaute mit entsetzen auf seine Axt und sah was geschehen war.
>Oh nein, meine Axt! Die Axt, die mein Vater mir zu meiner Ernennung zum Hauptmann geschenkt hat. Seine Axt die er im Poraha- Krieg geführt hatte. Was würde Vater dazu sagen, wenn er wüsste, was ich der Axt angetahn habe...<
Novec schaute, als hätte er den Tod höchst persönlich gesehen. Ein eiskalter Schauer leif ihm über den Rücken und seine Barthaare standen ihm zu berge. Er konnte förmlich spühren wie sein Vater hinter ihm stand! Wütend, mit Zornesfalten im Gesicht, Zähne fletschend und bösartig glühenden Augen. Er konnte seinen Vater beinahe hören: "SOHN, WAS HAST DU GETAHN? MEINE AXT!"
Novec kniete vor Scham und Angst nieder und zitterte am Körper.
"Es tut mir leid Vater, dass wollte ich nicht, deine wundervolle Axt... Und das nur wegen einer Einbildung von mir."
Traurig schaute der Zwerg auf sein Familienerbstück und faste einen Entschluss!
"Vater, ich werde meinen Fehler wieder korregieren. Ich lasse die Axt auf jeden Fall wieder reparieren, koste es was es wolle. Zum besten Schmied von Lodranion werde ich gehen. Danach wird unsere Doppelaxt wieder sein wie neu. Ich halte dieses Schmuckstück in ehren Vater, versprochen!"
Verbittert und traurig, aber denndoch besessen vom Gedanken die Axt wieder reparieren zu lassen, um sein für ihn heiliges Familienerbstück zu reparieren und seinen Vater zu besänftigen fällte der Zwerg doch noch den Baum und zerlegte ihn notdürfttig.
Mit einem neuen Ziel vor Augen trug der Zwerg den das Brennholz frohen mutes zum hoffentlich schon zerlegten Wolf.
>Nach dem ich mich gestärkt habe Vater, werde ich mich auf den Weg machen – versprochen!<
Als er jedoch wieder zu den anderen Stieß, lag da kein ordentlich zerlegter Wolf, eingerieben mit Kräutern oder Honig, sondern es stand ein aufgeregter Halbdämon da und Sinthara hatte Honigwaben in beiden Händen.
"Was ein Überfall hier in der Nähe? Also hatte ich mir den Schrei vorhin doch nicht eingebeildet! Wir müssen den Leuten sofort helfen", brüllte der Zwerg.
"Und du Halbdämon hällst dich zurück. Wir helfen den Leuten und plündern sie nicht aus! Vorwärts!"
Mit gezückter Axt rannte Novec in die Richtung, in die der Halbdämon gerde eben noch gezeigt hatte.