Aimeric de la Cantillion / Dunwin
Aimerics Blick schweifte über die Runde, aber momentan schien niemand das Wort ergreifen zu wollen. Jeder war mit seinen Gedanken und seiner Art der Trauer beschäftigt. Es rührte Aimeric aka Dunwin sehr, wie viele zu Brandurs Verabschiedung erschienen waren. Sie alle fanden passende, freundliche ja sogar liebevolle Worte.
Auf seiner eigenen Beerdigung, hätte es sie gegeben, wären vermutlich ebenso viele Leute erschienen. Allerdings nur um sich per letzten Dolchstoß zu versichern, dass er auch tatsächlich tot war.
Dieser Körper, dieses letzte Geschenk seines Bruder brachte eine zweite Chance mit sich. Genau genommen sogar seine dritte, denn schon als beschworener Geist hatte er seine zweite Chance erhalten. Die dritte Chance wollte er aktiv nutzen. Er wollte seinen Lieben beistehen und er ihren gemeinsamen Traum erfüllen.
Er würde als Freund, Kamerad und Verwandter an Linhards Seite bleiben und so über diesen wachen und den Jungen beschützen. Und Dunwin hatte fest vor, sich ganz vorsichtig seinen beiden Söhnen zu nähern, um mit ihnen eine Freundschaft aufzubauen. Nicht um das Geschehene ungeschehen zu machen, dies war ein Ding der Unmöglichkeit. Aber er wollte ihnen etwas Gutes tun, und wenn es nur für fünf Sekunden ein ehrliches Lächeln war, dass er ihnen als dieser ferner Verwandter schenken konnte.
Wenn er dann selbst eines Tages abtrat, würde er sich vorher offenbart haben. Dann ging er zwar als die Person die er war, gehasst und verachtet, aber nicht jede Erinnerung an ihn wäre dann das Grauen, dass er auf so widerwärtige und verabscheuungswürdige Art und Weise in ihr Leben getragen hatte.
Als Geistwesen hatte er schlagartig gesehen was er gewesen war, nein mehr noch er hatte es mit jeder Faser seines Bewusstseins tatsächlich begriffen. Und dieses Begreifen teilte nun sein Bruder Brandur mit ihm.
"Wir kannten uns nur flüchtig Brandur, dennoch möchte auch ich Dir alles gute auf Deinem Weg wünschen. Grüße von Melville, Maurice und Massimo Magdalena auf der anderen Seite. Ich weiß eigentlich bin ich ein Außenstehender, trotz unserer Verwandtschaft. Aber dies ändert sich ab dato, sonst wäre ich nicht mit Euch hierher gereist.
Ich verspreche Dir gut auf Deinen Sohn aufzupassen und ihm ein loyaler Freund zu sein. Und sollten seine Heiratspläne noch stehen, so werde ich an Deiner Stelle mit meinem Vater verhandeln Brandur. Es würde uns freuen, wenn sich unsere Familie erneut binden, dieses mal im Guten. Ich selbst werde mich ebenfalls um eine Frau bemühen, die Zeit dafür ist reif und eine gemeinsame Suche ist eine leichtere Suche.
Wir haben Ansgar beigestanden, wir wollten Euch allen beistehen, damit Ihr Euch endlich von den dunklen Wegen abwendet. Das der finale Akt dazu auf unserer Scholle stattfinden würde, damit hat keiner gerechnet.
Stolz und Trauer mischen sich zeitgleich in meinem Herzen Brandur. Deine Familie wird immer eine zweite Heimat auf souvagnischem Boden haben, dass versichere ich Dir. Pass gut auf Dich da drüben auf", erklärte Aimeric herzlich.