Wolfram zuckte mit den Schultern.
"Es kann gut sein, dass ich aus dem Grund wütend war oder mich angegriffen fühlte. Marlo, nichts liegt mir ferner als zu streiten. Sobald Brandur zurück kommt, werde ich mich entschuldigen. Dass Du Dich um mich sorgst, freut mich. Aber ich denke schon, dass ich merken würde ob Kasimir mich aussaugt oder nicht. Also schmerzfrei stelle ich mir das nicht vor", grinste Wolfram.
Wolfram führte Marlo zwischen die großen Nadelbäume und scharrte kurz mit dem Stiefel im Boden, ehe er wieder aufblickte und Marlo kurz sanft küsste.
"Mit den Nadelbäumen hast Du Recht Marlo, ich liebe ihren Duft auch, darum habe ich sie hier angepflanzt. Viele Nadelbäume verströmen einen angenehmen Duft und dass, obwohl sie keine Blüten besitzen. Das Geheimnis des Duftes liegt im Harz. Nadelbäume wie Fichten, Kiefern und Tannen stellen Harz her.
Seine bekannteste Aufgabe ist der Verschluss von Wunden am Baum. Wird eine Tanne verletzt, können sich die Zellen der Harzkanäle mit Wasser füllen und das Harz an die beschädigte Stelle bringen.
Hier tritt das Harz nun aus und härtet aus um die Wunde des Baumes zu verschließen. Du kannst Dir das Harz wie das Blut des Baumes vorstellen Marlo. Mit unserem Blut verhält es sich ähnlich, hast Du eine Wunde, tritt es aus und verkrustet.
Bei der Herstellung des Harzes stellt der Nadelbaum viele ätherische Öle her. Teilweise entsteht auch ein Überschuss der duftenden Öle und so werden diese über Drüsen an den Nadeln ausgeschieden. So entsteht der Duft den Du kennst.
Zudem kann man die frischen Triebe von Nadelbäumen als Nahrung wie auch als Medizin verwenden.
Eine Ausnahme ist da die Eibe, sie ist giftig - wie sie unsere Verwandten schon im Namen tragen - Eibenberg.
Bei der Eibe sind Nadeln und die Samenkörner giftig. Schon der Verzehr von einigen Nadeln oder Samen reicht aus, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Zudem bevorzugt sie im Gegensatz zu anderen Bäumen den Schatten. Eine Eibe kann um die 2.000 Jahre alt werden. Ein stattliches Alter.
Kochen oder Trocknen zerstören nicht die Giftstoffe der Eibe. Der Giftgehalt ist im Winter am größten. Im Herbst leuchten die roten Früchte von weitem, der süße Fruchtfleisch-Samenmantel ist der einzige Teil der Pflanze, der ungiftig ist. Aber das Samenkorn im Fruchtfleisch, dies ist giftig.
Die Eibe gilt nicht umsonst als Baum des Todes.
Jedenfalls waren wir bei den ungiftigen Nadelbäumen. Um die Tannen nicht in ihrem Wachstum zu stören, sollten nur im Mai Spitzen gepflückt werden. Zum Essen eignen sich nur die frischen, weichen, hellgrünen Spitzen am Ende der Zweige. Also die Knospen, die noch nicht aufgegangen sind. Sie sind sehr lecker und gesund.
Knospen von Nadelbäume schmecken säuerlich bis herb. Und je später man sie im Jahr erntet, umso würziger ist ihr Aroma. Du kannst sie gebraten, eingelegt oder sogar roh verwenden. Ich benutze sie zum Verfeinerung von Hauptgerichten oder für Desserts.
Ich glaube das interessiert Dich im Moment nicht besonders oder? Nun frag mich was über Pflanzen und ich bin in meinem Element", erklärte Wolfram wieder gut gelaunt und hockte sich auf den trockenen Nadelboden.
Er lehnte sich mit dem Rücken an den Baum und schaute zu Marlo auf.
"Danke für Deine Geduld und fürs Kopf zu Recht rücken Marlo. Setz Dich zu mir und... naja Du weißt schon", grinste Wolfram breit.