Der Tiefling hatte beschlossen seinen heimatlichen Sumpf zu verlassen und dem Rat der Jäger zu folgen. Er wollte sich Rakshor und seinen Truppen anschließen. Dazu musste er nach Cara´Cor reisen.
Einer Zeltstadt, so hatten es ihm die Jäger erklärt und ihm einen seltsamen Zettel ausgehändigt.
Wie immer wenn er sich draußen befand und ihm etwas unklar wurde, war sein erster Blick rückversichernd hoch in den Himmel. Für andere Leute ausweglose Situationen hatten für ihn immer noch den Notausgang nach oben. Wurde ihm eine Situation zu mulmig, dann floh er in den Himmel.
Die meisten Feinde konnten ihm dahin nicht folgen. Beschuss und fliegende Feinde konnte Aksoy in den Weiten des Himmels mit etwas Geschick abschütteln. Hier in der unteren Region des Himmels war es fast windstill, aber an den Zug der Wolken konnte er erkennen, dass es weit oben anders aussah. Dort schien ein schneller Wind zu wehen. Es war angenehm warm.
Gut, er hatte bis jetzt nicht oft Grund gehabt zu fliehen und heute wollte er auch nicht vor irgendetwas davonfliegen, sondern er wollte zu seinem neuen Leben aufbrechen. Wenn er gleich vorher den Schwanz einkniff, gab es keinen Grund die Flügel zu entfalten, dachte sich Aksoy.
Wie die meisten seiner Art zog er es vor in größerer Höhe gemütlich im Segelflug weite Strecken zurückzulegen, anstatt kräfteraubend im Ruderflug fliegen zu müssen. Er nutze lieber Aufwinde, als sich selbst abzumühen.
Es war nicht so, dass er das nicht gekonnt hätte. Im Gegenteil er war fit, ein guter Flieger und beherrschte so manches Manöver am Himmel, aber er war bequem und er wollte sich seine Kräfte für die unbekannte Umgebung aufsparen.
Generell mochte er keine Dinge die ihn unangenehm werden konnten. Weder im Flug, im Kampf noch im täglichen Leben. Solche Dinge umging er lieber. Nur gab es in seiner momentanen Situation keine Möglichkeit sich Unangenehmen zu entziehen. Sollte er solchen Situationen unterwegs begegnen, musste er sich ihnen stellen.
Der große Tiefling rief sich ins Gedächtnis was die Jäger ihm erklärt hatten. Er hatte selbst schon Jäger durch die Sümpfe geführt, nun musste er sich auf deren Wort verlassen.
Aksoy ging mit weit ausgebreiteten Flügeln in die Hocke und sprang dann mit einen gewaltigen Satz in die Luft. Der Tiefling schlug hart mit den Flügeln um schnell an Höhe zu gewinnen.
Als er genug Höhe gewonnen hatte, nutzte er die Aufwinde des Himmels um in großen Kreisen weiter aufzusteigen. Während er gemächlich seine Bahnen zog, tastete er nach seinem Amulett. Dabei schaute er nach unten und beobachtete den Boden unter ihm.
Noch kannte er die Landschaft.
Der Tiefling folg weiter, so wie man ihm den Weg beschrieben hatte. Zu weit aufsteigen durfte er auch nicht. Er musste wenigstens etwas von der Landschaft unter ihm noch erkennen können. Nach einiger Zeit des Fluges veränderte sich die Landschaft unter ihm. Aksoy segelte gemütlich im Gleitflug und schlug nur mit den Flügeln wenn es nötig war um seine Kraft zu schonen, falls er auch noch in der Nacht fliegen musste.
Langsam flog er wieder tiefer und auf die flache Landschaft hinaus, dabei hielt er Ausschau nach einem Artgenossen, nach Personen, Nahrung und auch eine geeigneten felsige Steilwand, wo er zur Not die Nacht verbringen konnte, falls er zu müde zum Fliegen wurde.
Statt einer Felswand entdeckte Aksoy einen schwarzen Zaun. Zuerst konnte sich der junge Tiefling keinen Reim auf dieses Gebilde machen. Er flog noch tiefer und langsamer.
Vor dem Zaun befand sich ein Lager in dem Düsterlinge lebten. Ihre Zelte waren mit Schlamm verdreckt, die Erde war zertrampelt dass sie fast seinem heimatlichem Sumpf glich und überall waren Schnüre gespannt auf denen Lumpen hingen. Wozu die gut sein sollten, wusste Aksoy nicht. Einige Kochstellen waren ebenfalls zu sehen und dem Tiefling knurrte der Magen.
Das Lager wirkte eindeutig zu groß für die Anzahl an Düsterlingen. Er wollte gerade ansetzen sich einen Landeplatz unter den Düsterlingen zu suchen, als er ein Stück weiter Holz- und Schilfhütten von Tieflingen entdeckte. Er startete über den kleinen Kerlen durch und flog ein Stück weiter.
Zwischen den Hütten und seinen Artgenossen suchte sich Aksoy einen geeigneten Platz zum Landen. Aksoy landete und faltete seine Flügel eng auf dem Rücken zusammen. Auch dieses Lager war kaum besetzt.
Der Hüne schaute sich kurz im Lager um und schritt dann auf einen der Tieflinge zu.
"Du da. Ich brauche Deine Hilfe. Wo schreibt man sich ein? Ich komme direkt aus der Heimat und die Jäger gaben mir dies hier. Aber die Lager scheinen fast verwaist zu sein", erklärte Aksoy mit seiner tiefen, rauen Stimme. Er zeigte sich wie immer friedlich.
Der fremde Tiefling nahm den Zettel entgegen, musterte ihn und nickte knapp.
"Aha und wer bist Du? Ich bin Kishori", stellte sich der fremde Tiefling vor.
"Hallo Kishori, ich bin Aksoy", antwortete der Hüne.
"Die Truppe ist schon losgezogen. Sie sind nach Dunkelbruch aufgebrochen um den Zwergen das Fell über die Ohren zu ziehen", grinste der Tiefling mit gebleckten Zähnen und reichte Aksoy den Zettel zurück.
"Wo liegt Dunkelbruch?", hakte Aksoy nach.
Der Kishori beschrieb Aksoy so gut er konnte den Weg nach Dunkelbruch.
"Aber Du wirst vorher schon aus der Luft die Truppe erkennen. Dort meldest Du Dich bei Tarrik Tarkan, so steht es auf dem Zettel geschrieben. Bei ihm schreibst Du Dich ein", erklärte Kishori.
"Danke", sagte Aksoy und nickte dem anderen Tiefling knapp zu.
Er trat einige Schritte beiseite, faltete seine Schwingen auseinander und brach erneut auf.
Ein Stück der Strecke kam ihm nun vertraut vor. Dies hätte er sich gut sparen können. Nun hinterher wusste man immer mehr, pflegte seine Mutter zu sagen.
Aber Kishori sollte Recht behalten. Aksoy hatte zwar erneut einen seiner Meinung nach weiten Weg zu fliegen, aber die Truppe des Rakshor sah man schon von weitem.
Aasgeier kreisten über dem Trupp und versprachen sich leichte Beute. Nun warum auch nicht? Wild floh kopflos vor der gewaltigen Armee und schien sich zu Tode zu stürzen und über die eigenen Beine zu fallen.
Eine kurze Rast konnte nicht schaden. Aksoy pflückte eines der verletzten Tiere vom Boden. Er packte es um den Hals und flog ruckartig auf, um sein Opfer so zu strangulieren. Er wartete in der Luft bis seine Beute aufgehört hatte zu zappeln. Er gab ihr noch einen Moment, da er sicher sein wollte das sie tot war und landete.
Der Tiefling packte mit eine Hand die Hinterbeine der Tiers, hielt es hoch und riss ihm mit seinen messerscharfe Krallen der anderen Hand die Bauchdecke auf. Vorsichtig räumte er die Innereien seiner Beute aus, damit ihr Fleisch nicht verdarb. Herz, Lunge, Leber und Milz fraß er direkt auf, den Rest schmiss er achtlos auf den Boden.
Als sein Essen auf die Art für sich gesäubert hatte, riss er ihr das Fell von ihrem Körper, so dass es wie ein Lappen um den Kopf seiner Beute herab hing. Gut gelaunt begann Aksoy das Fleisch von dem Tier abzufressen.
Nach seiner Mahlzeit machte sich der Tiefling sofort erneut auf den Weg. Aksoy flog tiefer und konnte schon bald Lachen hören. Allerdings schien es von den seltsamen Reittieren zu kommen. Der große Tiefling landete und wäre dabei fast auf einen Ghul getreten der durch das Steppengras schlich. Mit einem kurzen Flügelschlag konnte Aksoy gerade noch verhindern auf die Kreatur zu treten.
Der Tiefling ging auf einige am Rand marschierende Orks zu und fragte nach Tarkan und zeigte ihm den Zettel.
Der Mann erklärte ihm, dass Tarkan weiter vorne zu finden war. Da die Marschformation eher locker gehalten war, konnte sich der große Tiefling den anderen anschließen. Er machte sich daran sich nach vorne zu arbeiten und sich nach Tarkan durchzufragen.