Nicht von ungefähr nannte man ihn "die Lotosspinne". Die Fäden, die seine Agenten woben, umspannten weite Teile der Welt. Ein unsichtbares, tödliches Netz. Im Zentrum von allem saß Vendelin von Wigberg und hielt die Fäden in der Hand. Weder der Tod seiner Eltern noch die Niederlage gegenüber dem Roten Hahn, der mithilfe der Bluthexer und Himmelsaugen seinen geplanten Putsch aufdeckte, hatte seine Machtposition langfristig geschwächt. Riss ein Faden, wob Vendelin einen neuen. Heute war ein solcher Tag, an dem er einen weiteren Schicksalsfaden spann.
Die Vorbereitungen waren, wie immer, langfristig erfolgt. Vendelin hatte sich die zerstückelten Überreste des Veyd von Wigberg von Garlyn aushändigen lassen. Treu und brav hatte der Ghul getan, was er tun konnte, auch wenn sein Magen knurrte und er hier und da schon geknabbert hatte.
Im Keller des Herrenhauses von Hohenfelde ruhte Veyds zerstörter Leib seither auf Eis.
Der nächste Schritt war gewesen, Davard von Hohenfelde ruhig zu stellen, der Veyd hatte ermorden lassen. Nur mit großem Aufwand und unter aller Aufbietung seiner Schauspielkünste war es ihm gelungen, einen Frieden auf tönernen Füßen herauszuhandeln, doch besser als keiner. Der alternde Geistmagier war vorerst mit seinem Schützling Jerome beschäftigt, den Vendelin ihm organisiert hatte, und Vendelin war vorerst aus dem Fokus.
Und so kam es, dass Vendelin zu gegebener Zeit ungestört und unbemerkt seinen Verwandten Osmund von Wigberg in Naridien auf ein Kaffeekränzchen besuchte.