Kalter Rauch
Tekuro kehrte nach der Jagd mit Archibald satt und befriedigt zurück nach Monleone. Er war so klar im Geist, wie ein Vampir nur sein konnte. Dieser Zustand war nicht selbstverständlich. Aber etwas passte ihm nicht. Das Licht, das unter der Wasseroberfläche schien, verriet ihm, dass die Feier noch im Gang war. Da vergnügten sie sich ohne ihn. Seine Verwandten und sein Sklave. Vermutlich hatten sie den unterhalb der Wasserlinie liegenden Blauen Salon bewusst darum als Örtlichkeit gewählt, um es unerwünschten Gästen zu erschweren, einzudringen. Ein effektiver Weg, um eine Vampirfledermaus auszusperren, von denen es inzwischen ja einige in der Familie gab. Und keine von ihnen war erwünscht, sie alle waren Personae noch gratae. Unruhig krabbelte er auf einem Sims herum, die Äuglein auf das Leuchten unter der sanft schwappenden Lagune gerichtet. So gern würde er wissen, ob Patrice noch hier war. Der Sklave würde nicht ohne seinen Meister abreisen, oder doch? Tekuro leckte nervös seine Lefzen. Er mochte es nicht, wenn er nicht wusste, wo seine Lieben sich aufhielten.
Plötzlich weiteten sich die Nasenlöcher des kleinen Tieres. Der kalte Nachtwind trug den Geruch von Pfeifenkraut mit sich. Nicht irgendwelches, sondern ein Bestimmtes, das Tekuro gut kannte. Er stieß sich ab und suchte flatternd über dem Dach die Quelle. Ah da, der Innenhof des Palasts. Innenhof hörte sich sehr klein an, dabei hatte er das Ausmaß einen großen Platzes mit einer palmenbewachsenen Parkinsel in der Mitte. Ein Prunkbrunnen mit dem Abbild von irgendjemandem befand sich darin. Gesäumt war der Innenhof, wie auch die Außenseite des Palazzo Ducale, von Arkaden, welche Schatten spendeten oder bei Regen ermöglichten, trockenen Fußes von einem Eingang zum Nächsten zu gehen.
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Auf einer steinernen Bank saß Davard von Hohenfelde und qualmte. Tekuro sah sich um, bevor er landete. In seinem Geist spürte er die Präsenz von Alexandre de la Grange, der ihn aber mit seiner Bluthexerei nur streifte. Er kannte Tekuro und wusste, er war Leibgardist der souvagnischen Krone, auch noch in dieser Gestalt. Zwei Pretorianos patroullierten gemächlich auf der Fortsetzung der Arkaden im ersten Stock, einem umlaufenden Säulengang. Sie hatten ihn schon entdeckt. Vermutlich waren sie angewiesen worden, auf Fledermäuse zu achten. Andererseits ... warum ärgerte er sich darüber? Das waren seine ledwicker Kollegen, die Leibgarde des Duca. Vor ihnen würde er sich nicht daneben benehmen und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Er wollte reden. Es gab Klärungsbedarf.
So landete die Fledermaus vor Davards Füßen, aber außer Trittreichweite. "Abend, Sklave. Hast du mal einen Mantel oder so was?", piepste sie. "Es ziemt sich nicht, auf dem Palastgelände nackig rumzulaufen. Und ich will mich zurückverwandeln. Wir müssen reden. Wirklich nur reden. Weil ich glaube, zwischen uns gab es ein Missverständnis. Auf der Tordalk. Eine Rauchstange wäre auch nicht schlecht." Die feuchte Nase witterte sehnsüchtig.