Blutrote See
Kapitel 1 - Der Urlaubsantritt
Linhard von Hohenfelde
Ciel und Linhard hatten es endlich geschafft, der Urlaubsantritt war gekommen. Aber ohne sich von seinem Vater zu verabschieden, wollte Linhard nicht in den Urlaub davon fliegen. Also nahm er Abschied von seinem Vater, dem einzigen Vater den er je gehabt hatte - Paps Brandur.
Brandur von Hohenfelde
"Ist es schon an der Zeit? Ich sollte mir eine Beschäftigung suchen, um mich von deinem Fortbleiben abzulenken. Habt ihr eure Diener dabei und eure Leibwächter? Wer gewährleistet euren magischen Schutz?"
Linhard von Hohenfelde
"Ehm ja es ist soweit, Du musst Dich bitte um Max kümmern, er benötigt einen Freund. Nein wir reisen ohne unsere Diener und Leibwächter, aber ich nehme Aquilla mit. Ja keine Ahnung, wir beschützen uns selbst, wie immer".
Brandur von Hohenfelde
"Wie immer?" Brandur zog die Brauen hoch. "Das letzte Mal hattet ihr mit Parcival und Alexandre zwei der machtvollsten Magier Souvagnes an eurere Seite, nicht zuletzt auch meine Wenigkeit und Jules. Des weiteren Bellamy und Boldiszàr. Wollt ihr wirklich zu zweit reisen? Max ist mir bereits ein Freund, mein lieber Linhard, nur leider sehr beschäftigt. Vielleicht sollte ich ihm einfach mal einen Überraschungsbesuch zu Feierabend abstatten."
Linhard von Hohenfelde
"Das solltest Du, jemand wie Du benötigt Freunde Papa. Gerade nachdem was alles passiert ist. Und jemand wie Max auch, solche Leute haben wenige echte Freunde und Ihr beide mögt Euch doch. Ja das stimmt, aber diesmal machen wir Urlaub Paps, da wird fast nichts passieren, außer dass ich mir einen Sonnenbrand hole und etwas entspanne. Pass auf meine Verrill auf ja?".
Brandur von Hohenfelde
Brandur seufzte betrübt. "Ich werde lernen müssen, loszulassen und dir zu vertrauen. Du bist ein erwachsener Mann und hast es lange genug geschafft, für deine Sicherheit zu sorgen, ganz im Gegensatz zu mir, der gleich zwei Mal starb. Ich werde sowohl auf Verrill als auch auf Max ein Auge haben, wozu hat man zwei. Wo ist dein Gepäck, ich sehe keins."
Linhard von Hohenfelde
"Öhm ich habe noch gar nicht gepackt, ich wusste ich habe was vergessen. Scheiße, echt wozu habe ich keine Leibdiener? Doppelte Scheiße, die habe ich ja Verrill geliehen, damit ihr nichts passiert. Wenigstens ans Packen hätten die mich erinnern dürfen. Ja Du kannst mir vertrauen Paps, so wie ich Dir vertraue. Ich werde Dir was Schönes mitbringen. Und Verrill auch, ich habe mir gedacht, von überall wo ich war bekommt sie ein kleines Mitbringsel. In einer Schatzkiste mit Erklärung woher es stammt. Wenn sie sich nicht hinaus in die Welt traut, dann muss die Welt wohl zu ihr kommen. Achte gut auf sie und unser Kleines. Manchmal ist sie etwas unvernünftig, vor allem wenn sie wütend ist. Und bitte, gleich was passiert, lass nicht Benito in ihre Nähe. Sie hasst und fürchtet ihn und das zu Recht. Er hatte das gleiche Interesse an Verrill wie Alastair an Dave und Ansgar. Er hat sie "untersucht". Pass bitte gut auf sie auf und auf Dich natürlich auch", bat Lin liebevoll.
Brandur von Hohenfelde
"Benito?" Brandur guckte interessiert. "Ein Heiler, der zum Fürchten ist? Hört sich interessant an. Ich sollte mit dem Mann sprechen. Natürlich gebe ich auf mein Schwiegerkind und mein Enkelchen acht, wohin denkst du. Wann startet ihr? Jetzt?"
Linhard von Hohenfelde
"Ich glaube schon, ja. Wir wollten frühzeitig aufbrechen und Ciel hat die Erholung mehr als nötig und ich auch. Aber sage das Verrill nicht, sie ist im Moment ein bisschen anstrengend. Aber lieb wie immer, nur eben sehr nah am Wasser gebaut und sehr schnell wütend. Aber ich denke das ist das Kind. Das macht ihr zu schaffen. Ja Benito ist nicht dass, was er zu sein scheint Paps. Ich glaube Verrill, aber für einen freien Kopf benötige ich mal fünf Minuten für mich, nicht falsch verstehen", bat Lin.
Brandur von Hohenfelde
"Dann bleibt mir nur, euch gute Reise zu wünschen und einen schönen Urlaub." Brandur rang sich ein dünnes Lächeln auf. "Pass auf dich auf, mein Kleiner."
Linhard von Hohenfelde
"Ja Du auch", sagte Lin schlicht und umarmte seinen Paps so feste, als wollte man sie für immer trennen. Dabei drückte er sich liebevoll an ihn und vergrub sein Gesicht an Brandurs Brust. "Du weißt was Du mir bedeutest, kein Pssst während ich weg bin, klau keine Knochen, pass auf Dunwin auf und lass ihn nicht sterben, tritt Archibald in den Arsch falls er wieder auftaucht und hüte die Familie in meinem Namen. Ich vermisse Dich jetzt schon", erklärte Lin mit erstickter Stimme.
Brandur von Hohenfelde
"Keks, mein Kleiner", sagte Brandur liebevoll und drückte seinen großen Jungen an sich. Einen Moment lang erinnerte er sich daran, als Linhard ihn das erste Mal gedrückt hatte und sie sich das Codewort Keks ausgedacht hatten. "Ich werde mich zu benehmen wissen. Ganz großer Keks." Er löste sich sanft von seinem Sohn und schaffte es, die hohenfeldsche Maske aufrechtzuerhalten und einen freundlich-ernsten Gesichtsausdruck zu wahren. "Dann ab mit euch zweien! Und macht keinen Blödsinn."
Linhard von Hohenfelde
"Aber dafür ist doch Urlaub da Paps, um brutalen Blödsinn zu verzapfen. Gut bei uns klingt das anders", lachte Lin. "Ich liebe Dich auch, Keks Paps. Falls Du möchtest, kannst Du in unserer Wohnung wohnen. Ach und erinnere Verrill an ihre Rosenfinken, nicht dass sie die vergisst. Oder kümmere Du Dich bitte. Ich bring Dir was mit, was nekrotisches", prustete Lin.
Brandur von Hohenfelde
"Das muss man als Vater sagen, auch wenn man weiß, man war einst selbst nicht besser und Blödsinn gehört zu Leben dazu. Mein Vater hat es gesagt und auch du wirst diese Worte in den Mund nehmen. Ein paar namhafte Knochen oder Leichname wären ganz nach meinem Geschmack, aber ich bin nicht sicher, was das Gesetz dazu sagt, fremdländische Kadaver einzuführen." Er trat einen Schritt zurück. "Bis bald, Xavier."
Linhard von Hohenfelde
"Nichts glaube ich, Knochen sind vom Zoll ausgenommen. Vermute ich mal. Bis bald Papa", sagte Linhard, drückte seinen Vater noch einmal fest, liebevoll und herzlich und küsste ihn auf die Stirn. "Bis ganz bald", sagte er glücklich und machte sich auf den Weg zu Ciel.
Brandur von Hohenfelde
Brandur blieb mit ernstem Gesicht stehen, bis sein Junge aus dem Sichtfeld verschwunden war. Dann zog er sein Taschentuch heraus und tupfte sich die Augen trocken, ehe er nach seinem kleinen Bruder Dunwin sehen ging.
Linhard von Hohenfelde
Linhard klopfte bei Ciel an die Tür und betrat das Quartier. "Hallooooo Ciely? Wo bist Du? Bitte nicht im Schrank", kicherte Lin.
Ciel Felicien de Souvagne
Die Tür ging schwungvoll auf und Ciel schritt abmarschbereit in Reisekleidung, mit federgeschmücktem Dreispitz und mit einem großen Rucksack auf dem Rücken an ihm vorbei hinaus. Er trug bequemes und feldtaugliches Schuhwerk. An seinem Gürtel hing sein Säbel. "Wir können! Wo ist deine Tasche?"
Linhard von Hohenfelde
"Scheiße! Schon wieder vergessen, gerade hat mich mein Vater noch daran erinnert. Gehen wir bei mir vorbei und ich schmeiß schnell was in den Beutel. Du siehst gut aus Ciel. Komm Aufbruch, ich freue mich. Worauf freust Du Dich am meisten?", fragte Lin aufgekratzt und gab den Weg in sein eigenes Quartier vor.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel hakte ihn ein und zog ihn in die andere Richtung. "Ich habe mir schon gedacht, dass du wieder an nichts denkst und habe für dich mitgepackt. Worauf ich mich am meisten Freue? Auf Ruhe! Einfach die Füße hochlegen und Fünfe gerade sein lassen. Keine Nekromanten, keine Enthauptungen. Stille und Frieden, innere Einkehr. Eins sein mit Ainuwars Schöpfung, im Einklang mit sich und der Welt. Und worauf freust du dich?" Er griff an seinen Mantelhalter und setzte Linhard ebenfalls einen Dreispitz mit Unmengen von Federschmuck auf den Kopf. "Ohne Hut geht man in Souvagne nicht auf Reisen."
Linhard von Hohenfelde
"Oh man, dass ist total knorcke von Dir, Dankeschön", freute sich Linhard. "Nun ich freue mich darauf, noch mehr zu entdecken. Ich kam mein Leben lang ja nicht groß rum. Und wenn ich unterwegs war, dann meist nachts und nicht gerade auf Entdeckungsreise. Und das möchte ich nachholen. Ich bin neugierig und gespannt auf alles. Etwas Entspannung kann ich auch gebrauchen, dass gebe ich zu. Zumal Verrills Zustand nicht nur an ihren Nerven zerrt, aber weder sie noch das Würmchen können was dafür. Ich freue mich aber auch darauf sowas wie neue Pflanzen zu sehen, oder Steine die ich nicht kenne und das was ich mitnehmen kann, werde ich mitnehmen um ihr eine Freude zu machen. Und ich werde alles Neue aufschreiben, Du weißt ja das Greg sowas mag. Dann hat er ein Reisetagebuch zum stöbern. Und ansonsten hoffe ich, dass wir uns auch ein bisschen beschnuppern und nicht mehr so angiften. Tja wir haben schon einiges durch oder? Allein das Haus und der Keller, kein Mensch hätte uns das je geglaubt. Aber es hätte auch vermutlich keinen anderen als Dich interessiert Ciel".
Ciel Felicien de Souvagne
"So etwas sollte jeden Staatsmann interessieren, ob Royalist oder Demokrat", erwiderte Ciel ernst, während er in Richtung der Stallungen zusteuerte. "Nekromantie ist kein Kavaliersdelikt, Nekromanten sind Schwerverbrecher. Die Naridier werden an ihrer Nekromantie ersticken, so wie die Rakshaner und hoffentlich hält der Wall, wenn es so weit ist. Wir beide streiten doch gar nicht mehr. Ich habe dir sogar meinen Hut geschenkt und dir frische Unterhosen eingepackt. Wir werden es uns vor dem Kamin gemütlich machen und nach Wolframs Gemüsegarten schauen. Da fällt mir ein, hast du inzwischen etwas wegen der Leichen in der Vorratskammer unternommen?"
Linhard von Hohenfelde
"Ich nicht, aber sicher die Fliegen und die Maden, die sind bei sowas ganz fix. Zudem wird es doch langsam kälter, der Gestank müsste sich schon verzogen haben. Tja was soll ich Dir zu Nekromantie sagen? Sie war immer ein Teil meines Lebens, obwohl ich nie über Magie gebot. Sie ist ein Teil unserer Familie wie unser Wappen. Sie ist ein Teil worauf unsere Macht in Naridien beruhte, zeitgleich ist sie so etwas wie ein Schild. Jeder fürchtet die Nekromanten, wie man sieht zu Recht. Dennoch wird ihnen nicht Einhalt geboten. Im Namen der Freiheit und des freien Geistes, sterben also andere die nicht in der Lage sind sich zu wehren. Dann könnte man auch Hühnchen vor dem Schlachten sagen, hättet Ihr Euch nur gewehrt. Das gleiche sind normale Bürger für Nekromanten, Schlachtvieh. Jeder Nekro der Dir etwas anderes erzählt lügt oder hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der gute Nekro ist genauso eine mythische Gestalt wie rosafarbene Einhörner die Parfüm furzen. Wobei da würde ich ehr an das Einhorn glauben. Selbst mein Vater Ansgar ist nicht gerade harmlos. Jedenfalls war er nicht harmlos als Nekromant. Das er umschulen möchte glaube ich ihm. Er hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt diese Form der Magie geradezu anzubeten. Aber mal ehrlich unter uns beiden, hatten Ansgar und Dave das nicht bereits als Kinder als man sie derart schändete? Warum war das überhaupt möglich? Darüber habe ich nachgedacht Ciel. Und weißt Du warum das überhaupt alles möglich war? Wegen der Nekromantie! Wegen der Grundeinstellung die jeder Nekro eingeimpft bekommt. Nur Magier, nur Nekromanten sind lebenswerte und achtenswerte Geschöpfe. Alles was mit Dir auf Augenhöhe sprechen kann. Alles andere ist Arbeitsmaterial. Es hat sich nicht gewehrt, es konnte sich nicht ausreichend wehren - und? Der Grundtenor war stets bei uns, es gibt kein Gut und Böse, es gibt ausschließlich Interessenkonflikte. So handelt sogar Veyd als Banker. Er denkt dabei wie ein Nekromant. Du möchtest ein neuen Ghul, der andere möchte nicht sterben. Weder gut noch Böse, Ihr beide habt nun ein Interessenkonflikt. Du wirst als Nekro vermutlich den "Meinungsaustausch" gewinnen und ihn ins Ableben befördern um Deinen Ghul zu bekommen. Und falls die Magie versagt hatte unsere Familie Leute wie mich und die Düsterlinge. Wo die Magie versagt wird das Messer im Dunkeln gezückt. Du siehst also um mal etwas weiter auszuholen, Nekromantie ist gar nicht nur nur Magie! Es ist eine Lebenseinstellung, fast so etwas wie eine Religion, eine Überzeugung, eine Lebensart. Osmund von Wigberg, Du hast ihn kennengelernt, scheint von Grund auf wie ein guter Mensch. Aber wehe Du streitest mit ihm. Er hat nicht die geringsten Skrupel Dich sofort zu töten. Er meint es nicht mal Böse, dass ist das Perverse, er kennt nur diese Lösung. Auch wenn das jetzt plump klingt, keiner aus unserer Familie handelt plump. Sie sind raffiniert und hinterhältig, aber letztendlich sind sie niemals einen Schritt bei all ihrer Intelligenz weitergekommen. Die Antwort auf alle Probleme war stets MORD. Einzig und allein das wie, darin unterschieden sich die Personen und die Kreativität. DAS Ciel, dass ist die wahre Nekromantie - der Tod des Mitgefühls, der Tod des eigenen Geistes und Deiner Seele. Und ja, die Rakshaner sind schon am Ersticken, etwas dass den Naridien noch bevorstehen wird. Im vorgeschobenen Namen der Freiheit verschonen sie die Nekros. Dabei verschonen sie niemanden, oder dulden jeden gleichberechtigt. Sie fürchten die Nekros. Stell Dir den Bund von Leuten wie Osmund und zig anderen Nekros vor, vom Lehrling bis zum Lich. Die rotten sich auf einem Friedhof zusammen, oder jeder sucht einen anderen auf, dann gute Nacht. Das ist Feigheit, Angst, die kritische Masse ist überschritten Ciel.
Ein zwei oder drei Nekros kann man vielleicht als Land noch aufhalten. Aber die Masse die in Naridien lebt, würde sofort den Aufstand proben. Gib denen 48 Stunden und Naridien wird vom Rat der Lich regiert. Es ist also ein Stillhalten, ein Verharren in Angst. Wie das Karnickel vor der Schlange in der Grube. Der Rat ist noch an der Macht, weil sich die Nekros nicht für so etwas interessieren, so lange man sie in Ruhe ihre Spielchen spielen lässt. Aber wehe Du ziehst den Blick von einem Nekro auf Dich. Du weißt was es heißt, in den Blick eines Nekros zu geraten. Du weißt was es bedeutet, wenn ein Nekro meint, Du bist sein persönlicher Nemesis - dann Ciel wirst Du sterben, wenn Du nicht so eine Macht wie Du hinter Dir hast. Das ist es, worunter Naridien leidet, Schiss, Todesangst und Feigheit. Das wollte ich nur mal gesagt haben. Ich denke viel, ich sag sowas nur sehr selten. Und bei uns hätte ich es nie gesagt, meine Verwandten hätten mich damals dafür getötet. Vermutlich hätte man nicht einmal feststellen können woran ich gestorben wäre, an den 48 Giften oder den 32 Messern im Körper für den Frevel so über die heilige Nekromantie zu reden", sagte Lin und küsste Ciel auf die Stirn. "Danke für den schönen Hut und das neue Leben", grinste er schief.
Ciel Felicien de Souvagne
»Niemand wird dich hier anrühren, Lin. Du stehst unter dem besten Schutz, den Souvagne zu bieten hat. Nun gut, zumindest gilt das für die Zeit, die wir noch im eigenen Land weilen. Danach sind wir auf uns allein gestellt, was, wie ich zugeben muss, etwas Einsiedlerisches hat, wie die Bettelmönche, welche allein und in asketischer Weise durch die Bärenberge ziehen. Sprich, hättest du nicht Interesse, deinen Beitrag zu leisten mit gelegentlichen Vorträgen in meiner Akademie der Flamme des Wissens? Du kennst die Nekromantie von innen, hast intimste Kenntnisse und hast überlebt. Deine Erfahrungsberichte könnten wunderbar abschreckend sein. Der Hut steht dir gut, du solltest ihn öfters tragen. Und würdest du eine magische Ausbildung genießen, wüsstest du, dass das Rot der Federn mit meinem Blut versetzt ist und auf Vampire eine abschreckende Wirkung hat.« Er blinzelte freundlich und machte eine einladende Bewegung in Richtung von Aquilla- »Fertig gesattelt zum Abflug!«
Linhard von Hohenfelde
Linhard nahm den Hut ab und betrachtete gerührt die Feder. "Dankeschön, dass bedeutet mir viel. Ich werde sie in Ehren halten, ich habe leider nichts Gleichwertiges, was ich Dir zurückgeben könnte als Zeichen dass ich Dich lieb habe. Das Angebot ehrt mich, aber ich bin kein Magier. Ich würde die Magie vermutlich in meinem Blut weitervererben, die Blutlinie ist stark in uns. Aber ich selbst bin ein Purie, wie mir Millionenfach in meinem Leben gesagt wurde. Also da bin ich mir ganz sicher, daran ließen sie niemals auch nur den geringsten Zweifel. Ja ich weiß, ich unterstehe dem Schutz der Krone. Und ich würde Euch genauso beschützen, denn Ihr seid ebenso meine Familie geworden. Ihr alle, dass meine ich so. Ihr seid mir näher als so mancher aus meiner Geburtsfamilie mir je sein könnte. Und das meine ich aus tiefstem Herzen und als Kompliment. Ich hoffe das weißt Du", sagte Lin freundlich. Er blieb vor Aquilla stehen und streichelte sie. "Sie ist wunderschön oder? Auf ihrem Rücken haben ich mich das erstemal frei gefühlt. Nein Quatsch ich lüge. Im Knochendrachen, da habe ich mich das erste Mal frei gefühlt und wir sind all dem Dreck einfach davon geflogen. Mit ihr war es das zweite Mal und ich konnte den Flug bestimmen. Das war was besonderes. Ich liebe sie sehr", grinste Lin und schwang sich in den Sattel. Er reichte Ciel die Hand um ihm hinaufzuhelfen. "Hoch mit Dir".
Ciel Felicien de Souvagne
»Du brauchst mir nichts zurückzugeben Lin, du schenkst mir diesen Urlaub. Urlaub!« Ciel lachte erleichtert, etwas, das man sehr selten bei ihm sah. Das letzte Mal hatte er gelacht, als er mit Dreaux in Ehveros unter Drogen gestanden hatte und das war ein halbes Jahr her. Er ergriff Linhards Hand und ließ sich hinauf helfen. Er schnallte sich vorschriftsgemäß fest. »Ich meinte ja auch, dass du Theorie anbringen solltest, einfach eine Vorlesung pro Semester als Erfahrungsbericht, damit sie erkennen, warum Nekromantie verboten wurde. Aber das ist nur ein Vorschlag gewesen.« Er hielt sich an Linhard fest. »Quennel, der Hahn von Parcival, wird uns folgen. Ich habe ihn nach einem toten Freund von Parcival benannt.«
Linhard von Hohenfelde
"Ja vielleicht macht das die Schüler auch etwas zugänglicher sich nicht als Magier über die anderen Menschen zu stellen, sondern sich als jene zu sehen die ihre Gabe für ihre Mitmenschen einsetzen sollten. Sie sind nicht besser Ciel, sie sind einfach nur anders. So wie Verrill, so wie jeder doch eigentlich einzigartig ist. Ich werde mal alles niederschreiben und Du wirfst einen Blick drauf, ob man so etwas vortragen kann. Das ist vielleicht meine Chance etwas beizutragen. Und wenn nur einer sagt, der Bursche hat doch Recht. Nur zu, wäre doch schade um das schöne Tier gewesen. Und Parcival wird auch nicht nur ein Arschloch gewesen sein. Ich glaube er war überhaupt kein Arschloch, er war eine Marionette, weil er sich das wünschte, was sich doch eigentlich alle Menschen wünschen, wenn sie mal in sich hineinhören - jemand der sie liebt. Er hat leider nur aufs falsche Pferd gesetzt. Die Frau hat ihn nicht geliebt, sondern manipuliert. Und wer war Quennel?", fragte Linhard neugierig und ließ Aquilla abheben. Das Drachenhuhn gewann schnell an Höhe und stieß einen Schrei aus, wie sie es oft tat, wenn sie sich auf den Flug freute. Linhard streichelte ihren starken Hals. "Wo ist eigentlich Wolfi? Scheiße ich wollte nach meinem Bruder geguckt haben. Wir hatten uns versöhnt und ich möchte dass es so bleibt. Dass wir Brüder und Freunde sein können", sagte Lin.
Ciel Felicien de Souvagne
"Wollen wir noch einmal zu ihm gehen?", fragte Ciel. "Ich weiß über Quennel kaum mehr, als dass er ein Bekannter von Parcival war und ein weiterer Geliebter meiner Großmutter. Leider starb auch er eines gewaltsamen Todes." Ciel blickte hinauf zum Himmel, wo graue Wolken einander jagten. "Parcival war ein großer Mann. Und ich werde nie anders von ihm sprechen."
Linhard von Hohenfelde
"Ja das war er, ich habe ihn nur kurz kennengelernt, aber er schien Prinzipien zu haben, einen trockenen Humor und das Herz am rechten Fleck. Und gerade solche Leute verfangen sich allzuleicht in einem Spinnennetz Ciel. Sie selbst spinnen keine und glauben nicht, das andere es tun. Auf gewisse Weise war er wie Nathan, zu gut und zu gutgläubig. Er hat bis zum Schluss auf seine Liebe gehofft, ob er der Frau noch glaubte? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er sie noch geliebt haben muss. Dein Vater weiß das genauso wie wir Ciel. Aber Max hatte da eine Entscheidung zu treffen, ein alter Weggefährte oder sein eigen Fleisch und Blut. Gleich wie groß, stolz, gut und mächtig ein Mann sein kann, würde er das Leben von Verrill oder unserem Kind bedrohen, ich würde keine andere Antwort kennen als die Deines Vaters. In anderen Dingen bemühe ich mich andere Antworten zu finden. Maßvolle, verhältnismäßige und ich bemühe mich zu verstehen. Aber es gibt Dinge, da hört jedes Verständnis auf. Und ich denke dass wusste ebenso Parcival. Denn er hat sich gegen die Attacke von Maximilien nicht einmal gewehrt und das hätte er sicher gekonnt. Mir kam es fast so vor, als war er froh, dass es vorbei war. Die Wahrheit war endlich nach all der Zeit ausgesprochen und auch wenn seine Zeit damit abgelaufen war, es war gesagt. Das Schauspiel hatte ein Ende. Vielleicht war er es müde für eine Frau zu lügen und zu morden die er liebte und er nichts zurückbekam. Wer kann es ihm verdenken? Aber er hätte sprechen können, vorher. Er hätte nicht nur sich das Leben gerettet. So eine Antwort hättest Du vor einem Jahr nicht vor mir gehört und ich hätte sie nicht zu geben gewusst. Nicht mal das so etwas möglich wäre Ciel. Nein Wolfi war krank und soll sich erholen. Ich bringe ihm was mit, ihn jetzt noch strubbelig machen ist nicht gut", sagte Lin. "Wohin wollen wir eigentlich, ich flieg einfach los", lachte Linhard.
Ciel Felicien de Souvagne
"Du meinst ... es war Selbstmord?", fragte Ciel schockiert. Er war danach eine Weile erst einmal sehr still, während Aquilla flog und Quennel in einigem Abstand folgte, bis Ciel sich wieder zusammenriss. "Urlaub im Tal oder Urlaub auf dem Schiff? Die Wahl liegt bei dir."
Linhard von Hohenfelde
"So etwas in der Art... ja. Wenn ich einen übermächtigen Gegner angreife, der Du bist, ist das eine Form von Selbstmord. Ich begehe Selbstmord an Dir. Du hast Leibwächter, die Garde, Du hattest Dave dabei und Deinen Vater. Und Dein Vater war bei Ainuwars Eiern verdammt schnell und präzise, dass muss ich Dir mal sagen! Hut ab vor Deinem Papa, Du kannst stolz auf ihn sein. Aber ich denke ja, so wie Parcival all die Jahre benutzt wurde von Deiner Oma und Maximiliens Mutter, hat er Euch ein einziges Mal benutzt um dass alles zu beenden. Was hätte er sonst tun sollen? In Schande selbst Selbstmord begehen? Andere mit hineinziehen die nichts dafür können? So ist der Orden frei von seinen Altlasten und so starb er durch die Hand vom Duc. Dem Mann dem er selbst die Familie nahm, er gewährte ihm letzte Rache und hielt seine Leute heraus. Kann es etwas ehrvolleres und größeres geben? Ihr missversteht ihn Ciel, völlig. Er hat bereut, darum tat er genau das. Er dachte wie ein Schwertmeister und nicht wie ein Magier. Wir fliegen zum Schiff, ich möchte es auch einmal sehen", freute sich Lin.
Ciel Felicien de Souvagne
»Dann auf nach Norden, zur See«, rief Ciel und freute sich. »Langsam komme ich in Urlaubsstimmung. Ich werde mich vielleicht sogar Sonnen, wenn die Sonne nicht zu stark scheint. Parcival gehört ein Denkmal errichtet, aber da wird Papa anderer Meinung sein. Vielleicht baue ich ihm eins mit unbestimmten Namen, nicht direkt ihm gewidmet, zumindest nicht offiziell. Er sagte, er wäre gern mein Großvater gewesen ... das hat mich tiefer berührt, als Papa lieb ist. Mir fehlte mein Großvater immer sehr, genau wie mein Onkel. Und mir hatte der Gedanke gefallen, dass in Wahrheit Parcival mein Opa ist ... und noch lebt und all die Zeit über mich wachte.«
Linhard von Hohenfelde
"Das hätte mich auch gefreut für Dich und für mich auch. Wenn einer da wäre, egal wie weit weg, den ich nie kennenlernen würde. Aber einer der mich kennt und gerne hat, dem ich nicht scheißegal gewesen wäre. Jemand der vielleicht eine Träne vergossen hätte, wenn ich gestorben wäre. Dem Einzigen dem in meiner Familie mein Tod vielleicht nahe gegangen wäre, war mein Pferd. Ich denke nicht, dass Ansgar da groß Brühe drum gemacht hätte. Er wäre vielleicht einen Moment traurig gewesen, aber bestimmt auch auf gewisse Art erleichtert. Keine Gefahr mehr für seinen Sohn Anwolf. Wobei Wolfi für die Sicht nichts konnte, ebensowenig wie Ansgar und Dave und alle vor ihnen. Sie waren nur zu blind, zu dumm und zu ängstlich das Spiel zu unterbrechen dass ihnen Dunwolf aufgezwungen hat. Drum verstehe ich gut Deinen Wunsch. Und das hätte doch was gehabt, ihr hättet Euch den Thron ergaunert, ich steh auf sowas", kicherte Lin. "Aber das habt Ihr nicht und Du musst eines bedenken, Dein Vater hätte sicher auch gerne seinen Vater behalten. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber bei Euch scheinen die Frauen nur die Kinder zu kriegen und die Väter kümmern sich um die Kinder. Sie sind männliche Mamas und das was sie nicht leisten können oder wollen leisten die Ammen. Ist Euch das mal aufgefallen? Greg sieht seine Mutter nie, ich weiß nicht warum. Aber so ist es, aber Max sieht er oft und sie gehen nett miteinander um. Sieht er seine Mutter auf dem Flur heißt es "Ich grüße Euch Mutter" und er geht weiter ohne eine Antwort abzuwarten, aber mit Max geht er ganz anders um. Warum macht Ihr das? Ich meine ich verstehe den Erhalt der Linie, dass tun wir auch. Nur kann man doch trotzdem etwas nett miteinander umgehen. Bei uns war es so, es wurde nach Magie und Stand geheiratet am besten aus der Sippe. Dann hieß es Kinder zeugen wie wild und sich eine Geliebte suchen, da man ja auch wen fürs Herz wollte. Ich hab Deinen Bruder als Geschäft geheiratet Ciel, kein Geheimnis. Ich hab mich selbst für meine Familie verkauft, damit sie frei sein konnten. Und ich dachte, wenn es nur ein bisschen so sagt wie Greg sagt, habe ich zwar einen Mann und hoffentlich einen Freund. Ich hab nie dran gedacht einen Mann zu heiraten oder zu vögeln. Aber das ich mich mit Greg so verstehen würde, daran hätte ich nie geglaubt. Und nun an das andere schon gar nicht, ich wusste nicht, dass es Personen wie ihn gibt. Ja ich fühle mich auch in Urlaubsstimmung, ich quatsche wie ein Wasserfall. Sag wenn ich Dir auf den Sack gehe", kicherte Lin.
Ciel Felicien de Souvagne
»Du gehst mir nicht auf die Nerven und auf den Sack schon gar nicht. Ich freu mich, wenn du dich freust. Schau, da vorne sieht man schon das Meer. Warum das Verhältnis meiner Brüder zu ihrer Mutter so unterkühlt ist, kann ich dir nicht sagen. Das frag sie am besten selbst oder ich frag das mal. Mit meiner verstehe ich mich sehr gut und ich möchte behaupten, auch mein Vater steht ihr sehr nahe. Du vergisst deinen zweiten Vater Brandur. Er hätte sicherlich um dich getrauert.«
Linhard von Hohenfelde
"Ja das hätte er, er ist für mich mein einzig wahrer Vater. Ansgar ist was aufgetaut, er versucht es. Das erkenne ich an, aber trotzdem hat es sich mein Leben lang Scheiße angefühlt. Auch wenn es mir keiner glaubt und ich sicher keine Heulsuse bin, aber immer allein zu sein, fühlt sich an wie körperlicher Schmerz. Und sich wie ein Gebrauchsgegenstand anfühlen macht es nicht besser. Klar kann man mir damit kommen, ich hab nicht durchgemacht, was sie durchmachen mussten. Ja entschuldige, ich habe das weder gewollt noch verursacht. Und ich denke dass ist auch kein Grund mich so zu behandeln. Oder? Vielleicht wäre es sogar ein Grund gewesen, mich normal zu behandeln, nicht wie einen hirnamputierten Krüppel. Wer hat denn allen den Arsch gerettet? Wer hat sie hierher gebracht? Wer ist ein Teil der Krone? Jaaaa der Krüppel ist das, das Nichts, das Arschloch, der Purie. Sollen sie nochmal was sagen...", knurrte Lin stinksauer. "Hier oben kann man sich gut auskotzen. Ich hab Verrill gefragt, aber er hat mich nur giftig angeguckt, dass ich dachte, ich frag nicht weiter nach. Dein Paps liebt Deine Mutter sehr. Ich weiß es und sie liebt Max. Wie sie miteinander umgehen und Deine Ma ist echt knorcke. Sie ist lieb. Ich mag sie, sie ist irgendwie nah... meine Ma war... Ansgars beste Freundin und Abnickgenossin, für das was er sich so in seinen Sturschädel gesetzt hatte. Scheinbar brauchte er immer ein ist in Ordnung so, und sie gab es ihm. Wofür er sie dann überhaupt brauchte, ist mir schleierhaft. Dafür hat sie ihn dann ganz ohne Nicken in den Arsch getreten, scheinbar für mich. Heuchlerin, ich hab die nie gekratzt", erklärte Lin und kratzte sich die Stoppelfrisur. "Ich glaube meine Haare wollen nachwachsen. Das Meer sieht schön aus. Die Azursee ist das, ich habe nachgeschlagen. Ich habe versucht alles über Souvagne zu lernen. Was ich mir noch gemerkt habe ist, Ihr liebt Vögel, Hähnchen und Äpel und Ihr rotzt gerne. Warum rotzt Ihr?", lachte Lin und ließ Aquilla aufs Meer hinaus fliegen.
Ciel Felicien de Souvagne
»Weil es so Brauch ist«, sprach Ciel mit der Miene eines Aristokraten, zog geräuschvoll die Nase hoch und rotzte in weitem Bogen vom Rücken des Flugtieres aus ins Meer. »Wie der Brauch entstand, dafür gibt es viele Legenden. Meine Mutter mag dich übrigens auch sehr.« Er strich Linhard mit dem Finger über den stoppeligen Nacken. »Fühlt sich schön an. Meine wollen nicht so recht, es ist ein weicher Flaum, der immer wieder ausfällt. Am besten, ich finde mich damit ab und rasier sie einfach weg. Alles andere wäre lächerlich. Dass du deiner Mutter egal warst, glaube ich nicht. Sie hat ihr Leben für dich riskiert. Sie lebte in der selben Familie wie auch du und alle anderen. Schau, da hinten ist unser Schiff!«
Linhard von Hohenfelde
"Das Rotzen ist Brauch? Wie kann denn so ein Brauch entstehen? Und hat jeder von Euch permanent genug Spucke um auch Rotzen zu können? Wobei ich glaube Jules hat immer genug, der spuckt ständig. Dankeschön, dass freut mich, dass Deine Ma mich mag", als Ciel ihm über den Nacken strich genoss Lin das Gefühl. Es sicher anders gemeint, als es sich anfühlte, aber seine letzten Streicheleinheiten waren doch schon etwas her. "Warum fällt Dir der Flaum denn immer wieder aus? Du musst da mal einen Arzt fragen, aber bloß nicht Benito. Der zieht Dir sonst die Kopfhaut ab um zu untersuchen, was es mit Deinen Haaren auf sich hat. Fühlt sich schön an, mach es nochmal. Ja ich sehe dass Schiff. Wir gehen vorsichtig runter. Wir sind gleich da", freute sich Linhard.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel kraulte Linhard sanft mit den Fingerkuppen den Nacken. "Die meisten Bräuche hatten einst einen sehr pragmatischen Grund, der aber in Vergessenheit geriet. Der Brauch wird zur Eigendynamik und bisweilen trägt er bizarre Früchte. Jules ist ein Fall für sich, er bringt damit seine Verachtung für alles nichtsouvagnische zum Ausdruck - und inzwischen rotzt er gemeinsam mit einem Rakshaner. Benito ist für mich erst einmal unten durch, aber der Heiler der Choucas erschien mir sympathisch und fähig. Ich werde ihn einfach fragen, wenn wir dort sind." Das Drachenhuhn kreiste und ging immer weiter nieder, gefolgt vom Drachenhahn.
Linhard von Hohenfelde
Linhard genoss die Streicheleinheiten von Ciel, sie taten ihm gut. Vorsichtig und behutsam ließ er Aquilla landen, wobei ihn die Mannschaft und ein grimmig blickender Offizier entgegenstarrten. Als der Mann Ciel erkannte, entspannte er sich. "Dann gehst Du lieber hier zum Arzt, wozu zu Benito? Ich habe auch unseren Haus-Heiler für Verrill abgeordnet. Und ansonsten hätte ich Pavo gebeten. Auch ein sehr guter Heiler, er rettete meinem Onkel das Leben", sagte Lin und schnallte sich ab. Er ließ sich von Aquilla rutschten und half Ciel beim Absteigen.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel ließ sich helfen und als seine Feldstiefel das Deck berührten, zog er den Rucksack nach und rückte seinen Hut zurecht. Aufmerksam blickte er sich um, wer ihn bergrüßen würde.
Jaques Philipp de Dusoulier
Der erste Offizier trat Prince Ciel und Prince Linhard entgegen. "Eure Majestät ich heiße Euch und Eure hoheitliche Begleitung an Bord der Choucas willkommen. Da Ihr Gepäck dabei habt, gehe ich Recht in der Annahme Ihr wünscht zu bleiben oder zu reisen? Wir haben keinen Kurs gesetzt, wären also einsatzbereit. Der Käptn hat die Schicht an mich abgetreten, ich vermute er ist zur Zeit nicht ansprechbar. Möchtet Ihr ihn sprechen? Dann werde ich nach ihm schicken lassen Majestät. Ihr seid uns stets willkommen", sagte Jaques höflich.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel warf Jaques seinen Rucksack vom Gewicht eines vollen Kartoffelsacks zu. "Danke, Jaques. Ich beabsichtige mit meinem Schwager gemeinsam auf diesem Schiff zu urlauben! Wir benötigen eine komfortable Zweimannkajüte. Capitaine Silvano braucht nicht gestört zu werden. Ist Bellamy noch hier? Zunächst würde ich mich gern einrichten und dann mit dem Heiler sprechen. Oh und das zuständige Schiffshimmelsauge würde ich gern vorgestellt bekommen für schnelle Nachrichten."
Jaques Philipp de Dusoulier
Jaques fing den Rucksack auf und hängte ihn sich über die Schulter. "Ich werde unverzüglich eine der Gästekajüten für Euch vorbereiten lassen Eure Majestät. Euer Leibwächter Bellamy befindet sich noch an Bord, genau wie sein Bruder Broldiszar und Euer Diener Ferrau. Das Himmelsauge Herr, ist nicht mehr an Bord. Wir wissen nicht wo es abgeblieben ist. Es war plötzlich einfach verschwunden. So leid es mir tut, ich kann Euch nicht einmal sagen,wann der Mann genau verschwand. Aber das erinnert mich daran, dass wir für die kurze Kommunikation einen neuen Magier an Bord anwerben müssen. Eventuell könntet Ihr uns dabei behilflich sein. Oder möchtet Ihr die Kajüte des Himmelsauges? Diese wäre bereits völlig vorbereitet", schlug Jaques vor. "Ihr könnt unseren Heiler jederzeit sprechen Majestät, er ist in der Zeit von 04:00 Uhr bis 12:00 Uhr, dann von 14:00 Uhr bis 18 Uhr in seiner Heilstube. Ansonsten klopft und er wird Euch auch außerhalb der Sprechzeiten helfen. Es kann sich auf einem Schiff jederzeit ein Notfall ereigenen, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt. Folgt mir, das Gästequartier ist sicher für Euch angenehmer, ich gehe Recht in der Annahme Ihr wünscht eine Toilette", sagte Jaques und führte Ciel und Linhard ein Deck tiefer.
Ciel Felicien de Souvagne
"Oh, ich bin einiges gewöhnt auszuhalten. Der ewige Regen beim Errichten des Nordwalls und die Kälte haben das Leben sehr unkomfortabel gemacht. Mein lieber Schwager jedoch ist allzeitigen Luxus gewöhnt. Ferrau ist nicht mehr hier an Bord, es sei denn, er kann sich teilen. Nie hätte ich ihn allein hier bei den Beißern auf dem Schiff zurückgelassen. Er genießt seinen ganz persönlichen Urlaub im Palast. Das Himmelsauge verschwindet auf offener See und das Verschwinden eines Passagiers bleibt unbemerkt! Jaques, Sie müssen die Organisation an Bord drastisch verbessern!" Ciel verzog die Brauen minimal und folgte dem ersten Offizier.
Jaques Philipp de Dusoulier
Jaques neigte ehrerbietig das Haupt und führte Ciel unter Deck. "Eure Majestät Ihr habt Recht. Nur leider ist es noch schlimmer, ich kann Euch nicht sagen, ob der Mann bei Landgang verschwand und nicht zurückgekehrt ist. Das geschieht öfter, bei jenen die noch nicht ein Jahr Meer auf dem Buckel haben. Die ewige Nässe, die permanente Bewegung, die Weite, manche halten es nicht aus und verdrücken sich. Das Himmelsauge könnte uns auch im Hafen verlassen haben. Eine Schlägerei und er liegt in der Gosse, besoffen ins Hafenbecken gestürzt, eine Dirne nicht bezahlt, auch das ist möglich. Oder der Mann ist bei Nacht und Nebel über Bord gegangen. Landratten die sich die erste Zeit an Bord befinden, passieren die absonderlichsten Dinge. Vor allem wenn sie vorne am Bug scheißen Herr, da sie etwas Frischluft wünschen, ist schon so mancher seiner braunen Fracht hinterher gestürzt und des Nachts ersoffen. Darum bitte geht des Nachts nicht allein über Deck und nähert Euch nicht der Verschanzung. So heißt die Reeling auf Kriegsschiffen, da diese verschanzt ist. Ihr könnt dahinter Deckung suchen. Aber Reeling könnt Ihr ebenso dazu sagen. So hier wären wir. Wir haben stets zwei Offizierskabinen frei, die als Gästequartiere dienen. Ihr befindet Euch direkt unterhalb der Kapitänskabine. Richtet Euch ein, etwas weiter vorne findet Ihr die Kabine des Heilers. Sie ist ausgeschildert. Falls Ihr Schwierigkeiten haben solltet, ich schaue nachher noch einmal nach Euch. Jetzt macht es Euch erstmal gemütlich. Falls Ihr Hunger habt, findet Euch in der Kombüse ein. Diese befindet sich genau unter Euch, also ein Deck tiefer. Ich führe Euch nachher einmal herum, damit Ihr einen Überblick bekommt. Habt Ihr noch Fragen? Ansonsten muss ich zurück auf Schicht", sagte Jaques freundlich.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel guckte weiterhin sehr seriös, als der erste Offizier seine haarsträubende Theorie zum Verbleib des Himmelsauges zum besten gab. "Ich werde sicher mein hoheitliches Heck nicht über den Bug hängen", sagte er ganz entgegen seiner vorherigen Behauptung, dass Linhard es sei, der den Luxus benötigte. Er betrachtete sich die Kajüte und freute sich über die Kojen darin, die den Offizieren anstelle von Hängematten zur Verfügung standen. "Gefällt es dir hier, Lin? Sie können getrost wieder an die Arbeit gehen, Jaques, danke für den Empfang. Wir finden uns zurecht. Stellen sie meinen Rucksack bitte hier hin." Er zeigte eine Stelle nahe einer der Kojen.
Jaques Philipp de Dusoulier
Jaques stellte den Rucksack vorsichtig ab, da er nicht wusste ob etwas Zerbrechliches darin war. Das der Prince ihn geworfen hatte, sprach dagegen. Aber vielleicht wusste der Prince auch, was ein Seemannsrucksack wog und hatte sich einfach auf die Fähigkeiten seiner Seeleute verlassen. "Nein dass sollt Ihr auch nicht Herr, schaut", sagte Jaques und zeigte Ciel kurz die Toilette hinter der kleinen Tür. Der WC Bereich war sehr klein und eng, aber er hatte eine Toilette und musste sein Geschäft weder auf einem Nachttopf noch über der Reeling verrichten. "Ich wünsche Euch einen angenehmen Aufenthalt und verabschiede mich", sagte Jaques freundlich und ging wieder an seine Arbeit.
Linhard von Hohenfelde
Linhard schaute sich gut gelaunt um und hockte sich in die freie Koje. "Hier lässt es sich wirklich leben. Klein aber fein und wir haben eine Toilette. Ob er uns verarschen wollte? Man sagt doch Seemänner erzählen Seemannsgarn, also lügen gerne. Wer kackt über die Reeling? Also ich käme nicht auf die Idee. Gut wobei, vielleicht in großer Not oder wenn man es nicht besser weiß? Ein Schiff ist eine Welt für sich sagt man Ciel. Was weißt Du über die Seefahrt? Ich weiß nichts. Möchtest Du gleich zum Heiler gehen wegen Deinen Haaren?", fragte Linhard und streckte sich lang auf der Koje aus. "Hm unser erster Urlaub Schwager! Vielleicht ist das Himmelsauge wirklich geflohen oder geflohen worden. Aber der Offizier war nett", grinste Lin. "Er hat einen witzigen Bart", kicherte er.
Ciel Felicien de Souvagne
"Geflohen worden? Linhard, wir sind auf souvagnischem Boden, entspann dich. Lass deine hohenfeldschen Verschwörungstheorien in der Tasche. Der Mann wird einfach unerlaubt nach Hause zurückgekehrt sein, das ist nichts Ungewöhnliches, wie Jaques sagte. Meine Haare fallen inzwischen seit einem Monat aus, auf den einen Tag mehr oder weniger kommt es auch nicht an." Ciel zog seine Schuhe aus - wobei er merkte, wie seltsam es war, wenn Ferrau das nicht tat - und streckte sich ebenfalls lang. Er atmete genüsslich durch. "Über die Seefahrt weiß ich genau genommen gar nichts. Aber ich werde es lernen. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub, Schwager!", verkündete er feierlich.
Linhard von Hohenfelde
"Du hast Recht wir sind in Souvagne, egal ob am Land oder auf See und all die Männer hier sind unsere Männer, einschließlich ihres obersten Befehlshabers. Unsere Soldaten, sie würden uns beschützen und das tun sie ja auch. Dafür fahren sie ja zur See. Wenn der Bursche sich wirklich einfach verdrückt hat, ist dass dann nicht Fahnenflucht als Soldat? Wobei, er gehört ja schon zu den Himmelsaugen. Keine Ahnung, sie benötigen aber einen neuen Magier, dass wäre wichtig. Auch für uns. Ja wir werden es gemeinsam lernen. Du ich habe vor, von allen Orten die wir besuchen und was wir so finden und entdecken Paps und Verrill etwas mitzubringen in einer Schatzkiste. Bist Du dabei? Verrill freut sich bestimmt. Aber jetzt wünsche ich Dir erstmal eine gute Nacht, schlaf schön und träum was Schönes Schwager. Auf unseren Urlaub", sagte Lin liebevoll und mummelte sich in die Decke.