Nal musterte ihren Tresennachbarn freundlich und grüßte ebenfalls freundlich zurück. Die beiden Männer schienen sich entfernt zu kennen. Der Disput der losbrach, lag eindeutig auf Seiten des Menschen in Begleitung des Frostalben.
Zwar hatte der Comte, wie der Mann neben ihr genannt wurde, ihn etwas gereizt, aber um dermaßen unverschämt zu reagieren, auch wenn er es in adlige Worte packte, gab es keinen Grund.
Einen Moment später konnte der Comte auf den Mann einwirken und ihn beruhigen. Nal trank einen Schluck von ihrem Kaffee und musterte nun den Frostalb erstaunt.
Normalerweise waren Frostalben nicht dafür bekannt anderen Liebe und Geborgenheit näher zu bringen. Meist waren es hochgefährliche Personen für die nur ein toter Fremdling, ein guter Fremdling war. Sie standen für all das sein, was ihr Volk verabscheute.
Ebenso schien ihr Tresennachbar zu denken. Aber dieser Frostalb saß hier, fernab der Heimat und war mit einem Menschen verheiratet.
`Ihr seid Magier, so denke ich doch dass Ihr mich hört Comte. Verzeiht diese direkte Ansprache und falls ich den falschen Eurer Namen wähle. Ich kenne mich mit Euren Namen und Titeln nicht aus.
Es ist von Euch hochanständig zu versuchen diesen Menschen zu retten. Ich glaube den beiden Magiern, dass sie sich lieben.
Natürlich muss die beiden Männer wesentlich mehr verbinden, als die Liebe zur Magie. Und auch wenn der Frostalb diesen Menschen schützt und liebt, bedeutete dies noch lange nicht, dass er anderen Personen wohlgesonnen ist.
Comte Ihr habt die Familie des Menschen als eine Familie voller Nekromanten beschrieben. Folglich war der Mensch dem Frostalben gar nicht so fremd. Sie haben gedanklich den gleichen Hintergrund.
Sie sind in einer Welt voller dunkler Magie, Nekromantie und Feindlichkeit Fremden gegenüber aufgewachsen. Die Frage ist scheinbar nicht, ob der Frostalb gefährlich ist oder nicht, sondern inwieweit er seinen Ehemann nach seinem Gutdünken umgeformt hat!
Optisch ist dieser Mensch vielleicht noch ein Mensch, aber mental ist er vielleicht ebenfalls nun ein Frostalb.
Frostalben beten Malgorion an. Die Dunkelheit selbst, sogar ihre Körper sind an die Dunkelheit angepasst. Dies ist keine bloße Wahl, die Dunkelheit ist ihre Natur.
Wenn der Mensch die Wahrheit spricht und dieser Frostalb anders ist, als sein übriges Volk Comte, dann verdienen beide Rettung!
Wenn der Mensch aber zu einem Frostalben umgeformt wurde, ist fraglich ob er überhaupt zu retten ist. Und es ist möglich, dass er keine Rettung wünscht, da er seinem Partner ergeben ist. Es ist möglich, dass er weiß, wie falsch sein Handeln ist. Dennoch wird er seinem Partner wohlmöglich bis zur letzten Konsequenz beistehen.
Niemand sollte verkennen, welche Macht aus Liebe erwächst Comte!
Bittet beide zu uns. Solange wir um die Gefahr wissen, geht keine Gefahr von dem Frostalben aus.
Aber solange Ihr den Frostalben als minderwertig abtut, werdet Ihr nicht einmal den Menschen retten können. Er wird Euch dazu keine Chance geben. Es ist ausreichend etwas Zweifel in seiner Einstellung zu sähen.
Zweifel bedeutet Nachsinnen und Nachforschung.
Selbst die mächtigste Dunkelheit vermag nicht das Licht einer einzigen Kerze zu verlöschen.
Wenn auch nicht jetzt, wird er sie später finden. Aber wenn dieser Mensch niemals von dem Weg erfährt, wird er niemals anfangen zu suchen. Springt über Euren Schatten.
Die Worte des Mannes waren bezogen auf seinen Ehemann die der Vernunft. Er erbat nichts weiter als Neutralität und Höflichkeit.
Ich stehe an Eurer Seite um ihn zu überzeugen. Mehr als Rettung anbieten können wir nicht. Ihr habt angemerkt, dass seine Familie nicht gerade umgänglich ist. Auch hier muss ich Euch eine Weisheit meines Volkes mit auf den Weg geben.
Es ist ein Unterschied ob man von klein auf gelernt hat, die Hand zu reichen oder sie zur Faust zu ballen.
Wir wollen die Hand helfend reichen Comte, da könnt Ihr nicht zeitgleich die Faust gegen den Frostalben erheben´, übermittelte Nal freundlich.
Als ein riesiger „Dämon“ den Raum betrat machte die Lichtalbin für einen Augenblick große Augen. Sie wusste nicht, was dies für eine Wesenheit war. Ihre schlanken Finger schlichen sich langsam und unauffällig zu ihrem Schwert.
Mental bereitete sie sich darauf vor, sich gegen diesen Giganten verteidigen zu müssen. Einem Dämon gleich schritt er auf Zehen daher, besaß einen langen Peitschenschwanz und hatte Schwingen.
Ein Tiefling? Nein was immer dieses Geschöpf war, ein Tiefling war es nicht. Oder einer von einem Volke, von dem Nal noch niemals gehört hatte.
Das Wesen gesellte sich zu dem Comte und verharrte schützend an seiner Seite.
Ihre Gesprächspartner musterten es genauso ungläubig wie die Lichtalbin selbst. Vermutlich hatten weder der Frostalb noch der Mensch jemals so ein Wesen gesehen.
Aber die beiden Männer schauten weder ängstlich, noch angewidert. Sie schauten fasziniert, ein Glitzern lag in ihren Augen. Der Frostalb sah so aus, als wollte er das Wesen neben dem Comte nicht nur eingehend betrachten, sondern am liebsten einmal anfassen.
Vermutlich um sich dessen Existenz zu versichern oder um seine Struktur zu ergründen. Da das Geschöpf neben dem Comte stand, konnte es trotz seiner düsteren Optik nur eine lichte Gestalt sein.
Nal nahm ihre Hand vom Schwertgriff und nickte dem schwarzen Wesen grüßend zu.