Die ersten Befehle des neuen Palaisin
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Jules musterte Massimo, der sich gekonnt sein Lachen verkniff. Er selbst folgte dem Beispiel Massimos und ließ Vernon einen Schritt vortreten, so dass er zu der Garde sprechen konnte.
"Meine Herren, Euer Palaisin hat Recht. Comte Massimo de la Cantillion erhielt seine ersten Befehle von seiner Majestät Duc Maximilien Rivenet de Souvagne mit folgender Verlautbarung.
Palaisin Comte Massimo de la Cantillion,
Ihr erhaltet von unserer Person, Duc Maximilien Rivenet de Souvagne nachfolgend zwei Befehle, die dringender nicht sein könnten.
1. Befehl:
Die Nekromaten-Lichs Maghilia von Hohenfelde und Osmund von Wigberg sind sofort unseres Landes zu verweisen. Sollten sich die beiden Lichs weigern, ergreift Maßnahmen, dass diese auf andere Art und Weise unser Land verlassen mögen. Notfalls richtet sie!
2. Befehl:
Verfolgt und stellt die Gruppe "Die Beißer". Angeführt wird jene Kriminellen-Gruppe von Schwertmeister Junker Archibald von Dornburg. Begleitet wird dieser von einer Frau namens Nori, einem Mann namens Arbogast, Nathan Garcia (Ihr lest richtig), sowie Robere Moreau.
Genau aus jenem Grund werdet Ihr die Unite B zu Eurer Unterstützung mitnehmen. Solltet Ihr weitere Unterstützung für nötig erachten, wählt diese nach Eurem Ermessen selbst aus. Die Unite B der Leibgarde ist Pflicht, da Robere in dieser diente. Alle Beißer sind gefangen zu nehmen, die Ausnahme bildet der Kopf der Bande - Archibald von Dornburg. Diese Unperson wurde von uns zum Tode verurteilt. Vollstreckt in unserem Namen das Urteil.
Unsere besten Wünsche und unser Segen mit Euch Palaisin.
Unterzeichnet:
Duc Maximilien Rivenet de Souvagne
Zu den Befehlen selbst, sprich die Hintergrundinformation.
Maghilia von Hohenfelde und Osmund von Wigberg leben beide zur Zeit in Irminabourg, auf der Scholle von Marquis Davard von Hohenfelde. Die Handhabe um beide des Landes zu verweisen, ist das Gesetz das Nekomantie verbietet.
Ein Lich kann dem Verbot gar nicht nachkommen ohne zu altern und dann auszusehen wie Dörrobst. Folglich werden sie schon bei der Aufforderung eine andere Magieart zu wählen oder zu gehen, den Umzug wählen. Sie können sich für keine andere Magieart mehr entscheiden, denn damit würden sie sich für die Sterblichkeit entscheiden. Und seid versichert, ein Lich wählt so einiges, aber die Sterblichkeit sicher nicht.
Hinter dem zweiten Befehl steckt eine lange und grausame Geschichte.
Der letzte bis dato geführte Akt in der Geschichte war, dass sich Prince Ciel gemeinsam mit Prince Linhard der Dunkelheit im Herrenhaus von Hohenfelde gestellt hat.
Der Palaisin selbst weiß, was scheinbar in diesem Herrenhaus vor sich ging, seine Schwester kam dort ums Leben. Wir alle, einschließlich des Ducs, gingen davon aus, dass es sich um eine persönliche Einstellung und Vorliebe der von Hohenfelde handelte. Sprich dass sie die Nekromantie anbeteten. Aber das Grauen reichte wortwörtlich wesentlich tiefer.
Im Keller Herrenhauses hatte sich der Sippenbegründer gemeinsam mit seinen zwei Kompagnons niedergelassen.
Dun-Haru-Mar der Gruß der Hohenfelde-Wigberg-Eibenberg Sippe begründet sich auf den drei Gründern genau jener Sippe.
Hinter Dun-Haru-Mar verbergen sich
Dunwolf von Hohenfelde
Harubold von Wigberg
Marthis von Eibenberg
Und diese drei Personen lebten seit der Besiedelung Naridiens dort unten im Keller. Ein Nekromant auf grauenvolle Art und Weise als Geistwesen mit zwei Geistmagiern verschmolzen. Das Haus, es lebte wirklich, denn Dun-Haru-Mar hatten von dem Haus wie von einem Körper Besitz ergriffen.
Die Selektion der Besten und Brutalsten, rief Dunwolf nicht ins Leben um seine eigene Familie vor dem Untergang zu bewahren. Auch dann wäre seine Art dies herbeizuführen grausam gewesen. Nein dieser Lich schuf sich eine Magische Melkanlage.
Er sorgte dafür, dass nur die Stärksten und mit Vorliebe die mächtigsten Magier überlebten. Nekromanten bevorzugt, da er selbst einer war. Jeder der im Haus starb, ernährte auf diese Weise Dun-Haru-Mar, als Schlachtvieh.
Jeder der im Herrenhaus Hohenfelde lebte und scheinbar dort die Macht hatte, war nichts weiter als Milchvieh das permanent von dem Lich gemolken wurde. Das Leid dass die Bewohner erlebten, die Intrigen die sie spannen um sich zu schützen, die Feinde zu vernichten und um ihre Zweige durchzubringen, nichts weiter als das Sahnehäubchen oben auf der Torte.
Ein wunderbarer Zeitvertreib, eine endlose Theateraufführung für drei überalterte Magier, die vor Jahrhunderter Langeweile nichts mehr mit sich anzufangen wussten, als andere Menschen zu manipulieren und auf bestialische Art in den Tod zu treiben.
Sie genossen jedes erlittene Leid, jeden zugefügten Schmerz.
Das Haus war ihre Taverne mit Unterhaltungsprogramm.
Wie Massimo stets zu sagen pflegte, sie sind eine Familie voller abscheulicher Nekromanten. Aber nicht sie sind es, sondern ausschließlich ER – DUNWOLF.
Denn er rief das Grauen aus purem Egoismus ins Leben.
Prince Ciel wollte Prince Linhard einen Gefallen erweisen und ist mit ihm allein zum Herrenhaus gereist. Dort wollte er die Babys von seinem Vater Brandur abholen. Er wollte sie bei sich bestatten lassen. Und dabei entdeckten sie wohl tief unten im Keller ein Siegel.
Prince Ciel und Linhard reisten ab und kamen mit einer Schar Leute zurück um das Siegel zu brechen. Vorher hatte er bei der Bergung der Babys eine Wesenheit, eine Etinität wahrgenommen. Sie verschwand in den Tiefen des Hauses.
Das Siegel wurde nicht direkt gebrochen, sondern Prince Ciel hüpfte darauf herum und es überschlug sich, so dass der Prince in die Tiefe stürzte. Abgeschnitten von seiner Gruppe folgte er dem darunter liegenden Gang und er traf die Dunkelheit des Herrenhauses von Hohenfelde in Person – Dun-Haru-Mar.
Die Wesenheit war eine Trinität aus drei verschiedenen Seele.
Ein körperloser Geist, der sich das Haus als neuen Körper auserwählt hatte und dieses steuern und lenken konnte. Prince Ciel entdeckte überall Flaschen die mit gefangenen Seelen gefüllt waren. Dabei handelte es sich vermutlich um die Notfallrationen von Dun-Haru-Mar.
Prince Ciel stellte das Wesen, aber es ließ sich von seinem Mut nicht beeindrucken. Es verhöhnte ihn. Aber Dun-Haru-Mar hatte die Rechnung ohne die Begleiter des Princen gemacht und ohne unseren Princen Ciel. Im Angesicht des Todes durch diesen uralten Lich zerstörte Ciel selbstlos alle Seelenflaschen die er erreichen konnte um die Seelen zu befreien.
Dies brachte Dun-Haru-Mar dermaßen aus der Fassung, dass er scheinbar die Kontrolle über sich und das Haus verlor. Den anderen war es somit möglich in einen weiteren Raum einzudringen. Dort lagerten die lebenden Körper von Dun-Haru-Mar. Genannt der Fleischtempel oder die Gefäße.
Linhard eilte seinem Schwager sofort zur Hilfe und stellte sich ebenfalls dem Geistwesen Dun-Haru-Mar, während Marquis Davard von Hohenfelde-Eisseher den drei lebenden Körpern die Köpfe abschlug.
Ohne diesen weltlichen Anker, dass wissen Massimo und ich als Geistmagier, erlosch dass Band das die Seelen hier in der Physis hält, sprich im Diesseits.
Wir kehren schließlich nach einem Besuch im Nexus auch in unsere Körper zurück. Mehr noch, wir verlassen sie nicht ganz, sondern wir knüpfen ein Seelenband an unseren Körper, so dass eine winzige Essens von uns setzt mit ihm verbunden bleibt. Würden wir jede Verbindung mit unserem Körper aufgeben, würden wir sterben.
Und genau dass taten Dun-Haru-Mar in diesem Moment.
Die Gruppe reiste erleichtert zurück nach Souvagne. Hier mussten wir dann mit Entsetzen feststellen, dass Dun-Haru-Mar Prince Ciel im Kampf dermaßen schwer verwundet hatte, dass er magisch ausblutete. Er verlor permanent seine Lebensessenz, da ihm Dun-Haru-Mar ein Loch in die Seele gerissen hatte.
Dies erlebte ich nun hautnah mit. Die Heilmagier Benito und Dantoine kämpften um das Leben von Prince Ciel. Davard spendete Ciel von seiner eigenen Lebensessenz um ihn am Leben zu erhalten. Als es dem Princen besser ging, sprich als er gerettet war, machten wir uns Gedanken um den Verbleib von Dun-Haru-Mar. Jeder wünschte sich eine Absicherung, eine Gewissheit, dass die Kreatur tot war.
Meine Herren, es gab keine Absicherung.
Ich spürte nach Haru im Nexus und fand ihn nicht.
Ich spürte nach Mar im Nexus und fand ihn nicht.
Ebenso suchte ich beide in der Physis – nicht vorhanden.
Das hieß, sie existierten überhaupt nicht mehr. Ein grauenvoller Verdacht breitete sich in unseren Köpfen aus – Dunwolf hatte die beiden benutzt um sich am Leben zu erhalten!
Und so war es auch!
Ich suchte Dunwolf im Nexus und der Kerl wehrte mich dermaßen hart ab, dass meine Seele regelrecht von dem Mentalschlag paralysiert war. Mir war kotzschlecht und ich musste mich übergeben. Ich kann von Glück sagen, dass er mich in seiner grenzenlosen Wut schlug und angewidert von sich stieß.
Hätte er mich mental angegriffen und ausgesaugt, dann hätte er mir ebenfalls ein Loch in die Seele gerissen und mich absorbiert. Aber er war vermutlich zu wütend über die Tatsache, dass man ihm seine Nahrungsgrundlage entzogen hatte, um in dem Moment noch logisch zu denken.
Dunwolf lebte also noch, oder besser gesagt er führte ein Halbleben. Ab dato verlief sich erst einmal seine Spur. Seine Spur wurde wiedergefunden, als der Neffe von Davard, Anwolf von Hohenfelde entführt wurde.
Dafür verantwortlich war niemand anderes als die Beißer!
Unter der Führung von Archibald von Dornburg, haben sie Anwolf vor dem Herrenhaus von Davard abgepasst und ihm Dunwolf in den Körper gepflanzt. Die Beißer flohen gemeinsam mit Anwolf, der nun der Fleischtempel, also das neue Gefäß von Dunwolf war.
Wie sich herausstellte, betet Archibald von Dornburg diesen Dunwolf an.
Er hält den Lich für einen Gott und bezeichnet ihn als den Ältesten.
Scheinbar hat Archibald als Kind mit dieser Kreatur einmal gesprochen und kam zu der Überzeugung, dass dieses Wesen ein Gott sein musste. Laut Aussage von Linhard, geht Archibald sogar so weit anzunehmen, dass alle anderen bekannten Götter ebenfalls Älteste sind.
Ihr könnt Euch also vorstellen mit welcher Vehemenz und mit welcher Loyalität Archibald diesem Dunwolf dient und wie sehr er ihn verteidigen würde.
Allerdings liegt da auch die Schwäche von Dunwolf und Archibald. Linhard wie auch Brandur teilten uns mit, dass Archibald nur bis zu einem gewissen Grad loyal ist. Geht es darum alles zu verlieren, würde er nicht wie wir in Treue seinen Herrn mit dem eigenen Leben beschützen. Sondern im schlimmsten Fall würde er alle Fäden kappen, um selbst zu überleben. So ist er wohl erzogen worden. Und wenn er schon als Kind Kontakt zu diesem Lich hatte, wird ihn auch dieser auf seine Art geeicht haben.
Soweit ich weiß, ist Archibald ein äußerst gefährlicher Gegner.
Er ist ein Schwertmeister der offensiv kämpft und er ist ein Vampir.
Das heißt, wenn wir gegen den Mann in die Schlacht ziehen, werden wir müde. Wir alle, gleichgültig wen Ihr mitnehmt, aber er wird nicht ermüden, jedenfalls nicht so wie wir Sterbliche. Er muss nicht einmal atmen!
Das heißt, um so einen Kerl niederzuzwingen, ist Arbeitsteilung angesagt. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit bis er jeden Einzelnen von uns demontiert.
Der Palaisin entschied sich dafür, Euch mitzunehmen. Im Kampf gegen Archibald müssen ihn zwei bis drei Leute ständig bekämpfen. Wir wechseln uns ab, wie eine Hatz bei einer Jagd. Es rennen nicht alle zeitgleich, so kämpfen bei uns nicht alle zeitgleich.
Er hat es ständig mit zwei, drei frischen Gegnern zu tun, während ihn keiner ablöst. Und irgendwann wird bei ihm auch die Konzentration nachlassen, wenn ihm schon nicht die Puste ausgeht. Dann haben wir ihn. Notfalls müssen wir ihn bis zum Tagesanbruch beschäftigen und dürfen ihn nicht entkommen lassen. Dann wird die Sonne uns die Hinrichtung abnehmen.
Allerdings frage ich mich, warum wir ihn sofort hinrichten sollen.
Durch ihn könnten wir erfahren wo sich Dunwolf aufhält. Ob er einige Minuten eher oder später hingerichtet wird, spielt doch keine Rolle. Wir haben zwar keine Möglichkeit ihm mental zu schaden, aber seinem Begleitern können wir die Hirngrütze kochen.
Möglicherweise erfahren wir auch schon durch das Verhör der Begleiter, wo sich Dunwolf aufhält und wir geben die Information an den Orden weiter.
Arbogast ist zu verschonen, er wurde als Spitzel in die Gruppe eingeschleust und er wird von mehreren Himmelsaugen im Wechsel bewacht.
Prince Ciel und Prince Linhard haben das angeordnet, er ist also einer von uns. Und Arbogast bat um das Leben von Robere. Aufgrund dieser Tatsache gehe ich solange von Roberes Unschuld aus, bis seine Schuld bewiesen wurde.
Es ist durchaus möglich, dass Archibald Robere erpresst hat. Denn er hat auch versucht, an andere Personen des Hofes heranzukommen.
Boldi Du sollst versuchen an Robere heranzukommen.
Eventuell können wir den Mann aus den Fängen der Beißer retten. Ebenso sollten wir mit Nathan verfahren. Ich vermute dass beide irgendwie von Archibald gezwungen oder erpresst wurden. Was wirklich geschah, klären wir danach in Ruhe bei einem Verhör würde ich vorschlagen.
Laut Arbogasts Aussage wird die Gruppe zudem von einem Geist begleitet der sich Kazrar nennt. Dieser Geist wird ein Werk Dunwolfs sein, er ist der einzige Magier in der Gruppe.
Das ist der Hintergrund zu Comte Massimo de la Cantillions zweiten Befehl, der erste hängt mit der Weitsicht von Prince Ciel zusammen. Zwei weitere Lichs, die zu so einem Problem heranwachsen könnten, benötigen wir ganz sicher nicht in Souvagne.
Sollen sich die Naridier doch mit ihnen rumärgern.
Scheinbar hat dort Nekromantie keinen üblen Ruf.
Dies ist Eure Handlungsgrundlage Garde. Ich würde vorschlagen wir brechen auf“, erklärte Jules.