Auftakt zum Duell
Brandur von Hohenfelde erfuhr über einen Brief, dass sein Erzfeind Ansgar nach Souvagne flüchtete. Gemeinsam mit Linhard und Dunwin reist er persönlich dorthin. An der Grenze jedoch will man ihren Begleiter Chirag de Dupont nicht nach Souvagne einreisen lassen. Als die Gruppe nach einigen Problemen doch noch in das schwer befestigte Großherzogtum eingelassen wird, treffen sie schneller, als ihnen lieb ist, auf Brandurs alten Feind ...
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/span>Brandur von Hohenfelde
»Dunwin, darf ich bitten?«, fragte Brandur höflich, damit der Geist den knöchernen Drachen besetzte. Im Inneren des Brustkorbes war alles gemütlich hergerichtet, mit vielen Decken und Kissen. Da diesmal nur drei lebende Personen reisten, hatten sie viel Platz und auch eine große Kiste mit erlesenen Spezialitäten war dabei. Zum einen wollten sie es sich schmecken lassen, zum anderen waren auch Gastgeschenke für die de la Cantillions dabei. Brandur und Chirag machten es sich gemütlich und warteten, bis auch Linhard sich bequem eingekuschelt hatte. Dann konnte es losgehen in Richtung Souvagne.
Dunwin von Hohenfelde
Dun ergriff Besitz von dem knöchernen Drachen und wartete bis sich auch Linhard hinein gesetzt hatte. Sein Enkel kam etwas verspätet nach, da er trotz aller guten Vorsätze trotzdem seine Waffe eingesteckt hatte.
Linhard von Hohenfelde
»So da bin ich, ich habe mal den Meinungsverstärker mitgenommen. Man weiß ja nie, wer einem noch begegnet und mein Erzeuger wohnt dort bestimmt ganz in der Nähe. Bei unserem Glück. Wir können, wenn Ihr soweit seid«, sagte Lin gut gelaunt und machte es sich bequem.
Chirag de Dupont
»Auch ich `abe, wie es sich ge`ört, einen Degen anbei, den mir Monsieur de Wigberg ausgeborgt `at. Zur Sicher`eit, man kann nie wissen. Und Sie `aben sicher wieder Ihren Zauberstock bei sich?«
Linhard von Hohenfelde
Lin grinste über beide Ohren. »Den hab ich immer dabei«, lachte er.
Brandur von Hohenfelde
Brandur verkniff sich einen missbilligenden Blick in Linhards Richtung. Der Junge freute sich über die Abwechslung und er wollte ihm den Spaß nicht mit den Belehrungen eines alten Mannes verderben. »Den Gehstock mit dem knöchernen Stilett im Knauf habe ich dabei, selbstredend«, erwiderte er. »Es kann losgehen.«
Dunwin von Hohenfelde
»Alles klar, dann auf Richtung Souvagne«, freute sich Dun. Der knöcherne Drache nahm Anlauf und hob ab. Langsam schraubte er sich in die Lüfte und gewann an Höhe um dann Richtung Souvagne einzuschwenken.
Linhard von Hohenfelde
»Wann bekomme ich mein Stilett und meine Überraschung?«, fragte Lin gut gelaunt.
Brandur von Hohenfelde
»Schau mal in die linke Truhe.«
Linhard von Hohenfelde
Lin öffnete die linke Truhe und späht hinein. (Was sieht er?)
Brandur von Hohenfelde
In der Kiste lag zusammengefaltet ein Regenschirm mit einem knöchernen Gerüst. Bespannt war er mit schwarzem, glänzenden Leder. Im Griff befand sich ein Stilett, welches auch einzeln, ohne den Schirm, transportiert und verwendet werden konnte. Als Linhard genau hinsah, entdeckte er die verschnörkelten Initialien L.v.H. eingraviert.
Linhard von Hohenfelde
Lin nahm ehrfürchtig den Regenschirm entgegen und untersuchte ihn akribisch. Er schaute ihn sich nicht nur an, sondern er teste das Gewicht und die Ausgewogenheit der Waffe in der Hand und wie schnell er das Stilett ziehen konnte. Überglücklich steckte er es zurück in sein Versteck und strich liebevoll über die Initialien. Er kroch hinüber zu Brandur und umarmte seinen Vater lange und feste, ehe er ihn auf die Wange küsste. »Keks. Was sage ich eine Packung Kekse, vielen Danke. Ich werde die Waffe in Ehren halten Paps«, freute sich Lin von Herzen.
Brandur von Hohenfelde
Das bleiche Gesicht des alten Mannes bekam einen rosigen Schimmer, als Linhard sich so sehr freute. Brandur hatte lange und mit viel Liebe und Sorgfalt an dem Schirm gearbeitet. »Der Griff ist so geformt, dass du den Schirm zusammengefaltet auch als Gehstock verwenden kannst. Und schau mal, die Spitze oben. Sie ist schärfer und stabiler als sie auf den ersten Blick aussieht. Du kannst den Schirm also auch als Distanzwaffe verwenden. Der Stiel ist zudem schwer genug, dass er auch als Schlagwaffe taugt. Keks Linhard.«
Linhard von Hohenfelde
»Eigentlich ist er viel zu schade ihn zu benutzen. Aber eine Waffe muss mit dem Herzen und dem Verstand gewählt werden, besteht nur der geringste Zweifel... muss die Waffe verworfen werden. So sagt Opa Dunwin. Ich werde diese Waffe garantiert nicht verwerfen, sie wurde nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit Liebe gewählt. Sie kann uns nur Glück bringen«, grinste Lin.
Chirag de Dupont
Chirag stöhnte leise, als Linhard von Glück sprach, aber er sagte nichts. Er freute sich jedoch darauf, endlich seine alte Heimat wiederzusehen. »Besteht die Möglichkeit, auf dem Rückweg einen Umweg zur Burg meiner Familie einzulegen? Ich würde gern einmal wieder dort vorbeischauen und würde mich geehrt fühlen, wenn Sie beide unsere Gäste wären.«
Dunwin von Hohenfelde
»Sicher, dass ist kein Problem. Wir fliegen hin, ich bin genauso gespannt darauf wo Du gelebt hast. Unser Herrenhaus kennst Du ja genauso gut wie Deine Westentasche Chirag, Dein Zuhause kenne ich gar nicht«, antwortete Dun.
Chirag de Dupont
»Sie drei, meine ich natürlich«, sagte Chirag entschuldigend. »Ich vergesse dich andauernd, seit du tot bist, Dunwin. Bitte nimm es mir nicht übel, ich muss mich an dein Geistsein noch gewöhnen. Tot oder lebendig bist du als Gast stets willkommen. Die Burg liegt nah des Meeres, es ist sehr schön da, es wird Ihnen allen gefallen und unsere Küche ist `ervoragend. Wir `aben Wein aus eigener Kelterei.«
Dunwin von Hohenfelde
»Glaube es mir Chirag, ich muss mich auch noch sehr oft daran gewöhnen. Wobei es manchmal auch Vorteile hat. Ich kann durch Wände gehen und ich komme fast überall hin. Das hat auch was. Nur leider kann ich nichts mehr schmecken, keinen Kaffee, keinen Wein, keine Rauchstangen, dass macht mich manchmal traurig. Dafür habe ich Wissen, dass ich vorher nicht hatte. Und meinen Bruder als Bruder zurück, was mir vorher fehlte.... nun ist es anders... besser.... so soll es auch für den Stab werden... gleichgültig in welcher Farbe ich oder nun wir vor Euch stehen...«, antwortete Dun.
Chirag de Dupont
»Im Stab sind wir noch immer wie Brüder. Zumindest für die meisten von uns `at sich scheinbar dahingehend nichts geändert. `olzi und Damir benehmen sich, als `ätte die Gefangenschaft sie nicht betroffen. Ein einfaches Gemüt `at auch Vorteile, es kann nicht viel kaputtgehen.«
Dunwin von Hohenfelde
»Viele gute Geschwister haben wir verloren und ich stimme mit Arch überein, dass wir den Stab neu aufbauen müssen. Einer Zweitbesetzung kann eine Drittbesetzung folgen. Die alten Hasen werden die Frischlinge an die Hand nehmen. Probleme hat es bei uns in der Art nie gegeben. Natürlich mag der eine den anderen mehr oder weniger, aber dennoch waren und sind wir immer noch eine Familie. Soweit ich weiß wollte er sich um einige neue Mitglieder kümmern. Damir und Holzi sind genauso unser Fundament wie Jesper Chirag«, erklärte Dunwin.
Brandur von Hohenfelde
»Eines habe ich mich schon immer gefragt«, mischte Brandur sich ein. »Warum, Dunwin, warum zum Henker hast du deinen Stab aus derart merkwürdigen Gestalten zusammengestellt? Nichts für Ungut, Chirag, Sie sind natürlich davon ausgenommen.«
Chirag de Dupont
»Keine Sorge, das Selbe `abe ich mich auch des Öfteren gefragt.«
Dunwin von Hohenfelde
»Für seine Optik kann niemand etwas Bruder... keiner hat sich selbst gemacht... weder Du noch ich. Gut ich vielleicht zum Teil schon... durch meine Hungerei. Aber Du meinst vermutlich ihre Art... nun ich suchte Leute die mir gleichen, die mich verstehen und trotzdem in anderen Bahnen denken um gemeinsam eine vielschichtige Sicht auf Dinge zu erhalten. Ich wollte mich in dieser Familie wohl fühlen. Es sollte die Familie sein und werden, die man mir von Geburt an vorenthalten hat. Jeder dem sie vorenthalten wurde, sollte dort das finden was er suchte. Schutz, Geborgenheit, ein Heim und Herd, andere die ihn verstehen ohne ihn zu verurteilen. Andere die vielmehr den gleichen Spaß mit ihnen teilten. Oder einfach die Angst mit ihnen teilten, Schutz in dieser »Herde« zu finden. Nicht jeder ist ein Raubtier wie Arch und glaube mir, er hat auch eine völlig andere Seite, die Dich erstaunen würde. Aber es gab auch bei uns eine Frau die Männer bis zur Todesangst fürchtete. Jesper, Arch und mich hingegen nicht. Verstehst Du warum ich diese Personen wählte? Ich mag für Euch das Monster gewesen sein... aber ich war nicht nur Monster... wir alle dort waren eines einst auf alle Fälle - gewaltig einsam vorab Brandur. Der Stab machte damit ein Ende«, antwortete Dunwin absolut ehrlich.
Brandur von Hohenfelde
Brandur nickte. »Ich verstehe dich. Was ich mir in der Nachtburg schuf, aus den Gebeinen der Toten des Chaoskrieges, das schufst du dir aus lebendem Fleisch. Vielleicht war es Absicht, dass du dir einsame Personen suchtest, damit sie keinen Ort hatten außer den Stab, an den sie zurückkehren konnten. So wären sie in jedem Fall treu.«
Chirag de Dupont
»Das betrifft nicht uns alle. Ich `abe einen Platz, den ich `eimat nennen kann. Sie werden ihn kennenlernen. Auch Damir `atte stets Menschen, die er Familie nennen konnte, außerhalb des Stabs, doch er `at einen Narren an diesem Undorich `olzapfel gefressen.«
Dunwin von Hohenfelde
Nein das war nicht meine Absicht Bruder. Ich plante es wirklich mit dem Herzen und nicht mit Kalkül. Ich weiß, dass man manche von ihnen rein von der Fähigkeit als Waffe sehen könnte, sogar Canan. Allen voran meine Canan. Aber ich wählte jeden von ihnen, aus Liebe, aus Mitgefühl, aus all den Dingen die ich bei uns Zuhause nicht leben und nicht zeigen durfte. Und ja ich liebe Canan von ganzem Herzen, so wie Du Deine wahre Frau. Sie war meine tatsächliche Frau, meine Geliebte, mein Baby, mein Herzblatt, sie bedeutete mir alles. Spielt es da eine Rolle, dass sie ein Düsterling ist? Wen schert das? Sie hatte mehr Verstand und Herz als unsere ganze Sippschaft zusammen über all die Jahrhunderte. Ein Dämon hat mir gezeigt was es bedeutet, geliebt zu werden. Was es heißt ein Rudel, eine Familie zu haben. Und wie man sie zusammenhält. Das muss man sich mal vorstellen. Sie wusste es zigmal besser als einer von uns....«, sagte Dunwin.
Davard von Hohenfelde
Der knöcherne Drache erreichte die Grenze Souvagnes. Der Fluss Goldwasser stellte eine natürliche Grenze dar, dahinter lag direkt Beaufort. Aber nicht nur der Fluss selbst markierte die Grenze, sondern es waren gewaltige Wälle gezogen worden. Auf den Wällen patrollierten Wachen und man sah von weitem die gewaltigen Geschütze, die jeden ungebetenen Gast per Luftweg aufhalten würden. Dunwin flog die Grenze entlang weiter und landete vor dem Grenzübergang zu Cantillion. Der Wall zog sich durch bis zu diesem Lehen. Ebenso schwer bewacht und gesichert. In der Luft kreisten einige Raubvögel, die ein unnatürliches Interesse an so einem großen Flugwesen hatten. Dunwin landete vor der Grenze zu den Cantillions und setzte dort auf. Keinen Moment später erschien ein Wachposten auf den Zinnen mit einer Armbrust im Anschlag und einem Gesicht, dass die Freude einer Gletscherlawine ausstrahlte.
Chirag de Dupont
»Guten Tag«, grüßte Chirag auf Asameisch. Dunwin, Linhard und Brandur würden ihn verstehen, auch wenn es nicht ihre Muttersprache war, doch er wusste, dass sie aufgrund ihrer Ausbildung auch die zweite der beiden großen Sprachen Asamuras beherrschten. »Ich bin Chevalier Chirag de Dupont und die de la Cantillion sind meine Lehnsherren. Ich möchte gern zusammen mit meinen naridischen Gästen Dunwin, Brandur und Linahrd von Hohenfelde einreisen. Wir haben alle erforderlichen Papiere. Brandur von Hohenfelde ist verwandt mit den de la Cantillions. Auch dies können wir nachweisen.«
Souvagnische Grenzwache
»Wer seid Ihr?!?«, fragte die Wache erbost von oben. »Die Verwandten meiner Lehnsherren dürfen passieren, sobald ihre Identität überprüft wurde. Aber Ihr nicht!«.
Chirag de Dupont
Chirag blieb einen Moment der Mund offen stehen. Dann fing er sich wieder. »Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Vor dir steht Chevalier Chirag de Dupont, wenn auch mit einem Arm weniger und etwas grauer als bei der Abreise, und du wirst mich in meine Heimrat einlassen! Sieh auf meinen Wappenrock!« Er zeigte auf die schwarze Gewitterwolke mit dem Blitz auf seiner Brust. »Ich kann meine Identität zudem auch anhand der Papiere bezeugen!«
Souvagnische Grenzwache
»Wappenrock? Du kannst von Glück sagen, dass ich Dir keinen Armbrustbolzen in Dein Verräter-Hirn blase! Wappenrock! Du hast nicht mal ein Wappen! Du hast nicht nur den Arm verloren! Zur Erinnerung, Ihr wurdet aufgrund von Hochverrat des Landes verbannt! Euer Wappen wurde aus der Heraldik entfernt. Euer Wappen ist somit gebrochen, Euer Haus existiert nicht mehr! Eure Burg wurde geschliffen! Ihr wurdet wegen Majestätsbeleidigung verbannt und da soll ich Dich in das Land einlassen? Meinst Du ich verliere für so eine treulose und ehrlose Kreatur wie Du es bist, den Kopf? Ich weiß wer mein Herr und Gebieter ist und wie man sich zu benehmen hat! Unserem Duc so einen Dudelsack von Barden zu schenken, dass es in die Analen der Grausamkeiten einging! Niemals zuvor hatte jemand so unsere Majestät beleidigt. Meinst wohl, das wäre nach so ein paar Jahren vergessen was? Scher Dich zum Abgrund Dupont!«, bellte der Wächter.
Dunwin von Hohenfelde
Dun mustere von der Seite Brandur und zuckte die geisterhaften Schultern.
Linhard von Hohenfelde
Lin kratzte sich am Kopf. »Irgendwie habe ich verstanden, er lässt uns nicht rein...«, flötete Lin.
Chirag de Dupont
»Das muss ein schlechter Scherz sein«, brüllte Chirag außer sich. »Der Junge, den ich dem Sohn des Ducs zu seinem zwölften Geburtstag schenken ließ, sang wie ein kleiner Engel! Er ist der Sohn unseres Hausbarden, von klein auf in der Gesangeskunst unterrichtet und ausgebildet nur für diesen einen Zweck! DU bist es, der hier eine Beleidigung nach der anderen von sich gibt! Das wird ein Nachspiel haben! Lass uns sofort rein, ich werde dein Verhalten melden!«
Souvagnische Grenzwache
»Melden? Ich komme Dir da gleich runter und trete Dich in Deinen Arsch, dass Dir auf dem Kopf die Schuppen scheppern. Du bist ein Verräter! Wie ein Engel, wohl eher wie eine Banshee! Das Gekreische war nicht zu ertragen. Was rede ich überhaupt mit Dir. Du kannst Dich an Deinen Ex-Lehnsherrn wenden! Von da unten, wo Du hingehörst. Die anderen sollen zur Seite des Walles kommen, damit die Papiere überprüft werden können. Und wage es nicht Dich dabeizustellen Verräter! Dein Gesicht habe ich mir gemerkt! Jeder hier, kennt die Fratze von jenem der den Terror-Tenor an den Hof schliff!«, motzte der Mann und verschwand von den Zinnen des Walls.
Chirag de Dupont
Chirag war knallrot und an seinen Schläfen pochten die Adern. »Was erlaubt dieser Dreckskerl sich«, wetterte er. »Das kann nur ein Scherz sein! Oder ein Irrtum! Aber das wird sich sicher gleich klären.« Er blieb allein vor der Mauer stehen.
Souvagnische Grenzwache
Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann erschien auf den Zinnen ein gut gekleideter Mann, hochgewachsen, schlank mit mittellangem, lockigen Haar. Nach der Kleidung zu urteilen, handelte es sich um einen Adligen. »Grüße, mein Name ist Comte Aimeric de la Cantillion, momentan stehe ich diesem Lehen vor. Ich hörte hier gibt es ein Grenzproblem? Wer verlangt Einlass auf unsere Scholle?«, fragte Aimeric freundlich. »Herr dies dort ist der Verräter, der den Duc aufs Schärfste beleidigte und kränkte. Ihr erinnert Euch sicher an den grauenvollen, bunten Barden, der nur Quietschtöne von sich gab? Dies Herr ist genau jener Mann, der all dies zu verantworten hat!«, sagte der Wächter.
Brandur von Hohenfelde
Brandur legte Chirag eine Hand auf die Schulter mit dem fehlenden Arm, während seine Papiere überprüft wurden. »Die de la Cantillions sind vernünftige Leute. Ihr werdet das Missverständnis jetzt richtig stellen.«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric machte ein Handzeichen, dass er die Truppe unten am Wall persönlich in Augenschein nehmen wollte. »Kommt nach vorne, auch Sie - der vermeintliche Verräter«, bat Aimeric.
Chirag de Dupont
Gehorsam trat Chirag nach vorn. »Chevalier Chirag de Dupont«, stellte er sich dem Comte vor und gab sich Mühe, seine Erschütterung nicht zu sehr nach außen zu tragen. »Meine ergebensten Grüße ... ICH möchte einreisen, doch man will mir weismachen, dass meine Familie des Landes verwiesen und unser Wappen gebrochen wurde und ebenso, dass wir keine Burg mehr haben.«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric schaute Chirag extrem ernst an, so ernst wie man als Lehnsherr nur schauen konnte. »Monsieur Chirag, so Ihr es denn seid - das Chevalier-Lehen der Duponts existiert nicht mehr. Weshalb Ihr auch immer nicht informiert seid, ich hole es hiermit nach. Die Botschaft die ich Euch geben muss, ist extakt dass, was Euch meine Wache mitteilte. Natürlich existiert das Land noch, aber das Lehen ist nun das Lehen ist nun das Lehen des Chevalier Ansgar Durand de Chouinard, samt seiner Verlobten. Vorab wurde Eure Familie wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung des Landes verbannt. Euer Wappen wurde gebrochen, es wurde aus der Heraldik entfernt. Sogar Eure Burg wurde geschliffen und sämtliche Nachweise Eure Familie betreffend wurden aus der Historie Souvagnes entfernt, da Ihr den Duc unverzeihlich gekränkt habt. Sogar die Gebeine Eurer Vorfahren wurden entfernt. Euch werter Dupont, gibt es in Souvagne nicht mehr. Ihr seid non-existent. Das Lehen wurde lange Zeit von uns, da es zu dem unseren gehört einfach mitverwaltet. Nun ist es an einen neuen Chevalier zur Nutzung überstellt worden, der uns Treue und Gehorsam schwor, selbstredend vorab der Krone. Habt Ihr dies verstanden? Betretet Ihr Souvagne, werdet Ihr hingerichtet, auf den Befehl seiner Majestät«, erklärte Aimeric absolut ehrlich die Situation.
Chirag de Dupont
»Aber ... das ist ... meine Familie hat seiner Majestät seit Generationen treu gedient! Das kann ... seit Jahrhunderten haben wir ...« Er war fassungslos und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Er gab sich größte Mühe, einen vernünftigen Satz auszuformulieren. »Das kann doch nicht sein! Der junge Barde sang, dass es Noldil persönlich zur Ehre gereicht hätte. Vielleicht hatte er sich erkältet? Das kann doch nicht im Ernst die Strafe für solch ein kleines Missgeschick sein!« Seine Stimme zitterte.
Brandur von Hohenfelde
»ANSGAR WAS?!«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric breitete die Hände aus in einer Geste, dass er darüber kaum etwas wusste. »Nun zu der Zeit war ich selbst noch ein junger Mann und habe mich gelinde gesagt, für dererlei Dinge nicht interessiert, also Gesang meine ich. Ich kann Euch allerdings den Grund der Entscheidung benennen, da Eure Familie der unseren diente. Der Duc ist ein weiser und geduldiger Mann Chirag. Und für einen König wie für eine Führungsperson ist es selbstverständlich, dass diese mit einer Karikatur klar kommen muss, oder mit einem Witz über ihre Person. So pflegte es der Duc zu umschreiben. Aber seine Person selbst zu einer Witzfigur zu diskreditieren, ist ein Angriff auf die Krone. Ihr habt die Krone bloßgestellt mit diesem Geschenk. Ihr wolltet Euch über die Krone lustig machen, dies war die Antwort der obersten Staatsmacht. Seht es so, der Duc hätte Eure Familie auch auf den Block schicken können. Da diese aber nur zweitrangig bei der Geschenkwahl wahr, wurdet Ihr »nur« verbannt. Allerdings dies vollumfänglich. Mehr kann ich Euch dazu nicht sagen. Sollte jemals ein Dupont, ob nun Ihr oder einer Eurer Verwandten, souvagnischen Boden betreten, erwartet Euch der nächste Block, oder das läuternde Schwert des nächstbesten Edelmannes. Betretet Ihr unseren Boden Chirag, bin ich der Krone schuldig Euch zu töten. Ich bitte Euch nehmt Vernunft an und nehmt Abstand von Eurem Vorhaben«, erklärte Aimeric und wandte sich an Brandur. »Unsere Familie betrifft dieses Problem nicht. Welches Problem habt Ihr mit Chevalier Ansgar de Chouinard?«, fragte der junge Comte.
Chirag de Dupont
Chirag starrte den Mann auf der Mauer an, als würde er in dessen Gesicht den Abgrund höchstselbst sehen. Er ging ein paar langsame Schritte rückwärts. »Wo ist meine Familie nun?«, fragte er mit brüchiger Stimme.
Aimeric de la Cantillion
»Das weiß ich nicht Chirag, das kann ich Euch leider nicht sagen. Soweit mir bekannt ist, wurden sie in Schimpf und Schande durch Souvagne getrieben und bei Ledwick über die Grenze gejagt«, antwortete Aimeric.
Linhard von Hohenfelde
Lin stellte sich neben Chirag und legte ihm einen Arm um die Schulter. Der Mann sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. »Wie konnte das passieren? Was war denn mit diesem Barden los? Und was beim Abgrund hat er gesungen? Oder schlimmer noch wie?«, fragte Linhard leise.
Brandur von Hohenfelde
»Über das Problem mit Ansgar hatte ich vor, mit meinen Verwandten zu sprechen, namentlich Massimo, Maurice und Melville de la Cantillion«, entgegnete Brandur. »Der Mann bedroht meine Familie! Aber das würde ich gern persönlich mit den de la Cantillions klären. Besteht wirklich keine Möglichkeit, Chirag an unserer Seite einreisen zu lassen? Wir können ihn nicht allein hier draußen lassen. Andernfalls müsste ich meine Verwandten bitten, mich zu besuchen.«
Chirag de Dupont
»Ich `abe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Chirag auf Rakshanisch. »Er sang `ervorragend, darum sollte er ja als Geschenk dienen. Niemals `ätte ich gewagt ... oder meine Familie ... zu riskieren, das ...« Ihm versagte die Stimme.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric schaute als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Doch ich könnte ihn verhaften lassen. Er könnte um Aufklärung bitten, sprich er könnte bei der Krone vorstellig werden um seinen Namen reinzuwaschen. Aber er hat in dem Fall unseren Namen aus den Verhandlungen herauszulassen. Ich möchte nicht einen Kopf kürzer gemacht werden von meinem Vater. Melville, Massimo und Maurice sind zur Zeit auf Staatsbesuch in Ehveros Freiherr von Hohenfelde. Aber wir können ebenso über dieses Umstand sprechen. Mir obliegt die in der Abwesenheit meines Vaters die Amtsgewalt über diese Scholle«, antwortete Aimeric.
Linhard von Hohenfelde
Lin nickte zustimmend. »Was immer dort passiert ist, vielleicht solltest Du die Chance ergreifen, Dich an den Großherzog zu wenden um dies klar zu stellen. Vielleicht kann er Dich begnadigen oder so etwas in der Art. Oder wenigstens den Hinrichtungsbefehl aufheben«, schlug Linhard vor.
Chirag de Dupont
»Oh ja, steckt mich nur erneut in ein Kerkerloch ... keine Woche war ich auf freiem Fuß. Ich hasse dieses Leben!« Er blickte an der steinernen Mauer herauf. Sie hätte auch nur ein Gartenzaun sein können, für ihn spielte das keine Rolle.
Brandur von Hohenfelde
»Muss er dazu in ein Verlies?«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric schaute ihn erneut ernst an. »Einmal in Haft, heißt Ihr beugt Euch dem Urteil des Duc. Entweder er begnadigt Euch oder Ihr geht aus der Zelle direkt auf den Block. Überlegt Euch gut, ob Ihr das Risiko eingehen wollt. Oder ob Ihr dort in diesem Knochengefährt wartet«, sagte der Comte. »Ja. Er ist ein gesuchter Staatsfeind, gewähre ich ihm Unterschlupf, was glaubt Ihr geschieht mit meiner Familie Freiherr von Hohenfelde? Meine Entscheidung richtet sich nicht gegen Chirag, sondern ich halte mich an die Gesetze und schütze meine Familie. Ich kann Chirag nicht beschützen um den Preis meiner eigenen Familie und deren Besitz. Versteht das bitte«, erklärte Aimeric.
Chirag de Dupont
Chirag lachte bitter. »Bei meinem Glück weiß ich, wie das ausgeht. Ja. So sei es. Nehmen Sie mich nur fest. Machen Sie dem Elend ein Ende. Aber bitte gewähren Sie mir eine schnelle Hinrichtung mit dem Schwert, nicht den Tod durch den Strang. Das `abe ich wahrlich nicht verdient. Dunwin, ich komme bald zu dir. Dann bist du nicht mehr allein, wenn der Nexus dich erneut su sich ruft. Lass uns dann susammen `inüber gehen. Brandur, ich danke Ihnen für die Gastfreundschaft und die angenehme Gesellschaft. Gern `ätte ich länger etwas davon ge`abt, schade, dass wir erst so spät feststellten, dass wir gute Freunde sein könnten. Linhard, du bist ein fä`iger junger Mann, du wirst deinen Weg finden, `ab keine Angst davor, ihn zu gehen.« Er trat auf den Wachmann zu, der ihn zuvor beschimpft hatte und hielt ihm die zur Faust geballte Hand hin.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric nickte knapp. Der Wächter entwaffnete Chirag und schaute dann etwas zweifelnd, wie er einen Einarmigen fesseln sollte. »Das geht in Ordnung. Folgt mir bitte«, sagte der Comte und gab den Weg vor.
Brandur von Hohenfelde
Brandur hatte schon die Hand ausgestreckt, um ihn festzuhalten, doch dann ließ er sie wieder sinken. Er nickte Chirag zum Abschied zu. Er verstand seine Todessehnsucht besser als jeder andere hier. »Leben Sie wohl«, sagte er leise.
Dunwin von Hohenfelde
Dun berührte Chirag kurz an der Schulter um ihn nicht zu sehr mit seiner Kälte zu quälen. »Wo immer Du bist, ich warte auf Dich - hier oder dort Chirag. Du bist nicht allein, dass weißt Du hoffentlich. Und gleichgültig dessen, was das Leben Dir so aufgebürdet hat, Du hattest eine Familie. Du hattest den Stab. Weißt Du, die anderen haben sich über die lustig gemacht, weil sie Dich mögen. Nicht um Dich zu quälen. Du gehörst mit Deinen Macken genauso dazu wie ich, Jesper, Merna, Damir oder Holzi. Du bist einer von uns«, sagte Dunwin fürsorglich.
Linhard von Hohenfelde
Lin schmunzelte verlegen. »Wer sagt, dass Du dem Duc schreiben musst? Das könnte doch einer von uns übernehmen. Als Außenstehender sozusagen um Deine Begnadigung bitten«, schlug Lin vor.
Chirag de Dupont
»Ich weiß, Dunwin. Verzeih, dass ich zum Abschied nicht lächeln kann. Mir ist zum `eulen zumute. Grüß die anderen bitte ein letztes Mal von mir und sag Damir, er soll gut zu Margot sein ... und bitte Archibald für mich um Vergebung.«
Brandur von Hohenfelde
»Würde es denn etwas bewirken können, wenn wir das tun?«
Dunwin von Hohenfelde
»Ich werde es ihm ausrichten und Arch musst Du nicht um Vergebung bitten. Seine bissigen Kommentare sind ein verstecktes ich hab Dich lieb. Das würde er nie zugeben, aber in Anbetracht dessen, was Dir blühen kann, sollst Du es wissen. Oder glaubst Du er würde tatsächlich wollen, dass sein Fettsack 40 kg abnimmt und gertenschlank wäre? Du kennst doch Archi. Er kann kaum etwas nettes sagen, er zeigt es mit Gesten. Und Damir wird gut zu Margot sein, ich werde ein Auge auf ihn haben. Ich werde mit ihm reden. Aber noch ist nicht alles verloren und die Idee von Linhard ist doch gut«, sagte Dunwin.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric nickte beipflichend. »Natürlich, jede Person hat das Anrecht um eine Audienz beim Duc zu bitten. Man kann seine Majestät auch schriftlich um etwas bitten. Persönlich hat es den Vorteil, dass man selbst mit ihm spricht und die Bitte nicht erst durch die Amtsstuben des Hofes wandert. Dort werden sie der Wichtigkeit nach vor sortiert. So könntet Ihr direkt von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen, bezüglich Chirag. Ihr könntet ihm davon berichten, dass Ihr ihn als zuverlässigen Mann kennt und er wie Ihr erst heute davon Kenntnis erlangt habt, dass er verbannt wurde«, sagte Aimeric und geleitete seine Gäste in die Festung.
Chirag de Dupont
»Du vergisst, wer ich bin. Mir `at das Leben noch nie Glück beschert, warum sollte es diesmal anders sein. Sogar `errn Brandur `abe ich Unglück gebracht, nun wohnt sein Feind auf meiner ehemaligen Scholle. Archibald ist ein verschrobener Kerl, und doch finden ihn die meisten liebenswert. Er ist zu beneiden. Er wird nicht verstehen, was ich mit der Bitte um Vergebung meine ... aber bitte richte ihm dies trotzdem aus.«
Brandur von Hohenfelde
»Wie realistisch ist die Chance, dass der Duc einlenkt?«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric schaute Brandur an. »Wie überzeugend könnt Ihr sein? Davon hängt alles ab. Der Duc ist ein Mann der Argumente, überzeugt ihn und er lenkt ein. Zudem ist er stets pro seiner Landsleute ausgerichtet. Das mag für Euch im Moment nicht so erscheinen, aber er hätte die Familie hinrichten lassen können. Wenn dies nur ein dummes Missverständnis ist, wird er es revidieren. Wenn es nur Chirag betrifft, wird er das Todesurteil aufheben. Von Chirags Seite ausgesehen ist das Urteil gnadenlos. Von des Ducs Seite ist das Urteil milde. Ihr selbst seid Freiherr. Bedenkt, wenn Ihr einmal solch ein Verhalten durchgehen lasst, heißt das für die anderen - macht er es einmal, macht er es immer. Ihr müsst Euren Stand verteidigen, damit man weiß, mit Euch spaßt man nicht. Euer Wort ist das Gesetz im Guten wie im Schlechten. Wie sagt man so schön? Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Selbst die Büttel wissen dies Freiherr von Hohenfelde. Drum frage ich Euch, wie überzeugend könnt Ihr sein? Je besser Ihr seid umso besser für Chirag. Nur bitte bringt keinen Barden als Wiedergutmachung mit«, grinste Aimeric kurz.
Brandur von Hohenfelde
»Ich verstehe Eure Argumentation. Ich denke, dass ich sehr überzeugend sein kann. Sollte es danach gehen, ist Chirag so gut wie gerettet. Was Diskussionen anbelangt, war ich mit dem Wort der Beste aus der Familie, die anderen waren eher für die Argumentation mit dem Dolch zu haben und dort wiederum habe ich das Nachsehen. Wir hatten eine gute Arbeitsteilung, meine Brüder und ich.«
Aimeric de la Cantillion
»Nun ich weiß nicht ob Ihr es wisst, aber unser Duc ist der Vernunft und dem Wissen zu getan, von daher, werdet Ihr mit ihm diskutieren können. Und er wird Euch zuhören, daran besteht kein Zweifel. Sollte er ablehnen, wird er Euch dies genauso ehrlich sagen, wie wenn er Euch zustimmend wird. Ihr müsst ihn nicht fürchten, Ihr müsst ihn nur respektieren. Das gleiche gilt für jeden Souvagner. Wir sollten vorher vielleicht einmal besprechen, wie es überhaupt zu diesem Unglück mit dem Barden kommen konnte. Und Ihr solltet mir Euer Problem mit Ansgar schildern. Nun tretet ein«, bat Aimeric und führte sie nicht nur in die Festung, sondern auch in die Amtsstube die gemütlich eingerichtet war.
Linhard von Hohenfelde
Linhard tippte Brandur an. »Wir wollten auch eine eventuelle Familienerweiterung besprechen«, warf Lin ein.
Brandur von Hohenfelde
Brandur blickte sich interessiert um. Schön sah es hier aus, er mochte den souvagnischen Stil, den er von seiner Frau kannte. »Ich werde dem Duc mit allem gebührenden Respekt begegnen. Wie es zu dem Missverständnis kam, kann ich nur anhand der Schilderungen vor der Mauer mutmaßen. Am besten wäre es, diesbezüglich mit Chirag zu sprechen.« Er nickte Linhard zu, zum Zeichen, dass er sich daran erinnerte, aber dass der Zeitpunkt nicht geeignet war, um das Thema anzusprechen. »Aber es ist tatsächlich so, dass ich von Monsieur Dupont nur Gutes berichten kann. Er macht einen absolut loyalen, wohlerzogenen und anständigen Eindruck und nie äußerte er etwas, das gegen den Duc, gegen seine Lehnsherren oder gegen Souvagne gerichtet war.«
Dunwin von Hohenfelde
Dun nahm auf einem Stuhl Platz obwohl da nicht nötig war. »Das kann ich bestätigen. Er sprach immer gut von seiner Heimat, mehr noch er war sehr stolz ein Souvagner zu sein. Die Information hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er fühlt sich nun wie ein entwurzelter Baum. Nicht nur entwurzelt, man hat ihn ausgerissen und die Wurzeln ebenso, damit ein Sprößling mehr wächst. Was ist, wenn sich der Bard einen üblen Scherz mit Chirag erlaubt hat?«, hakte Dunwin nach.
Chirag de Dupont
»Darf ich sprechen? Ich kann nur wiederholen, was ich bereits vor der Mauer sagte: Als ich den jungen Nathan das letzte Mal sah, sang er wie der Sohn Noldils. Die Tempel wollten ihn als Sänger für die Lobgesänge, sie boten mir sehr viel Geld, doch schon zu Anfang war klar, dass es für Nathan nur einen Weg geben würde - als Geschenk an den Hof des Duc. Er war genau so alt wie Prince Ciel und ich dachte, dass kann doch kein Zufall sein, es muss ein Wink des Schicksals sein, dass Nathan als Barde und Gesellschafter für den Prince geboren wurde! Was ist mit Nathan geschehen? Wurde das arme Kind etwa auch hingerichtet?«
Aimeric de la Cantillion
»Natürlich darfst Du sprechen, wir sind ja hier um Dich zu »verhören« um die Sache zu klären. Erinnerst Du Dich? Nathan durfte bei Hofe bleiben, er wurde nicht hingerichtet. Der Duc ging davon aus, dass man sich mit Nathan einen Scherz über ihn erlaubte, folglich ist Nathan ebenso Leidtragender wie er. Er hat ihn nicht hinrichten lassen, er ist der Leibdiener des Prinzen Ciel«, antwortete Aimeric.
Chirag de Dupont
»Leibdiener? Dann ist er ja wohl doch mit dem Geschenk zufrieden, auch wenn er scheinbar an jenem Tage schief sang! Zumindest Prince Ciel muss es wohl sein. Der Duc hat doch ein ganzes Heer von Geistmagiern. Warum überprüfen diese nicht meine Erinnerungen und meine Absicht? Nichts läge mir ferner, als seine Majestät zu verspotten! Ich weiß nicht, auf was ich schwören soll, ohne auf dieses Objekt Unheil herabzurufen, aber ich versichere, dass dies nie in meiner Absicht lag.«
Aimeric de la Cantillion
»Eine wunderbare Idee, einer seiner Himmelsaugen, am besten sein persönlicher Berater soll Eure Ehrlichkeit bezeugen. Schwört aber lieber vorher, dass Ihr keinen Scherz beabsichtigt habt, sonst wird es noch schlimmer. Also Ihr sprecht die Wahrheit? Das müsst Ihr uns ehrlich gestehen, Ihr bringt sonst Euren Fürsprecher in große Bedrängnis«, antwortete Aimeric.
Chirag de Dupont
Chirag legte die Hand auf sein Herz. »Ich schwöre, dass ich mit dem Geschenk in Gestalt des Barden Nathan keinen Scherz auf Kosten seiner Majestät beabsichtigte, sondern dass ich ihm das Geschenk im besten Glauben daran schicken ließ, dass es sein Wohlgefallen fände!«
Aimeric de la Cantillion
»Gut, dann dürfte es für Freiherr von Hohenfelde möglich sein, unsere Majestät davon zu überzeugen. Zeitgleich solltet Ihr den Duc überzeugen, Chirag auslesen zu lassen. Sicherer wäre dies, dies würde Eure Argumente unterstützen. Nun zu Eurem Problem - Ansgar. Mein Onkel Massimo hat Ansgar eingeladen. Was hat er Euch getan?«, fragte Aimeric verwundert.
Linhard von Hohenfelde
»Wieviel Jahre hast Du Zeit?«, murrte LIn.
Brandur von Hohenfelde
Brandur riss sich einen Moment zusammen, dann sprudelte es aus ihm heraus. »Diese Abscheulichkeit in Gestalt meines missratensten Neffen hat versucht, meinen Sohn umzubringen! Jenen wunderbaren Manne, der hier neben mir sitzt, den ich adoptiert habe, weil er ihn selbst verschmähte, während er seine Frau verstieß und seinen jüngsten Sohn ebenfalls im Stich ließ! Er hat mich obendrein beleidigt und sich über mich lustig gemacht, indem er sich selbst aus der Familie entfernte, anstatt ordnungsgemäß auf seine mir zustehende Verstoßung zu warten! Ich weiß, dass er einen Vergeltungsschlag plant, er wird Souvagne als Hauptqaurtier nutzen, sicher vor naridischen Behörden, er wird hier eine Armee ausheben, Ghule erzeugen und dann die Familie vernichten, deren Namen er abgelegt hat!«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric starrte Brandur wie vom Donner gerührt an. »Ghule? Auf unserer Scholle sicher nicht. Wobei gerade eine neue magische Akademie geschaffen wurde, wo auch Nekromantie gelehrt wird. Das sind schwere Anschuldigungen. Habt Ihr dafür Beweise? Es ist sehr unglücklich, dass meine Vater nun nicht zugegen ist«, sagte Aimeric und Brandur sah ihm an, dass er sonst solche Dinge nicht entscheiden musste.
Linhard von Hohenfelde
Lin zerrte die Verstoßung aus seiner Tasche. »Hier bitte, DAS ist Ansgar. Und das ist nur einer seiner kleinen Scherze. Die großen sehen anders aus. Ungefähr 5 Meter hoch und drei oder vier Reihen Zähnen im Maul und es hört auf den Namen Berta!. Er hat auch Dunwin hier umgebracht«, erklärte Linhard eisig.
Brandur von Hohenfelde
»Das ist richtig, er ermordete meinen kleinen Bruder und unseren Vater! Der Mann ist nicht zurechnungsfähig, er ist ein gestörter Schwerverbrecher!«
Aimeric de la Cantillion
»Und er ist eingebürgerter Souvagner. Können seine Taten bewiesen werden? Bis auf den Geist natürlich, der es vermutlich bezeugen wird?«, hakte Aimeric nach. »Scheinbar zieht diese Scholle das Unglück an. Er wählte den Krebs als Wappenzeichen. Gepanzert und bewaffnet«, sagte Aim.
Brandur von Hohenfelde
»Ich könnte Euch noch die durchlöcherten Leichname zeigen. Und weitere Dokumente, wie seine Willenserklärung des Verzichts auf Familienzugehörigkeit. Welcher Beweise bedarf es noch?«
Aimeric de la Cantillion
»Das weiß ich nicht. Ich kann Euch nur sagen, dass mein Onkel ihn eingeladen hat, aufgrund dessen, dass er Zuhause verfolgt und ermordet werden sollte. Es steht somit Aussage gegen Aussage. Und mein Vater leitet die Familie, ich kann das nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden. Darf ich den Austritt einmal sehen?«, fragte Aimeric.
Linhard von Hohenfelde
»Nur zu Paps, zeig ihm den Wisch. Selbstgefälliger geht es kaum. Fehlt nur noch ein Portrait seiner lachenden Fresse dabei«, zischte Lin.
Brandur von Hohenfelde
Brandur reichte ihm das gewünschte Dokument. »Reicht das Wort eines von seiner Hand zu Tode Gekommenen nicht?«, fragte er lauernd.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric nahm das Dokument entgegen. »Nun dieser Tote wird durch Euch kontrolliert, dass würde man wohl anmerken. Vermutlich wird er erneut von einem anderen Magier beschworen, damit er neutral befragt werden kann? Ein Sohn des Duc ist ein Nekromant«, antwortete Aim und las das Dokument durch. Als er fertig war musste er grinsen. »Also ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber irgendwie ist das...«, lachte er, »wirklich zum Lachen. Obwohl es so ernst ist. Aber auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Eine gesamte Familie zu verstoßen. Neu... also das ist mir neu«, lachte Aimeric.
Brandur von Hohenfelde
Sein Gesicht war wie aus Eis gehauen. »Ich finde das nicht im Mindesten amüsant.«
Linhard von Hohenfelde
»Ehrlich, von uns hat keiner gelacht. Und was bitte ist daran witzig, wenn ein Mörder seine Familie, seine Nicht-Familie bei Ainuwars-Scheiß-Eiern noch verhöhnen darf? Dann ermorde ich Dich und schreibe Deinem Vater einen lustigen Schämbrief?«, fragte Lin wütend.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric nickte weise. »Ja das könntest Du tun, aber dann würde mein Vater Deine Familie in Rauch aufgehen lassen. Wie soll ich sagen, er ist da sehr aufbrausend und rachsüchtig, was die Seinen angeht, auch wenn er sonst ein sehr gemütlicher Zeitgenosse ist. Manchmal zu gemütlich, aber Pyromanen nicht wahr?«, schmunzelte Aimeric und gab Brandur den Zettel wieder. Möchten Sie das vielleicht mit Ansgar selbst besprechen?«, schlug Aim vor.
Brandur von Hohenfelde
»Linhard, mäßige deinen Ton«, zischte Brandur. Dann wandte er sich an Aimeric. »Entschuldigt, aber versteht auch, was in uns vorgeht. Der arme Junge verlor seinen leiblichen Vater und wird durch diesen mit dem Tode bedroht. Es ist wenig pietätvoll, in Anbetracht dessen auch noch in sein Gesicht zu lachen! Chirag ist sicher auch momentan nicht zum lachen zumute, Ihr seid der Einzige hier, der diesen Tag lustig findet.«
Chirag de Dupont
»Oh, machen Sie sich um mich keine Gedanken«, sagte er betrübt. »Tun Sie einfach, als wäre ich bereits tot.«
Aimeric de la Cantillion
»Ich finde es nicht lustig Herr von Hohenfelde. Weder das Chirag verbannt wurde, noch dass man Euch vor die Tür setzte. Der Brief an sich ist so geschrieben, dass man daraus liest, welche diebische Freude der Verfasser hatte. Das bringt einen als Außenstehenden leider zum Lachen. Meine Lache war ebenso unbedacht, vergessen wir die bösen Worte und mein dummes Gegackere, entschuldigt bitte«, bat Aimeric.
Brandur von Hohenfelde
»Entschuldigung angenommen. Mit Ansgar sprechen?! Da gibt es nichts zu besprechen! Ich verlange seine Hinrichtung für die Ermordung meines Bruders und unseres Vaters! Zumindest aber die Auslieferung nach Naridien für seine Verbrechen!«
Aimeric de la Cantillion
»Nun dies wird nie geschehen. Unser Duc liefert niemals Landsleute an andere Staaten aus. Sollte er sich hier eines Verbrechens schuldig machen, wird er angeklagt und bestraft. Was er in der Fremde tat, zählt hier nicht. Hier ist Ansgar, so leid es mir für Sie jetzt tut, ein unbescholtener Bürger. Er könnte jeden Tag über die Grenze marschieren, Leute abschlachten und abends zum Abendbrot dabei sitzen. Er wäre hier unbescholten, versteht Ihr?«, versuchte Aimeric die Sachlage zu erklären.
Brandur von Hohenfelde
Brandur schnaufte wütend. »Schön. Dafür riskieren wir nun Chirags Leben. Und was schlagt Ihr mir jetzt stattdessen vor?«
Aimeric de la Cantillion
»Ich schlage vor, dass Ihr mit Ansgar sprecht oder mit dem Duc bezüglich Ansgar. Zwar ist er hier ein unbescholtener Bürger, aber es kann nicht sein, dass ihm erlaubt wird, Euch zu ermorden. Ihr könntet Eure Bedenken dem Duc vortragen. Immerhin sind wir verwand«, warf Aimeric ein.
Linhard von Hohenfelde
»Moment, wenn wir mit Ansgar reden könnten, dass ist er doch hier oder nicht? Das heißt, während wir nachdenken kann er uns nachts meucheln!«, warnte Lin.
Brandur von Hohenfelde
»Als ich das letzte Mal versuchte, vernünftig mit ihm zu sprechen, endete das fast mit dem Tod seines eigenen Leibdieners, weil er ihn in einen spitzen Gegenstand stieß! Er hielt die Klinge auf seinen Sohn gerichtet! Ich musste seinen eigenen toten Vater beschwören, ehe er davon abzubringen war und uns laufen ließ! Wir können hier nicht übernachten, wenn Ansgar zugegen ist.«
Dunwin von Hohenfelde
»Ich bin der tote Vater von Ansgar. Ist er hier im Haus? Vielleicht sollten wir einen Versuch wagen«, schlug Dunwin vor.
Brandur von Hohenfelde
»Nur unter strengster Bewachung!«, warf Brandur ein. »Ich werde nicht riskieren, dass Linhard in Gefahr gerät!«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric nickte zustimmend. »Ja momentan. Er zieht aber bald mit seiner Gefährtin in ein Haus auf seiner Scholle. An seiner Behausung, sprich Burg wird ja noch gebaut«, antwortete Aim.
Chirag de Dupont
Chirag fuhr sich übers Gesicht.
Linhard von Hohenfelde
»Ja eben«, sagte Lin und setzte sich neben Chirag.
Aimeric de la Cantillion
»Nun so sei es, haltet einfach den Sicherheitsabstand zueinander ein. Und bitte, auch von Eurer Seite aus, keine Angriffe, Zugriffe oder ähnliches. Bedenkt bitte Ihr seid Fremdländer. Chirag kann Euch bestätigten, was Euch erwartet, solltet Ihr als Fremdländer einen Souvagner angreifen. Es wird keine Verhandlung geben, sondern eine sofortige Verurteilung. Sprich der Duc schützt seine Landsleute wie seine große Familie. Einst war hier eine Albin, die meinem Onkel wohl irgendwie zusetzte. Sie wurde dem Duc vorgeführt, das Urteil lautete Block und sie wurde sofort hinausgeführt. Das Urteil wurde umgehend vollstreckt. Also bitte, bitte macht weder Euch noch mir Schwierigkeiten. Ich habe schon so weit es ging das Gesetz gebeugt«, erklärte Aimeric etwas verzweifelt.
Brandur von Hohenfelde
»Keine Sorge. Wir wissen uns zu benehmen. Hoffen wir, dass auch Ansgar das weiß.« Er atmete langsam aus, um sich zu beruhigen und setzte die übliche zu gleichen Teilen ausdruckslose, herablassende und feindselige Maske der von Hohenfeldes auf.
Linhard von Hohenfelde
Linhard schaute von Chirag zu Brandur und zurück. »Was heißt das?«, fragte er verwirrt.
Brandur von Hohenfelde
»Das heißt, wir werden ausschließlich verbal reden«, erklärte Brandur.
Aimeric de la Cantillion
»Was ich erläuterte. Er ist Landsmann, Ihr seid es nicht. Ich werde ihn rufen lassen«, sagte Aimeric und läutete nach einem Diener. Einer der Hausdiener eilte herbei und Aimeric flüsterte dem Mann etwas zu. Dieser eilte von dannen.
Brandur von Hohenfelde
»Vergesst die Wachen nicht«, erinnerte Brandur.
Aimeric de la Cantillion
Einige Wachen, wie eine Magd kam herein und brachte Getränke wie auch etwas Knabbereien und kleine Snacks, die in Souvagne üblich waren. Sie mussten sich etwas gedulden.
Ansgar de Chouinard
Nach einer guter halben Stunde Wartezeit klopfte es kurz an der Tür und Ansgar trat ein. Er grüßte mit knappen Nicken Aimeric und setzte sich zu diesem auf die Seite des Tisches. Ansgar musterte Brandur, Lin, Dunwin und Chirag, ehe sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen teilte. »Welch seltenen und ungebetenen Gäste«, sagte Ansgar.
Linhard von Hohenfelde
Lin konnte mit Mühe unterdrücken Schnappatmung zu bekommen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte Ansgar das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Aber er blieb zähneknirschend neben Brandur gehorsam hocken.
Brandur von Hohenfelde
»Schön dich zusehen«, log Brandur. »Wir sind gekommen, da du der Familienzugehörigkeit entsagtest. Es mag täuschen, doch es macht den Anschein einer Kriegserklärung. Möchtest du zu diesem Vorwurf etwas sagen?«
Ansgar de Chouinard
»Gerne. Die Kriegserklärung hast Du auf Daves Hochzeit ausgesprochen! Ich habe Dir Frieden angeboten, Du hast mich angegriffen. Du hast dieses nutzloses Stück aus meinen Lenden an Dich gebracht, damit er für Dich kämpft. Sei es drum, niemand braucht so einen nichtmagischen Bastard. Ihr habt mich in meinem Haus bedroht! Ihr habt meine Familie zerstört! Du hast meine Familie zerstört! Du hast Dave angegriffen. Du hast uns alle angegriffen, Du hast seine Hochzeit ruiniert. Und Du hast mir Fin gestohlen. Aber alles in allem bin ich Dir sogar dankbar Brandur... Du hast mich gelehrt, dass ein Hohenfelde stets ein Hohenfelde bleiben sollte. Was ich von Fin, Lin, Dave und Dir zu halten habe weiß ich ja nun - Verräter allesamt. Aber trotzdem hast Du mir die Augen mit Deiner Handlung geöffnet, sonst würde ich heute noch glauben, dass Frieden in dieser Familie möglich ist und ich würde denken Fingard wäre meine Frau. Meine Vertraute... einen Scheiß war das Drecksweib. Oder ich hätte weiter geglaubt ich hätte zwei Söhne. Die hatte ich nie, genauso wenig wie einen Bruder. Nichts hatte ich, gleichgültig ich habe mit Euch nichts mehr zu schaffen, einzig und allein mit Wolfi, aber darüber werde ich nicht mit Dir reden«, erklärte Ansgar.
Linhard von Hohenfelde
»Nimm zurück was Du über Mutter gesagt hast. Hast Du mal überlegt, weshalb der Verrat überhaupt möglich war? Sie hat Dich nicht verraten, sie hat ihr Kind gerettet Alaistair zwei«, antwortete Lin und musterte Brandur.
Brandur von Hohenfelde
Brandur blickte Ansgar eisig an. Sollte er nur toben, Brandur war es nur recht, wenn er Linhard weiter in seine Arme trieb. Er stupste Lihards Schuh unter dem Tisch mit der Seite seines eigenen Schuhs an und stellte den Fuß so, dass sie sich berührten. »Ich habe diese Familie gerettet«, erklärte er. »Davard und seine Leute haben sich mit mir und den meinen endgültig zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Die von Hohenfeldes sind nun eins. Mir untersteht Dunwins alter Stab, samt Archibald übrigens. Wir haben inneren Frieden und den gedenkt keiner von uns mehr zu brechen. Auch Anwolf nicht. Der Einzige, der gegen diese Einigung ist, bist du.«
Chirag de Dupont
»Das stimmt«, mischte Chirag sich ein. »Archibald vermisst manchmal die Zeiten, wo du noch ein kleiner Schrei`als warst.«
Ansgar de Chouinard
Ansgar passierte etwas, etwas das bei den Hohenfelde so selten war wie eine Sonnenfinsternis, ihm entglitt für einen Augenblick die Kontrolle über seine Maske. Er starrte Brandur ungläubig an, bevor er seine »Gesichtsentgleisung« selbst bemerkte und wieder eine nichtssagende Miene aufsetzte. »Lüge! Nimm nicht den Namen meines Sohnes in den Mund«, warnte Ansgar. »Ich war gegen den Frieden? Ich? Na wenn Ihr das meint - bitte. Ich gehöre nicht mehr zur Familie. Das hätte ich auch so nicht mehr lange. Entweder wäre ich durch einen Dolch in den Rippen verstoßen worden, oder auf andere Art und Weise ein entfernter Verwandter geworden«, gab Ansgar zurück. Auf Chirags Kommentar hin drehte sich Ansgar so schnell zu Chirag um, das Aimeric neben ihm erschrocken zusammen zuckte. »So tut er dass... na dann tut er hoffentlich was er immer tat... mit Euch«, zischte Ansgar wütend.
Brandur von Hohenfelde
Brandur triumphierte innerlich, dass Ansgar die Kontrolle über seine Mimik entglitten war. Andererseits war er auch derjenige Spross, der sich seit jeher am schlechtesten beherrschen konnte, was es zu keiner wirklichen Kunst machte, ihn außer Fassung zu bringen. Wohltuend war es trotzdem. »Ich lüge nicht, Ansgar. Die Familie ist vereint, vollumfänglich, unter meiner Führung. Wir werden uns nicht länger gegenseitig das Leben schwer machen, sondern uns mit vereinter Macht um andere Dinge kümmern. Wie sieht es mir dir aus? Was hast du nun vor?«
Linhard von Hohenfelde
»Ich glaube dafür sind wir Äonen von Jahren zu alt... sogar ich«, schmunzelte Lin. »Zudem hat niemand behauptet, dass Dir etwas angetan worden wäre. Schau mal, anstatt Brandur Frieden anzubieten, hättest Du ihm sein Erbe aushändigen können. Hast Du aber nicht. Stattdessen hast Du es Anwolf gegeben, obwohl Du wusstest wem es gehört. Dass das zu Ärger führt war klar. Und Anwolf mit der Scheiße alleine zu lassen, war echt eine Glanzleistung. Der war durch den Wind ohne Ende. Und da lügt Brandur garantiert nicht, wenn er Dir sagt wie sehr. Oder Dave, sicher hast Du einen Bruder und eine Frau gehabt. Aber auch Deine Frau hatte zwei Söhne und wollte einen davon nicht ermordet sehen. Und Dein Bruder hatte zwei Neffen. Er hat es verstanden, er hat es Dir damals in der Küche erklärt. Du wolltest es einfach nicht verstehen. Vielleicht war Dein Grundgedanke gut, aber Du bist zu blöde zu begreifen, was Du anrichtest in Deiner permanten Dauerwut«, erklärte Lin.
Ansgar de Chouinard
»Schön zu hören, dann sollte ich mich vielleicht auch um die Familie kümmern? Was meint Ihr?«, fragte Ansgar freundlich.
Chirag de Dupont
»Archibald geht es gut und er ist zu seinen Freunden zuvorkommend wie eh und je«, erklärte Chirag freundlich. »Jesper massiert ihm den Rücken, Kasimir bringt ihn zu Bett und hilft ihm, wenn er krank ist und Archibald beglückt uns alle mit seinem einnehmenden Wesen und seiner charmanten Art. Wir alle sind froh, ihn zu haben.«
Aimeric de la Cantillion
»Vielleicht wäre es angebracht, tatsächlich absolut getrennter Wege zu gehen. Ausgesöhnt und für immer getrennt. Damit es tatsächlich Frieden gibt?«, schlug Aimeric vor.
Brandur von Hohenfelde
»Nein, das glaube ich nicht, dass er davon spricht. Was meinst du damit, Ansgar?«, fragte er lauernd.
Ansgar de Chouinard
»Wer wovon spricht? Wiederhole die Frage bitte, ich komme durcheinander, wenn drei auf mich zeitgleich einquatschen, vor allem bei ständiger Erwähnung von diesem Arschibald. Ja Archibald ist die Glucke der Nation, ich war so froh ihn zu haben. Er ist so kuschlig wie eine Rolle Stacheldraht«, antwortete Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
»Ich sagte: Wir werden uns nicht länger gegenseitig das Leben schwer machen, sondern uns mit vereinter Macht um andere Dinge kümmern. Wie sieht es mir dir aus? Was hast du nun vor?«
Dunwin von Hohenfelde
»Für diese Namensentstellung wärst Du sowas von tot, wobei vermutlich würdest Du Dir wünschen tot zu sein, Eier halb abgebissen oder sowas«, lachte Dunwin.
Brandur von Hohenfelde
»Ruhe jetzt!«, schnauzte er Dunwin und Chirag an.
Ansgar de Chouinard
Ansgar schaute Brandur an und dachte einen Moment lang nach. »Ist das eine ernst gemeinte Frage, oder Hohn?«, hakte Ansgar verwirrt nach.
Linhard von Hohenfelde
Lin schloss sofort den Mund wieder und verkniff sich jeden Kommentar, ebenso Aimeric.
Brandur von Hohenfelde
»Erstens: Dunwin und Chirag, ihr haltet fortan euer Maul! Mir wird schlecht, wenn ich euch reden höre! Wir sind nicht hier, um Ansgar zu beschimpfen. Wir sind hier, weil ich wissen will, wie es nun weitergehen soll! Ja, die Frage ist ernst gemeint! Ich reise keine tausend Meilen, um dich zu verhöhnen! Dafür hätte auch ein Brief gereicht oder der Kopf des Boten in einem Paket!«
Dunwin von Hohenfelde
»Mein Kommentar tut mir leid, ich weiß was er getan hat. Verzeiht bitte. Wir sind hier um die Sache zu klären. Ob sie bereinigt werden muss wird sich zeigen... Du verstehst Ansgar?... Brandur kann Dir bestätigen... dass ich Deinen Tod nicht wünsche... aber Du treibst einen mit Deiner Weißglut... nun manchmal zur Weißglut... Dennoch entschuldigt meine ausfallende Art... alte Gewohnheiten sitzen manchmal tief... zu tief... Ich wollte dir nicht in den Rücken fallen... Bruder...«, entschuldigt sich Dun.
Chirag de Dupont
Chirag betrachtete den Geist verwirrt. Er verstand die Welt nicht mehr. Was war denn mit dem los? Archibald hatte derartiges angedeutet ... nun war Chirag klar, was er damit wirklich gemeint hatte. Dieser Dunwin war ein anderer als früher und das nicht nur optisch.
Ansgar de Chouinard
»Nun wenn das was Du sagst der Wahrheit entspricht, herzlichen Glückwunsch. Es wird sich zeigen wie lange Euer Frieden hält. Einige Wochen vermutlich und das meine ich auch nicht als Hohn, sondern als ehrliche Einschätzung. Irgendwann fragt sich der erste wie weit er gehen kann und Du wirst es ausbaden oder eindämmen müssen. Was ich vorhabe? Ich möchte hier wohnen, eine Familie gründen und meinen Sohn herholen«, antwortete Ansgar ehrlich.
Brandur von Hohenfelde
»Und das ist alles? Keine Pläne für die Familie, die du verließest?«
Ansgar de Chouinard
»Einige Pläne, aber ob davon einer umgesetzt wird, wird sich zeigen. Ob ich es noch möchte, oder kann, oder die Traute dazu habe... das wird sich zeigen«, antwortete Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
»Wenn wir das so im Raum stehen lassen, hätten wir nicht herzukommen brauchen. Ansgar, ich werde dir nun meinen Plan sagen. Ich kam her, um deinen Tod zu planen. Warum? Damit du nicht mehr jenen von meinem Sohn planen kannst! Und ich weiß, dass du das tust! Trau dich, und gib es zu!«
Ansgar de Chouinard
Ansgar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Um den geht´s mir schon gar nicht mehr. Lass gut sein. Du hast mein Wort, ich werde Linhard nicht töten oder töten lassen. Er soll leben, behalt ihn von mir aus. Das war nur die erste Wut. Glaub es oder nicht, auch ich habe ihn vor langer Zeit mal geliebt. Aber naja... gleichgültig. Ich habe nicht mehr vor ihn zu töten«, gestand Ans.
Brandur von Hohenfelde
»Ich glaube dir kein Wort. Oder du spielst womöglich wieder einmal mit den Formulierungen. Wenn es Linhard nicht ist, dann sind andere dein Ziel. Wen willst du töten, Ansgar? Ich will, dass das Morden in den eigenen Reihen ein Ende findet! Wir müssen einen anderen Weg finden! Zu viel unseres guten Blutes wurde schon durch die eigenen Leute vergossen.«
Ansgar de Chouinard
»Das ist doch klar wen, Fingard und Dave. Linhard ist nur ein dummer Junge der Dir nachläuft. Geschenkt. Du warst von der ersten Stunde meines Lebens an mein Feind, weder hast Du mir damals beigestanden gegen Dun und Archibald, noch hast Du mir auf der Hochzeit zugehört. Geschenkt. Verraten haben mich zwei, Fingard und Dave und die beiden werde ich töten«, antwortete Ansgar ehrlich.
Chirag de Dupont
Chirag starrte Brandur genau so entgeistert an, wie zuvor Dunwin. Er wünschte sich irgendein Mitglied des Stabes herbei. Er hatte gerade das Gefühl, dass alle überschnappten. Obwohl er auf der anderen Seite des Tisches saß und der Feind war, schien Ansgar der einzige Normale zu sein.
Linhard von Hohenfelde
Linhard starrte Ansgar an wie vom Donner gerührt. »Bist Du verrückt?«, fragte Lin tonlos.
Brandur von Hohenfelde
»So was habe ich mir schon gedacht. Danke für die ehrliche Antwort. Aber Dave ist nicht dein Feind. Und Fingard auch nicht. Das einzige, was die beiden verbrochen haben, ist, dass sie deinen Krieg nicht führen wollten.«
Ansgar de Chouinard
»Wie nennst Du es denn dann, wenn Deine Frau nicht mal fragt, ob sie den Sohn warnen soll? Und sich dann verdrückt? Oh und nebenbei, ich habe mich nicht verdrückt um Wolfi allein zu lassen. Sondern damit er nicht mit mir gefangen wird. Mitgefangen, mitgehangen. Er sollte nicht für mich hängen. Er ist loyal, er hätte mich beschützt hättest Du mich angegriffen und dafür wäre er gestorben? Dann soll er lieber unglücklich bei Dave leben. Das war mein Gedanke«, erklärte Ans.
Brandur von Hohenfelde
»Ich wiederhole: Sie haben deinen Krieg nicht geführt, das ist alles. Keiner von beiden hat je gegen dich agiert!«
Ansgar de Chouinard
»Gut, dann erkläre mir warum weder Fin noch Dave einfach vorher bescheid gesagt haben? Das hätten sie doch tun können«, antwortete Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
»Vielleicht, weil sie deine heftigen Reaktionen fürchteten.«
Ansgar de Chouinard
»Möglich, ich war wütend und bin es immer noch«, gestand Ansgar.
Linhard von Hohenfelde
»Nun dann könnte man sich ja aussöhnen oder nicht? Es muss nicht immer so bleiben wie es war. Und Du könntest Deine bissigen Freundlichkeiten in Briefform auch unterlassen«, sagte Lin.
Brandur von Hohenfelde
»Wir alle sind wütend, jeder aus einem anderen Grund. Wie soll es nun weitergehen? Siehst du keine Alternative? Wie wäre es mit Aimerics Vorschlag - uns gegenseitig für den Rest aller Zeiten zu ignorieren? Oder noch eine Idee - wie wäre es mit einem altmodischen Duell - zwischen uns beiden? Degen gegen Degen.«
Chirag de Dupont
»Das kann ich nicht zulassen, dafür ist der Schwertmeister suständig!«
Ansgar de Chouinard
»Nein ich bin gegen ein Degenduell, da könnte ich verletzt werden und verlieren. Ich agiere lieber aus dem Hinterhalt«, lachte Ansgar. »Ein magisches Duell, wer tot ist hat verloren«.
Brandur von Hohenfelde
»Und danach ist Ruhe? Keine Racheaktionen der Hinterbliebenen mehr?«
Ansgar de Chouinard
»Das war ein Witz! Meine Güte! Natürlich nicht, ich habe keine Lust ins Gras zu beißen, da hätte ich mir das Asyl hier sparen können oder? Zudem werde ich Anna nicht alleine lassen. Das geht nicht. Nicht mehr«, antwortete Ansgar. »Mach einen anderen Vorschlag«, fügte er an.
Brandur von Hohenfelde
»Zu schade. Wirklich. Ich hätte ein Duell sehr begrüßt, wenn wir damit diese lästige Fehde hätten beilegen können.«
Ansgar de Chouinard
»Wir könnten sie auch so beilegen. Du händigst mir Wolfi, Fin und Dave aus und ich schwöre Dir bei allem was mir heilig ist, absolut Frieden zu halten. Ich gehe weder Dich noch einen der Deinen an. Abgemacht?«, fragte Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
»Ich weiß nicht, wo Fingard sich befindet und Dave werde ich dir nicht aushändigen«, erwiderte Brandur. »Mach einen realistischen Vorschlag.«
Ansgar de Chouinard
»Der Vorschlag war realistisch! Nein war er nicht, er war ein Nachtreten. Händige mir Wolfi aus, dann sind wir quitt. Dann gehen wir getrennter Wege«, antwortete Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
»Anwolf hängt sehr an dir. Er liebt dich. Du würdest ihm nichts tun? Er soll nur bei dir in Frieden leben?«
Chirag de Dupont
»Ich fände ein Duell ebenfalls sinnvoller. Es bietet weniger Raum für Betrügereien.«
Ansgar de Chouinard
Ansgar starrte Brandur giftig an. »Wolfi etwas antun? Wolfi? Dem Einzigen der mir immer zur Seite stand, der loyal war und mich liebt soll ich etwas antun? Du hast keine Ahnung davon was er mir bedeutet. Du schnallst nicht was ich vorhin sagte. Du hättest mich in Naridien stellen und töten können. Aber nicht ihn, darum bin ich gegangen. Ich hatte sogar in Erwägung gezogen es selbst zu Ende zu bringen, aber das wäre feige und wozu sollte ich Euch die Arbeit abnehmen hm? Nein Wolfi ist die einzige Person an der mir was liegt. War die einzige Person, mittlerweile hat es sich geändert und folglich werde ich mich auch nicht für Deinen Seelenfrieden umbringen oder umbringen lassen«, antwortete Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
»Was geschieht, wenn Anwolf nicht zustimmt? Wenn er sich dafür entscheidet, bei seinem Mentor Dave zu bleiben und bei seiner Freundin Marcella und deren Familie?«
Ansgar de Chouinard
»Er gehört zu mir, ich wollte ihn nachholen. Aber wenn es sein Wunsch ist, dann soll er bleiben wo er ist«, murmelte Ansgar kleinlaut.
Brandur von Hohenfelde
Nun war es an Brandur, verstört die Augenbrauen zu verziehen. »Und das war es dann? Es fällt mir schwer, diesen Sinneswandel zu glauben.«
Ansgar de Chouinard
»Dann lass es doch einfach. Du vergisst was ich vorher getan habe nicht wahr? Aber das scheinen alle zu vergessen. Nun da Ihr so eine starke Gemeinschaft seid, könnt Ihr es drauf ankommen lassen, oder eben nicht. Mir ist es gleich. Du hast sicher selbst oft genug etwas in Wut entschieden und danach bereut. Falls nicht, kann ich es Dir nicht erklären. Ich habe etwas angeboten, Du glaubst es nicht. Gut. Dann werde ich Wolfi auf meine Art zu mir holen, ohne ihn zu fragen«, warf Ansgar ein.
Brandur von Hohenfelde
Der alte Nekromant kam an das Ende seiner Kräfte. » Du kannst ein Duell nicht einfach ablehnen!«, versuchte er es noch einmal.
Linhard von Hohenfelde
Lin rieb sich den Schädel. »Bitte! Nicht wieder das. Ehrlich Deine Entscheidungen sind wie Tanzen oder Wiegeschritt. Zwei Schritt vor, einen zurück und das im Wechsel. Ansgar... Brandur hat nachgefragt, weil Du Deine Meinung permanent änderst. Antworte doch einmal ohne Wut im Hinterkopf. Antworte einmal so, was Du Dir wünscht. Wir wünschen uns Frieden. Mama und Onkel Dave ebenso. Und Wolfi kannst Du nicht entführen. Auch wenn er Dein Sohn ist, er ist 16 Jahre, er ist mein Bruder und wenn Du vorher so an ihn dachtest, dann mach das jetzt bitte auch«, sagte Lin.
Chirag de Dupont
»Ein Duell wäre sehr weise«, bestätigte er Brandurs Meinung. »Ich werde für Brandur fechten, da Archibald nicht zugegen ist.«
Brandur von Hohenfelde
»Ich fechte selbst«, schnauzte der alte Mann.
Ansgar de Chouinard
»Doch kann ich, ich erscheine einfach nicht. Frei nach dem Motto, stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin. Aber Lin hat Recht. Gut. Wut beiseite geschoben. Also hör zu, frag Wolfi einfach. Sollte er herkommen wollen, wäre ich sehr froh. Möchte er nicht, ist er alt genug bei Dave zu bleiben. Und verdammt ja Du hast Recht, weder Dave noch Fin haben mir je etwas getan. Trotzdem war ich enttäuscht und wütend. Sehr wütend. Du hast keine Vorstellung davon wie es ist eine Person zu verlieren, die Dir alles bedeutet in Ordnung? Sie war meine Frau, meine Geliebte und mein bester Freund. Und Dave? Habe ich ihn nicht immer beschützt? Man ich habe von beiden nichts verlangt außer ein Wort! Eine einzige Info! Halten mich alle für so dämlich, dass ich nicht weiß, dass eine Mutter alle ihre Kinder liebt? Oder dass Dave ebenso Lin liebt? Das weiß ich. Anders wäre es auch ziemlich krank. Aber es ging nicht um das ob Brandur, sondern um das wie. Genauso auf der Hochzeit. Um mehr ging es mir nicht, aber für Euch war ich immer gleich das Arschloch, gleichgültig was ich tat. Hundert mal die Hand gereicht und geholfen ist nichts wert, wenn man sich einmal im Ton vergreift. Damit meine ich nicht alleine Dich, ebenso Fin und Dave. Das ist das was mich ankotzt. Und ja, mein Angebot war ehrlich gemeint. Wenn Du auf einem Duell bestehst, von mir aus. Dann bestimme ich Ort und Zeit«, gab Ansgar zurück.
Brandur von Hohenfelde
Jetzt wurde Brandur wütend. »ICH habe keine Vorstellung davon, wie es ist, geliebte Menschen zu verlieren?!« Er erhob sich. »Das sagst du MIR ins Gesicht?!«
Ansgar de Chouinard
»Ja das sage ich Dir ins Gesicht, da Du es mir permanent ebenso unwahr unterstellst!«, zischte Ansgar und stand ebenfalls auf.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric starrte die beiden an. »Setzen Sie sich sofort wieder hin! Sie waren auf dem Weg sich auszusöhnen! Geht das nicht ohne Drohungen und dergleichen? Was sollen die Beleidigungen? Wir einer der Peronen dadurch wieder lebendig? Sie beide beschmutzen mit so einem Gerede das Andenken der Toten. Und eine Frau davon war meine Tante! Das möchte ich anmerken!«, sagte Aimeric streng.
Brandur von Hohenfelde
»Halt mich zurück, Lin«, zischte Brandur und griff selber nach Linhards Arm. Er setzte sich und schloss die Augen. Er atmete langsam durch.
Linhard von Hohenfelde
Linhard hielt Brandur fest und legte einen Arm um seine Schulter. Dunwin tat es ihm gleich und musterte streng Ansgar.
Brandur von Hohenfelde
Brandur öffnete die Augen wieder. »Nenn mir Zeit und Ort, Ansgar.«
Ansgar de Chouinard
Ansgar schüttelte den Kopf. »Das wollte ich nicht, ich nehme es zurück«, sagte er leise.
Dunwin von Hohenfelde
»Beruhigt Euch beide, versucht es zumindest. Brandur, denk Dir einfach Du redest gerade mit Kunwolf, der einen Bock vor sich herschiebt. Oder mit Veyd der Dir einen Vertrag aufschwatzen möchte. Und Du Ansgar, denke Dir gerade - Du redest mit Deinem älteren Onkel, dem Du zwar nichts schuldest, aber gegen Höflichkeit spricht nichts. Er kam her um etwas friedlich zu klären, weil ich ihn darum bat. Du bist auch mein Sohn und ich will Dich nciht tot sehen. Ich weiß spät erkannt, aber wie heißt es? Besser spät als nie. Ich war genauso wütend und verblendet, nur auf andere. Also höre ihm jetzt zu oder es gibt keine andere Lösung, hast Du das verstanden?«, fragte Dunwin.
Brandur von Hohenfelde
»Es gibt keinen unblutigen Weg, Ansgar hast Recht! Reden bringt nichts. Wir können nicht aus unserer Haut, es ist wie ich es sagte, wir beide müssen noch sterben, damit Ruhe einkehrt! Wir sind zu viel, Relikte! Es ist längst überfällig! Ich fordere dich zum Duell, Ansgar Durand de Choinard und ich dulde keine Verweigerung! Ich werde dir vertraglich zusichern, dass unabhängig des Ausgangs damit alle Schuld beglichen ist!«
Ansgar de Chouinard
»Mein Kommentar war von gerade tut mir leid, ich wollte Dich nicht damit kränken. Sondern ich habe geplappert ohne nachzudenken. Ich wollte niemanden angreifen, sondern erklären was sie einst bedeutete. Nungut, duellieren wir uns einverstanden. Ich möchte dass vorher vermerkt wird, dass mein Erbe Anwolf von Hohenfelde ist und mein Titel im Fall meines Ablebens auf ihn übergeht, sowie mein sämtlicher Besitz«, erklärte Ansgar.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric schaute beide an als wären sie akut schwachsinnig, schrieb aber das Gesagte auf.
Linhard von Hohenfelde
Linhard musterte Brandur. »Bist Du sicher dass Du das tun möchtest? Ich möchte Dich nicht verlieren«, flüsterte Lin.
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin schüttelte einfach nur mit dem Kopf. »Warum entleibt Ihr Euch nicht einfach synchron?«, schlug er vor. »Ach und Moment bitte! Könnte ich vorher meinen alten Körper als Ghul beziehen? Ich meine er wurde mir versprochen. Falls Ihr sterbt, werde ich meine Hülle nie wieder sehen und davon geweht werden. Ich wollte wenigstens noch einmal in meinem Körper weilen«, warf Dunwin ein.
Brandur von Hohenfelde
»Du hast keine Ahnung, Ansgar, wie sehr du mit deinen verletzenden Worten ins Schwarze getroffen hast - mitten in mein schwarzes Herz! Doch das ist nun vorbei. Die Ära des schwarzen Weges neigt sich dem Ende. Mit uns wird er enden! Mach dir keine Gedanken, Linhard, ich werde zuvor allen erforderlichen Papierkram klären inklusive meiner Bestattung. Und du wirst leben. So wie auch Anwolf leben wird. Zeit und Ort, Ansgar. Ich werde dir deinen Wunsch zuvor noch erfüllen, Dunwin.«
Ansgar de Chouinard
»Heute Nacht, Mitternacht, hier im Hof«, schlug Ansgar vor.
Brandur von Hohenfelde
»Schaffen wir das, Dunwin?«
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin zog fragend eine Augenbraue hoch. »Ich möchte vorher mit Chirag allein unter vier Augen sprechen, er soll Archibald etwas von mir ausrichten. Nein das schaffen wir nicht, drum soll Chirag Archibald etwas ausrichten!«, erklärte Dun missmutig.
Ansgar de Chouinard
Ansgar schmunzelte zurfrieden.
Linhard von Hohenfelde
»Du kannst es nicht lassen oder? Falls Du je wiedergeboren wirst Ansgar, dann als Igel, bei all den Spitzen«, murrte Lin.
Chirag de Dupont
Chirag erhob sich und blickte fragend in Aimerics Richtung. »Darf ich mich auf ein Wort mit Dunwin in den Nebenraum begeben?«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric nickte. »Selbstverständlich, es ist ein wichtiges Gespräch. Da Ihr Freund ebenfalls gehen wird, falls Brandur von Hohenfelde geht«, erklärte Aimeric.
Chirag de Dupont
»Danke.« Er verneigte sich und ging nach nebenan.
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin schwebte einfach durch die Wand in den Nebenraum. »Bist Du bereit?«, fragte Dunwin.
Chirag de Dupont
»Wofür?«
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin rollte mit den astralen Augen. »Um mir zuzuhören, Du musst doch die Botschaft an Archi weitergeben, falls ich verschwinde Chirag, so pass doch auf!«, stöhnte Dun nervös.
Chirag de Dupont
»Selbstverständlich, aber auch ich werde womöglich nicht mehr lange unter den Lebenden weilen, wie du weißt.«
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin nickte geknickt. »Ja da liegt das Problem, Brandur ist zu kurzsichtig. Er duelliert sich. Verliert er, wird er die Welt verlassen, ich und Du ebenfalls. Weil niemand mehr für Dich spricht. Und wofür? Ansgar schiebt nur einen Bock und wollte sich aussöhnen. Er meinte es ernst, ich kenne ihn. Und Du wundere Dich nicht über mein Verhalten. Wie ich einst Archibald erklärte und auch Brandur, vieles was wir meinen selbst zu entscheiden hängt mit dem Körper zusammen. Vor allem den Gelüsten. Hast Du keinen Körper mehr, reagierst Du als reine Seele. Ich hatte gehofft, Ansgar und Brandur zu retten, aber wir werden beide verlieren. Und uns«, gestand Dunwin.
Chirag de Dupont
»Können wir ihn nicht überzeugen, dass ich mich an seiner Stelle mit Ansgar duelliere? das ist schließlich meine Aufgabe im Dienste der von Hohenfeldes. Du und er, ihr würdet weiter existieren. Und Lin`ard würde seinen Vater be`alten. Wenn Brandur das Duell antritt, ist klar, wie es ausgeht. Er `at keine Chance.«
Dunwin von Hohenfelde
»Nun ich dachte sie wollen sich magisch duellieren. Du beherrscht keine Magie oder? Ansonsten höre mir jetzt erstmal zu. Also Du richtest Archibald folgendes aus. Die Bande der Liebe und der Freundschaft werden mit dem Tod nicht durchschnitten. Brandur hat verloren, ich bin gegangen. Sage ihm er soll sofort, direkt nach der Information Wolfi töten. Ohne wenn und aber. Danach tötet er Ansgar. Gleichgültig wie er das anstellt. Sag ihm dass, das ist ein direkter und letzter Befehl. So nicht. Sag ihm er soll Linhard dienen, wie er mir diente. Sag ihm er soll ihn behüten, er soll ihn beschützen, er soll auf ihn Acht geben, als wäre es sein Bruder, als wäre Lin... ich. Sage ihm dass ich ihn liebte, als Bruder, als Freund, als Mentor und auch als Dummkopf. Sage ihm das...«, bat Dunwin.
Chirag de Dupont
Chirag verneigte sich vor dem Geist. »Ich werde es ihm ausrichten.«
Dunwin von Hohenfelde
»Dich habe ich ebenso geliebt... wie jeden von Euch... Ohminas Haere Chirag, Treue über den Tod hinaus. Ich warte auf der anderen Seite auf Dich... Bruder«, flüsterte Dunwin.
Chirag de Dupont
Chirag kniff die Augen einen Moment fest zusammen. Er griff in die Hand des Geistes hinein. »Du bist mir ein Freund gewesen, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann. Darum blieb ich all die Jahre und kämpfte an deiner Seite. Mein eigener Tod schreckt mich nicht. Ich `abe keine Angst su gehn. Wir sehn uns wieder, so oder so.«
Dunwin von Hohenfelde
»Das werden wir, es gibt keinen Grund Angst zu haben... Chirag... keinen.... Es ist anders als in jeder Vorstellung... aber es gibt keinen Grund zur Angst... Richte ihm den Befehl genau so aus, wortwörtlich. Der Spruch ist wichtig. Und sieh zu, dass Du hier nach Brandurs Ableben sofort weg kommst. Bringe Dich und Lin in Sicherheit. Der Drache steht Euch nicht mehr zur Verfügung, stehlt hier Pferde!«, warnte Dun.
Chirag de Dupont
Der ehemalige Chevalier war sich der immensen Herausforderung bewusst. »Es wird sehr schwierig, aber ich werde mein Bestes geben. Notfalls muss Lin`ard allein fliehen. Ich werde ihm deinen Befehl zur Sicherheit wörtlich beibringen. Er `at `ier nichts verbrochen. Die Souvagner werden ihn gehen lassen. Und um Ansgar kümmere ich mich, bis er weit genug fort ist. Leider be`errsche ich keine Magie und `abe nur noch einen Arm, aber dafür wird es noch reichen.«
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin nickte zustimmend. »Er kann mit einem Stab kämpfen, aber nicht mit einer Stichwaffe. Ausnahme einem Dolch. Aber ein Degen gegen einen Dolch, der Gewinner steht fest«, grinste Dunwin. »Nun wenn Du ihn tötest, hat sich Arch eine Reise gespart«, gab Dun zu bedenken.
Chirag de Dupont
»Aber ich `abe meinen Degen abgenommen bekommen ... das ist nicht gut. Ich werde mir den von Lin`ard borgen.«
Dunwin von Hohenfelde
»Ja Linhard hat seinen Degen dabei und die Waffe von Brandur, das Stilett. Er soll Dir den Degen aushändigen. Sage ihm das. Und sage ihm wenn Brandur fällt, dass Archibald sein Mentor ist. Gleichgültig was andere sagten. Ich denke mein Bruder hatte da so... seine Bedenken. Arch wird ihn beschützen... wenn er eines kann... dann dass... er wird gut auf ihn aufpassen«, sagte Dunwin traurig.
Chirag de Dupont
»Ich werde alles zu deiner Zufrieden`eit umsetzen, was ich umsetzen kann. Ich schwöre es dir, Dunwin. Tot oder nicht, du bist der Kommandant des Stabes und ich vertraue deinen Entscheidungen.«
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin drückte Chirag. »Und ich vertraue auf Euch Chirag, auf jeden Einzelnen. Ich hoffe dass Du es schaffst mit Lin. Und ich hoffe, dass die anderen ihn als Oberhaupt akzeptieren werden. Arch soll es zur Not durchdrücken. Er weiß wie sowas läuft, haltet Euch an ihn, er ist nicht grundlos der erste Mann. Und seht zu, dass Ihr wieder 12 werdet. Komm«, sagte Dunwin und schwebe zurück durch die Wand und gesellte sich zu seinem Bruder. »Alles geklärt«, teilte er Brandur freundlich mit. Dunwin hatte mehr geklärt, als er eigentlich geklärt haben wollte. Er verspürte einen Stich bezogen auf Anwolf, aber er durfte jetzt nicht weich werden.
Chirag de Dupont
Chirag setzte sich wieder auf seinen Platz neben Linhard. Er spürte noch immer Dunwins eisige Umarmung. »Wir haben alles besprochen, was es noch zu sagen gab.«
Brandur von Hohenfelde
Brandur nickte. »Dann ist auch hier alles geklärt. Möchtest du noch etwas sagen, Ansgar?«
Ansgar de Chouinard
»Nein, es gibt nichts mehr zu sagen. Ich habe noch einen Brief zu schreiben, diesmal einen freundlichen. Bis Mitternacht«, sagte Ansgar und verließ die Amtsstube.
Davard von Hohenfelde
Linhard schaute ihm hinterher und musterte dann Brandur.
Dunwin von Hohenfelde
»Sicher das Du das willst... Bruder?«, fragte Dunwin. Der Geist kratzte sich am Kopf. »Chirag ich muss gleich nochmal mit Dir reden, herje«, stöhnte Dunwin. »Eine Sekunde Brandur, wir sind gleich wieder da«, bat Dunwin.
Brandur von Hohenfelde
Der alte Nekromant stützte sich mühsam auf seinen Stock und drückte sich hoch. Er spürte Chirags besorgten und nachdenklichen Blick auf sich ruhen. Auch Dunwin sah wenig begeistert aus. »Es ist nicht die Frage, was ich will, sondern was ich muss.«
Aimeric de la Cantillion
Aimeric deutete auf die Wand. »Bitte nur zu«, sagte er etwas verdutzt.
Chirag de Dupont
Chirag folgte dem Geist ein weiteres mal nach nebenan.
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin musterte Chirag. »Entschuldige das Hin und Her, vergiss den Tod von Wolfi... Es war... das Alte das aus mir sprach.... Der Befehl bleibt bestehen, Arch soll sich um Lin kümmern... Aber fällt Wolfi... wird sich Dave rächen und es beginnt von vorne... das Opfer von Brandur wäre umsonst gewesen... und unseres.... Lin säße auf einem toten Thron... das ist nicht dass was wir ihm hinterlassen wollten... nicht dass was wir uns erhofft hatten... Dun Haru Mar... Sollen sie später immer noch so grüßen? Sie sollen leben... er ist ein Verseuchter.... aber was Alastair nicht konnte, werde ich jetzt tun.... über meinen Schatten springen... über meinen Hass springen... lasst Wolfi leben.... Mein letzter Befehl an Arch, samt dem Schutz von Lin.... Danke Chirag«, sagte Dunwin und kehrte zu Brandur zurück. »Du musst gar nichts, Du möchtest... nämlich genauso gerne stur bleiben wie Ansgar... Bruder«, sagte Dun.
Chirag de Dupont
Sehr durcheinander kehrte auch Chirag zurück in den Raum. Er verstand Dunwin nicht und fragte sich, welcher der beiden Befehle nun der des wahren Dunwins war und welcher aus der Situation und ihrer emotionalen Belastung heraus erwuchs. Er würde ihn später noch einmal fragen, zur Sicherheit.
Brandur von Hohenfelde
»Was nützt es, wenn ich Frieden will, aber dieser Scheißkerl nicht«, brüllte Brandur den Geist an. »Es wird kein Ende finden! Nicht, so lange wir leben! Jetzt hör auf, meine letzte Zeit zu stehlen! Linhard, wir haben viel Schriftkram zu erledigen. Dunwin, du kannst dir in der Zwischenzeit mit dem Wyvern deinen Körper holen. Ich werde dich noch vor Ablauf der Zeit hineinversetzen und dann magst du als Ghul auch ohne mich weiter in der Physis bleiben und tun, was dir beliebt.«
Chirag de Dupont
»Was soll ... was darf ich tun?«, fragte Chirag Aimeric.
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin musterte Brandur ohne jeden Groll. »Ihr beide wollt das gleiche.... Ihr beide seid nur zu wütend, zu verletzt und zu stolz.... Bruder. Denke darüber nach... Bis Mitternacht ist ausreichend Zeit... Was mir beliebt wird nicht mehr stattfinden... wir wollten Lin auf den Thron vorbereiten... unseren Thron... nun am besten klärst Du ihn schnellstens auf... während Du schreibst... », erklärte Dunwin.
Brandur von Hohenfelde
»Aufklären? Was meinst du?«, fragte Brandur verunsichert.
Aimeric de la Cantillion
Aimeric war mit der Situation genauso überfordert wie Chirag. »Am besten bleiben Sie im Haus und schreiben mit mir gemeinsam ihre Fürbitte an den Duc. Ich glaube die Herrschaften haben ganz andere Probleme. Versuchen wir es«, sagte Aimeric freundlich.
Chirag de Dupont
»Ich würde gern bei Brandur bleiben, wenn es mir gestattet ist. Meine Fürbitte hat Zeit ... Brandur hat keine. Wäre dies im Rahmen des Möglichen, Comte?«
Dunwin von Hohenfelde
»Nun die Familie, wie sie tickt, was wer denkt, warum wer wie denkt. Vor wem er sich in Acht zu nehmen hat und warum.... all die Dinge die wir ihm beibringen wollten.... damit er auf eigenen Füßen steht... wirst Du ihm jetzt bis Mitternacht beibringen... Bruder... Da weder Du noch Ansgar über Euren Schatten springen könnt... ich bin es gerade.... den ich gab vorab den Befehl... nun ich gab den Befehl nach unserem Tod Anwolf zu töten... aus Wut... aus Hasss.... aber ich nahm ihn zurück.... für Dich... für Dein Werk... für Deinen Traum.... Es reicht, wenn Du ihn alleine beerdigst... dazu benötigst Du nicht noch mich oder meine Torheiten.... ich bin nicht besser als Du... aber ich folge nicht mehr dem alten Weg... Chirag Du kennst Deine Order, sobald wir weg sind... Danke«, sagte Dunwin und schwebte davon.
Aimeric de la Cantillion
»Ja das geht in Ordnung, aber bitte wartet das Duell ab, falls es denn stattfindet. Keine gegenseitigen Besuche vorab«, erklärte Aimeric.
Brandur von Hohenfelde
»Nichts hast du verstanden, Dunwin«, brüllte Brandur dem entschwebenden Geist hinterher. »Gar nichts!« In seiner Wut knüllte er ein herumliegendes Papier zusammen und warf es Dunwin hinterher. Es flog einfach durch ihn hindurch und landete mit einem leisen Geräusch auf dem Boden. »Habt Ihr Schreibutensilien für mich, Aimeric? Sonst muss ich alles aus dem Wyvern holen. Ich bezahle sie selbstredend.«
Chirag de Dupont
»Meint Ihr, ich darf Brandur nicht vorab besuchen oder Brandur nicht Ansgar?«
Aimeric de la Cantillion
»Natürlich haben wir die, bedient Euch einfach. Aber wollt Ihr nicht in Ruhe nachdenken, bevor Ihr etwas verfasst? Etwas herunterkühlen?«, fragte der junge Mann. Aimeric wandte sich an Chirag. »Jeder bleibt wo er ist, damit nicht zufällig einer der Duellanten plötzlich tot ist«, erklärte dieser.
Brandur von Hohenfelde
»Nein, wir haben nur noch wenige Stunden. Ich kann auch im aufgebrachten Zustand klar denken. Darum war ich ja auch der Kopf und Dunwin das Schwert! Und Kunwolf war das Herz. Danke, Comte Aimeric. Linhard, setz dich zu mir, wir haben keine Zeit zu verlieren. Chirag, setzen Sie sich auf meine andere Seite, wenn sie es wünschen und leisten Sie uns Gesellschaft.«
Dunwin von Hohenfelde
Dunwin versuchte das Papier aufzuheben, aber es gelang ihm nicht. Er drehte sich zu seinem Bruder um. »Doch ich habe sehr gut verstanden, wie tief verletzt Du bist.... das sind wir alle... seelisch und körperlich... falls Du gewinnst.... tust Du mir einen Gefallen?... schau Dir Ansgars Körper einmal an... Lin ebenso.... das wäre eine gute Lehrstunde.... nun denn ich muss überlegen ob ich meinen Körper noch einmal sehen möchte... kurzum mein altes ich....«, dachte Dunwin nach.
Linhard von Hohenfelde
Linhard setzte sich neben seinen Vater und wartete ab. »Was soll ich tun?«, fragte er und guckte was Dunwin da trieb.
Brandur von Hohenfelde
Brandur drehte sich auf seinem Stuhl um. »Hör auf mit deiner Gefühlsduselei! Ich habe jetzt weder Zeit noch Nerv für Sentimentalitäten, Dunwin. Ja, ich kann dir den Gefallen tun und jetzt lenke mich nicht weiter ab.« Er drehte sich wieder nach vorn zum Schreibtisch und begann eine Liste zu fertigen, was er nun alles noch klären musste.
Linhard von Hohenfelde
Linhard drückte die Schulter von Brandur. »Ganz ruhig, nun streitet Ihr Euch nicht noch. Was genau müssen wir noch tun?«, hakte Lin nach.
Brandur von Hohenfelde
»Ich werde ruhig sein, sobald der Schriftkram erledigt ist und ich dich instruiert habe. Zunächst muss ich aufschreiben, wo mein Testament zu finden ist, welches ich in weiser Voraussicht längst geschrieben habe. Ich wusste ja seit jeher, dass jeder Tag mein letzter sein könnte und nun ist der Fall eingetroffen. Denk daran, mich zusammen mit meinen Puppen zu verbrennen, außer mit der speziellen. Die Asche soll hernach zu meiner Frau, meiner Geliebten und meinen Kindern in die Familiengruft. Aber auch das steht alles bereits im Testament.« Brandur redete und schrieb noch sehr viel, während er jene Formalitäten klärte, die noch ergänzend verfasst werden mussten, da sie sich aus seiner neuen Position als Familienoberhaupt heraus ergaben. Erst danach würde er sich dem Gespräch mit Linhard widmen und ihn in seine große Aufgabe instruieren.