[Literatur & Kunst] Verzweiflungsvirtuosen und Missmutsmanierismus

  • Verzweiflungsvirtuosen und Missmutsmanierismus

    Kaum eine literarische Vereinigung hat in Asamura für so viel Furore gesorgt wie der Schwarze Kreis der Verzweiflungsvirtuosen. International bekannt wurde der Kreis durch die öffentlichen Hinrichtung von fünf seiner Mitglieder in Souvagne, deren sterbliche Überreste man hernach in schwarze Barren presste.



    1 Schwarzer Kreis der Verzweiflungsvirtuosen


    Ein Kreis von Dichtern und Autoren, die der asameischen Dunkeldichtung zugeneigt sind. Ihr Symbol ist ein leerer schwarzer Kreis. Das Ziel dieser nichtkommerziellen Vereinigung besteht darin, die dunkle Seite der asameischen Literatur zu pflegen und durch eigene Werke zu erweitern. Viele bekannte Dichter waren in ihrer Jugend Mitglied des Schwarzen Kreises, wozu sicher beiträgt, dass er in den almanischen Ländern immer wieder verboten wurde. Die Verzweiflungsvirtuosen pflegen unter anderem den Stil des Missmutsmanierismus (s. u.). Nicht wenige fanden durch Suizid ihr Ende.


    Die größten Sponsoren dieser literarischen Vereinigung sind die Freiherren von Wigberg, denen der naridische Hohlkreis-Verlag gehört, welcher jungen Autoren dieser diskriminierten Sparte eine unzensierte Plattform bieten will.



    2 Geschichte


    Erstmals tagte der Kreis im Jahr 13 vor der Asche in Monleone (Ledwick). Die eigentlichen Wurzeln sind jedoch älter und reichen bis in die Vorzeit. Als Vorläufer gelten die Nachtgesänge des Khilarischen Sonnenkults. In Zeiten des Niedergangs erfreut der Kreis sich besonderem Zustrom. So verwundert es nicht, dass er um die Zeitenwende herum seinen Höhepunkt genoss und im transalamischen Zeitalter in Naridien erneut eine Blütezeit erlebt.



    3 Kritik


    3. 1 Kultur des Selbstmitleids


    Der Kreis steht im Verdacht, ursächlich für den Freitod seiner Mitglieder zu sein und wurde im Laufe der Jahrhunderte in den almanischen Ländern zeitweise verboten (nicht jedoch in Naridien). Kritiker werfen dem Kreis eine "Kultur des Selbstmitleids" vor, in der "die Opferrolle heroisiert" werde, so dass die Dichter dazu neigen würden, sich gegenseitig mit ihrem Elend zu übertrumpfen.


    3. 2 Kulturelle Aneignung


    Die Ruspanti, die sich als Bewahrer des alten Sonnenkults sehen, reichten wiederholt Klage beim naridischen Volksgerichtshof ein, der Kreis würde sich die Nachtgesänge kulturell aneignen und für politische Zwecke instrumentalisieren. Sie äußerten den Vorwurf der Beleidigung religiöser Minderheiten. Der Volksgerichtshof wies die Klage ab, da der Kult der Ruspanti in Naridien keine anerkannte Religion sei.


    3.3 Naridische Terrorwaffe


    Dijon de la Grange nannte den Kreis im Jahr 206 nach der Asche öffentlich eine naridische Terrorwaffe, welche den Kampfgeist der souvagnischen Männer und aller Almanen zersetzen solle. Er ließ 5 bekannte Mitglieder des Kreises öffentlich auf einem Scheiterhaufen gemeinsam mit ihren Werken verbrennen. Die Überreste von Menschen und Büchern ließ er in fünf schwarze Barren pressen, von denen er drei versteigerte und einen behielt, um ihn in seinem Thronsaal in einer eigens dafür gebauten Vitrine auszustellen. Der Erlös aus der Versteigerung floss in die Sanierung des Ainuwartempels. Den letzten Barren überreichte Dijon de la Grange dem Duc de Souvagne in Gold gefasst zum Geschenk.


    Die schwarzen Barren sind noch Jahrhundere später Gegenstand erbitterter Kontroversen. Für die einen sind die Barren ein Symbol des Triumphs almanischer Werte über die Barbarei, für die anderen eine geschmacklose Leichenschändung. Die Nachfahren der Opfer fordern seit dem Ereignis eine Herausgabe der Barren, um sie bestatten zu können.


    Die asameische Redewendung "jemanden in schwarze Barren pressen" für "jemanden vernichten" geht darauf zurück. In Naridien ist dieser Ausspruch verboten.



    4 Missmutsmanierismus (Kunst und Literatur)


    Literarische und kunsthistorische Strömung, die vor allem vom Schwarzen Kreis der Verzweiflungsvirtuosen gepflegt wird. Sie zeichnet sich durch eine Sprache mit überreichen Metaphern, mythologischen Anspielungen u. a. aus. Die Sprache beziehungsweise Bildsprache in der Kunst ist verschnörkelt. Kritiker betrachten ihn als "düsteren Kitsch". Kennzeichnend ist darüber hinaus ein pessimistisches Weltbild. Hoffnungslosigkeit und der persönliche oder tatsächlich Untergang sind die beliebtesten Motive.


    Bekannte Missmutsmanieristen und ihre bedeutendsten Werke:

    • Giovanni di Calvena (Ledwick) - "Das Herzlabyrinth" (Gemäldezyklus)
    • Kalenian de Dupont (Souvagne) - "Liebling, sie schleifen unsere Festung" (Autobiografischer Roman)
    • Balthasar Springer (Naridien) - "Dezentration - Die Verkippung der inneren Bezugsachse als Werkzeug der sozialen Zersetzung" (Sachbuch)
    • Hohlgeist-Verlag - "Antiprisma" (Reihe von Heftromanen)