Blutrote See - Kapitel 11 - Thronsaal der Entscheidung
Maximilien Rivenet de Souvagne
Ciel war mit samt der Kriegsbrigg Choucas zurückgekehrt. Wesentlich früher als erwartet und es hatte auf dem Schiff einen Zwischenfall gegeben, wie Maximilien informiert worden war. Gemeinsam mit Dreux hatte er sich im Thronsaal eingefunden um genaueres zu erfahren und um über jene, die den Zwischenfall verursacht hatten Recht zu sprechen. Ciel, Boldiszar, Davet und Silvano warteten vor dem Thronsaal bis die Tür aufging und der Hofmarschall sich vor Prince Ciel verneigte. "Eure Hoheit Prince Ciel Felicien de Souvagne, Euer Vater seine Majestät Maximilien Rivenet de Souvagne ist bereit Euch zu empfangen. Tretet bitte ein", bat der Mann und machte eine einladende Geste.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel trat an dem Hofmarschall vorbei und marschierte durch den Thronsaal. Wie immer war der Teppich, der zum Thron führte, flankiert von Leibgardisten mit Hellebarden. Das letzte Mal, als Ciel mit seinem Vater gesprochen hatte, war die Unterhaltung etwas angespannt gewesen. Das war sie oft gewesen in letzter Zeit. Ciel verneigte sich vor Maximilien. »Majestät«, grüßte er förmlich, denn was sie erwartete, war kein privates Gespräch sondern ein Staatsakt.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Als Ciel vor den gewaltigen Thron der de Souvagnes trat, blickten sein Bruder und sein Vater auf ihn herab. Ciel war vor sie getreten, wie es sonst andere Audienzler taten und er sah seine Familie aus der Perspektive jener, die um etwas baten, Hilfe benötigten, oder einem Urteil entgegenblickten. Maximilien wie auch Dreux waren in ihr Ornat gehüllt, die Gesichter eine unbewegte, fast steinere Miene. Nur an den Augen war ersichtlich, dass es sich sehr wohl um lebende Personen handelte. Dreux musterte seinen Bruder mit neugierigem Blick, während der seines Vaters neutral blieb. "Erhebt Euch Prince Ciel. Ihr seid heute vor uns getreten, um über einen Zwischenfall auf hoher See zu berichten. Wir erwarten Eure Ausführungen. Welche genauen Umstände erfordern unser Eingreifen?", fragte Maximilien und gab damit seinem Sohn das Wort.
Silvano de Mancini
Silvano war Ciel auf dem Fuße in den Thronsaal gefolgt. Er ging genau drei Schritte hinter dem Prince. Als dieser vor seinem Vater stehen blieb und sich verneigte, trennte sie immer noch gut ein Schritt, wie es geziemlich war. Dort ging er auf ein Knie und verneigte sich. "Eure Majestät", grüßte er respektvoll.
Ciel Felicien de Souvagne
»... und Archi-Duc. Verzeiht.« Ciel verneigte sich auch vor Dreaux. In seiner Nervosität hatte er seinen älteren Bruder vergessen zu grüßen, da er zu sehr auf seinen Vater fokussiert gewesen war. Dreaux würde sich denken können, dass keine Respektlosigkeit dahintersteckte, denn sie beide verstanden sich gut und es hätte keinen Anlass dazu gegeben. »Prince Linhard und ich unternahmen mit einigen Begleitern eine Urlaubsreise auf der Kriegsbrigg Choucas. Das Schiff stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Kommando von Kapitän Silvano de Mancini. Es war jene Fahrt, die zu einer Forschungsreise ausgeweitet werden sollte. Die Planungen dafür waren in vollem Gange, doch aus einem mir zu jener Zeit unbekannten Grunde erfolgte die Abreise, ohne dass die erforderlichen Vorbereitungen getroffen worden waren. Wir trafen uns mit zwei anderen Kriegsbriggs, der Mouette unter Kapitän Rene de Brisay und der Cygnus unter Kapitän James de Dusolier. Da zwei Hochzeiten an Bord stattfinden sollten, unter anderem meine, beschloss ich, es vorerst dabei bewenden zu lassen, da ich Silvanos Entscheidungen vertraute und davon ausging, er würde anschließend wieder umkehren, damit wir die nötigen Gelehrten, Priester, Heiler und Magier an Bord nehmen könnten. Stattdessen fiel ich, so wie Linhard, nach Abschluss der Feierlichkeiten in einen tiefen Schlaf. Als ich wieder erwachte, mussten ein oder zwei ganze Tage vergangen sein und wir lagen vor Farisin vor Anker. Ein erstes Gefecht gegen die Einheimischen hatte stattgefunden, welches von Kapitän de Mancini eröffnet worden war. Ich forderte den sofortigen Abbruch dieser Handlungen und die Heimkehr des kleinen Konvois nach Chevrette. Eine vertrauenswürdige Quelle bestätigte meinen Verdacht, dass der Kapitän meine Betäubung angeordnet hatte. De Mancini und ich sprachen lange miteinander und ich versuchte ihm auf Basis der Vernunft darzulegen, warum eine Umkehr wichtig sei, doch er beharrte auf seinem Standpunkt und war auch nicht durch das Aufzeigen der möglichen Konsequenzen für ihn und seine Mannschaft zum Befolgen des Befehls zu bewegen. Der Grund für den Angriff war seiner Aussage nach Rache für seinen ersten Partner.« Ciel ließ eine Pause, um zu sehen, ob sein Vater bereits Rückfragen hatte.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien hörte sich den Bericht von Ciel genauestens an, ebenso Dreux. "Mit was wurdet Ihr betäubt? Wie oft habt habt Ihr Chevalier Mancini um Aufgabe der Kampfhandlungen gebeten? Kam er letztendlich dem Wunsch der Rückkehr nach, oder ging dem eine Inhaftierung voraus, samt Kommandowechsel? Inwieweit waren die beiden Kapitäne der Hilfsschiffe in das Geschehen rund um den Angriff auf die Farisin eingeweiht?", hakte der Duc nach.
Ciel Felicien de Souvagne
»Welches Mittel dies war, habe ich zwar erfragt, aber keine Antwort erhalten. Zuständig war Costantino Marchesi. Er versicherte mir lediglich, genau zu wissen, was er täte. Ich habe Silvano einige Male darum gebeten, die Schiffe heimsegeln zu lasen, vielleicht drei oder vier Mal, vielleicht auch fünf. Eine Inhaftierung ging dem nicht voraus, da ich so ehrlich sein muss zu sagen, dass ich Zweifel daran hatte, dass dieser Befehl zu meinen Gunsten ausgehen würde. Stattdessen wandte ich mich an die Beißer, welche als Gäste auf der Choucas reisten. Nach kurzen Verhandlungen sicherten sie mir Beistand zu, sollte es erforderlich sein und sie taten fortan alles zu meiner Zufriedenheit. Besonders Kazrars loyales und höfliches Verhalten ist zu loben. Ihr direktes Eingreifen war jedoch nicht notwendig. Silvanos erster Partner, der wider Erwarten noch lebte und zu uns stieß so wie sein jetziger Mann Boldiszàr wirkten auf ihn ein und so kam er dem Befehl letztlich nach - allerdings nur mit einem Schiff. Die übrigen liegen nach wie vor vor Farisin, wo ein Teil der Mannschaft zurückgelassen wurde. Die anderen Kapitäne waren angeblich nicht informiert, aber ihr Verhalten lässt anderes vermuten.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Wir ordnen an, dass Costantino Marchesi zu dem Vorfall zu hören ist. Seine Person hat umgehend darüber Auskunft zu geben, welche Medikation er widerrechtlich zwei Princen ohne deren Wissen verabreichte. Nach Erhalt der Information, ist unser Heiler zu befragen, ob und in welchem Umfang eine Gefährdung für die beiden Princen nach Verabreichung der Medikation ausgegangen ist. Je nach Gefährdung fällt die Strafe für Costantino Marchesi aus, dies ist zu Protokoll zu nehmen. Wir rekapitulieren, Ihr habt also Chevalier Silvano de Mancini mehrfach - mehr als dreimal, einen ausdrücklichen Befehl erteilt, den dieser rigoros ablehnte und verweigerte? Das sich die Schwerverbrecherbande, genannt die Beißer, kooperativ verhalten haben, mag auf den ersten Blick erstaunlich erscheinen, deutet für unsere Person jedoch nur auf ihr berechnendes Wesen hin Prince Ciel. Lasst Euch von der Güte von Verbrechern nicht täuschen, sie bleiben was sie sind - verbrecherische Menschenfresser. Ob die beiden anderen Kapitäne informiert waren, müssen wir in Erkenntnis bringen. Wir haben vor Ort noch ein Himmelsauge, dass etwas gut zu machen hat. Fahrt mit Eurem Bericht fort", bat Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Richtig, er verweigerte den Befehl. Es mag sein, dass dem Verhalten der Beißer Berechnung zugrunde lag, dennoch verhielten sie sich für diesen Zeitraum vorbildlich. Wichtig zu erwähnen ist, dass mein Schwertmeister Bellamy auf Farisin zurückgeblieben ist, was mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Ich möchte ihn und die übrigen dort verbliebenen Souvagner gern so schnell wie möglich nach Hause holen. Nachdem wir in Chevrette angelangt waren, schien Silvano zur Einsicht gekommen zu sein, was sein Verhalten anbelangte und wir konnten uns auf dem Heimflug kultiviert unterhalten. Es gibt noch zwei andere Dinge zu berichten, die aber nichts mit dem genannten Vorfall zu tun hatten. Nach Abschluss dieses Gesprächs bitte ich darum, mir zu diesen ebenfalls Gehör zu schenken.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien nickte zustimmend. "Ist sich Chevalier de Mancini bewusst, welche Konsequenzen seine Befehlsverweigerung hat?", fragte Maximilien ruhig.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ja und nein. Ich habe das Gefühl, dass sein Verstand es erfasst, doch gleichzeitig auch nicht. Er wirkte auf mich wahnhaft, verblendet, war nicht der Silvano, als den ich ihn kennengelernt hatte oder er war all die Zeit ein guter Schauspieler. Ich habe Zweifel an seiner geistigen und seelischen Gesundheit. Er ist im Allgemeinen Jemand, den ich als verantwortungsbewusst und gastfreundlich kennengelernt habe, gegenüber seinem Mann liebevoll und fürsorglich. Auch die Mannschaft sprach stets gut von ihm. Dieser sture und blinde Rachefeldzug passt nicht zu alldem.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Befehlsverweigerung in dieser Vehemenz endet normalerweise mit einem Todesurteil. Allerdings sind auch die Hintergründe für ein Urteil maßgeblich. Das heißt, Ihr haltet ihn nicht für schuldfähig? Wir selbst haben ihn bis zu diesem Zeitpunkt als einen zuverlässigen Streiter Souvagnes kennengelernt. Ferner haben wir Chevalier de Mancini, wie auch andere Agentenkinder rückwirkend geadelt, zwecks Wiedergutmachung. Eine Adelsenthebung, samt dazugehörigem Verlust seines Standes als Kapitän wäre in Erwägung zu ziehen, möglicherweise sogar die Unterbringung in einer Heilanstalt für geistige Krankheiten mit der dazugehörigen Entziehung seiner Entscheidungsgewalt und Zuteilung eines Vormundes. Letztendlich könnte es aber auch auf ein Todesurteil bei bewusster Handlung hinauslaufen. Welchen Eindruck habt Ihr?", fragte Maximilien.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel antwortete nicht sofort. Er hatte lange nachgedacht und dennoch dachte er noch ein weiteres Mal nach. Hier ging es um das weitere Leben eines Menschen, obendrein eines, den er persönlich kannte - oder um dessen Ende. Weder durfte er sentimental werden aufgrund ihrer persönlichen Bekanntschaft noch zu einem unmenschlich kalten Apparatus, der blindlings Gesetze anwendete. Für beides war das Leben zu komplex. »Silvano ist kein von Grund auf böswilliger Mensch«, antwortete er schließlich. »Er handelte in der verdrehten Ansicht, Gutes zu bewirken. Er hält die Farisin für gefährlich, das sie einst sein Schiff überfielen, als dieses die Insel zu kartografieren angereist war. Dabei verlor er fast seinen Partner und sein Auge. Es bleibt die Frage im Raum stehen, warum er mit diesem Anliegen nicht an die Krone herantrat. Ich vermute, da er eine Ablehnung zu sehr fürchtete. Unter Berücksichtigung aller Umstände gehe ich davon aus, dass er nur begrenzt schuldfähig ist und vermute eine schwere seelische Verletzung aufgrund des vermeintlichen Verlusts seines Partners und der Erlebnisse durch den Überfall der Farisin. Anstelle einer Bestrafung wäre daher über eine Wiedergutmachung für die Familien der gefallenen Matrosen und eine Behandlung seiner verletzten Seele nachzudenken und eine Beurlaubung vom Dienst bis zu seiner durch einen Medicus attestierten Heilung.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Das klingt wohl durchdacht, Ihr sagtet er wäre nun mit Boldiszar verheiratet? Entspricht das den Tatsachen? Oder wollten beide Personen erst heiraten? Falls sie bereits rechtskräftig verbundene Eheleute sind, gewähren wir Chevalier Boldiszar Bovier ebenfalls die Möglichkeit sich zum Vorfall zu äußern. Vor allem dahingehend, ob dieser bereit wäre die Vormundschaft für seinen Mann zu übernehmen. Zudem werden wir als Letztes dem Angeklagten die Möglichkeit geben, seine Sicht der Dinge darzustellen. Lasst den Chevalier in den Thronsaal rufen", sagte Maximilien.
Ciel Felicien de Souvagne
»Das entspricht den Tatsachen. Die Chevaliers de Mancini und Bovier sind von Kapitän Rene de Brisay auf der Choucas getraut worden, unmittelbar bevor die Trauung von Francois und mir erfolgte.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Dann wäre eine Vormundschaft möglich durch Chevalier Boldiszar Bovier. Ruft den Chevalier in den Thronsaal", befahl der Duc und der Hofmarschall verneigte sich. Er eilte rückwärts davon, was bei einem Mann seiner Fülle schon erstaunlich war, wie flink er laufen konnte. An der Tür drehte er sich um und öffnete diese. "Chevalier Boldiszar Bovier seine Majestät Maximilien Rivenet de Souvagne befiehlt Eure Anwesenheit im aktuellen Verhandlungsfall. Tretet vor Euren Duc", sagte der Hofmarschall und machte eine einladende Geste.
Boldiszàr
So sehr Boldiszàr sich bemühte, er konnte nicht verhindern, dass seine Finger zitterten. Er stapfte hinein und kniete dicht neben Silvano nieder. »Majestät«, grüßte er sowohl den Duc als auch den Archi-Duc. Jedes Urteil wäre ihm Recht gewesen, Hauptsache, sie ließen Silvano leben. Bei der Schote, die er sich geleistet hatte, hing sein Leben jedoch am seidenen Faden.
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Chevalier Boldiszar Bovier uns wurden die Handlungen Eures Ehemannes zugetragen. Unser Verhältnis war stets von tiefem Vertrauen geprägt. Unser Leben lag oft in Eurer Hand, folglich werden wir anders über Euren Ehemann urteilen, als wir dies ohne Euren Treueschwur getan hätten. Dennoch war auch Euer Ehemann uns stets als treuer Verfechter Souvagnes bekannt. Ihr wie auch er tragt die gleiche schwere Bürde Eurer Herkunft und die Eurer geraubten Kindheit. Dies alles mag den Vorfall nicht entschuldigen, was vor Farsin oder auf Farisin geschah - aber wir sind der persönlichen Ansicht, dass genau jene Vergangenheit maßgeblich die Handlungen Eures Ehemannes beinflusst haben. Ferner gehört er dem Adel an und ist somit anders zu verurteilen als ein Gemeiner. Dort wo der Gemeine glimpflich bestraft wird, kann es für den gebildeten Adel keine Gnade geben. Dort wo der Adel seinen Stand wahren muss, muss es Gnade für den Adel geben, nicht jedoch für den Gemeinen. So höret. Wir geben Euch hiermit die Gelegenheit für Euren Ehemann zu sprechen. Ihr dürft für ihn Fürsprache halten. Wir tendieren zu dem Entschluss, Euren Gatten in eine geschlossene Geistes-Heilanstalt einweisen zu lassen um genau jene krankhaften Probleme zu beheben, die aus diesem sonst tadellosen Mann unter bestimmten Umständen eine nicht tragbare Person formen. Ferner ist es von Nöten, dass für die Dauer der Behandlung und möglicherweise darüber hinaus, Eurer Mann einen gesetzlichen Vormund benötigt. In dieser Zeit ist er weder geschäfts- noch rechtstüchtig. Dies bedeutet, er untersteht in allen rechtlichen Belangen Euch. Seid gewarnt, dass dies auch für jene Taten gilt, die unter Strafe fallen. Wärt Ihr unter den vorgenannten Gegebenheiten bereit die Vormundschaft für Euren Ehemann zu übernehmen? Nach Beantwortung unserer Frage, dürft Ihr selbstredend direkt im Anschluss Fürsprache für Euren Mann halten. Danach ziehen wir uns mit unseren Söhnen für eine Beratung zurück. Handhabt dies hier im Thronsaal ebenso. Denn Eurer Gatte wird als Angeklagter als Letzter für sich sprechen dürfen. In Eurem Interesse, im Interesse Eurer frischen Partnerschaft und Ehe Chevalier Boldiszar Bovier sollte Euer Mann bei seinem einlenkenden Wesen bleiben und nicht Euch oder gar der Fürsprache unseres Sohnes Prince Ciel widersprechen. Andernfalls würde das Urteil dementsprechend ausfallen müssen. Wir hören Chevalier Boldiszar Bovier, sprecht", erklärte der Duc umgänglich.
Boldiszàr
»Ich würde die Vormundschaft übernehmen, Majestät. Ich hoffe, es hört sich nicht allzu einfältig an, was ich sage. Ich kann es nur in den Worten eines Gardisten beschreiben. Vano ist ein durch und durch anständiger Kerl. Sonst hätte ich ihn nicht geheiratet. Er hat riesengroßen Mist gebaut und das hab ich ihm auch gesagt. Aber er tat es nicht aus Bosheit oder weil er die Krone verraten wollte, sondern weil er irgendwie seinen Kopf nicht eingeschaltet gekriegt hat. Er hat mit dem Herzen gedacht und das blutet aus tausend Wunden. Liebe macht blind, Majestät, genau wie Hass und manchmal geht beides Hand in Hand. Silvano war sehr aufgewühlt aufgrund unserer Hochzeit und weil er Davet wiedertraf, von dem er vierzehn Jahre glaubte, er sei tot und ihm vierzehn Jahre die Treue hielt. Auch wurden kurz zuvor unsere Väter beschworen und ebenso ihr Mörder. Wie viel kann ein Mann verkraften, bevor er zusammenbricht? Äußerlich mag Silvano aufrecht stehen und Haltung waren, aber in seinem Inneren liegt eine Scherbenwüste. Das Einzige, was man ihm zum Vorwurf machen kann, wenn Ihr mich fragt, ist, dass er nicht das Kommando abgab, als er es hätte tun sollen und dass er sich Euch nicht anvertraute. Ich bedaure zutiefst, dass es so weit gekommen ist, dass die Schiffe zweckentfremdet worden und Kameraden gestorben sind. Letzteres schmerzt mich besonders. Aber ich frage mich auch, warum nicht mal einer von den vermaledeiten Offizieren Silvano mal ordentlich beriet? Silvano hat sich immer um Gerechtigkeit bemüht, da brauchte man sich nicht fürchten. Aber keiner war da, der sich wagte, ihm die Meinung zu sagen, das ist erbärmlich in meinen Augen. Sie haben ihn in sein Verderben gehen lassen. Und das nehme ich den Saubrüdern verdammt krumm.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien musterte Boldiszar milde. "Selten haben wir eine derart von Liebe, Respekt und Zuneigung getragene Fürsprache gehört. Eine wahre Liebeserklärung an Euren Mann. Macht ist meist lieblos, Liebe niemals machtlos. Wollen wir uns dieser weisen Worte erinnern und nach ihnen handeln. Eure Fürsprache für Euren Mann reicht Euch zur Ehre Chevalier Boldiszar Bovier, wir dürfen mit Stolz behaupten, Euch einen unserer Coutilliers genannt zu haben und Euch im Kreise des Adels willkommen heißen zu dürfen. Ein Heer von Ja-Sagern sind fatale Wegbegleiter, Berater müssen auch den Schneid dazu haben, ihrer Beraterfunktion nachzukommen. Darin gehen wir absolut mit Euch konform. Es freut uns, dass Ihr die Vormundschaft für Euren Ehemann übernehmen werdet. Prince Ciel, was sagt Ihr zu den Ausführungen Chevalier Boldiszar Bovier? Möchtet Ihr etwas anmerken?", fragte Maximilien und musterte seinen Sohn freundlich.
Silvano de Mancini
Während Boldiszar neben ihm kniete und für ihn sprach, schob Silvano seine Hand auf die von Boldi und schenkte ihm ein kaum merkliches, absolut dankbares Lächeln.
Boldiszàr
Boldiszàr drehte seine Hand nach oben und umfasste fest die Finger von Silvano. Zwar zitterte er, aber er hoffte, dass sein Mann trotzdem die Kraft spürte, die er für sie beide aufzubringen bereit war.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel verkniff sich die Anmerkung, dass auch Boldiszàr seinen Mann hätte beraten können. Er tat es zwar am Ende, aber zu spät. Allerdings hatte er eine kaum weniger aufwühlende Zeit hinter sich gehabt als Silvano. Boldiszàr war garantiert niemand, der sich nicht traute, zu sagen, was er von etwas hielt und dass er es nicht rechtzeitig getan hatte, sprach für die Intensität der Ereignisse und damit für Silvano. »Ich bin kein Freund geschlossener Sanatorien, wenn sie nicht unmittelbar notwendig sind. Bevor Chevalier de Mancini in ein solches eingewiesen wird, sollte er Benito oder Dantoine vorgestellt werden. Sie haben den nötigen fachlichen Hintergrund, um dies abschließend einzuschätzen. Eine geschlossene Unterbringung im falschen Falle kann das Problem verschlimmern. Dennoch sollte auch im Falle einer offenen Betreuung eine engmaschige Kontrolle durch einen Heiler erfolgen.«
Silvano de Mancini
Silvano ergriff Boldis Hand und verschränkte seine Finger fest mit denen seines Mannes. Boldi zitterte, Vano ebenso. Er dachte daran wie sehr er Boldi liebte und hoffte sein Schatz spürte dies durch ihre Berührung.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien hörte seinem Sohn aufmerksam zu. "Wir ziehen uns zur Beratung zurück. Prince Ciel folgt uns in unsere Amtsgemächer", erklärte der Duc. Max stand auf, während alle anderen Anwesenden auf die Knie gingen. Außer selbstvertändlich jenen, die bereits knieten. In Begleitung von Fabien und Dreux verließ der Duc den Thronsaal, um sich unmittelbar in seiner Amtsstube einzufinden. Dort wartete er auf seinen Sohn Ciel, indem er es sich in einem Sessel gemütlich machte, soweit dies das Ornat zuließ.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel angelte sich in der Amtsstube einen Stuhl und ließ sich darauf nieder. Abwartend blickte er seinen Vater an, um zu sehen, ob sie noch immer dienstlich sprachen, nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit, als Duc, Archi-Duc und Prince oder als Maximilien, Dreaux und Ciel.
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Zuerst willkommen zurück daheim, wobei ich mit Dir noch ein Hühnchen zu rupfen hätte. Geschenkt, dank Deiner Mutter. Aber umgehend zurück zu unserem Farisin Vorfall. Du hast weder zu hart noch zu mild geurteilt. Du hast für Mancini gesprochen, obwohl er sich Dir widersetzt hat. Wir beide haben hier vor gar nicht allzulanger Zeit wegen den Agentensöhnen gestanden Ciel. Erinnerst Du Dich? Als wir uns fragten, ob die beiden sich verbündet hätten zum Verrat? Das hatten sie nicht und wir wissen, wer hinter all dem gesteckt hat. Es heißt manche Wunden heilt die Zeit, Kleiner. Dazu kann ich Dir sagen, dass das purer Blödsinn ist. Die Wunde wird nur älter und man gewöhnt sich an den Schmerz. Dass kann ich Dir bezogen auf den Verlust von meinem Vater und Pom, wie auch von Leon garantieren. In gewisser Weise kann ich also Mancini verstehen, dass er blind vor Hass wurde. Und zu allem Überfluss ist er fast geblendet. Er hatte keinen Leon, der ihn auffing. Nun das ist keine Entschuldigung andere zu massakrieren, er hätte sich einen Leon suchen können. Denn der Angriff auf die Farisin ergab sich nicht direkt aus seiner Kindheit, sondern aus seiner Partnerschaft. Er verlor seinen Mann der sein Halt war und rächte diesen. Zieht man einen großen Bogen, hat das schon mit seiner Kindheit zu tun. Er hat sich sehr an ihn geklammert, wie ich an Leon. Das Du ihn heilen statt hinrichten möchtest, gefällt mir außerordentlich gut und zeigt, dass Du den Unterschied zwischen regieren und herrschen begriffen hast. Ich bin stolz auf Dich. Du plädierst für eine Unterbringung im offenen Heilvollzug, nehme ich an? Ich möchte von Dir Dein Urteil über Silvano Mancini hören Ciel. Wie sieht Dein Urteil aus? Block vermutlich nicht, Entmündigen samt Vormundschaft. Jemals rückgängig zu machen? Ihm seinen Status als Kapitän belassen nur außer Dienst stellen bis zur Heilung, oder Aberkennung seines Amtes?", fragte Max neugierig.
Ciel Felicien de Souvagne
»Muss das Urteil sofort in seiner Gänze gefällt werden? Ich würde auf die Einschätzung eines Heilers vertrauen wollen, was die Art der Unterbringung angeht. Seelische Erkrankungen sind ein komplexes Thema. Es gibt Heiler, die oft auch Priester sind, die darauf spezialisiert sind. Nein, auf dem Block möchte ich Silvano nicht sehen. Er ist weder ein Mörder noch ein Verräter, er ist schlichtweg krank und benötigt Hilfe. Ich würde daher auch sein Amt vorerst nicht aberkennen, sondern ihn nur außer Dienst stellen bis zur weiteren Einschätzung eines Heilers. Ich muss jedoch ehrlich sagen, dass mir das Ganze sehr an die Nieren gegangen ist. Ich erfuhr, dass Agentensöhne normalerweise von zwei Personen überwacht werden, von einem Himmelsauge und einem sogenannten Schatten. Silvanos Himmelsauge ist spurlos verschwunden, was kaum jemanden zu kümmern scheint und nurmehr sein Schatten ist verblieben. Bellamy und Boldiszàr werden seit Parcivals Tod scheinbar von überhaupt niemandem mehr überwacht. Ich bin noch nicht an dem Punkt angelangt, wo ich der Meinung wäre, nach all den Jahren die Überwachung einzustellen, besonders nicht nach dem, was geschehen ist.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Da gebe ich Dir Recht, aber bedenke dabei auch eines, wir haben sie überwacht, da wir sie für potentielle Verräter hielten wie ihre Väter. Aber jene waren keine Verräter Ciel, eine Person aus unserer Familie samt zwei Mitverschwörer, dass waren die Verräter. Dennoch oder gerade deshalb kann trotzdem bei einem der Kinder ein Verrat-Gedanke entstehen. Wir sollten sie alle auslesen lassen und dann die Überwachung langsam einstellen. Wir sollten ihnen Vertrauen entgegenbringen, aber kein blindes selbstverständlich. Allerdings sind sie unschuldig und dürfen Vertrauen erwarten, wie sie es in uns haben sollten. War das Vertrauen in die alte Duchesse gerechtfertig? Nein. Ich sehe es ebenso, dass wir ihn außer Dienst stellen und sobald er für geheilt gilt, er seinen Beruf wieder antreten darf. Denn zu vermuten ist, nehmen wir ihm seinen Beruf, nehmen wir ihm sein Leben. Er ist mit seinem Schiff und seinem Leben auf dem Meer extrem verbunden. Deshalb bekommt er keine Sonderbehandlung, aber wir können auch nicht auf jemanden treten, der schon in tausend Scherben am Boden liegt um Boldiszars Wortwahl zu gebrauchen. Gut dann fällen wir ein Teilurteil, Entmündigung bis auf weiteres, Freistellung vom Dienst bis auf weiteres, Vorstelligwerden bei einem Heiler der sich auf Geisteskrankheiten versteht, Therapie und Zwischenbescheide durch seinen Ehemann. Ich gehe davon aus, dass Boldi froh sein wird, sobald sein Mann wieder gesund ist. Eine Frage bleibt jedoch offen, wie gefährlich sind die Farisin für uns? Du hast erwähnt, sie haben eines unserer Schiffe grundlos angegriffen. So ganz ist eine Vergeltung dann nicht von der Hand zu weisen", sagte Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Nun«, sagte Ciel langsam und blickte plötzlich sehr zufrieden drein, »ich könnte dir jemanden vorstellen, der dies aus erster Hand berichten könnte. Jemanden, der den Überfall miterlebte und überlebte. Wusstest du, das Quennel einen Sohn hatte?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Nein das wusste ich nicht Ciel. Und sein Sohn war vor Ort als die Mouette überfallen wurde? Hat er damit irgendetwas zu tun, dass sie überfallen wurde? Zuzutrauen wäre es ihm", grübelte Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Er war ein Opfer des Überfalls so wie Silvano.« Ciel musterte seinen Vater, der mufflig dreinblickte. »Davet ist der Sohn von Quennel und deiner Mutter«, half er ihm aus. »Ich habe ihn mitgebracht, für den Fall, dass wir seine Aussage benötigen - oder du ihn kennenlernen möchtest.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Max starrte seinen Sohn an, Dreux Blick war genauso perplex. "Warte, meine Mutter hatte ein uneheliches Kind mit Quennel? Dann ist Davet mein Halbbruder - mütterlicherseits. Wie alt ist der Mann? Selbstverständlich möchte ich ihn kennenlernen, aber nicht im Thronsaal im Ornat, sondern privat", schmunzelte Max.
Ciel Felicien de Souvagne
»Wie alt? Er sieht schon ein wenig wie ein Opi aus, ich denke, er ist in etwa so alt wie du. Etwas ungepflegt, da er über keinen Leibdiene verfügt und er ist auch nicht mehr ganz vollständig, aber er ist ein netter Mensch und völlig anders, als ich Quennel während der Beschwörung erlebte. Er verabscheut seinen Vater und hat aus der Not heraus einen interessanten Beruf ergriffen. Aber das sollte er dir vielleicht selbst erzählen. Soll ich ihn holen lassen oder möchtest du zunächst das Urteil sprechen?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Möchten Ciel, wir müssen oder wie lange möchtest Du dort die beiden vor dem Thron knien und zittern lassen? Gewissheit müssen wir ihnen schon liefern. Gehen wir zurück, ich spreche das Urteil und dann bereitest Du ein Treffen für unseren Verwandten vor. Lass etwas schönes aus der Küche holen, er soll wie einer der unseren empfangen werden - privat. Denn er ist einer von uns. Wenn auch Blutlinie Cheverette und nicht Souvagne. Aber Bruder ist Bruder für mich was das Herz angeht. Auf gehts", sagte Max freundlich und betrat gemeinsam mit Fabien und Dreux erneut den Thronsaal.
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Wir wären bereit zur Urteilsverkündung. Hat der Angeklagte noch etwas zu den ihm vorgeworfenen Delikten zu sagen und hat er sich bereits mit seinem Ehemann besprochen?", fragte der Duc.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel folgte seinem Vater, winkte einen Dienstboten heran und gab ihm leise den Auftrag, die Leckereien aus der Küche zu holen und alles vorzubereiten.
Silvano de Mancini
"Nein Eure Majestät, das hole ich umgehend nach", erklärte Silvano mit Blick gen Boden und wandte sich flüsternd an Boldiszar. "Sag mir was ich tun soll. Die wollen mich in ein Irrenhaus sperren, ich werde nie wieder ein Bein auf die Planken bekommen wenn mich jeder für geisteskrank hält. Was soll ich machen", flüsterte Vano Boldi ins Ohr.
Boldiszàr
Boldiszàr hielt noch immer Silvanos Hand ganz fest. »Du sollst ihnen vertrauen«, brummte er. »Hab ich zwei Jahrzehnte lang gemacht. Ich bin bei dir.«
Silvano de Mancini
"Danke Schatz, ich vertraue Dir und vertraue ihnen. Ich weiß nicht was ich ohne Dich machen würde. Nun doch, ich weiß was ich getan hätte. Ich hätte ihnen einen Bericht abgeliefert, der das Gegenteil behauptet. Ich habe es sogar ins Logbuch geschrieben. Jaques hatte das Buch zum Schluß und hat es sicher entsorgt", wisperte Vano in Boldis Ohr und küsste ganz sanft drauf. "Eure Majestät wir haben uns besprochen. Ich möchte den Ausführungen meines Mannes nichts hinzufügen. Allerdings würde ich einen Bericht über den damaligen Angriff der Farisin zur Verfügung stellen, falls über diese Kreaturen entschieden werden soll. Sie sind eine Gefahr für unser Land und Euer Sohn sicherte mir eine Prüfung zu. Befragt dazu bitte meinen ehemaligen Ausbilder Kapitän Rene Lothair de Brisay oder Davet la Caille. Beide können die Vorkommnisse auf der Mouette bezeugen. Ebenso Sacha einer meiner Matrosen. Ansonsten habe ich zu meinem Vorfall nichts weiter zu sagen. Anmerken möchte ich nur, dass ich meinem Mann und Prince Ciel für seine Fürsprache dankbar bin", sagte de Mancini respektvoll.
Boldiszàr
"Der Empfehlung schließe ich mich an. Davet wird es haargenau berichten, die anderen auch. Dann werdet Ihr sehen, dass Silvano nicht allein mit seiner Einschätzung ist. Die Farisin sind nicht unsere Freunde, sie sind nicht mal neutral." Er umschloss Silvanos Hand noch fester. Er vertraute den Mitgliedern der Krone sonst bedingungslos, doch heute wurde auch seine Gelassenheit arg strapaziert.
Silvano de Mancini
Vano drückte die Hand von seinem Mann zum Dank und streichelte mit zwei Fingern dessen Handfläche.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien musterte Dreux, Ciel und zum Schluss Boldiszar und Silvano. "Euer Einwurf wurde zur Kenntnis genommen Chevalier Bovier. Wir sprechen hier über zwei Fälle. Erstens das Verschulden Eures Mannes. Er widersetzte sich klaren Befehlen der Krone, er griff ohne Angriffsbefehl genau jene Kreaturen an. Weshalb er dies tat, haben wir erörtert und er wird hier gleich abgeurteilt. Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt sind die Farisin selbst und ihre Gefahr für uns. Euer Mann Boldiszar, Ihr Silvano hättet mit dieser Information an uns herantreten müssen. Ihr hättet entsprechende Befehle erhalten und dies wird noch folgen. Ungesühnt bleibt der Angriff auf die Mouette nicht. Dessen seid versichert, wir akzeptieren keinen tödlichen Überfall auf unsere Landsleute. Ungesühnt bleibt jedoch auch nicht Euer eigenmächtiges Handeln Chevalier de Mancini, ebenso wenig wie Euer Ungehorsam. Dennoch berücksichtigen wir Eure Vita und Eure Entscheidunggrundlage, sowie die Fürsprache Eures Mannes vollumfänglich. Nun denn.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Wir - Maximilien Rivenet de Souvagne - Duc de Souvagne durch Geburtsrecht verurteilen Euch, Chevalier Silvano Giovanni Delancy Bovier de Mancini-Desnoyer zu einem offenen Aufenthalt in einem Heilsanatorium, spezialisiert auf Geisteskrankheiten. Ferner werdet Ihr bis auf weiteres entmündigt. Wir erklären Euren Ehemann, Chevalier Boldiszar Bovier de Mancini-Desnoyer mit sofortiger Wirkung zu Eurem Vormund. Eure Rechts- und Geschäftstüchtigkeit ist Euch bis zu Eurer Genesung entzogen. Ferner werdet Ihr von uns bis auf Widerruf vom Dienst freigestellt. Dies bedeutet Ihr behaltet Euren Amtsrang als Kapitän, Euch bleibt weiterhin die Choucas zugeteilt. Ihr werdet Euren Dienst nach Genesung wieder auf Eurem Schiff antreten. Wir erwarten monatlich einen Bericht über Euren Gesundheitszustand. Wir merken an,dass wir Euch selbst, sowie Euren Ehemann als treue Landsmänner Souvagnes kennen- und schätzengelernt haben. Nutzt die Chance Chevalier de Mancini, die Ihr Dank des Princen und Eures Ehemannes erhalten habt. Zukünftig, erwarten wir Euren Bericht und Eure bitte um Unterstützung, anstatt solche Alleingänge. Unser Urteil ist mit sofortiger Wirkung bindet. Ihr dürft Euch entfernen", entschied der Duc.
Silvano de Mancini
Silvano hörte sich mit mit unbewegter Miene, aber einem gewaltigem Kloß in der Kehle das Urteil an. Als der Duc verkündete, dass er seinen Beruf samt Kapitänsrang und sogar sein Schiff behalten durfte, verkrampften sich seine Finger um Boldis. Er wartete ab bis der Duc geendet hatte, ehe er selbst noch einmal das Wort erhob. "Ich danke Euch aus tiefstem Herzen Eure Majestät", sagte Vano gerührt und räusperte sich.
Boldiszàr
Boldiszàr hätte genau so vor lauter Aufregung fast die Hand seines Mannes zerdrückt. Er erhob sich, als Maximilien verkündete, dass sie sich entfernen durften und zog Silvano hoch. Er verneigte sich tief vor dem Duc. »Danke, Majestät und Hoheiten. Danke. Er wird Euch nicht enttäuschen, dafür sorge ich. Notfalls kriegt er den Arsch voll, wie mein kleiner Bruder Robby es ausdrücken würde.« Er entfernte sich rückwärts und zog den zittrigen Silvano mit sich hinaus, um ihn draußen vor der Tür unter lautem Freudengeschnaufe und Glücksgegrunze zu umarmen.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien schaute Boldiszar und Silvano hinterher. "Den Arsch voll oder eine Tracht Prügel hätte so manchen noch nicht geschadet...", schmunzelte Max und grinste seinen Sohn Ciel an. "Die Audienz ist für heute beendet, wir ziehen uns in unsere Gemächer zurück", sagte Maximilien und verließ gemeinsam mit Fabien und Dreux den Thronsaal und ging in seine Amtsstube wo Fabien ihn umzog. "Ich bin gespannt auf unseren Gast, ehrlich gesagt bin ich sogar ziemlich aufgeregt", verkündete Max was Dreux grinsen ließ. "Geht mir auch so", stimmte Dreux zu.
Silvano de Mancini
Silvano ließ sich einfach von seinem Mann mitschleifen. Draußen vor der Tür umarmte er Boldiszar so fest, als wollte er ihn erdrücken und mit der gleichen Leidenschaft presste er ihm zuerst die Lippen auf den Mund und sich dann der Länge nach an ihn. "Ich liebe Dich Knubbel. Danke für alles Schatz", keuchte Vano und küsste ihn erneut.
Davet la Caille
Davet gesellte sich zu den beiden und umarmte Boldi und Vano. "Wie es ausgegangen ist, muss ich bei Eurer Mini-Feier ja nicht fragen", grinste la Caille und küsste zuerst Boldi und dann Vano auf die Wange. "Du hast ihn rausgehauen, gute Arbeit", freute sich Davet und drückte beide fester.
Boldiszàr
»Wir alle«, schnaufte Boldiszàr glücklich. »Hab doch gesagt, dass die von der Krone auch nicht alle blöde sind. Keiner von denen ist grausam, wenn es amtlich wird. Sorgen muss man sich höchstens, wenn sie privat wütend werden. Da können die alle vier furchtbare Stinkstiefel werden. Vano muss sich von einem Heiler untersuchen und seine wunde Seele behandeln lassen. Ich denke, das ist eine gute Entscheidung, allein hätte der sich nie zu einem Heiler begeben. Bis dahin hat er Urlaub vom Dienst. Aber er bleibt Kapitän der Choucas. Und wegen den Farisin wollen sie noch beraten. Conni kriegt vermutlich auch noch auf den Sack.«
Davet la Caille
Davet nickte anerkennend. "Dann kann es gut sein, dass die Farisin doch noch fallen, diesmal mit Befehl vom Duc. Ansonsten bomben wir sie zurück in die Steinzeit. Ich bin immerhin sowas wie ein unabhängiger Unternehmer. Wo sollst Du denn geheilt werden?", fragte Davet und knuffte Vano.
Silvano de Mancini
Vano starrte Davet an und grinste breit. "Im Kopf vermute ich, da haben die meisten den Wahnsinn sitzen", lachte Mancini was Davet die Augen verdrehen ließ.
Boldiszàr
"In einem Sanatorium für Geisteskrankheiten. Also einem Tempel. Wie das klingt", stöhnte Boldiszàr. "Das mit dem Tempel ist garantiert Ciels Werk. Zum Glück habt ihr euch noch versöhnt, bevor es zur Sache ging."
Silvano de Mancini
"Ja da hattest Du völlig Recht. Ihr beiden hattet Recht. In einem Tempel? Schatz darf ich mir den Tempel aussuchen? Ich erinnere mich dunkel, dass James Schiff doch zu einem Schwimmtempel mit Bordbewaffnung umfunktioniert werden sollte. Aber ich glaube der wird nicht gemeint sein. Witz zur Seite geschoben, wo ist so ein Tempel und was machen die dort mit mir?", fragte Vano und hielt Boldis Hand.
Boldiszàr
"Die Idee ist ... gar nicht schlecht!" freute sich Boldiszàr. "Wenn du dich bei Ciel einkratzen willst um schneller herauszuschinden, dass du wieder fit in der Rübe bist, dann zeig ihm doch, was für ein frommer Mann du durch den Akt der Gnade geworden bist. Hilf da in seinem Schwimmtempel aus, geh zu den Messen und sülze von Ainuwar anstatt vom Klabautermann. Was meinst du, wie schnell der kleine Prince dich in sein Herz schließt."
Silvano de Mancini
"Ich bete weder den Klabauter noch Ainu an, sondern Dich und Davet. Reicht das nicht? Wobei Dir schulde ich noch ein Denkmal Boldi. Auf der anderen Seite vielleicht sollte ich es damit wirklich mal versuchen. Man sagt beten würde einen beruhigen. Gut suchen wir so einen Heiltempel und ich mache, was ich da machen muss. Ich habe so etwas noch nie gemacht, bleibt Ihr bei mir?", fragte Vano verunsichert.
Boldiszàr
»Ich in den Tempel?« Boldiszàr stöhnte gequält. »In die Schlacht bin ich dir ja noch gefolgt, aber Tempel, das geht zu weit. Nur Spaß, ja, ich steh dir bei, was auch immer diese Mönche dir da antun. Was die da machen, frag am besten Ciel. Der kennt sich mit Pfaffen aus.«
Silvano de Mancini
"Ihr müsst die Behandlungen ja nicht mitmachen, aber sagen wir mal wir gehen zusammen hin und wir gehen zusammen Heim, dass wäre mir wichtig. Irgendwie habe ich Schiss vor dem Tempel, ich weiß nicht warum. Orkanstärke 12 klingt nicht so bedrohlich wie Tempel. Kennst Du einen guten Heiler?", fragte Silvano und kämmte Boldi die Haare nach hinten, was Davet grinsen ließ. Aber nur für einen Moment, denn er war das nächste Opfer.
Boldiszàr
»Gut, dann bringen wir dich früh hin und holen dich nachmittags wieder ab«, erklärte Boldiszàr. »Du wirst ganz brav sein und alles machen, was die Heiler dir sagen. Keine Zickereien für diese Zeit, die darfst du hinterher wieder haben. In klein und weniger verhängnisvoll. Ein guter Heiler? Etienne schwört auf Benito.«
Silvano de Mancini
"Dann versuche ich es für diese Erstuntersuchung mit Benito. Fran möchte ich nicht fragen, er hat im Moment seine eigenen Probleme und braucht nicht noch meine dazu. Absolut nicht, ich werde nicht zicken, Ihr habt mein Wort. Je besser ich mitziehe, je ehr habe ich es überstanden Schatz. Mal ganz ehrlich Ihr beiden, findet Ihr ich habe die Behandlung nötig? Ich muss das wissen", bat Vano.
Boldiszàr
Boldiszàr hörte auf rumzublödeln und blickte Silvano ruhig an. Er streichelte sein Gesicht. »Durch deine Seele gehen viele Risse. Manche Wunden heilen nicht von allein. Wenn sie im Fleisch sind, muss man sie zunähen. Wenn sie in der Seele sind ... ja ... ich weiß nicht, was dann hilft. Da muss ein Heiler ran, wie wenn eine Wunde außen zugenäht werden soll. Lass dir helfen, Silvano. Du bist nicht verrückt, du bist verletzt. Wir zwei sind bei dir und wir machen keinen Unfug. Nimm dir die Zeit für dich, anstatt immer nur an andere zu denken. Heile. Wir passen auf deine Lady genau so auf wie auf dich und auf deine Mannschaft. Wenn du wieder in See stechen kannst mit der Choucas, und zwar unter eigenem Kommando, wird sie blitzeblank gewienert sein und keine einzige Seepocke mehr haben. Und die Mannschaft wird sich astrein benehmen, alle gewaschen und rasiert und zügiges Arbeiten ohne Gemaule. Sie werden auf Knien dafür danken, dass du wieder da bist, um sie von unserem Drill zu erlösen. Und mal als Gast mitzureisen hat dir niemand verboten.«
Davet la Caille
"Liebevoller kann es Dir keiner erklären Vano. Passendere Worte als Boldi wird keiner finden. Geh hin, lass Dich auf die Heilung ein und nimm sie an. Wir kümmern uns um alles andere, Dein Schiff ist in den besten Händen, dass weißt Du. Und wie Boldi schon sagt, als Gast darfst Du sie jederzeit besuchen. Die Aquila ebenso, mein Schiff ist Dein Schiff Vano. Wenn Du es gar nicht aushältst, darfst Du sie segeln. Nur dafür muss ich meine Lady hierher bekommen. Aber das ist das geringste Problem, ich werde ein Himmelsauge bitten. Wir stehen Dir, dass weißt Du doch", erklärte Davet ernst und lehnte sich gegen Boldi.
Silvano de Mancini
Silvano nahm beide in den Arm. "Für Dein Schiff rede mit Remy. Er ist ein Himmelsauge. Für alles andere - Dankeschön Ihr zwei, ich werde Euch nicht enttäuschen. Ich strenge mich an, dass verspreche ich Euch. Ihr seid die Besten, Ihr wisst was Ihr mir bedeutet", sagte Vano gerührt.