Kapitel 8 - Zwei Chaosprinzen

  • Zwei Chaosprinzen

    Ciel fuhr in seiner Kajüte hoch, weil er draußen vertraute Stimmen hörte. Eine vertraute Stimme vor allem. Er zog seinen Arm unter Julien hervor, um aufzustehen und zu Linhard zu tapsen, der in der selben Kajüte schlief. Leibdiener hatten sie beide nicht dabei, genau so wie ihre Eheleute, dies sollte schließlich ein Abenteuerurlaub werden. Ciel war bislang ausgesprochen zufrieden, er erholte sich prächtig, doch diese Stimme ging ihm durch Mark un Bein. Er kannte sie sehr gut.


    "Lin", raunte er und rüttelte seinen ledwicker Kollegen. "Wir haben Besuch! Tekuro ist zurückgekehrt und er ist nicht allein. Da draußen ist Nathan!" Er zog ihm die Decke weg, damit es schneller ging.

  • Lin gähnte, rieb sich müde die Augen und kämmte seine Haare mit den Fingern nach hinten. Er strich sich über seinen Stoppelbart und schaute Ciel grinsend an.


    "Wenn Nathan hier ist, dann ist auch Archibald hier. Mache Dir keine Sorgen wegen Nathan, Du solltest Dich mit ihm mal aussprechen findest Du nicht? Da fällt mir ein, wenn wir an Naridien vorbeifahren, dann sollten wir meinen Stab abholen. Meine Leute sind Archibalds Leute, das würde für Harmonie sorgen. Und mir würde es auch gut tun, wobei sie mehr Respekt vor Archi als vor mir haben. Gut verständlich, sie dienten ihm und Opa zig Jahrzehnte. Paps hat mich immer vor Archibald gewarnt, mittlerweile weiß ich gar nicht mehr was ich denken soll, nachdem was Dave übermittelte.


    Einerseits behaupten viele er ist eine Bestie. Paps vor allen Dingen ebenso wie Dave. Andere wiederum lieben ihn abgöttisch. Ist man mit Archi zusammen ist es witzig, er ist irgendwie schräg. Und nun noch Nathan. Nathan der keiner Fliege was zu Leide tun kann schleicht mit Archi herum. Da frage ich mich auch manchmal, was stimmt denn nun? Gerade wenn man Nathan als Stimmungsbarometer nimmt", sagte Lin und rollte sich aus dem Bett.


    Er kratzte sich die Morgenlatte und machte sich fertig.

  • Ciel musste grinsen, als Linhard sich an dem unzüchtig aufgerichteten Körperteil kratzte. Es war ja nicht so, dass er auf diesen Anblick nicht gehofft hatte, als er die Decke fortnahm und Linhard hatte in diesem anatomischen Areal viel zu bieten.


    "Sind dir diese naridischen Hosen nicht ein wenig zu eng?" Er selbst war, wie so oft seit seinem Kennenlernen von Davet, in Seemannskleidung unterwegs, nobel freilich, aber sehr fesch nach seinem Dafürhalten, besonders in Kombination mit den beiden goldenen Ohrringen und dem Kopftuch, was seine sorgsam nachrasierte Glatze verbarg. So weit kam es noch, dass er die Gnade Dunwolfs annahm und dessen magisch verstärkten Haarwuchs. "Du solltest auf eine ledwicker Tracht umsteigen, sie wirkt sehr bequem, besonders im Schritt. Man sagt, die Ledvigiani seien gute Liebhaber, vielleicht ist das ihr Geheimnis. Was sagst du dazu eigentlich, hast du dich schon ausgetobt? Hast du nun auch einen persönlichen Ruspante?"


    Nathan war nicht mehr zu hören, dafür aber Tekuro und ein Fremder. Ciel war nervös. "Du hast Recht, ich sollte mich aussöhnen mit Nathan. Er ist so ein guter kleiner Diener gewesen. Komm, gib mir Schützenhilfe."

  • Lin schaute sich in den Schritt und grinste breit.


    "Nur im Moment sind die Klamotten eng, geht gleich wieder. Hast Du mal gesehen was Ledwicker normalerweise tragen? Ehe ich den ganzen Stoff um den Körper gewickelt hätte, wäre Nachmittag. Und ich kann mich nicht damit anfreunden Roben oder ähnliches zu tragen. Ist so drin, Roben stehen Magiern zu. Das wäre so, als würde Nathan ein Schwert tragen, weil es schick ist, kann damit aber gar nicht umgehen. So fühle ich mich mit Robe.


    Wer sagt Dir, dass Naridier keine guten Liebhaber sind? Und Julien ist Souvagner und scheinbar auch ganz passabel. Zudem sagt man Souvagnern eine spitze Zunge nach, nicht nur im Streit. Ich kann das bestätigen, Verrill kann ziemlich unanständige Dinge mit ihrer Zunge. Wobei seit dem sie in Ledwick wohnt, nennt sie jeder nur noch Verrill. Und sie ist die meiste Zeit mit Tazio zusammen. Gut sie sind verheiratet und sie ist die erste Frau im Lande.


    Aber sie ist auch mit mir verheiratet. Ich vermisse Gregoire, komisch nicht wahr? Vorher hatte ich was Bammel vor ihm, jetzt vermisse ich ihn mehr als ich Dir erklären kann. Ich habe weder einen Ruspante noch ausreichend Sex, alles was ich habe ist.... vergiss es", sagte Lin und schnappte sich seine Waffen.


    Er lauschte ebenfalls auf die unbekannte Stimme, sie war leise, kratzig, heiser, extrem rau. Der Aussprache nach ein Naridier. Lin war neugierig, wen Tekuro da angeschleppt hatte.


    "Ja versöhne Dich mit Nathan, dass ist besser für Euch beide. Wie soll das weitergehen? Du hast ihn geliebt und er Dich auf seine unschuldige Art. Reiche ihm die Hand, dass von mir was?", sagte Lin mit einem Zwinkern und steckte sich eine Rauchstange in den Mundwinkel.


    "Auch Frühstück?", fragte er Ciel und schob ihn aus der Kabine, "nach Dir".

  • "Natürlich haben Souvagner Qualitäten, die dahingehend jede andere Nation überragen, nicht umsonst haben wir die beiden Himmelsspeere errichtet und nicht umsonst schlummert Julien in meinem Bett und kein Fischkopf, ich wollte nur höflich sein und dafür, dass niemand mit dir schläft und du deswegen bösartig bist, kann niemand was", grantete Ciel, "und außerdem sind das Pluderhosen", ehe er verstummte, weil er auf einmal mitten auf dem nächtlichen Oberdeck stand.


    "Nathan", quietschte er unroyal. Alle gerechte Empörung war dahin, als er das vertraute Gesicht sah, ganz gleich, wie zerlumpt und unrasiert Nathan gerade aussah. Und dann ließ er alle Hemmungen fallen, eilte auf seinen ehemaligen Leibdiener zu und drückte ihn ganz fest.


    "Mein ehemaliger Herr", piepste Nathan in noch höherer Stimmlage.

  • "Ciel das war doch gar nicht böse gemeint, koch runter. Ich habe Dir nur geantwortet und das mit der spitzen Zunge war ein Kompliment. Naja ich feile noch dran", lachte Linhard leise und bließ einen Rauchkringel in die kalte Nachtluft.


    Linhard musterte das Wiedersehen von Ciel und Nathan, er spürte kurz einen wehmütigen Stich. Ganz ähnlich hätte er seinen Paps begrüßt, oder jene die ihm am Herzen lagen. So viele waren es leider nicht, aber das konnte ja noch werden. Er blieb wo er war, und rauchte in Seelenruhe seine Rauchstange.


    Lin schaute sich nach Teku und seinem Gast um, irgendwer musste Nathan schließlich hier angeschleppt haben. Den einzigen den er entdeckte, war einen wildfremden Alben der an der Reeling stand und ihn einen Augenblick lang mit stechendem Blick taxierte, ehe er scheinbar unbeteiligt wegschaute. Lin wusste, dass der Mann nicht wegschaute, sondern ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Er taxierte seine Statur und Bewaffnung, sollte das Spitzohr mal. Er war nicht hier um jemanden über Bord zu werfen. Er selbst tat es dem Kerl gleich, rauchte scheinbar in die andere Richtung.


    `Mitte Vierzig, austrainiert, Bewaffnung ein Jian, Vorsicht geboten mit dem Burschen´, dachte Linhard und bereute gerade, dass er seinen Dolch der Finsternis freiwillig abgegeben hatte.

  • "Eure Hoheiten, Prince Ciel und Prince Linhard", grüßte Tekuro ehrehrbietig, verneigte sich, insbesondere vor Ciel, der ja sein Herr war, und legte die Faust auf sein Herz. "Darf ich Euch meine Begleiter vorstellen?"


    Als Ciel nickte, wie er es von dem neugierigen Prinzlein nicht anders erwartet hatte, kommandierte er seine Leute bellend alle zu sich heran und bedeutete durch eine Geste, dass sie sich verneigen sollten.


    "Ihre Hoheiten, Prince Ciel Felicien de Souvagne, Bezwinger des Ältesten, und Prince Linhard de Souvagne, Marquis von Hohenfelde. Ich möchte euch vorstellen, Freiherr Hector von Dornburg, seinen Sohn Kakko Korikara und seinen Begleiter Kirimar Tanbar. Die anderen waren Sklaven und die haben wir schon aufgegessen."

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Nathan wurde losgelassen und mit rotglühenden Wangen und sehr glücklichem Gesicht nahm er Aufstellung schräg hinter Ciel, als ob er nun wieder sein Leibdiener wäre.


    Ciel bemerkte, wie Linhard schon wieder mürrisch rauchte und abweisend wegsah. "Lin, bitte", sagte er leise, da er neben ihm stehen sollte bei der Begrüßung. Er fragte sich, was los war. Noch mehr aber fragte er sich, warum Tekuro diese Männer mitgebracht hatte und was sie hier sollten.

  • Lin stellte sich neben Ciel und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, während er sich die Gäste anschaute.

    "Alles gut, ich wollte Euch nur Zeit geben", sagte er freundlich zu seinem besten Kumpel.


    Tekuro hatte einen von Dornburg samt seinem Sohn vorgestellt, Hector und Kakko Korikara von Dornburg? Nun da kam es bei letzterem wohl auf die Mutter an. Die Ähnlichkeit von Hector und Archibald war unverkennbar, allerdings hatte er bei diesem Mann ein ganz anderes Gefühl.


    Lin fühlte sich als säße er im Zuber mit einem Hornhai und Nathan die gute Seele gab als Badeöl einen Liter Blut dazu. Der Alb schien ebenfalls zu der Gruppe zu gehören, wäre der Kerl ein Weib gewesen, hätte er ihn für die Mutter vom Kakko gehalten. So wie er neben Hector und Kakko stand, sah es jedenfalls so aus. Kakko selbst schien die Ruhe in Person zu sein, sein Blick war offen, neugierg und total tiefenentspannt. Auch er trug ein Jian auf dem Rücken. Das Trio musste Teku im Abgrund aufgespürt haben. Die drei apokalyptischen Beißer.

  • Hector neigte den Kopf und zeigte die offenen Handflächen.


    "Grüße Prince Ciel, Fastbezwinger des Ältesten. Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen, auch wenn das nicht jeder unseres geliebten Ordens behaupten würde. Euch einmal leibhaftig zu sehen, ist... interessant", grinste Hector freudestrahlend, während Lin versuchte nicht völlig die Farbe im Gesicht bei dem Gebiss zu verlieren.


    "Wie Tekuro uns schon so freundlich vorstellte, mein Begleiter ist Kirimar Tanba, das ist mein Sohn Kakko und ich bin Hector von Dornburg, Sohn von Archibald von Dornburg - Schlüsselmeister des Ältesten. Wir sollten uns einmal in privater Runde unterhalten, nur Ihr und ich. Wie ich hörte seid Ihr ein Mann, der auch unkonventionelle Wege geht?", sagte das Grauen freundlich.


    Kirimar hatte sich respektvoll verbeugt als er vorgestellt wurde, allerdings schwieg er, so lange der Schlüsselmeister für ihr Ordensnest sprach, so war es Sitte.

  • "Warum nicht? Zwar kenne ich Euch nicht und weiß sehr wohl, was Eure Zähne bedeuten. Ich spüre aber auch, dass Ihr ein Vampir seid. Nun, dann steht einem Treffen unter vier Augen wohl auch ohne Garde nichts im Wege. Begleitet mich bitte. Nathan, organisiere den Gästen eine Erfrischung, frag sie, was sie wünschen und informiere die Kombüse. Wir sind in Kajüte 17."


    Gleichzeitig ging er davon aus, dass sein Lieblingsschatten Conny unbemerkt von allen zusätzlich für seine Sicherheit sorgen würde. Nathan war dermaßen erfreut über den Befehl, dass er schluchzte, ehe er davonflitzte.


    Ciel führte Hector in eine Kajüte, die für den Empfang von Gästen in kleinem Rahmen geeignet war. Er bat Hector, Platz zu nehmen und machte es sich selbst gemütlich.


    "Beginnt bitte", sagte er freundlich und seine Augen schienen Hector auf den Grund seiner Seele schauen zu wollen, ohne dabei jedoch Härte auszustrahlen. Es war eine extreme Neugier.

  • "Der Vampirrismus war ein Geschenk meines Vaters, überreicht von Tekuro - Sohn von Kazrar Chud. Und ich möchte Euch ebenso ein Geschenk überreichen. Es ist persönlicher Natur Prince Ciel. Das ist für Euch", sagte Hector und zog eine kleine Schatulle hervor.


    In der Schatulle:

    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Als Ciel die kleine Kiste öffnete sah er eine Waffe, deren Griff, aber nicht deren Klinge zerbrochen war.


    "Meine Zähne sind wohlverdient und weisen mich aus, als das was ich bin Prince Ciel. Aber Ihr habt sie nicht zu fürchten. Ihr seid ein ehrenwerter Gegner, das Dogma besagt - Jeder der so hart kämpft um am Leben zu bleiben, verdient es zu leben. Ihr habt es mehr als verdient. Von mir geht für Euch keine Bedrohung aus, dass darf auch Euer persönlicher Wächter wissen", sagte Hector freundlich, lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Finger.

  • "Ich habe der Wächter viele", gab Ciel zurück. "Auch Tekuro und Kazrar zählen dazu und ihre Loyalität steht über allen anderen Verpflichtungen. Wäre es anders, wären sie nicht Mitglieder meines persönlichen Stabs Unitè B. Im Gegenzug genießen sie einige Privilegien, die keinem anderen zusehen würden. Treue zahlt sich aus und wird vergolten, sie sind gute Männer und darum habe ich Tekuros Bitte, diesem Gespräch zuzustimmen, stattgegeben. Zudem bin ich neugierig auf Euch."


    Nun betrachtete er den kleinen, sehr alt aussehenden Dolch.


    "Was ist dies, Hector? Möchtet Ihr dazu ein paar Worte verlieren? Was ist das für ein Kiefer?" Routiniert überprüfte er das Objekt auch mithilfe seiner Blutmagie.

  • "Der Dolch des Lichten... eine Waffe die den Ältesten verletzen kann. In ihrem letzten Gefecht wurde sie versehrt, aber nur der Griff. Die Klinge selbst, sie ist ungebrochen und weder ihrer Schönheit noch ihrer Macht beraubt. Nutzt sie weise, eines Tages werdet Ihr sie benötigen. Sie ist älter als Ihr Euch vorstellen könnt. Der Griff ist gefertigt aus einem Kiefer- und Oberschenkelknochen, einer Person die vor ebenso langer Zeit starb. Es heißt die Finsternis umschlingt das Licht, aber manchmal ist es genau umgekehrt. Euch hat die Finsternis nicht verschlungen, damit dies so bleibt, der Dolch.


    Das was Ihr über Eure Männer sagt, klingt verlockend. Sie wissen was sie an Euch haben, Tekuro sprach stets in den höchsten Tönen von Euch, deshalb bat ich um dieses Treffen. Ich war auf Euch neugierig, auf die Person die es wagte meinem Gott zu trotzen und all dies überlebte. Das verlangt einem Respekt ab und ein klein wenig mehr hm", schmunzelte Hector sein Haifischgrinsen.


    "Sicher habt Ihr viele Wächter, aber einer ist hier ganz in der Nähe. Es liegt in meiner Natur, ich rieche Menschenfleisch", sagte das Grauen freundlich.

  • "Natürlich ist er das." Ciel schmunzelte ein wenig. Er hatte nicht gewusst, wo Conny sich befand, doch dies aus Hectors Mund zu hören, dass er wie immer im Verborgenen wachte, bereitete ihm Wohlbehagen. Der gute Conny.


    "Ich danke Euch für das Geschenk. Aber warum solltet Ihr mir eine Waffe aushändigen, die Euren Gott vernichten kann? Es fällt mir schwer, das zu glauben, bitte erklärt Euch." Ciel betrachtete den Dolch nun noch intensiver. "Und wer war diese Person?"

  • "Warum? Weil mein Gott mich bereits vernichtet hat. Ausgleichende Gerechtigkeit, das ist meine Aufgabe im Zirkel. Seht es so, ich habe damit die Waagschale der Gerechtigkeit wieder ins Gleichgewicht gebracht. Dem Vater seines Vaters, ihm gehörten die Knochen. Sein Name war Krotorius von Hohenfelde, Erzmagier des Hauses Hohenfelde. Vater von Indutiomarus von Hohenfelde und dieser war der Vater von Dunwolf.


    Ich glaube Ihr habt keine Ahnung, wessen Blut Ihr in Euch trag Prince Ciel. Führt die Waffe weise, Ihr habt sie Euch verdient. Und wenn man Euren Männer glaubt, seid Ihr mehr als nur ein Regent, Herr oder Anführer. Nehmt die Waffe als Zeichen meines Respekt und erweist mir einen Gefallen. Ihr müsst nicht, dies ist kein Handel, es ist eine Bitte.


    Meine Bitte lautet, sollte mein Sohn jemals in lebensbedrohliche Schwierigkeiten geraten, nehmt Euch seiner an. Er ist ein guter Sohn, erstklassig. Vielleicht ein bisschen zu weich, aber das ist mein Verschulden. Habt Ihr Kinder? Dann wisst Ihr wovon ich spreche", sagte Hector freundlich.



  • "Natürlich habe ich Kinder, vier an der Zahl und sie alle sind wundervoll. Der Regent des Landes ist mein Vater und Archiduc ist mein Bruder Dreaux. Was ich jedoch bin, ist Bluthexer, sicher ist es diese Gabe, auf welche die Männer anspielen, denn sie ist von meiner Familie nur mir zu eigen. Ohne sie und ohne sehr fähige und mutige Freunde und ohne Ainuwars Segen wäre das Unterfangen von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Und nicht einmal das hat gereicht."


    Er hob die Klinge ins Mondlicht, das durch ein Fenster fiel, das sich kalt darin brach.


    "Ich werde mein Bestes tun, um Kakko Korikara zu schützen, wenn er meiner Hilfe bedarf, selbstredend immer im Einklang mit unseren Gesetzen. Er sieht Euch nicht ähnlich, aber das muss er auch nicht.


    Wenn Ihr Euch vernichtet fühlt, Hector, denkt immer daran, dass auch die finsterste und zerstörteste Seele vielleicht keine Heilung, aber Linderung erfahren kann. Sie muss nur lernen, aus ihren Wunden Kraft zu ziehen und diese für Gutes einzusetzen. Das tut Ihr gerade, indem Ihr mir diesen Dolch überreicht und für Euren Sohn um Schutz bittet. Sprecht auch mit Patrice, wenn Ihr es wünscht. Er ist ein guter Zuhörer und der Splitter einer sanften Seele, der dabei ist, Frieden zu schließen mit seiner Natur."

  • "Danke", sagte Hector, auf Ciels Antwort seinen Sohn zu beschützen. So schlicht das Wort war, so tief ließ der Ton blicken was Hector Ciels Zusage bedeutete.


    "Ich habe neun Kinder und jedes bedeutet mir extrem viel, aber Kakko nimmt eine Sonderstellung ein. Einst verlor ich ihn und ich bekam ihn just auf meinen Geburtstag zurück. Wenn das kein Zeichen ist. Er und Ihr seid die Einzigen die meine Gedanken dahin gehend kennen. So soll es bitte auch bleiben. Niemand sonst wird davon erfahren, weder andere Beißer, noch Freunde, von Verwandte und schon gar nicht mein Vater.


    Wie ich zu Anfang sagte, er überreichte mir ein Geschenk. Es war weitaus größer als er dachte. Eure Worte sind weise Prince Ciel, auch dafür danke ich Euch. Aber Ihr missversteht mich glaube ich, ich suche weder Heilung noch Linderung, ich suche meinen eigenen Weg. Meine persönliche Sicht auf die Welt. Trotz aller Unterschiede, scheinen wir eine ähnliche Sicht zu haben. Nicht alles am Zirkel und den Beißern ist schlecht, ganz im Gegenteil. Wer weiß es besser als Ihr? Nicht umsonst hegt und pflegt Ihr diesen Stab. Veränderung bedeutet nicht immer vollständige Vernichtung.


    Wir werden diese Reise gemeinsam antreten vermute ich. Die nach Arashima auf alle Fälle, die andere möglicherweise auch. Wäre schön", sagte Hector glücklich.

  • "Richtig, ich hege und pflege und füttere meinen Stab, da ich mir keine besseren Verteidiger wünschen könnte. Alles, was ich mir im Gegenzug wünsche, ist gute Arbeit und bedingungslose Loyalität. Und dafür soll es ihnen an nichts mangeln. Höre ich da eine Bewerbung heraus?"


    Ciel schmunzelte, dann blickte er wieder ernst.


    "Der Älteste hat Euch Euren Sohn zurückgegeben, so wie er Tekuro seinen Vater zurückbrachte. Natürlich wecken solche Taten ein Gefühl extrem tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit. Wo wir am stärksten lieben sind wir am tiefsten verwundbar, besagt eine alte Weisheit. Er tat dies jedoch nicht für Euch oder für Kakko, er tat es für sich, um Eurer beider Treue Gewiss sein zu können. Ich freue mich darüber, dass Kakko bei Euch ist, so wie ich Tekuro seinen Vater gönne, doch man darf nie vergessen, dass dieser Akt des gewaltsamen Zurückhaltens toter Seelen in der Physis eine Art von Nekromantie ist und nicht im Einklang mit den Gesetzen des Ainuwars zu bringen ist. Alles, was ich möchte, ist um Bedacht zu bitten bei positiven Gefühlen für Dunwolf."


    Er hob den Dolch.


    "Wie kann der Dolch repariert werden? Und wie funktioniert er?"

  • "An eine Bewerbung habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht, aber ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Bis dato war ich nur neugierig auf Eure Sicht und die Eurer Beißer auf Euch. Ihr füttert Eure Beißer? Mit was bitte füttert Ihr sie?


    Bedingungslos loyal war ich stets und meine Arbeit sprach für sich. Ich gehöre dem Zirkel bereits seit dem Zeitpunkt meiner Zeugung an Prince Ciel, dass mag für Euch vielleicht seltsam klingen, aber es ist so. Ich wurde dort gezeugt, geboren, nach ihren Lehren aufgezogen und ausgebildet. Ich lebte im, mit und für den Zirkel und tue es im Grunde immer noch. Von klein auf wurde ich auf mein Amt vorbereitet. Ich kannte kein anderes Leben als das für die Ältesten, den Zirkel und mein Nest. Selbst meine Kinder sind dem Zirkel verschrieben.


    Eurer Leben ist ganz ähnlich. Bereits vor Eurer Geburt stand fest, wer Ihr einst sein werdet, welches Amt Ihr ausüben werdet. Vor unserer Geburt war nur die Frage welches Geschlecht wir haben. Wären wir beides Frauen geworden, dann hättet weder Ihr noch ich unser Amt inne.


    Zu Eurer Aufklärung, bei der Form der Magie handelt es sich nicht um Nekromantie, sondern man nennt sie Blutmagie. Nekromantie ist nur ein minimaler Teil davon. Selbstredend gebiete ich nicht über Magie, aber ich habe über sie gelesen in den Schriften der Ältesten. Man muss wissen was man bewacht. Seelen sind unsterblich Prince Ciel, lediglich Fleisch ist vergänglich. Dennoch möchte keiner leichtfertig seine Hülle verlieren, ich ebensowenig wie Ihr.


    Ich weiß nicht ob der Älteste meinem ersten Sohn eine neue Hülle schenkte und eine andere Seele aus diese Hülle riss, oder ob er mir jemand anderes schenkte damit ich ihn genauso liebe. Spielt auch keine Rolle, für mich ist er zurück und das ist alles was zählt.


    Mein Vater erklärte einst mal etwas Robere alias Tekuro Chud. Er sagte Kaz habe sein Ende gespürt. Manche spüren ihr nahendes Ende, das Nahen des Feindes, eines Jägers der mächtiger ist als Du. Und stehst Du ihm gegenüber, weißt Du bereits vor dem ersten Messerstich, dass Du diesen Platz nicht wieder lebend verlassen wirst. Alles was Du dann noch versuchen kannst ist, ihn mit auf die andere Seite zu reißen. Jedenfalls als Sterblicher. Seltsam das er dies einst Tekuro in unserem Nest erzählte. Ich zog mit Kakko los, aus einem ganz ähnlichen Grund. Sein Wunsch war seinen leiblichen Vater zu finden, meiner war es ihn fortzuschaffen solange ich es noch konnte.


    Zurück zum Wesentlichen, der Waffe. Sie wird aktiviert durch Blut. Schneidet Euch damit und Ihr könnt die Waffe auf ganz andere Art führen. Nur der Griff ist gebrochen Prince Ciel, die Klinge auf die es letztendlich ankommt ist makellos. Ihr könnt Ihr einen neuen Griff fertigen lassen", schlug Hector vor.